Heute Nacht von Goetterspeise (Naruto x Hinata | 1. Türchen) ================================================================================ Erster Advent ------------- Der Schnee rieselte gemächlich vom Himmel hinunter auf die Straßen, Wege und Wiesen. Die Sonne war bereits vor zwei Stunden untergegangen und so waren es nur die Straßenlaternen die die Umgebung erhellen konnten. Ein kalter Wind wehte zwischen den Häusern und Bäumen hindurch und ließ die junge Frau, die mit einem aufgespannten, gelben Regenschirm auf dem Gehweg stand, erzittern. Trotz ihrer grauen Wollmütze, den farblich dazu passenden Handschuhen, der schwarzen Winterjacke und den dicken Stiefeln fror sie sehr und spürte, wie ihre Wangen rot von der Kälte wurden. Sie zog ihre Schultern ein Stück nach oben und mummelte sich in ihren lila Schal, der locker um ihren Hals gelegt war. Sie stand schon seit zehn Minuten hier und wartete. Wartete auf ihn und das, was er mitbringen würde. Dabei ging es nicht um irgendwelche Geschenke oder sonstige Gegenstände, nein, ganz sicher nicht. Hierbei ging es um etwas viel Schöneres, Wichtigeres. Um das Besondere. Und heute Nacht sollte es endlich soweit sein. Heute Nacht, war der Moment, auf den sie ein Jahr lang hatte warten müssen. Sie schob den Regenschirm ein wenig nach hinten und blickte nach oben, beobachtete die Flocken beim Tanzen mit dem Wind und verzog ihre Lippen zu einem kleinen Lächeln. Schöner, als so, hätte diese einzigartige Nacht gar nicht sein können. Ruhig, weiß und verträumt. Und die Kälte sollte sie nicht mehr lange stören. Wenn er endlich hier war, würden sie hinein gehen, in das Haus, welches hinter ihr emporragte. Der kleine Vorgarten war komplett unter einer weißen Schneedecke verhüllt, das Auto sicherheitshalber in die Garage gefahren und das Licht gelöscht. Eigentlich wollte er nicht, dass sie draußen stand. Ihm war es lieber, wenn sie im Warmen saß und mit einer Tasse Tee in der Hand hinter einem der Fenster stand und auf ihn wartete. Das Essen sollte sich fertig in der Röhre befinden, sodass sie gemeinsam einen schönen Abend verbringen konnten. Doch sie konnte nicht anders. Dieses Mal war er nicht nur ein paar Monate weggeblieben, sondern ein komplettes Jahr. Ein Jahr, in dem er zuhause so Vieles verpasst hatte und in dem sie ihn nicht hatte sehen können. Die seltenen Gelegenheiten per Cam zu sprechen oder zu telefonieren reichten eigentlich gar nicht, aber sie taten ihr Bestes, um so oft wie möglich miteinander zu kommunizieren, auch, wenn es schwer war. Doch was erwartete sie schon von einem Menschen wie ihm? Er war der geborene Helfer. War das letzte Jahr von einem Krisengebiet ins Nächste gereist, um dort Kindern und Verletzten unter die Arme greifen zu können und dachte viel zu selten an sich. Sie liebte ihn zwar für seine Aufopferungsbereitschaft, hatte aber mindestens genauso große Angst davor, dass er irgendwann nicht mehr zu ihr zurückkehren würde. Doch nach zwölf Monaten des Wartens, des Leidens und der Einsamkeit, wenn sie nachts allein im Bett lag, würde er heute Nacht endlich wieder bei ihr sein, sie halten und küssen. Zum ersten Mal seit vier Jahren konnten sie die komplette Vorweihnachtszeit und auch Weihnachten selbst gemeinsam verbringen. Backen, Geschenke kaufen und das Haus schmücken. Auf all die kleinen Sachen, die manche Leute fast in den Wahnsinn trieben, freute sie sich ungemein. Und selbst, wenn es auch sie in den Wahnsinn treiben sollte, war es ihr das wert! Der Schneefall wurde ein wenig stärker und langsam spürte sie, wie ihre Nasenspitze taub wurde und auch ihre Fingerkuppen, trotz der Handschuhe, der Kälte nachgaben. Ihr Körper wollte ins Warme, sich vor den Ofen setzten und auftauen, aber sie verbot es sich. Seit gut zwanzig Minuten stand sie hier und er war sicher bald da, also konnte sie die letzten Minuten auch noch auf ihn warten, denn auf diese kam es nun auch nicht mehr an. Schließlich waren damals auch Jahre vergangen, bevor er sie wahrgenommen hatte. Für sie hatte es immer nur ihn gegeben, doch ihm war dies lange nicht klar gewesen. Bei dem Gedanken daran, wie sie sich damals am ersten Advent plötzlich auf einem Spielplatz wieder gefunden hatten, konnte sie nicht anders, als einen verträumten Blick zu bekommen. Diese Nacht war wohl für immer in ihr Gedächtnis gebrannt und würde niemals verschwinden, egal, was auch immer geschehen sollte. Und heute Nacht, am ersten Advent dieses Jahres, kam er endlich wieder zu ihr zurück. Jedes Jahr verbrachten sie wenigstens diesen Tag gemeinsam – selbst wenn es dieses Mal schon Nacht war. Es machte ihr nichts aus. Hauptsache er kam. Da die eisige Kälte sich immer weiter in ihre Glieder hochzog, begann sie von einem Bein auf das andere zu hüpfen. Der Gedanke daran einfach wieder ins Haus zu gehen, schlich sich erneut in ihren Kopf und dieses Mal konnte sie nicht anders, als ernsthaft darüber nachzudenken. War es das wert, wenn er da war, aber sie wegen dieser Aktion krank im Bett lag? Vielleicht sollte sie besser reingehen und seine Vorstellung von ihr mit einer Tasse Tee in der Hand wahr werden lassen. Sie blickte noch einmal nach rechts und links und drehte sich langsam zum Haus. Eigentlich sollte sie hier warten, auf ihn. Es würde sie beruhigen und romantisch war es dazu auch noch. Allerdings spürte sie ihre Finger und Zehen nicht mehr, der Schneefall wurde immer stärker und ihre Gelenke waren vom langen Stehen und der Kälte schon ganz steif. In diesem Moment erhellte sich der Weg plötzlich vor ihr. Sie drehte sich verwundert Richtung Straße und blickte in zwei große leuchtende Scheinwerfer. Das Licht schmerzte in ihren Augen, weswegen sie diese zusammenkneifen musste. Sie nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass sich die Fahrertür öffnete und ein Schatten schnell ausstieg. Ganz langsam lief sie auf den Wagen zu und beobachtete, wie in Zeitlupe, wie die Tür hinter dem Beifahrer aufging. Für einen Moment fühlte es sich an, als würde die Zeit stehen bleiben und Nervosität machte sich in ihr breit. Und dann stand er vor ihr. Grinste sie von einem Ohr zum anderen strahlend an und breitete seine Arme aus. Genau das war es, was er ihr schenkte. Dieses unverwechselbare, wundervolle Grinsen, welches zeigte, dass es ihm unendlich gut ging. Es war ansteckend und sobald sie es sah, war jede Sorge oder jeder Kummer wie weggeblasen. Sie ließ den Regenschirm fallen, lief auf ihn zu und warf sich in seine Arme. Er war wieder da. Endlich. Nach diesem endlos langen Jahr, war es ihr möglich ihn wieder zu berühren, durch seine blonden Haare zu fahren und ihn einfach zu spüren. Es tat so unglaublich gut. Ihr Naruto war endlich zu ihr zurückgekommen. "Bin ich etwa zu spät? Tut mir leid", sagte er und grinste noch ein wenig breiter, bevor er sie küsste. Sie umarmte ihn fester. "Ich bin wieder da, Hinata." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)