In my Time of Dying von mangacrack (Teil III: Am Ufer des dunklen Wassers) ================================================================================ Prolog: Dark ------------ Ich falle. Ich falle durch etwas, das sich wie kalter dunkler Nebel anfühlt, denn es lastet schwer auf meiner Haut. Ich spüre den unerbittlichen Zog, der mich nach unten zieht. Scharf schneidet der Wind in meine Wangen, denn ich falle mit dem Kopf voran. Fallen. Da ist es wieder. Das Wort, das mir nicht aus dem Sinn geht. Es ist seit langer Zeit, das Einzige woran ich denken kann. Ich falle. Ich falle durch die Dunkelheit und kann nichts dagegen tun. Meine Arme sind schwer und lassen sich nicht bewegen. Hin und wieder werden sie an meinen Körper gepresst, wenn die Dunkelheit bedrückend wird. Ich bin machtlos gegen die Kräfte, die an mir zerren und nicht einmal meine Finger könnte ich zur Faust ballen. Doch Ärger könnte mich hier auch nicht retten. Eine verschwommene Erinnerung treibt an die Oberfläche meines benebelten Geistes und wie ein gebrochener Strahl der Sonne bringt sie ein bisschen kostbares Licht. Es ist mehr ein Bild, als wirkliches Wissen, denn ich sehe etwas vor meinem inneren Auge. Wie eine Spiegelung von etwas, dass sehr weit fort ist, es muss so sein, denn in der Dunkelheit, durch die ich falle, gibt es keine Formen. Daher überrascht mich die Gestalt, dich vor mir sehe. Ich kann weder die Person noch ihr Gesicht erkennen. Alles was ich in dem vor mir bewegenden Bildnis erkennen kann, sind Federn. Federn. Ich strenge mich an darüber nachzudenken. Während das Bildnis sich auflöst und in der Dunkelheit verschwindet, werden meine Gedanken ein wenig klarer. Es waren lange und reine weiße Federn. Schön und so zahlreich, das sie zu keinem Vogel gehören können. Auch hat kein Vogel so große Schwingen, wie ich sie sah. Schwingen ... Flügel. Es waren Flügel. Die Erkenntnis durchbricht mich wie die entscheidende Welle, die einen ganzen Staudamm zu Einsturz bringt. Massen an Informationen, Erkenntnisse und Erinnerungen stürzen auf mich ein, als ich meine Augen in Verwunderung und Entsetzen aufreiße und keine Zeit mehr habe darüber nachzudenken, dass mein Fall ein Ende hat. Vor mir sehe ich eine blaue weite glitzernde Oberfläche und das Licht, das sich auf ihr spiegelt blendet mich. Aber zu fasziniert bin ich von dem Bild, das sich vor mir ausbreitet und rasend schnell auf mich zukommt. Es ist ein Gesicht und es starrt mir entgegen, verwunderter fast noch als ich selbst mich fühle. Das Gesicht hat blaue Augen, ein wenig dunkel und trüb, aber ich kann sehen wie sie klarer und heller werden. So klar und hell sind sie inzwischen, dass ich weiß, dass ich mit der Person, der sie gehören zusammen stoßen werde. Immer schneller rast sie auf mich zu. Das wird wehtun. Der Gedanke an Schmerz weckt einen alten, vergessenen Reflex. Ich versuche ruckartig mich umzusehen und einen besseren Überblick darüber zu gewinnen, wo ich mich befinde und was mir gleich Schmerzen zufügen wird. Oder wer, da ich die Person vor mir nicht kenne. Allerdings überrascht mich das, was ich sehe. Es ist überall alles blau. Oben und unten, rechts und links, alles. Nur eine feine Linie trennt die Farben und das Licht. Weit erstreckt sich der Horizont vor mir und gerade als ich begreife, dass es mein eigenes Spiegelbild war, von dem ich erwartet habe, dass es mich verletzten wird, passiert alles gleichzeitig. Mein steifer nutzloser Körper bewegt sich von selbst, als ich aufschlage und die Wasseroberfläche wie ein Fensterglas durchbreche. Ich spüre den Widerstand, aber zu schwer ist mein Gewicht und zu langsam meine Reaktion. Das Wasser verschluckt mich und als ich hinunter auf den Grund des Meeres sinke, sehe ich noch wie sich auf den Luftblasen, die mein Fall verursacht hat, zusammen mit dem Licht hinter der Oberfläche eine Gestalt bildet. Diesmal ist keine zweidimensionale Erinnerung, sondern eine richtige Gestalt. Eine Person. Ein Lebewesen. Klar und durchsichtig, aber gefärbt von den Farben des Meeres um uns herum. Sie spricht zu mir, ruft nach mir und ich strecke meine Hand aus, als ich tiefer und tiefer sinke. Das Wasser ist kalt und wieder umfängt mich Dunkelheit, aber diesmal habe ich keine Furcht, denn letztendlich ist es mein eigenes Spiegelbild das versucht mich zu retten. Ehe ich dem Druck des Wassers gewahr werde und komplette Schwärze mich umfängt, höre ich einen Klang, den ich seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr vernommen habe. Meinen Namen. ..., ruft mir mein Spiegelbild aus Wasser und Luftblasen zu, dem ich gerade noch beim Fallen in die Augen gesehen habe, und trotz dessen, dass ich das Bewusstsein verliere, weil ich ertrinke, durchströmt mich Kraft. Eine alte, bekannte und sichere Kraft, die meine Seele durchströmt und mich mit Leben erfüllt. Denn … Gabriel. Dein Name ist Gabriel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)