Child of Wisdom von Ireilas (Fortsetzung von Lost Prince) ================================================================================ Kapitel 23: Selbstgespräch (Teil 2) ----------------------------------- Letzer Absatz: „Na ja… jetzt wundert mich wenigstens nicht mehr, warum ausgerechnet sie das Kind der Weisheit sein soll.“ „So ist es. Und wir sind Avrial für dieses Geschenk ewig dankbar.“ Die Königin sah fragend in Siris Richtung: „Willst du dich setzen? Du siehst blass aus.“ „Ja… ja, bitte.“ Sogleich nahm sie Siri an der Hand und führte sie in eine Ecke des großen Raumes, wo ein niedriger Tisch mit Stühlen und Bänken standen. Schwer atmete die junge Frau aus, ehe sie auf der weichen Sitzgelegenheit platz nahm. „Willst du ein Glas Wasser?“ Siri nickte darauf. „Furah!“ Da schrak sie auf, als die Königin nach dem Arcaner rief, der doch tatsächlich herbei kam! Anders als Avrial hatte er sich, bis auf seine Kleidung, überhaupt nicht verändert. „Furah, bring unserem Gast doch bitte ein Glas Wasser.“, es war unfassbar, als der dunkle Magier sich, wie ausgewechselt, höflich verbeugte und sogleich verschwand. „Was soll das denn nun wieder?“ „Was meinst du?“ „Na Furah! Wieso gehorcht er dir!?“ Wieder musste die ältere Siri über ihr jüngeres Ich lachen. „Du verstehst es noch nicht. Hast du jemals versucht, Furah eine Einladung anzubieten? Alles, wonach sich dieser Magier sehnt, ist ein Zuhause und faire Gesellschaft.“ „….Reden wir vom selben Furah?“ Sie kicherte abermals, „Ja!“, als Furah, lächelnd, herbei kam und Siri das Glas in die Hand drückte. „Es ist echt eine sehr fremde Zukunft…“ Bedenklich sah die Königin auf ihre Aussage hin von ihr ab. „Würdest du dich anders entscheiden wollen…?“ Währenddessen trank Siri ihr Glas leer, ehe sie sprach. „Ich weiß nicht… vielleicht. Eine Königin zu sein; da hat man sicher nicht viel Zeit für die Familie.“ „Das kann ich leider bestätigen.“ „Außerdem… hier, im Schloss ist es zwar hübsch, aber… ich denke, mir würden die weiten Wiesen rund um Lyzes Anwesen fehlen.“, die hob die Schultern, „Lyze hat mir gesagt, dass meine Entscheidung keinen Einfluss auf eure Gegenwart nimmt.“ „So ist es auch. Du kannst jeden Weg wählen, den du willst.“ Nun wurde Siri neugierig. Sie stellte das Glas ab und sah anschließend in ihr älteres Gesicht auf: „Wieso hast du mich das gefragt? Du scheinst doch ein Leben wie im Traum zu führen.“ „Ja…“, sie seufzte, „Ein Leben wie im Traum…“ „Moment…“, nun schien es Siri zu dämmern, „Wo… ist Lyze?“ Und da wurde es ihr klar: die König sah deutlich traurig von ihr ab. Sie deutete auf ein eingerahmtes Foto, als Furah sogleich hinging und es der älteren Siri brachte. Sie wiederum reichte es ihrem jüngeren Ich weiter. Auf dem Foto war die kleine Familie zu sehen: Siri, Lyze und am Arm Limiu, im zarten Alter eines Kleinkindes. „…Das war das letzte Foto, das wir gemeinsam machten.“ „Ist er-“ „Nein… aber er verließ uns, kurz vor Limius fünften Geburtstag.“ „Aber wieso?“ „Lyze sammelte zusammen mit Akyu Hinweise, um auf die Spur des Mörders ihrer Eltern zu kommen – und sie hatten sie gefunden. Du weißt, er war sein ganzes Leben unterwegs; es war klar, dass er nicht bis ans Ende seiner Tage hier im Schloss leben wollte. So reiste er in den weiten Süden, über Desteral hinaus, ins Unbekannte. Auf der Suche nach dem Mörder.“ Eine ganze Weile fiel kein Satz zwischen den Beiden. Auch wenn es nicht ihr Lyze war, so war Siri dennoch bedrückt über die Worte ihres zukünftigen Ichs. „Siri.“, die Königin nahm sie an den Schultern, „Egal, wie du dich auch entscheidest: Lass niemals zu, dass Lyze diesem Vampir nachjagt. Ich bitte dich; nicht nur für uns, sondern auch für Limiu.“ Es war ein unfassbares Versprechen. Eines, von dem man noch nicht einmal sagen konnte, ob es jemals notwendig war, es einzuhalten – und dennoch nickte Siri, entschlossen, zu ihrem älteren Ich. „Mich wundert es, ehrlich gesagt, dass er Avrial nicht mitnahm.“, dann grinste sie, „Jedoch einen alten Mann, ohne Magie, würde ich auch lieber zuhause lassen. Darf ich dir eine Frage stellen?“ „Nur zu.“ „Wieso wohnt Avrial nicht bei dir im Schloss von Destercity? Jetzt, ohne Magie, hat er nicht einmal Hilfsmittel, um alleine zurrecht zu kommen.“, Siri sah zu Furah, der höflich zurück grinste, „Oder sind die zwei noch immer im Streit?“ „Der Streit ist schon lange vergessen.“, die Königin setzte sich, neben Siri, auf einen anderen Stuhl, „Avrial sieht keinen Grund darin, sein Schloss und seine Frau zu verlassen.“ „Noch immer?“ „Nicht ganz, so wie du denkst. Ich meine es wörtlich.“ „Wie, wörtlich? Das musst du mir jetzt aber erklären.“ „Bevor Avrial seine Lebensenergie an Limiu weiter gab, hatte er es geschafft, sein Meisterwerk wahr werden zu lassen. Ansonsten hätte er wohl niemals seine Magie einfach so aufgegeben.“ „Meisterwerk?“ „Siri…“, wieder unterdrückte die Königin ein kichern, „Was glaubst du, hat Avrial jeden Abend noch so lange gemacht, dass sein Licht als letztes ausging? Er hat geforscht.“ „Wonach denn?“ „Nach einem Zauber, der Seelen auf unsere Ebene holt.“ „Was!? M-meinst du etwa, er hat den Geist seiner Frau heraufbeschworen?“, bei dem Gedanken schüttelte es die junge Frau leicht. „Ganz recht, ja.“, sie schmunzelte, „Er ist mit ihr an einen starken Zauber gebunden, der sich mit seinem Tod von selbst löst. Denn, wie du bestimmt weißt, haben zwei Geister es nicht mehr nötig, sich durch Magie aneinander zu halten.“ „Oh man… Furah, ich glaube, ich brauch noch ein Glas Wasser…“, sogleich nahm Furah das Glas vom Tisch und verschwand wieder. „Alles gut und schön…“, so Siri, „Aber wenn er jetzt mit Yne sprechen kann, hat sie ihm bestimmt auch verraten, wer sie getötet hat? Ist Avrial denn nicht sauer?“ „Die Leute, die an ihrem Tod schuld sind, sind schon lange verstorben.“ „Es waren mehrere?“ Die Königin drehte sich zu ihrem jüngeren Ich, bevor sie weiter sprach: „Kannst du dich an Avrials Geschichte erinnern? Von dem Tag, als er die vielen Stufen hinauf lief, seine Frau erstochen vorfand und sogleich ein paar Leute aus dem Dorf herbei gelaufen kamen, da sie ‚in der Nähe’ waren?“ „Verdammt, ich ahne, was du mir damit sagen willst…“ „Das Dorf war es. Ikana hatte sich zusammen gesprochen und diese Tat geplant.“ „Ja, aber wieso? Das ist doch unlogisch! Sie liebten Madame Yne!“ „So sehr, dass sie sie vor Avrial beschützen wollten.“, die ältere Siri seufzte, „Mit einem Arcaner vor ihrer Nase konnten sie noch leben. Jedoch war Yne zuvor beim Arzt, wegen Übelkeit. Noch bevor sie es erfahren hatte, verbreitete sich die Nachricht mit entsetzen unter dem Volk von Ikana: sie war schwanger.“ „Schwanger!? Von Avrial??“ „Das Dorf wollte um jeden Preis verhindern, dass ein Halbarcaner an die Macht von Ikana kam. Es war geplant, dass Avrial nach diesem schweren Schicksalsschlag für immer verschwindet, wenn sie ihm den Mord an seiner eigenen Frau anhängen. Doch sie rechneten nicht damit, dass er sich quer stellt und absichtlich im Schloss bleibt.“ „Du meine Güte…“, Siri seufzte tief, „So viele Ereignisse; ich glaube nicht, dass ich mir das alles merken kann…“ „Das musst du auch nicht.“, sie schmunzelte, „Besonders die letzte Geschichte behältst du lieber für dich. Wenn Avrial, ohne die Unterstützung seiner Frau, von den wahren Mördern hört, so kann ich nicht garantieren, was danach passiert.“ „In Ordnung-“, so Siri, „Ich werde schweigen, wie ein Grab!“ Ihr älteres Ich schmunzelte zufrieden. „So ist’s Recht.“ Inzwischen kam Furah zurück und stellte der jungen Besucherin das Glas auf den Tisch. „Danke Furah.“, meinte die Königin, die anschließend Siri bei der Hand nahm, als sie sich vom Stuhl erhob. „Komm, Siri. Es wird Zeit, dir zu zeigen, wie ihr Aira für immer von den schwarzen Kreaturen befreien könnt. So folgte die junge Frau interessiert ihrem älteren Ich. Der Weg führte sie eine ganze Weile lang durch das helle Schloss, durch Räume, Flure und Stufen. Auf dem Weg begann die Königin zu erzählen: „Sicher hast du bereits von Avrial erfahren, dass die Kreaturen nicht zu besiegen sind. Unsere Vorfahren haben diese, in Zusammenarbeit der Arcaner, mit Hilfe des Fendus-Kristalles versiegelt.“, sie öffnete eine weitere Tür und trat hindurch, „Es war ein schwerer Fehler, die Katastrophe nur als Legende unter dem Volk von Desteral weiter zu verbreiten. In meiner Gegenwart existieren weder die finsteren Wesen, noch genug Kristalle, um das Land ausreichend mit Energie zu versorgen. Unser Glück ist es, gute Wissenschaftler zu haben, die bereits eine neue Energiequelle gefunden haben.“ „Und die wäre?“ Die Königin schmunzelte, bevor sie in einem kreisrunden Raum, mit rotem Teppichboden, stehen blieb. „Das wirst du in deiner eigenen Zeit erfahren.“ Sie trat bis zur Mitte, in der ein Sockel stand, auf der eine kleine, braune Holztruhe aufbewahrt war. Diese nahm die ältere Siri hoch und öffnete sie vorsichtig, anschließend nahm den Inhalt heraus: ein Dolch, passend in der Hand, komplett aus Kristall. „Das, meine Liebe,…“, die Königin legte ihn sanft in ihre Hände, „…Ist die einzige Waffe, mit der die Kreaturen zu bändigen sind. Ein Dolch, aus konzentrierten Fendus-Kristall.“ „Wow…“, Siri begutachtete ihn von allen Seiten, „Gab’s das denn nicht eine Nummer größer?“ „Nach der Befreiung der Kreaturen blieben nicht sehr viele Fendus-Kristalle über. Es hatte fast acht Jahre gedauert, bis wir diese in einer konzentrierten Form vereinigten konnten.“, die Königin sprach ernst weiter. „Dies ist deine Aufgabe: mit dem Wissen, dein jüngeres Ich wird auch dich eines Tages besuchen und nach einer Waffe fragen, sollst du bis dorthin diese besitzen. Spreche mit dem Volk von Destercity; sie sollen jeden noch so kleinen Splitter, den sie finden können, zusammentragen. Es wird auch in deiner Zeit Schmiede geben, die aus den Kristallen das Beste herausholen können.“ Siri musste schlucken, eher sie nickte. Danach begutachtete sie abermals den Dolch in ihren Händen. „Und… was sollen wir damit tun? Jedes dunkle Viech damit abstechen?“ „Das wäre wohl etwas viel arbeit…“, dabei schmunzelten beide. „Nein, Siri. Es muss nur eine Kreatur attackiert werden: der Boss. Die Mutter, das Gehirn; nenne sie, wie du willst – sobald diese stirbt, verschwinden alle anderen mit ihr.“ „Kannst du mir denn sagen, wo sie sich befindet?“ „Selbstverständlich hier, in diesem Schloss… nur elf Jahre in der Vergangenheit.“, die Königin trat etwas von Siri weg, ehe sie weiter sprach. „Destercity ist das Zentrum der finsteren Kreaturen. Ihr werdet nicht in das Herz vorstoßen können, ohne der Hilfe großer Armeen.“ „Darum mache ich mir keine Sorgen… wir haben bereits Briefe an alle umliegenden Völker geschrieben, weil wir mit so etwas, wie einem direkten Angriff, rechneten.“ „Ausgezeichnet.“ „Da stellt sich nur noch die Frage, wer so dumm ist, bis ins iiiinnerste vorzudringen, um Mutterbiest zu erstechen.“ „Nun, ihr werdet jeden Mann und Frau brauchen.“ „Ich bin mir sicher, Lyze kann das machen!“ „Das könnte er…“, die Königin trat wieder herbei, bis sie vor Siri stand, „Jedoch ist es nicht seine Aufgabe.“ „Wie meinst du das?“, nach einem Moment verstand die junge Frau klar und deutlich: „Ich? Wieso das denn?!“ „Weil du die jenige bist, die die finsteren Kreaturen wollen. Mit dir an der Spitze wird es den Armeen leichter fallen, bis in das Schloss vorzudringen, da die Hauptkreatur dich sehen will.“, die Königin hob die Schultern, „Selbstverständlich könnte jemand anderes an deiner Seite dem Wesen den Todesstoss geben.“, dann strich sie über den Dolch, „Jedoch, wenn du beweisen willst, wer du wirklich bist und wo du hingehörst, dann rammst du ihn ihr zwischen die Augen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)