Das Gemälde des Sterbenden Knaben von Glasmond (Sequenz xx) ================================================================================ Kapitel 11: Intermezzo ---------------------- Intermezzo Er musste weg. So weit weg wie möglich. Er musste sich beherrschen. Er musste klar denken. Er durfte ihn nicht einfach töten, er brauchte erst das Gegenmittel. Es war zu viel. Es war einfach zu viel. Der Hass, die Verzweiflung und auch der Ekel brannten so tief in ihm dass es schon über körperlichen Schmerz hinauslief. Sie waren allgegenwärtig und so massiv dass sie den kompletten Alkoholgehalt in seinem Blut sofort ausmerzten und es stattdessen mit Adrenalin ersetzten. Es war zu viel. Der Anblick war zu viel. Es würde sich etwas ändern. Ezio hielt inne und blickte über die Stadt. Ohne es großartig wahr zu nehmen war er einen der größeren Wehrtürme hinaufgeklettert. Die Luft hier oben war klar und die Brisen kühlten seinen aufgebrachten Geist. Ja, er würde etwas unternehmen. Er würde dem allem ein Ende setzen. Die Welt um ihn herum löste sich in blendendes Licht und gab anschließend den Blick auf die staubige Decke frei. Ezio griff sich verwirrt an den Kopf. Eine junge Frau beugte sich über ihn. „Entschuldige. Deine Werte sind nicht gerade glänzend. Es wäre besser würdest du eine kurze Pause machen.“ Ezio sprang auf und wich ein paar Schritte zurück. Die drei anwesenden Leute sahen ihn verwundert an. Sie trugen abstrakte Gewänder. Die Sprachen eine andere Sprache. Wo war er? Was ist hier passiert? „Desmond?“ fragte Rebecca vorsichtig und nahm ihr Headset ab. „Desmond? Che cosa è questo?” rief Desmond und drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Nervös sah er sich um. “Er weiß nicht mehr wer er ist, er versteht uns nicht” flüsterte Lucy in einer zittrigen Stimme. Shaun legte die Hand auf ihre Schulter und drückte sanft zu. “Lass mich das regeln. Entspann dich.” sagte er leise und ging auf Desmond zu. Ezio versuchte Ruhe zu bewahren. Er musste Zeit gewinnen, sie ablenken, einen Ausweg finden. Er tastete nach seinen Waffen, doch sie waren nicht da. Erst jetzt fiel ihm seine eigene Kleidung auf, die auch suspekt und exotisch aussah, und Panik breitete sich in ihm aus. Er verstand nicht. Einer der Menschen, ein Mann, löste sich aus der Gruppe und kam auf Ezio zu. „Bleib stehen. Ich möchte dir nicht weh tun.“ rief Ezio und griff nach einem metallenen runden Gegenstand mit einem Loch in der Mitte. Scharf geworfen würde es möglicherweise in seiner Kehle hängen bleiben. Der Mann hob die Hände und sagte in einem makellosen Italienisch: „Ganz ruhig. Hier liegen Missverständnisse vor, mein Freund.“ Ezio hielt inne. Der Fremde kam ihm plötzlich bekannt vor, löste in ihm Gefühle der Sympathie und des Vertrauens aus. Er ließ seine vermeidliche Waffe fallen. Die Schwarzhaarige stieß daraufhin ein paar wütend gezischte Worte in ihrer Sprache aus, wurde von ihrer weiblichen Begleitung dann jedoch gleich beschwichtigt. Ezio sah wieder zu seinem Gegenüber. „Warum sprichst du meine Sprache? Wo bin ich hier? Ich muss zurück, sofort!“ Der Mann lies die Hände sinken. „Nein. Du musst nicht zurück. Du musst dich entspannen, dich beruhigen.“ Ezios Atem beschleunigte sich. „Nein. Ich muss zurück. Jetzt.“ „Zuerst kühlst du dich ab und hörst mir zu. Dann werden wir dich zurückschicken.“ erwiderte der Mann mit beharrlich fester Stimme, „Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, nicht wahr, Ezio?“ Ezio sah ihm ihn die Augen. Langsam beruhigte sich sein Atem, seine Muskeln entspannten sich. Ja. Er wusste es. Rebecca rührte nervös mit dem Löffel in ihrem Kaffee und hörte den beiden Männern zu die sich angeregt auf dem Bett unterhielten. Am Anfang war Desmond ein paar Mal aufgebracht aufgestanden und wollte sich zum gehen wenden, doch jetzt hielt er eine Tasse Tee in den Händen und lauschte den Worten von Shaun. „Wie lange wird das noch dauern? Sie reden jetzt schon seit fast einer Stunde, ich glaub der wird nicht mehr.“ sagte sie nervös, „Verstehst du was sie sagen?“ Lucy tippte ihre Notizen in den Computer ein. „Nein, aber sie scheinen über Salaj zu reden, und ich glaube Desmond hat schon begriffen dass er Desmond ist. Oder zumindest dass er mehr Desmond als Ezio ist. Er muss nur noch die Sprache separieren, und das scheint ihm schwer zu fallen.“ Sie bemühte sich ruhig zu klingen, aber in ihr nagte tiefe Sorge. Das alles durfte nicht geschehen. Es darf nicht so enden wie mit Subjekt 16. „Ach, ja, das Problem kenn ich aber auch. Wenn man Wörter in seiner eigenen Sprache vergisst, sie aber in einer anderen weiß.“ entgegnete Rebecca und nahm einen Schluck aus der Tasse. „Mit Arabisch geht mir das auch manchmal so“ sagte Lucy und versuchte in das belanglose Gespräch einzusteigen. Eine weitere halbe Stunde und zwei Kaffees später sprach Desmond kaum noch ein Wort Italienisch und hatte sich wieder im Griff. Er wirkte etwas ernster als sonst, hatte begriffen dass er sich nicht gehen lassen durfte. Selbst Shaun schien verstanden zu haben wie grenzwertig Desmonds Geist am Wahnsinn entlangwanderte und wirkte eigenartig ruhig. „Das mit Salaj wird so klappen, vertrau mir.“ sagte Shaun und war diesmal derjenige der ihn am Animus 2.0 anschloss. „Und vergiss nicht wer du wirklich bist.“ fügte er hinzu. Dann wurde Desmond bereits eingeloggt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)