Wahrheit oder Pflicht von BakaOtakuFish ================================================================================ Kapitel 7: Küsse sind doch gar nicht so schlimm... oder doch? ------------------------------------------------------------- Yamato warf seinem Bruder die Dose Energiedrink zu, mit der er schon seit einer gefühlten Ewigkeit geliebäugelt hatte, und genehmigte sich dann ebenfalls eine. „Und ihr wollt nichts?" Fragend wandte er sich Koushiro und Joe zu, die allerdings nur abwehrend die Hand hoben und mit dem Kopf schüttelten. „Die wissen eben, was sich gehört. Bleibt, wie ihr seid. Ihr seid echt anständig", lächelte Sora den beiden zu. Wenigstens saßen hier nicht nur Jungs, die sich unkontrolliert zulaufen ließen. Joe rückte nur seine Brille zurecht, die für einen kurzen Moment aufblitzte. „Ich bin hier der Älteste und da wäre es unverantwortlich, mich zu betrinken. Irgendjemand muss ja die Übersicht behalten.“ „Und ich... ehrlich gesagt war ich noch nie so richtig betrunken. Ich hab keine Ahnung, ob ich das vertrage“, fügte Izzy hinzu und musterte die Bierdosen, die etwas seitlich der Gruppe standen. Ob er es vielleicht doch mal probieren sollte? Bald stand ihr Einstieg ins Berufsleben an. Spätestens ab da wäre es vorbei mit Ausprobieren. „Und was machen wir jetzt?“ Es gab wohl in der Tat spannendere Dinge, als dem Chaosduo dabei zuzusehen, wie sie sich einen genehmigten. Nachdenkliche Blicke, leises Murren... bis Taichi der rettende Einfall kam. „Was haltet ihr von einem kleinen Spiel?" Zweifelnd runzelte Hikari die Stirn. Zwar betrank sich ihr Bruder relativ selten, doch wenn er es mal tat, kamen ihm meistens die eigenartigsten Ideen. Besser sie passte darauf auf, dass der Abend nicht in einer für sie peinlichen Situation endete. „Wie wär's mit einer Runde Wahrheit oder Pflicht?" Das klang ja... fast noch vernünftig. Obwohl das Mädchen überzeugt war, dass selbst bei so einem "netten" Spielchen das Haus Feuer fangen könnte, traute sie sich doch nicht, zu verneinen. Die Gruppe war ja sofort begeistert von diesem Vorschlag. Als Tai die Jüngere daraufhin prüfend ansah, zuckte sie nur mit den Schultern, was wohl so viel wie "Meinetwegen" heißen sollte. „Gut, Kari... Dann fangen wir doch gleich mal mit dir an", sagte er verheißungsvoll und sein Blick ließ schon ihre Alarmglocken schrillen, „Wahrheit oder Pflicht?" Irgendwie konnte sie an seiner Mimik überhaupt nicht einschätzen, was er plante. Und dass er etwas plante, stand wohl außer Frage. „Wahrheit", gab sie etwas unsicher zurück und wartete gespannt auf den Hammer, der sie nur Sekunden später traf. „Perfekt! Jetzt musst du mir ein für alle Mal Rede und Antwort stehen!" Er sah mit einem Mal todernst aus. „Was habt ihr da vorhin im Riesenrad getrieben?!" Dass er das nicht so einfach auf sich sitzen lassen würde, war eigentlich klar. Trotzdem rechnete keiner damit, wie offen er an das Thema ... "ranging"? So überraschend kam es für das Paar, dass Takeru sich prompt an seinem Getränk verschluckte, von dem er bis eben noch einen großen Schluck genommen hatte und es im selben Zug auch gleich wieder bereute. Kari wurde so unglaublich nervös in diesem Moment. Verdammtes Bier. Eben hockte Tai noch wie ein Häufchen Elend herum und hoffte, er würde durch eine unbedachte Handlung nicht gleich wieder den Zorn von Mimi auf sich ziehen. Und jetzt?! Apropos... Wo wir gerade bei Mimi waren... Besagte bekam ganz große, leuchtende Augen. Anstatt eines Machtwortes, das die Jugendlichen wieder zur Räson brachte, lauschte sie gespannt. Natürlich... bei dem Mädelsabend war sie eine der ersten, die jedes kleinste Detail über den Beziehungsstart der beiden hören wollte. An dieser Stelle brauchte sie also keine Hilfe zu erwarten. „Also? Ich warte.“ Mit einer ausladenden Handbewegung verlieh er seiner Forderung Nachdruck. Kari spürte förmlich ihr Gesicht glühen, als die erwartungsvollen Blicke aller auf ihr klebten und so stumm nach einer Antwort verlangten. Hilfesuchend schaute sie zu Takeru. Da er aber gut damit beschäftigt war, den Energydrink aus seinen Atemwegen zu pressen, konnte sie auch hier wohl auf keinen Beistand hoffen. Was dachte sich Tai nur dabei, dieses Thema vor den anderen anzuschneiden?! Das würde er noch bitter bereuen, schwor sie sich im Geiste. Das hatte er nicht umsonst gemacht. „Was wir ... getrieben haben ...?", versuchte sie ein wenig Zeit zu schinden und nach einer Möglichkeit zu suchen, wie sie ihm mit einem blauen Auge entkommen konnte, doch ohne Erfolg. Also blieb ihr nur, ihre Antwort so unverfänglich wie möglich zu formulieren und zu hoffen, sie und ihr Freund würden nicht augenblicklich an Scham sterben. Natürlich fand sie es unglaublich schön und würde es jederzeit wieder tun, aber so an den Pranger gestellt zu werden, war selbst dem sonst so offenen Mädchen zu viel. Aber sie war ja auch selbst schuld, immerhin war das nur die Retourkutsche für das, was sie ständig mit ihrem Bruder für Albereien trieb. Die Rache würde allerdings genauso grausam ausfallen, wenn nicht sogar noch grausamer. So viel stand fest. „Na ja, also ...", begann sie und kramte nach den unverfänglichsten Worten, mit denen sich das Ganze erläutern ließ. Innerlich betete Takeru schon, dass Tai nicht allzu brutal mit ihm umgehen würde, sobald er erfuhr, dass er die Finger nicht von ihr lassen konnte. „Wir haben rumgesessen, uns unterhalten und dann ... hat er mich geküsst ...", nuschelte sie nur und zuckte leicht zusammen, aus Angst, ihr Bruder würde jeden Moment Amok laufen. Doch stattdessen nippte er nur kurz an seiner Flasche und bewegte dann den Kopf leicht in ihre Richtung. „Ich hab überhaupt nichts verstanden. Mach mal die Zähne auseinander." Die Röte stand Kari deutlich ins Gesicht geschrieben. „Wir haben ... uns ... geküsst", wiederholte sie noch einmal, diesmal ein wenig lauter, doch auch dieses Mal spielte Taichi den Schwerhörigen und trieb sie damit beinahe zur Weißglut. „Er hat mich geküsst, verdammt noch mal!" Dass sie so laut werden würde, hatte sie nicht gedacht und auch Taichi war das Lachen aus dem Gesicht verschwunden. Takeru wäre beinahe an seiner Cola ertrunken, die er zum Nachspülen genommen hatte und der Rest starrte sie nur entgeistert an, ging jedoch sogleich in ein vielsagendes Grinsen über. „Warte, Tai! Ich kann das erklären!", presste Takeru heraus, als er das nächste Mal wieder Luft in der Lunge hatte, was allerdings völlig vergebens war. Nachdem seine Überraschung einigermaßen verflogen war, zeichnete sich beinahe so etwas wie Enttäuschung auf dem Gesicht des Älteren ab. „Wenn's weiter nichts ist." „...Wie?" Jetzt war das Paar gleichermaßen verwundert über seine so coole Reaktion, rechneten sie doch eigentlich mit der Explosion des Jahrhunderts. Taichi hingegen nahm noch mal einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche und antwortete: „Ich hab mir also die ganze Zeit völlig umsonst Sorgen gemacht. Gegen einen Kuss ist eigentlich nichts einzuwenden. Nicht viel schlimmer als Händchenhalten. Ich hatte eher Angst, er würde dir an die Wäsche gehen, wenn keiner hinsieht." „Tai!! Red nicht so einen Quatsch, du bist betrunken!", entfuhr es Kari automatisch. Als würde ihr Keru so etwas ohne ihr Einverständnis tun, so ein Blödsinn! Selbigem hatte es mittlerweile völlig die Sprache verschlagen, so überrumpelt war er von dieser Aussage ihres Anführers. Ja, Taichis Mundwerk war wirklich ein wenig zu locker, wenn Alkohol im Spiel war. Nur ließ sich jetzt schwer einschätzen, ob er ihn tatsächlich für einen triebgesteuerten Idioten hielt oder nicht. Da der Blondschopf wenig Erfolgsaussichten hatte, seine entglittenen Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bekommen, ließ er diese lieber hinter seinem Hut verschwinden, den er über seine Augen zog, um die Tragödie nicht länger mit ansehen zu müssen. „Jetzt übertreibst du aber ein bisschen. Mein Bruder ist nicht so ein kleiner Gauner wie du. Überleg mal, wie du in dem Alter drauf warst", neckte Yamato ihn, der ihm im Normalzustand wohl eher eine verpasst hätte, dass er so schlecht von seinem kleinen Bruder sprach. „Das tut hier gar nichts zur Sache! Ich war immer ein Engel!" „Das träumst du wohl gerade..." Die restlichen Gäste taten sich etwas schwer, sich zwischen Scham und Amüsement zu entscheiden. Die einen grinsten verschmitzt, die anderen schauten nur peinlich berührt in der Gegend herum. Um die unangenehme Stille zwischen dem Rest der Anwesenden zu vertreiben, traute sich Izzy als einziger, das Wort zu erheben. „Und äh... Wer ist als nächstes dran?“ „Ich.“ Das war Hikaris große Chance. So etwas ließ sie nicht einfach so auf sich sitzen. Später würde es ihr sicher leidtun, was sie nun von ihm verlangte, aber im Augenblick war es das einzig Richtige. Mit einer waschechten Yagami legte sich eben keiner so ungestraft an. „Nachdem mein Bruder mich schon zu dieser Aussage genötigt hat, bin jetzt wohl ich an der Reihe." Man konnte ihrem Blick deutlich ansehen, dass sie sich schon ungemein auf das freute, was gleich kommen würde. Um nichts in der Welt hätte sie sich die Möglichkeit von jemandem nehmen lassen, die Rache sofort auf dem Fuß folgen zu lassen. Je größer ihr Grinsen wurde, desto schlimmer wurden die Vorahnungen des Brünetten und insgeheim bereute er es jetzt schon, so sehr über die Stränge geschlagen zu haben. „Bruderherz ..." Sie wandte sich ihm zuckersüß grinsend zu. „Keine Angst, so ein Monster bin ich ja nicht, dass ich etwas Unmenschliches von dir verlangen würde." Beinahe hätte der Ältere erleichtert aufgeatmet, hätte sie nicht sofort weiter gesprochen. „Du darfst Matt küssen." Augenblicklich verschluckten sich beide Jungs und sprangen wild protestierend auf. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!" Angewidert tauschten er und Yamato Blicke aus. Das konnte sie doch nicht ernsthaft von ihm verlangen! „Ich mach auch alles was du willst, aber bitte lass mich nicht den Vollpfosten küssen!" Nun war er tatsächlich vor seiner Kari auf die Knie gefallen, die allerdings zeigte keinerlei Gefühlsregung. Ein heroisches Grinsen war das Einzige, das ihr Gesicht schmückte. „Wen nennst du hier Vollpfosten?!" Aus seiner Schockstarre erwacht, verpasste Yamato seinem Freund eine saftige Kopfnuss und fiel direkt neben ihm auf die Knie. „T.K, tu mir den Gefallen und bring sie wieder zur Vernunft, ja?" Hinter dem wieder nach hinten gezogenen Hut kam aber auch nur ein freudiges Lächeln hervor und das erste, was sein jüngeres Ebenbild ihm zu sagen hatte war: „Ach, jetzt sei doch nicht so ein Spielverderber, Brüderchen! Ihr sollt ja nicht gleich heiraten. Du hast Tai doch eben gehört: Beim Küssen ist nicht viel dabei, unterscheidet sich kaum vom Händchenhalten. Außerdem seid ihr betrunken. Wenn ihr Glück habt, erinnert ihr euch nicht mal mehr dran." Das darauf folgende fassungslose Gesicht zu sehen, war wie eine zusätzliche Bestätigung, dass der Racheplan voll aufgegangen war. Lässig legte der Blonde einen Arm um seine Freundin und zog sie näher zu sich. Ein wahrer Geniestreich. Sie nickte nur und fügte ein: „Besser hätte ich es nicht formulieren können" hinzu. Dann mischte sich zu der Genugtuung etwas Finsteres in Takerus Blick, als er sich ein Stück vorbeugte und Matt zuflüsterte: „Geschieht dir ganz recht. Ich hab genau gesehen, wie sehr du dich gerade zusammenreißen musstest, dir das dreckige Grinsen zu verkneifen. Mit uns treibt man keine Späße - Man kriegt sie nur doppelt und dreifach zurück." „Tai, was setzt du den beiden für Flausen in den Kopf?! Weil du deine Klappe nicht halten kannst, darf ich das wieder ausbaden oder wie?!" Der Anführer dachte aber gar nicht daran, sich das in die Schuhe schieben zu lassen. „Was paffst du mich denn jetzt so an? Ich bin genauso ein Opfer der Umstände wie du!" Die Jungs waren kurz davor, sich die Köpfe einzuschlagen, packten sie sich jeweils schon einander am Kragen und funkelten sich bedrohlich an. Bei dem Anblick kam Mimi eine glorreiche Idee. „Hey, Izzy!" Unauffälligkeit wedelte sie mit ihrer Hand, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, worauf er aber erst nicht reagierte. Fast hätte er vor Schreck einen Rückwärtssalto gemacht, als sie zu ihm rübergerobbt kam und mit ihrem Gesicht plötzlich direkt neben seinem war, wurde aber gleich von dem abgelenkt, was sie ihm zuflüsterte. „Hör zu, wir helfen den beiden mal ein bisschen auf die Sprünge, okay? Du machst doch bestimmt mit, nicht wahr?" Wie ein Engel lächelte sie ihm zu und ohne großherrlich darüber nachzudenken oder sich zu fragen, wie er denn dabei helfen könnte, stimmte er zu. „Sehr schön. Dann steh mal auf." Wie gewollt erhob er sich mit ihr, wovon die Streithähne gar nichts mitbekamen, so beschäftigt waren sie damit, sich gegenseitig anzuknurren. „Guten Flug!", trällerte die Prinzessin und gab dem armen Koushiro einen Stoß in den Rücken, der ihn mitten ins Geschehen und zusammen mit Taichi und Yamato auf den Boden beförderte, die nun doch engeren Körperkontakt hatten, als sie eigentlich wollten... Immer angeekelter wurden ihre Gesichtsausdrücke, je mehr sie realisierten, dass sie dank Koushiro nun tatsächlich zu dem gebracht worden waren, was sie eigentlich so sehr zu umgehen versucht hatten. Sofort löste Yamato sich von den Lippen seines besten Freundes und fuhr ihn an. „Ist ja widerlich! Hättest wenigstens vorher mal Zähneputzen können!" Er wischte sich angesäuert den Mund ab und nahm einen großen Schluck aus seinem Becher, um die Schmach dieses Kusses hinunterzuspülen. Dass er damit die Wut des Brünetten noch weiter anfeuerte, war ihm dabei natürlich bewusst. „Und du riechst nach Frühlingsfrisch oder was? Höchstens als Kloreiniger ..." Wütend stapfte er zur Tür. „Ich geh mir mal kurz den Mund ausspülen ..." Und schon war er weg. Kaum hatte der Gastgeber den Raum verlassen, brachen alle Anwesenden - zumindest bis auf Yamato, der noch immer versuchte, die letzten Minuten vollständig aus seinem Gedächtnis zu versaufen - in schallendes Gelächter aus und mussten sich deutlich zusammenreißen, nicht noch mit dummen Kommentaren in der Wunde herumzustochern, so sehr sie ihnen auch auf der Seele brannten und um Befreiung flehten. „Macht euch nur lustig, das bekommt ihr alles noch zurück! Keinen Respekt vor den Älteren ..." Dass er sich bei seinem Geheule selbst kaum ernst nahm, musste er nicht extra noch hervorheben. Triumphierend klatschten Mimi und Kari sich gegenseitig in die Hände. Teamwork vom Allerfeinsten. Da beide Mädchen eben noch ein Hühnchen mit Taichi zu rupfen hatte, verbündeten sie sich kurzerhand. Joe saß immer noch kopfschüttelnd neben Koushiro, der nun doch zurückhaltend an einem Bier nippte. Auf den Schreck griff er nun doch einfach mal zu. Wenn dieses „harmlose“ Spielchen schon nach zwei Runden den Abend so aufmischte, wie würde das erst in einer halben Stunde aussehen? Der Blauhaarige ahnte schon Schreckliches... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)