Child of Wisdom von Ireilas (Fortsetzung von Lost Prince) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Die perfekte Zeit ------------------------------- Hallo und danke fürs Durchlesen! Im folgenden ersten Kapitel steht zuerst ein kleines ABC, dann die eigentliche Story. Wem also die Infos egal sind bitte ich zum runterscrollen/umblättern, bis zum Storyanfang. Vielen Dank und viel spaß beim Lesen! :) Wissenswertes über Desteral Planet: Aira Nachbarländer: Grenzt an Azamuth (Westen), Arcan (Osten) und Insel Palooza (Norden) - Azamut: Bevölkert von Dämonen und Fabelwesen, die die Sonne meiden. Immer Wolkenverhängter Himmel, ihre Technologie ist eher Primitiv (Monarchie – adelige Vampire führen die Reiche, Ritter, Bauern, Schlösser, Kutschen, einfache Behausungen). - Arcan: Ausradiert, Grund der Verwüstung ist derzeit unbekannt. War Bevölkert von Arcanern, menschenähnlichen Wesen, die zweimal älter werden und die Magie perfekt beherrschen. Es heißt, wer die Magie nutzen kann, hat einen Arcaner als Vorfahren. Ihre Technologie war beschaulich aber zugleich einzigartig, da meist Magie im Spiel war. - Palooza: Insel der Tiermenschen, sie werden von den Monden beeinflusst. Das Reich ist nochmals in 14 Nationen geteilt, ihre Technologie ist relativ Primitiv. (Pro Reich ein Herrscher, Bauern, Kutschen, Schmieden, Schlösser, recht einfache Behausungen). Desteral und Palooza haben ein nahes Verhältnis zu einander. Hauptstadt: Destercity, die größte und weit fortgeschrittenste Stadt am Kontinent, Bewohner und Besucher kommen von allen umliegenden Gebieten, um dort zu Arbeiten. Ihre Technologie basiert auf einer Energiequelle, benannt nach ihrem Entdecker, Fendus (Fenduskristall), der in der Nähe der Stadt abgebaut wird. Alle Gebäude und Geräte in Destercity sind komplett weiß-blau glänzend. Währung des Geldes: Nima. Sie hat einen hohen Wert, bereits 2 Nima kosten Kleidung und eine ordentliche Malzeit. 10 Nima kosten im Durchschnitt ein/zwei Übernachtungen im Gasthof; in Destercity ist der Wert etwas geringer – eine Übernachtung im Hotel kostet im Durchschnitt 20 Nima. Wahrzeichen: In der Mitte der Hauptstadt Destercity befindet sich noch immer ein Überbleibsel aus der Zeit vor der Entdeckung des Fenduskristalles – ein hohes Schloss ganz in weiß-blau. Von dort aus Regiert der Bürgermeister, es ist also Rathaus und Wahrzeichen in einem. Höchstes Gebirge: Sonnengebirge, im weiten Süden Desterals. Völker: Innerhalb des Landes gibt es die verschiedensten Völker, die zum Teil schon immer da waren, zum Teil aber auch eingewandert sind. Unter anderem gibt es die Engel und Dämonen, Fabelwesen wie Drachen und Nixen, Anthrotiere und Tiermenschen, Pangeschöpfe, Arcaner und Feen. Am häufigsten sind allerdings die Menschen anzutreffen. - Engel: Geschöpfe der Luft, die hoch über den Wolken Desterals ihre Gebiete haben. Sie leben auf schwebenden Inseln, die oftmals komplett unter einer Kuppel stehen (Schutz vor Windböen und starken Sonnenstrahlungen). Ihre derzeitige Herrin ist Alaphantasa; das Herrschen bleibt den adeligen Engeln innerhalb der Familie überlassen. Engel haben ein gutes, aber auch stures Wesen. Sie sind gleichzeitig naiv und sagen meist immer die Wahrheit. Ihre schwäche bezieht sich auf Alkohol: Schon ein Schluck kann zu Ohnmacht führen. Es gibt aber auch abgehärtete Engel, die etwas mehr Vertragen – aber auch sie fallen meist bereits nach einer Flasche um, was das Volk nicht gerade zu Partylöwen macht. - Tiermenschen: Leben auf der Insel Palooza, doch durch den Krieg teilten sie sich zum Teil auch in Desteral auf. Sie sehen meist Menschlich aus, haben aber immer gewisse Körperteile einer Tierart. (Ohren, Nase, Augen, Schwanz oder auch Flügel). Ihre Instinkte sind dadurch meist mehr ausgeprägt als die des Menschen, was sie schnell in Berufen voranbringen kann. - Arcaner: Das Magiervolk von Arcan hat sich nach der Verwüstung ihres Landes in allen umliegenden Länder verteilt, so auch nach Desteral. Spitze Ohren und Gelbstechende Augen zeichnen sie. Ihr Wesen ist stark, hinterlistig oder kühl, aber auch einfühlsam und charismatisch. Da ihre Genetik stark mit der des Menschen übereinstimmt, kreuzen sich die Rassen untereinander immer mehr. Mittlerweile gibt es kaum noch reine Arcaner, die Meisten sind bereits eher Menschlich, mit einem Hang zur Magie. Politik: Vor einiger Zeit war Desteral ebenso wie Azamuth eine Monarchie. Da die Linie der adeligen, menschlichen Familie jedoch an einem Punkt endete, hatte das Land lange Zeit nur innerhalb der einzelnen Völker eine Person, die sie Anführt und Leitet. Mittlerweile einigte man sich, jeden Herrscher innerhalb des Landes gemeinsam entscheiden zu lassen. Darunter befinden sich der Bürgermeister von Destercity, die Herrin der Engel Alaphantasa, der älteste und somit weiseste Arcaner des Landes und ein Löwenmensch aus der Königsfamilie, des Tiermenschenreiches Paloozas. ---- Los gehts mit 1. Die perfekte Zeit Über ihr der endlose, blaue Himmel. Unter ihren Füßen weiches, grünes Gras. Sanfte Sommerbrisen machten den alltäglichen Aufenthalt auf den weiten Feldern angenehm. Das Wetter war genau richtig um die frische Wäsche vor dem Haus auf die Leine zu hängen. Zwar war diese von einem Baum auf einen anderen gespannt, aber gerade diese Länge machte es praktisch, einen ganzen Waschgang in Windeseile getrocknet zu haben. Gerade war Siri aus dem Haus gekommen und hatte diesen großen, mit nasser Wäsche voll bepackten Korb dabei. Sie hatte ein wenig Mühe damit, hinter sich die Tür zu schließen, aber der Weg zur Leine war mit dem schweren Korb dann nicht mehr weit. Vorsichtig stellte sie diesen neben dem Baum ab, bevor sie sich bückte und das erste Gewandstück auf die Leine hing. Ihr langes, brünettes Haar wehte mit jeder Brise mit und versperrte hier und da die Sicht auf ihre Arbeit. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sicher nicht die Erfahrung für diese Hausfrauenarbeit gehabt – damals gab es schließlich nicht zwei zusätzliche Personen, um die sie sich hätte kümmern müssen, dafür den schrecklichen Krieg zwischen Desteral und dem Nachbarland Azamuth. Was dabei geschah, war sowohl sinnloses Blutvergießen und Gewalt zwischen den Völkern der Menschen, Engeln und Dämonen, als auch das Treffen auf neue Verbündete, Freunde und Familie. Siri hatte damals ihr Gedächtnis verloren, dabei ihre gesamte Vergangenheit an ihre Heimat Azamuth vergessen; bis eine männliche Muse, genannt Mica – sowohl ein alter Vertrauter als auch Liebster – ihr half, ihre Erinnerungen wiederzugewinnen. Er ist durch den Krieg gestorben. Für den Frieden. Alles was der jungen Frau von ihm blieb, war ein gold verzierter Knopf seiner alten Robe aus Azamuth. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte alles Mögliche geschehen können – schließlich waren die Engel kurz davor den Thronfolger des Nachbarlandes, Prinz Vilior, zu erschießen. Für diese Tat, aber auch für das stetige Gefühl von Geliebtheit, wird ihn Siri nie vergessen. In Gedanken versunken, wurde der Wäschekorb leerer und die Leine immer voller und schwerer, bis schließlich alles an Kleidung aufgehängt war. Gerade als sie den Korb hochgenommen hatte, hörte sie eine junge Stimme ihren Namen rufen. Sie drehte sich dabei um und sah, wie Aira den Hügel hinaufgelaufen kam, mit einem Stück Papier hochgehalten winkend. „Siri, sieh mal!“, rief das blonde Mädchen, „Ich habe eine Eins in Mathe!“ „Wirklich?“, Siri beugte sich dabei ein wenig zu ihr hinab, „Das ist ja großartig! Dann hat das Lernen ja doch einen Sinn!“ „Ja… auch wenn es langweilig ist.“ „Du wirst mir eines Tages dafür danken, damit kannst du dich nämlich später ganz leicht für einen Job in Destercity bewerben.“ „Ja, aber…“, kommentierte Aira, „Lyze hat auch einen Job, ging aber nur kurz zur Schule!“ Siri musste schmunzeln als sie dies hörte. „Bei deinem Bruder ist das aber auch was anderes. Die Zeiten ändern sich – sie wird moderner, technischer und teurer. Und gerade weil sie sich so schnell verändert, müssen wir ihr zuvorkommen.“ „…Kann ich nicht einfach im Dorf arbeiten?“ „Huh? Warum willst du denn das?“ „Na ja – es ist zum einen tausend Mal näher als zwei Stunden Luftlinie, also vier Stunden nach Destercity zu latschen, zum anderen gibt’s da einen ganz tollen Süßigkeitenladen neben meiner Schule!“ „Aira!“, Siri konnte nicht anders, sie musste lachen: „Wenn du in ferner Zukunft arbeiten gehst, gehst du doch gar nicht mehr zu Schule, und Süßigkeiten wirst du auch nicht andauernd wollen!“ „Na, warten wir ab.“, das Mädchen nahm sich noch schnell die Träger von den Schultern, öffnete die Schultasche und wedelte mit den Hausübungen vor Siris Nase rum. Die junge Frau nahm diese entgegen und fragte noch, ob sie dabei Hilfe bräuchte, worauf Aira den Kopf schüttelte: „Ich werde sowieso erstmals zum Fluss gehen – auf dem Weg nachhause habe ich Fische und Krebse gesehen, die will ich noch versuchen zu erangeln.“ Siri nickte, dann nahm sie ihr die Schultasche ab. „In Ordnung. Ich rufe dich, wenn es Abendessen gibt.“ „Okay!“, und schon lief Aira los, den Hügel hinab. Da rief die junge Frau noch schnell nach, ehe sie ihr aus dem Blickfeld geriet: „Aber komm wirklich, sonst wird dein Essen wieder kalt!“ Sie sammelte nur mehr schmunzelnd den Korb auf, ehe sie zurück in das Haus schritt. Ob Aira ihre Worte gehört hatte, wusste sie nicht. Das Mädchen hatte viel durchgemacht, dachte sie sich, während sie den Korb zurück ins Badezimmer trug. Immerhin wurde sie, laut Erzählungen der Zieheltern, gleich nach der Geburt von ihrer Familie weggeben – und das nur um sie zu beschützen. Denn zu jener Zeit ereilte ganz Desteral die alte Legende von einem Kind, das die gesamte Weisheit vom Planeten Aira besitzen soll und angeblich genau dort, in ihrem Land Desteral, geboren werden sollte. Aus Angst ihr drittes Kind könnte dieses sein, beschlossen Airas Eltern sie in die sichere Obhut von Zieheltern, reinen Menschen, im nahe gelegenen Dorf zu geben. Lyze war damals zehn Jahre alt. Er wusste nichts von ihrer Existenz, genauso wenig wie sein verschollener, älterer Bruder Akyu. Die Legende hatte sich nicht erfüllt – bis heute, zwölf Jahre später. Und da fiel Siri ein, gerade als sie im Badezimmer fertig war, dass die Kleine in ein paar Wochen bereits ihren zwölften Geburtstag hatte. Wie schnell die Zeit doch nicht verging. Nicht nur die Tage, auch die Jahre. Am Ende angekommen, also während die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand, betrat der Hausherr das Grundstück. Müde vom langen Marsch schritt er noch eilig den Hügel zum Haus hinauf, ehe ihn die Kraft verließ und er langsamer wurde. Sehrwohl war er nicht die ganze Zeit von Destercity hierher gegangen. Als Halbengel hatte Lyze das große Glück, dass ihm in seiner Jugend Flügel gewachsen waren – keine gewöhnlichen, die einem Engel strafend wie er meinte, fest und immer sichtbar auf dem Rücken wuchsen, sondern Flügel, die einem in wichtigen Situationen erschienen, wie zum Beispiel fliegen oder kämpfen. Das Grundstück war bereits seit drei Generationen im Besitz der Noshyru-Familie, davor war es eine einfache Steppe, nahe gelegen eines Dorfes. Es heißt, sein Großvater habe das Haus erbaut, sein Vater hat es ausgebaut und vergrößert; daran konnte sich Lyze noch gut erinnern. Mit zehn Jahren wurde er Zeuge, wie ein Dämon das Haus samt Eltern nieder brannte – unternehmen konnte er nichts, er war viel zu Spät vom Wald zurück beim Haus gewesen. Fünf Jahre stand das Haus leer, abgebrannt. Erst mit der Zeit heilten die tiefen Wunden, die dieses Ereignis in Lyzes Leben gerissen hatte. Dann erst konnte er sich überwinden, in seine Heimat zurückzukehren und das Haus neu aufzubauen. Nur der große Weidenbaum, der links vom Haus stand, war schon immer da. Bot im Sommer Schatten, im Frühling einen schönen Anblick und für so manche Eichhörnchen Unterschlupf. Noch schnell den Schlüssel aus der Hosentasche gezogen, sperrte der blonde Halbengel die Türe auf und lehnte seinen Gitarrenkoffer daneben gegen den Beistelltisch. Im nächsten Moment blieb er stehen und schnupperte in die Luft – es roch gut nach essen, was die Annahme zufolge hatte, dass Siri im Haus war. „Hallo-o, ich bin wieder da!“, rief er, auf eine Antwort wartend. Nachdem nichts zurückkam, zog er sich erstmals die Schuhe aus und ging zu der Treppe, lehnte sich ans Geländer und sah hoch: „Hallo?“, fragte er, „Siri?“ „Ja, ja, ich komme schon! Ich bin hier.“, die Antwort der weiblichen Stimme kam nicht wie Erwartet von oben, sondern von rechts, aus der Küche. Siri trat eilig heraus, hatte dabei Ofenhandschuhe und eine Schürze umgebunden. „Das Abendessen braucht noch ein wenig… ich habe später angefangen, weil ich noch draußen Wäsche aufhängen war.“ Wie gut war es, dachte sie sich, dass Lyze nichts von ihren Gefühlen, ausgelöst von seinem ersten Anblick, mitbekam. „So?“, er schmunzelte leicht, „Wie fleißig. Aber das hätte doch Zeit… wo ist denn Aira?“ „Unten beim Fluss, sie wollte noch Angeln gehen.“ „Ah, das war keine so gute Idee.“, er seufzte, „Wieso hast du ihr das erlaubt, sie sollte doch zuerst ihre Hausaufgaben erledigen.“ „Na hör mal!“, Siri stemmte ihre Hände in die Hüfte, „Wer lernt mit ihr – du, oder ich?“ „Darum geht es doch garni-“, er schaute ihr nach, als sie um die Ecke ins Wohnzimmer bog und verschwand. „Siri?“ Als er ihr nachgehen wollte, kam sie wieder und war noch gerade so vor ihm stehen geblieben, hielt ihm ein Papier vor die Nase. „Aira hat eine Eins in Mathe geschrieben.“ Ein wenig ungläubig nahm er den Zettel in die Hände, als Siri weiter sprach: „Ich hielt es für gut sie darum, praktisch als Belohnung, einmal verschnaufen zu lassen.“ „Verstehe… in Ordnung.“ „In Ordnung?“ „Ja, in Ordnung. Wenn sie dafür gleich nach dem Abendessen ihre Hausaufgaben macht, ist es okay.“ „Gut!“, nun lächelte Siri wieder, ihm einig zunickend. Das Leben der drei hatte sich nach zwei Jahren endlich eingependelt. Es ergab sich unbewusst, langsam aber sicher, eine Ordnung, die einer „perfekten“ Familie glich. Während Lyze arbeiten ging, sorgte Siri dafür, dass alles im Haus am Abend erledigt war und das Essen – fast immer – pünktlich auf dem Tisch stand. Oftmals hatte sie schon darüber nachgedacht, wie es denn eigentlich dazu kam: eine eindeutige Antwort gab es allerdings nicht. Zuminderst hatte sie diese bis jetzt noch nicht gefunden. Aira machte wie besprochen nach dem Abendessen ihre Hausaufgaben, mit ein wenig Hilfe ihres großen Bruders, inzwischen holte Siri die trockene Wäsche von draußen herein. Nachdem alles erledigt war, Aira im Bett und das Geschirr abgespült, saßen die zwei Erwachsenen noch ein wenig vor dem Fernseher im Wohnzimmer, Siri nebenbei mit einem Pulli von Aira, der genäht werden wollte. Am linken Ende des Sofas angelehnt Lyze, sie auf der anderen Seite. Es lief nichts wirklich Interessantes im Fernsehen, immerhin gab es keine Sender und Nachrichten von außerhalb von Destercity; jedenfalls noch nicht. Nach einer Weile des Schweigens sah Siri ab und zu unbemerkt zu dem Halbengel rüber, als sie schließlich zu Sprechen begann: „Morgen ist Mittwoch.“ „Mhm.“, war die, vom Fernseher gelangweilte, Antwort von Lyze. „Triffst du dich wieder mit Avrial, zum Training?“ „Nein…“ „Nicht…?“, sie schaute zu ihm auf, „Wieso denn das?“ Schon ein bisschen weniger gelangweilt zog er ein kleines, rundes Gerät aus seiner Tasche: es war ein „Kommunikator“, praktisch die vorstufe in Desteral von einem Handy, wie wir es kennen. Der Empfang reichte nicht weit und es konnte nicht alle Personen im ganzen Land erreichen – auf Lyzes Gerät waren gerade mal die Nummer seiner Arbeit und die von Avrial, dem Arcaner eingespeichert. Lyze hatte ihm einen Kommunikator gegeben, damit sie sich einfach und schnell erreichen konnten. Das Gerät war nicht größer als eine zu groß geratene Armbanduhr, hatte ein großes Display und lediglich drei Knöpfe zum bedienen. „Wir haben es auf Übermorgen verschoben, es geht sich Zeitlich einfach nicht aus.“ „So…?“, ein wenig traurig sah sie ihn an, „Heißt das, du kommst morgen später?“ „Nein… doch- ach, wir werden sehen.“, er beugte sich zu ihr, „Das habe ich dir noch gar nicht erzählt: wir wurden zu einem Stadtfest eingeladen, wir haben unseren ersten Auftritt, Siri!“ „Was? Und das ist morgen?“, jetzt sah sie sauer aus, „Warum hast du uns nichts davon erzählt?“ Er musste wegen ihrer Voreiligkeit schmunzeln. „Nein, es ist nicht morgen. Wir proben nur noch einmal alles durch, darum weiß ich nicht, wie lange es dauern wird. Das Fest selber ist Samstagabend.“ „Ah, das ist gut.“, sie nickte fröhlich und legte das Nähzeug zur Seite, „Dann können Aira und ich Live bei deinem ersten Auftritt dabei sein!“ „Ja.“, er lächelte, „Das hoffe ich doch.“ Nach dem Gespräch wurde auch das letzte Licht im Raum abgeschaltet. Jeder hatte im zweiten Stock sein eigenes Zimmer; das musste sein, da Aira sehr bald das volle Ausmaß der Pubertät spüren würde und Siri dann nur schlecht mit ihr ein Zimmer teilen könnte. Umgekehrt ging es genauso wenig, da Lyze und sie nun einmal kein Paar waren… auch wenn es manchmal in dieser Familie danach aussah. Insgeheim wuchsen in Siri schon eine ganze Weile Gefühle, doch hatte sie bisher niemanden davon erzählt. Sie hielt es lange Zeit für unangenehm darüber zu sprechen, besonders da sie vor knapp zwei Jahren ihren Freund Mica verloren hatte. Nun aber, in dieser perfekten Zeit am perfekten Ort, hegte sie den Wunsch endlich darüber zu sprechen. Morgen, dachte sie sich, während sie sich im Bett drehte und die letzte Lampe ausschaltete, würde sie mit ihm darüber sprechen. Ganz bestimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)