Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 15: Erklärende Worte ---------------------------- Salles hatte Jatzietas Ausführungen interessiert gelauscht und dabei immer wieder genickt. Ruputna und Landis waren nicht dabei, sondern hatten beschlossen, direkt auf die Krankenstation zu gehen, so dass die Ärztin ganz allein beim Brigadeführer war. „Hast du schon einmal von so etwas gehört?“ Er zögerte mit der Antwort. Jemand klopfte an die Tür, gleich darauf kamen Katima und Naya herein. Salles schmunzelte. „Und? Was habt ihr zu erzählen?“ Die beiden sahen Jatzieta an, aber diese winkte lächelnd ab. „Kümmert euch nicht um mich. Ich bin auch gespannt, eure Geschichte zu erfahren.“ Katima nickte. Die beiden begannen, Salles haarklein jedes Detail zu erzählen, an das sie sich noch erinnern konnten. Sowohl der Brigadeführer als auch die Ärztin lauschten interessiert. Beide zogen unabhängig voneinander die selben Schlüsse. Als die Erzählung beendet war, sahen sich Salles und Jatzieta an. „Divine Magic.“ „Was?“, fragten Katima und Naya gleichzeitig. „Jetzt wäre Zeit, zu antworten, Salles“, bemerkte Jatzieta. Er nickte. „Anscheinend ist es wohl der richtige Zeitpunkt. Katima, Naya, was ihr da gerade erlebt habt, war eine besondere Fähigkeit, die nicht jeder Shinken-Nutzer erwecken und einsetzen kann. Ich, zum Beispiel, verfügen nicht über eine solche. Ich denke, es hat etwas mit den Genen zu tun, aber ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, denn noch ist es zu wenig erforscht.“ „Und was bedeutet das?“, fragte Naya neugierig. „Unter bestimmten Umständen ist es einem Shinken-Nutzer möglich, extrem viel Mana zu sammeln und eine Technik einzusetzen, die noch stärker ist als die Divine Force. Allerdings zerrt die Divine Magic an dem Mana und dem Nutzer selbst, was sein Leben extrem verkürzen und ihn bei einem exzessivem Gebrauch sogar umbringen kann. Deswegen sollte sie nur eingesetzt werden, wenn wirklich Gefahr für Leib und Leben besteht.“ Naya runzelte ihre Stirn. „So gefährlich?“ Salles nickte. „Landis wusste das bereits“, meinte Jatzieta nachdenklich. „Ob sein Vater etwas damit zu tun hat?“ „Es ist nicht auszuschließen, dass der Eternal, der ihn rettete, beim Einsetzen einer Divine Magic, so stark verletzt wurde, dass er schließlich starb.“ Salles schob seine Brille zurück und blickte Katima und Naya an. „Jedenfalls könnt ihr euch glücklich schätzen, ihr seid nach Landis die ersten, die diese Technik erlernt haben.“ „Oh...“, sagte die Königin nur. Naya grinste einen Moment, doch als ihr etwas bewusst wurde, verzog sie ihr Gesicht wieder. „Da kann ich schon mal mehr als Sorluska und dann kann ich nicht einmal damit angeben, weil ihn so eine defensive Fähigkeit bestimmt nicht interessiert.“ Jatzieta lachte. „Dumm gelaufen. Aber probieren könntest du es ja mal.“ „Oh, gute Idee. Katima, kommst du?“ Die Angesprochene nickte lächelnd und nach einem letzten Gruß an Salles und Jatzieta gingen die beiden wieder hinaus. Für einen Moment herrschte Schweigen im Büro. Beide hingen ihren eigenen Gedanken nach, während die Uhr leise vor sich hintickte. Es war Salles nie aufgefallen, dass man das Ticken so deutlich hören konnte. Obwohl er in diesem Raum sehr viel Zeit verbrachte, schien es ihm, als könne er es das erste Mal bewusst hören. War er sonst zu sehr in seine Arbeit vertieft, um es zu bemerken? Jatzieta seufzte plötzlich, aber sie lächelte. „Neue Abenteuer für uns, hm? Nun, solange wir sie zusammen durchstehen...“ „Zusammen, hm?“ Sie nickte kichernd. „Oh ja. Immerhin sind wir Kameraden, nicht?“ Er lächelte ebenfalls. „Das stimmt. Wir werden das zusammen durchstehen.“ „So gefällst du mir schon besser. Gut, mein Lieber, dann mache ich mich mal wieder an die Arbeit.“ Mit einem süffisanten Lächeln, das für jeden anderen unwiderstehlich und aufreizend gewirkt hätte, verabschiedete sie sich von dem Brigadeführer und verließ das Büro, um auf die Krankenstation zurückzukehren. Amüsiert lächelnd schob er seine Brille zurück und machte sich ebenfalls wieder an die Arbeit. Mit Landis sah die Krankenstation schon wieder viel normaler aus. Er hatte zwar gegen Ruputnas Worte protestiert, aber sie hatte diese nicht beachtet, ihn dennoch dorthin gezerrt und auf einem Bett platziert – nur um sicherzugehen. Nun saß sie neben ihm und hielt ihn stets in ihren Armen. „Oh, Lan, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich dachte, du wärst jetzt unser Feind.“ Tröstend strich er über ihren Rücken. „Schon in Ordnung. Es ist doch alles gut. Tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe. Aber... was ist überhaupt passiert?“ Ihre Miene wandelte sich in Erstaunen. „Was? Erinnerst du dich etwa nicht mehr?“ Als er seinen Kopf schüttelte, erzählte sie ihm wieder, was in der Ruine und kurz danach geschehen war. Er hörte ihr aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Als sie schließlich fertig war, pfiff er durch die Zähne. „Klingt alles sehr seltsam. Ich erinnere mich an gar nichts. Außer unseren Kampf gegen die drei Anführerinnen.“ Ruputna legte den Kopf schräg. „Wie kann das sein?“ Er zuckte nur mit den Schultern und löste sich aus ihrer Umarmung. Sie beobachtete ihn fragend, während er seine Stiefel auszog, um auch endlich die Füße aufs Bett zu legen und sich mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt hinzusetzen. Schließlich streckte er lächelnd seine Arme aus. Vergnügt lachend stürzte sie sich in die geöffnete Arme und kuschelte sich an seine Brust. „Ach, Lan... mach sowas nie wieder, ja?“ „Nie wieder“, versprach er. „Sehr gut“, murmelte sie leise. Es dauerte nicht lange, bis Ruputna eingeschlafen war. Landis strich nach wie vor über ihren Rücken und lächelte vor sich hin. Die Tür öffnete sich und Jatzieta kam herein. Als sie das eng umschlungene Pärchen sah, grinste sie. „Na, komme ich ungelegen?“ Landis schmunzelte. „Ruputna schläft. Und, was hat die Unterhaltung mit Salles gebracht?“ „Nicht viel mehr als du uns bereits gesagt hast. Oh ja, bei Katima und Naya ist die Fähigkeit ebenfalls erwacht.“ „Ah ja?“ Jatzieta nickte und widmete ihre Aufmerksamkeit ihrem Medizinschrank. „Wie siehts mit den Medikamenten aus?“, fragte Landis. „Oh, ich habe Satsuki gebeten, mir neue Medikamente oder zumindest die nötigen Zutaten aus der Stadt zu holen. Mach dir also keine Gedanken.“ Er nickte und betrachtete wieder die schlafende Ruputna, während die Ärztin sich lächelnd an ihren Schreibtisch setzte. Subaru bewegte sich murrend durch die Gänge, durch die Satsuki ihn zog. „Komm schon, stell dich nicht so an“, tadelte sie. „Wir wollen doch nur Medizin holen gehen.“ „Warum nimmst du gerade mich mit? Warum nicht Nozomu?“ Satsuki seufzte. „Weil Nozomu nicht deprimiert ist. Du aber schon und das will ich ändern.“ „Indem du mich hier durch die Gegend zerrst?“ Seufzend blieb Satsuki stehen und ließ ihn los. „Hör mal, seit gestern bist du dauernd nur deprimiert. Das kenne ich gar nicht von dir. Nicht einmal nach der Sache mit Shou warst du so drauf.“ Subaru senkte betrübt den Blick. Sie sah ihn besorgt an. „Weißt du, es nicht gut, dass du dich so hängen lässt. Vor allem nicht wegen einem Mädchen, das du kaum kennst. Erst mal solltest du wieder positiv denken und dann solltest du, wenn sie dir wirklich so viel bedeutet, versuchen, um sie zu kämpfen.“ „Aber...“ „Es ist nicht immer so einfach, wie man es gerne hätte. Aber wenn dir jemand was bedeutet, dann kann dieser Jemand von dir erwarten, dass du auch kämpfst. Weißt du, manche Frauen sagen einfach mal Nein. Manchmal nur um zu sehen, ob sie dir etwas wert sind. Immerhin mag sie dich, sonst hätte sie nicht die Zeit mit dir verbracht.“ Verwirrt sah Subaru sie an. „Das klingt... kompliziert. Ich weiß nicht, ob ich das verstehe...“ Sie winkte ab. „Das kommt davon, weil ihr Männer zu wenig denkt. Frauen dagegen sind wesentlich durchdachter und haben komplexere Gedankengänge.“ „Ich finde Frauen eher verwirrender... Woher soll ein Mann so etwas überhaupt wissen? Und wissen Frauen das auch selbst?“ Satsuki nickte bestimmt. „Das ist eine ungeschriebene Frauenregel.“ Subaru sah sie zweifelnd an, mit dem vergeblichen Versuch, herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagte oder sich nur einen Spaß daraus machte, ihn zu ärgern und zu verwirren. Allerdings war ihr Gesicht völlig ernst, auch ihre Augen zeigten kein Anzeichen von Humor. Er seufzte resignierend. „Glaubst du, du kannst mir beibringen, wie ich Frauen besser verstehen kann?“ Sie strahlte. „Aber natürlich, Subaru. Mit dem größten Vergnügen.“ „Danke, Satsuki.“ Sie nahm wieder seinen Arm und ging weiter mit ihm den Gang hinunter. „Als erstes vergisst du am besten Mal dieses Liebe-kann-man-nicht-kaufen-Gesülze, das man viel zu oft hört. Ein paar kleine Geschenke können bei Frauen nämlich Wunder bewirken, weißt du?“ „Oh, wirklich?“ Satsuki nickte. „Jap. Wenn wir in der Stadt sind, werden wir schon sehen, was man Hübsches kaufen kann für deine Freundin.“ „In Ordnung.“ Mit gerunzelter Stirn stand Adina vor dem Altar, auf dem das Shinken geruht hatte. Karfunkel saß davor und verfolgte die Mana-Strömungen. Sie dagegen stand in Gedanken versunken da. Wer baute denn Tempel für Shinken? Es waren Teile eines göttlichen Schwertes, aber machte es sie selbst ebenfalls anbetungswürdig? Oder dienten die Tempel einem anderem Zweck? Vielleicht war es das beste Versteck für die Shinken gewesen? Oder man hatte sie aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihres eigenen Willen tatsächlich angebetet. Auf der Erde hatte es Murakumo gegeben. Ein Schwert, das laut der Mythologie (wer wusste schon, wie viel Wahrheit darin steckte) zum japanischen Nationalschatz gehörte und angeblich von dem Gott Susanoo geführt worden war. Wenngleich das Schwert inzwischen als Kusanagi bekannt war. Karfunkel seufzte und riss Adina damit aus ihren Gedanken. „Und? Wie sieht es aus?“ „Ich kann den Manastrom des Shinken nicht verfolgen. Wer immer es gestohlen hat, hat ganze Arbeit geleistet, seine Spuren zu verwischen.“ „Dann weißt du auch nicht, wer es war?“ Das Shinjuu schüttelte den Kopf. „Es scheint auch eine ganze Weile her zu sein, seit das geschehen ist. Es hat also nichts mit unseren aktuellen Feinden zu tun.“ Adina seufzte. „Gut, dann setzen wir das auf die Liste der Dinge, die wir anschließend erledigen.“ „Verstanden.“ Sie seufzte noch einmal. „Karfunkel, tust du mir einen Gefallen?“ Das Shinjuu sah sie auffordernd an. „Also... ich werde für eine Weile weg sein, aber ich will, dass du zu den anderen zurückgehst.“ „Wo willst du hin?“ „Es gibt da etwas, was ich tun muss.“ „Was?“, hakte Karfunkel nach. Adina schwieg und wich seinem Blick aus. Eilig wandte sie sich ab. „Hast du verstanden?“ „Ja, habe ich. Und ich tue, was du von mir verlangst.“ „... danke.“ „Wenn auch unter Protest.“ Sie lächelte leicht. „Natürlich.“ Damit ging sie langsam davon. Karfunkel sah ihr nachdenklich hinterher. Bestimmt macht sie sich Sorgen um Ciar... was ist nur mit ihm passiert? Wo ist er hin? Das Shinjuu wartete einen Moment und machte sich dann auf den Weg nach draußen, um sich gefahrlos in Mana zu verwandeln und zu den anderen zurückzukehren. Azzurre stand gelassen vor dem Thron, auf dem ihr Meister Platz zu nehmen pflegte. Augenblicklich war er nicht da, außer ihr befand sich niemand in dem dunklen Raum, wenngleich sie Blicke auf sich spüren konnte. Im Gegensatz zu den anderen drei Anführerinnen, verspürte Azzurre in diesem Raum keine Furcht und war deswegen die einzige, die regelmäßig Bericht erstattete. Wenngleich ihr das als Älteste der Gruppe auch als ihre Pflicht erschien. Ein kaum sichtbares Portal erschien und heraus trat eine Gestalt mit einem schwarzen Umhang, der sich kaum von der Umgebung abhob, so dass die weiße Maske, die sein Gesicht verdeckte, unheimlich in der Luft zu schweben schien. Schwarzes Haar quoll unter der Kapuze hervor. Der Umhang raschelte, als die Gestalt sich bewegte und schließlich auf dem Thron Platz nahm. „Nun, was hast du mir zu berichten, Azzurre?“ Sie räusperte sich. „Offensichtlich ist bei drei Mitgliedern von Murakumos Gruppe die Divine Magic erwacht. Dies führte dazu, dass weder Sables Gruppe ihren Auftrag ausführen konnte noch dass die weißen Lakaien die Stadt infiltrieren konnten.“ „Ich verstehe.“ Die beiden schwiegen. Ein leises Rauschen war zu hören, das von überall und doch gleichzeitig von nirgendwo zu kommen schien. Azzurre wusste, dass es von einem riesigen Manakristall verursacht wurde, der die Manaströme dieser Welt auffing und an diejenigen abgab, die auf der Seite seines Besitzers standen – in diesem Fall also an die Lakaien und ihre Anführer. Schließlich seufzte die Gestalt. „Daran kann man wohl nichts ändern. Aber gebt euch Mühe, bei der nächste Mission nicht zu versagen. Denkt immer an unseren Plan für eine bessere Welt.“ Azzurre nickte. „Sehr wohl, Meister Ciar.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)