Cookies von Ikarus (Einblicke in das Leben eines Kekshassers) ================================================================================ Kapitel 1: Memories -------------------  Als er noch ein Kind war - 3 Jahre alt Schuldbewusst traute der kleine Junge sich nicht seinen Blick zu heben. Lieber zählte er die lustigen, bunten Punkte auf dem weißen Boden. Oder hob sein Köpfchen so weit dass er die Ansätze der Schuhe von den vielen Leuten hier sehen konnte. Alles, nur damit er nicht nach rechts gucken musste. Links neben ihm saß sein großer Bruder, der schon acht war. Itachi saß ruhig auf dem unbequemen Stuhl und beobachtete seine Umgebung. Einzig wenn sein Blick auf seinen kleinen Bruder fiel konnte er sich ein Kichern nicht verkneifen. Definitiv kein guter Tag. Unter Sasuke, hinter ihm und irgendwie auch um ihn herum war seine Mama. Er saß auf ihrem Schoß und ihre Arme waren sanft um seinen Bauch gelegt sodass ihn eine behagliche Wärme umhüllte. Wohlig kuschelte er sich noch etwas weiter an sie und erhielt einen Kuss auf den widerspenstigen Haarschopf und ein bedauerndes Seufzen. Er tat ihr wohl wirklich leid. Schließlich ertönte auch von seiner rechten Seite ein Seufzen, jedoch um einiges leidvoller und genervter als das seiner Mama. Vorsichtig schwenkte sein Blick zu der betroffenen Person und der kleine Junge schluckte hart. Sein Papa war wirklich genervt. Sein Gesicht war ganz ruhig und glatt, so als wäre nichts gewesen. Doch der stechende Blick gegen die Wand und die angespannte Position seiner verschränkten Arme war schon jetzt ein Indikator für das Kind dass etwas nicht in Ordnung war. Plötzlich traf der stechende Blick genau den des Sohnes und rasch schwenkte Sasukes Blick nach vorne. Errötet beobachtete er die vielen Menschen, die mit Kitteln und Einheitskleidung an ihm vorbeiliefen. Sie sprachen über Grippe und Verletzungen und über hoch komplizierte Dinge, die der Junge nicht verstand. Itachi wohl auch nicht. Mama ebenfalls, aber Mama wusste wenigstens wie man den besten Kuchen der Welt backt. Papa... Papa würde dazu nichts sagen. Würde eine Schwäche nicht zugeben. Über Medizin sinnierend bemerkte der jüngste Uchiha erst relativ spät dass Jemand mit ihm sprach. „Was?“, unterbrach er die ältere Frau vor sich unhöflich, was von einem abwertenden Schnauben seines Vaters quittiert wurde. Die Krankenschwester hingegen lächelte verstehend. „Na, wir sind bestimmt noch müde, kleiner Mann. Keine Sorge, du darfst auch jetzt gleich schon nach Hause und Geschenke auspacken. Der Arzt hat gesagt, du hättest nichts ansteckendes und darfst direkt wieder Heim“, sprach sie und zwinkerte leicht. Freudig strahlte Sasuke über das ganze Gesicht. Geschenke! Und als die liebe Frau ihm verschwörerisch etwas in die kleine Hand schob spürte er einmal mehr den Zauber von Weihnachten. Neugierig blickte er hinab und sah begierig auf das Backstück in seiner Hand. Erst nahm sein Grinsen ab. Dann reagierten seine Sinne stark über und alles drehte sich leicht. Sein Magen direkt mit. „Was ist denn passiert, dass du ausgerechnet heute ins Krankenhaus musst?“ Itachis Antwort war überflüssig, denn die Antwort lag nun direkt vor ihr. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Mein kleiner Bruder hat zu viele Kekse gegessen und sich übergeben, deswegen – das ist jetzt nicht dein Ernst, Sasuke!“ ~  Als alles noch in Ordnung war - 7 Jahre alt Der Duft von warmen Kakao durchdrang das ganze Haus, die Wände waren mit bunt leuchtenden Lichterketten verziert und in dem kleinen Wohnzimmer stand eine viel zu große Tanne. Unbehaglich blickte Sasuke sich um. Das alles war ungewohnt. Mit zusammengepressten Beinen saß er steif am Esstisch, die Wangen vor Wärme und Scham gerötet und den Blick starr auf den Teller vor sich. Warum musste er hier sein? Wessen Idee war das? Der kleine Junge schnaufte. Das war alles Mamas Schuld! Doch nicht nur die von seiner Mama. Alle Mamas waren Schuld! Seine Idee war es ganz sicher nicht, mit den anderen Kindern zusammen Weihnachten zu feiern. Skeptisch guckte er nach links. Ein blondes Mädchen lachte gerade laut über irgendwelche Belanglosigkeiten. Ihre hellblauen Augen funkelten aufgeregt und als sie seinen Blick erwiderte lief sie knallrot an. Mädchen! Neben dem Mädchen saßen zwei Jungen. Schon jetzt wurde das Ino-Shika-Cho-Gespann gezielt zusammengesetzt. Sie würden irgendwann garantiert in ein Team kommen. Der Nara hatte seinen Kopf auf den Tisch fallen lassen und spielte offensichtlich scheintot. Choji versuchte währenddessen unbemerkt die Süßigkeiten von der Tischmitte zu stibitzen, ohne dass er eine der vielen Tassen umwarf. Dem Uchiha genau gegenüber saß die junge Hyuuga-Erbin. Das Gesicht noch geröteter als seines blickte sie schnell wechselnd die Personen in der Runde an, ohne Jemand bestimmtes zu fokussieren. Offensichtlich wäre auch sie gerne woanders. Als nächstes belegte der wohl seltsamste Gast des Tages einen Stuhl. Dass ein Mistelzweig anstatt seines normalen Haarbandes auf seinem Kopf saß interessierte ihn nicht wirklich. Jedenfalls konnte Sasuke in den zwei Zentimetern, die zwischen dem hohen Kragen und der dicken Brille vom Gesicht zu sehen waren, keine Regung entdecken. Auf Shinos Jacke hingegen tummelten sich Unmengen von Insekten, die allmählich auch seinen Teller besetzten. Angewidert schob der Uchiha seinen Teller von sich weg. Das Essen war für heute wohl gelaufen. Interessiert sah seine unmittelbare Tischnachbarin zu seiner Rechten nun auf und bekam augenblicklich ebenfalls eine sehr gesunde Gesichtsfarbe. Hellgrüne Augen. Rosane Haare, die sich schrecklich mit ihrer Gesichtsfarbe bissen. Sakura Haruno. Das eigentliche Kind des Hauses. Um ehrlich zu sein, und Kinder waren immer ehrlich, war dieses Weihnachten ganz, ganz Anders als alle Anderen bevor. Im großen Anwesen seiner Familie war so eine warme Atmosphäre, wie sie hier war, nie Bestand gewesen. Bei seiner Familie feierten sie Weihnachten nicht besonders. Es gab ein großes Essen und im Grunde war es das auch schon. Clanfeste waren wichtiger, zum Geburtstag bekam er beispielsweise doppelt und dreimal so viele Geschenke als die Anderen. Das Anwesen der Harunos hingegen war klein. Sie saßen schon sehr gedrängt im Raum, doch aus irgendeinem Grund war ihm das nicht wirklich unangenehm. Er fühlte sich geborgen. „G-Gefällt dir das hier, Sasuke-kun?“, fragte sie ihn und ihre Augen funkelten. Sasuke wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als die Welt zusammenbrach. Oder eher der Tisch an dem sie saßen. Im nächsten Moment saß er auf dem Boden und guckte in sieben weitere verblüffte Gesichter und in eine irritierte Schnauze. Richtig. Inuzuka war auch noch da. Plus Anhang. Besagter Anhang war anscheinend mitten auf den Tisch gesprungen, praktischerweise gefolgt von seinem Herrchen. „Kiba!“ „Nh?“ „Auu!“ „K-k-kiba, a-alles in Ordnung?“ „...Achtung. Hund.“ Ino schrie wie wild herum, während Shikamaru die Lage nicht begriff und sich schulterzuckend wieder seiner Schlafforschung widmete. Choji, der gerade an einer Zuckerstange kaute, hatte sich das Teil effektiv in den Rachen gedrückt und Hinata stand die Besorgnis pur im Gesicht. Ob Shino in irgendeiner Weise verschreckt war konnte der junge Uchiha nicht wirklich einschätzen, doch seine Käfer krabbelten nun hektisch und wild umher Ein Wimmern lies ihn herumfahren und nun sah er seine Juniorgastgeberin an. Ihre Augen waren wässrig und ihre Unterlippe zitterte stark, doch wusste sie dies zu unterbinden indem sie energisch auf eben jene biss. „Noch jemand Tee?“, fragte sie tapfer in das Chaos hinein und lächelte eine Spur zu breit in die Gesichter ihrer Freunde. Ausnahmslos jeder nahm eine Tasse und sie tranken still. Nach einiger Zeit und einem Blick auf die Uhr erhob sich Sasuke. „Itachi-san ist gleich fertig mit seinem Training, er ist sicher schon auf dem Weg hierher“, murmelte er, nach dem Fiasko noch unsicher wie die Anderen reagieren würden. Zu seiner Erleichterung schienen diese wieder vollkommen in ihrer Rolle zu sein und mit einem Nicken als Abschiedsgruß ging er durch die offene Tür in den Flur und zog sich seine warme Jacke an. Fertig angezogen blinzelte er schon der Haustür entgegen als ihn ein zaghaftes Ziehen zum Umdrehen bewegte. Sakura stand jetzt direkt vor ihm, in den Augen noch Tränen und ihre Hände fest umklammert. „Schade, dass du schon gehen musst, Sasuke-kun... Hier, für dich“, flüsterte sie scheu und drückte ihm ein rotes Päckchen entgegen. Nach Vanille duftend blickten ihn kleine, runde Kekse mit einem Tropfen Marmelade an. Unweigerlich drehte sich sein Magen um. Kekse. Krankenhaus. Erst wollte er dem Mädchen die Kekse dankend zurückgeben, doch sein Blick schweifte nochmals in den Wohnraum. Der Tisch zerteilt, überall Flecken und Krümel. Choji hustete noch vereinzelt, Kiba hatte eine dicke Beule am Kopf und die Käfer tanzten Tango. Sakura tat ihm sehr, sehr leid. Also lächelte er ganz leicht, bedankte sich artig und drückte ihr flink ein kleines Küsschen auf die Wange. „Frohe Weihnachten, Sakura-chan!“ ~   Als es kaputt war - 14 Jahre Gelangweilt betrachtete Sasuke das Spektakel vor sich. Es war bitterkalter Winter, die Stimmung war freudlos und dunkel und in den schier unendlichen Gängen bestand nicht einmal die Möglichkeit irgendwie eine andauernde Hitze zu erzeugen. Stetiger Wind stahl sich durch jede noch so winzige Ritze und führte den Winter in jede Ecke des sowieso schon düsteren Gebäudekomplexes. Vor ihm rannten hektisch ihm unbekannte Menschen hin und her. Kämpfer, Helfer, Diener. Größtenteils dem Tode geweiht. Um ehrlich zu sein machte ihn der Anblick dieser Leute immer etwas melancholisch. Traurig wäre wohl zu viel gesagt – als würden diese wildfremden Menschen ihn auch nur ansatzweise interessieren. Trotzdem war es interessant, sie zu beobachten. Vor allem Neuzugänge. Eben so ein Neuzugang lag gerade auf einer Bahre vor ihm. Sasuke saß unbeteiligt auf einem Stuhl neben dem jungen Mädchen, nur wenige Jahre jünger als er selbst. Zehn vielleicht. Mit vor Scheck geweiteten Augen blickte sie panisch durch den Raum, nicht in der Lage sich auf einen bestimmten Punkt zu fixieren. Ihn selbst zum Beispiel. Oder Kabuto, der mit verschiedensten Substanzen hantierte. Das Experiment zitterte stark und Schweiß lief ihren schmalen Körper hinab. Sie roch stark, nach Schweiß und Blut und schlichtweg Angst und Sasuke fragte sich, wie dieses kleine Mädchen hierhin gekommen war. Die meisten Experimente waren nicht freiwillig hier gelandet. Es gab Massen die sich freiwillig meldeten, um Stärker zu werden oder mehr Achtung von Orochimaru zu bekommen, doch die Anderen mussten erst noch 'Überzeugt' werden. Drogen, Folter, Erpressung – es gab viele Wege, und sie funktionierten überwiegend. Nicht bei diesem Mädchen. Er sah es, Kabuto sah es und sie würde es nie sehen. Ihren Willen, ihre Persönlichkeit konnte man nicht brechen – sie war ja noch gar nicht richtig gebildet. Mit stümperhaft abgeschnittenen Haaren, vor Dreck strotzender Haut und zahlreichen Entzündungen sah sie fast nicht wie ein Kind aus, eher wie ein alter Kriegsveteran. Die kalten Tränen, das schimmelnde hemdartige Kleid und eine absurde pinke Haarklammer sprachen dagegen. Erkennbar hatte das Kind keine Angehörigkeit zu einem Reich, weder waren ihre Zähne besonders scharf noch hingen ihr die Haare lasch ins Gesicht. Einige Verletzungen waren weitaus älter, konnten nicht von hier sein – die Familie war also auch nicht wie aus einem Bilderbuch. Sie schien an Torturen gewöhnt zu sein. Kein Laut glitt über ihre angeschwollenen Lippen. Auch Kabuto schien beeindruckt, war das Mädchen doch stiller als die meisten Krieger die er schon vor sich liegen hatte. Stetig sortierte er sein Werkzeug weiter, hantierte mit toxischen Chemikalien herum und schob sich ab und an wortlos einen Keks in den Mund. Es war Weihnachten, wer konnte es ihm verübeln? Der Uchiha hatte ihn kalt angeguckt, doch der hatte selbst Kekse von Orochimaru-sama bekommen. Wenn er die schon aufgegessen hatte, ist das jawohl nicht sein Problem! Genervt legte er die Skalpelle der Größe nach nebeneinander und wandte sich dann zur Tür. „Ich muss noch etwas holen, Sasuke. Du bist intelligent genug, nichts anzufassen und brav sitzen zu bleiben?“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er aus dem Behandlungsraum. Erstaunlicherweise schien das Kind sich zu beruhigen sobald Kabuto herausgetreten war. Sie entkrampfte ihren kleinen Körper und lies den Kopf ruhig auf die Seite fallen. Fast schlafend. Von einem unbestimmten Interesse gepackt erhob sich der Uchiha stumm und ging zu dem Behandlungstisch. Krümel von der Akte wischend betrachtete er die Daten des Mädchens. Name, Zugehörigkeit, Alter – Zehn, er hatte Recht gehabt. Sein Blick viel auf den Verwendungszweck des Mädchens. Monotones Blinzeln. Das hörte sich sehr reizend an. Sasuke dachte, man würde vielleicht ihre Stärke maximieren. Ihr Immunsystem, irgendetwas in dieser Richtung. Verstümmeln, ja – aber Auflösen? Laut den Akten ging es um Aggregatzustände, speziell um Flüssigkeiten. Wie kann man sich die Eigenschaft aneignen, sich in Wasser aufzulösen? Er sah den Sinn dieses Experimentes, aber konnten sich die Kiri-nins nicht schon in Wasser verwandeln? Warum sollte man dann extra ein Serum entwickeln... Stumm schüttelte der Uchiha den Kopf. Interessierte ihn nicht, hatte ihn nicht zu interessieren. Auch er wollte nun gehen, doch ein letzter Blick auf das Mädchen veränderte alles. Denn sie guckte ihn auch an. Müde, schwach und bemitleidend. Bemitleidend? Sie bemitleidete ihn? Seine Augen verengten sich und das Mädchen lächelte leicht. Unendlich traurig. Warum? Wie? Was... Sie konnte es nicht wissen. Ganz unmöglich. Und doch... Schien sie irgendetwas zu bemerken. Oder? Still zählte er im Kopf auf. Sie waren beide ohne Familie. Keine Freunde, nichts. Beide bei Orochimaru. Unwillkürlich fuhr seine Hand in seine Hosentasche. Beide wurden ausgenutzt. Umschlossen das kleine Päckchen. Beide waren verletzlich. Alleine bei dem Gedanken an Plätzchen wurde ihm schlecht, wie immer. Kekse waren Gift für ihn. DOch da dies der nicht der Regelfall war hatte er weiter gedacht. Würde er die Kekse irgendwo gezielt platzieren, jeder beliebige würde sie bedenkenlos vernaschen. Weswegen er sie großzügig mit Betäubungsmittel präpariert hatte. Fast schon apathisch zog der Uchiha zwei Kekse aus seiner Hosentasche und legte sie neben den Kopf der Kleinen. Sie lächelte. Verstand. Vertraute. Dankte. Kaum spürbar drückte er ihr Zeige- und Mittelfinger an die Stirn und ging dann schnellen Schrittes aus dem Raum. Sie würde sterben, elendig zerlaufen oder verbluten. Oder schlimmeres. Doch davon musste sie nicht zwingend etwas mitbekommen. Und als Kabuto in den Raum trat, das Mädchen tief am Schlafen und verräterische Krümel an ihrem Mundwinkel klebend lächelte er leicht. Weihnachten. ~ Als es zu spät war - 17 Jahre alt Er wusste nicht wo er hin sollte. Der Krieg war vorbei. Die Bösen besiegt. Frieden umhüllte die Stadt. Das Land. Die ganze Welt. Sie alle lebten glücklich, zufrieden und ohne Gefahr. Ino hing noch immer den Jungen hinterher, doch nicht mehr ihm. Shikamaru schlief noch immer größtenteils, doch immerhin liegt nun jemand dabei neben ihm. Choji aß noch immer, doch nun mit Augenmerk auf seinen Kampfstil. Hinata wurde noch immer rot, doch dann grinste sie ganz mutig. Shino war immer noch extrem verhüllt, doch seine Freunde lies er nie im Stich. Kiba und Akamaru verursachten immer noch Chaos, doch nun mit Rücksicht auf die Anderen und in umgekehrter Größenverteilung. Sakura wurde noch immer rot, doch nun weil sie von ihrer Meisterin gelobt wurde. Und er? Sasuke gehörte noch immer nicht dazu, doch das hielt ihn nicht davon ab, jedes Weihnachten auf einem Baum vor den Toren Konohas zu sitzen und Kekse essend seine Freunde beobachtete. Eine einsame, kleine Träne fuhr sanft über seine Wange. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)