Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 9: Auf neuen Pfaden --------------------------- Runa verließ die Höhle sehr genervt und verabschiedete sich schließlich von dem Schwarzbraunen, um zu der Unterkunft von Artus zu gehen. Auf dem Weg dahin wurde sie von dem ein oder anderen Wolf aufgehalten, der sie um Rat fragte, so dass ihre Laune nicht mehr ganz so mies war, als sie ihr Ziel erreichte. Lexie saß vor dem Bau und beobachte einen Vogel, der am Himmel seine Kreise zog. Seit ihre Kinder so groß waren, hatte sie nicht mehr so viel zu tun und wusste nicht viel mit sich anzufangen. Zwar unterrichtete sie ab und zu, doch Heilzauber waren mehr ein Begabung, als reines Lernen, weswegen es sich als schwer erwies darin viele Jungwölfe auszubilden. Entweder man konnte es oder nicht. Hatte man Talent, dann drehte sich alles nur noch um die Verbesserung der Fähigkeiten. Insgesamt gab es nur ganz wenige Schüler, die überhaupt das Zeug zum Heiler besaßen. Die gelbe Wölfin wollte keine weitere Zeit verschwenden und fragte die Blaugraue: „Wo ist dein Gefährte?“ „Oh, er ist gerade unterwegs, aber ich denke er kommt bald wieder. Du wirst ein wenig warten müssen.“ Seufzend setzte sich die Gelbe. Er würde sicher bald auftauchen. Zur gleichen Zeit saß Aura auf einer Anhöhe im Kristallschloss und blickte in die Ferne. Sie spürte dass etwas zugange war, aber sie konnte nicht erklären, um was es sich handelte, doch irgendwie war es, als würde sie eine Art Vorfreude spüren. Aber auf was wohl? Ihre Gabe wollte es ihr nicht genau deuten, vielleicht lag es am Alter. Eine kleine, blaue Wölfin tauchte plötzlich hinter ihr auf. Aura sprach ernst: „Es ist nun an der Zeit, bestelle den Jäger Nimrod zu den großen Eichen an der Waldlichtung." Die Wölfin drehte sich um und gehorchte. Flink rannte sie in das Lager der Jäger, immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden. Allerdings war ihr klar, dass die Jäger ihre Anwesenheit nicht so spüren konnten wie die Magier, also erwies sich nicht auffallen als keine so schwere Aufgabe. Als sie bei der Höhle Nimrods angekommen war, sah sie den Wolf vor dieser ruhen. Er war alleine. Langsam näherte sie sich und meinte: "Großer Nimrod, Lady Aura schickt mich, sie bitten um ein Treffen. Wäret Ihr so frei mir zu folgen?“ Nimrod bemerkte die blaue Wölfin erst, als sie schon vor ihm stand. Sein Körper war immer noch geschwächt und so auch seine Sinne nicht ganz bei der Sache. Die Umgewöhnung nur ein Auge zu haben, machte zwar nicht ganz so viele Probleme, weil er es mit Gehör- und Geruchsinn ganz gut ausgleichen konnte, trotzdem fraßen die ganzen Ereignisse an seiner Selbstsicherheit. „Du brauchst mich nicht großer Nimrod zu nennen“, brummte er vor sich hin, während er mühsam aufstand. „Ich bin nur noch ein gewöhnlicher Jäger unterster Stufe. Nicht mehr wert, als der Dreck unter deinen Pfoten. Lady Aura ist meine Anführerin und wenn sie nach mir verlangt, werde ich dir auch bis ans Ende der Welt folgen, falls es sein muss.“ Er bekam nur ein Nicken von der kleinen Wölfin, dann ging sie voraus. Auf dem Weg zu den Eichen fragte sich der Graue, ob die Kleine wohl mit Lexie verwandt war. Die Fellfarbe war nicht so häufig und Magier waren doch irgendwie sehr oft Verwandte, weil sich immer die gleichen, starken Familien untereinander fortpflanzten. Etwas außerhalb des Lagers lag die Baumgruppe, unter der die Ordensanführerin wartete. Die Sonne glitzerte auf ihrem Fell und ein leichter Wind blies ein paar gelbe Blätter umher. Erst jetzt wurde Nimrod bewusst, dass schon Herbst geworden war. „Lady Aura.“ Er verbeugte sich vor ihr. „Ihr wünscht mich zu sprechen?“ Die Ordensanführerin erwartete den Jäger bereits. Besonnen sah sie in die Ferne. "Jäger Nimrod", begann sie," ich habe gemerkt, dass du nicht die Wahrheit gesprochen hast bei deiner Aussage vor Gericht. Das war auch der Grund wieso ich dich so gnädig verurteilte. Ich habe lange überlegt, ob ich dir das anvertrauen soll, doch ich wage es. Der Orden ist nicht mehr das was er einst war und wird es auch niemals mehr werden. Die Herrschaft des dunklen Wolfes hat alles verändert und mir die Augen geöffnet. Viel zu starre Regeln auf denen unser aller Leben aufgebaut ist. Die Herrschaft des Dunklen verstärkt dies noch mehr. Ich spüre, ich bin alt und meine Zeit wird kommen, doch vorher muss der Orden wieder in feste Pfoten! Ich habe eine Vision, eine Vision eines neuen Ordens, doch dazu muss der dunkle Wolf zuerst besiegt werden. Ich habe gespürt, dass du zu den wenigen gehörst, die ebenfalls so denken, daher möchte ich dich mit einer Mission betrauen. Doch zuerst von Anfang an. Wie du weißt, so habe mit Talon zwei Söhne, einer davon sollte die Nachfolge übernehmen. Doch er ist verschwunden. Kurz nach der Machtübernahme durch den dunklen Wolf wurde er verbannt, da er Thronfolger war. Bevor er ging, gab ich ihm den Rat nach dem weißen Wolf zu suchen. Man sagt er wäre der Einzige, der es mit dem Dunkeln aufnehmen könne. Doch ich hörte nichts mehr von meinem Sohn, nicht einmal mit meiner Magie erspüre ich ihn. Du fragst dich sicher, warum ich dich nun hierher bestellt habe. Die Sache ist so, ich würde dich gerne auf die Suche schicken, nach dem weißen Wolf und meinem ältesten Sohn. Denn nur so könne wir den Orden retten. Ich weiß es ist eine große Bitte, doch vielleicht wäre es eine gute Idee, da du hier sowieso geächtet wirst. Dem dunklen Wolf erzähle ich, ich hätte dich auf eine Mission geschickt, die in Wahrheit nur eine Schmach für dich darstellen soll. Dies wird er glauben, er liebt es, wenn solche wie du es bist, ins Lächerliche gezogen werden. Doch er wird sich umschauen. Ich vertraue dir und weiß, dass du es schaffen kannst. Doch bist du bereit dazu? Zudem bräuchte mein Sohn eine fähige Gefährtin um eine neue Generation aufbauen zu können. Ich dachte da vielleicht an Erin...?“ Sie sah den Grauen fragend an. "Du musst mir auch nicht sofort antworten. Überlegt es dir ruhig.“ Diese Bitte stieß dem Grauen bitter auf. Verzweifelt sah er seine Anführerin an, nicht sicher, ob sie nun verrückt war oder die Lösung aller Probleme gefunden hatte, aber wenn er ehrlich in sich hineinhört, hielt er es für durchgedreht, wollte es aber nur nicht wahrhaben, da er Aura so sehr schätze. „Verzeiht, Lady Aura, aber was ist, wenn es den weißen Wolf gar nicht gibt? Womöglich ist es nur eine Legende, sonst nichts.“ Es war einfach so aus ihm herausgeplatzt und jetzt würde er es am liebsten zurücknehmen, aber das konnte er nicht, denn nach seiner Ansicht hatte er die Wahrheit gesprochen. „Wenn Ihr wünscht, dass ich Euren Sohn suche, dann tue ich es. Ich bin ein alter Jäger und für mich wird es ein beschwerlicher Weg, aber vielleicht kann er uns helfen den dunklen Wolf zu besiegen und dafür würde ich alles tun, was ich nur kann. Nur erlaubt mir, dass ich vorher meine Gefährtin frage, ob ich diese Reise antreten darf. Sie hat da ein Wörtchen mitzureden, fürchte ich.“ Dann sah er verlegen weg. „Was Erin betrifft, so entzieht es sich meiner Macht ihr zu sagen, was sie tun soll. Da sie Magierin ist, sehe ich sie viel zu selten und niemals würde sie auf ihren alten Vater hören, wenn es um Liebesangelegenheit geht. Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist, jemand in dieser Richtung zu beeinflussen. Natürlich bin ich überzeugt, dass sie eine gute Anführerin wäre, eine sehr gute sogar, aber ich kann und werde sie zu nichts zwingen. Sie muss das selbst entscheiden. Ich hoffe, ich habe Euch nicht beleidigt, meine Herrin.“ Aura schüttelte den Kopf: "Nein, nein, nein, du dummer Jäger. Woher möchtest du das wissen? Du kennst dich nicht aus in der Welt der Magie, diesen Wolf den gibt es sicher. Hörst du?" Aura schwieg kurz, dann fuhr sie fort: "Gut, frage deine Gefährtin, sie kann meinetwegen auch mitkommen, je mehr desto besser! Du bist vielleicht schon ein alter Jäger, aber es steckt ein großes Feuer in dir! Ich werde dir ein Elixier zukommen lassen, es wird dich um Jahre Jüngern lassen, so dass du keine Probleme mehr hast mit deinem Alter! Das mit Erin beleidigt mich nicht, ich denke noch viel zu sehr in den alten Regeln des Ordens. Früher wurde man nicht gefragt. Es tut mir leid. Nun geh! Ich erwarte deine Nachricht bis morgen zum Sonnenuntergang!“ Der Anführerin zu wiedersprechen, würde keinen Sinn machen, also hielt Nimrod sein Maul zu dem Thema weißer Wolf. Sollte sie doch weiter in ihrer Traumwelt leben, damit konnte er sich abfinden. Bei der Erwähnung des Elixier zuckte er allerdings nervös mit den Ohren, doch er beließ auch das dabei. Allerdings würde er so etwas niemals schlucken. Es war magisch! Nein, Magie konnte er nicht nutzen! Er verabscheute sie noch immer, auch wenn er das immer tiefer in sich eingrub. Alter hin oder her, es war der Lauf der Dinge, auch wenn er sich wünschte, er könnte noch immer so herumspringen wie ein Jungwolf. Alles was er machte, war der weißen Wölfin zuzunicken und zu seinem Bau zu laufen. Dort angekommen, fand er Akira darin. „Ich muss mir dir reden. Eben gerade habe ich mit Aura gesprochen und sie hat einen Auftrag für mich.“ Schnell begann er zu erzählen und als er fertig war, blickte er seine Gefährtin an. Was würde sie wohl darüber denken? Akira hörte sich die Rede ihres Gefährten an und schwieg. Sie wusste erst nicht was sie sagen sollte, dann antwortete sie schließlich: "Ich weiß nicht, einerseits würde uns ein wenig Abstand vom Orden sicher gut tun, wenn du möchtest würde ich dich begleiten, aber ich lasse dich auch alleine ziehen. Momentan herrscht hier sowieso dicke Luft. Cailean und Erin sind in der Ausbildung. Sie verbringen ihre nächste Zeit ohnehin im Ausbildungslager. Okay, Erin schon länger, aber auch Cailean wird nicht mehr bei uns wohnen und Pavan…" Akira unterbrach bedrückt, dann überging sie das unangenehme Thema einfach und meinte: "Du musst wissen, was dein Herz spricht. Ich werde jede Entscheidung akzeptieren.“ „Wie könnte ich von dir verlangen, dass du dich in Gefahr begibst?“, erwiderte Nimrod. „Aber ich kenne dich. Du wirst mich nicht einfach so ziehen lassen, oder? Und ich brauche wohl jemand, der mit mir kommt. Die Welt ist nicht sicherer geworden und ich muss bestimmt hinter die Grenze. Dort kennt man mich. Viele haben durch mich Familienmitglieder verloren. Akira,“, er sah sie eindringlich an, „wenn du mit willst, dann nehme ich dich mit.“ Dann lächelte er verschmitzt. „Noch einmal wir zwei auf reisen. Unser letztes großes Abenteuer?“ War es etwa wieder da das alte Feuer, welches sie so sehr an ihrem Gefährten liebte? Auch wenn sie es nur kurz sehen konnte, war doch ein kleines Leuchten in Nimrods Augen zu erkennen. Sie antwortete: "Ich weiß, es wird vielleicht nicht einfach, aber ich denke wir schaffen das schon. Für dich würde ich jeder Gefahr entgegen sehen wollen! Doch sage bitte nicht, dass es unser letztes Abenteuer werden soll, das macht mich traurig.“ „Ach Akira, du weißt doch, dass ich die Dinge realistisch sehe. Du wirst sicher noch ein paar Abenteuer vor dir haben, aber ich bin alt und irgendwann zu nichts mehr zu gebrauchen. Sag mir nicht, dass dir nicht aufgefallen ist, dass das Fell um meine Schnauze so langsam immer weißer wird? In meinen Gelenken fühle ich die jahrelangen Strapazen der Jagd und die unzähligen Wunden, die mir Wilde zugefügt haben, melden sich auch ab und zu. Alles hat seinen Preis und meine Zeit ist so gut wie vorüber. Es hat mich immer getröstet, dass meine Söhne mein Erbe weiterführen, doch nach dem Verlust von Pavan...“ Betrübt blickte er zu Boden. „Wir brechen morgen bei Sonnenaufgang auf. Ich werde noch die Heiler besuchen, damit sie sich um meine Auge kümmern. Es schmerzt ein wenig. Wir sehen uns später.“ Missmutig verließ er die Höhle. Akira sah ihrem Gefährten mit angelegten Ohren hinterher. Sie wusste er hatte recht, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Angestrengt seufzte sie. Artus schlenderte nichts ahnend durch den Wald. Es war friedlich, doch er wusste der Schein konnte trügen. Irgendwo da draußen war ein schrecklicher Krieg dabei zu entstehen. Es war ein Gedanke, der ihm Angst machte, viel zu oft musste er sinnloses Morden miterleben. Er hatte genug ertragen, doch was sollte er machen? Es war wohl sein Schicksal. Langsam kehrte er zu seinem Bau zurück, schon von weitem sah er die gelbe Wölfin Runa davor sitzen. Was sie wohl wollte? Er konnte Runa nicht besonders gut leiden, das hatte viele Gründe, doch er schätze sie trotzdem, da sie eine weise Wölfin mit großer Kraft war. Langsam kam er auf sie zu. "Runa? Kann ich dir helfen?“ Die Wölfin versuchte nicht zu angefressen zu wirken, als sie zu dem Schwarzen sagte: „Ich komme von den Anführern. In Kürze soll ein Spähtrupp zum Orden entsandt werden und sie möchten, dass wie beide diesen führen.“ „Was wieso Artus?“, fragte Lexie erschrocken. „Ich weiß es nicht. Sie hielten ihn einfach für den Besten, da er Erfahrung mit dem allen hat. Es bleibt immer noch deine Entscheidung, Artus, ob du diesen Befehl ausführen wirst. Natürlich werde ich tun, was die Anführer von mir verlangen, doch ich habe auch keine Familie, um die ich mich sorgen muss.“ Er schluckte schwer. Auch wenn es ihm selbst überlassen war zu entscheiden, so wusste er doch, dass eine Ablehnung nicht gut ankommen würde. Man erwartete von ihm, dass er zusagte. "Gut, lasse mich bitte noch einmal mit Lexie darüber sprechen. Bei Sonnenuntergang werde ich meine Entscheidung dir und den Anführern mitteilen." Er sah Runa eindringlich an. Ein Zeichen, dass sie nun gehen sollte. Er wollte mit seiner Familie alleine sein. Stolz schritt Runa davon und ließ das Paar alleine. Erst als sie außer Reichweite war, wagte Lexie zu jammern: „Du gehst nicht! Das darfst du nicht!“ Sie wusste, wie egoistisch diese Worte waren, doch es platze einfach so aus ihr heraus, dann rief sie sich ins Bewusstsein, dass sie trotz ihres Einwandes wohl kaum eine Wahl hatten. Der Krieg stand bevor und sie durfte ihren Gefährten nicht von seiner Pflicht abhalten. Verstört kuschelte sie sich an ihn und ergänzte dann: „Das würde ich am liebsten sagen, aber wir wissen beide, dass du gehen wirst. Versprich mit nur, Liebster, dass du immer auf dich aufpasst.“ Ihr Herz fühlte sich in diesem Moment an, als würde es tausend Tonnen wiegen. Artus seufzte. Er sah die Sache genauso wie seine Gefährtin. Für einen kurzen Moment kam ihm die Flucht in den Sinn, doch es würde nichts nützen. Der Krieg musste ein Ende nehmen und er konnte dazu beitragen. Er wollte, dass seine Kinder in einer besseren Welt aufwuchsen. Einer Welt des Friedens und dieses Mal durfte er es nicht wieder vermasseln. Zu groß war der Verlust damals gewesen, als er seinen ersten Wurf an die Jäger verloren hatte. Noch immer schwor er auf Rache und in diesem Fall kam ihn dieser Streifzug sehr gelegen, vielleicht bekam er die Chance, das zu tun, was er schon lange hatte tun wollen. Er sprach zu Lexie: "Nun gut, dann werde ich wohl gehen müssen. Glaube mir, ich würde lieber bei euch bleiben, doch es ist meine Pflicht!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)