Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 16: Freizeit -------------------- Karfunkel seufzte leise, als er bemerkte, neben wem er da gerade in der Monobe Academy erschienen war. Narukana wandte ihm sofort den Blick zu. „Oh, das kleine Shinjuu. Ganz allein?“ „Wie du siehst...“ Der Fuchs lief los und quietschte leise, als Narukana ihm an einem seiner Schwänze packte. „Warte mal, mein Kleiner. Wo ist denn das Blondchen?“ „Was geht dich das an? Lass los!“ „Also weißt du das nicht, huh?“ Karfunkel wand sich weiter unter ihrem Griff und versuchte, sich zu befreien, aber sie legte noch mehr Kraft in das Handgelenk. „Sag schon!“ Während Karfunkel sich weiterhin erfolglos zu befreien versuchte, erschien seine Rettung in Form von Nozomi: „Narukana, was tust du da?“ Die Göttin ließ das Shinjuu sofort los und wandte sich dem Störenfried zu. „Ich quetsche dieses nichtsnutzige Shinjuu aus, was denn sonst?“ Bevor sie ihn wieder greifen konnte, sprang Karfunkel hinter Nozomis Beine, um sich in Sicherheit zu bringen. „Aber warum?“, fragte das Mädchen. Narukana stemmte wütend die Arme in die Hüfte. „Ich will nicht, dass sie abhaut, ohne mir zu sagen, wo Rogus ist.“ Nozomi faltete die Hände vor ihrer Brust. „Warum sollte sie das denn tun?“ „Sei nicht so naiv!“, fauchte Narukana. „Bestimmt steckt sie mit Rogus unter einer Decke und nutzt uns nur aus. Und sobald wir hier alles geregelt haben, haut sie ab und heimst die Lorbeeren ein, während wir hier nur unsere Zeit vergeudet haben.“ Nozomis Blick wechselte zu Ärger. „Vergeudet? Wir retten hier unzählige Menschenleben!“ Die Göttin rollte mit den Augen. „War ja klar, dass da deine sentimentale Ader wieder vorkommt.“ „Narukana!“ „Pah!“ Wütend fuhr sie herum und lief davon, Nozomi und Karfunkel allein lassend. Das Mädchen seufzte leise. „Bestimmt meint sie das nicht so...“ Sie kannte Narukana nicht wirklich, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Göttin Menschenleben so egal waren. Dafür hatte sie der Gruppe schon zu oft geholfen. Vielleicht setzte ihr nur ihre Fehde mit Rogus zu. Das Shinjuu seufzte. „Danke für deine Hilfe.“ „Schon gut. Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte.“ Sie lächelte und ging ebenfalls wieder davon. Das wird eine wahrlich harte Zeit, dachte Karfunkel. Hoffentlich ist das bald vorbei. Nozomu lag leise summend auf seinem Futon und genoss die ruhige Zeit, die er so selten hatte. Immer war einer der anderen in seiner Nähe, nie hatte er mal Zeit für sich. Ganz im Gegensatz zu früher, als er noch allein in seinem Haus gewohnt hatte und er nur hin und wieder Satsukis Zorn erregt hatte. Manchmal vermisste er diese Zeit noch, aber andererseits würde er seine Erfahrungen und seine Freunde gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. Dennoch wünschte er sich mehr Frieden. Die ewigen Kämpfe und Schlachten gegen irgendwelche Feinde, die etwas Böses planten, gingen ihm langsam aber sicher auf die Nerven. Hmmm, normalerweise, wenn ich die Ruhe genieße... Wie erwartet erschien plötzlich Rehme: „No-zo-mu~ was machst du?“ „Gar nichts.“ Sie setzte sich neben ihn. „Karfunkel ist übrigens wieder da. Aber ohne Adina.“ Aufmerksam geworden wandte er den Kopf, um sie anzusehen. „Was? Wieso das?“ Rehme zuckte mit den Schultern. „Weißt du, irgendwie macht sie mich misstrauisch, dich nicht? Immerhin macht sie, was sie will und verschwindet einfach so und schickt uns dann ihr Shinjuu.“ „Vielleicht hat sie etwas anderes zu tun und will das alleine erledigen.“ Sie grübelte eine Weile und sah ihn dabei genervt an. „Aber was kann sie zu tun haben?“ „Wer weiß?“, antwortete Nozomu nur. „Sei nicht so misstrauisch.“ „Und du solltest nicht so naiv sein.“ Er seufzte. „Ja ja ja.“ Rehme schwieg. Nozomu tat es ihr nach und starrte wieder an die Decke. „Wie spannend“, bemerkte sie plötzlich trocken. „Keiner zwingt dich, hier bei mir zu sein.“ Sie verpasste ihm eine Kopfnuss. „Du Idiot!“ „Blah... wo ist eigentlich Satsuki?“ Er hatte ganz vergessen, zu fragen, wo sie hingehen wollte. Anfangs hatte es ihn nicht interessiert, aber die Kopfnuss hatte sie wieder in sein Gedächtnis gerufen. „Einkaufen, mit Subaru. Jatzieta hat sie Medizin holen geschickt.“ „Wird sie lange dafür brauchen?“ Rehme schmunzelte. „Sehr lange. In der Stadt wird sie nämlich kaum das finden, was sie besorgen soll.“ Satsuki seufzte zum wiederholten Male, während sie auf der Bank saß und die Liste betrachtete, die der Apotheker ihr in die Hand gedrückt hatte. Er hatte ihr zugesagt, ihr alles von Jatzietas Liste zu mischen, sofern sie ihm die erforderlichen Zutaten von seiner Liste bringen würde. Dabei hatte Satsuki doch keine Ahnung von Fauna und Flora dieser Welt. Und auf den geistig abwesenden Subaru konnte sie sich auch nicht verlassen. Was sollte sie nur tun? Am besten wäre es, wenn sie einen Einheimischen dabei hätten, der sich damit auskennt. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Subaru saß neben Satsuki und starrte gedankenverloren durch die Gegend. Niemand auf der Straße kam ihm bekannt vor. Auch Baila war nicht zu sehen. Wo sie wohl war? Was sie gerade tat? Mit einemmal sprang Satsuki fluchend auf. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Erschrocken sah Subaru sie an. „Was ist los?“ „Diese verdammte Liste! Wie sollen wir das nur jemals abarbeiten!?“ „Beruhige dich doch, bitte.“ Beschwichtigend hob er seine Hände, doch sie schimpfte weiter: „Wie soll ich mich beruhigen!? Wir müssen diese verdammten Pflanzen finden, nur um diese dummen Medikamente zu bekommen. Und wir haben keine Ahnung von allem...“ Subaru runzelte besorgt seine Stirn. Ja, das klang wirklich nach einem Problem, das nicht so einfach zu lösen war. Oder doch? Irgend etwas in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass er etwas übersehen hatte... irgend etwas. „Probleme?“ Die beiden wandten die Köpfe. Ein Junge mit schneeweißem Haar und violetten Augen stand auf dem Weg. Er trug eine kurze weiße Hose, ein bauchfreies Oberteil – ebenfalls weiß, gleichfarbige Stiefel und dazu einen Umhang. Ein kleiner Flügel, der bestimmt nicht zum Fliegen taugte, ragte hinter seiner rechten Schulter hervor. Er lächelte, während er an einer Waffel kaute. „Lange nicht gesehen.“ „Heri!“, rief Satsuki und wirkte dabei deutlich erleichtert. Heridearutsu war der Gruppe während dem Kampf gegen Sharivars Seeker begegnet. Ursprünglich hatte er gemeinsam mit seinem Gegenpart Garubarusu gegen Nozomus Gruppe gekämpft, doch die Güte des Eternal und seiner Freunde hatten den Jungen die Seiten wechseln lassen. Inzwischen unterrichtete er gemeinsam mit Sanae die anderen Schüler der Monobe Academy, auch wenn die Shinken-Nutzer (außer Nozomi und Naya) den Unterricht gern schwänzten. Er redete nie darüber wie alt er war und wenn das Gespräch darauf kam, lächelte er nur vielsagend, aber so viel, wie er wusste, musste er ziemlich alt sein. Unter den Schülern liefen bereits Wetten und gezielte Wettbewerbe, um es herauszufinden, aber bislang hatte es keiner geschafft. „Ich habe gehört, ihr habt viel zu tun“, sagte Heridearutsu. „Die Minion Corps Leader sollen ziemlich hinterhältig sein.“ „Das stimmt.“ Satsuki nickte heftig. „Und dann müssen wir jetzt auch noch Medikamente besorgen. Heri, du kannst uns nicht zufällig helfen?“ Sie wedelte mit der Liste des Apothekers. Neugierig nahm er sie ihr ab und betrachtete die Angaben interessiert. Dabei nickte er immer wieder. Aufgeregt wartete Satsuki auf seine Meinung. Als er sie lächelnd ansah, fiel ihr ein Stein vom Herzen, obwohl er eigentlich immer lächelte, so dass dies nicht als Indikator für eine positive oder eine negative Nachricht dienen konnte. „Gut, ich kann euch helfen. Ich kenne das alles.“ Sie seufzte erleichtert. Auch Subaru lächelte. „Dann fangen wir an?“ Heridearutsu nickte. „Mh-hm. Gehen wir.“ Nach der anfänglichen Euphorie über die ruhige Zeit ohne Satsuki, hatte schließlich die Langeweile eingesetzt. Ziellos wanderte Nozomu durch das Schulgebäude, bis es ihn schließlich aufs Dach verschlug. Da es ein sonniger Tag war, war es nicht nur sehr warm (obwohl es auf dem Dach meist eher kühl war), der Ausblick war auch sehr klar. Wenn es auch nichts anderes zu sehen gab, als Felder, Wiesen, Wälder und ein paar kleinere Städte, von denen die meisten durch die Minion Corps verwaist waren. Rehme, die ihren Partner wie immer begleitet hatte, schwebte umher und betrachtete die Umgebung von allen Seiten, während Nozomu sich auf die Bank setzte, die hier aufgestellt worden war und sich entspannt zurücklehnte. Von seinem Platz aus blickte er direkt auf die Burg von Cresting. Die Aufbauarbeiten, die in der Stadt bereits abgeschlossen waren, kamen bei der Burg gut voran. In ein paar Woche oder Monaten, würden sie auch da beendet sein und die Stadt hätte ihren alten Glanz wieder. Nozomu schmunzelte, während er darüber nachdachte, ob König Aretas und Katima ein gutes Paar wären. Allerdings hatten die beiden sich noch nie gesehen, also würde das wohl nichts werden. Schade, eigentlich. Nozomu nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr, die nicht von Rehme stammte. Er wandte den Kopf. „Was machst du denn hier?“ Nanashi presste ihre Lippen aufeinander und sah ihn schmollend an. Rehme gesellte sich ebenfalls wieder zu ihnen. „Oooooow, ist das kleine Shinjuu eifersüchtig?“ „Nein“, antwortete Nanashi, erstaunlich ruhig. „Ich bin nur hier, weil ich auch einmal allein sein wollte. Aber das geht in dieser Schule wohl nicht.“ Nozomu blinzelte verwirrt. „Es gibt Shinjuu, die allein sein wollen? Rehme klebt immer an mir.“ Die Glocken in ihrem Haar klingelten laut, als Rehme Nozomu wütend in die Wange kniff. „Rede nicht so einen Blödsinn!“ Er lachte leise, während er sie von seiner Wange löste und dann in einiger Entfernung von seinem Gesicht hielt. Nanashi sah die beiden deprimiert an. Rehme wandte ihr den Kopf zu. „Was ist denn los? Warum so deprimiert? Gibt es einen Grund dafür?“ „Was interessiert dich das?“, schnappte Nanashi. Beleidigt pumpte Rehme Luft in ihre Backen. Aber statt einer scharfen Erwiderung, setzte sie nur ein trotziges Gesicht auf. „Pffft, dann eben nicht. Komm, Nozomu, lass uns gehen.“ Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass Rehme das störrische Shinjuu damit nur aus der Reserve locken wollte, wäre er nicht darauf eingegangen, aber so nickte er zustimmend. „Ja, gehen wir.“ Als er Anstalten machte, aufzustehen, breitete sich Panik in Nanashis Gesicht aus. „Nein, warte! Warte doch mal, so meinte ich das nicht.“ Er lehnte sich wieder zurück. Rehme setzte sich auf seine Schulter. „Na, dann erzähl doch mal, was dich hier einsam und allein aufs Dach treibt.“ Beide konnten es sich ohnehin denken, aber vielleicht gab es zur Abwechslung ja doch eine Überraschung. „Es geht um Zetsu und Leana.“ „Oooooooh!“, riefen Nozomu und Rehme aus. „Überraschung.“ Nanashi seufzte. „Wenn ihr euch nur über mich lustig machen wollt, können wir das hier auch lassen.“ „Tut mir Leid“, prustete Nozomu. Er räusperte sich und wurde wieder ernst. „Was ist denn mit den beiden?“ Nanashi verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich auf der Rückenlehne der Bank nieder. „Es geht mir nicht um Eifersucht, nicht mehr, klar? Aber früher gab es nur Meister Zetsu und mich. Viele, viele Jahre lang. Und dann tauchte Leana auf – und Isolde. Und seitdem ignoriert Zetsu mich einfach.“ Rehme schmunzelte. „Dein Meisterchen ist eben verliebt, das musst du akzeptieren. Dich in Selbstmitleid zu suhlen ist der absolut falsche Weg.“ Nanashi sah das andere Shinjuu nachdenklich an. Es war ungewohnt, dass die beiden sich so ernst unterhielten, ohne dass eine der beiden sich über die andere lustig machte. „A-aber“, setzte Nanashi schließlich wieder an, „ich kann nach dem, was ich tun wollte, auch nicht mehr einfach bei ihnen sein...“ Nozomu runzelte seine Stirn. „Was wolltest du denn tun?“ Ertappt presste sie wieder die Lippen aufeinander. Rehme tauschte einen Blick mit ihrem Partner. Beide hatten keine Ahnung, wovon sie sprach, merkten aber, dass es auch keinen Sinn machte, weiterzufragen. In diesem Fall schien Nanashi wirklich nicht sprechen zu wollen. Also übernahm Nozomu wieder das Wort: „Na ja, wie auch immer. Ich an deiner Stelle würde versuchen, mir keine Gedanken darum zu machen. Natürlich wird es, solange Leana da ist, nie wieder so werden wie früher, zwischen dir und Zetsu. Aber wenn dir etwas an ihm liegt, solltest du dich für ihn freuen. Erfülle deine Aufgabe als Shinjuu und unterstütze ihn, ohne dich in den Vordergrund drängen zu wollen.“ Während Nanashi nun ihn nachdenklich ansah, war Rehmes Blick beeindruckt. Er ließ sich nichts anmerken und blieb ernsthaft. Plötzlich begann Nanashi zu lächeln. „Du hast recht, Nozomu. So werde ich das machen. Vielen Dank.“ Ohne Vorwarnung gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand schließlich. Rehme kicherte. „Na sowas, hast du einen neuen Fan?“ „Ach was. Sie ist nur... überschwänglich dankbar.“ „Ich wusste gar nicht, wie tiefgehend du sein kannst.“ Nozomu grinste. Sie runzelte ihre Stirn. „Was ist? Was ist los?“ „Ich hab mir das nicht selbst ausgedacht. Das hab ich aus einem Manga, den ich mal gelesen habe. Ich musste es nur ein wenig abändern.“ Angesäuert zog Rehme an seinem Ohr. „Du kleiner Lügner! Du hast mich so beeindruckt und dann das!“ Lachend wehrte er sie wieder ab. „Komm schon, die Hauptsache ist doch, dass es funktioniert hat. Oder wolltest du dich weiter mit einer mies gelaunten Nanashi herumschlagen?“ Nachdenklich hielt sie in seiner Hand inne. „Nein, eigentlich nicht. Gut gemacht, Nozomu, du denkst sogar mit.“ „Na was denkst du denn? Und jetzt lass uns unsere Freizeit genießen.“ Sie nickte zufrieden und setzte sich wieder auf seine Schulter, kaum dass er sie losgelassen hatte. Leise summend betrachtete sie die Umgebung. Da er inzwischen viel Zeit mit dem Shinjuu verbracht hatte, hatte er kein Problem damit, alles, was sie tat, auszublenden. Was er allerdings nicht ausblenden konnte, war der Lichtblitz, der aus einem nahegelegenen Wald zu kommen schien. „Was war das denn?“, fragte Rehme überrascht. „Keine Ahnung.“ Nozomu schmunzelte. „Wollen wir nachsehen?“ „Und was ist mit unserer Freizeit?“ „Ist doch langweilig, oder?“ Fassungslos sah das Shinjuu ihn an, doch plötzlich grinste sie. „Hast recht. Also los!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)