Magierblut – Die neue Generation von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 19: Eine schwere Entscheidung ------------------------------------- „Jetzt halt mal an“, posaunte Pavan in Richtung Felana, als sie sich schon weit vom Lager entfernt hatten. „Warum tust du das? Du gehörst doch zu den Rebellen und dann befreist du Jäger? Zu welchem Zweck?“ Er zeigte deutlich, dass er keinen Schritt mehr weiterging, bevor das nicht geklärt war. Sie blieb stehen und knurrte den jungen Rüden wütend an: "Wenn dir eure Leben lieb sind, dann komm mir lieber nach! Ich werde es euch noch bald genug erklären, doch wenn nicht, so werde ich euch beide auf der Stelle töten müssen!" Erst jetzt wurde der Grauen bewusst, dass es keine andere Chance gab, denn sollten die beiden nicht mitspielen, so könnten die Rebellenführer Wind davon bekommen, was weder ihr noch Runa zu Gute kommen würde. Die einzige Alternative war nur noch den Vergessenheitszauber anzuwenden, der ihre ganzen Erinnerungen an die Rebellen und die Gefangenschaft löschen würde. Doch dies sollte erst im sicheren Versteck erfolgen, damit den Wölfen eine sichere Flucht gewährleistet werden konnte. „Warum solltest du das tun, wenn du doch so viel Energie darauf verwendet hast uns zu befreien?“, wollte der Graubraune wissen. „Vielleicht ist das hier ja eine Falle. Ich traue keinen Wilden. Ihr wollt doch nur an Informationen kommen. Euch ist jedes Mittel recht dazu.“ Zuian zitterte neben seinem Kameraden, doch nun fand auch er seine Worte wieder und meinte mit leiser Stimme: „Pavan, wir sollten so schnell wie möglich hier weg. Um solche Kleinigkeiten können wir uns später kümmern.“ Der junge Rüde kniff die Augen zusammen, dann nickte er. Er wusste, er musste mitspielen und so würde er der unbekannten Fähe erst einmal folgen. Mürrisch knurrte er: „Okay, besprechen wir das später.“ Felana war erleichtert, dass ihr die Jungwölfe zur Vernunft kamen. Sie konnte sie durchaus verstehen, einem fremden Wolf zu vertrauen, noch dazu einen vermeintlichen Feind, das würde wohl niemand gerne machen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten Sie die Höhle, die bereits mit einem Schlafzauber belegt war. Die beiden Jungwölfe fielen sofort in einen tiefen Schlaf. Sie hoffte Runa würde bald kommen, um alles Weitere zu abzuklären. Rhodri erschrak. Es war trotz der Befreiung wohl nicht sein Glückstag heute. Er knurrte leise. "Du...!" Er hasste die Situation. Umkehren konnte er nicht, da ihm sonst die Gelbe auseinandernehmen würde, doch gegen seinen alten Feind zu kämpfen wollte er ebenso wenig. Er hatte nicht sehr viel Kraftreserven übrig und nur ein Ziel vor Augen – Weglaufen. Also sammelte er seine ganze Kraft zusammen und schoss auf den grauen Wolf zu. Dieser hatte nicht damit gerechnet und fiel fast zu Boden. Der kurze Moment der Verwirrung reichte, um weiterzulaufen ohne auf die Richtung zu achten. Hauptsache weit genug weg von diesem verdammten Rebellenlager. So schnell schüttelte man einen Wolf wie Nimrod allerdings nicht ab. Zwar warf ihn die Überraschung zurück, doch er nahm sofort die Verfolgung auf und da er im Moment fitter war als sein ewiger Rivale, holte er diesen ein, schaffte es ihn am Fußgelenk mit dem Maul zu packen und zu Fall zu bringen. Wütend stellte er sich über ihn und leuchtete seinen Gegner mit seinem verbliebenen roten Auge an. „Was tust du hier? Und noch viel wichtiger: WO IST PAVAN?“ Er wusste, dass sein Junge bei seinem Mentor sein musste und da er ihn hier nicht sah, befürchtete er Schlimmes. Rhodri knurrte. Sollte das etwa schon sein Ende gewesen sein? Wütend antwortete er dem Grauen: "Lass mich los! Ich weiß wo Pavan ist, ich bringe dich zu ihm, aber lass mich verdammt nochmal los jetzt! Oder willst du mich töten? Dann tu es doch, aber deinen geliebten Jungen wirst du dann nie mehr wiedersehen, hörst du! Nie mehr!" Perplex starrte der Graue seinen Rivalen an. Dann zog er die Lefzen hoch und zeigte seine Zähne. „Warum sollte es mich kümmern, ob ich ihn wiedersehe? Er hat mich verraten. Soll er doch sterben, es ist mir egal!“ Da meldete sich etwas in ihm, dass er zu unterdrücken versuchte. Die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn konnte man eben nicht so leicht ausschalten, so sehr er es auch versuchte, er schaffte es nicht. Pavan war sein eigen Fleisch und Blut und da gab es auch noch Akira, die ihm es nie verzeihen würde, wenn ihrem Kind etwas passieren sollte. Doch nicht seine Erkenntnis brachte ihn dazu von seinem Gegner abzulassen, sondern eine gelbe Wölfin, die auf die beiden zustürmte. Verwundet blieb Runa stehen und blickte den Grauen an. „Nimrod? Du hier?“ Dieser knurrte drohend. „So sieht man sich wieder.“ „Gut, du hast ihn gefangen. Welch ein Glück. Ich dachte schon, er ist mir entkommen.“ Nimrod stieg von dem Braunen herunter. Dieser wusste sicher, dass es keinen Sinn machte wegzulaufen, denn so geschwächt, wie er war, würde ein ehemaliger Elitejäger und eine recht flinke Magierin ihn in Windeseile wieder eingefangen haben. „Was geht hier vor und wo ist Pavan?“, wollte der graue Rüde wissen. Die Gelbe nickte nur. „Ich werde dich aufklären. Zuvor führe ich dich zu deinem Sohn. Und den da“, Runa sah abfällig zu Rhodri, „nehmen wir mit.“ Wie durch Zauberpfote schoss plötzlich eine leuchtende Fessel um den Fuß des Braunen und schloss sich. Das andere Ende hatte sich um Runas Hals gelegt. So konnte der Gefangene nicht fliehen. Dann schritt die Wölfin voran. Sie liefen nicht weit, da erblickten sie eine Höhle vor sich. Davor wartete Felana. "Runa! Schön dass du da bist, aber wenn hast du da dabei?" Sie blickte argwöhnisch auf Nimrod und Rhodri. "Die beiden schlafen nun, aber bevor wir das weitere besprechen, müssen wir wohl überlegen, was wir mit diesen beiden Wölfen hier machen sollen.“ Grimmig blickte Nimrod Felana an: „Was soll das nun wieder heißen? Mit mir wirst du gar nichts machen, immerhin bin ich ein Unbeteiligter.“ Runa schnaubte belustigt. „Also nachdem du dich eingemischt hast, bist du alles andere als unbeteiligt.“ „Und was jetzt? Wollt ihr mich schlafen legen, wie die beiden?“ Er wies mit Kopf auf die jungen Rüden. „Was wird hier eigentlich gespielt?“ Ruhig setzte sich die Gelbe hin und begann zu erläutern: „Ganz einfach, wir wollten die Jungwölfe aus den Kerker der Rebellen befreien, damit ihnen nichts passiert. Der braune Jäger ist versehentlich entkommen. Die Frage ist nicht was wir mit dir machen, sondern mit ihm. Er darf nicht zurück zum Orden gelangen. Obwohl“, ihr Blick traf den von Felana, „wenn wir sein Gedächtnis löschen, könnte es vielleicht klappen.“ Energisch schüttelte der Graue den Kopf. „Ihr solltet euren Feind nicht unterschätzen. Es gibt Methoden solche Dinge zurückzuholen. Meistens sterben die Betroffenen dabei, doch das wird dem dunklen Wolf kaum interessieren.“ „Was würdest du also vorschlagen? Ihn töten?“ Selbst Rhodri konnte den Schrecken nicht ganz verstecken, der ihn bei diesen Worten erfasste. Man sah wie sein ganzer Körper kurz zusammenzuckte. Anstatt zu antworten ging Nimrod auf die Höhle zu, betrat sie aber nicht. Dort sah er Pavan friedlich schlafen. Er sah schlimm aus. Abgemagert und voller Narben. Mitleid stieg in ihm auf. Wie er diese Gefühlsduselei hasste. Es machte ihn schwach und das wollte er nicht. „Du da!“, meinte er schließlich zu der grauen Wölfin. „Kannst du Rhodri ebenfalls in Schlaf versetzen? Erst dann sollten wir weiterreden.“ Felana sah den Grauen mürrisch an und meinte: "Mein Name ist Felana, das solltest du dir besser merken. Und eigentlich bin ich es gewohnt, dass man bitte und danke sagt, aber ich mache bei dir eine Ausnahme. Immerhin geht es um deinen Sohn und auch wenn du es nicht zugibst, es liegt dir mehr daran als du denkst. Natürlich kann ich ihn in Schlaf versetzen!" Sie blickte zu Rhodri, ihre braunen Augen fingen an zu glühen und ehe sich der Braune versah, schlummerte er tief und friedlich. "So das hätten wir vorerst erledigt, allerdings sollten wir nun beratschlagen, was wir mit diesen armen, verirrten Seelen machen, denn früher oder später werden sie wieder aufwachen!" Sie sah hoffnungsvoll in die Runde. Momentan war Runa und ihr die Situation etwas entglitten. Mehr als ein genervtes Brummen kam Nimrod bei Felanas Antwort nicht über die Lefzen. Er schätzte sie ziemlich zickig ein, etwas was er nicht ertragen konnte, aber irgendwie reagierten ja die meisten Fähen so auf ihn. Ob das vielleicht an ihm lag? Diese Frage war jetzt allerdings unwichtig und so widmete er sich anderen Dingen. Sein Blick fiel auf seinen Rivalen, dessen Brustkorb sich langsam auf und ab senkte, seit ihn der friedliche Schlaf heimgesucht hatte. Der Graue dagegen saugte angestrengt Luft ein, bevor er meinte: „Wir wissen doch alle, was wir mit Rhodri machen müssen. Ich werde das übernehmen.“ „Du meinst doch nicht…?“, stammelte Runa. „Du kannst ihn nicht einfach tö…“ „Und was genau sollen wir tun?“, unterbrach er sie. „Aber so, Nim? Er schläft und du willst ihn einfach so hinterrücks um die Ecke bringen?“ Sie hatte auch vorgehabt den Rüden im Notfall zu töten, jedoch im Kampf auf ehrenvolle Art und Weise. „Er ist ein Welpenmörder, Runa! Er würde genauso handeln und das ohne mit der Wimper zu zucken. Er würde uns alle umbringen, wenn er könnte und du hast Mitleid mit ihm?“ Entschlossen erwiderte sie: „Wir könnten auch sein Gedächtnis löschen und ihn einfach weit weg aussetzen. Wenn er nicht zum Orden zurückkommt, dann kann auch nichts passieren.“ „Es wäre ein großes Risiko. Ihn hier und jetzt zu erledigen, würde ein mögliches Problem erst gar nicht entstehen lassen.“ Nimrod wendete sich schließlich an die graue Fähe: „Was meinst du, Felana? Willst du das Leben dieses Rüden schonen?“ Die graue Fähe hatte befürchtet, dass diese Frage auf sie zukam. "Nun ja, ihn hier und jetzt einfach so zu töten, finde ich nicht besonders ehrenhaft. Natürlich, wir hätten ein Problem weniger, dennoch, ich will mich nicht auf die Ebene dieses Wolfes begeben. Mein Vorschlag wäre ihm das Gedächtnis zu löschen, so wie bereits Runa vorgeschlagen hat, und ihn dann irgendwo da draußen auszusetzen. So kann er selber sehen, ob er zurechtkommt oder nicht! Was die anderen zwei angeht, sehe ich ebenfalls keine andere Chance, um ihr Überleben zu sichern. Sie können nicht mehr zurück, weder zum Orden, noch zu den Rebellen..." „Du wirst meinen Sohn nicht das Gedächtnis löschen!“, fuhr Nimrod sie an. „Wir können nicht drei hilflose Wölfe irgendwo aussetzen und hoffen, dass sie überleben. Sieh dir den anderen Jüngling an. Er ist so gut wie tot. Es würde sein Ende bedeuten so schwach wie er ist.“ Wenn die Graue schon so viel Mitleid mit Rhodri hatte, dann setzte der Jäger darauf, dass sie es auch für die jungen Wölfe haben würde. Außerdem war es ja darum gegangen die beiden zu retten und sie dann letztendlich doch sterben zu lassen, machte ja keinen Sinn. „Darf ich einen Vorschlag machen?“, meinte Nimrod in einem ungewöhnlichen freundlichen Ton. Als Runa nickte, fuhr er fort: „Mein Gefährtin ist ganz in der Nähe. Sie wird mit Pavan reden und ihn dazu bringen, dass er ein Leben hinter der Grenze führen wird, weit weg von Orden und den Rebellen. Ich bin sicher, sie kann ihm klar machen, dass er weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehen kann, nachdem was passiert ist. Im Gegenzug werde ich euch nicht im Weg stehen Rhodri wegzubringen, wo er niemanden schaden kann. Ich verspreche ihn nicht anzurühren.“ Er sah die Fähen an. Runa blickte fragend zu Felana, was sie davon hielt. Diese überlegte kurz, dann nickte sie. "Wenn du versprichst alle wegzubringen, dann denke ich, wird das in Ordnung gehen. Das Land hinter dieser Höhle ist eine neutrale Zone. Die Rebellen halten sich dort nicht auf und vom Orden kommt normalerweise auch niemand hin. Dort könnt ihr ungestört leben, sofern ihr das wollt! Sie erkannte, wie besorgt der graue Wolf um seinen Sohn war. "Aber bitte tut uns den Gefallen und nehmt den anderen Jüngling mit, sofern er überlebt. Er ist schon sehr schwach." Sie hatte Mitleid mit dem jungen Wolf. Akira wurde langsam unruhig. Wo war bloß ihr Gefährte, war ihm etwas zugestoßen? Sie wartete nun schon eine ganze Weile, aber er kam einfach nicht zurück. Mutig fasste sie den Entschluss nach ihm zu suchen. Beunruhigt begab sie in die Dunkelheit. Als sie eine Weile gelaufen war, wundere sie sich, wie ruhig es alles erschien. Als sie an eine Lichtung kam, konnte sie plötzlich die Gerüche von Wölfen wahrnehmen, die ihr sehr bekannt vorkamen. Plötzlich stieg Panik in ihr auf, als eine ruhige Stimme zu ihr sagte: "Keine Sorge Wölfin, es geht ihnen gut!" Akira sah sich um, konnte aber nichts erkennen, dann sah sie nach oben. Auf einem Baum im Geäst saß ein falkenähnlicher Vogel mit silbern schimmerndem Gefieder. "Wer bist du?" "Das tut nichts zu Sache! Folge diesem Pfad tief in den Wald hinein, dann wirst du auf eine Höhle treffen, dort findest du die Antworten, hab keine Angst, dir geschieht nichts!" Akira wollte antworten, doch der Vogel war plötzlich weg. Ohne noch weiter zu überlegen, rannte sie los, um die Höhle zu finden. Felana wartete noch auf eine Antwort Nimrod, als sie plötzlich den aufgeregten Schrei einer Fähe hörte. Sie blickten zum Eingang, dort stand Akira. Angst und Verwunderung waren in ihr Gesicht geschrieben. Sie blickte auf Nimrod, dann Pavan, dann auf Rhodri und dem zweiten Jüngling, dann zu den Rebellen Runa und Felana. "Was ist hier los?“ Der Graue öffnete gerade das Maul, um zu sagen, dass er den anderen Jäger mitnehmen würde, doch da erblickte er plötzlich seine Gefährtin, die verstört auf sie zukam und anstatt der Magierin zu antworten, wendete er sich Akira zu: „Kurz gesagt, die beiden Rebellinnen haben die Jäger aus dem Kerker befreit und hierher gebracht.“ Sein Blick fiel auf Pavan. „Und unser Sohn war unter ihnen. Wir brauchen deine Hilfe Akira. Du musst Pavan überreden, dass er ein neues Leben hinter der Grenze anfängt und sich aus dem Krieg heraushält, wenn er das nicht tut, sehen Felana und Runa es als notwendig sein Gedächtnis zu löschen. Auf mich wird er nicht hören, aber ich bin sicher, dass er es bei dir tun wird.“ Runa trat vor. „Ich würde sagen Felana weckt Pavan auf und dann kannst du mit deinem Sohn alleine darüber sprechen. Lass dir aber nicht zu lange Zeit, der Schlafzauber hält nicht ewig und wir wollen nicht schon wieder Probleme mit diesem brauen Biest haben.“ Die Mutter nickte und sah zu der grauen Wölfin die offensichtlich Felana sein musste. "Okay, ich werde es versuchen!" "Gut, dann würde ich nun alle bitten, die hier nicht bei dem Gespräch anwesend sein sollen, die Höhle zu verlassen!" Wortlos verließ das kleine Rudel den Umkreis der Höhle bis nur noch Akira und Felana anwesend waren. "Ich werde den Schlafzauber der anderen zwei nochmals intensivieren, dennoch bitte ich dich, dass du die Sache so schnell es geht klärst. Ich weiß, das ist nicht so einfach, aber es muss leider sein. Dein Junge wird gleich sanft aufwachen. Du kannst dann mit ihm reden, wir versuchen draußen zu abzumachen, was aus dem Braunen wird.“ Daraufhin ging auch Felana. Akira legte sich zu Pavan, so wie damals als er noch ein kleiner Welpe war gewesen. Zärtlich leckte sie sein Fell. Die graue Magierin trat zu den anderen. "Es ist nun soweit, ich hoffe es klappt! Was sollen wir aber mit dem braunen Köter machen? Ich würde vorschlagen ihn in die entgegengesetzte Richtung zu bringen, in der sich Nimrod mit seiner Familie begeben wird. Ein Zusammentreffen wäre somit vorerst ausgeschlossen. Natürlich kann man nie sagen, ob ihr euch jemals wieder über den Weg laufen werdet oder nicht und ob nicht doch sein Gedächtnis wieder zurückkommen wird, aber einen Versuch wäre es wert. Irgendwo hinter der Grenze in dem kargen Tal, wo nur Steine rumliegen, da wäre er meiner Meinung nach am besten aufgehoben." „Ich überlasse es euch wohin ihr ihn bringt“, murrte Nimrod. „Trotzdem ist ein Fehler. Umzubringen wäre die bessere Lösung.“ Runa ergriff das Wort. „Dann machen wir es so wie Felana es vorgeschlagen hat. Ich kenne da einen guten Ort, an den wir ihn aussetzen können.“ Dann sah sie die graue Wölfin direkt an. „Also dann lösche sein Gedächtnis. Wir sollten uns beeilen.“ Die Fähe nickte zustimmend. "Es ist nun wirklich schon spät, wir müssen schauen, dass die beiden da fertig werden. Uns läuft die Zeit davon! Wenn das Ganze hier erledigt ist", sie sah zu Nimrod, "lasse ich den Braunen wegbringen!" „Felana“, meinte Runa betrübt. „ich werde ihn selbst wegschaffen.“ Als die andere Wölfin so aussah, als würde sie nicht ganz verstehen, warum die Gelbe darauf bestand, fügte sie hinzu: „Einem müssen sie die Schuld zuschieben und sie werden schnell auf mich kommen. Es ist zu offensichtlich. Deswegen werde ich die Rebellen verlassen müssen. So wird nie einer erfahren, wer noch beteiligt war.“ Als Pavan die Augen öffnete, dauerte es eine Weile bis er begriff, dass er sich in einer Höhle befand und seine Mutter neben ihm lag. Verschlafen blinzelte er und fragte sich ob er nicht träumte. „Mutter? Was machst du hier? Wo bin ich?“, stammelte er. Dann rappelte er sich blitzschnell auf und entfernte sich ein paar Schritte. Akira sah ihren Sohn eindringlich an. "Sei ruhig Pavan, alles wird gut! Es ist verständlich, dass du Angst hast und nicht weißt was los ist, aber du musst mir jetzt zuhören. Wir müssen von hier verschwinden, weit weg hinter die Grenzen des Ordens, sonst droht dir der Tod!" Sie sah ihn auffordernd an, in der Hoffnung er würde nicht allzu stur sein. Noch immer ziemlich verstört, meinte er: „Was sollen wir denn so weit hinter der Grenze? Warum kehren wir nicht einfach zum Orden zurück und berichten diesen, was hier vorgefallen ist? Wir können doch hier einfach heraus spazieren und zu unserer Heimat laufen.“ Verwirrt begann er auf und ab zu rennen, dabei versuchte er seine Gedanken zu ordnen. „Oder gehörst jetzt etwa zu den Rebellen? Bist du auch eine Verräterin geworden? Ich weiß einfach nicht, was hier los ist.“ „Pavan! Hör zu, wenn wir zurückgehen, werden sie uns kein Wort glauben, darauf kannst du Gift nehmen. Sie haben zwar ihre Magier mit denen sie deinen Gedanken lesen können, aber glaube mir, solche Wölfe wie wir es sind, wollen sie nicht haben. Ich gehöre sicher nicht zu den Rebellen, aber einfach zurückgehen und sie verraten, nur damit wir unter Umständen ungeschoren davonkommen, will ich auch nicht. Immerhin haben sie dir dein Leben gerettet! Und für die Beteiligten war das sicher auch gefährlich. Sie hätten es nicht tun müssen. Also sei jetzt nicht so undankbar und komm, wir haben nicht viel Zeit. Außerdem, schau wohin dich der Orden nur gebracht hat!" Akira war nun schon etwas wütend, da die Zeit drängte. Leiser fügte sie hinzu: "Was er aus unserer Familie gemacht hat." Angestrengt dachte der Jüngling nach. Im Moment war es wohl das Beste seiner Mutter zu folgen, aber dass der Orden ihn nicht glauben würde, das fand er lächerlich. Der Orden war seine Familie, seine Eltern und seine Geschwister dagegen hatten ihm den Rücken gekehrt, also wem sollte er mehr vertrauen? Denen, die immer hinter ihm gestanden hatten oder seiner Verräterfamilie? Er merkte wie die Wut darüber in ihm aufstieg und seinen Verstand vernebelte. Selbst die Liebe zu Akira rückte dabei in den Hintergrund. Er schluckte hart und unterdrückte dieses Gefühl so gut es ging. Starke Jäger ließen nicht zu, dass ihre Empfindungen sie beeinflussten. „Gut, Mutter“, meinte der graue Jungwolf mit stolzer Stimme. „Ich komme mit dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)