Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 31: Ein Kampf voller Überraschungen ------------------------------------------- „Alle sind auf Position“, bestätigte Naya nur wenige Schritte von dem Schutzschild entfernt. Sorluska und Thalia standen erwartungsvoll und mit gezogenen Shinken neben ihr. Das Abbild von Salles, das durch die Shinjuu projiziert wurde, nickte zufrieden. „Sehr gut. Wir sind auch bereit. Ihr werdet alle in zwei Minuten angreifen. Verstanden?“ Die Zustimmung erklang mehrfach von verschiedenen Personen, dann stellte Naya die Projektion ab. Sie wandte sich an Sorluska und Thalia. „Ich bin gespannt, ob wir einer Anführerin oder nur Lakaien begegnen.“ „Jedenfalls sollten wir vorsichtig sein“, bemerkte Thalia mit gerunzelter Stirn. „Ich glaube auch, dass sie uns damit nur aus der Reserve locken wollen.“ „Das werden sie nicht schaffen“, erwiderte Sorluska grimmig. „Wir werden besonders vorsichtig sein.“ „Ganz neue Worte von dir, Sor“, sagte Thalia. Früher hätte er das sicherlich als sarkastische Bemerkung aufgefasst, aber er musste nur in ihr warm lächelndes Gesicht sehen, um zu erkennen, dass sie es ernst meinte. Naya lächelte ebenfalls. „Da haben sich zwei aber gesucht und gefunden.“ Thalia räusperte sich ertappt. „Konzentrieren wir uns wieder auf das, was vor uns liegt. Die Zeit dürfte gleich um sein.“ Schweigend standen die drei vor dem Schutzschild und warteten. Als Crowlance das Signal gab, hob Thalia ihr Shinken. Mit einem lauten Schrei stieß sie das Naginata in den Schutzschild. Nicht einmal der Bruchteil einer Sekunde verging, als sie plötzlich von Lakaien umzingelt waren. Es waren Wesen verschiedensten Sorte, also war kein Leader dabei. Sorluska grinste und entblößte dabei einen scharfen Eckzahn. „Dann können wir uns ja austoben, oder? Das wird sicherlich ein Spaß.“ Thalia schüttelte dagegen mit dem Kopf. „Werd nicht leichtsinnig, Sor. Da steckt bestimmt ein Trick dahinter.“ Er nickte und stellte sich in Kampfposition. „Komm schon, lass uns anfangen.“ Zetsu ließ den Blick über die Lakaien schweifen. Dabei suchte er nach etwas, aber die verschiedenfarbigen Lakaien sagten ihm bereits, dass er vergeblich suchte. „Diesmal sind keine Leader dabei“, bestätigte Nanashi, was er sich ohnehin schon gedacht hatte. Ruputna atmete auf. „Ich hatte schon Angst. Die Anführerinnen sind immer ein wenig seltsam.“ Landis nickte zustimmend. „Aber diese Lakaien sind auch nicht viel besser. Sie sind anders...“ „Solchen Lakaien sind wir auch im Zeitbaum begegnet“, sagte der Silberhaarige. „Sie sind stärker als die normalen und auch... emotionaler...“ Das letzte Wort klang mehr wie eine Frage. Offensichtlich wusste er selbst nicht, ob dies das richtige Wort dafür war. Aber ein besseres fiel ihm auch nicht ein. „Verstehe“, sagte Landis. „Wollen wir uns nun darum kümmern?“ „Ruputna leistet doch schon ganze Arbeit.“ Zetsu deutete auf das Mädchen hinüber, das sich bereits mitten ins Kampfgetümmel gestürzt hatte. Doch anders als sonst lösten sich diese Lakaien nicht direkt bei der ersten Berührung mit dem Shinken in Funken auf. Stattdessen konterten sie sogar, was Ruputna überraschte. Erschrocken kreischte sie auf und sprang zurück. Ein Lakai hinter ihr griff sie ebenfalls an. Geistesgegenwärtig duckte sie sich unter dem Schwert hinweg. Zetsu runzelte seine Stirn. „Helfen wir ihr lieber, bevor ihr etwas passiert.“ Landis nickte und begab sich an Ruputnas Seite, um ihr zu helfen. Nanashi setzte sich auf Zetsus Schulter. „Wollen wir auch, Meister?“ Er nickte, worauf das Shinjuu verschwand, dann zog er sein Shinken und folgte Landis, um Ruputna zu helfen. Nozomi fing einige der Angriffe, die von den Lakaien auf ihre Gruppe verübt worden, ab. Mit jedem Schlag spürte sie, wie es ihr schwerer fiel. Aber genauso sehr wuchs mit jedem Schlag das Bedürfnis, die anderen zu retten, um Satsuki zu helfen. Sie könnten jederzeit wegrennen, wenn sie wollten und bei Monobe Schutz suchen, aber nur wenn sie lange genug hier aushielten, würde Nozomu seine Mission erfüllen und Satsuki retten können. Auch wenn das bedeutete, dass sie ihm erneut half, ihre Konkurrentin zu retten. Andererseits war Satsuki aber auch ihre Freundin, also musste sie ihr helfen – und das tat sie am besten, indem sie hier draußen die anderen beiden Mitglieder ihrer Gruppe beschützte, die wiederum die Feinde ablenkten. „Aigears!“ Katimas düsteres Shinjuu erschien. Seine Klingen zerstörten die Lakaien mühelos, während die Shinken-Träger damit einige Probleme hatten. Auch diese Gruppe hatte bemerkt, dass die Feinde anders waren als sonst. Doch genau wie im Zeitbaum fehlte ihnen auch hier die Erklärung dafür. Jeder einzelne zerstörte Lakai löste sich erst nach einem herzzereißenden Schrei in Manafunken auf. Hätten sie das nicht schon so oft durchgemacht, wäre es ihnen um einiges schwerer gefallen. Jatzieta knurrte leise. „Wieso werden es immer mehr statt weniger?“ Ein Wolf aus Feuer schoss aus ihrer Lampe und griff die Lakaien um sie herum an, um diese auf Abstand zu halten. „Wir sind in der Nähe ihrer Quelle“, meinte Nozomi. „Natürlich sind es sehr viele.“ „Aber so viele?“, fragte Katima atemlos. „Die anderen haben doch auch welche.“ Hilflos zuckte Nozomi mit den Schultern. „Reden wir später darüber. Jetzt müssen wir uns erst einmal um diesen Kampf kümmern.“ Die anderen beiden nickten und konzentrierten sich wieder auf die Gegner. Subaru, Narukana und Adina waren die einzigen, die auf einen Leader trafen. Shani stand genervt vor der Gruppe. „Nicht schon wieder Narukana. Bleibt mir denn gar nichts erspart?“ „Na sowas“, sagte Narukana amüsiert. „Musst du nicht auf Satsuki aufpassen? Ach nein, warte! Geht ja gar nicht, sie könnte deine Zauber auflösen.“ Shani schnitt eine Grimasse, dann sah sie Adina an. „Und du Unglücksbotin lebst auch noch. Hast du nicht genug Anstand, einfach zu sterben?“ „Sorry, ich kann euch auch nicht helfen“, erwiderte diese. Zuguterletzt sah sie Subaru an. „Und du... du künstliche Existenz. Ehrlich gesagt machst du uns mehr Ärger als Murakumo und Narukana.“ „Warum?“, fragte er verwirrt. Sie seufzte. „Du Idiot. Du hast Baila berührt, als ihr Mana auslief. Dabei kam es zu einem Manaaustausch und seitdem funktioniert sie nicht mehr richtig.“ „Funktioniert?“, fragte Narukana mit verärgertem Gesicht. „Baila ist kein Mana-Golem!“ Shani rollte genervt mit den Augen. „Ja ja ja. Fangen wir endlich an!“ „Du willst verlieren?“, fragte Narukana grinsend. Die Anführerin zog ihr Shinken und stürzte sich ohne weitere Vorwarnung auf Narukana. Sie scheiterte an dem Schutzschild der Göttin, das sie schmerzhaft zurückschleuderte. Hustend richtete Shani sich auf. Geistesgegenwärtig wehrte sie mit ihrem Shinken die von Adina geworfenen Chakram ab. Narukana runzelte ihre Stirn. Shani war längst nicht mehr so stark wie bei ihrem letzten Kampf. Diesmal trug sie also keinen Kristall mit sich – und es befand sich auch keiner in der Nähe. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte sie sich dieses Mal auf Adina. Der blonde Eternal wich nach hinten zurück, erwiderte den Angriff dann aber sofort. Shani schrie auf. Aus einer Wunde an ihrer Schulter strömte rotes Mana. Sie fluchte. „Verdammt! Ihr nervt! Warum könnt ihr nicht einfach verschwinden!?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sie Adina wieder nach. Subaru hob den Bogen. „Mana Link!“ „Genau das habe ich gebraucht!“, sagte Narukana. „Apocaplypse!“ Das verrückte Lachen der Göttin begleitete die feurige Energiewelle, die Shani verschluckte, bis sie nur noch als schwarzer Schatten im Herzen der Flammen zu erkennen war. Adina holte mit ihren Chakram aus. „Crossing Throw!“ Die beiden goldenen Ringe flogen in einer x-förmigen Formation auf Adina zu. Anhand des gellenden Schreis zu urteilen, trafen sie sogar. Als die Waffen wieder in Adinas Hand erschienen, erstarben die Flammen. Shanis Körper war zerschunden, Mana strömte aus verschiedenen Verletzungen an ihrem Körper. Dennoch stand sie stolz und mit erhobenem Haupt vor der Gruppe. „Ihr macht mich wirklich wütend. Jetzt... wollen wir andere Seiten aufziehen.“ Sie griff in eine Tasche und zog eine rote, reich verzierte Flasche heraus. Subaru erinnerte sich an diese Flaschen. Auf ihrer Reise durch den Zeitbaum hatte die Brigade Unterstützung von Crystal Children erhalten. Mädchen, die in Kristallen lebten und kämpften, deren Welt aber vor langer Zeit untergegangen war. Im Gegensatz zu den anderen Shinken-Trägern hatte das Mana ihrer besiegten Feinde sie nicht stärker gemacht – aber die Flüssigkeit in diesen Flaschen hatte es. Shani öffnete die Flasche und trank den Inhalt in einem Zug aus. Narukana verschwendete keine Zeit mehr, während sich ihr Mana regenerierte. „Subaru, du gehst in den Angriff! Adina, Support! Falls nötig musst du dein Shinjuu rufen! Ich übernehme die Verteidigung!“ Die anderen beiden nickten, da sie bereits ahnten, was die Göttin vorhatte und wandten sich wieder Shani zu. Diese lachte leise, während ihre Wunden heilten und die roten Manafunken um sie herum erloschen. „Ihr könnt uns nicht aufhalten. Nicht uns, die Minion Corps Leader!“ Während draußen gekämpft wurde, schlichen sich Nozomu, Salles und Leana in das Innere des Schlosses, das Ciar sich als Versteck auserkoren hatte. Während der Eternal in Gedanken bei Satsuki war, warf er einen Blick zu Leana hinüber. Sie hatte das sichere Gefühl gehabt, die Verantwortlichen für die Entführung hier drinnen zu finden, deswegen hatte sie unbedingt mitgehen wollen, um sich persönlich für die Niederlage zu revanchieren. Nozomu konnte sich nicht erinnern, jemals an ihrer Seite gekämpft zu haben und er war sich nicht sichern, ob es eine gute Idee war, zwei Kämpfer mit weißem Mana in einer Gruppe zu haben, aber nun war es ohnehin zu spät und Salles schien nichts dagegen gehabt zu haben. Nozomus Blick ging zum Brigadeführer. Selten hatte er ihn so enthusiastisch gesehen wie bei dieser Mission. Lag ihm an Satsuki wirklich so viel? Satsuki hatte keine Eltern und Salles keine Familie – vielleicht stimmte es, was die Schülersprecherin einmal gesagt hatte und der Brigadeführer war eine Mischung aus großem Bruder und Vater für sie. Dass er ähnliche Gefühle für sie hegte, kam aber erstmals bei dieser Sache heraus, fand Nozomu. Er verwarf die Gedanken und konzentrierte sich auf den Weg. Wenngleich ihm schon nach wenigen Schritten etwas auffiel: „Weiß einer hier, wo wir überhaupt hinmüssen?“ Die Gruppe blieb stehen. „Ich bin Egens Schwingungen gefolgt“, gab Salles zu. Leana schnaubte. „Damit laufen wir höchstens dem Feind in die Arme. Es muss doch einen besseren Weg geben.“ Rehme erschien mit einem selbsgefälligen Lächeln im Gesicht. „Gibt es auch. Shinken führen einen zu Mana-Wesen – Satsuki ist aber ein Naru-Eternal, darauf reagieren Shinken nicht. Aber!“ „Jetzt kommt das große Aber“, spottete Nozomu. Rehme ging nicht darauf ein. „Aber Shinjuu können das sehr wohl. Besonders weil Satsuki auch ein Shinjuu hat.“ „Ich dachte, Shinken können auch andere Shinken aufspüren“, warf Nozomu ein. „Und Satsuki hat doch so eines.“ Salles schob seine Brille zurück. „Du hast tatsächlich aufgepasst. Das ist korrekt – aber es führt dich immer nur zum stärksten Shinken. Und das ist in diesem Fall...“ „Nicht Satsukis“, beendete Nozomu den Satz. „Verstanden.“ Leana seufzte leise. Ich versteh gar nichts. „Rehme, bitte bring uns zu Satsuki“, sprach Nozomu. Das Shinjuu nickte. „Folgt mir.“ Die Gruppe ging ihr hinterher. Die Atmosphäre war immer noch dunkel, kalt und ungemütlich, so wie schon bei Salles' erstem Besuch. Vermutlich würde sich daran auch erst wieder etwas ändern, wenn Ciar – oder wer auch immer – sich nicht mehr darin befand. Vor einer Tür hielt Rehme wieder inne. „Hier drin muss sie sein.“ Nozomu wollte hineinstürmen und sich selbst davon überzeugen, aber er beherrschte sich und lauschte stattdessen an der Tür. Aus dem Inneren des Raumes erklangen zwei Stimmen. Die eine gehörte Baila und die andere - „Das ist nicht Satsuki“, erwiderte Nozomu. „Das ist Cheiron.“ „Gehen wir rein“, bestimmte Salles. Nozomu betrat das Zimmer. Baila sah auf. Cheiron atmete erleichtert aus. „Nozomu! Gut, dass du da bist!“ „Wo ist Satsuki?“ „Sie wurde abgeholt“, antwortete Baila leise. Cheiron nickte zustimmend. „Drei der Minion Corps Leader waren hier und haben sie mitgenommen.“ „Wohin?“, fragte Salles mit gerunzelter Stirn. Baila erhob sich. „In den Forschungsraum wahrscheinlich. Sie wollen sie... untersuchen.“ „Und du sitzt einfach hier und machst nichts?“, fragte Leana abfällig. Das Mädchen antwortete nicht, aber Cheiron sprang bereits für sie ein: „Im Grunde ist Baila unsere Feindin. Und allein kann sie gegen die anderen Anführerinnen nichts ausrichten.“ „Warum nicht?“, erwiderte Leana. „Sie hat doch dieses... annullierende Mana-Dingens, oder? Damit könnte sie die anderen doch spielend erledigen.“ „So einfach ist das nicht“, antwortete Salles diesmal. „Aber darüber sollten wir ein andermal reden. Wir müssen Satsuki finden.“ Baila stand von ihrem Stuhl auf. „Ich werde euch hinbringen.“ „Gut, dann schnell“, sagte Salles. „Ich glaube, wir haben nicht mehr viel Zeit. Cheiron, tust du mir einen Gefallen?“ Das Shinjuu wandte sich ihm zu, verwundert, worum es gehen konnte. „Was gibt es?“ „Nun...“ Naya lehnte sich erschöpft gegen ihren Stab, während sie auf dem Boden kniete. „Ich... kann nicht mehr“, keuchte sie atemlos. Auch Sorluska und Thalia stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Doch beide hielten sich tapfer, wenngleich erschöpft, aufrecht. Crowlance zählte inzwischen mehr als zweihundert dieser starken Lakaien, die sich bereits aufgelöst hatten. Doch für jeden besiegten Gegner schienen drei nachzukommen. Woher nahmen ihre Feinde nur ihre Ressourcen? „Ich werde kämpfen, ... bis ich Manastaub bin“, brachte Thalia angestrengt hervor. „Nur noch ein wenig“, knurrte Sorluska. „Wir müssen durchhalten!“ Angestrengt richtete Naya sich wieder auf. „Du hast recht!“ Sie mussten Satsuki helfen und deswegen mussten sie durchhalten, egal was es kostete. Das Katzenmädchen schwang seinen Stab. „Crowlance, hilf mir!“ Sie stellte den Stab wieder auf den Boden. „Fireball!“ Ein glühendheißer Ball aus Flammen erschien aus dem Nichts und fegte durch die Reihen der Lakaien, die sich für einen Moment lichteten. Aber sofort kamen neue Feinde nach. „Chaos Impact!“ Unter einem der Lakaien erschien eine Hand aus dem Boden, die nach dem Feind griff, diesen herumschleuderte und schließlich wegwarf. Beim Aufprall lösten sich zwei weitere Lakaien auf. „Immer noch nicht genug“, knurrte Sorluska als mehr Wesen nachkamen. Ein blauer Lakai rannte auf Thalia zu und hob dabei sein Schwert. Thalia fing den Angriff mit ihrem Naginata ab. Statt selbst anzugreifen, ging sie in die Knie und trat dem Lakai die Beine weg. Mit einem überraschten Aufschrei fiel der blaue Lakai zu Boden, wo sie von Thalias Shinken getötet wurde. Erschöpft richtete sie sich wieder auf. „Heilung... Mana...“ Ihre Stimme war ein einziges Krächzen. Wenn wir weiterkämpfen, werden wir von unseren Shinken verschlungen, fuhr es Naya durch den Kopf. Auch die Divine Magic können wir so nicht verwenden. Aber wir können auch nicht einfach gehen. Plötzlich wurden einige der Lakaien von einer Lanze zur Seite gefegt als wären sie Abfall. „Noch ein Feind?“, fragte Sorluska schockiert. Doch schon im nächsten Moment erkannten sie den Neuankömmling: „Cheiron!“ Der Zentaur blieb vor ihnen stehen. „Salles hat gesagt, dass ihr euch zurückziehen sollt.“ „Was ist mit Satsuki?“, fragte Thalia sofort. „Salles hat gesagt, dass ihr euch zurückziehen sollt“, wiederholte Cheiron. „Und zwar sofort.“ Naya nickte. „In Ordnung, gehen wir.“ Salles wird schon seinen Grund haben. Cheiron schien zufrieden. „Ich werde das noch den anderen mitteilen.“ Er verschwand wieder. Naya deutete in die entgegengesetzte Richtung zum Schloss. „Dann auf, lasst uns verschwinden! Crowlance!“ Sie sammelte die letzten Manareserven, um ihr Shinjuu zu rufen und folgte der Schneise, die das Wesen durch die Feinde zog. Genau wie Thalia und Sorluska. Aber noch etwas verband die drei in diesem Moment: Die Sorge darum, was mit der Gruppe im Schloss geschehen sollte. Landis' grünes Schild zersplitterte. Das Katana seiner Angreiferin verletzte ihn schmerzhaft am Arm. Fauchend und mit ausgefahrenen Krallen vertrieb Eneko den schwarzen Lakai wieder, der sich heiser kichernd wieder zurückzog. Mit einer Hand auf die Verletzung gepresst, taumelte Landis zurück. Er fluchte innerlich. „Landis-chan!“ Ruputna ging zu ihm. „Alles okay?“ „Das wird gleich wieder.“ Sein Körper wurde von einem grünen Licht eingehüllt, die Wunde verschwand. Er seufzte leise. „Das war erst mal mein letztes Mana.“ Ein blauer Strahl von Nanashis Händen lichtete die Reihen der Feinde für eine Weile. Zetsu ging einige Schritte rückwärts, um ebenfalls bei ihnen zu stehen. „Mein Mana ist erst einmal aufgebraucht.“ „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Nanashi. Die Lakaien hatten innegehalten und sahen sie nur abwartend an. „Worauf warten sie?“, fragte Ruputna leise. „Wahrscheinlich dass wir wieder auseinandergehen“, vermutete Zetsu. Das Mädchen klammerte sich an Landis' Arm. „Ich werde Landis beschützen...“, murmelte sie leise. Doch mit einemmal wandelte sich ihr besorgtes Gesicht in einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Sie ließ Landis los und lief wieder auf die Lakaien zu. „Ruputna!“, riefen die Zurückgebliebenen erschrocken. Mit einer unbekannten Entschlossenheit trat sie gegen jeden Lakai, der es wagte, ihr zu nahe zu kommen. Ihr Shinken leuchtete auf und zerteilte jeden Feind ohne Probleme. „Wie macht sie das?“, fragte Landis ungläubig. Kurz zuvor war ihr Shinken noch genauso machtlos gewesen wie das der anderen beiden. Zetsu verzog sein Gesicht. „Sie ist dabei, ihrem Shinken nachzugeben...“ Ruputna nutzte einen Lakai, um in die Luft zu springen. Sie vollführte einen Salto, Eis sammelte sich um ihre Beine. Die Lakaien, die von ihrem folgenden Tritt getroffen wurden, wurden geradezu zerschmettert, das absplitternde Eis verletzte auch die umstehenden Feinde. Landis schüttelte seinen Kopf. „Das darf nicht...“ Gerade als er zu ihr hinübergehen wollte, hob Zetsu den Arm vor seine Brust. „Warte.“ Ruputna hielt abrupt inne und starrte auf Cheiron, der vor ihr aufgetaucht war. „Salles sagt, dass ihr fliehen sollt. Sofort!“ Zetsu nickte. „Wenn er das sagt, wird es schon passen.“ Er senkte den Arm wieder und befahl Nanashi, einen Fluchtweg in die andere Richtung zu bahnen. Landis griff währenddessen nach Ruputnas Hand. „Lass uns gehen, Rupu.“ Sie reagierte nicht darauf, ließ sich aber problemlos mitziehen und so Zetsu folgen, der bereits wenige Schritte vorausgegangen war. Die Lakaien beobachteten den Rückzug nur kichernd und verschwanden schließlich selbst einer nach dem andern. „Gehts, Nozomin?“ Jatzieta sah besorgt zu dem Mädchen hinüber. Dieses nickte aber nur. „Alles bestens.“ Die Ärztin lächelte. Nozomi war ohne Zweifel die beste Verteidigerin und Heilerin in der Gruppe. Nicht einmal diese verstärkten Lakaien konnten an ihrem Schild kratzen und natürlich ließ sie sich ihre Erschöpfung nicht anmerken. Bei Jatzieta selbst und Katima sah es dagegen anders aus. Besonders Katimas schweres Shinken nahm ihr langsam jegliches Gefühl aus den Armen. Aber aufgeben lag ihr auch fern. Ohne signifikanten Grund erschien ein Schwall an neuen Lakaien. „Oh Mann“, seufzte Jatzieta laut. „Kann mal jemand die Quelle zum Versiegen bringen? Ist ja nicht zum Aushalten.“ „Statt zu jammern solltest du kämpfen“, erwiderte Katima, während sie erneut eine Pause einlegte. Die Abständen zwischen ihren Pausen wurden immer kürzer, die Ruhezeit dafür immer länger. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie gar nicht mehr kämpfen könnte. Jatzieta ging nicht auf diese Provokation ein. Stattdessen stellte sie sich erneut in Position, um zu kämpfen – als plötzlich Cheiron erschien und die erneut angreifenden Lakaien abwehrte. „Was gibt es?“, fragte Nozomi. „Was ist mit Nozomu-chan?“ „Er ist noch beschäftigt. Salles will, dass ihr die Flucht ergreift.“ Jatzieta runzelte ihre Stirn. „Einfach so?“ Cheiron hätte mit den Schultern gezuckt, wenn er gekonnt hätte. „Okay, okay“, gab die Ärztin seufzend nach. „Verschwinden wir eben.“ Das Shinjuu verschwand zufrieden. Eines der Feuerwesen aus Jatzietas Shinken bahnte ihnen einen Fluchtweg, dem sie sofort folgten. Katima hielt plötzlich inne. Sie fuhr herum – und sah nur noch wie ein Lakai auf sie zugesprungen kam. Automatisch schloss sie die Augen und erwartete den Schmerz. Doch stattdessen hörte sie nur einen erstickten Schrei. Fragend öffnete sie ihre Augen wieder. Ein Wesen, ungefähr zweimal so groß wie ein Mensch, stand vor. Es schien vollkommen aus schwarzer Materie zu bestehen. Was war es nur? Ein neuer Feind? Nein, er schien sie sogar beschützt zu haben. Doch bevor sie tiefer darüber nachdenken konnte, wurde ihr schwarz vor Augen. Jatzieta fuhr herum. „Katima!“ Das Wesen vor ihr hob sie locker auf die Arme und lief los. Jatzieta verstand diese Geste. Sie fuhr wieder zu Nozomi herum und lief ebenfalls weiter, wobei sie schon bald von dem Schattenwesen überholt wurde. Was ist das für ein Wesen? Jatzieta schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor sich. Lachend stand Shani vor ihnen. „Seht es ein, es ist zwecklos.“ Sie holte mit ihrem Shinken aus und warf es auf die Gruppe. Eine durchaus ordinäre Attacke – bis die Waffe mitten in der Luft unsichtbar wurde. Narukana sah sich hektisch um, spürte aber nur noch den Schmerz in ihrem Rücken, als sie getroffen wurde. Fluchend ging die Göttin in die Knie, genau wie Subaru und Adina schon zuvor. „Uh, so stark hab ich sie aber nicht in Erinnerung“, meinte der blonde Eternal. „Aber wir können hier nicht aufgeben“, brachte Narukana mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wir müssen sie... besiegen.“ Subaru bemühte sich, sich wieder aufzurichten. Er hob den Bogen. „Dimension Twist!“ Der Greif Sparth erschien vor der Gruppe und erzeugte einen Wirbelsturm, der allerdings an Shanis Schutzschild abprallte, statt ihr Energie zu entziehen. Sie lachte erneut. Ihr Gesicht verzerrte sich dabei zu einer furchteinflößenden Grimasse. Karfunkel stellte sich neben Adina. „Diese Flüssigkeit lässt sie ihren Verstand verlieren. Menschen sollten sie eigentlich nicht zu sich nehmen.“ Narukana nickte zustimmend und stand ebenfalls wieder auf. „Reincarnation!“ Ihre Shinjuu erschien und gab der Gruppe neue Kraft, bevor es Shani angriff. Die Anführerin wurde nach hinten geschleudert. Sie landete auf den Füßen und holte sofort aus. „Fireball!“ Das Juwel auf Karfunkels Stirn leuchtete hell auf. Statt von Shani ging der Zauber nun von Adina aus – die getroffene Anführerin taumelte wieder zurück. Ihr ausgestießener Schmerzenslaut klang wie der eines Tieres. Sie legte eine Hand vor ihre Augen und taumelte weiter, während sie leise vor sich hinjammerte. Sparth stand immer noch neben Subaru. Der Greif bemerkte zuerst den Neuankömmling, danach tat Subaru es ebenfalls. „Cheiron! Was ist mit Satsuki-dono?“ „Die anderen kümmern sich darum. Salles hat mir aufgetragen, euch zu sagen, dass ihr euch zurückziehen sollt. Sofort!“ „Aber wir sind hier noch nicht fertig!“, erwiderte Narukana. Cheiron deutete mit seiner Lanze zu Shani hinüber. „Ihr könnt sie heute nicht besiegen. Zieht euch zurück, los!“ „Ich stimme Cheiron zu“, unterstützte Karfunkel ihn. „Unser Mana neigt sich dem Ende zu und Shani ist heute unberechenbar.“ Seufzend gab Narukana nach. „Gut, dann gehen wir.“ Subaru half der verletzten Adina, auf Sparth aufzusteigen. Die Göttin nickte zufrieden, nachdem der Eternal auf dem Greif saß. „Gehen wir.“ Cheiron wandte sich Shani zu, während die anderen wegliefen. „Du solltest für eine Weile schlafen.“ Er hob die Hand und hüllte die jammernde Anführerin in blaue Funken ein. Als diese wieder verschwanden, fiel Shani schlafend zu Boden. Der Zentaur nickte zufrieden und verschwand ebenfalls, um zu Satsuki zurückzukehren und sich anzusehen, wie es dort weitergehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)