Born to Die von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 5: Wer geht schon in nen Stripschuppen ohne Moneten? ------------------------------------------------------------ War das ihr ernst? Sie lügt ihn an, nennt ihn einen Psychopathen und fängt jetzt an zu heulen? Gut, vielleicht drückte er sich etwas grob aus, aber wie immer gab sie ihm doch den Anlass dafür. Sie hätte ihm doch einfach die Wahrheit sagen können, für ihn war die ganze Sache doch auch nicht leicht. Warum sollte gerade er die richtige Antwort kennen? Er, der Joker. Bis eben wusste er noch nicht einmal dass er nach dazu fähig war, Kinder zeugen zu können. Und jetzt war er wieder der Böse? Das konnte doch nicht wahr sein! Etwas Fassungslos sah Joker mit an, wie sie ins Schlafzimmer verschwand und mit gepackter Tasche zurückkam. Harley nahm seine Worte also wirklich ernst. Wollte ihn wirklich verlassen. Unter Tränen schluchzte sie ihre Antwort ihm entgegen. Unweigerlich setzte dabei sein Herzschlag ein paar Mal aus. Was? Was hatte sie gerade gesagt? Damit stand es wohl auch fest, dass sie das Kind behalten würde. Sein Kind. Vater werden. Nein, sie durfte nicht gehen. Die rasenden Gedanken prasselten wie Hagel auf ihn herein, als mit einem Knall die Tür ins Schloss fiel. Nein…nein. So sehr er es auch wollte, seine Füße wollten sich einfach nicht bewegen. Aber wollte er es überhaupt? So vieles würde es doch vereinfachen. Keine verhassten Gefühle mehr, keine Sorge mehr wie ein Idiot da zustehen, keine Verantwortung für sie und das Baby. Und das wichtigste, kein Vater sein. Er könnte sein altes, sorgloses Leben wieder führen. Nichts währe mehr wichtig, außer er selbst. Ja, ohne Harley würde wieder alles gut werden. Wäre da nicht dieser ekelhaft, tiefe Kratzer in seinem kalten Herzen. Irgendwie ablenken, raus gehen, wieder die Straßen von Gotham City unter seinen Sohlen spüren. Seit dem misslungenen Bankausbruch, war er nicht mehr unterwegs gewesen. Außerdem, könnten sich so neue Gefolgsleute finden lassen, welche er dringend benötigte. Nachdem er ein paar Bündel Scheine in seinen Mantel packte, sowie eine geladene Knarre und seinen neuen Anzug im Spiegel zu Recht zupfte, man wollte schließlich schick sein, verließ er seine Räume und schlenderte zu einem der alten Schrottkarren. Ein Neues musste unbedingt her. Gedanklich fügte er dies seiner To-Do-Liste hinzu. Es dämmerte bereits, als Joker den Weg nach Downtown einschlug. Vor einem schäbigen Stripclub hielt er schließlich und sprang aus dem Wagen. Die Umgebung flackerte unter den alten Straßenlaternen und nur in dunklen Seitengassen schien es noch Leben zu geben. Kein Ort für besonnene Menschen, aber genau richtig für die Unterwelt dieser verdammten Stadt. Wer sich hier her verirrte lebte nicht lange oder würde unweigerlich selbst zum Mörder werden. Folglich: der perfekte Ort für den Horrorclown. Tief senkte er das Gesicht in den Kragen seines Mantels, als er durch die Tür in den Club mit dem Namen „Wild Cat’s“, welcher in pinker Neonschrift über dem Eingang flackerte, trat. Rhythmische Musik zum Tanz spielte im Hintergrund. Dunkle Gestalten besetzten zum größten Teil die Plätze nahe der Stripstange, an der sich soeben eine junge, gelenkige Frau rekelte. In Jokers Situation, schien das der perfekte Schuppen zu sein. Doch bevor er sich unter die Menge für ein Schwätzchen mischte, ging es zunächst an die Bar. Alkohol, das war es was er jetzt brauchte. Blicke folgten seinen Schritten. Natürlich, jeder kannte diese Visage, wie auch der Mann, welcher sich hinter der Theke aufbaute. Ein wahrer Riese und Joker könnte wetten diesen schon einmal gesehen zu haben. War er zuvor schon in diesem Club gewesen? Egal. „Bring mir das Beste was du hast mein Großer, in ner Flasche“. Missmutig glotze ihn der Kerl an, während dieser ein Glas abtrocknete. „Du willst doch keinen Ärger machen Clown?“ „Ärger? Ärger bekommst du von mir, wenn ich jetzt nicht meinen Drink bekomme“, zischte er zurück und warf seine Augen durch den Raum. Sollte jeder wissen, dass er einen Scheiß auf die Größe des Mannes gab, verdammt noch mal er war der Joker, das müsste dem Glasputzer doch klar sein. Und ein kleiner Freudenschrei machte sich in ihm breit, ja endlich konnte er wieder der gefürchtete Joker sein. Zurück sah er in das hässliche Gesicht des Wirts und machte mit seiner Miene deutlich, dass er einen ziemlich schlechten Tag hatte und nicht für solche Mätzchen aufgelegt war. Der Mann schien zu überlegen, entschied sich dann klugerweise doch dafür, ihm eine Flasche mit teuerem Bourbone hinzustellen. Daneben ein Glas. „Ich hoffe du kannst auch zahlen Clown.“ Ein Kichern entfuhr Joker, als er sein Bündel zückte und dem Barmann unter die Nase hielt. „Aber immer doch. Wer geht schon in nen Stripschuppen ohne Moneten?“ Grinsend schnappte er sich die Flasche und stolzierte zum Catwalk. Noch immer spürte der Grünschopf die Augen der dunklen Gestalten auf sich haften. „Abend Jungs“, säuselte der Bleiche, während er Platz nahm. Er bekam zwar selbst keine Gegenbegrüßung, doch ein Tuscheln war deutlich zu hören. Schulterzuckend öffnete er die Flasche und schüttete sich eine Ladung in den Rachen. Früher oder Später würden sie schon angekrochen kommen. Mit einem erneuten Schluck sah er hinauf, wobei er das vertraute Geräusch eines Revolvers vernahm, welchen man soeben entsicherte. Ein Grinsen zog sich hinter dem Flaschenhals in die Breite, während die grünen Augen sich auf die Gestallt neben ihm richteten. Dessen Gesicht war schwer zu erkennen, tief wurde dieses unter einer Kapuze verhüllt und ließ nur durch Schatten die Gesichtsfrakturen andeuten. „Der Joker…was verschafft uns die Ehre, das gerade du hier auftauchst“, grummelte der Mann ihm entgegen und machte deutlich, das die restliche Scharr, verteilt am Catwalk zu ihm gehörten. Perfekt. Ein Kichern seinerseits folgte als Antwort, wobei er sich seelenruhig nach hinten lehnte. Seine Augen ruhten nun auf der Tanzfläche, wobei für einen kurzen Moment ihm sein Grinsen entfiel. Eine wahre Schönheit löste soeben die Gelenkige ab. Blonde, lange Haare, wellten sich über ihre Schultern. Ihre knappes Outfit in Schwarz und Rot gehalten. Ihre üppigen Kurven rekelten sich zu ihm hinab, gierig nach einem grünen Schein und somit gab sie auch die Farbe ihrer Augen preis. Natürlich, sie mussten blau sein. Warum verdammt noch mal musste er denn bitte solch ein Pech haben? Schluckend griff er in die Manteltasche und zog einen Hunderter heraus, welchen er etwas zögerlich in ihren engen Ausschnitt steckte. So schön, so perfekt, wie bei…Nein, Herrgott noch mal, er hätte mit dem trinken noch ein wenig warten sollen. Zugleich fand sich aber auch wieder die Flasche an seinen Lippen und er versuchte sich wieder auf den Mann neben ihm zu konzentrieren. „Tja weist du, selbst jemand wie ich genießt ab und zu die Gesellschaft einer jungen Frau, die es vorliebt sich an einer Stange zu rekeln und dabei sich ihrer Kleidung zu entledigen“, gab Joker wieder breit grinsend zurück und hob die Brauen an, als der Unbekannte verächtlich schnaubte. „Pah…seltsam das man deine Gefolgsleute seit einiger Zeit nicht mehr auf den Straßen sieht, ich nehme jetzt mal an, das sie tot sind und du hier bist um neue Leute anzuheuern, aber das kannst du vergessen, diese Männer gehören mir, denn ich selbst habe vor mir einen Namen in dieser Stadt zu machen.“ Verdammt, der Kerl gehörte dem Anschein nach zu denen, welche die Augen offen hielten und selbst Schlussfolgerungen aufstellen konnten. Nicht wie die korrupten Burschen, auf welche man üblich stieß, deren einzige Frage lautete, wie hoch die Summe ist und wann sie anfangen können. Doch damit dass dieser Typ sich selbst einen Namen machen wollte, machte er Joker erst recht neugierig. „Tatsächlich und darf man fragen welcher Name das sein soll?“ „Drury Walker“, mit diesen Worten trank der Mann sein Glas aus und erhob sich von seinem Platz und verschwand mit seinen Leuten: „Man sieht sich immer zweimal im Leben Clown“ Mit jedem Schluck des edlen Tropfens steigerte sich der Wille die Tanzende von der Bühne zu schleifen und im Hinterzimmer zu vernaschen. Und ja, er wusste dass dies nur daran lag, dass sie ihn so sehr an Harley erinnerte, dass es schon fast unheimlich war. Wobei er kaum wahrnahm, dass die Ähnlichkeit mit dem Alkoholkonsum immer größer wurde. Das Lied verstummte und die Blondine stolzierte mit einem weichen grinsen auf den Lippen von dem Catwalk. Jetzt bloß sitzen bleiben und einfach weiter trinken. Was man nicht alles mit genug Kohle in der Tasche erreichen konnte. Kraftvoll presste er den heißen Körper gegen die Wand der Garderobe. Seine Lippen küssten wild und unbeherrscht. Straffe Schenkel schmiegten sich um seine Hüfte. Seine Bewegungen gingen animalisch von statten. Im Zungengefecht, stieß er den klammernden Körper gegen die Wände, gegen die Kleiderständer, sogar eine Lampe zerbrach auf dem Boden. Schließlich fand er sich gegen einen Schreibtisch gelehnt. Sein verstand drehte sich einzig und allein um die entflammte Lust und Begierte und um noch etwas. Die Frau, welcher er soeben der restlichen Kleidung entledigte, für ihn war sie nicht irgendeine fremde Stripperin, die hier nur saß, wegen dem Bündel Scheine, welche den Platz in ihrer Tasche fanden, nein, für ihn war sie im Moment Harley. Der süßliche Erdbeerduft fehlte zwar, aber völlig egal. Ihre zierlichen Finger öffneten den Knopf seiner Hose und rollten gekonnt einen Pariser über seine Erektion. „Du bist perfekt…“, ein Grinsen umspielte die Lippen der Blondine „…Harley“, das Grinsen erlosch. „Ähm…wer ist Harley?“, fragte sie mit leichter Empörung in der Stimme und sah ihn mit gehobenen Brauen an. Ihre Frage schreckte Joker auf und er musste wirklich kurz überlegen was sie mit der Frage meinte. Sie war doch Harley. Schwer atmend packte er ihre Hüften und drückte sie eng an sich, bis der Frau ein Aufstöhnen entfuhr. „Egal…“. Zurück fanden sich seine Lippen auf ihren, die sie verblüffend leidenschaftlich entgegen nahm. Es dauerte nicht lange bis er zu seinem Höhepunkt kam und die schweißbenetzte Stirn auf ihre lag. „Woooow, das war ja richtig gut.“ Erklang die nervtötendste Stimme der Welt. Einer der grünen Brauen zogen sich nach oben, als er in ihr Gesicht blickte. „Klar, was hast du erwartet?“ Verwunderung zeichnete sich in das Gesicht des Bleichen. Nun schien sie gar nicht mehr so viel Ähnlichkeit mit Harley zu haben. „Keine Ahnuuuuung.“ Das Weib war Strohdumm. Ihr dämliches Gesicht war fast noch nerviger als ihre Stimme. Seufzend entfernte er die Verhütung und verschloss die Hose. „Tja, irgendwie kann ich das von dir nicht behaupten“, gab er ihr entgegen und verschwand mit schrillen Flüchen im Nacken aus dem Raum. Dabei sprach er nur die Wahrheit. Gegen die echte Harleen, war das gar nichts. Dieser Gedanke ermüdete ihn schlagartig. Er konnte sich noch nicht einmal diese Frau weg vögeln. Zurück in seinem Heim, liegend auf der Couch sah er sich die stummen Bilder in der Flimmerkiste an. Dieser Abend war mehr als beschissen gelaufen. Nicht nur die Erkenntnis, dass dem Anschein nach Harley in sexueller Hinsicht keiner toppen konnte, sondern auch, dass er sich schlechter als zuvor fühlte. Verärgert über sich und die ganze Welt fand er nur langsam zu einem unruhigen Schlaf, welcher ihn mit Träumen quälte. Konnte er denn noch mehr Pech haben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)