Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 1: Das neue Schuljahr ----------------------------- Das Beste an FFs ist das Hochladen, finde ich. Man hat dieses wunderbare Animexx-Fenster vor sich und soll sich irgendeinen Kommentar aus den Fingern saugen. Ich muss sagen, dass gefällt mir. Genauso gut wie das Lesen von Kommentaren. Ich danke also schonmal im Voraus (und Nachhinein ^.-) allen Kommentarschreibern. Dieses Kapitel soll ein wenig aus Katsuyas Leben berichten. Ich finde, er ist wie Seto eine sehr tragische Figur. Ich habe immer überlegt, was aus ihm geworden wäre, wenn er Hiroto und Yugi nicht getroffen hätte. Das Ergebnis ist das hier. ______________________________________________________________________ Wolken verdeckten den Mond in dieser stürmischen Nacht. Die Uhr auf dem Neonschild des Kaufhauses zeigte 23:47 und der Zeile darunter 08-09. Eine Gruppe von schwarz Gekleideten saß an der Ecke zu einer Seitenstraße, die sich schnell in einen Haufen von Mülltonnen und –tüten verwandelte. „Hey, Katsuya.“, rief einer von der Häuserwand, an der er lehnte, zur gegenüberliegenden. Angesprochener saß an eben dieser und führte sich gerade eine Flasche an die Lippen. „Hm?“ „Was machs’e heut’ noch?“ Er setzte sie ab, nachdem er einen Schluck genommen hatte und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Hinter diesem konnte man durch das Licht der Stadt ein Grinsen erkennen. „Was glaubst’e denn? Ich geh heim und dann brav ins Bettchen.“ Die anderen lachten und setzten sich zu ihm. Dankend nahmen sie die angebotene Flasche an. „Ne, jetzt ma’ ehrlich.“ „Das war glatt ernst gemeint. Ich krieg morgen ’nen neuen Lehrer, den muss ich doch erstma’ von der Schule graulen.“, er fuhr mit der Hand an die Brust, „Und die Tugend eines guten Schülers ist Pünktlichkeit.“ Alle Vier lachten und die Flasche landete wieder bei dem Blonden. Er wollte noch einen Schluck nehmen, doch sie war bereits leer. „Hey, ihr Spacken, habt ihr meinen ganzen Alk’ ausgesoffen?“ „Ruhig Blut, is’ doch nur ’ne Flasche.“ „Tz! Hier geht’s ums Prinzip.“, er hielt die Flasche hoch, „Wer’s gesüffelt hat, der muss Neues holen.“ „Wo geh’n wa hin?“, fragte ein anderer. „Shinshitsu, der is’ am leichtesten.“, der Erste lachte, „Der Alte würde nich’ ma’ merken, wenn wa sein Hirn klau’n.“ Alle lachten wieder und standen auf. „Dann geh’ ich, Leute. Muss ja morgen früh auf sein.“, meldete sich Katsuya. „Jo, viel Spa’z mit dem Typen.“ Sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck und einem leichten Schlag auf die Wange. „Ach, wart’ ma’, könn’ wa die Stange ham’?“ „Mein Eisenrohr?“, der Blonde sah zu der Waffe in seiner Hand, „Klar.“ Er gab sie seinem Gegenüber, winkte noch einmal kurz und verschwand in Richtung der Hinterhöfe. Der Weg war lang und er musste sich langsam mal beeilen. Schule… er könnte kotzen, wenn er nur daran dachte. Und er würde mit diesem Scheißlehrer auskommen müssen. Wenn er das Schuljahr nicht packte, würden sie ihn endgültig von der Schule werfen. Und so ungern er es zugab, das konnte er sich nicht leisten. Er hatte echt keinen Bock, wie Yami zu enden. Der war zwar sein bester Freund, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er gut fand, was er tat. Katsuya hatte nicht vor, auf den Strich zu gehen. Da ertrug er lieber diese beschissene Anstalt, zu der man ihn gezwungen hatte. Wo lag schon der Unterschied zwischen der Schule und einem Gefängnis? Er musste verschwindend gering sein. Wenigstens waren ihm die Lehrer lieber als die Wärter im Knast. Nachdem er einen Monat wegen Diebstahl da gewesen war, war die Schule echt wie eine Wallfahrt gewesen. Lehrer waren einfach leichter zu handhaben. Die konnte man manipulieren und kontrollieren. Sie kuschten vor ihm. Meist gaben sie ihm auch die Noten, die er brauchte. Alles, was er tun musste, war, sie alle paar Wochen daran zu erinnern, wie gefährlich er war. Mit einem blutigen Eisenrohr in der Schule aufzutauchen war da noch die einfachste Methode. Eigentlich war es ein Wunder, dass er noch nicht geflogen war. Aber jetzt? Er brauchte verdammt noch mal ein paar bessere Noten, sonst flog er wirklich. Erstmal gucken, wie der neue Lehrer so drauf war, danach könnte er ja mal einen Plan machen. Wie kam es bloß, dass gerade er – Katsuya Jonouchi – sich jetzt mit Schule befassen musste? Es war wirklich zum Kotzen. Wirklich. Und ihm wurde auch wirklich schlecht, wenn er an die verdammte Speichelleckerei denken musste, die ihm bevor stehen würde. Diesen Scheißtypen irgendwelche Meldungen in den Arsch zu schieben und Klausuren zu schreiben war einfach nur eine Schande für ihn. Und Hausaufgaben erst! Wenn das einer von ihm verlangte, griff er lieber wieder zum Eisenrohr. So lief das ja nicht. Keiner, wirklich keiner dieser Idioten, sollte sich für etwas Besseres als er halten! Wenn sie es schon zu nichts mehr gebracht hatten, als solch einen Scheißjob zu machen, sollten sie gefälligst auch nichts erwarten. Und wenn irgendwer ihm wieder ein D oder schlimmer reinwürgen würde… nun, der Mathelehrer hatte ja schon mal einen Vorgeschmack bekommen. Und kein Arsch wusste, dass er es getan hatte. Aber was interessierte ihn das? Eigentlich hätte er ja eh erwartet, bereits dieses Jahr zu fliegen. Wozu zur Hölle brauchte man die Oberschule? Er war neunzehn und hatte noch drei Klassen vor sich. Wozu den Scheiß? Aber das war doch eh egal. Er konnte nichts dran ändern. Er konnte an dem ganzen Scheiß, durch den er stiefelte, auch nichts ändern. Seinen Vater konnte man auch nicht ändern. Bei dem Gedanken wurde ihm wieder übel. Der Arsch war ja auch noch da. Saß wahrscheinlich wieder vor der Glotze, noch weit besoffener, als er selbst es war. Obwohl er sich eigentlich nüchtern fühlte. So viel war es heute noch gar nicht gewesen. Den Großteil der Ferien hatte er im Delirium verbracht, irgendwo zwischen Gut und Böse, wo ihn kein Schwein rausholen konnte. Das Geld und die Drogen hatte er sich zusammengeklaut. Aber langsam sollte er wieder aufhören, in der Schule durfte er nicht mit so was erwischt werden. Das hieß, die Flasche vorhin war die letzte für die nächsten sieben Wochen gewesen. Katsuya hatte die Tage schon ausgerechnet und sich einen Kalender gebastelt. Ein bisschen was tat ja sogar er. In einem nüchternen Moment hatte er sogar daran gedacht, Mathe zu lernen, aber nach zehn Minuten hatte er wieder aufgegeben. Das Zeug war echt nix für ihn. Hoffentlich bekam er einen pflegeleichten Lehrer, sonst würde er wieder mit "Failed" enden. Er hatte schon raus gefunden, dass sein Klassenlehrer sein Japanischlehrer werden würde. Irgend so ein Neuer. Den Namen hatte er auch noch nie gehört. Der Rest war ihm noch unbekannt. Was interessierte ihn das auch? Echt, so tief war er gesunken, dass er sich schon um Schule kümmern musste. Sein Leben war echt beschissen. Er drehte den Schlüssel im Schloss um und trat in die Wohnung. Wie er vermutet hatte, hang sein Vater vor dem laufenden Fernseher, schnarchend, ein Flasche Schnaps noch in der Hand. Katsuya schaltete das Gerät aus und nahm das Gefäß aus dem Griff des Schlafenden. Mit einem Seufzer betrachtete er das Wrack eines Menschen vor ihm und ließ seinen Blick durch die Wohnung schweifen. Überall leere Flaschen, unterbrochen von Müllsäcken und ungewaschener Kleidung. An der Wand klebte eine fette Spinne, an der Fensterscheibe hangen die Mücken. Eine Fliege zog ihre Runden um seinen Vater, der immer noch schnarchend auf dem Sofa saß. Nein, so wollte er nicht enden! Da schleppte er sich lieber in die Schule. Musste er seine Kumpels eben mal vergessen, eigentlich waren sie ihm eh scheiß egal. Sie waren da, um irgendwelche bescheuerten Witze zu reißen und ihm zu helfen, über die Runden zu kommen. Zu mehr waren sie auch nicht gut. Außer seinem besten Freund war ihm sowieso niemand wichtig. Nun, sein Nachbar vielleicht noch, dieser komische Herr Honda. Er hatte ein paar Mal mit ihm geredet, schien ganz nett, der Kerl. Er arbeitete in einem Club im Szeneviertel als Kellner und hatte ihm mal einen Teil der glitzernden und strahlenden Welt Dominos gezeigt. Von Nightlife wusste Katsuya vorher nur, dass man besoffen randalierte und vor der Polizei wegrannte. Das war mal was anderes gewesen. War richtig gut, wenn er ehrlich war. Das Leben musste echt schön sein, wenn man Geld hatte. Vielleicht war Schule ja doch nicht so schlimm. Wenigstens kam man so an einen Job. Aber zwölf Jahre seines Lebens dafür opfern, irgendwo einen halbwegs guten Job zu kriegen? Das war doch echt bescheuert. Neun Jahre mussten ja hier in Japan mindestens sein, das ging ja auch noch, aber zwölf waren echt zu viel. Und er war erst im zehnten Jahr! Wenn er vielleicht nicht abgerutscht wäre und auch nicht auf die schiefe Bahn gekommen wäre, sondern früher in die Schule gegangen wäre… wenn er nicht zweimal sitzen geblieben wäre… ob er dann ein guter Schüler hätte sein können? Wenn er an Mathe dachte, so wäre die Antwort sicher „Nein“ gewesen. Aber ansonsten war er ja gar nicht so schlimm. Wenn er mal kam, dann kapierte er ja auch ein bisschen. Ob er wohl in dem Schuljahr irgendetwas schaffen könnte? Ob er vielleicht doch zu irgendetwas imstande war? Bisher war er wertlos gewesen. Er hatte sich in all der Scheiße begraben, nur um wenigstens irgendwelche Aufmerksamkeit zu kriegen. Aber durch Schule? Nein, das war echt zu abwegig. Schule war beschissen, ohne Frage. Er würde eh nichts zustande bringen. Dafür war er eben nicht geschaffen. Er war nur ein Straßenköter, sonst nichts. 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