Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 47: Krieg und Frieden ----------------------------- Nozomu und Rehme liefen neben Zetsu durch die Stadt und warfen immer wieder einen besorgten Blick zu dem Silberhaarigen hinüber. Im Gegensatz zu ihrem letzten Ausflug war er diesmal wütend. Mit energischen Schritten lief er durch die Straße, dabei grummelte er leise vor sich hin. „Was ist denn los?“, fragte Nozomu schließlich, der diese Laune nicht länger aushielt. Weder Zetsu noch Leana waren beim Frühstück gewesen, was Satsuki mit einem Kichern quittiert hatte. Die Idee, in die Stadt zu gehen, war wieder Zetsus Idee gewesen, lange nach dem Frühstück. Nozomu war sich sicher, dass Zetsu seine Zeit nicht mit Leana verbracht hatte, allein schon seine schlechte Laune war Beweis genug dafür. Fragte sich nur weswegen. Der Silberhaarige schnaubte. „Was soll denn los sein? Ich habe einen harmlosen Witz gemacht! Und Isolde hatte nichts Besseres zu tun, als das Leana zu erzählen!“ Rehme nickte verstehend. „Es geht um diesen Narukana-Witz, nicht? Bestimmt war Leana sauer deswegen auf dich.“ „Sauer ist noch untertrieben“, erwiderte Zetsu. „Sie hat mir ne Szene gemacht... was bei ihr eben eine Szene ist. Seitdem redet sie nicht mehr mit mir.“ „Das wird wohl eine schweigsame Ewigkeit“, bemerkte Nozomu. „Pff, die Ewigkeit kannst du vergessen. Ich werde nie wieder mit ihr reden.“ Nozomu und Rehme sahen sich besorgt an. Keiner von beiden konnte sich daran erinnern, dass Zetsu und Leana sich einmal so gestritten hatten. Plötzlich seufzte der Silberhaarige. „Okay, doch, ich werde wieder mit ihr reden – sobald sie sich entschuldigt hat.“ „Das kann dauern“, urteilte Rehme. „Du weißt doch am besten, wie stur sie sein kann.“ „Ja, ich weiß...“ Aber sie kann jetzt auch nicht mehr nach Hause. Meinst du nicht, dass sie sich entschuldigen wird? „Bestimmt nicht. Es ist immerhin Leana. Notfalls schlägt sie sich allein durch.“ Warum muss Zetsu auch so stur sein? Er könnte sich doch auch entschuldigen. „Er hat sich nicht einmal dafür entschuldigt, dass er dich umbringen wollte.“ Das ist doch was anderes. Leana liebt er immerhin... Rehme seufzte in seinen Gedanken leise. Zetsu sah ihn forschend an. „Worüber habt ihr gerade geredet?“ „Woher weißt du, dass wir das haben?“, fragte Nozomu. Der Silberhaarige schnaubte. „Halt mich nicht für blöd! Nanashi und ich machen das auch hin und wieder. Ich weiß, wie der Blick sich bei so etwas verändert.“ „Tut mir Leid. Wir haben uns nur über die Situation unterhalten.“ Zetsu vergrub seine Hände in seinen Taschen. „Und ihr haltet bestimmt zu Leana.“ Rehme schüttelte mit dem Kopf. „Wir halten zu niemandem. Wir meinen nur, dass du aufpassen solltest, dass du Leana nicht wegen so etwas verlierst.“ Er wehrte ab. „Das werde ich schon nicht. Wer kann mich schon freiwillig verlassen?“ Sein selbstbewusstes Schmunzeln rief bei Nozomu nur ein besorgtes Stirnrunzeln hervor. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ihm das mal das Genick brechen wird. „Ich auch...“ Zetsus Gesichtsausdruck verfinsterte sich wieder. „Ich seh schon, du hältst mich für verrückt.“ „N-nein, tue ich nicht“, wehrte Nozomu ab. Der Silberhaarige wandte sich ab. „Ich bin dann mal weg, wir sehen uns später.“ Bevor Nozomu widersprechen konnte, war Zetsu bereits davongelaufen. Der Eternal seufzte. „Manchmal verstehe ich ihn einfach nicht.“ „Ich verstehe ihn nie“, bemerkte Rehme. „Deswegen verstehe ich auch nicht, wie ihr Freunde sein könnt.“ Er hob die Schultern. „Manchmal weiß ich es auch nicht... aber meistens mag ich ihn.“ „Ihr zwei seid schon seltsam... Na ja, lass uns was essen gehen. Ich hab Hunger auf Waffeln.“ Nozomu nickte und lief in Richtung Bäcker davon. Zetsu lief unterdessen allein aus der Stadt hinaus. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte, aber im Moment war ihm das auch egal, solange er nur allein war. Nicht einmal Nanashi wagte es, sich ihm zu zeigen. Langsam fragte er sich wirklich, wo sie war. Niemals würde er sich bei Leana entschuldigen, auch nicht wenn sie wieder gehen würde. Es wäre ihr Verlust, wenn sie ihn verlassen würde und nicht seiner. So etwas wie ihn würde sie nie wieder finden. Nachdenklich hielt er inne. Vielleicht hat Nozomu doch recht und mein Verhalten wird mich selbst noch verletzen... Soll ich mich bei Leana entschuldigen? Ach was! Was verstehen Nozomu und Rehme schon davon? Oder... vielleicht doch? Während er noch in Gedanken versunken dastand, spürte er plötzlich jemanden hinter sich. Zetsu fuhr herum, aber er war nicht schnell genug. Er spürte einen dumpfen Schmerz auf seinem Kopf, dann wurde es schwarz vor seinen Augen. „Du willst wirklich nichts essen gehen?“, fragte Isolde bedrückt. Leana antwortete nicht. Ihr Blick war nach wie vor stur auf das Fenster gerichtet. Das Shinjuu seufzte leise. Eigentlich hatte sie Leana nicht von Zetsus Aussage erzählt, damit sie auf ihn losging, sondern dass sie gemeinsam lachen konnten. Zumindest Isolde hatte Zetsus Aussage auch nur als Witz verstanden und ihn als solchen behandelt. Dass Leana gleich so sehr darauf anspringen würde, hatte sie nicht gedacht. Aber für Vorwürfe war es nun ohnehin zu spät. Jetzt konnte man die beiden nur noch wieder miteinander versöhnen... irgendwie. Leider waren beide sehr stur, so dass das nicht einfach werden würde. Isolde seufzte noch einmal, als plötzlich Nanashi erschien. „Was willst du hier, Zwerg?“ Zetsus Shinjuu sah beide gehetzt an. „Ihr müsst Meister helfen!“ Leana reagierte nicht, ihr Shinjuu dafür schon: „Was ist denn los?“ „Er wurde entführt!“ Erst nach diesem Satz drehte Leana sich um. „Wann?“ „Gerade eben. Bitte, Leana.“ Doch sie wandte sich wieder dem Fenster zu. „Soll Narukana ihm doch helfen. Oder Nozomu.“ „Das geht aber nicht!“, erwiderte Nanashi hitzig. „Du musst das tun!“ Leana sah Nanashi forschend an. „Weswegen?“ Trotzig presste das Shinjuu die Lippen aufeinander. „Du solltest doch froh sein, wenn wir uns trennen, oder?“ „Hör endlich auf, so etwas zu sagen! Meister liebt dich! Und deswegen musst du ihm helfen! Er wird sich danach auch bei dir entschuldigen!“ „Darauf kann ich verzichten“, erwiderte Leana kühl. Flehend sah Nanashi das andere Shinjuu an. „Bitte, Isolde!“ Entschuldigend hob sie die Schultern. „Tut mir Leid, Zwerg, aber wenn Leana nicht will...“ Enttäuscht senkte das kleine Shinjuu den Kopf. „Sag mal, wer hat Zetsu denn entführt?“, fragte Leana plötzlich. „Nun...“ Stöhnend richtete er sich wieder auf. Er hielt sich den schmerzenden Kopf. „Autsch... was ist denn passiert?“ Fragend sah er sich um. Er schien sich in irgendeinem Keller zu befinden, fragte sich nur in welchem. Gesehen hatte er diesen jedenfalls noch nie. Vorsichtig stand er auf und lief einige Schritte. Ein Klirren erklang und um nächsten Moment spürte er, wie etwas an seinem Bein zog. Irritiert sah er hinunter und entdeckte eine Kette, die von seinem Knöchel zu einem im Boden eingelassenen Ring führte. „Auch das noch...“ Er versuchte, den Ring mit einem Ruck herauszuziehen, doch dieser hielt sich fest an den Boden geklammert. Mit einem Seufzen ließ er sich wieder auf den Boden fallen. „Nanashi! ... Nanashi!?“ Keine Antwort erklang und sein Shinjuu erschien auch nicht. „Nanashi?“ Wo ist sie hin? Zum ersten Mal war er wirklich vollkommen allein – und dann konnte er das nicht einmal genießen, weil er in einem Keller angekettet war. Zu allem Überfluss fühlte sich auch sein Kopf an, als würde er gleich platzen. Wer immer ihm da eins übergezogen hatte, der würde das bereuen. Vorsichtig tastete er seinen Kopf ab, um sicherzugehen, dass er keine weitere Verletzung davongetragen hatte. Bis auf eine Beule war jedoch nichts zu spüren. „Nochmal Glück gehabt“, murrte er. Fragend sah er sich um. „Wie komme ich nur hier weg?“ Er merkte gar nicht, dass er laut vor sich hinredete. In diesem Moment wünschte er sich, dass irgend jemand kommen und ihn retten würde – solange es nicht Leana war. Andererseits wünschte er sich, dass gerade sie ihn retten kommen würde. Während er in seinen Gedanken versunken dasaß, merkte er nicht, wie jemand die Hütte betrat und sich dem Keller näherte. Erst als dieser jemand die Treppe herunterkam, wandte Zetsu den Kopf. Er wollte zufrieden lächeln und sie begrüßen, doch stattdessen sah er demonstrativ wieder in eine andere Richtung. „Was willst du hier?“ „Dich retten“, bemerkte sie genervt, als sie die letzte Distanz überbrückte. „Ich will aber nicht von dir gerettet werden.“ „Benimm dich nicht so kindisch“, erwiderte Leana. „Sei lieber froh, dass überhaupt jemand kommt. Dein arrogantes Gehabe geht einem nämlich mit der Zeit ganz schön auf die Nerven.“ Er schnaubte. „Dann hättest du vielleicht lieber kein Eternal werden sollen.“ Statt zu antworten, zog sie ihr Shinken. Mit einem gezielten Schlag zertrennte sie Kette, die ihn an den Boden fesselte. „Und dumm bist du auch noch. Wenn du nicht einmal auf die Idee kommst, dein Shinken zu benutzen.“ Zetsu schluckte eine scharfe Erwiderung hinunter. Er ärgerte sich selbst darüber, dass er nicht auf diese Idee gekommen war, wollte aber auch keinen weiteren Streit heraufbeschwören. Er stand auf und ging auf die Treppe zu. Davor blieb er noch einmal stehen. „Danke, Leana.“ „Pfff, ich habe dich nur gerettet, weil Nanashi darum gebettelt hat. Bilde dir nichts darauf ein.“ Warum hat Nanashi das getan? Zusammen verließen die beiden die Hütte und schlugen schweigend den Rückweg zu Monobe ein. Während Leana stur geradeaus sah, hielt Zetsu den Blick gesenkt. Wahrscheinlich bin ich wirklich ein arroganter Idiot. Und wenn sie mich verlassen würde, hätte ich das sogar verdient. Aber... Er blieb stehen, was Leana dazu bewegte, dasselbe zu tun. Mit versteinertem Gesichtsausdruck fuhr sie zu ihm herum. „Was ist jetzt schon wieder? Tun dir deine empfindlichen Füße weh?“ Zetsu hob den Blick und sah sie an. „Leana... es tut mir Leid.“ „Was?“, fragte sie. „Alles. Dass du dich mit jemandem wie mir abgeben musst. Und dass ich manchmal so unausstehlich bin und deine Gefühle verletze.“ Langsam schüttelte sie mit dem Kopf. „Du verstehst es einfach nicht, oder?“ Fragend sah er sie an. Sie seufzte. „Du bist nicht unausstehlich – zumindest nicht immer. Meistens bist du der Zetsu, in den ich mich verliebt habe. Ein warmherziger, guter Junge, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt. Aber manchmal... manchmal bist du wirklich unausstehlich und machst dann solche Witze. Es ist als ob du ein ganz anderer Mensch wärst. Und das besonders oft, wenn du mit Nozomu und den anderen zusammen bist. In solchen Momenten würde ich dich am liebsten umbringen.“ Zetsu seufzte leise. „Das ist mir nie aufgefallen.“ „Mir schon. Und es nervt mich. Aber bislang wollte ich nichts dazu sagen – bis eben dieser Witz kam. Ich wusste, dass du es nicht ernst meinst, aber es ist trotzdem immer wieder... seltsam. Und dann frage ich mich immer wieder, wer du eigentlich bist. Bist du der Zetsu, den ich liebe oder bist du der, den ich nicht ausstehen kann?“ Ihre versteinerte Miene wurde durch einen bedrückten Ausdruck ersetzt. Wortlos trat er auf sie zu und nahm sie in den Arm. Sie wehrte sich nicht, machte aber auch keine Anstalten, die Umarmung zu erwidern. „Kannst du das verstehen?“, fragte sie leise. Er dachte wieder an die Zeit zurück, als er sich unsicher gewesen war, ob sie wirklich seine Leana wäre und er sich Sorgen darüber machte, ob sie sich inzwischen zu weit voneinander entfernt hätten. Er nickte. „Das kann ich.“ Sie schloss die Augen. „Dann bitte... sei der Zetsu, der du wirklich bist.“ Und ich hoffe, dass es der ist, den ich liebe. Isolde und Nanashi beobachteten das Ganze aus der Entfernung. „Scheint als wäre es für heute gut ausgegangen“, bemerkte eine dritte Person, die bei ihnen stand. „Ich fand das lustig, ich sollte öfter Leute entführen.“ Nanashi sah ihn forschend an. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre, Ciar.“ Der Mann lachte leise. „Stimmt. Nicht jeder macht es einem so leicht wie er.“ „Das war nur, weil er nicht ganz bei sich war“, verteidigte Nanashi ihren Meister. Ciar lachte noch einmal. Isolde tippte das kleine Shinjuu auf den Kopf. „Wie bist du denn auf diese tolle Idee gekommen?“ „Ich habe nachgedacht... und da beide so stur sind, musste es so eine Situation sein. Mir war klar, dass die beiden sich erst streiten und er sich dann entschuldigen würde.“ „Oh, du kannst ja denken, Zwerg.“ Nanashi streckte ihr die Zunge raus und sah dann wieder zu den beiden hinüber. „Ich hoffe nur, dass die beiden sich endgültig wieder vertragen und auch eine Lösung dafür finden.“ Isolde nickte. „Das hoffe ich auch.“ Ciar lächelte. Schweigend fuhr er herum und ging wieder davon. Die beiden Shinjuu nickten sich zu und lösten sich auf, um zu ihren jeweiligen Meistern zurückzukehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)