Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 13: Das Verhör ---------------------- So sehr sich die Verfolgten auch bemühten ihre Spuren zu verwischen, die Jäger durchschauten ihren Plan und waren ihnen dicht auf den Fersen. Allerdings hielt sie die ganze Aktion schon ziemlich auf und so kamen sie erst später im Revier der Rebellen an. Pavan konnte immer noch nicht fassen, was gerade geschah. Wie konnte seine Schwester nur so einen Verrat begehen? Mittlerweile war wohl allen klar, dass sie sich nicht nur verlaufen hatte und wie eine Entführung sah das alles auch nicht aus, nein, sie schien eine Verräterin zu sein. Erst fing sein Vater an zu spinnen und nun auch noch seine Schwester. Der junge Wolf konnte die Welt nicht mehr verstehen. Dazu musste er noch Spott seiner Kameraden über sich ergehen lassen, weil seine Familie sich so aufführte und so langsam begann in ihm etwas zu zerbrechen. Sein Mentor hatte wohl recht, er kam aus einer Familie von Verbrechern und nur er schien die Dinge mit klarem Verstand wahrzunehmen. An der Grenze, die deutliche Markierungen aufwies, blieb die Gruppe aus acht Rüden stehen und besprach das weitere Vorgehen. „Es müssen in dieser Revier sehr viele Wölfe sein. Da ist Vorsicht angesagt“, gab Zuio, ein gelbbrauner Wolf zu verstehen. „Es ist wohl nicht klug da einfach so hereinzuplatzen. Außerdem sollten wir herausfinden, ob das vielleicht Rebellen sind.“ Alle nickten. „Wir könnten uns zurückziehen und die Wachrundgänge genau beobachten“, warf Pavan ein, worauf ihn die älteren Jäger ein wenig ärgerlich ansahen, weil sich keiner von ihnen gerne etwas von einem Jungwolf sagen ließ. „Das wird nicht nötig sein“, kam es plötzlich von der Seite. „Denke ich auch!“, sagte eine weitere Stimme. Aus dem Gebüsch tauchten plötzlich ein ganzer Haufen Rebellen auf und umzingelten das deutlich kleinere Rudel. „Gebt auf oder ihr werdet die Konsequenzen tragen“, ließ einer der Magier verlauten. Zuio knurrte daraufhin und sprang auf den jungen Wolf zu, doch dieser setzte Magie ein, was dem Angreifer tiefe Wunden zufügte, die ihn ohne Versorgung innerhalb kürzester Zeit verbluten lassen würden. Das wollten sich die Jäger nicht gefallen lassen und griffen an. Der Kampf würde nicht lange dauern, dass wussten beide Seiten und jeder konnte auch sagen wer gewann. Der graubraune Jungrüde kämpfte mit allem was er hatte, doch gegen so viel Magie gab es einfach kein Mittel. Etwas traf ihn am Kopf und sofort wurde alles schwarz um ihn. „Erin?“, fragte Runa verwundert, doch die schaffte es nicht mehr zu antworten, da kam schon Talon angerannt und meinte: „Jäger! Jäger vor unseren Grenzen! Wir konnte sie allerdings stellen und schlagen.“ „Sie müssen uns gefolgt sein. Habt ihr sie getötet?“ Die Gelbe sah ihn ernst an. „Drei sind noch am Leben. Der Anführer der Gruppe, ein brauner Wolf mit einer üblen Narbe am Auge und zwei junge Rüden. Sie wurden in eine der Höhlen geschleppt und warten auf Befragung. Skadi, du willst sicher dabei sein?“ Die Fähe nickte energisch: "Ich muss euch leider alleine lassen, ein Verhör wartet auf mich. Ich möchte Rena und die anderen ebenfalls dabei haben, ah und dich auch Talon, vielleicht kennst du das Gesindel!" Skadi machte sich umgehend auf. Erin blieb mit Runa, Artus und Felana allein zurück. Die Jungwölfin war noch immer verwirrt, Aura hatte ihr noch nie eine so starke Botschaft geschickt, doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. "Ich muss da auch hin! Mein Bruder!" Panisch sah sie in die Runde und wollte loslaufen, in der Hoffnung beim Verhör dabei zu sein. Runa stellte sich der jungen Magierin in den Weg. „Du solltest dich zurückhalten. Keiner von ihnen wird getötet werden, man befragt sie nur. Wir sind keine Barbaren. Falls dein Bruder dabei sein sollte, werde ich dafür sorgen, dass du ihn sehen kannst.“ Erin sah traurig zu Boden und antwortete Runa: "Du weißt ja von nichts, gelbe Wölfin, aber ich versichere dir, dass mein Bruder in der Gruppe dabei ist. Er, der graue Wolf, ein weiterer Schüler mit braunen Fell und ihr Mentor Rhodri. Einer der gefährlichsten Wölfe im Orden.“ „Wir werden das überprüfen, Erin, gedulde dich ein wenig. Bei dem Verhör können wir nicht stören. Es würde nicht zum Vorteil für deinen Bruder sein“, erklärte Runa ruhig. Die Ungeduld der jungen Wölfin war verständlich, aber es würde im Moment nichts helfen. Dann blickte Runa mit einem Lächeln auf den Lefzen zur Felana: „Es muss eine Ewigkeit her sein, dass wir uns gesehen haben. Schön, dass du dich uns anschließt. Ich hoffe dir ist klar, worauf du dich hier einlässt?“ "Ja, es ist schon eine Ewigkeit her und ich wünschte wir hätten uns zu einem günstigerem Zeitpunkt getroffen, aber es herrscht Krieg. Mein Rudel ist groß und stark, doch als wir uns aufmachten wusste jeder, dass nicht alle wieder zurückkommen würden. Wir sind weit gereist, aber selbst hoch im Norden hat man Gerüchte und Geschichten über diesen Orden gehört. Es waren bei weitem keine guten, deswegen müssen wir diesen Orden schnellstmöglich besiegen, ehe noch mehr unschuldige Seelen zu Tode kommen." Dann sah sie zu Erin. "Gut gemacht, kleine Wölfin, doch höre auf Runa und handle mit Bedacht und Respekt." Die Angesprochene nickte kurz, doch sie war zu aufgewühlt, dass sie an ihre guten Manieren denken konnte. „Ich kann mich nur bedanken, Felana“, meinte die Gelbe. „Es ist ein großes Opfer, was du bringen willst, aber ich bin sicher zusammen können wir den Orden plattmachen. Dass die Geschichte des Ordens so weit über die Grenze hinaus erzählt wird, hätte ich gar nicht gedacht. Aber erzähl, was ist in den letzten Jahren so passiert? Gibt es einen Rüden an deiner Seite? Wie groß ist dein Rudel?“ Es handelte sich um einfachen Tratsch, aber genau das war es, was man ab und zu brauchte. Gute Nachrichten, weit weg vom Krieg. Vielleicht lenkte das auch Erin ein wenig ab, hoffte Runa. Erin blieb stumm und hört aufmerksam zu. Sie wusste, dass es ohnehin wenig Sinn machte, sich mit der Gelben anzulegen. Sie war nicht mehr im Orden, hier herrschten andere Regeln. Felana meinte: "Wenn wir es dem Orden sobald als möglich zeigen, werden wir gute Chancen haben. Ich hörte nicht vieles über den Orden, doch das was ich hörte reichte. Doch auch erst seit dieses Monster die Macht an sich gerissen hat. Zuvor war mir der Orden nicht bekannt." Dann lächelte die Graue. "Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, bin ich noch lange herumgereist, bis ich endlich im Norden einen Flecken gefunden habe. Während meiner Reise schlossen sich Wölfe an, die nun in meinem Rudel sind. Es ist sehr groß, an die 60 Wölfe, wir habe sehr viel Futter und viel Platz. Die Rudelregeln sind auch lockerer. Jedes Wolfspaar hat das Recht auf Nachwuchs. Jedoch nur ein Wurf, außer der vorherige Wurf ist bereits abgewandert. Sonst würde es wirklich zu viel werden. Doch meine Wölfe leben in dem großen Revier verstreut. Nur zum Jagen kommen wir zusammen. In der Tat habe ich einen Gefährten, der ist jedoch bei denen geblieben, die nicht mit mir in die Schlacht ziehen konnten oder wollten. Es war jeden freigestellt, ob er mitkommen möchte oder nicht. Etwa die Hälfte des Rudels ist nun hier. Aber sag, wie ist es dir so ergangen?“ „Der dunkle Wolf ist unser Hauptproblem“, bestätigte die Gelbe nickend. „Oh, Respekt 60 Wölfe sind eine Menge und die Hälfte davon ist für unseren Kampf eine große Unterstützung. Mittlerweile ist das Rebellenrudel so groß, dass ich schon gar nicht mehr sagen kann, wie viele wir hier sind. Andauernd vergrößert sich unsere Streitmacht und so langsam können wir es wohl zahlenmäßig locker mit dem Orden aufnehmen. Allerdings haben diese eben sehr mächtige Magier, die wir nicht unterschätzen dürfen. Wie es mir ergangen ist? Nun ich bin nach unserem letzten Treffen wieder zur Grenze des Ordens zurückgekehrt, wo mich ein Rudel aufnahm. Irgendwann wurde ich die Alphawölfin.“ Traurig blickte sie zu Boden. „Dann kam der dunkle Wolf und riss uns alle auseinander. Ich musste fliehen, damit mein Rudel die Schuld auf mich schieben konnte und die schwarze Bestie sie verschonte. Was aus ihnen geworden ist, weiß ich bis heute nicht. Auf mich alleine gestellt, fand ich schließlich zu den Rebellen, die damals ein wenig mehr als eine Pfote Wölfe waren. Ich half beim Vergrößern des Rudels so gut ich konnte und die siehst ja, wie erfolgreich wir waren.“ Felana nickte. "Das tut mir Leid, doch ich bin mir sicher, dass wir dieses Scheusal in die Knie zwingen werden!" Dann mischte sich wieder Erin in das Gespräch ein: "Es tut mir leid, dass ich euch unterbreche, doch eines wollte ich noch sagen: Traut dem braunen Wolf nicht! Er ist hinterlistiger als ihr denkt!" Felana sah die Wölfin an und antwortete: "Danke für deine Warnung!" Die Junge nickte nur traurig. „Unsere Anführer sind nicht leichtgläubig und Jägern vertrauen wir grundsätzlich nicht.“ Runa erwähnte dabei nicht, dass es für ihren Bruder deswegen schlecht aussah, aber er war jung und konnte vielleicht einer härteren Strafe entgehen. Getötet werden würde er aber auf keinen Fall, davon war sie überzeugt. Zumindest wollte sie sich das einreden. Die blaugraue Heilerin traf in der Höhle ein, in die man sie gerufen hatte, und stellte überrascht fest, dass sich darin drei verletzte Jäger befanden. Eine der Wachen, insgesamt waren es fünf innerhalb und noch einmal zwei vor dem Eingang, kam auf sie zu und klärte sie auf: „Die haben sich an unserer Reviergrenze herumgetrieben. Der Kleine da“, er deutete mit der Schnauze auf graubraunen Jungwolf, „hat etwas am Kopf abbekommen. Wir brauchen eine Heilung. Nur das Nötigste, damit auch er befragt werden kann.“ Lexie nickte und begab sich zu dem Patienten, der mit einer kurzen Berührung schnell geheilt war. Es handelte sich nur um eine Gehirnerschütterung, kein Problem für eine erfahrene Heilerin. „Na, ist es besser?“, fragte sie sanft und sah ihm in die Augen, die ihr in Rot entgegenstrahlten. Warum kam ihr der Junge nur so bekannt vor? In diesem Moment stürmten die Anführer in den Bau, in dem es langsam verdammt eng wurde. Die blaugraue Wölfin trat zurück und begab sich in den Hintergrund, so dass die Neuangekommenen freie Sicht auf die Gefangenen hatten. Talon betrachtete die Jäger genau: „Die beiden Jünglinge kenne ich nicht, aber der hier“, seine Pfote zeigte auf Rhodri, „ist einer der Elitejäger.“ Skadi nickte. "So dann ist er unser Mann!" Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. "Was wollt ihr hier? Und wer hat euch geschickt?" Ein drohendes Knurren kam dabei aus ihrem Maul. Der Braune schwieg und starrte die dunkle Anführerin nur starr an. Das man am besten nichts sagte, wenn man gefangen genommen wurde, lernte man schon in der Ausbildung, das wusste Pavan genau, doch er merkte auch wie die Wut ihn ihm hochstieg und er den Drang verspürte diesen Wölfen an die Kehle zu springen. Natürlich hielt er sich zurück. „Wir können auch den Jünglingen etwas antun, wenn du nicht sprechen willst, Jäger“, warnte Talon ihn, nicht in dem Wissen, dass das Rhodri nun wirklich nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte. Daraufhin schob sich der braungraue Jungwolf noch vorne. „Wir werden genauso keine Informationen preisgeben, egal was ihr mit uns macht!“ Doch dann sah er zu seinem Kameraden, der es deutlich mit der Angst zu tun hatte. Jeder der Anwesenden würde erkennen zu wem er gehen musste, wenn er Informationen haben wollte, denn das war die schwächste Glied der drei Gefangenen. Sein Name war Zuian und sein Fell glänzte im einem sehr dunklen und dreckigen Braun, dazu hatte er noch auffällige pinke Augen. Seine ganze Erscheinung konnte man wohl nicht als hübsch bezeichnen. Er war etwas älter als Pavan, aber kein besonders guter oder mutiger Schüler. Insgeheim ärgerte sich der Graubraune, dass man so einen unfähigen Wolf überhaupt mitgenommen hatte, wahrscheinlich verdankte er sein Überleben des letzten Kampfes wohl nur seiner Feigheit. Skadi lächelte höhnisch. "Uns ist es auch egal, was mit euch geschieht!" Sie knurrte, dann sah sie zu Zuian und lächelte. Er war schwach, zu schwach. Ihre Augen glühten ihn regelrecht an, ein Lichtstrahl aus Magie erschien und legte sich um den jungen Wolf wie Ketten. Zuian schrie gequält auf. Skadi schnürte die magische Kette noch etwas enger. Der magische Strahl war sehr kalt, dies schmerzte den jungen Wolf nun noch mehr. "So was ist? Redet ihr nun oder soll ich euren Gefährten ernsthaft verletzten?" Sie blickte in die Runde doch ihr eindringlicher Blick blieb auf Zuian hängen. Sie wusste, dass sie in diesem Moment brutal vor ging, jedoch würde es anders nicht helfen. "Du kannst dich auch gerne selber verteidigen, Jüngling!" Kuckunniwi betrachtete das Schauspiel fasziniert. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Skadi konnte wirklich gnadenlos sein, er würde es jedoch nicht wagen, ihr zu wiedersprechen. Geschockt starrte Pavan auf seinen Kameraden, der ängstlich wimmerte. Würden sie hier herauskommen - was im Moment allerdings nicht danach aussah - wäre klar, wer seine Karriere als Jäger an den Nagel hängen konnte. Dieser Wolf war vollkommen ungeeignet, stellte sich heraus. Der Graubraune sah zu seinem Mentor und hoffte dieser würde handeln, aber es zeichnete sich nur ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ab. „Was wollt ihr damit bezwecken?“, fragte er höhnisch. „Ihr seid nicht so wie der Orden. Ihr bringt keine unschuldigen Kinder um, sonst wärt ihr nicht besser als wir.“ Zuian schrie verzweifelt auf, als sich der Zauber fester um ihn schlang und plötzlich war es jemand ganz Unerwartetes, der sich in den Vordergrund drängte und rief: „Halt.“ Lexie stand mit angelegten Ohren zwischen Skadi und dem jungen Rüden. „Ich stimme ihm zu. So sehr ich die Jäger verachte, aber er hat recht. Krieg hin oder her, wir dürfen nicht so werden wie die, die wir hassen. Sonst wird das niemals enden. Und wir wissen es doch schon. Sie wurden vom Orden geschickt. Man kann man schon kilometerweit riechen, das sie von dort kommen.“ Wenn sie genau hinroch, kam ihr der Geruch des brauen Wolfes unheimlich bekannt vor, aber sie konnte ihn nicht zuordnen, nur brachte sie es mit nichts Gutem in Verbindung. Als Rhodri die blaue Wölfin sah, erstarrte er für eine kurzen Augenblick. Das war doch sie? Genau die Wölfin, die er vor nicht allzu langer Zeit schon einmal dem Orden ausgeliefert hatte, aber was machte sie hier? Er musste mehr über diese Rebellen in Erfahrung bringen. Die Kleine war ihm gerade egal. Die Informationen, die er hier erhalten würde, wären bei Weitem viel wertvoller. Doch wie sollte er es anstellen, daran zu kommen? Sie würden ihm sicher nicht vertrauen, aber er hatte eine Idee. Leise räusperte er sich und sprach zu Skadi und den anderen Rebellenführer: "Bitte lasst ihn los, er ist noch jung. Man sollte kein unschuldiges Blut vergießen." Seine Augen huschten kurz zu Lexie, dann blickte er wieder zu Boden. "Was wollt ihr von uns? Wir waren doch nur auf der Suche nach der Schwester dieses kleinen Rüden." Wehleidig und mit unterwürfiger Miene verbeugte er sich vor den Rebellenführern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)