Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 12: Ein neues Mitglied ------------------------------ Die Zeit zog sich unheimlich langsam für Artus. Er war unruhig und konnte nicht schlafen, auch wenn er es gewollt hätte. Endlich kam die Nacht und Runa holte den schwarzen Rüden ab. Beide hatten ein mulmiges Gefühl. Langsam näherten sie sich dem Treffpunkt, eine Lichtung auf der ein wunderschöner und zugleich alter Baum erhaben in die Höhe schoss. Schon von weitem konnten sie einen silbernen Schein erkennen. Artus klopfte das Herz bis zum Hals, aber auch Runa wirkte angespannt. Er war der hohe Wölfin noch nie begegnet und plötzlich sah er sie in ihrer gesamten Pracht. Sie war wunderschön, eingehüllt in einen sanften silbernen Schein wie Mondlicht. Ihm stockte der Atem und für einen Moment schien er den Hass auf den Orden und allem was dazu gehörte zu vergessen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese liebreizende Wölfin für so viel Leid verantwortlich sein sollte. Doch plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn Aura sprach mit ihrer erhabenen Stimme: „Seid gegrüßt! Fürchtet euch nicht und tretet näher, ich habe nur wenig Zeit und nach unserem Treffen müsst ihr sofort von hier verschwinden!" Artus jedoch gab zur Antwort: "Woher wissen wir, dass euch vertrauen können?" Sie nickte und erwiderte weise: „Hört mich an und entscheidet selber.“ Sie schwieg eine Weile und fuhr dann fort: "Ich weiß schon lange, dass ihr hier seid und ich weiß auch wieso! Dennoch habe ich euch nicht verraten, da ich nun weiß, was zu tun ist! Der Orden wie es ihn einst einmal gab, der existiert nicht mehr. Auf schmerzliche Weise musste ich erkennen, wie viel Grausamkeit der Orden all die Zeit über alle Wölfe gebracht hat! Außerhalb, aber auch innerhalb der Mauern des Ordens. Doch seit der dunkle Herrscher an der Macht ist, ist alles noch viel schlimmer! Noch weiß er nichts von eurem Vorhaben und ihr habt noch Zeit eure Krieger zu sammeln, doch seid wachsam! Viele Späher ziehen durch das Land und bald werden sie bis an die Grenzen zu euren Lagern vorstoßen, wenn ihr nicht aufpasst!" Der Schwarze musste unweigerlich an seine Familie denken und an die zwei Jäger, Nimrod und Akira, welche sie vor nicht allzu langer Zeit gesichtet hatten. Aura redete weiter: "Doch ich sehe Verstärkung kommen! Hoch vom Norden trifft ein großes Rudel in euer Lager in den Bergen ein. Runa, du kennst ihre Anführerin! Sie ist ebenfalls eine mächtige Wölfin, die jedoch noch nicht vieles über den Krieg hier weiß. Ein Hilferuf hat sie ereilt und sofort machte sie sich mit vielen starken Wölfen, Kriegern und Magiern, auf um euch zu helfen! Sie beherrscht die Elemente und ist eine gute Heilerin, die sich mit Kräutern auskennt und so manch anderes wird ihr nachgesagt, jedoch musst du es am besten wissen, was sie alles kann! Weißt du wen ich meine?" Aura sah die Gelbe auffordernd an. Vor langer Zeit hatte Runa Aura schon einmal gesehen. Damals wurde sie gerade in den Orden aufgenommen und die Anführerin musste, wie damals üblich, natürlich auch ihre Zustimmung dazu geben. Jetzt war zu bezweifeln, dass die Weiße noch die gleichen Rechte besaß, wie zu dieser Zeit, aber sicherlich konnte sie noch sehr viel bewirken im Orden. „Nun, es ist möglich, dass ich weiß von wem Ihr sprecht“, erwiderte die Gelbe neutral. „Unterstützung können wir immer gut gebrauchen und wenn es sich um ein mächtiges Rudel handelt umso besser.“ Dann beugte sie ihren Kopf, wenn sie das auch nicht wirklich gerne tat. „Wir danken Euch für den Hinweise, weise Magierin. Darf ich Euch noch etwas fragen?“ Als keine Antwort kam, deutete sie das als Zustimmung. „Auf unserem Weg hierher begegneten wir einer jungen Schülerin. Sie trug graubraunes Fell und hatte unter dem Augen einen einprägsamen Fleck. Ich weiß, es klingt vielleicht seltsam, aber irgendetwas sagt mir, dass sie eine entscheidende Rolle im Krieg spielen wird. Es handelt sich nur um eine Ahnung, es tut mir leid, falls ich Euch damit beleidige, aber mich lässt das Gefühl nicht los, das sie unbedingt auf unserer Seite kämpfen sollte. Das lässt mir keine Ruhe. Wisst Ihr zufällig, wen ich meine? Sie ist sehr mächtig, das konnte ich deutlich spüren.“ Sich so einzuschleimen mochte Runa zwar nicht, aber es war notwendig, um die Informationen zu bekommen, die sie benötigte. "Nun gut, auf diesen Punkt wollte ich ebenfalls hinaus. Ihr meint sicher Erin, sie ist trotz ihrer hervorragenden Eltern aus dem Jägergeschlecht, doch eine mächtige Magierin geworden. Ich sehe sie mit großer Freude und das ist, worum ich euch bitten wollte: Nehmt sie mit. Erin hat bereits alles gelernt, was sie im Orden lernen kann. Die einzigen Fähigkeiten, die sie noch ausbauen kann und muss ist die Kunst des Heilens, sowie das Beherrschen von Elementen. Unsere Heilmagier sind bei weitem nicht so mächtig, wie die in euren Reihen, das Erlernen der Elemente wurde vom dunklen Wolf sehr eingeschränkt. Und sicher gibt es noch mehr, welches verbesserungswürdig ist, jedoch muss sie das nicht im Orden beigebracht bekommen. Aber nun zurück zu meiner Frage: Würdet ihr sie noch heute mitnehmen? Das ist die einzige Chance, die Schergen des Ordens ahnen bereits, dass etwas im Gange ist. Lange könnt ihr nicht mehr bleiben!" Ein wölfisches Grinsen konnte Runa nicht unterdrücken. Das lief ja noch besser, als sie gedacht hatte und sie nickte der weißen Wölfin daraufhin zu. „Wenn Erin damit einverstanden ist, kann sie gerne mit uns kommen. Ich garantiere, dass ich auf sie aufpassen werde und wenn ich dafür mein Leben einsetzen muss.“ Natürlich war es für die gelbe Wölfin ein Leichtes mit ihrem Leben zu bürgen, aber da hier ja keiner um ihr Geheimnis wusste, sah sie kein Problem darin es so auszudrücken. „Und danke für die Warnung, wir werden diesen Ort so schnell es geht verlassen, so dass wir nicht entdeckt werden können.“ Die Gelbe verbeugte sich höflich. „Wir stehen in Eurer Schuld, weise Magierin. Ein Anliegen habe ich noch: Ich soll Euch von Talon grüßen. Er hat sich in unseren Reihen eingefunden und ist ein wertvolles Mitglied unseres Rudels. In seinen Augen habe ich aber oft genug lesen können, wie sehr er sich nach Euch sehnt. Es geht ihm gut und wenn er kann, wird er zu Euch zurückkommen.“ Aura zuckte zusammen. Talon lebte? Schnell jedoch gewann sie wieder die Fassung, sie sah die Gelbe an und meinte: "Danke Runa, richte ihm bitte ebenfalls schöne Grüße aus, es geht mir gut!" Dann wurde sie wieder ernst. "So nun geht jetzt! Vorne an der Lichtung wartet Erin auf auch! Sie wusste bereits, dass ihr sie mitnehmt! Sie wird euch den Weg weise, sobald ihr den Orden verlassen habt, liegt es aber an euch, dass ihr so schnell wie möglich euer Versteck wieder erreicht! Sie werden es sicher bald merken, spätestens morgen, wenn Erin nicht mehr zum Training kommt. Und nun lauft!" Das war der Startschuss. Artus und Runa rannten zurück auf die Lichtung und wie Aura gesagt hatte, wartete dort Erin. Ruhig aber bestimmt sagte sie: "Folgt mir!" und die Wölfe folgten der jungen Fähe in die Dunkelheit. Schon nach wenigen Minuten hatten sie den Orden sicher und unbemerkt verlassen. Erin verlangsamte ihre federnden, anmutigen Schritt und sprach: "Nun seid ihr dran!" Ungefragt übernahm Runa die Führung, sie ging davon aus, dass es für Artus so in Ordnung war, immerhin kannte sie sich hier viel besser aus als er. Geschickt nahmen sie ihren Weg durch den Wald und schon bald trafen sie auf den Rest des Rudels, die alle ungeduldig warteten. „Wer ist das?“, kam es von einem der Rüden, der die junge Magierin durch ihren Geruch sofort als Ordensmitglied identifizierte. „Ab heute gehört sie zu uns.“ Der hellbraune Rüde knurrte leise, doch als die gelben Wölfin ihm die Zähne bleckte, verstummte er. „Es gibt einige Mitglieder bei den Rebellen, die vorher dem Orden angehört haben. Auch ich zähle dazu und willst du behaupten ich sei nicht vertrauenswürdig?“ „Nein, würde ich niemals denken, aber sie muss sich diesen Respekt erst verdienen!“ „Das wird sie, wenn man ihr die Chance dazu gibt. Und jetzt los, wir haben genug in Erfahrung gebracht. Wir müssen zurück, bevor jemand Verdacht schöpft.“ Die Wölfe waren zwar verdattert über die Worte ihrer Anführerin, aber sie fügten sich, wie es sich in einem Rudel eben gehörte. Und Runa war gut im Kommandieren, immerhin hatte sie jahrelang nichts anderes gemacht. Ein Seufzen kam über ihre Lefzen, als sie an ihr altes Rudel dachte. Von vielen wusste sie nicht, was aus ihnen geworden war. Der weiße Wolf mit dem grauem Nackenfell sah vom höchsten Punkt hinunter auf das Land, das dem dunklem Wolf und ihm gehörte. Die Sonne war vor drei Stunden aufgegangen und stand nun schon ziemlich hoch am Himmel. So schön und friedlich wirkte es da unten, aber der Schein konnte trügen. Die Vögel erzählten von Unruhen hinter der Grenze, auch wenn keiner wirklich wusste, was es genau damit auf sich hatte, weil selbst das Federvieh den Orden verachtete und sich nicht auf einen Wissensaustausch einließ. Plötzlich bemerkte Vin eine Anwesenheit und drehte sich blitzschnell um. Hinter ihm kam ein kleiner, weißer Wolf auf ihn zu und blieb zitternd vor ihm stehen. „Was hast du zu berichten, Cloud?“ Vin mochte es nicht in die traurigen Augen dieses armen Geschöpfes zu sehen. Grausamkeit lag ihm zwar im Blut, aber gegen diesen Rüden hatte er komischerweise keinen Groll. Vielleicht weil das was er durchmachte schon Strafe genug sein mochte. Man sah die Spuren seiner Pein noch deutlich an seinem Körper. Wenn er ging, erkannte man, dass mit der rechten Vorderpfote etwas nicht stimmte: Ein Zeh fehlte. Außerdem war das Bein damals gebrochen worden und nicht wieder richtig zusammengewachsen, so dass er Schwierigkeiten beim Laufen hatte. Doch der Kleine lief für diese Verhältnisse noch ziemlich gut. In seiner Stirn steckte ein Art grüner Kristall und das stieß Vin so auf. Damit konnte der dunkle Wolf sich ein Lebewesen zum Sklaven machen. Cloud konnte sich nicht wehren, bekam aber alles bei vollem Bewusstsein mit. Befahl man ihm, dass er Selbstmord begehen sollte, dann würde er selbst das tun. Die Meisten, bei denen der Dunkle diese Prozedur versucht hatte, überlebten nicht einmal die erste Stunde, aber dieser kleine Kerl hier, schien sich mit allem was er aufbringen konnte am Leben zu halten. Selbst Vin würde in so einer Situation lieber den Tod wählen, wenn er ganz ehrlich war. „Eine junge Magierschülerin ist verschwunden, Meister“, kam es aus dem Mund des Weißen. „Was? Wer?“ „Erin.“ „Ah, die Tochter des Jägerpaars. Wen wundert das schon? Gut und nun verschwinde.“ Nachdem er den anderen Wolf aus den Augen hatte, stieg er nach unten und begab sich zum Gildenführer. Dieser fraß gerade an einem Rehschenkel, als sein Boss die Höhle betrat. „Friss ruhig weiter“, meinte Vin. „Du musst mir ein paar Jäger ausleihen.“ „Was immer Ihr wünscht“, schmatzte sein Gegenüber. „Eine Magierin ist verschwunden. Ihre Fährte ist sicher noch frisch, also müssen sie so schnell es geht aufbrechen. Ach ja, schickt diesen graubraunen Schüler mit. Wie heißt er noch?“ „Ihr meint sicher Pavan, Sir.“ „Richtig. Ihn und seinen Ausbilder. Es geht um seine Schwester Erin. Falls sie abtrünnig geworden ist, habt ihr die Erlaubnis sie zu töten. Wenn ihr Bruder uns treu ergeben ist, wird er es selbst tun.“ Der Ordensanführer verließ mit einem Grinsen den Bau. Ach, wie er solche Dramen liebte. Aura war unruhig. Sie musste stets an das Erlebte denken. An die Rebellen, Erin und an...Talon. Sie zitterte willkürlich, doch dann war sie wieder gefasst, bis sie wieder Zweifel einholten. Die Wölfin war müde und erschöpft. Die Zeit unter den dunklen Wolf hatte sie um Jahre altern lassen. Ein Außenstehender würde zwar noch immer die einst so mächtige und strahlende Ordensführerin in ihr sehen, doch wäre es Talon, der sie so erblickte, er würde sich wohl erschrecken. Auch ihre Fähigkeit Visionen zu empfangen oder mit anderen telepathisch in Kontakt zu treten wurde immer schlechter. Sicher sie war noch mächtig und könnte sich leicht noch einem Kampf stellen, doch der Ausgang wäre ungewiss. Sie dachte wieder an Erin. Sie hatte die Wölfin lieb gewonnen. Seit der Verhandlung ihres Vaters, wo nur sie beide die Wahrheit über das Urteil kannten, hatten Sie eine stille Abmachung getroffen. Aura vertraute ihr und darum ließ sie die Wölfin mit den Rebellen ziehen. Plötzlich wurde die Weiße jäh aus ihren Gedanken gerissen. Ein äußerst gutgelaunter Vin kam des Weges. Er flötete ihr entgegen: "Guten Morgen, Süße, wie geht es dir?" Sie gab ihm keine Antwort. Auch wenn sie zusammen einen Sohn hatten, empfand sie nur Verachtung für Vin. Dieser überspielte ihre Abneigung und rief ihr im Vorbeigehen noch beiläufig zu: "Ach, eines deiner Schäfchen ist ausgebrochen, aber ich habe bereits einen Trupp losgeschickt! Sie werden sie sicher bald finden. Das dumme Ding hat sich sicher draußen verirrt.“ Diese Nachricht kostete die alte Wölfin Jahre ihres Lebens. Sie musste Erin warnen! Die kleine Gruppe von Wölfen rannte so schnell sie nur konnte. Keiner wagte es sich umzusehen. Artus erkannte nun, wie wichtig es war sich an die Anweisungen der Rebellenführer zu halten. Der Befehl lautete: Sollte ihnen etwas zustoßen, dann durfte ihre Flucht nicht kopflos nach Hause enden, nein, um Verfolger zu verwirren, mussten sie quer durch die Ebene laufen. Ihr Weg führte sie auch durch Bäche, um Spuren zu verwischen. Erin erkannte die Strategie, doch sie bezweifelte, dass die Jäger, die sie sicher bald suchen würden, sich davon beeindrucken ließen. Sie zitterte vor Furcht. Der Zorn des Ordens konnte grausam sein, wenn man die Regeln brach. Und sie hatte gegen genug davon verstoßen. Nicht einmal Aura würde sie dann noch beschützen können. Nach einer langen, anstrengenden Hatz kam das kleine Rudel um Artus und Runa endlich im Rebellenlager an. Artus bemerkte gleich, das Aura Recht hatte und ein neues Rudel hinzugestoßen war. Wer mochte das nur sein? Viel Zeit zum Nachdenken hatte er jedoch nicht, den Runa steuerte umgehend auf die Rebellenführer zu. Dort sah er den Neuankömmling. Eine unscheinbare, graue Wölfin. Als sie das Rudel bemerkte, lächelte sie diese an und der schwarze Rüde musste zurück grinsen. Eine scharfe Stimme durchschnitt die Stille. Es war Skadi. "Ah, ihr seid also zurück! Schön und ihr habt uns was mitgebracht?" Sie sah Erin geringschätzig an. "Das müsst ihr mir noch erklären, doch zuerst möchte ich euch noch unsere neueste Verbündete vorstellen: Felana. Sie ist uns mit ihrem großen Rudel zu Hilfe gekommen, aber ich denke Runa ist sie bekannt?“ Skadi wartete allerdings keine Antwort ab, sie fuhr fort: "Nun gut, so erstattet mir Bericht!" Sie sah die Gelbe auffordernd an und in dem Moment, wo diese das Maul öffnen wollte, schrie Erin laut auf: "Nein! Wir sind in Gefahr!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)