Konoha Gangs von ximi (Zwei Gangs, ein Bandenkrieg und eine Freundschaft zwischen den Fronten) ================================================================================ Kapitel 4: An einem Regentag ---------------------------- "Das Mädchen hat ganz schön was durchgemacht. Man hat ja auch nicht jeden Tag ein Messer vor der Nase und denkt, dass das letzte Stündchen geschlagen hat. Die Verletzung am Arm und die Prellungen obendrauf sind auch nicht gerade ohne. Aber das kriegen wir wieder hin, ihr müsst einfach gut auf sie aufpassen, genauso wie auf die anderen Mädchen. So fit sie auch sein mögen, sie haben einfach nicht dieselbe Kraft wie ihr Jungs. Sie können alle gut kämpfen, aber gegen die Hünen der Takas haben sie keine Chance, wenn es ums prügeln geht." "Das wissen wir doch, Shizune. Bis jetzt ist es uns auch immer gelungen unsere Mädchen zu beschützen. Scheisse, es ging alles so schnell." Sakura war bereits wach und lauschte dem Gespräch. Langsam öffnete sie die Augen und blickte in die sorgenvollen Gesichter von Naruto, Kiba und Hinata. Und ganz nahe bei ihr sass Shizune. Shizune war Ärztin im Konoha City Hospital und früher auch Mitglied bei den Kurama Foxes gewesen. Sie war noch heute Tsunades beste Freundin. Sie kümmerte sich so gut wie immer um die Verletzten nach den Blood Zones. Das Krankenhaus wurde von den Gangs strikt gemieden, da sonst auch gleich die Cops zu Stelle waren und sie in Gewahrsam nahmen, ja, man starb lieber, anstatt für Jahre in den Knast zu wandern und meistens konnte Shizune den Verletzen gut helfen. Die drei bemerkten jetzt, dass Sakura bereits wach war. "Cherry! Himmelherrgott, wie geht es dir?", rief Ino aus und wollte ihre beste Freundin sogleich stürmisch umarmen, jedoch wurde sie von Shizune beschwichtigt. "Hi...was ist denn los?", fragte Sakura etwas verwirrt. Sie konnte sich irgendwie gar nicht mehr so gut erinnern, was geschehen war. "Langsam, Ino", beschwichtige Shizune die Blonde. "Sakura, weisst du wo du bist?" Sakura blinzelte. "Mhm...im HQ... wie ist die Blood Zone ausgegangen?" "Das war die erste unentschiedene Blood Zone seit Jahrzehnten. Der Uchiha und du, ihr wart die letzten, die noch gekämpft haben und dann sind die Bullen gekommen und wir mussten abhauen. Du weisst, wenn sie von der Blood Zone erfahren, dann kommen sie immer mit 'ner Riesentruppe und da wir alle halbtot sind nach den Fights, hätten wir keine Chance." Dann schlug Naruto sich mit der Hand gegen die Stirn. "Tut mir leid, ich labere zu viel. Verdammt, Cherry, es tut uns so leid, dass wir nicht da waren um dir zu helfen!" Er umarmte Sakura, die sich inzwischen aufgesetzt hatte und drückte sie an sich. Sakura erwiderte seine Umarmung und lächelte. Er roch nach Sandelholz und seine Haare waren noch feucht, er kam also gerade aus der Dusche. "Ja, Saku, wir waren gar nicht weit weg von dir, aber keiner hat's geschafft dir zu helfen. Wir haben total versagt...", murmelte Kiba kopfschüttelnd. Sakura legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Macht euch keinen Kopf, es ist doch nicht eure Schuld, wenn ich nicht aufpasse. Und es ist ja nichts passiert..." "Nichts passiert?! Ist das jetzt dein ernst? Der Typ war kurz davor dir die Kehle aufzuschlitzen!", protestierte Ino lautstark. "Keine Ahnung, warum der Uchiha dann abgehauen ist. Vielleicht wegen Samstag?", ihre Freundin grinste verschmitzt. "Ich wette der hat es nicht übers Herz gebracht dich zu töten, weil er so vollkommen hin und weg von deiner Show auf der Party war. Hach, irgendwie ist das ja schon süss..." "Klappe, Flower Power. Mit dem Feind wird nicht sympathisiert!" Shikamaru war aufgetaucht und schubste Ino spielerisch zur Seite. "Ich mein ja nur!", fauchte Ino verpasste Shikamaru einen Klaps auf den Hinterkopf. Shizune wandte sich an Sakura. "Alles klar, Sakura? Ich habe dir deine Schnittwunde verbunden, es sollte nicht zu lange gehen, bis sie abheilt. Ich werde sowieso in nächster Zeit noch einmal vorbeikommen um euch zu begutachten und sonst ruft ihr mich an. Ach, ja, Tsunade ist auf dem Weg hierher. Sie sollte jeden Moment da sein, aber ich muss jetzt weg, ich hab Frühschicht." "Alles klar. Danke, Shizune." "Keine Ursache, Kirschblütchen." Sie gab Sakura einen Kuss auf die Wange und verschwand dann aus dem HQ. Shizune war so etwas wie eine Mutter für die Bande, genau wie Tsunade. Da sie eine sehr gute Freundin ihrer Tante war, kannte sie Sakura natürlich schon länger. "Heilige Scheisse, wie spät ist es denn, Ino? Müssen wir nicht zur Schule?" Himmel, daran hatte sie gar nicht gedacht! Ino beruhigte sie. "Wir schwänzen heute mal. Ich hab keinen Bock und zudem bist du noch nicht bereit, dich jetzt wieder in den Unterricht zu setzen." Kiba seufzte. "Warum geht ihr Mädels eigentlich immer noch zur Schule? Ich mein, das Leben ohne irgendwelche Hausaufgaben und Verpflichtungen ist doch so viel besser. Nur die Gang, die Strasse und jede Menge fette Partys und Bandenfights." Ino stiess ihn zu Seite. "Schnauze, Köter, es gibt Menschen die in ihrer Zukunft etwas erreichen wollen." "Es gibt noch so viel zu sehen da draussen... und vieles zu erleben", murmelte Sakura worauf Kiba beschwichtigend die Arme hob. "Schon gut, schon gut, ich sag ja nichts mehr." Er war einer der Jungs, der praktisch auf der Strasse gross geworden war. Als Kind war er im zarten Alter von dreizehn Jahren mit seinem damals noch kleinen Hund aus dem Haus seines gewalttätigen Stiefvaters getürmt. Als Strassenkind hatte er sich durchgeschlagen, bis er dann mit vierzehn Jahren von den Kurama Foxes halb verhungert auf der Strasse aufgegriffen und aufgenommen worden war. Die meisten Mitglieder hatten eine traurige Vergangenheit, die mit einem langen Leidensweg verbunden war. Viele von ihnen hatten auch keinen Schulabschluss und so ziemlich alle konnten sich das College nicht leisten. Die Kurama Foxes nahmen vorwiegend Leute auf, die am dunkelsten Punkt ihres Lebens standen oder gestanden hatten, um ihnen neue Hoffnung, eine Familie und ein zu Hause zu geben. Und das war es, was die Kurama Foxes ausmachte. "Sakura! Mäuschen, du liebe Güte!" Tsunade kam die Treppe hinauf gestürmt und zog Sakura an sich. "Ich hatte solche Angst!" "Tsunade, es geht mir doch gut!" "Schätzchen, der Taka hat dich beinahe umgebracht! Shizune hat mir am Telefon alles erzählt! Wem hast du zu verdanken, dass du noch am Leben bist?", fragte Tsunade aufgeregt und blickte in die Runde, bekam aber nur beschämtes Kopfschütteln zu Antwort. "Dem Taka", meinte Sakura vorsichtig und Tsunade riss die Augen auf. "Wie jetzt?" "Ach, Tsunade, ich erzähle es dir", meinte Ino und begann geduldig bei der Party am Samstag bis zum jetzigen Zeitpunkt, alles zu erzählen. Die Augen ihrer Tante wurden zusehends grösser und am Ende von Inos Erzählung schüttelte sie ungläubig den Kopf. "Normalerweise, Sakura, würde ich dir jetzt gehörig den Kopf waschen. Einfach so mit dem Taka-Vize tanzen, ohne es zu merken! So etwas siehtman doch einfach!" Sie seufzte. "Aber da dir diese Sache das Leben gerettet hat werde ich das mal auslassen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Und euch allen auch." Sie blickte in die Runde und begann zu lachen. "Meine Güte, das waren noch Zeiten als ich und Shizune Jiraiya nach den Blood Zones immer verarzten musste, weil der Kerl nie aufgepasst hat und..." "Redest du etwa schlecht über mich, Flame?" , hallte Jiraiyas Stimme von unten her. "Klar doch, über dich kann man ja auch nichts Gutes reden, White Fox", gab Tsunade zurück. Die freundschafltiche Beziehung, die Tsunade und Jiraiya zueinander pflegten war immer wieder ein Grund zum Lachen. Eigentlich immer nach Blood Zones oder Battles besuchten ehemalige Bandenmitglieder die Kurama Foxes und unterstützen die Angeschlagenen, genau dann leisteten sich Jiraiya und Tsunade des öfteren einen handfesten Streit, der aber nicht allzu ernst zu nehmen war. Sakura legte sich wieder hin, der Schock und die Müdigkeit sassen ihr noch in den Knochen. Die anderen Kuramas verbrachten den frühen Morgen damit, die Verletzten aufzupäppeln und sich ebenfalls etwas von den Strapazen der letzten Nacht zu erholen. Noch als sie am Abend zu Hause im Bett lag geisterte Sasuke Uchiha in Sakuras Kopf herum. Alles drehte sich um eine Frage: Warum um alles in der Welt hatte er sie am Leben gelassen? Die Woche darauf war hart. Die Lehrer schienen alle schlechter Laune zu sein, was vielleicht auch am Wetter lag, das nun, nach fast zwei Wochen pausenloser Sonne richtig schlecht wurde. Miss Yuuhi war die dritte Lehrerin an diesem verregneten Donnerstag, die ihnen eine Prüfung für die nächste Woche ankündigte. Aber was tat man nicht alles für seine Zukunft? Sie hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt. Mit dem Gedanken, das alles hier zu schmeissen und sich ganz der Gang zu widmen. Irgendwo ein wenig jobben um etwas Geld zu verdienen und den Rest ihrer Zeit bei der Gang verbringen. Der Gedanke war verlockend, aber sie wusste, dass sie so im Leben nicht weiterkäme. Sie würde niemals aus dieser Stadt rauskommen, sie würde niemals sehen, was es sonst noch gab, neben der Skyline von Konoha, dem Verkehrslärm, den Gangfights und den Strassenpartys. Früher war sie oft mit ihren Eltern auf dem Land gewesen, zum reiten oder zum spazieren, in den Wäldern, an den Seen zum picknicken. Damals war alles noch in Ordnung gewesen, bis szu ihrem siebten Lebensjahr. Aber von da an ging alles stetig bergab, bis sie zu den Kurama Foxes gestossen war. Das genervte Stöhnen aus der Klasse holte sie aus ihren Gedanken in die Realität zurück. Auch Miss Yuuhi wirkte heute total verstimmt und hatte der Klasse nun ein paar echt schwierige Aufgaben zum Lösen gegeben. Wer es in der Stunde nicht fertig schaffte, musste es zu Hause nacharbeiten und das war leichter gesagt als getan, wenn sie sich diese Aufgaben anschaute. Hinata war ein ziemliches Ass in Mathe und erklärte Sakura und Ino, die beide keine Überflieger in diesem Fach waren, die Aufgaben, so dass sie es gegen alle Erwartungen tatsächlich schafften, die letzte Aufgabe noch vor dem Klingeln der Pausenglocke zu beenden. Als die Mädchen das Gebäude verliessen regnete es immer noch Bindfäden und Sakura hätte sich Ohrfeigen können, weil sie ihren Regenschirm zu Hause gelassen hatte. Sie sollte morgens definitiv etwas weniger lang im Bett liegen bleiben, dafür etwas mehr nachdenken. Und so zwängte sie sich mit Hinata unter deren Schirm, während Ino ihren knallpinken aufspannte. "Das war schon lange mal wieder nötig. Die Stadt ist ja beinahe ausgetrocknet. Aber die Sonne war mir trotzdem lieber", seufzte sie. "Wie spät ist es eigentlich?" "Kurz nach fünf", informierte Hinata sie, nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. "Oh, verdammt. Ich hab Mom versprochen sie um viertel nach fünf im Krurhaus zu besuchen. Ich muss den nächsten Bus kriegen, sonst komm ich viel zu spät. Macht's gut, Mädels und bis morgen! Ich nehm' an, ihr seid heute auch nicht im HQ anzutreffen?" "Nee, bei den vielen Prüfungen nächste Woche? Die werden das schon überleben ohne uns", rief Sakura Ino hinterher, die sich daraufhin noch einmal umdrehte. "Alles klar! Dann bis morgen!" Mit diesen Worten verschwand sie um die Ecke. "Ich muss auch die nächste U-Bahn kriegen, weisst du, mein Dad ist heute mal wieder zu Hause und ich hab ihm versprochen zu kochen", meinte Hinata mit einem nervösen Blick auf den Eingang zur U-Bahn-Station. "Ich muss noch in die Stadt, einkaufen. Tsunade hat keine Zeit und in unserem Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Ich fahr noch bis in die Downtown mit." Sie erwischten dank einem rekordverdächtigen Sprint gerade noch die nächste U-Bahn und Sakura verliess diese in der Downtown wieder. Hinata musste noch bis ins North, da die Wohnung ihres Vaters dort lag. Man vermutete das HQ der Takas irgendwo im North, da dort des öfteren welche anzutreffen waren, aber Hinata war unscheinbar genug, damit sie nicht als Kurama auffiel. Der Supermarkt war, wie erwartet, völlig überfüllt. Jeder ging nach der Arbeit noch schnell einkaufen und Sakura seufzte. Sie zwängte sich durch die Leute und suchte die Sachen zusammen, die sie brauchte. An der Kasse stand sie eine geschlagene Viertelstunde an und als sie den Laden endlich verliess, war sie völlig entnervt. Jetzt nun noch nach Hause! Zu allem Übel hatte es immer noch nicht aufgehört zu regnen. Um etwas schneller bei der U-Bahn zu sein, wollte sie die Abkürzung durch die Seitengasse nehmen, aber als sie etwas zu eilig um die Ecke bog, prallte sie mit voller Wucht in jemanden hinein. Ihre Einkäufe purzelten aus der Tasche auf den nassen Boden. "Himmelherrgott, tut mir leid..." Als sie den Blick hob verstummte sie sofort. Ihr Atem stockte für einen Moment und sie brachte kein Wort mehr über die Lippen. Er hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen, anscheinend um nicht aufzufallen. "Mir tut's leid. War nicht meine Absicht", sagte Sasuke Uchiha entschuldigend und gemeinsam sammelten sie ihre Einkäufe wieder ein und packten sie in die Tasche. "Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, wie es dir geht. Habe dich durchs Fenster gesehen und dachte, ich warte auf dich." Sakura verstand nicht. "Er...erkundigen wie es mir geht?", stammelte sie perplex. Er blickte etwas beschämt zu Boden. "Na du weisst schon, wegen Montag. Die Blood Zone... ich wollte mich entschuldigen...für die Prellungen und so." Ungläubig schüttelte Sakura den Kopf. Er hatte also auf sie gewartet? "Du entschuldigst dich dafür, dass du mich nicht umgebracht hast?" "So in etwa." Sie musste lächeln. "Und ich wollte mich bei dir bedanken. Das du mich am Leben gelassen hast." "Ach, keine Ursache." Ein kurzer Moment des Schweigens, dann lachten sie beide los. Dieses Gesprächsthema war ja wirklich zu albern! Jeder Zuhörer würde sie für irre halten. Als sie sich wieder erholt hatten, wussten zuerst keiner, was er sagen sollte. Sasuke jedoch brach dann das Schweigen. "Darf ich dir, als Entschädigung für den Zusammenstoss die Tasche bis zu U-Bahn tragen?", fragte er und Sakuras Herz begann laut zu klopfen. Der Bruder des Taka-Anführers fragte sie, ob er ihre Taschen durch die Gegend tragen durfte? In ihr fand in diesem Moment ein ziemlicher Kampf statt. Sie durfte sich auf keinen Fall mit Takas abgeben. Sie waren gefährlich und unberechenbar, besonders wenn sie wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Aber andererseits fühlte sie sich von diesem jungen Mann ganz und gar nicht bedroht, im Gegenteil, er wirkte wirklich aufrichtig, wenn auch etwas schwer zu erfassen. Aber er war darauf bedacht, das kleine Missgeschick wieder gut zu machen. Und dann war da noch dieses Herzklopfen, das sich bemerkbar machte, wenn er grinste oder sie mit seinen dunklen Augen ansah. Er wirkte im Moment sogar ziemlich unscheinbar, mit seinem schwarzen Kapuzenpulli und den zerfetzten Jeans. Er sah genauso aus, wie viele hübsche Jungs in Konoha, aber wenn man dann in seine Augen sah unterschied ihn irgendetwas. Seine Augen sagten, aus, dass sie schon viel gesehen hatten. Mehr als Sakura sich wohl jemals vorstellen konnte. Ach herrje, wie kam sie denn darauf? Er war doch einfach nur ein Taka... oder? "Ach, das ist doch nicht nötig. Ich kann das schon alleine." "Hast du Angst?", fragte er und bedachte sie gleich darauf mit einem durchdringenden, aber auch irgendwie kalten Blick und sie meinte, einen Hauch von Enttäuschung darin zu erkennen. Aber wenn sie es sich recht überlegte, fürchtete sie sich nicht vor ihm. Sie wusste einfach, dass es nicht okay war, sich vom Feind die Taschen tragen zu lassen. Und die Stimme, die sie an das grundelgende Misstrauen erinnerte, welches sie den Takas gegenüber hegte, wollte nicht verstummen. "Nein... es ist nur... du weisst, wegen den Gangs...", stammelte sie. Himmel, sie musste sich anhören wie die allergrösste Idiotin. Er schüttelte den Kopf. "Es ist mir egal, was mit den Gangs ist. Ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte, ein kleines Missgeschick wiedergutzumachen." Er sah irgendwie verärgert aus. Weniger wegen ihr, mehr wegen diesen schwierigen Umständen und sie merkte dass er Recht hatte. Was bitte war falsch daran? War es denn nicht möglich, das zwei Menschen miteinander reden konnten, die aus verschiedenen Gangs kamen? Sakura nickte. "Du hast recht. Wenn du willst darfst du also meine Tasche tragen." Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht und er nahm ihr die Tasche aus der Hand. "Na, dann. Du wirst übrigens nass." Erst jetzt bemerkte Sakura, dass sie wirklich langsam aber sicher durchnässt war und sie fröstelte. Klar, es war Sommer, aber der Regen hatte alles ziemlich abgekühlt. "Ach, das geht schon, ich bin ja selbst schuld", winkte sie hastig ab. Dieser Junge machte sie ganz nervös... Die Verlegenheit trieb Sakura die Röte ins Gesicht. Ehe sie es sich versah, war er aus seinem Kapuzenpulli geschlüpft und hatte ihn ihr in die Hand gedrückt. "Ich bestehe darauf. Auch wenn er nicht unbedingt wasserdicht ist, bleibt es noch ein Weilchen trocken da drin." "Aber dann wirst ja du nass." "Spielt doch keine Rolle. Im Moment bin ich noch trockener als du." Und wieder schmunzelten sie beide über den banalen Inhalt ihres Gespräches. Sakura beschloss der Diskussion nun ein Ende zu setzen und schlüpfte in den schwarzen Pulli. Er war ganz warm und roch angenehm. "Danke. Das ist nett von dir." Er grinste zur Antwort und dann machten sie sich auf den Weg zur U-Bahn-Station. Während sie so gingen, beobachtete Sakura den Taka-Vize von der Seite. An seinem Oberarm erkannte sie das Tattoo mit der geflügelten Schlange, welches aber nicht allzu gut zu sehen war, da es halb vom Ärmel seines schwarzen T-Shirts verdeckt wurde. Es war gross und Sakura fragte sich selber, warum sie es am Abend der Strassenparty nicht gesehen hatte. Seine Handgelenke hatte er wieder mit mehreren Lederbändchen versehen. Sein Gang wirkte unauffällig und trotzdem irgendwie sehr selbstsicher. "Ich hoffe, du hast dich erholt vom Montag..." Sie hob den Kopf und hoffte inständig, dass er nicht bemerkt hatte, wie genau sie ihn gerade unter die Lupe genommen hatte. "Mach dir keine Gedanken, Sasuke. Ich meine, mir ist doch nichts geschehen. Andere hingegen... ich weiss auch nicht. Manchmal macht es mir echt Mühe, zu glauben, dass wir tatsächlich bis aufs Blut mit euch kämpfen. Und jedes Mal tut es verdammt weh zu sehen, wenn Freunde gehen. Es hat niemand aus dem inneren Kern bei uns dran glauben müssen, aber dennoch, gehörten die Verstorbenen zu uns... es ist jedes Mal wieder schwer. Aber man sorgt wenigstens dafür, dass sie in guter Erinnerung behalten werden." Ganz ehrlich? Sie wusste nicht, warum sie ihm das so offen erzählt, aber irgendwie fühlte es sich überhaupt nicht falsch an. Ein Anflug von Mitgefühl zeichnete sich in seinem Gesicht ab. "Ich weiss..." Sie erreichten den Bahnsteig als die U-Bahn gerade einfuhr und Sasuke übergab ihr die Taschen. "Na dann. Vielen Dank fürs Tragen. Es war nett mit dir zu reden", sagte sie laut, um den Lärm der U-Bahn zu übertönen. "Kein Problem. Ich fand es auch nett. Und behalte den Pullover ruhig noch, ja? Irgendwann sehen wir uns so oder so wieder", gab er laut zurück. Obwohl ihnen beiden bewusst war, dass sie sich unter anderen Umständen wiedersehen würden, nahm Sakura das Angebot an. Die U-Bahn hatte angehalten und entliess eine Menge genervt und müde aussehender Menschen in die Rush Hour der Downtown. Sakura brannte noch eine Frage auf der Seele. Jetzt oder nie. "Warum hast du mich nicht umgebracht?", fragte sie über die Stimmen und den Lärm der Menschenmassen hinweg. "Ich meine... jeder andere Taka hätte es getan. Du hättest es tun können. Warum hast du mich verschont?" Er sagte zuerst nichts und musterte sie nur mit einem verschlossenen Blick. Die meisten Leute waren in die U-Bahn eingestiegen und es wurde Zeit, es ihnen gleich zu tun, sonst würde sie ohne Sakura abfahren. "Weil du der menschlichste Gegner warst, den ich je hatte." Die Türen des Zuges schlossen sich langsam, Sakura hüpfte schnell hinein und als sie sich umdrehte, war er weg. In der Menschenmasse untergetaucht. Seine ehrlichen Worte hallten in ihrem Kopf wider, jedoch konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen, was er genau damit meinte. Sie hätte nicht gewusst, was sie darauf hätte antworten können. Die Art wie er es gesagt hatte war schwer zu beschreiben. So kühl und doch voller Wärme. Als sie die Wohnungstür aufschliessen wollte, bemerkte sie, dass Tsunade bereits zu Hause sein musste und tatsächlich stand ihre Tante bereits hinter dem Herd und bereitete das Abendessen vor. "Hallo, Mäuschen. Du bist spät dran." "Ja, ich hab mich noch mit den Mädels verquatscht", flunkerte sie. Sie hasste es, zu lügen, aber was blieb ihr übrig? "Was ist denn das für ein Pulli?" Sakura kam kurz ins Schwitzen, doch dann fiel ihr eine passende Ausrede ein. "Hat mir Sai am Montag geborgt." Sai war der König der schwarzen Kapuzenpullover. Beim Abendessen erzählte sie ihrer Tante von den vielen Prüfungen, die anstanden und Tsunade nickte mitfühlend. "Ach, Mäuschen, ich kenne das noch zu gut. Als ich die Ausbildung zu Krankenschwester gemacht habe, da war ich auch dauernd am lernen. Als Sekretärin zu arbeiten ist wenigstens körperlich nicht so anstrengend. Aber du schaffst das, Sakura. Da bin ich überzeugt. Weisst du, den Sprung ins normale Leben schaffen längst nicht alle Bandenmitglieder, wenn sie ihre Dreissig erreicht haben." Sie seufzte. "Klar, die meisten finden einen Job mit dem sie über die Runden kommen und helfen mit, die Bande weiterhin zu führen, sind aber nicht mehr als Bandenmitglied aktiv. Sie geben Tipps und helfen wo sie können. Aber auf eine Art hängt man immer den alten Zeiten nach. Auch ich habe lange Mühe damit gehabt, als es vorbei war, aber irgendwann, wenn man einen guten Job und genug andere Prioritäten hat, dann schafft man es, sich in der Welt zu behaupten. Ich habe nie bereut, meine Ausbildung gemacht zu haben." Sie hatte recht. Sakura wusste, dass sie, wenn sie eine sichere Zukunft haben wollte, das alles durchziehen musste, egal, wie hart es auch war. Den Rest des Abends verbrachte sie mit Lernen. Erleichtert durfte sie feststellen, dass sie die meisten Themen bereits gut begriffen hatte. Das hiess, es stand einem Samstagabend im HQ wohl kaum etwas im Wege. Sie freute sich, denn die Kuramas hatten vor, ein wenig durch die Strassen zu ziehen und genau das brauchte Sakura dieser strengen Woche. Sie war eigentlich nicht jemand, der gerne abends um die Häuser zog und sich betrank, aber sie genoss die Zeit mit ihren Leuten immer sehr. Sie hatte nur zwei wirklich enge Freundinnen, mit denen sie über alles reden konnte, aber das genügte. Und die Bande gab ihr ein zu Hause, eine Familie und bereitete ihr eine Menge Spass. Es war okay so. Irgendwann löste sie sich dann vom Fernseher und wünschte Tsunade eine gut Nacht. Sasukes Kapuzenpulli legte sie neben sich aufs Kopfkissen und roch noch einmal daran. Es roch gut. Wild, frei... wunderbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)