Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 20: Annullierendes Mana ------------------------------- Vor den anderen weißen Lakaien stand, emotionslos wie eh und je, Baila. Ihre roten Augen sahen ihre Feinde teilnahmslos an. Sie war wie immer, nichts an ihrer Aura hatte sich verändert und genau das schmerzte Subaru am meisten. Baila war ihre Feindin – und das offensichtlich nicht, weil sie irgendetwas dazu zwang, sondern weil sie es so wollte. Oder war es das annullierende Mana in ihrem Inneren, das sie dazu zwang? Oder...? Er konnte überlegen, wie er wollte, keine Alternative gefiel ihm wirklich. „Baila, was...?“ Sie zog ihren Stab. „Murakumo no Nozomu... meine Aufgabe ist es, dich zu töten.“ „Huh? Mich? Warum?“ Fragend sah er sie an, aber sie reagierte nicht darauf. Rehme schluckte schwer. Es war keineswegs das erste Mal, dass jemand versuchte, Nozomu zu töten. Aber es war durchaus das erste Mal, dass ein solch emotionsloses Wesen es versuchte und noch dazu ein Wesen, das annullierendes Mana enthielt. Sie war sich sogar sicher, dass Baila das durchaus schaffen könnte, wenn sie ihr Mana gezielt einsetzen würde. „Sag schon!“, wiederholte Nozomu fordernd. „Warum mich?“ Baila hob den Stab, der leicht zu schimmern begann. „Mein Meister hat es mir befohlen und so wird es geschehen. Der Grund interessiert mich nicht.“ Nozomu zog seine Schwerter Reimei. Im nächsten Moment hielt Narukana ihren Arm vor sein Gesicht. „Hör auf damit, bist du wahnsinnig? Du darfst sie nicht verletzen!“ Subarus Gesicht hellte sich auf. „Narukana-sama, du...“ „Tsss, versteh mich nicht falsch. Ich bin nicht um ihre Gesundheit besorgt. Es geht mir darum, dass ihr Mana nicht rausfließt. Aber wenn du sie verletzt, wird genau das geschehen. Und wenn du sie tötest... wird alles auf einmal freigesetzt.“ „Und was sollen wir dann tun?“, fragte Nozomu. Er hatte ohnehin nicht vorgehabt, sie zu töten, schon allein wegen Subaru, aber irgendwie musste er sich doch wehren können. Es konnte nicht einfach vorbei sein. In seiner Brust spürte er ein beklemmendes Gefühl, das anders war als zuvor. War das Jiruol? Der Gott der Zerstörung, der in ihm lebte und sich schon länger nicht mehr gemeldet hatte. Genau genommen seit er ein Eternal geworden war. Nozomu hatte ihn schon fast vergessen. Nun war er aber eindeutig enttäuscht von ihm. Jiruol hatte ihn zu jemandem mit einem starken Charakter erzogen, zu einem Kämpfer, der in der Lage war, Murakumo effektiv zu führen. Und jetzt gab er einfach auf? Nein, das konnte der Gott der Zerstörung nicht dulden. Und Nozomu stimmte ihm zu. Das sah ihm auch nicht ähnlich. Es musste einen Weg geben, sie zu bekämpfen, ohne dabei das annullierendes Mana freizusetzen. Narukana sah ihm seine Gedanken an. „Natürlich gibt es einen Weg, mein Lieber. Bei der großen Narukana-sama gibt es immer einen Weg.“ Baila rief zwei ihrer Lakaien zu sich. Subaru schüttelte ungläubig seinen Kopf. Er trat vor. „Baila, bitte, lass das.“ Die Situation erinnerte ihn an Shou. Er hatte ebenfalls die Gruppe um Nozomu töten wollen. Und das nur, weil sie die Ordnung seiner Welt zerstört hatten. Und Baila wollte Nozomu töten, weil ihr Meister es ihr befohlen hatte. Woran lag es nur, dass Subaru immer solche Leute zu Freunden hatte? Baila reagierte nicht einmal auf Subarus Worte. Ihr Blick war nach wie vor auf Nozomu fixiert. „Was jetzt, Narukana?“, fragte der Eternal. Sie seufzte genervt. „Lass uns kämpfen. Aber pass auf, das Mädchen nicht zu verletzen.“ Die anderen beiden nickten und stellten sich in Position. Subaru holte seinen Bogen hervor und zog einen Pfeil. Auch wenn ich ihr nicht wehtun will... Eine der weißen Lakaien hob ihren eigenen Stab. „Mana-Link.“ Die anderen Lakaien und Baila wurden von vielfarbigen Lichtpunkten eingehüllt und stärkten die Kämpfer. Es war Nozomu schon immer unheimlich gewesen, aber die weißen Lakaien waren stets die emotionslosesten gewesen. Sie redeten kaum und reagierten auch nicht auf Schmerz. Es verwunderte ihn nicht, dass auch ihre Anführerin vom selben Schlag war. „Was die können, können wir schon lange“, bemerkte Nozomu. „Rehme, gib uns Kraft.“ „Klar!“, rief das Shinjuu. „Celestial Ally!“ Rehme hüllte die Gruppe in leuchtenden Nebel ein, der ihnen Kraft und Stärke gab, die sie für diesen Kampf gebrauchen konnten. Narukana lächelte selbstsicher und hob einen ihrer Arme. „Excalibur!“ Sie riss den Arm herunter, zeitgleich wurde eine der Lakaien von einer unsichtbaren Kraft getroffen und löste sich in Mana auf. Baila zeigte sich unbeeindruckt, machte aber immer noch nichts. Stattdessen hob ein anderer Lakai den Stab. „Urteil...“ Weiße Speerspitzen schossen auf die Gruppe zu. Subaru hielt den Bogen schützend vor sich, was ein helles Schild vor Narukana erzeugte und den Angriff abwehrte. „Unterschätze uns nicht!“, sagte sie überzeugt. „Wir mögen vielleicht nicht so aussehen, aber wir sind ein Team!“ Nozomu und Subaru sahen Narukana überrascht an. Sie hatte noch nie von ihnen als Team gesprochen, egal in welchem Zusammenhang. Meistens sah sie sich als Anführerin und alle anderen als ihre Diener. Aber ein Team? Nein, das war neu. Sie bemerkte die Blicke der anderen. „Was denn?!“ „Gar nichts!“, riefen sie gleichzeitig und konzentrierten sich wieder auf den Kampf. „Machen wir weiter“, sagte Narukana. Wie sie erwartet hatte, hatte niemand daran gedacht das Schutzschild um das Versteck neu zu justieren. Aber da alle Lakaien bei der Großoffensive waren, konnte sie unbehelligt in die Festung der Corps eindringen. Die Dunkelheit im Inneren überraschte sie und warf sie ein wenig aus der Bahn. Sie hatte mit düsteren Gängen gerechnet, aber nicht mit mit einer Dunkelheit, die sämtliches Licht aufzusaugen schien und es nur an bestimmten Stellen wieder ausspuckte. Sie fürchtete sich fast schon davor, ihre Füße an die dunklen Stellen zu bewegen, aus Angst, sie würden nicht mehr aus der Finsternis auftauchen. Ruhe herrschte in der Festung und ließ jeden ihrer Schritte umso lauter von den Wänden widerhallen, was ihr eine Gänsehaut bescherte. Mit klopfendem Herzen durchschritt sie die Gänge, ohne zu wissen, wonach genau sie suchen musste. Wo befand sich nur der Anführer der Corps Leader? Sie musste ihn finden, nur um sicherzugehen, dass es nicht ihr Ciar war, sondern jemand ganz anderes mit einer ähnlichen Ideologie. Dass sie sich in Gefahr begab war ihr durchaus bewusst, aber sie ignorierte es. Gefahr hatte sie stets um sich, sie war daran gewöhnt. Aber normalerweise war Karfunkel bei ihr. Diesmal war sie vollkommen allein. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie daran dachte. Doch hastig verdrängte sie den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihren Weg. Offensichtlich hatte sie den richtigen erwischt, denn er führte sie geradewegs zu einem doppelflügigen Tür. Ein samtener Teppich war davor ausgelegt. Jenseits der Tür musste etwas Wertvolles sein. Und wenn nicht der Anführer, wer dann? Adina holte noch einmal tief Luft und öffnete die Tür. Egal wieviele Lakaien die Gruppe tötete, Baila rief immer weitere zu sich, die sich vor sie stellten, sie beschützten und für sie kämpften. Narukana fluchte leise. „Das darf doch nicht wahr sein. Langsam wird das langweilig.“ Plötzlich wurde ein weißer Lakai von einem Laserstrahl getroffen, er löste sich auf. „Nozomu-chan!“ Nozomi und der Rest der Gruppe kam angelaufen. Der Eternal sah sie alle fragend an. „Was macht ihr denn hier?“ „Die anderen Anführer sind plötzlich mit ihren Lakaien verschwunden“, antwortete Naya. „Wir trafen uns auf dem Hauptplatz und beschlossen dann, hierher zu kommen, ~jiyaaa.“ Sie sah zu Baila. „Das ist also die letzte Corps-Anführerin.“ Subaru nickte. Zetsu zog Gyouten. „Nozomu, wir kümmern uns um die Lakaien, ihr nehmt euch die Anführerin vor. Einverstanden?“ Narukana nickte an seiner Stelle. „Alles klar.“ Die anderen griffen ebenfalls nach ihren Shinken. Auf eine stumme Einigung gingen sie alle gleichzeitig auf die Feinde los. Die Lakaien, von dem plötzlichen Ansturm abgelenkt, öffneten eine Gasse, die direkt zu Baila führte. Narukana, Nozomu und Subaru ergriffen die Gelegenheit und spurteten hindurch. Dabei wichen sie fehlgeleiteten Zaubern und übermütigen Shinjuu aus. Direkt vor der Anführerin blieben sie wieder stehen. Ihr Blick war immer noch distanziert, ihre Aura gefühllos. „Murakumo no Nozomu... du trittst mir gegenüber? Hast du Narukana etwa nicht zugehört?“ Rehme runzelte ihre Stirn. „Nozomu, es gibt nur eine Möglichkeit, diesen Kampf zu gewinnen.“ Lass mich raten! Ihr Shinken? „Ganz genau! Wenn du ihr Shinken zerstörst, kannst du sie besiegen, ohne sie zu verletzen.“ Gut, versuchen wir es. Er stellte sich in Kampfposition. Bailas Augen verengten sich. „Du willst es also wissen, hm?“ Narukana schnaubte. „Nozomu! Stellst du dich gegen meinen Befehl!?“ Er reagierte nicht darauf. „Nozomu...“ Subaru sah ihn ungläubig an. Wollte er trotz Narukanas Warnung wirklich gegen sie kämpfen? Aber andererseits: Wann hatte Nozomu mit einer Einschätzung der Situation schon einmal falsch gelegen? Mit Sicherheit würde er auch diesmal wieder recht haben – zumindest hoffte Subaru das. Baila stellte sich ebenfalls in Kampfposition. Als ob sie genau wissen würde, was er vorhatte, hielt sie das Shinken so zurück, dass ihr Körper dafür die ideale Angriffsfläche bot. Kommen wir trotzdem ran? „Aber natürlich, keine Sorge.“ Gut. „Rehme, steh mir bei!“ Er sprang vor. „Crossing Dividers!“, rief das Shinjuu. Nozomu führte die Schwerter in einem x-förmigen Schlag direkt gegen das Shinken – und hörte, wie etwas in Fleisch schnitt. Ungläubig blickte er auf eines seiner Schwerter, an dessen Klinge Blut klebte. Baila hielt sich den blutenden Arm mit dem sie auch das Shinken hielt. Im quasi letzten Moment hatte sie den Arm vorgestreckt, um das Shinken in Sicherheit zu bringen. „Auch das noch“, seufzte Narukana. Nozomu wich zurück. Rehme legte ein besorgtes Gesicht auf. „Verdammt...“ Bailas Blut wandelte sich in schwarzes Mana, das anders war als das normale schwarze Mana. Das normale sah mehr lila aus, aber das von Baila war tatsächlich pechschwarz. War das... annullierendes Mana? „Baila!“ Subaru ließ seinen Bogen fallen und stürzte vor. Sie wollte ihr Shinken heben, um ihn abzuwehren, aber ihr Arm machte da nicht mit. Er griff nach ihren Armen. „Subaru!“, rief Narukana laut. „Fass sie nicht an!“ Doch es war bereits zu spät. Das schwarze Mana aus ihrer Wunde sprang gierig auf Subarus Arm über und suchte nach einem Weg zum Eindringen. Es fühlte sich auf seiner Haut an wie Nadelstiche. Baila sah ihn emotionslos an, dann stieß sie ihn kurzentschlossen weg. Scheinbar enttäuscht zog das Mana sich zurück. Narukana riss Subaru zu sich. „Du Idiot! Ich habe gesagt, du sollst sie nicht anfassen!“ „Aber... aber...“ Sie ließ ihn gar nicht erst seine Gedanken sammeln und sah zu Nozomu. „Und du! Dir habe ich gesagt, du sollst sie nicht verletzen! Männer! Warum hört ihr nie zu!?“ Plötzlich erschienen Azzurre und Yuina neben Baila. Die Anführerin der grünen Corps heilte die Verletzung des Mädchens. Die letzten schwarzen Funken flogen davon. Azzurre hatte die Hände gefaltet und sah die Gruppe um Narukana mild lächelnd an. „Eigentlich hätten wir gern mehr Zeit mit euch allen verbracht, aber leider macht uns ein Eindringling in unserem Hauptquartier zu schaffen. Hoffentlich seid ihr nicht zu enttäuscht. Baila, wir gehen!“ Azzurre und Yuina verschwanden. Baila sah noch einmal Subaru an, dann ging sie mit ihren Lakaien ebenfalls. Die Gruppe scharte sich um Narukana, Nozomu und Baila. Satsuki stellte sich extra weit weg von Nozomu. Jatzieta schüttelte missbilligend ihren Kopf. „Alles in Ordnung, Subaru?“ „Ja. Schon gut.“ „Du bist unverletzt?“ Er nickte. „Gut, dann konnte das Mana auch nicht eindringen.“ Subaru nickte noch einmal. Baila hatte ihn weggestoßen... weil sie sich Sorgen um ihn machte? Oder weil sie seine Berührung nicht hatte ertragen können? Nozomu sah Salles an. „Von was für einem Eindringling haben die beiden geredet?“ Der Brigadeführer hob die Schultern. „Ich weiß nicht, ich habe niemanden geschickt.“ Nozomi legte den Kopf schräg. „Mhm, könnte es vielleicht Adina sein? Karfunkel ist immerhin ohne sie zurückgekommen.“ Salles schob seine Brille zurück. „Das werde ich herausfinden.“ „S-Salles-sama“, stammelte Thalia. „Is-ist das eine gute Idee?“ Ihm blieb keine Zeit zu antworten, denn Jatzieta sprang sofort darauf an: „Ich werde dich begleiten.“ „Und ich auch!“, sagte Satsuki. „Damit wäre das geklärt“, sagte Salles. „Ihr anderen geht zurück zu Monobe und ruht euch aus.“ Der Rest der Gruppe nickte widerwillig. Keiner von ihnen war mit dem Plan einverstanden, aber sich gegen den Brigadeführer aufzulehnen wagten nur Narukana und Zetsu – und keinen von beiden schienen es zu interessieren, das Hauptquartier aufzusuchen. Salles wandte sich Jatzieta und Satsuki zu. „Gehen wir.“ Die drei gingen davon. Der Rest der Gruppe sah ihnen hinterher, bis Zetsu, Leana und Narukana sich abwandten und davongingen. Subaru folgte ihnen langsam. Langsam ging auch der Rest der Gruppe davon, bis nur noch Nozomu und Nozomi dastanden. Er blickte immer noch Satsuki hinterher, obwohl sie längst aus seinem Blick verschwunden war. Er hatte nach dem Kampf mit ihr reden wollen, aber jetzt war sie wieder weg. Hoffentlich kam sie bald zurück. „Nozomu-chan...?“ „Hm?“ Er sah die verschüchtert dastehende Nozomi an. „Ich glaube, wir sollten auch zurückgehen.“ „Ah... ja, genau.“ Gemeinsam gingen die beiden in Richtung Monobe davon, den anderen folgend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)