Wahrheit oder Pflicht von BakaOtakuFish ================================================================================ Kapitel 4: Zeit für Plan B! --------------------------- Die Tachikawa tat sich schwer damit, ihre aufgewühlten Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen. Im ersten Moment glaubte sie noch, dieser Idiot wäre doch nicht halb so schlimm, wie sie zuvor tagelang annahm. Ja, mittlerweile war sie sich ziemlich sicher, Gefühle für Taichi entwickelt zu haben. Nur hatte er mit der Nummer neulich echt den Vogel abgeschossen. Mimi war sauer wie schon lange nicht mehr. Und seine angebliche Entschuldigung kam auch eher einem Showact gleich, zumindest den ganzen Schaulustigen nach zu urteilen. Dass sie nun jeder für ein Paar hielt, schuldete sie Koushiros Verpeiltheit. Nun… zur Last legen konnte sie es ihm nicht. Immerhin fand sie Taichis Wortwahl auch etwas… unpassend. Ob es diesem Kerl so viel Spaß machte, sie in unangenehme Situationen zu bringen?! Noch immer von Scham erschlagen, trottete Koushiro hinter seinen Freunden her und versuchte angestrengt, zumindest ein wenig mit ihnen Schritt zu halten. Sein Blick fiel auf Hikari und Takeru, deren Hände ganz zufällig immer wieder leicht gegeneinander schlugen, sich beinahe ineinander verloren, nur um ängstlich wieder zurückgezogen zu werden. Das ganze Spiel wiederholte sich mehrere Male und langsam fragte sich der Rotschopf, ob sie es denn jemals schaffen würden, zueinander zu finden, oder ob sie ewig so unschlüssig nebeneinander herdümpeln würden. Wenn er ehrlich war, fand er das Ganze sogar ziemlich witzig, was auf den ohne jegliche Vorwarnung neben ihm laufenden Taichi jedoch nicht zuzutreffen schien. Seine Augen durchbohrten die Hände der beiden förmlich und so langsam bekam Koushiro Angst, dass er jeden Moment auf sie losstürmen und jeden von ihnen an eine seiner Hände nehmen würde, nur damit sie selbst nicht Händchenhalten konnten. Der Gedanke daran entlockte ihm ein leises Lachen und zog die Aufmerksamkeit des Älteren auf sich. „Was ist so lustig?“ „Ach, nichts weiter. Mir ist nur was Komisches eingefallen“, gab er zurück und wandte das Gesicht ab, in der Hoffnung, Tai würde sich doch endlich wieder Wichtigerem zuwenden. Der Unschuld seiner Schwester zum Beispiel. „Da wären wir", gab Sora schließlich die rettenden Worte von sich und am liebsten wäre ihr Koushiro um den Hals gefallen. „Das Riesenrad? Super! Ich habe mich schon gefragt, ob wir wohl noch mal die Gelegenheit haben werden, gemeinsam damit zu fahren während des Festes", lächelte Hikari verzückt. Knallrot lief Takeru an, erinnerte ihn das alles zu gut an ihre Fahrt von letzter Woche. Einzig der Gedanke daran, wie er hier vor wenigen Tagen selbst gegen sein klopfendes Herz ankämpfen musste, ließ wieder dieses wohlig warme Gefühl in ihm aufsteigen... auch wenn sich die kritischen Blicke von Taichi irgendwie sehr furchterregend anfühlten. Der schien bereits zu ahnen, dass T.K. nicht ganz ohne Vorsatz mit ihr in die Gondel steigen würde. Dem Yagami war die Verstimmung darüber deutlich anzusehen. „Jetzt hab dich mal nicht so, Taichi. Der wird Kari schon nicht fressen." Yamato konnte sich einen neckischen Kommentar einfach nicht verkneifen und schlug ihm dabei beherzt auf den Rücken, ließ ihn damit vor Schmerz aufhusten. „Ach ja? Wer sagt eigentlich, dass die zwei zusammen fahren? Kari kommt schön mit mir mit!“ So lautete zwar der Plan, doch den Zahn zog Sora ihm schneller als gedacht. Solange der „Aufpasser“ in eine beherzte Diskussion mit seinem besten Freund vertieft war, gab das Mädchen dem jungen Paar einen Schubs in Richtung der Kabine, die genau in diesem Moment vor ihnen stehen blieb. Unbemerkt verschwanden die beiden. Sichtlich mit sich zufrieden schloss Sora die Tür, worauf sich das riesige Gefährt in Bewegung setzte. „H-Hey, was soll das denn?!“ Das blanke Entsetzen zeichnete sich auch Taichis Gesicht ab, als er das Verschwinden seiner Schwester bemerkte und sie ihm kaltlächelnd aus der Gondel zuwinkte. „Das ist ein schlechter Scherz, oder?“ „Nur keine Panik. Wenn es dich beruhigt, können wir ja gleich mit der nächsten hinterherfahren. Du hast unser vollstes Mitgefühl.“ Theatralisch schaute auch Yamato hinauf, wo sein kleiner Bruder hinter der Scheibe hervorlugte. „Sie werden so schnell erwachsen.“ Keine fünf Minuten später fand sich auch Gruppe zwei auf dem Weg in den Himmel wider. Zu viert saßen sich Yamato und Taichi, sowie Sora und Mimi gegenüber. Nervös tippelte letztere mit den Füßen auf dem Metallboden des Riesenrads herum, während ihr Blick immer wieder auf die Gondel fiel, in der es sich Hikari und Takeru eng nebeneinander gemütlich gemacht hatten. Während sie mit ihren zum Zerreißen gespannten Nerven kämpfte, weil eine gewisse Person nicht weit von ihr weg saß, schien besagter allzeit bereit, schlimmstenfalls aus der Zelle zu springen und sich wie King Kong zu der seiner Schwester zu hangeln, sollte Takeru ihr zu nahe kommen. Yamato hingegen saß relativ entspannt auf seinem Platz, die Beine über Kreuz geschlagen, einen Arm um seine Sitznachbarin gelegt und schien mit sich und der Welt völlig im Reinen zu sein. Ob er Taichi aufhalten könnte, sollte er durchdrehen, war mehr als nur fraglich. „Jetzt komm doch mal runter. Du kennst meinen kleinen Bruder. Der tut nichts, was sie nicht auch will. Außerdem musst du langsam mal lernen, loszulassen. Immerhin ist sie kein Kind mehr. Du kannst sie nicht ewig beschützen. Spätestens bei der Hochzeitsnacht hörts auf." Das hätte er lieber nicht sagen sollen. Seine erst beruhigend gemeinten Worte schlugen in das genaue Gegenteil um und führten dem Brünetten erst richtig vor Augen, was ihr "Wir sind jetzt ein Paar" eigentlich bedeutete. Innerlich konnte er sogar schon ihre Kinderchen um sich herumkrabbeln sehen. „Nein ... Kari ... Nicht noch eins ...", brabbelte er verzweifelt vor sich hin und sank zurück auf seinen Teil der Bank. „Gute Arbeit, Matt. Jetzt hast du ihn kaputt gemacht." Sora wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, entschied sich schlussendlich für ein leichtes Kichern. „Zumindest hält er jetzt die Klappe." Völlig unbeteiligt zuckte er mit den Schultern und lehnte sich an, um den schönen Ausblick noch ein bisschen zu genießen, bevor sie wieder unten ankamen und das ganze Drama von neuem begann. Mimi dagegen wurde nachdenklich. Als Einzelkind fiel es ihr schwer, sich in die Rolle eines großen Bruders hineinzuversetzen. Das schien den armen Tai doch mehr mitzunehmen, als er je zugeben würde. Und dann ausgerechnet noch wegen Takeru. Wäre Kari nun mit irgendeinem dahergelaufenen Jungen aus der Parallelklasse zusammen, gäbe es wohl allen Grund, vor Sorge nicht still sitzen zu können. Aber mit Takeru hatte sie doch deutlich das richtige Los gezogen. Wahrscheinlich war es einfach nur eine Gewöhnungssache, bis er seinen Kontrollwahn in den Griff bekam. „Vielleicht solltest du etwas mehr Vertrauen in Kari haben“, brachte sie leise hervor und holte Taichi so aus seinem visionären Albtraum zurück. Sie redete wieder mit ihm? Hatte er was Grundlegendes verpasst? „Vielleicht hast du recht.“ ~ „Denkst du, Tai nimmt mich auseinander nach der Fahrt?" Kari seufzte angestrengt und schüttelte den Kopf. „Das werden wir ihm schon austreiben, keine Sorge. Früher oder später wird er damit klarkommen. Ich hab mich schließlich auch nicht beschwert, als er so sehr in Sora verknallt war." „Dabei ist der Gedanke ganz schmeichelhaft, findest du nicht? Immerhin will er dich nur beschützen." Zweifelnd sah sie ihn an. „Denkst du denn, das wird bei dir nötig sein?" „Wer weiß...", gab er mysteriös zurück und ging gleich zum Angriff über. Dass er sie in die Seite piekste, hatte sie nicht einkalkuliert. Entsprechend hilflos war sie ihm ausgeliefert, konnte sich vor lachen kaum halten. „Gnade! Du hast gewonnen!" „Ach, hab ich das?" Zufrieden ließ er von ihr ab und konnte sich sein überlegenes Grinsen nicht verkneifen. „Wenn das so ist, habe ich jetzt einen Wunsch bei dir frei." Neugierig blinzelte sie ihn an. „Was denn für einen Wunsch?" Mittlerweile war ihre Gondel an der Spitze angelangt und verweilte einen Moment dort im Stillstand. Gute Position - Hier waren sie unbeobachtet und würden nicht gleich den geballten Hass von Taichi auf sich ziehen, der wahrscheinlich sowieso schon von Yamato an der kurzen Leine gehalten werden musste. „Es gibt da nämlich etwas, was ich nachholen muss. Bei unserer letzten Fahrt habe ich mich schlicht und ergreifend nicht getraut. Auch auf die Gefahr hin, dass ich heute nicht mehr in einem Stück nach Hause komme nach Tais Behandlung. Wenn du erlaubst", lächelte er ihr zu und legte seine Hand an ihre Wange. „Keru…“ Sie wusste sofort, worauf er hinaus wollte und spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Wie oft lief exakt diese Szene vor ihrem inneren Auge – in ihrer Fantasie ab. Wie oft hielt sie sich selbst für bescheuert, weil das ja sowieso nie passieren würde. Und jetzt saßen sie hier dicht nebeneinander, sich tief in die Augen blickend. War sie schon dafür bereit? Andererseits sah er trotz der Ruhe, die er ausstrahlte, ähnlich nervös aus. Damit überschritten sie eine lang gefürchtete Grenze. Zögernd nickte sie und schloss langsam die Augen. „Ich liebe dich", flüsterte er, bevor ihre Köpfe hinter seinem Hut verschwanden, den er schützend vor das Geschehen hielt. So bekam niemand außer den beiden mit, wie ihre Lippen sanft aufeinander trafen und sich wie bei einer zärtlichen Umarmung aneinanderschmiegten. „Oh, Keru." Als er sich von ihr löste, lächelte sie ihn überglücklich an und beugte sich dann so zu ihm, dass ihr Mund an seinem Ohr zum stehen kam. Ihr Herz pochte wie wild, während sie jene Worte aussprach, die ihr ebenfalls schon so lange auf der Seele brannten und zu denen sie sich nun endlich bereit fühlte. „Ich liebe dich auch ..." Nun war er es, der mit einem leichten Rotschimmer um die Nase verschmitzt lächelte. Nichts und niemand hätte diesen wundervollen Moment zerstören können, dessen waren sie sich sicher. Noch eine ganze Weile hielten sie sich eng umschlungen, tauschten immer wieder verstohlene Küsse aus und hätten glücklicher nicht sein können. Wenn sie doch nur die Zeit anhalten könnten... Ja, Riesenräder schienen definitiv so was wie eine magische Wirkung zu besitzen. ~ „Du, Joe?“ „Hm?“ „Glaubst du, es gibt einen Grund, warum ich nie eine Freundin abkriege? Wirke ich so abschreckend auf die Frauenwelt?“ „Gute Frage“, entgegnete der Ältere und rückte seine Brille zurecht. Das war nun nicht gerade die Antwort, die Koushiro sich erhoffte. Nachdem nur noch sie beide übrig blieben und diese Fahrt nun zusammen hinter sich brachten, hatte er ja die Gelegenheit, über solche Themen in aller Privatsphäre mit seinem Kumpel zu sprechen. „Vielleicht solltest du mehr rausgehen und nicht immer vor deinem Computer hocken. Dann merkt diese ominöse Frauenwelt, dass du existierst und Interesse zeigst.“ „Du bist doch auch nur zu Hause und starrst in die Bücher, anstatt rauszugehen. Du hast trotzdem eine Freundin“, merkte er an. „Ja, weil sie Nachhilfestunden bei mir genommen hat und wir uns darüber kennengelernt haben. Kannst es ja mal übers Internet probieren, wenn du so von Mensch zu Mensch nicht gut klarkommst.“ Koushiro musste sich eingestehen, dass dieser Vorschlag ihm wirklich zusagte. Vorhin hatte er ja bereits zu genüge unter Beweis gestellt, was für einen Durchblick er in dieser Hinsicht besaß – gar keinen. Online sah das aber schon ganz anders aus. „Was mir aber dazu einfällt, Izzy…“ „Was denn?“ „Glaubst du, du bist der richtige Typ für eine Beziehung? Du bist ein schlauer Kerl und einer der liebsten Menschen auf der Welt, aber am Ende gerätst du noch an ein so explosives Exemplar Frau wie…“ Da ging ihm endlich ein Licht auf. „…Mimi?“, fragte er vorsichtig und erhielt zur Antwort nur ein angestrengtes Nicken. „Na ja…“, stammelte er, als er sich an die vielen Kopfnüsse erinnerte, die der arme Tai heute schon einstecken musste, „Vielleicht lasse ich mir doch noch ein wenig Zeit, bevor ich mich Hals über Kopf in eine Beziehung stürze. Solo zu sein hat sicherlich auch… diverse Vorteile.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)