Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 18: Ein riskanter Plan ------------------------------ Schnell erreichten Felana und Runa den Treffpunkt der Alphas und traten einfach ein. Die Vier saßen auf ihren Felsen und starrten auf sie herab. Talon befand sich auch hier und blickte ernst zu den beiden Wölfinnen. Skadi begann mit schneidender Stimme zu sprechen: "So nachdem wir hier alle anwesend sind, möchte ich beginnen. Erst einmal danke für euer schnelles Kommen. Ich weiß es ist spät, aber nichts ist so inspirierend wie eine kalte Vollmondnacht." Sie machte eine kurze Kunstpause in der Hoffnung die anderen würden ihr zustimmen, als sie aber nur Schweigen bemerkte, fuhr sie schnell wieder fort. "Wie ihr alle wisst sitzen bei uns im Kerker Eindringlinge des Ordens. Ich bin der Meinung, dass wir schnellstens entscheiden sollen, was wir mit diesen Wölfen machen. Daher bitte ich um eure Vorschläge bevor es zur Verhandlung kommt!" Als niemand etwas sagte, sprach schnell Kukuuniwi: "Aber Skadi, die drei Wölfe wurden noch nicht einmal verhört. Wie soll es da eine Verhandlung geben!" Ein eisiger Wind umwehte den Platz. Rena trat vor. „Er hat Recht. Wir haben sie nicht wirklich angehört. Klar, im Kerker hat man sie gefoltert und versucht zu verhören, aber unsere Bemühungen blieben ohne großen Erfolg. Einer von ihnen, der Schwächste, ist zwar eingebrochen, doch welche Informationen sollte ein Jägerschüler schon haben? Er sprach von Dingen, die wir alle bereits wussten. Und den Ältesten von ihnen konnten wir nicht brechen.“ Der sonst so fröhlich aussehende Sonan wirkte plötzlich sehr ernst. „Vielleicht sollten wir nicht so zimperlich mit ihnen umgehen? Es sind immerhin Massenmörder, die dort im Kerker sitzen!“ „Die beiden Jünglinge haben vermutlich noch nie getötet!“ Man hörte wie erbost die rote Wölfin über die Worte des Rotbraunen war. „Und was wären wir für Wölfe, wenn wir unsere Gefangenen unnötig quälen, um am Ende sowieso mit leeren Pfoten dazustehen, weil wir den braunen Rüden so oder so nicht zum Reden bringen können?“ Hin- und hergerissen hörte Runa zu. Sie dachte an Erin und ihre Verzweiflung über die Gefangenschaft ihrer Bruders. Er war jung und womöglich konnte er sich tatsächlich noch ändern. Selbst Nimrod hatte sich verändert, warum sollte dieser Jungwolf das eigentlich nicht können? Es bedeutete zwar ein Risiko Partei für den Graubraunen zu ergreifen, trotzdem wollte die Gelbe es wagen. Mit klopfenden Herzen wendete sie sich an die Alphas. „Darf ich einen Vorschlag machen?“ Als keine Antwort kam, aber alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war, deutete sie das als Zustimmung. „Ich habe die beiden jungen Jäger kennenlernen dürfen und halte sie für keine wirkliche Gefahr. Sie sind noch in einem Alter, in dem man sie formen kann. Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir Kinder in Kerker stecken und sie dort sterben lassen. Warum bieten wir ihnen nicht an, dass sie sich uns anschließen können? Warum erklären wir ihnen nicht, wie wir den Orden sehen und zeigen ihnen, dass wir nicht die Monster sind, für die sie uns halten? Natürlich kann es zu spät sein, aber was haben wir zu verlieren? Zumindest um diese zwei noch unschuldigen Seelen sollten wir uns bemühen. Den anderen Jäger ist allerdings nicht zu trauen. Ich konnte spüren, wie verdorben er ist.“ „Trotzdem verdient auch er eine gerechte Verhandlung“, fügte Rena hinzu. Runa nickte. „Nichts anderes denke ich auch.“ Sonan brummte mürrisch, meinte dann aber: „Ja, vermutlich wäre das eine gute Lösung.“ Auch Kukuuniwi stimmte dem zu. "Ich bin auch für eine gerechte Verhandlung!" Skadi war die ganze Zeit still geblieben, während die anderen Wölfe sprachen. Sie beobachtete die Runde, ehe sie mit ihrer eisigen Stimme dazwischen fuhr: "Und was sagst du Felana, schließt auch du dich der Meinung der anderen an?" Felana sah in kalten Augen der Rudelführerin und nickte entschlossen. "Einen fairen Prozess haben alle verdient, notfalls können wir sie immer noch weiter einsperren, oder was auch immer ihr euch vorstellt!" Ein zustimmendes Raunen ging durch die Menge. "Nun denn, dann soll es so sein. Ich setzte die Verhandlung auf Übermorgen nach Mittag an, wenn niemand etwas dagegen hat!" Als keiner einen Einwand hatte, nickte Skadi und löste die Versammlung auf, fügte jedoch noch hinzu: :"Ich will dass wir uns morgen gegen Mittag noch einmal treffen um zu besprechen, wie die Verhandlung ablaufen wird, bzw. wie wir das Verhör planen werden." Dann verließ sie den Treffpunkt. Bis auf Felana und Runa verließen die Wölfen den Platz. Die Graue trat zur Gelben und sprach: "Ich denke dies ist die gerechteste Lösung. Meines Erachtens sind die Jünglinge keine große Gefahr, ihre Charakterzüge können wir noch formen. Doch wer weiß, ob der jüngste von Ihnen jemals wieder normal wird? Er scheint mir sehr traumatisiert. Dem alten Wolf ist nicht zu trauen, er ist von Grund auf böse. Der andere Jüngling, Erins Bruder, ich denke aus ihm kann noch was werden. Er hat einen starken Charakter. Aber vielleicht sagen wir der jungen Fähe vorerst nichts über die Verhandlung, sofern sie es noch nicht in Ihren Gedanken erahnt hat. Sie hat eine gute Veranlagung zum Vorhersagen der Zukunft.“ „Wenn du es sagst, dann ist sie es wohl“, murmelte Runa vor sich hin. Sie wusste, dass Felana die gleiche Fähigkeit besaß, konnte aber nicht sagen, ob man das als Fluch oder als Segen sehen sollte. Die Gelbe wollte gar nicht in die Zukunft sehen können, es wäre erschreckend und irgendwie auch langweilig, da man alles vorher wusste und keine Überraschungen mehr erlebte. Genauso gut wusste sie aber, dass die ganze Sache nicht so ablief, dass man automatisch immer alles vorausahnte. Es war eben kompliziert. Sie beneidete weder Felana noch Erin um diese Fähigkeit. „Ich hoffe, dass den Jünglingen einen Chance gegeben wird. Sie weiter einzusperren oder sie sogar hinzurichten, wäre ein großer Fehler. Weißt du was seltsam ist, ich kann nicht einmal sagen, warum ich das glaube. Ich bin keine Hellseherin, ganz und gar nicht, aber trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Erin für den Ausgang des Krieges unglaublich wichtig sein wird und wenn wir sie verärgern, uns das nicht gut bekommen könnte. Verrückt, oder? Naja, vermutlich alles nur Einbildung. Ob Erin anzulügen eine gute Idee ist, weiß ich nicht. Versprechen kann ich es nicht, dass ich ihr nicht die Wahrheit sage, wenn sie mich danach fragt.“ Nachdenklich betrachtete Runa ihre Pfoten. Ihr schwirrte gerade ein echt dummer Gedanken im Kopf herum, was auch damit zu tun hatte, dass sie Pavan im Kerker gesehen hatte. Denn dort war ihr die Erkenntnis gekommen, wer er wirklich war. Die roten Augen und das graue Fell hatten ihn verraten. Da war ein junger Nimrod gestanden, ganz eindeutig. Und Erin, sie war Nimrods Tochter. Das passte auch zu der Geschichte, die der Graue erzählt hatte, als sie sich das letzte Mal getroffen hatten. Die Tochter eine Magierin und der Sohn, dessen Verstand vom Orden vernebelt worden war. Offensichtlicher ging es nicht mehr. Aber was sollte sie jetzt tun? Wie konnte sie Erin und Pavan helfen? Zwar wollte sie nicht glauben, dass die Rebellen einfach so junge Rüden hinrichteten, aber die Möglichkeit bestand trotzdem, da so viel Hass gegen die Jäger bestand. Traurig richtete sie ihren Blick wieder auf Felana. Standen sie nun vor einem Wendepunkt? Was wenn Pavan sterben würde oder weiter im Kerker festsaß? Wie würde Erin reagieren? Das alles verwirrte die Gelbe, weil sie keine Antworten wusste und nur diese dumme Idee in ihrem Kopf herumschwirrte, die sie alles kosten könnte – Ihren Rang, ihren Platz im Rudel und ihren Einfluss. Es war zum Fell ausreißen, wenn eine Entscheidung so tiefe Einschnitte haben könnte und sie war nicht in der Lage mit jemandem darüber zu reden, weil ihr Plan einen Verrat an den Rebellen gleichkam. Jetzt verstand sie ein wenig, wie sich Artus damals gefühlt haben musste, als er ihr Rudel verriet, eigentlich etwas was er nicht hatte machen wollen, aber hatte tun müssen. Runa war sich einfach nicht sicher, was das Beste sein würde und musste genau darüber nachdenken. „Wer weiß, vielleicht wird alles anders als wir glauben“, meinte Runa und legte dabei die Ohren an. „Vielleicht wenden sich die Dinge in eine ganz andere Richtung.“ Eine seltsame Aussagen, das wurde ihr klar, als sie es ausgesprochen hatte. Womöglich sollte sie sich lieber damit zurückhalten mit dem was sie sagte, um nicht verdächtig zu klingen. Felana sah ihr Gegenüber neugierig an. "Was meinst du damit? Du kannst mir deinen Plan gerne anvertrauen. Ich verrate diesen niemanden. Ich habe selber in meinem Rudel genug verschwörerisches Potenzial, zumindest gegenüber den Rebellen." Sie hoffte Runa würde sich ihr anvertrauen. Nie würde sie die gelbe Wölfin anschwärzen, doch sie wusste nicht, ob das Vertrauen zu ihr groß genug war. „Dich da mit hineinzuziehen, das kann ich doch nicht einfach so…“ Als sie Felanas Blick sah, verstummte sie. Sie waren alte Freunde und Runa bezweifelte, dass die andere Fähe sie verraten würde, selbst wenn ihr Vorhaben einem Verrat gleichkam. Besonders wenn sie erklärte, warum sie es tun wollte, durfte eigentlich nichts passieren, dafür kannten sie sich schon zu lange. „Okay.“ Noch einmal sah sie sich um, ob nicht jemand in der Nähe war, der sie hören konnte, doch alles erschien ruhig, dann fuhr sie flüsternd fort: „Ich möchte Pavan, Erins Bruder, befreien. Die Alphas sind nicht immer gerecht, was die Bestrafung von Ordensmitgliedern betrifft und ich will nicht, dass er den Rachegelüsten dieses Rudels zum Opfer fällt. Er ist der Sohn eines alten Freundes und dazu noch der Bruder einer sehr mächtigen Magierin. Sein Tod könnte Folgen nach sich ziehen, die wir nicht mehr kontrollieren können. Außerdem bin ich dagegen so junge Wölfe hinzurichten, es ist einfach nicht richtig. Er hat sein ganzes Leben noch vor sich und kann nichts dafür in solche kriegerischen Zeiten geboren worden zu sein.“ Sie machte eine Pause und wählte ihre nächsten Worte mit Bedacht. „Es wird schwer alleine, aber ich kann dich unmöglich bitten mir zu helfen, deswegen werde ich es auch nicht tun. Dein Rat, ob es eine Dummheit oder eine richtige Entscheidung ist, würde mir allerdings eine große Hilfe sein.“ Felana hatte es erahnt und antwortete leise: "Ich denke genauso Runa. Ich weiß nicht wie die Alphas reagieren werden. Natürlich werde ich dir helfen. Ich bin niemanden verpflichtet und könnte genauso dem Orden helfen. Ich bin nur gekommen, weil ich wusste, dass dein Rudel dabei ist. Hast du schon eine Idee, wie wir das anstellen könnten? Am unauffälligsten wäre es, wenn wir das komplette Verlies, bzw. den entsprechenden Höhlentrakt, lahm legen. Es sind aktuell nur die drei Wölfe in diesem Bereich untergebracht. Der alte käme zwar dabei auch frei, aber den könnten wir selber auch erlegen, immerhin ist er geschwächt. Oder was denkst du?" „Felana, du kannst doch nicht einfach…?“ Die Gelbe war wirklich überrascht über das Angebot ihrer Freundin. So viel Mut zur Intrige hätte sie ihr gar nicht zugetraut. „Wir sollten versuchen“, meinte Runa schließlich, „dass wir nicht erwischt werden, damit wir beide im Rudel bleiben können. Es geht hier ja nicht darum die Rebellen zu verraten, wir wollen ja nur das Leben von zwei Jungwölfen retten, nicht wahr? Lahmlegen wäre eine gute Idee. Ich kenne einen guten Schlafzauber, den wir den Wachen verpassen könnten. In der Nacht sind dort kaum Wärter zu finden, denn die magischen Barrieren tun ja ihren Dienst. Für uns sind die jedoch kein Problem. Ich würde sagen, wir schlagen morgen Nacht zu, dann haben wir noch genug Zeit um zu planen. Und mit dem alten Jäger werden wir spielend fertig, denn der darf auf keinen Fall entkommen.“ Die Graue grinste. "Ja, das hört sich wirklich gut an! Ich denke jetzt sollten wir uns langsam zur Ruhe legen und morgen Nachmittag das Ganze nochmal durchgehen, wie wir es genau machen! Wir müssen es auf alle Fälle schaffen nicht entdeckt zu werden, aber ich denke das ist kein Problem. Mir kommen da noch ein paar gute Ideen. Aber dazu mehr morgen Nachmittag! Ich wünsch dir noch eine gute Nacht! Bis morgen." Sie zwinkere noch einmal Runa zu und verließ die Steine der Alphas. Die Gelbe starrte der anderen Fähe noch eine Weile nachdenklich hinterher, dann beschloss auch sie sich zur Ruhe zur legen. Am nächsten Tag holte Runa der normale Alltag ein. Sie machte ihre Runden und kontrollierte wie jeden Morgen die Grenzen, dann fraß und trank sie, danach kümmerte sie sich um ein paar Angelegenheiten des Rudels. So wurde es Mittag und die Besprechung mit den Alphatieren stand an, danach fand sie schließlich Zeit zu Felanas Höhle zu kommen. Die beiden besprachen alles ganz genau und machten dann ein Treffen in der Nacht aus, da sich in der die meisten Rebellen in ihren Behausungen aufhielten und sie nicht so leicht entdeckt werden konnten. Stunden später schlüpfte die gelbe Fähe dann aus ihrem Bau und machte sich auf zum Kerker. Der Mond nahm zwar jetzt schon wieder ab, aber er leuchtete immer noch ziemlich hell, wenn er es schaffte durch die Wolkendecke zu lugen. Dass er nicht immer zu sehen war, machte die Wölfin nicht mal unglücklich, denn in einer klaren Vollmondnacht leuchtete man mit gelben Fell sehr heraus und gerade heute wäre das ziemlich ungünstig. Nach ein paar Minuten erreichte sie den Treffpunkt, von dem aus man die Gefängnisse zwar sehen konnte, einen Gebüsch aber vor Blicken schütze. Alles hier war ruhig, wie sie es erwartete hatte. Jetzt musste nur noch ihre Komplizin eintreffen. Plötzlich schlug das Wetter um. Der Himmel verfinsterte sich zunehmend und dicke Wolken zogen auf. Der Wind begann leicht zu wehen. Ein paar Minuten später war auch Felana am Treffpunkt angelangt. Sie grinste Runa an. "Na, was sagst du zu meinem kleinen Sturm? Ich hoffe, ich habe nicht zu viel versprochen. Der Wolf in meinem Rudel, von dem ich dir erzählte, hat wirklich gute Fähigkeiten Einfluss auf das Wetter zu nehmen, auch wenn er es sich nie so sehr zutraut. Aber es wurde ihm in die Wiege gelegt. Nicht einmal Talon wird diese Manipulation bemerken und in Kombination mit dem Schlafzauber erst recht nicht. Zusammen mit dem Wind wird der Schlafzauber über das Lager fegen und alle die sowieso nicht aus ihren Höhen gegangen wären, tun es dann erst recht nicht mehr. Nur wir sind sicher. Sobald wir die Türe der Gefangen geöffnet haben, werde ich den Gegenzauber sprechen. Leider kann ich ihn nur auf die Gruppe, nicht auf die Einzelnen anwenden, sonst hätten wir den alten Wolf drin lassen können!" „Ich weiß wie schwer Wettermanipulationen sind“, erwiderte Runa. „Habe mich selbst einmal daran versucht und war nicht gerade erfolgreich damit. Man braucht Talent und eine Menge Geduld. Ob mein Misserfolg nun an dem einem oder dem anderen lag, ist schwer zu sagen. Dein Rudelmitglied hat seine Sache auf jeden Fall gut gemacht. Jetzt bin ich wohl dran.“ Der Wind blies ihr in den Rücken und genau zu den Höhlen herüber. Sie konzentrierte sich und begann schließlich den Schlafzauber einzusetzen, gleichzeitig errichtete sie um Felana und sich ein Schutzschild, damit er sie nicht traf. Wenn man ganz genau hinsah, erkannte man winzig kleine magische Sporen, die sich von der Gelben lösten und hinaus über das Lager geblasen wurden. Auch der Kerker blieb nicht unverschont, genauso wie ein weites Gebiet über das Revier hinaus betroffen sein würde, da sie einen sehr starken Zauber benutzen musste, um wirklich alle zu betäuben. „So, das müsste reichen.“ Runa drehte sich zur Grauen herum. „Sie werden nichts davon merken, ich habe auch einen Vergessenszauber mitwirken lassen. Alles wird morgen wieder normal ablaufen, als wäre nichts gewesen. Wollen wir?“ Sie sah herüber zum Kerker. Die beiden Wölfinnen lief schnurstracks auf das Gefängnis zu. Vor dem Haupteingang lag eine Wache, die sich zusammengerollt hatte und friedlich schlief. Obwohl die zwei wussten, dass selbst Lärm niemanden geweckt hätte, schlichen sie lieber an dem Schlafenden vorbei und traten dann leise in den Korridor ein, in dem ihnen der beißende Gestank entgegenschlug, der hier immer herrschte. Runa schüttelte angeekelt den Kopf, riss sich dann aber zusammen und übernahm wie abgemacht die Führung, weil sie ja wusste, wo sie die Zelle fanden, wegen der sie hergekommen waren. Der Weg durch die Gänge war frei, nicht einmal einen schlummernden Wärter trafen sie dort. Innerhalb weniger Minuten befanden sie sich an ihrem Ziel. Die Magiewand, die die Gefangenen festhielt, war für die beiden Magierinnen schnell überwunden, dann betraten sie die Zelle, in der die Jäger gefangen gehalten wurden. Felana sah die drei Wölfe an. Die Jünglinge schliefen dicht aneinander gekauert, während der Braune etwa abseits lag. Leise murmelte sie den Gegenzauber, der sich wie eine Wolke über die Zelle legte. Sie flüsterte Runa zu: "Sie werden gleich aufwachen. Wir sollten uns aufmachen, damit sie uns nicht bemerken. Wenn wir aus dem Kerker hinauslaufen, werden wir eine dezente magische Spur hinterlassen, die beim Ausgang endet. Solange sie der Spur folgen, werden sie sich über nichts Gedanken machen, da diese sie benebelt, doch sobald sie draußen sind, werden sie zur Besinnung kommen, hier liegt es an uns die Jünglinge von dem alten Scheusal zu trennen!" Entschlossen sahen sich die beiden Fähen an und rannten leise aus dem Kerker. Langsam kam Rhodri zu sich. Er blinzelte müde. Doch was war da? Er konnte seinen Augen nicht trauen! Das magische Tor war weg! Er blickte sich kurz um, niemand zu sehen. Die beiden Jünglinge schienen zu schlafen, doch als er genauer hinsah, wachten auch sie gerade auf. Rhodri überlegte jedoch nicht lange, ohne zu zögern oder zu warten ging er aus der Zelle. Er bemerkte ein leichtes Funkeln. Wie hypnotisiert folgte er dem magischen Zauber. Es war schon irgendwie verstörend, was Felana mit ihrer Magie anrichten konnte. Runa hielt sich von Zauber fern, die den Verstand veränderten, immerhin hatte sie selbst schon böse Erfahrungen damit gemacht. In dem Fall war sie das Opfer solcher Mächte gewesen und deswegen wusste sie ganz genau, dass andere zu manipulieren wirklich nur in größter Not anzuwenden war, doch diese Situation konnte man wohl als solch eine bezeichnen. Rhodri trat zuerst aus dem Kerker. Er wirkte verstört, doch man erkannte an seinen Augen, dass sein Verstand langsam wieder klar wurde. Daraufhin folgten die Jünglinge, die ebenfalls ziemlich durcheinander daherkamen. Pavan war allerdings in einer sehr viel besseren Verfassung als sein junger Kollege und erholte sich deswegen sehr viel schneller. „Was ist hier los?“, fragte er verwirrt. Runa beachtete diese Frage gar nicht und wendete sich stattdessen an Felana: „Ich übernehme den alten Jäger, führe du die jungen Rüden hier weg.“ Die Angesprochene nickte und folgte dem Vorschlag der anderen Fähe. Mit ihrer Magie konnte sie die jungen Rüden zum Glück noch ein wenig weiter manipulieren, so dass sie ihr folgten, doch auch dieser Trick würde schon bald nicht mehr funktionieren. Als die Gelbe sah, dass sie die anderen weg waren, trat sie mutig auf den Brauen zu. Auch wenn er geschwächt sein musste, so durfte man ihn nicht unterschätzen. Man konnte seine Rippen zählen, fiel ihr in diesem Moment auf. Sehr viel Kraft würde er wahrscheinlich nicht mehr haben. Umso besser, dachte sie. Mit einem Satz sprang sie auf ihn zu und riss ihn zu Boden. Es war ihr Ziel ihn zu überwältigen und ihn dann wieder in sein Gefängnis zu bringen. Der Braune noch vom Zauber schläfrig, riss die Augen auf: "Du?" Sofort blitzte der Hass in seinen Augen auf. Er erkannte die gelbe Wölfin wieder. Der Hass in ihm gab im Kraft für ein letztes Aufbäumen seiner Kräfte und er schaffte es sich von der gelben Wölfin zu befreien. Doch er war klug genug in seiner Verfassung keinen Kampf einzugehen und flüchtete so schnell ihn seine geschwächten Pfoten trugen. „Oh nein, mein Lieber, so schnell entkommst du mir nicht“, knurrte Runa und schickte dem Flüchtenden einen Windzauber hinterher, der ihn sofort umriss. Trotzdem stand der Braune wieder auf und rannte weiter, was seine Angreiferin schon ein wenig beeindruckte, doch das hielt nicht lange an, denn sie schüttelte den Gedanken ab und nahm die Verfolgung auf. Ihre Pfoten waren im Gegensatz zu denen des Fliehenden gesund und stark, die Chancen standen also gut, dass sie ihn einholen würde, auch wenn er einen gewissen Vorsprung hatte. Rhodri flitze Richtung Reviergrenze, Runa schnurstracks hinterher, sie erkannte allerdings schon, dass er es wohl bis hinter die Grenze schaffen würde. Womöglich musste sie ihn sogar töten, wenn er so weitermachte. Etwas was sie ungerne tat, aber ihn zum Orden laufen zu lassen, damit er petzen konnte, empfand sie auch als keine gute Möglichkeit. Der Verfolgte erreichte Gestrüpp und verschwand darin, seine Verfolgerin fluchte leise und legte einen Zahn zu, um ihn nicht zu verlieren, doch Rhodri war für seinen Zustand immer noch ein ziemlich schneller Läufer. Der Braune schlug Haken und versuchte so die Gelbe zu abzuhängen. Dabei ahnte er nicht, dass er beobachtet wurde. Erst als er kurz anhielt, um zu verschnaufen, wagte sich der Beobachter aus dem Gebüsch. Dieser hatte nur eigentlich nur die Kontrollgänge der Rebellen überprüft, um mehr über dieses Gebiet zu erfahren. Als er den brauen Rüden entdeckte, war ihm ganz anders geworden. Jetzt stand er vor ihm. Sein mattes, graues Fell fing den wenigen Glanz des Mondes auf, der durch ein kleines Loch in der Wolkendecke lugte. Nimrod erhob seine tiefe Stimme: „Schön dich wiederzusehen, Rhodri!“ Man hörte deutlich die Abscheu, die er für seinen Rivalen empfand, aus diesem Satz heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)