Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 23: Künstliche Existenz ------------------------------- Während die Gruppe um Nozomu mit den heißen Quellen beschäftigt gewesen war, hatten Katima und Cynard bereits gegessen. Nach dem Essen saßen sie immer noch im Restaurant und unterhielten sich leise über die verschiedensten Dinge, die ihnen einfielen. Sie saßen direkt neben dem Fenster, so dass sie gleichzeitig das Stadtleben mitbekommen konnten. Katima genoss das Gespräch mit Cynard in vollen Zügen. Der Ritter strahlte nicht nur den Hauch von Adel aus, sondern war auch richtig sympathisch und hatte Humor, genau wie sie gehofft hatte. Unter anderen Umständen hätte sie sich bestimmt in ihn verlieben können, aber so konnte sie das nicht verantworten. Er gehörte in diese Welt und sie in eine andere. Aber darum machte sie sich im Moment keine Gedanken. Stattdessen wunderte sie sich über die Behandlung, die das Restaurantpersonal allen Gästen zukommen ließ. Nicht nur Cynard wurde bevorzugt behandelt, auch jeder andere Gast, der das Restaurant betrat. Eine solche Gleichstellung aller Leute wünschte sich Katima auch für ihre Welt. Eines Tages würde sie das auch schaffen, da war sie sicher. Sie musste nur für ein Umdenken in den Köpfen ihrer Untertanen sorgen. Vielleicht konnte sie dafür irgendwie Hilfestellungen von Cynard bekommen. Auch den Gedanken schob sie beiseite. Cynard lächelte sie an. „Katima, wie kamst du eigentlich auf die Idee, heute mit mir essen zu gehen?“ „Ich wollte mal mit jemand anderem reden, als denen in der Monobe-Akademie.“ „Mo... no... be?“ Sie nickte. „Das ist der Name der Schule, die auf dem Rücken des Wesens ist.“ „Ah, ich verstehe. Ich nehme an, es sind nicht viele Leute dort, die einen Stand haben wie du.“ „Nun, es sind hauptsächlich Mitschüler von Nozomu dort. Außerdem Heridearutsu, Sanae-san, Jatzieta und Salles-sama, aber niemand mit dem ich mich wirklich unterhalten kann.“ „Das muss sehr deprimierend sein.“ „Eigentlich habe ich nie darüber nachgedacht.“ Sie verstummte. Im Grunde hatte er recht. Es war zwar nett über belanglose Dinge zu reden, aber manchmal fehlte ihr das Gefühl, dass man auch ihre größeren Probleme verstand und mit ihr darüber redete. Außer ihr hatte niemand ein Königreich zu führen oder gar eine Ahnung, wie es überhaupt war, zu regieren. Niemand konnte ihre Ängste in Bezug auf ihre Fähigkeiten als Herrscherin verstehen. Cynard lächelte. „Ich kann dich verstehen. Aretas geht es ähnlich. Allerdings hat er genug Leute, mit denen er über so etwas reden kann. Auch einige seiner Berater. So ziemlich jeder hier ist aufgrund der Umstände sehr von ihm angetan.“ Katima lächelte ebenfalls. „Das klingt wundervoll. Wenngleich die Umstände, unter denen er König wurde, traurig sind.“ Er neigte betrübt den Kopf und seufzte. „Das ist wahr. Wie läuft es eigentlich mit der Bekämpfung der Anführerinnen?“ Sie runzelte ihre Stirn. „Es geht nicht wirklich voran. Sie sind bislang zwar keine besondere Herausforderung gewesen, aber sie fliehen immer, bevor wir sie besiegen können.“ Cynard legte eine Hand an sein Kinn und schien nachzudenken. „Das ist seltsam. Ich habe das Gefühl, da steckt noch mehr dahinter. Als sie uns angriffen waren sie nämlich alles andere als schwach.“ „Das liegt vielleicht daran, dass ihr keine Shinken hattet“, vermutete Katima. Überrascht sah er sie an. „Shinken?“ „Ja, das sind spezielle Waffen, gegen die normale Waffen nichts ausrichten können.“ „So etwas wie...?“ Eine plötzliche Bewegung jenseits des Fensters, lenkte Katimas Aufmerksamkeit von Cynard weg. Sie sah hinaus und sprang plötzlich auf. „Baila!“ Cynard zuckte zusammen, fragend sah er die Königin an. „Wer?“ Ohne ihm zu antworten ging sie hinaus, um Baila zu verfolgen. Er runzelte seine Stirn und ging ihr schließlich hinterher. Subaru starrte von der Bank auf der Aussichtsplattform aus auf die Umgebung. Die letzten zwei Tage hatte er bereits hier verbracht, aber Baila war nicht aufgetaucht. Er hatte die Hoffnung bereits fast aufgegeben, sie jemals wieder abseits des Schlachtfelds zu sehen. Doch plötzlich hörte er Schritte hinter sich, gefolgt von einer leisen Stimme: „Subaru...“ Er wandte den Kopf und stand auf. „Baila...“ Ihr Gesicht verriet immer noch nicht, was sie dachte oder fühlte, aber in diesem Moment war ihm das egal. „Warum hast du das getan?“ „... Was?“ „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du zu den Anführerinnen gehörst?“ Sie schwieg einen Moment, bevor sie antwortete: „Das hat nichts mit dir zu tun. Ich muss nur Murakumo no Nozomu töten.“ „Aber Nozomu ist ein Freund von mir!“, rief Subaru aufgebracht. „Du kannst ihn nicht einfach umbringen! Das ist falsch!“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist mein Auftrag.“ Er legte seine Hände auf ihre Schultern und bevor er wusste, was er tat, schüttelte er sie bereits. „Hör endlich auf damit! Denk nach! Denk nach!“ Baila wollte vor ihm zurückweichen, stolperte dabei und fiel hin. Subaru, der sie immer noch festhielt, fiel dabei ebenfalls hin. Er richtete sich ein wenig auf, behielt die Hände aber auf ihren Schultern. „Hör endlich auf...“ Für einen Moment schloss sie die Augen. Sie nahm seine Hände und legte diese an ihren Hals. „W-was tust du da?“, fragte er perplex. „Subaru... du magst mich doch, oder?“ Er nickte verwirrt. „Natürlich.“ „Dann töte mich.“ Es verschlug ihm die Sprache, zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Sie wollte, dass er...? Das konnte er doch nicht tun. Das war einfach nicht möglich. „Bitte...“, sagte sie leise. Ein flehender Unterton hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Es war das erste Mal, dass sie Emotionen zeigte. Subaru hatte diesen Augenblick herbeigesehnt, aber nicht so, nicht auf diese Art und Weise. Entschlossen schüttelte er seinen Kopf. „Nein... das werde ich nicht tun.“ Subaru ließ sie los und stand auf. Sie blieb mit geschlossenen Augen auf den Boden liegen. Er warf noch einen letzten Blick zu ihr. „Das ist es nicht wert... Ich mag dich und genau deswegen kann ich dich nicht umbringen.“ Sie antwortete nicht darauf. Er wandte sich ab und ging davon. Katima und Cynard, die alles aus dem Verborgenen heraus beobachtet hatten, warteten, bis Subaru außer Sichtweite war. Die Königin hatte der Szene entgeistert zugesehen. Sie hatte nicht viel von der Anführerin der weißen Lakaien mitbekommen, aber das kam selbst ihr nicht passend vor. Sie erinnerte sich wieder an das, was Satsuki im Nachhinein über ihre Flucht aus dem Hauptquartier erzählt hatte. Die weißen Lakaien hatten die von Sable angegriffen und Baila hatte etwas von einer Fehlkonfiguration geredet. Ob das immer noch aktuell war? Als Subaru weg war, traten Katima und Cynard aus ihrem Versteck. Baila stand gerade auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Sie musterte die beiden. Die Regung war wieder komplett aus ihrem Gesicht verschwunden. „Baila, was geht hier vor? Warum verlangst du so etwas von Subaru?“ Sie schwieg einen Moment. Katima wollte gerade noch einmal nachhaken, aber da öffnete Baila ihren Mund, um zu antworten: „Er ist der einzige, den ich darum bitten kann. Weil er es war, der mir die Augen geöffnet hat, was für eine Existenz ich hier führe.“ Katima und Cynard warfen sich fragende Blicke zu, bevor sie wieder Baila ansahen. „Was meinst du damit? Was für eine Existenz?“ „Ein Gynoid voll annullierendem Mana, künstlich geschaffen, nur um Murakumo no Nozomu zu töten.“ Katima hielt die Luft an. „Was?“ Cynard runzelte seine Stirn. Baila nickte. „Ich wurde nach dem Tod der letzten weißen Anführerin geschaffen, um ihren Platz einzunehmen und gleichzeitig die ultimative Waffe gegen Murakumo zu haben.“ Die Königin dachte wieder an Subaru und dessen Welt zurück. Es waren Parallelen zu erkennen, die sicherlich auch Subaru aufgefallen waren. Spätestens seit er davon erfahren hatte, musste er bestimmt daran gedacht haben. Und das war sicher einer der Gründe, warum er sie mochte. Subaru musste es genauso gehen wie Katima, er sehnte sich nach Leuten, die wie er waren und seine Probleme verstanden. Und diese Person hatte er in Baila gefunden. Ihre Bitte, sie umzubringen, musste ihm das Herz gebrochen haben. Cynard sah Katima an. „Wenn sie die Feindin ist, warum kämpfst du nicht gegen sie?“ Die Königin antwortete nicht, registrierte die Frage nicht einmal. Auch wenn sie sich diese hätte auch stellen sollen. Aber Baila machte keinen Eindruck einer Feindin. Sie wirkte nur wie eine verlorene Seele, die man hier vergessen hatte. Plötzlich erschien der Schimmer des Wiedererkennens in den roten Augen. „Du bist... der Engel...“ „Huh?“ Baila zog eine glitzernde weiße Feder hervor. Katima erkannte diese sofort als eine von ihren wieder. „Du warst damals dabei!“ Natürlich war sie es gewesen, immerhin hatten weiße Lakaien angegriffen, also musste sie dabei gewesen sein. Auch wenn sie sich versteckt gehalten hatte. Baila nickte. „Engel... so schön...“ Sie steckte die Feder wieder ein und wandte sich ab. „Warte! Wohin gehst du?“, fragte Katima. Die Anführerin reagierte nicht darauf und ging davon. Keiner der beiden hielt sie auf. Die Königin seufzte. Cynard runzelte seine Stirn. „Warum hast du sie nicht bekämpft?“ „Subaru mag sie... und er ist einer meiner Verbündeten. Außerdem schien sie nicht gefährlich zu sein. Oder was sagst du?“ Er schüttelte den Kopf. „Du hast recht.“ Verlegen sah sie zu Boden. „Ich sollte dann auch langsam wieder gehen. Vielen Dank für das Essen, Cynard.“ Er nickte lächelnd. „Gern geschehen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und ich freue mich darauf, wenn wir das wiederholen können. Dann aber vielleicht ohne Störung.“ Sie konnte spüren, wie ihre Wangen sich erhitzten, als er das sagte. „Natürlich. Also, bis dann.“ Hastig fuhr sie herum und lief davon. Cynard sah ihr lächelnd hinterher und gab schließlich ein Zeichen mit dem Kopf. Ein Schatten löste sich und folgte Katima. Nun zufrieden wandte Cynard sich ab und ging in die andere Richtung, um wieder zum Schloss zurück zu gehen. „Katima!“ Die Königin, die gerade in die Akademie zurückgekehrt war, sah sich um und entdeckte Satsuki und Ruputna. „Hallo.“ „Wo warst du denn?“, fragte Satsuki neugierig. Katima spürte erneut, wie warm ihre Wangen wurden. „Ähm, nun ja...“ Die Schülersprecherin musterte sie forschend. Als ihr etwas klar wurde, kicherte sie. „Oh, du hast einen Freund?“ Katima sammelte sich wieder und schüttelte ernst den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Ich war nur in der Stadt, nichts weiter.“ „Wie langweilig“, seufzte Satsuki. „Was habt ihr denn gemacht?“, fragte Katima. Satsuki warf der ungewohnt schüchtern dastehenden Ruputna einen Blick zu, bevor sie Katima zuzwinkerte. „Das ist ein Geheimnis.“ „Äh... verstehe... glaube ich.“ Die Schülersprecherin strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Wir gehen dann mal in die Cafeteria. Willst du mitkommen?“ Katima lehnte dankend ab und sah ihnen dann hinterher, bis sie aus ihrer Sicht verschwunden waren. Sie lächelte warm und ging in Richtung ihres Zimmers. Ohne ihres Wissens immer noch verfolgt von dem seltsamen Schatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)