Ein zweites Leben von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 19: Für immer zusammen ------------------------------ In Andre gingen seltsame Dinge hervor. Als Oscar ihn geküsst hatte, kniff er seine Augen halb zusammen und genoss den süßen Geschmack ihrer weichen Lippen. Dies betörte ihm alle Sinne; ließ ihn alles um sich herum vergessen und sich nur diesem Gefühl der reinen Liebe hinzugeben. Oscar hatte seine Hand losgelassen, ihre Arme um seinen Nacken gelegt und er spürte wie ihre Finger durch sein Haar fuhren. Es erschauerte ihn wollig und bewog ihn dazu, seine Hände an ihrem Rücken herabgleiten zu lassen und sie um ihre Hüften zu umfassen. In diesem Moment tauchten unverhofft Bilder in seinem Geist auf. Er wollte das nicht sehen, aber sie waren urplötzlich da und geisterten hinter seinen halb geschlossenen Augenlidern. Anfangs waren das Bilder aus seiner Kindheit. Er hatte Oscar kennengelernt - mit ihr zusammengespielt, Fechten und Reiten gelernt und war ihr treuer Freund geworden. „Eine schöne Erinnerung...“, dachte Andre bei sich: „...und jetzt lieben wir uns.“ Sofort verschwanden diese Bilder und er sah sich mit Oscar als Erwachsener. Es gab ein Attentat und Oscar wurde schwer verletzt. „Was soll das?“ Andre runzelte mit der Stirn und kniff seine Augen strenger zusammen. Unbehagen kroch in ihm, als er Graf von Fersen im geistigen Auge zur Rettung kommen sah und wie Oscar begann, für ihn Gefühle zu hegen. „Nein, das stimmt nicht!“ Andre verstand diese Bildillusion nicht. Oscar liebte nicht den Grafen! Sie lag doch jetzt in seinen Armen! Wozu dann aber diese falschen Bilder? Unbewusst zog er Oscar näher an sich, seine Hände umschlossen fester ihren zierlichen Körper. Oscar vertiefte den Kuss. Ihre kleine Zunge umspielte die seine schneller, fordernder und Andre hörte wie aus dem Nichts eine Männerstimme in sich: „Ich habe den Weg zu dir endlich gefunden, Andre, mein eigenes Ich...“ „Was?“ Andre glaubte, sich selbst gehört zu haben und sah schon nächste Bilder in sich: Diesmal jagten er und Oscar einem Dieb im schwarzen Kostüm nach. Er selbst war ihm ähnlich angezogen und im nächsten Augenblick kämpfte er schon mit ihm. Er wehrte einen Schwerthieb ab und der Dieb verletzte ihn am linken Auge. Andre verspürte ein brennendes Ziehen auf dem Auge, als wäre er dort in der Tat getroffen worden. „Das kann dir geschehen“, sagte wieder die tiefe Stimme in ihm und das Bild verschwand. An dessen Stelle tauchte ein Mann in dämmernder Dunkelheit auf. Er trug dieselben Kleider wie er und sah aus wie er, wie sein eigenes Spiegelbild. Nur war sein Haar kurz geschnitten und bedeckte ihm fast die ganze, linke Gesichtshälfte. Andre riss erschrocken seine Augen auf und brach den Kuss abrupt ab. Oscar entfernte sich leicht verwundert von ihm. „Was ist passiert?“ In ihrem Gesicht stand Verwirrung geschrieben, ihre Hände glitten von seinem Nacken am Brustkorb hinab und verharrten dort still. Vielleicht geschah mit Andre gerade das Gleiche wie zuvor mit ihr? Sie wünschte, er möge ihr alles erzählen, doch gleichzeitig wollte sie ihn nicht bedrängen. Andre sah kreidebleich aus. Wenn zuvor sein Herz durch die entflammte Leidenschaft schnell gepocht hatte, dann schlug es jetzt aus Angst vor von gesehenen Bildern. Die standen immer noch in seinem Kopf. Und auch der Mann, der ihm zum verwechseln ähnlich sah. Wer war diese einäugiger Mann? „Das bist du selbst“, meinte die Stimme in ihm und plötzlich schwand ihm die Sehkraft. „Nein!“ Andre schrie beinahe. Mechanisch verdeckte er sein linkes Auge mit der Hand und sackte vor Oscar auf Knie. Diese starrte auf ihn besorgt herab. „Andre, was ist mit dir?“ Jetzt spürte sie deutlicher, dass in ihm etwas Außergewöhnliches vorging. „Mein Auge!“, japste Andre halb verkrümmt und erstickt: „Da ist etwas in meinem Auge!“ Oscar erwachte aus ihrer Starre. Sie kniete zu ihm und fasste ihn fürsorglich bei seinem Handgelenk. Wenn er ihr schon nicht von sich selbst offenbarte, was genau mit ihm los war, dann würde sie es selbst herausfinden. „Lass mich sehen.“ Andre folgte ihrer sanften Stimme. Sie klang tröstend und heilend, wie ein wohltuender Balsam. Er fühlte sich gleich besser und richtete sich gerade auf. Der Anblick ihres milden und feinen Gesichts ließ ihn alles vergessen. Langsam entfernte Oscar seine Hand von dem bedeckten Auge, betastete mit dem Feingefühl ihrer Fingerspitzen die Augenbraue und den Wangenknochen. „Ich kann nichts Außergewöhnliches feststellen, Andre“, sagte sie, obwohl es nicht ganz stimmte. Sie hatte etwas Seltsames in dem glanzvollen Blick seiner grünen Augen entdeckt – doch das behielt sie vorerst für sich. Es sah so aus, als würde er nicht er selbst sein und mit sich etwas ausmachen, womit er sie aber nicht belasten wollte. Nun gut, sie würde ihm Zeit geben und früher oder später, würde er nachgeben. „Macht nichts. Es geht mir schon viel besser.“ Andre lächelte schief. Ihre Gegenwart, ihre Nähe und ihre Liebe zu ihm erfüllten sein ganzes Inneres mit Wärme und Geborgenheit. Er konnte nicht anders als sie noch einmal küssen zu wollen. Um ihre weichen Lippen, ihre flinke Zunge zu spüren und sich zu vergewissern, dass es kein Traum war und sie ihn wirklich liebte. Sein Inneres entflammte wieder mit Glücksgefühl, seine Hand strich ihr schon das Haar hinters Ohr und verweilte an ihrem Hinterkopf. Er zog sein Gesicht zu ihr. Oscar durchschaute ihn und empfing ihn bereitwillig. Sie schenkte ihrem Andre den ersehnten Kuss und ihre Augenlider schlossen sich. Vielleicht würde ihm das helfen, sich ihr zu offenbaren. Sie vertraute auf sein ehrliches Wesen. Andre schloss seine Augen fast zeitgleich mit Oscar und wieder tauchte dieser einäugige Mann in ihm auf. „Andre...“, rief dieser nach ihm. „Lass mich in Ruhe!“, stöhnte Andre mitten in den Kuss hinein. Oscar entriss sich ruckartig von ihm. Beinahe ängstlich betrachtete sie ihn. „Was ist mit dir los, Andre? Du bist so eigenartig!“ Nun konnte sie es nicht mehr abwarten. Sie wollte erfahren, was ihm zu schaffen machte und ob es das war, was sie vermutete. „Es tut mir leid...“, murmelte Andre verzweifelt. Hilflos und verloren sah er sie nun an. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist... Jedes Mal, wenn ich meine Augen schließe, sehe und höre ich einen einäugigen Mann...“ Stockend erzählte er ihr von den eigenartigen Bildern. Oscar lauschte ihm aufmerksam und ihre Vermutung bestätigte sich immer mehr. Andre dachte, Oscar würde ihm nicht glauben, ihn gar auslachen, aber nichts dergleichen geschah. Sie glaubte ihm jedes einzelne Wort. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und ein gewisses Aufleuchten flammte in ihren Augen auf. „Er ist also da, in dir...“ „Was meinst du damit?“ Andre betrachtete sie etwas irritiert. Seine Augenbrauen zogen sich dabei missmutig zusammen. „Andre, wir sind wiedergeboren worden“, versuchte ihm Oscar zu erklären und sah ihn dabei eindringlicher an: „Wir haben dieses Leben schon einmal gelebt. Es klingt verrückt, aber es ist wahr. Den Mann, den du siehst und hörst, bist du selbst - aus deinem früheren Leben...“ „Oscar!“, unterbrach Andre sie fassungslos. Es musste bestimmt ein Traum sein! So etwas gab es in Wirklichkeit nicht! Er fürchtete um ihren Verstand und rückte sich ein kleines Stück von ihr weg. „Andre, bitte...“ Auch Oscar fürchtete sich jetzt. Aber eher, weil er sich von ihr distanzierte. Es fröstelte sie und sie faltete ihre Hände vor sich. „Bitte glaube mir... mit mir war das Gleiche geschehen...“ So verzweifelt hatte er Oscar bisher nicht erlebt. Was war mit ihr passiert? Das zerriss ihm das Herz. Andre wollte sie auf kein Fall verletzten. Er liebte sie doch so sehr! Ihm fiel dabei ein längst vergessenes Gespräch zwischen ihnen ein: Oscar hatte über Träume gesprochen und über einen einäugigen Mann, der ihm ähnlich sah. War er etwa damit gemeint gewesen? „Ja“, sagte die tiefe Stimme in ihm überzeugt: „Meine Oscar ist in der deinen wiedergeboren worden. Sie hatte ihr Bilder aus ihrem früheren Leben vermittelt und heute ist sie mit ihr eins geworden. Ich wollte bei dir das gleich tun, aber du wehrst dich dagegen. Wenn du an mir zweifelst, dann vertraue wenigstens ihr: Deiner Oscar.“ Andre schluckte hart. Das war alles so unwirklich, aber fühlte sich gleichzeitig glaubwürdig an. Oscar hatte ihren Blick gesenkt. Auch ihre Schultern hingen mutlos herab. Das schmerzte Andre zutiefst. Er hatte eigentlich geschworen, für immer bei Oscar zu bleiben und sie niemals zu verlassen, egal was passieren würde! Und nun distanzierte er sich von ihr. Das war feige und er schämte sich dafür. „Oscar...“, sprach er geknickt und rückte zu ihr zurück. Oscar hob ihren niedergeschlagenen Blick. „Andre... ich bin nicht verrückt, bitte glaube mir...“ „Schscht... Ich glaube dir.“ Sachte schloss Andre sie wieder in seine Armen und drückte ihren leicht zittrigen Körper an sich. Seine Nase vergrub er in ihrem Haar und flüsterte ihr beruhigend ins Ohr: „Und ich vertraue dir von ganzem Herzen, meine Liebe.“ „Ach, Andre...“ Oscar schmiegte sich an ihn. Sie fühlte sich wieder geborgen und geliebt: „Mein Andre... halte mich ganz fest und lasse mich nie mehr allein... nur wenn du bei mir bist, wird alles gut...“ „Sehr gerne, Oscar, meine geliebte Oscar...“, murmelte Andre in ihr Haar und hörte wieder die Stimme in ihm: „Schließe deine Augen und ich zeige dir, was in deinem früheren Leben geschehen ist. Habe keine Angst, es sind nur meine Erinnerungen und auch die von Oscar.“ „Nun gut“, dachte Andre bei sich und schloss die Augen. Er hoffte dadurch aufgeklärt zu werden. In einem schnellen Durchlauf sah er Bilder, die ihm der anderer Andre vermittelte: Nachdem er sein Augenlicht am linken Auge verloren hatte, geschahen noch schrecklichere Dinge: Oscar kündigte die Freundschaft zu von Fersen, weil dieser ihre Liebe nicht erwidert hatte und sie nur als Kameradin ansah. Und sie merkte nicht, dass Andre sie stillschweigend liebte und darunter litt. Das war kaum zu ertragen! Oscar verließ das königliche Garderegiment und wurde als Befehlshaber in eine Söldnertruppe versetzt. Sie entließ Andre aus ihren Diensten. Sie wollte, dass er sein eigenes Leben führte, unabhängig von ihr. Das traf Andre wie ein harter Schlag! Er hielt es nicht aus und sagte ihr all das, was in ihm vorging. Seine Aussage über Rose und Distel hatte sie wütend gemacht und brachte ihm eine Ohrfeige ein. Ihr erzürntes Verhalten brachte wiederum ihn in Rage und er fiel über sie her. Sie war zu überrascht, um sich zu wehren. Nur ein erschrockenes: „Lass mich los, sonst schreie ich!“ konnte er ihr entlocken. Aber ihre Mahnung hielte ihn nicht von seiner abscheulichen Tat ab. Erst als er ihr die Bluse vom Liebe riss, stoppte er. Wie ein Häufchen Elend stand er vor ihrem Bett und versuchte zu begreifen, was er angerichtet hatte. Das wollte er nicht. Andre hörte ihr verhallendes Schluchzen: „Und was nun? Hast du endlich erreicht, was du wolltest? Bist du zufrieden?“ Andre kamen selbst die Tränen und er bat sie um Verzeihung. Was hatte er nur getan? Er deckte sie reumütig mit einer Decke zu und gestand ihr seine Liebe. Oscar gab ihm darauf keine Antwort und er ging: Aus ihrem Zimmer, aus ihrem Haus, aber nicht aus ihrem Leben. Er meldete sich als Soldat in der Kaserne an, wohin sie als Befehlshaber versetzt wurde. Andre konnte sie nicht alleine lassen - er hatte sich einst doch geschworen, sie zu beschützen! Und den Schutz hatte Oscar bitter nötig, obwohl sie es sich nicht eingestand. Die Söldner wollten Oscar nicht als ihren Befehlshaber haben. Mit der Zeit hatte sich das aber gelegt. Das Schlimmste stand ihnen allen noch bevor: Es gab einen Volksaufstand, daraus entstand bald eine Revolution. Oscar fühlte sich nicht wohl, wurde immer blasser und hustete häufig. Sie schrieb das einer Erkältung zu und ließ von sich ein Porträt anfertigen. Die Aufstände spitzten sich zu und Oscar wechselte mit Andre auf die Seite des Volkes. In derselben Nacht gestand sie ihm ihre Liebe und bat ihn um Verzeihung, dass sie einstmals von Fersen geliebt hatte. Andre hatte ihr verziehen, denn er liebte sie einfach zu sehr. Danach vereinte sie sich mit ihm: Mit ihrem Körper und ihrem Herzen wurde Oscar zu seiner Frau. Aber ihrer beiden Liebesglück währte nicht lange. Der Tod lauerte schon am nächsten Tag auf sie. Andre sah mit feuchten Wimpern hinter seinen geschlossenen Augenlidern zu, wie die ganze Söldnertruppe vom königlichen Regiment durch Paris gejagt wurde. Wie sie Zuflucht unter einer Brücke suchten und wie er beim Herausgehen angeschossen wurde. Die feindliche Kugel traf ihn mitten ins Herz. Oscar hatte bittere Tränen vergossen und ihm versichert, er würde nicht sterben, sie würden bald heiraten und miteinander glücklich leben. Sie hielt seine Hand, bemüht sich gefasst zu sein, aber ihre Tränen verrieten sie. Er starb ohne ihre Worte zu Ende gehört zu haben und irrte seitdem in einer Zwischenwelt, auf der Suche nach Frieden. Andre wollte seine Augen öffnen, aber es gelang ihm nicht. Sein Atem ging schwer, ihm war heiß und kalt zugleich. „Was ist mit deiner Oscar geschehen, nachdem du tot warst?“, fragte er sein Abbild stumm in Gedanken. „Nun...“, meinte der anderer Andre in ihm bedrückt. Um ihn herum herrschte grauweißer Nebel. „Wir sind uns hier in der Zwischenwelt kurz begegnet und meine Oscar erzählte mir, dass sie nur einen Tag länger überlebt hatte, als ich. Es gab einen Sturm auf die Bastille und sie wurde von der Besatzung erschossen.“ „Was kann ich tun, um das zu verhindern?“, war Andres nächster Gedanke: „Wie kann ich Oscar helfen? Ich will nicht, dass sie leidet!“ „Werde mit mir eins, Andre, mein eigenes Ich. So wie es deine Oscar mit der meinen getan hat und dann findest du die Lösung, nach der du suchst.“ „Ich bin einverstanden“, beschloss Andre für sich. Wenn das seine Oscar retten würde, dann war er bereit, alles Mögliche und Erdenkliche dafür zu tun! Oscar regte sich schwach in seinen Armen. Sie hatte seine verkrampften Muskeln gespürt. Andre lockerte seine Umarmung, schob sie etwas von sich und sah sie direkt an. Sie berührte seine Wange mit ihren Fingern und wischte ihm die Träne weg. „Was hast du gesehen?“, fragte sie ihn mild. „Mein eigenes Ich“, sagte Andre mit einem Kloß im Hals: „Und was ihm widerfahren ist, oder mir widerfahren wird.“ „Und?“, ertönte es von ihr kaum hörbar. „Ich habe mit ihm einen Pakt geschlossen. Ich bin einverstanden, mit ihm eins zu werden.“ „Das ist gut, Andre.“ Oscar zog langsam ihr Gesicht zu ihm: „Ich habe das Gleiche mit meinem anderen Ich auch getan. Es tut nicht weh. Du brauchst es nur zulassen...“ Ihre Worte beruhigten ihn, ihr Kuss löste die Anspannung in ihm auf und zerstreute die restlichen Zweifel. Andre vertraute ihr voll und ganz. Seine Augen schlossen sich von alleine und in ihm geschah alles genauso wie zuvor in Oscar. Sein Abbild in ihm stand im grellen Licht - er wirkte beinahe unsichtbar darin und begann zu wachsen. Andre verspürte keinen Schmerz und kein Unbehagen. Es fühlte sich angenehm warm an und irgendwie erlösend. „So ist es gut“, hörte Andre die Stimme in ihm, aber sah den Mann nicht mehr. Sein anderes Ich hatte sich in Luft aufgelöst, war mit ihm verschmolzen und mit ihm eins geworden. Das weiße Licht selbst schwand, bis es dunkler wurde, so wie es bei geschlossenen Augen sein sollte. Andre erinnerte sich noch an andere Dinge, die er im Jenseits erlebt hatte, aber die waren nicht mehr von Bedeutung. Er war jetzt da, bei seiner Oscar und hielt sie in seinen Armen. Erneut beendete er den Kuss. Diesmal nicht so abrupt. Glückseligkeit und Friedfertigkeit waren ihm deutlich anzusehen. „Ich danke dir, meine geliebte Oscar. Ich habe meinen Frieden gefunden und wir können von nun an zusammen sein, ohne getrennt zu werden.“ Und nicht nur das. Er konnte den Glanz ihrer Augen wieder erblicken, jede Kleinigkeit wieder erkennen und das mit beiden Augen. Aber das sagte er nicht, weil es ihm in dem Moment als zweitrangig erschien. Oscar erkannte das an ihm auch ohne zusätzliche Worte. „Ja, das können wir“, stimmte sie ihm zu und freute sich sichtlich. „Ich hätte das aber von Anfang an machen und nicht neun Jahre warten sollen.“ „Neun Jahre sind auf jeden Fall besser als zwanzig.“ Andre erhob sich und reichte ihr seine Hand. Oscar ergriff sie unweigerlich und Andre zog sie in einem Schwung in die Höhe. Dabei entstanden bei Oscar ein Taubheitsgefühl und ein Kribbeln in den Beinen, aber das ignorierte sie. Mit ein bisschen Bewegung, würde das vergehen. Andre hielt sie bei der Hand und hatte gar nicht vor, sie wieder loszulassen. Er konnte sein Glück noch gar nicht richtig fassen. Ja, neun Jahre warten waren besser als zwanzig. Und elf Jahre würden sie noch Zeit haben, um einiges zu ändern. Diesmal nicht nur Oscar alleine, sondern zusammen mit ihrem Andre. Gemeinsam würde es bestimmt einfacher und leichter sein, die Schwierigkeiten zu bewältigen. Sie beide würden auf einander achtgeben und sich vor allen Gefahren zu schützen wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)