Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 10: Überraschende Begegnung ----------------------------------- Der nächste Morgen kam schneller als Nimrod lieb war. Cailean kam gerade in die Höhle um seine Eltern zu verabschieden, ob Erin überhaupt von ihrem Weggang wusste, konnte der Graue nicht sagen, denn er war nicht mehr zu ihr gekommen, da er den Bereich der Magierschüler nicht betreten dürfte. Sein Sohn sah traurig aus, aber da er sowieso kaum noch zuhause wohnte, würde er schnell darüber hinwegkommen. „Euer Auftrag kam so plötzlich“, merkte der Braune an. „So ist das als Jäger, mein Sohn. Es gibt keine Zeit zu verschwenden. Es dauert höchsten ein paar Wochen, dann werden dich deine alten, spießigen Eltern wieder nerven.“ Cailean sah seinen Vater schief an, da es tatsächlich nach einem Witz geklungen hatte, allerdings hatte sein Gegenüber dabei so bitterernst gesprochen, dass der Jungwolf nicht so recht wusste, was er davon halten sollte. Seiner Meinung nach müsste der Ältere einfach das Witzeln sein lassen, denn er beherrschte es einfach nicht. „Mach mich stolz, mein Sohn, und lerne gut für deine Prüfungen.“ „Natürlich. Du kennst mich doch, Papa. Passt auf euch auf, ja?“ Der erwachsene Rüde nickte stolz und sah zu seiner Gefährtin. Sie würde er mit seinem Leben beschützen und das wusste jeder, der das Paar kannte. Akira nickte. „Du wirst sicher auch ohne uns gut auskommen. Wir werden schon auf uns aufpassen, immerhin ist es auch nicht unsere erste Mission." Der junge Wolf lächelte kurz, auch wenn seine Mutter recht hatte, machte er sich doch Sorgen, vor allem um seinen alten Herrn. Doch er wollte dies nicht so vor ihm sagen. Akira und Nimrod setzen sich langsam in Bewegung. Vor der Höhle wartete bereits die Botin, die sie zu Aura führen sollte, um die letzten Instruktionen zu erhalten. Ohne seine Gefährtin auch nur anzusehen, folgte der Graue der Botin, die wohl eine Magierschülerin war. Es ging auf den Kristallpalast zu, ein Ort, an den er eigentlich nicht wollte, doch Aura schien dort auf sie zu warten. Die aufgehende Sonne ließ das Gebilde rötlich erstrahlen, ein prachtvoller Anblick, wenn es einen interessierte, Nimrod ließ es kalt. Im Grunde wollte er nicht auf diese Reise, auch wenn er nicht wusste wieso, er hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Gerade als sie das Lager verließen, entdeckte er zu allem Übel auch noch seinen Sohn Pavan, der mit einem Hasen im Maul zu seinem Mentor unterwegs war. Sein verbleibendes, rotes Auge blieb nicht lange auf dem Jungwolf hängen, er ignorierte ihn einfach. Traurig blickte der Graubraune seine Mutter an, wendete sich dann aber ab und ging einfach mit angelegten Ohren weiter. Ein paar Minuten später betraten sie den Palast und wurden die Treppen zu den Schlafgemächer der Anführer hochgeführt. Die weiße Wölfin saß auf dem höchsten Ausblick, den es im Ordensgebäude gab. „Sie sind da, Lady Aura“, meinte die kleine Magierschülerin mit ihrer hellen Stimme. Die Wölfin nickte und bedeutete der Botin sich zu entfernen, was diese auch tat. Dann trat sie auf die Jäger zu. Im Sonnenlicht glitzerte ihr Fell wunderschön und man konnte gerade noch ein wenig erkennen, wie es sich von Silber zu Gold färbte. Ein Zeichen, dass der Tag die Nacht besiegt hatte. Akira war schon immer beeindruckt gewesen von Lady Aura, so nahe war sie ihr noch nie gewesen, doch auch die Graue musste erkennen, dass das Alter an keinem spurlos vorüber ging. Aus der Nähe betrachtet wirkte die Ordensführerin erschöpft und müde. Es war kein Wunder, so hatte sie in der letzten Zeit vieles mitgemacht. Der Verlust ihres Gefährten, die neue Herrschaft und zudem gebar sie Vin noch einen Sohn. Akira fragte sich, ob es ein Kind der Liebe war, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Sie hatte Angst Aura würde ihn erraten, doch sie tat nichts dergleichen. Mit ihrer erhabenen Stimme sprach die Wölfin: "Nun gut, ihr kennt eure Mission! Sucht wonach ich euch befohlen habe. In welche Richtung ihr geht, ist euch überlassen. Passt auf euch auf und habt Erfolg, mehr kann ich euch nicht sagen!" Aura wollte nicht zu viel reden, immerhin war der Orden allgegenwärtig. Keiner wusste wonach die Wölfe wirklich suchten und es würde auch nie jemand erfahren. "Doch dir Akira werde ich noch etwas geben!" Wie aus dem nichts zauberte sie ein Fläschchen mit einer Kette hervor und hängte es ihr um den Hals. "Ein Trank für alle Fälle, er heilt die schwersten Wunden und verjüngt den Körper. Setzt ihn gut ein, ein paar Tropfen reichen für eine Behandlung aus. Ich gebe ihn dir Akira, Nimrod würde ihn nicht nehmen. Und nun geht. Macht schnell, dass ihr los kommt!" Dies war ein Zeichen, dass sich die Wölfe auf den Weg machen sollten. Mit wenig Begeisterung blickte Nimrod auf den Trank, sagten wollte er nichts dazu, denn seiner Anführerin konnte er nicht widersprechen. Mit einem respektvollen Nicken verabschiedete er sich von Aura und ging dann mit seiner Gefährtin nach draußen. Die Sonne schien freundlich vom Himmel, immerhin das Wetter würde ihnen keine Probleme machen. Ohne Worte zu wechseln liefen sie los und entfernten sich immer weiter vom Kristallpalast. Die Vögel zwitscherten fröhlich und der Wald war voller Leben, wohin man auch sah. „Wir werden das hier wiedersehen, oder?“, sagte der Graue ganz leise zu seiner Vertrauten neben sich. „Unsere Kinder wachsen hier auf und wir werden es wieder zu einem besseren Ort verändern, meinst du nicht? Ganz bestimmt. Selbst wenn wir einer Legende nachjagen, die nicht existiert, vielleicht finden wir auf unserer Reise auch eine andere Lösung für den Orden.“ Akira war schweigsam. Auch sie plagten die Gedanken, was wäre, wenn ihr Mission ein Desaster werden würde. Ihr Gefährte sprach aus, was sie dachte. Ruhig antwortete sie: "Sieh was der Orden aus unserer Familie gemacht hat! Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alleine die Macht dazu haben, es sind zu wenig... Nimrod!" Sie blieb stehen. "Ich habe schon seit längerem eine Idee, die ich nie wagte auszuspreche, aber vielleicht... " Sie stockte. "Vielleicht gibt es ja noch Wilde, die uns helfen? Eine Armee so wie damals.“ Bei dem Wort „Wilde“ musste Nimrod kurz knurren, aber er wusste auch, dass seine Gefährtin recht hatte, dieser Plan konnte wohl tatsächlich funktionieren, zumindest besser als einer haltlosen Legende über einen weißen Wolf nachzurennen. „Das sollte unsere letzte Alternative sein, denn den Wilden kann man nicht trauen. Erst müssen wir Auras Auftrag erfüllen, dann sollten wir über weitere Schritte nachdenken.“ Nun war die kleine Gruppe von Spähern schon einigen Tagen unterwegs und hielten sich so gut es ging von fremden Revieren und Hauptwegen, die von Magiern benutzt werden könnten, fern, was aber auch sehr viel Zeit kostet. Runa redete mit Artus nur das Nötigste, sie wollte ihn in Ruhe lassen, weil er sicher traurig war, dass er seine Familie hatte verlassen müssen. Jetzt lief sie neben ihm und schaute zu dem Schwarzen herüber: „Wir nicht mehr weit vom Orden entfernt. Ein seltsames Gefühl, oder?“ Der Rüde war in Gedanken versunken. Er brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen, dass er angesprochen worden war. Verwirrt sah er Runa an, als hätte er sie nicht verstanden, doch dann erwiderte er: "Ja, das ist es sehr wohl. Vieles ist hier passiert, gutes und schlechtes. Hier lebte ich einst mit meinem Rudel. Zurückgezogen in den Wäldern, geschützt vor den Jägern, doch eines Tages überfielen sie uns. Ich war der Einzige, der überlebte." Er sah traurig zu Boden, doch dann hellte sich seine Miene etwas auf. "Und hier begegnete ich zum ersten Mal Lexie!" Ihm wurde in diesem Moment erst bewusst, wie lange dies alles schon her war. Er, der große Rudelführer von halbstarken Wölfen, er musste fast etwas Grinsen. Doch dann holte ihn das schlechte Gewissen, als Einziger überlebt zu haben, wieder ein. Schwer seufzte er. "Ach Runa, warum muss das Leben nur so grausam sein?" Im Grunde stellte er sich die Frage eher selber, als der Gelben. „So ist das Leben eben. Wir können unsere Zeit damit verschwenden dauernd über diese Frage nachzudenken oder wir können handeln und etwas daran ändern. Ich bin dafür dass wir unser Schicksal selbst in die Pfote nehmen und um unser Glück kämpfen. Und wenn wir verlieren, haben wir es wenigstens versucht.“ Ihr Blick schweifte über die Baumkronen, die sich an dieser Stelle etwas lichteten. Man konnte den höchsten Turm des Kristallpalastes schon sehen, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. „Dieses Gebilde lässt den Orden immer so mächtig erscheinen. Leider ist das kein Trugbild, sondern Realität. Sie sind wieder stark geworden, wenn auch vielleicht nicht so mächtig wie sie einst waren. Aber ich will mir gar nicht ausmalen zu was der dunkle Wolf fähig ist. Unser Feind ist kein klug handelnder Wolf wie Talon, nein, es handelt sich hier um ein rachsüchtiges Monster, das Grausamkeit seinen Freund nennt. Wir müssen vorsichtig sein.“ Plötzlich zuckte sie mit den Ohren. „Da ist wer! In die Büsche!“ Die Gruppe versteckte sich so schnell sie konnten, da tauchten auch schon von weitem zwei graue Wölfe auf. Die Gelbe traute ihren Augen nicht. „Nimrod und seine Gefährtin“, flüsterte sie Artus zu. Akira hielt ihre Nase in die Luft, sie nahm eine Witterung auf. Sie sah zu ihrem Gefährten. Er regte sich nicht, doch sie wusste, dass auch er es gerochen haben musste. Ein exzellenter Jäger wie Nimrod ließ es sich nur nicht so leicht anmerken. Auch die Fähe schlenderte langsam weiter, sie spürte, dass sie jemand beobachtete, wollte es sich ebenso wenig anmerken lassen. Gelassen sprach sie: "Riechst du das auch?“ „Diese Frage ist überflüssig“, erwiderte er leise. „Es müssen schon einige sein.“ Sie gingen ein Stück weiter und waren jetzt sicher von der ganzen Meute umzingelt. Der Graue konnte sie genau riechen und ahnte auch, dass die Gruppe ebenfalls wusste, dass sie bemerkt worden waren. Der Wind stand einfach sehr schlecht für sie. Dann erkannte er einen der Gerüche und blieb einfach stehen: „Komm raus, Runa! Ich weiß, dass du hier bist!“ Die Gelbe gab sich geschlagen und schlüpfte aus dem Busch, in dem sie sich versteckte. „Du hättest einfach weitergehen sollen, Nim. Wir sind in der Überzahl.“ Erschrocken bemerkte sie sein zerstörtes Auge, unterdrückte aber eine Bemerkung dazu. „Es ist nicht meine Absicht mit euch zu kämpfen, aber solltet ihr es wagen uns anzugreifen, dann zerlege ich jeden von euch in seine Einzelteile.“ „Immer noch so freundlich wie früher, was? Wir werden euch nicht gehen lassen können. Der Orden darf nicht erfahren, dass wir hier sind und wie ich Jäger kenne, rennt ihr gleich zurück und petzt was das Zeug hält. Erzählt uns erst einmal, was für einen Auftrag ihr habt, würde ich vorschlagen. Wir können uns diese Information auch mit Gewalt holen und ihr wisst, dass ihr keine Chance hättet!“ Nun übernahm Akira das Wort: "Lasst uns durch, wir haben kein Interesse daran dem Orden irgendetwas zu verraten. Unsere Mission ist auch nicht nach Wilden oder Abtrünnigen zu suchen! Mehr können wir momentan nicht sagen, nur so viel ist sicher, wir werden euch kein Leid zufügen. Wir machen so etwas nicht mehr. Mit dieser Antwort müsst ihr euch wohl zufrieden geben. Woher sollten wir wissen, was IHR vorhabt? Wir vertrauen niemanden, genau so wenig wie ihr es tut." Artus hörte die ganze Zeit das Gespräch im Verborgenen mit. Auch wenn er keine hellseherischen Fähigkeiten hatte, meinte er in Akiras Stimme die Wahrheit zu hören. Er wollte jedoch nichts sagen und zeigen wollte er sich ebenso wenig, zu groß war der Groll auf das Jägerpaar. Als Antwort bekam sie aus den Reihen der Wilden ein wildes Knurren. Einige der Wölfe waren wohl sehr schlecht auf die Jäger zu sprechen, Runa wusste, dass es der pure Hass war, da viele von ihnen Familienmitglieder oder Freunde an Jäger verloren hatten. Die Gelbe konnte diese Gefühle gut verstehen, auch wenn sie selbst keine Wut auf ihre zwei Feinde verspürte. „Wir sollen euch tatsächlich glauben, dass ihre den Orden verratet? Warum seid ihr dann überhaupt noch Mitglieder? Das alles klingt nicht sehr plausibel.“ „Sieh mein Auge an“, erwiderte Nimrod. „Eine Strafe des dunklen Wolfes. Meinem Sohn haben sie den Geist vergiftet, so dass er sich gegen mich gewandt hat. Meine Tochter ist eine Magierin, die weit über uns steht und die ich so gut wie nie sehen darf. Glaubst du tatsächlich wir würden noch weiter dieser Organisation dienen? Allerdings wäre es unklug den Orden zu verlassen, immerhin kann man Dinge von innen heraus besser zerstören als von außen. Aura, die Anführerin des Ordens, steht auf unserer Seite und hat uns auch fortgeschickt, um nach Hilfe zu suchen.“ Vom weißen Wolf wollte er lieber nichts erwähnen. „Wie ich sehe, formierten sich die Wilden wieder einmal gegen den Orden und in diesem Fall unterstürzte ich das.“ Einen Moment verschlag es der gelben Wölfin die Sprache, doch dann sammelte sie sich wieder: „Okay, lasst sie gehen.“ Das Rudel starrte Runa ungläubig an, viele schrien erschrocken auf. „Ich kenne diesen Wolf und das was er sagt, würde er schon aus Stolz niemals einfach so behaupten.“ Dann sah sie den Grauen an: „Kehrt ihr zum Orden zurück, um ihnen von uns zu berichten und wir bekommen das mit, dann werde ich euch alle töten lassen. Habt ihr das verstanden?“ „NEIN!“ Einer der Rüden aus dem Rudel, sein Name war Yaransan, brummte wütend auf. „Es sind Jäger! Wir sollten sie auf der Stelle vernichten!“ Mit einem Satz sprang er auf Akira zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)