Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 14: In den Fängen der Rebellen -------------------------------------- Pavan starrte seinen Mentor geschockt an. Was sollte das jetzt? Fuhr er etwa eine andere Strategie oder machte ihm der mögliche Tod doch Angst? Starr blieb der junge Rüde stehen und wagte es nicht einen Mucks von sich zu geben, aber in seinen Augen verhielt sich Rhodri nicht gemäß den Regeln des Ordens. Die Rudelführerin Rena hatte sich die ganze Zeit herausgehalten, aber nun konnte sie sich ein Knurren nicht verkneifen. „Wir sollen dir dieses Schauspiel tatsächlich abkaufen? Ich halte es durchaus für die Wahrheit, dass ihr nach der Schwester sucht, aber die Frage ist warum? Sie darf hingehen, wohin sie will, das könnte ihr nicht bestimmen und schon gar nicht euer verdammter Orden! Und was wolltet ihr dann mit ihr machen? Sie umbringen, richtig? Allein dafür sollte man euch die Köpfe von den Hälsen abtrennen.“ Die Rote war dafür bekannt extreme Maßnahmen anzuwenden, aber das ging natürlich zu weit und diente mehr als Drohung. Skadi lachte hämisch. "Na, da habt ihr es gehört. Ich wüsste jedoch viel Schlimmeres als Töten. Wie wäre es wenn ihr keine Zunge mehr hättet oder euch ein Auge fehlen würde?" Sie sah dabei zu Rhodri. "Wäre sicher nicht optimal, Einauge!" Der Braune brummte die Wölfin wütend an, dennoch versuchte er ruhig zu bleiben. Er wusste, sie wollten an Informationen. Er musste sich etwas überlegen. Wieder übernahm Skadi das Wort: "Oder was würdet ihr machen, wenn wir euch in den Kerker werfen? Ich glaube nicht, dass sich ein primitiver Jäger aus dem Verlies alleine retten könnte. Dazu müsstet ihr schon Magier sein, aber das seid ihr leider nicht." Die Anführerin lächelte. Sie kostete ihren Vorteil voll und ganz aus. Sie und die Rebellen waren momentan einfach im Vorteil. Alle drei Jäger schwiegen weiterhin. Schließlich erkannte Skadi, dass das heute nichts mehr werden würde und befahl gelangweilt: "Bringt sie in die Kerkerhöhlen und macht sie gefügig. Wie, das ist eure Sache." Sie sah dabei zu einer Gruppe von Wachen, die aus starken, muskulösen Rüden mit magischen Fähigkeiten bestand. "Oder gibt es noch irgendwelche Einwände von irgendeiner Seite?" Niemand hatte etwas einzuwenden, die Wenigsten würden es auch wagen Skadi zu widersprechen. Die Wachen umkreisten die drei Gefangenen und führten sie ab. Alle Anwesenden sahen ihnen nach und Lexie fragte sich, was wohl im Kerker mit ihnen geschehen würde. Sie wusste zwar von den Anlagen, war aber noch nie dort gewesen, denn die Gerüchte, die umhergingen, hatten sie immer ferngehalten, weil es ein schrecklicher Ort sein musste. Der junge, graue Jäger merkte wie sein Herz bis zum Hals schlug, so sehr er es auch zu unterdrücken versuchte, er verspüre Angst. Man hatte ihm beigebracht, dass alle Wilden Monster waren und dieser Eindruck bestätigte sich jetzt. Der Kerker lag in einem sehr steinigen Gebiet, etwas außerhalb von den Höhlen, die von den Rebellen bewohnt wurden. Knurrend und Zähne fletschend trieb man die Jäger in den Untergrund, der sich als sehr geräumig entpuppte. Es roch ekelerregend, so dass Pavan sich wirklich zurückhalten musste, um nicht angewidert zu husten. „Da rein!“, meinte eine der Wachen streng, worauf die Jäger wohl oder übel hören mussten. Vor ihnen erstreckte sich eine dunkle, dreckige Höhle, die nach Urin und anderen Dingen, über die die Gefangenen gar nicht nachdenken wollten, roch. „Ihr wartet hier. Ein Versuch auszubrechen wird euch nichts bringen, nur dass ihr es wisst. Hier ist alles mit Magie geschützt.“ Daraufhin ließ man sie alleine. Rhodri brodelte innerlich. Wie konnte es nur so weit kommen? Er brauchte einen Plan, um fliehen zu können und wenn er über Leichen gehen würde. Er sah zu Pavan und Zuian. Sein Blick blieb auf dem Schwächeren der beiden hängen. Er überlegte still: Dieser Jüngling ist schwach, zu schwach. Er würde sicher alles verraten, wenn man ihn dazu zwingen würde. Pavan hingegen ist besser. Zuian muss sterben. Kaum unmerklich winkte Rhodri seinen Schüler zu sich. Der andere Schüler war zu ängstlich um etwas zu merken. Er lag nur auf dem Boden, zitternd und laut atmend. War es der Schock oder die Magie oder beides, er konnte es selbst nicht sagen. Er dachte immer, er wäre ein guter Jäger, doch gerade eben wäre er alles lieber als an diesem Ort. Die beiden anderen Jäger wandten sich von dem Jungwolf ab. Dann flüsterte Rhodri leise: "Zuian ist schwach, er wird sicher den Rebellen alles verraten." Er machte eine Pause. "Ich denke wir müssen uns ihm entledigen oder was meinst du?" Er sah Pavan mit seinem gesunden Auge eindringlich an. Geschockt starrte der graue Rüde seinen Meister an. Im Grunde wusste er, dass dieser recht hatte, aber einen Kameraden töten, dass wollte er nicht. „Wir…wir können doch nicht?“, stammelte er entsetzt. Aber war es nicht so, dass ihn die Wilden sowieso töten würden? Wie lange konnte Zuian hier unten überleben? Sie würden ihn sicher foltern und leiden lassen und dieser junge Rüde hielt fast gar nichts aus, war es da nicht besser ihn gleich zu erlösen? Ein Tod durch seine Begleiter wäre schmerzlos und schnell. Mit angelegten Ohren fuhr Pavan fort: „Ich hoffe ihr versteht, Meister, dass ich es nicht tun kann,“ seine Kopf zeigte Richtung Boden, als er weitersprach, „aber ich werde auch nicht einschreiten, wenn Ihr das tut, was Ihr tun müsst.“ Bedrückt suchte er den Blick von Rhodri, nur um sich dann gleich wieder abzuwenden. Er musste jetzt stark sein, denn es zählten hier nur die Interessen des Ordens. Der Ältere lachte höhnisch. "Und so was will ein guter Jäger sein? Dass ich nicht lache! Wenn sie ihn foltern, dann wird er alles preisgeben, alles! Und wer weiß, was sie mit deiner Schwester anstellen werden, wenn sie erfahren, dass du ihr Bruder bist. Pavan, es wird dir nichts anderes übrig bleiben. Doch du kannst gerne noch weiter überlegen, vielleicht kommen ja die Wilden in der Zwischenzeit wieder zurück." Dann wandte sich Rhodri ab und legte sich in eine Ecke des stinkigen Verlieses. Pah, sollte sich doch der Kleine die Pfoten schmutzig machen, dachte sich der Braune. Doch würde Pavan dazu wirklich in der Lage sein? Es wurde immer schlimmer, aber eines stand fest: Der Graubraune konnte seinen schwachen Kameraden nicht töten, soweit war er noch nicht gesunken. Er sah es nicht als schlimm einen Wilden zur Stecke zu bringen, immerhin waren sie die Feinde und für ihr Tun selbst verantwortlich, doch einen aus den eigenen Reihen umzubringen? Nein, so etwas hatte man ihnen auf der Jägerschule nicht beigebracht und selbst Rhodri wusste, dass dieses Vorgehen ein klarer Regelverstoß sein würde. Jetzt dachte Pavan an seinen Vater. Was würde er in dieser Situation tun? Ganz sicher tötet er keinen anderen Jäger, oder doch? War es vermutlich das Beste? Doch der Graue wusste, er konnte es nicht. Alles in ihm sträubte sich gegen den Plan seines Meisters, auch wenn er vielleicht seine Schwester damit in Gefahr brachte, er wollte dafür kein unschuldiges Blut vergießen. Langsam ging er zu dem kauernden Rüden herüber und beugte sich zu ihm herunter: „Beruhige dich. Ich bin sicher wir finden einen Weg zu entkommen. Alles wird gut.“ Danach suchte sich der junge Wolf selbst eine Ecke und ließ sich dort nieder. Rhodri knurrte. Pavan war ein Feigling, sollte er doch selber zusehen, wie er hier weiter kam. Er wollte sich jedoch nicht die Pfoten schmutzig machen. Knurren ließ er sich nieder um zu Überlegen. Wie sollten sie hier jemals wieder rauskommen? Die gelbe Fähe führte die beiden Neuankömmlinge ein wenig im Lager herum und erklärte ihnen alles. Felana und ihr Rudel hatten bereits einen Bereich zugewiesen bekommen, Erin würde ein Weile bei Runa wohnen können, bis man eine Höhle für sie fand. Mittlerweile war das Revier schon ziemlich überfüllt und gar nicht mehr einfach alle unterzubringen, deswegen gab es schon ein paar Wölfe, die neue Behausungen buddelten oder mit Magie herstellten. Als sie dem Trainingsbereich näher kamen, waren Felana und Runa in einem Gespräch über alte Zeiten vertieft, also plötzlich eine junge, blaugraue Wölfin um die Ecke bog, die einer aufgeregten Ente hinterher lief. „Ich krieg dich!“, rief Chiyo, doch dann sah sie Erin vor sich und versuchte vergeblich zu bremsen. Mit einem Schlag krachte sie in die graue Wölfin und riss sie um. Erin wusste bescheid, sie wehrte sich dagegen, dass sie andauernd Visionen hatte und alles voraus sehen konnte. Sie hasste ihre Fähigkeit, daher dachte sie gar nicht weiter über Pavan und die anderen nach. Wenn sie verdrängen konnte, dann konnte sie auch keine Visionen empfangen. Da sie ganz in Gedanken versunken war, bemerkte sie die Wölfin zu spät. Von einer zu anderen Sekunde lag sie am Boden, über ihr eine Wölfin im gleichen Alter. Schnell befreite sie sich aus der misslichen Lage. Plötzlich hielt sie kurz inne. Was war das? Eine weitere Vision? Erin schüttelte sich, sie wollte keine Visionen mehr haben. Sie sah zu der Wölfin und im selben Moment kam noch ein Rüde dazu. Er hatte alles mitbekommen, verlegen kam er auf die beiden Wölfinnen zu. "Hey, entschuldige bitte, wir haben eine Ente gejagt und naja, leider war meine Schwester etwas zu stürmisch." Aramis blinzelte kurz zu Chiyo. "Kein Problem, ist das Teil eurer Ausbildung?", frage Erin höflich nach. "Ausbildung? Ach nein, das machen wir aus Spaß!" Er grinste. Erin hob die Augenbrauen. "Spaß?" "Ja, Spaß, kennst du das nicht?", meinte Aramis etwas unsicher. "Naja..." Doch Erin konnte den Satz nicht beenden, denn der junge Rüde viel ihr ins Wort: "Ich bin übrigens Aramis und das ist meine Schwester! Und wer bist du?" "Mein Name ist Erin und ich bin neu hier!“ „Chiyo“, stellte sich die junge Wölfin vor, die immer noch ziemlich verdattert drein blickte, dann rappelte sie sich so schnell es ging auf. „Im Moment kommen so viele neue hier an, man verliert schon den Überblick. Sollen wir dir die Schule zeigen?“ Die Blaugraue ließ Erin keine Wahl und stürmte schon schwanzwedelnd voraus. Erin lächelte. Schnell folgte sie Chiyo und ihrem Bruder. Sie war schon ganz gespannt auf das Lager der Rebellen. Zudem tat es ihr ganz gut mit den Gedanken nicht mehr bei Pavan sein. Runa sah den drei Jungwölfen hinterher und meinte zu Felana: „Sie scheint sich schon Freundschaften zu schließen. Hast du es auch gemerkt? Sie ist mächtig, nicht wahr?“ Felana nickte. "Oh ja sie ist eine sehr starke Wölfin. Doch ich sehe auch großes Potenzial in den anderen beiden Jungwölfen. Es sollte schnellstmöglich noch weiter ausgebaut werden. Ich fürchte der finale Kampf gegen den Orden wird bald bevorstehen." Sie sah traurig in den Himmel. "Schade, dass sich Wölfe gegenseitig bekämpfen müssen. Das Spiel mit der Macht ist sinnlos.“ Die Gelbe konnte ihrem Gegenüber nur zustimmen. „Ich schätze auch, dass der Krieg nicht mehr weit entfernt ist. Vermutlich wird es wieder viele Toten geben, wie vor ein paar Jahren. Wenn ich nur daran denke, stehen mir alle Nackenhaare zu Berge.“ Aramis und Chiyo zeigten Erin aufgeregt das Lager. Die drei Jungwölfe jagten nur so an den Behausungen vorbei, bis sie schließlich den Fluss erreichten. „Das Gewässer ist die westliche Grenze, dahinter liegen nur noch die Kerkerhöhlen, ein Gebiet, in das man sich nicht wagen sollte“, erklärte Chiyo. „Ich war da noch nie.“ Die graue Fähe sah unschlüssig zu den Höhlen, sie wusste, dass dort Pavan gefangen war und in großer Gefahr schwebte. Leise fragte sie die Jungwölfe: "Ist das Gelände für alle zugängig oder darf da nicht jeder hin?" Aramis sah die Graue etwas verwirrt an. "Aber Erin, was willst du denn dort? Kein normaler Wolf geht da freiwillig hin. Aber ein offizielles Verbot, dass man da nicht hin sollte, gibt es glaub ich nicht, oder?" Er sah seine Schwester fragend an. „Richtig, man darf dorthin“, meinte Chiyo. „Nur kommt niemand auf die Idee diesen Ort aufzusuchen. Ob man die Kerker selbst besuchen darf, da bin ich allerdings überfragt. Aber dort sind doch nur Jäger.“ Neugierig blickte sie wieder zu den Höhlen. „Vielleicht sollten wir einen Blick dorthin wagen? Was meint ihr?“ Erin nickte. "Ich werde zu den Kerkern gehen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)