Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 25: Einsatzbesprechung ------------------------------ Salles hatte Adina die Nacht lang noch ausruhen lassen. Am nächsten Morgen empfing er sie gemeinsam mit den anderen im Direktorat. Die anderen wirkten allerdings weder begeistert noch irgendwie interessiert. Allein die Vorstellung, dass sie noch einmal eine absolut langweilige Geschichte erzählen würde, sorgte für Verdruss. Landis und Ruputna wirkten geistig sogar ziemlich abwesend – auch wenn Nozomu das zumindest von ihr so gewohnt war. Adina wirkte auch nach dem Frühstück noch blass, Karfunkel schien ihr nicht von der Seite zu weichen und immer direkt neben ihr zu stehen, was ihr augenscheinlich Sicherheit gab. Salles lächelte ihr aufmunternd zu. „Also, Adina, erzähl uns, was passiert ist.“ „Ich war im Hauptquartier der Minion Corps, wo sich auch deren Auftraggeber aufhielt – und dem begegnete ich dort. Er sagt, er sei Kyouikuteki Ciar, die Anführerinnen nannten ihn Meister Ciar.“ Sie schwieg wieder. Salles und Jatzieta senkten ihre Blicke. Der Rest der Gruppe warf sich nur fragende Blicke zu. Plötzlich schüttelte Adina ihren Kopf. „Aber es ist nicht Ciar! Er würde so etwas nie tun!“ Es war das erste Mal, dass sie so aufbrausend wurde. Salles hob seine Hände, um sie zu beruhigen. „Hast du ihn gesehen?“ „Er trug einen Mantel und eine Maske und... er hörte sich seltsam an. So, als ob seine Stimme nicht von den Stimmbändern erzeugt wird.“ Salles runzelte seine Stirn. „Wenn er wirklich Ciar ist, warum sollte er sich verkleiden?“ „Vielleicht hat er sich mal verletzt“, mutmaßte Jatzieta, „und will seine Wunden verstecken.“ „Dann könnte diese Verletzung vielleicht der Grund für seinen Wandel sein“, meinte Salles. Nozomu hob vorsichtig die Hand. „Kann uns vielleicht mal jemand erklären, wer dieser Ciar sein soll und von was für einem Wandel ihr redet?“ Jatzieta und Adina sahen Salles an. Er schwieg einen Moment, kämpfte mit sich selbst, ob er wirklich darüber reden sollte, aber schließlich gab er seufzend nach. „Ciar ist ein Chaos-Eternal – zumindest war er das noch, als ich ihn das letzte Mal traf. Damals war ich noch Salbar, einer der verwaltenden Götter im Idealen Stamm. Der Tod seiner gesamten Familie hatte ein Shinjuu angelockt, mit dem er schließlich einen Pakt geschlossen hatte, was ihn zu einem Eternal gemacht hatte. Allerdings widerstand er der Stimme seines Shinkens und wurde zu einem Chaos-Eternal, statt sich der Law-Seite anzuschließen.“ Salles hielt einen Moment inne, atmete tief durch und sprach weiter: „Ciar träumte von einer besseren Welt, in der niemand leiden musste, alle frei waren und bereit, sich gegenseitig zu helfen. Eine Utopie, die er niemals finden würde, wie ich ihm schon damals sagte. Aber er gab den Traum nicht auf und wollte solange jede einzelne Welt und deren Bewohner beschützen.“ Zetsu runzelte seine Stirn. „Klingt ganz so als hätte er sich übernommen.“ Salles antwortete darauf nicht, aber Adina schüttelte ihren Kopf. „Ciar war so voller Energie und Kraft, auch wenn man es ihm nicht ansah. Er war es auch, der mir das Leben gerettet hat, indem er mir half, ein Eternal zu werden. Aber vor einigen Jahren verschwand er spurlos. Ich habe mich auf die Suche nach ihn gemacht und traf dabei auf die Minion Corps, deren Spur mich auch zu Ciar führte – oder eben desjenigen, der sich für ihn ausgibt.“ „Aber warum sollte sich jemand für ihn ausgeben und hier für Chaos sorgen?“, fragte Leana. Adina und Salles zuckten gleichermaßen mit den Schultern. Darauf wussten sie keine Antwort – und vielleicht würden sie diese auch nur bekommen, wenn sie den Maskierten zur Rede stellten. Katima runzelte ihre Stirn. „Adina, du sagtest am Anfang, dass du die Anführerin der weißen Lakaien nicht kennen würdest, nicht wahr? Baila sagte, die letzte Anführerin wäre gestorben. Weißt du etwas davon?“ Der Eternal schüttelte mit dem Kopf. „Aber ich vermute, dass sie wohl nach einer Offensive auf dieser Welt gestorben ist. Deswegen wurde die neue Anführerin so lange zurückgehalten.“ Katima runzelte nachdenklich ihre Stirn. Was könnte der Anführerin passiert sein? Außer uns kann doch niemand ein Shinken führen. Wie konnte sie also sterben? Salles sprach ihre Gedanken aus, aber Adina zuckte nur mit den Schultern. Auch das noch, durchfuhr es Nozomu. Es tun sich immer mehr Fragen auf. „Oh!“, fiel Jatzieta ein. „Wenn du dich mit den Corps so auskennst, kannst du uns sagen, warum sie so schwach sind? Richtig stark sind sie ja nicht.“ Adina lächelte. „Das ist leicht. Früher waren sie stärker und wirklich gefürchtet, da hatten sie auch noch ihre Shinjuu. Allerdings haben ihre Shinjuu ihnen auf der Nase herumgetanzt und deswegen haben sie diese in die Shinken gesperrt. Ohne deren Unterstützung ist ein Shinken allerdings nicht mehr viel wert, es sei denn, du bist ein Gott.“ Alle Gruppenmitglieder legten ein wissendes Lächeln auf. Lediglich Naya wirkte nachdenklich. „Wenn sie also ihre Shinjuu wieder freilassen würden, wären sie wieder stärker?“ Sie erntete ein zustimmendes Nicken von Adina. „Das ist richtig. Aber das werden sie allein nicht schaffen – und auch nicht wollen, immerhin mögen sie ihre Shinjuu nicht.“ Woher weiß sie das alles?, fragte Nozomu sich. Hat sie so viel recherchiert? „War das alles?“, fragte Salles sie schließlich. Adina nickte. „Ja. Mehr gibt es nicht zu erzählen.“ „Gut, dann seid ihr für heute entlassen. Geht ruhig.“ Erleichtert verließ die Gruppe das Direktorat. Jatzieta legte eine Hand auf Adinas Schulter. „Wir gehen zusammen wieder auf die Krankenstation. Du musst dich noch etwas ausruhen.“ Der Eternal nickte. „In Ordnung.“ Katima fuhr herum. Der Rest der Gruppe blieb stehen und sah sie fragend an. „Was ist los?“, fragte Satsuki. Keiner der anderen wusste, was sie gestört hatte, denn keiner hatte irgend etwas mitbekommen. Die Königin sah wieder zu den anderen. „Ich hab gedacht, da wäre etwas gewesen. In letzter Zeit fühle ich mich irgendwie verfolgt.“ „Vielleicht bist du erschöpft“, vermutete Zetsu. „Du solltest dich ein wenig ausruhen.“ Sie nickte seufzend. „Ja, ist vielleicht besser.“ Katima ging an den anderen vorbei. Kaum war sie aus der Sicht der Gruppe verschwunden, erschien Nanashi. „Katima hat gar nicht so unrecht. Sie wird tatsächlich von jemandem verfolgt.“ Rehme nickte zustimmend. „Und zwar von einem Schatten.“ „Ihr habt zu viele Mangas gelesen, oder?“, fragte Nozomu grinsend. Sein Shinjuu zog kurz an seinem Ohr, bevor sie weitersprach. „Es ist wahr. Katima wird von einem Schatten verfolgt, der anscheinend zu einem Shinken gehört.“ „Es ist also ein Shinjuu?“, fragte Nozomi. Rehme und Nanashi nickten. „Korrekt.“ „Aber zu wem gehört es?“, fragte Naya. „Und ist es gefährlich?“ Nanashi verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir können nicht bestimmen, zu wem es gehört, aber es scheint nicht gefährlich zu sein. Es redet zwar auch nicht mit uns, aber es hat deutlich keine bösen Absichten.“ „Trotzdem ist es seltsam“, meinte Zetsu. „Irgendjemandem muss das Shinjuu doch gehören.“ „Tut es auch, Meister. Wir wissen eben nur nicht, wem und warum es Katima verfolgt.“ „Aber früher oder später kriegen wir das schon raus“, sagte Rehme zuversichtlich. „Und ich helfe euch!“, bot Naya an. „Sehr gute Idee“, stimmte Nozomu zu und setzte Rehme auf die Schulter des Katzenmädchens. Zetsu tat es ihm mit seinem Shinjuu nach. „Und seid vorsichtig, bis dann.“ Damit rauschte er gemeinsam mit Leana davon. Satsuki sah ihnen irritiert hinterher. „Na sowas. Was ist denn mit den beiden los?“ Nanashi schnaubte. „Gehen wir, Naya?“ „Äh, ja, natürlich.“ Ein Shinjuu auf jeder Schulter, ging das Katzenmädchen in Richtung ihres Zimmers. „Irre ich mich oder will Zetsu sein Shinjuu immer öfter loswerden?“, fragte Nozomi. „Vielleicht ist er genervt von ihr?“, überlegte Satsuki laut. „Oder er will einfach Zeit mit Leana verbringen und hat Angst, dass Nanashi ihn dabei stört oder eifersüchtig sein könnte.“ „Oder alles zusammen“, sagte Nozomu. „Ich bin jedenfalls froh, wenn Rehme mich eine Weile in Ruhe lässt. Sie hängt dauernd um mich herum.“ „Ja, endlich haben wir Ruhe“, sagte Satsuki zufrieden und schnappte sich seinen Arm. „Gehen wir!“ Sie zog ihn mit sich. Der Rest der Gruppe sah ihnen hinterher. „Was für ein glückliches Paar“, bemerkte Landis lächelnd. Die anderen nickten zustimmend. Lediglich Nozomi wirkte ein wenig bedrückt. Sorluska stemmte die Hände in die Hüften und beschloss, das Thema zu wechseln: „Sagt mal, glaubt ihr wirklich, dass wir so sehr von den Shinjuu abhängig sind?“ Thalia verschränkte die Arme vor der Brust, ihre Stirn nachdenklich gerunzelt. „Es kann schon sein. Besonders stark fällt es mir bei Zetsu, Ruputna und Satsuki auf. Die drei verlassen sich sehr auf ihr Shinjuu. Und bei uns wird es auch so sein, ohne dass wir es merken.“ „Das hätte ich nie gedacht“, meinte Sorluska. „Ich dachte, es kommt nur auf die Shinken an und die Shinjuu wären ein nettes Extra.“ „Jetzt wissen wir es besser“, stimmte Ruputna zu. „Was sagst du dazu, Subaru?“, fragte Landis und sah sich nach dem Bogenschützen um. „Subaru?“ „War er überhaupt bei der Besprechung dabei?“, fragte Sorluska. „Er ist so unauffällig, dass ich mich nicht daran erinnern kann.“ „Aber Narukana ist heute auch so ruhig. Bist du krank?“, fragte Thalia und sah sich nach der Göttin um, doch auch diese war nirgends zu sehen. „Haben beide gefehlt?“, fragte Ruputna. „Es sieht so aus“, meinte Landis. „Ich frage mich nur, warum.“ Die anderen zuckten mit den Schultern, schließlich ging die Gruppe auseinander, ohne weiter darüber nachzudenken, was die Fehlenden wohl machten. Subaru saß wie so oft auf dem Dach der Schule und starrte in die Gegend, während er immer noch an Baila und ihre Bitte, sie umzubringen, dachte. Wie hatte sie das nur von ihm verlangen können? Gerade weil sie wusste, dass er sie mochte, war es umso grausamer. Er seufzte leise und hörte plötzlich eine Stimme hinter sich: „Oh, wie erbärmlich.“ Subaru zuckte zusammen und wandte den Kopf. Narukana stand hinter ihm. Ihr Blick zeigte eine Mischung aus Mitgefühl und Abscheu. „Narukana-sama...“ Sie seufzte. „Du lässt dich ziemlich hängen. Ich hoffe, du weißt, dass das nicht okay ist. Besonders nicht zu dieser Zeit. Wir haben einen schweren Kampf vor uns.“ „Aber...“ Sie schüttelte den Kopf, um ihm das Wort abzuschneiden. „Kein Aber. Ich weiß, was Baila von dir verlangt hat. Und ich weiß, dass du das nicht tun kannst. Und das ist auch gut so. Aber dich hängen zu lassen ändert nichts an der Situation. Wenn dir etwas an ihr liegt, hast du gefälligst um sie zu kämpfen. Sie ist nicht durch und durch böse, also solltest du es schaffen können.“ „Glaubst du wirklich?“ Sie nickte lächelnd. Sprachlos von ihren Worten, die so anders klangen als das, was sie sonst von sich gab, konnte er nicht mehr anders als sie nur erstaunt anzusehen. Narukana legte den Kopf schräg. „Was ist los? Nicht erwartet, dass Narukana-sama auch empathisch sein kann?“ „Ähm, vielleicht wenn ich wüsste, was das bedeutet...“ „Wie auch immer“, erwiderte sie. „Meinst du, du kannst dich demnächst mal wieder aufraffen?“ Er nickte enthusiastisch. „Ja!“ Sie lächelte zufrieden. „Sehr gut. Mit dieser Einstellung solltest du es schaffen können. Dann lass uns jetzt etwas essen gehen, ich bin fast am Verhungern und du sicherlich auch.“ „Oh ja, gehen wir.“ Zufrieden gingen beide in die Cafeteria, um sich dort nach etwas zu essen umzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)