Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 3: Lehrertum -------------------- Das bisher längste Kapitel... immer noch unter der durchschnittlichen Wortanzahl bei meinen Fanfickapiteln. Eigentlich ist es eine eher schwierige Szene, aber sie ging mir sehr leicht von der Hand. Vielleicht krieg ich ja ein, zwei mehr Kommis als beim letzten Kapitel ó.ò Büttö! Ich freue mich wirklich über jeden! Aber zurück zum Text. Ich muss sagen, so sehr ich Katsuya mag, Kaiba verstehe ich immer noch besser. Ich finde seine Denkweise immer noch am logischsten - sie ist so wunderbar verschachtelt ^.^ Und falls jemand glaubt, dass wäre die volle Wahrheit, dann war Kaiba wirklich überzeugend - aber ehrlich ist er hier nicht. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn irgendwer über seine Worte nachdenkt. So viel als Vorwort ^.- __________________________________________________________________________ Katsuya warf einen Blick auf seinen Stundenplan. War eigentlich gar nicht so schlecht. Er hatte nie länger als dem späten Nachmittag Schule. Aber da war etwas, das ihn störte. Die Fächer, die da für Dienstag standen. Zwei Stunden frei – besser konnte es kaum sein. Dann Japanisch, Doppelstunde Mathe und schließlich Religion. Der Rest ging eigentlich noch, Hauswirtschaft, Mittagspause und noch ein paar unwichtige Fächer. Aber wie bitte sollte er die ersten vier Stunden aushalten? Zwei Stunden seines absoluten Hassfaches und zwei Stunden bei diesem... diesem... es gab wirklich kein Wort, um diese Kreatur zu beschreiben. Er blickte zur Uhr. Am Ende dieser Stunde sollte er eigentlich frei haben. Aber nein, dieser Unbeschreibliche musste ihn ja vorladen. Nein, er bereute es nicht, sich gegen ihn aufgelehnt zu haben. Aber er bereute es, je einen Fuß in diese Schule gesetzt zu haben. Warum er nicht schon längst gegangen war, wusste er auch nicht wirklich. Aber er gab sich mit der Ausrede zufrieden, dass er seine neuen Feinde kennen lernen musste. Und er konnte einfach nicht gehen. Er konnte nicht einfach nicht kommen. Es wäre Flucht. Und diesem Kaiba wollte er die Stirn bieten. Noch fünfzehn Minuten. Warum ließ er sich von diesem Typ eigentlich so provozieren? Seine Stärke lag in der Ruhe, dieser kalten, gefährlichen, tödlichen Ruhe. Aber dieser... Mensch regte ihn einfach nur auf. Allein dieser Blick! Dieser total hochnäsige, arrogante Blick! Diese verdammt tiefen, blauen Augen, die sich durch ihn gebohrt hatten. Für was musste der Typ sich eigentlich halten? Einen Gott? Eins war klar, Katsuya konnte ihn nicht ausstehen. Er konnte eigentlich sowieso niemanden außer seinen Freunden ausstehen. Er konnte diese ganze Welt nicht ausstehen. Aber interessierte das irgendwen? Nein! Sein bester Freund hatte ja noch weit größere Probleme mit seinem Leben – und das konnte er glatt verstehen. Wenn er so leben müsste, hätte er sich schon längst umgebracht. Aber gerade das tat Yami ja eigentlich. Seine Seele war tot. Er ließ sich erniedrigen, um zu spüren, dass er überhaupt noch am Leben war. Und er fand Gefallen daran. Würde er auch so enden? Ein Schauer durchfuhr ihn bei dem Gedanken daran. Etwas Kaltes lief seinen Rucken herab. Nein! Das würde er nicht mit sich machen lassen! Er würde verdammt noch mal seinen Schulabschluss kriegen! Und wenn er diesen Kaiba dafür umbringen müsste! Es klingelte. Hier stand er nun. Zwischen ihm und der Hölle lag nur eine Tür. Sollte er das wirklich tun? War er vorbereitet, die härteste Diskussion seines Lebens zu führen? Er schüttelte den Kopf. Dieser Kaiba war es nicht wert, als sein Feind zu gelten. Aber als eine ernsthafte Herausforderung konnte man ihn gelten lassen. Und er hatte sicher schon mehr Diskussionen als diese geführt. Und er kannte sich sicher auch schon mit schwierigen Schülern wie ihm aus. Hatte er also überhaupt eine Chance? Katsuya seufzte. Er konnte das einfach nicht. Er ließ die Schultern hängen und drehte sich um. Seine ganze Wut war plötzlich verraucht. Das war einfach nur aussichtslos. „Wo willst du hin?“, fragte eine dunkle Stimme kurz hinter seinem Nacken. Katsuyas Kopf fuhr wieder hoch. Er sprang von der Gestalt weg, drehte sich im Sprung. Unbewusst hob er sofort die Fäuste und fixierte seinen Gegner. Kaiba. Wie könnte es anders sein? Aber woher hatte der Typ gewusst, dass er vor der Tür stand? Er knurrte leicht. „Wenn du dich dann wieder eingekriegt hast, könntest du ja hereinkommen.“, Kaiba drehte sich im Türrahmen und wies mit der Hand in den Raum für die Nachsitzenden. Katsuya knurrte noch einmal kurz und ging, während er einen tödlichen Blick auf diesen warf, an Kaiba vorbei. Wow, fünf Nachsitzende! Wer war so bescheuert, schon am ersten Tag Scheiße zu bauen? ... ... ... Er. „Na, mal wieder in der Schule?“, meinte einer der Jungen, als er sich zur Tür drehte. „Schnauze, Arschloch, oder ich polier’ dir die Fresse.“, zischte der Blonde. Kaiba zog eine Augenbraue hoch. „Weißt du, mit einer anderen Ausdrucksweise wärst du der perfekte Lehrer. Das wollte ich auch gerade sagen.“ Katsuyas Gesicht entspannte sich, der ganze Ausdruck wich daraus. Seine Lider öffneten sich etwas weiter. Langsam drehte sich sein Kopf zu dem Lehrer, der immer noch neben ihm stand. Beide Augenbrauen zuckten nach oben. „ ... Sie sind komisch.“ „Das höre ich öfters.“ Beide gingen nach vorne zum Pult und Katsuya zog sich einen Stuhl heran. Kaiba griff zu seinem Becher und trank einen Schluck. „Auch einen Kaffee?“ „Nein...“, der Blonde wippte hin und her, „Sagen sie, warum haben sie mich her bestellt? Sicher nicht zum Kaffeetrinken, oder?“ „Nun, das wäre ein Anfang.“, er setzte sich auch und lehnte sich zurück. „Weißt du, warum man mich hier genommen hat und zum stellvertretenden Direktor ernannt hat?“ „Ich weiß nicht mal, wo in dieser Schule das Sekretariat ist.“, schnaubte Katsuya, „Ich kenne das Büro des Direx, den Raum zum Nachsitzen und die Toiletten.“ Kaiba seufzte und setzte sich auf, lehnte sich dabei vor. „Ich bin einer von den Idioten aus irgendeinem beschissenen Amt, dessen Angestellte ihre Tage damit verbringt, rum zu sitzen und sich irgendwelche Regeln zu überlegen, womit sie an den Schulen für Zucht und Ordnung sorgen können. Wenn ich mich mal wie du ausdrücken soll.“ Katsuya hob die Augenbrauen und legte die Stirn in Falten. „Und da diese Typen dort das nicht auf die Reihe kriegen, allein schon, weil sie keine Ahnung vom Leben an einer Schule haben, schickt man Leute wie mich. Ich soll hier hinkommen, neue Regeln einführen, alles, was sich nicht dran hält, eliminieren und dann wieder gehen.“ Katsuya verschränkte die Arme und lächelte amüsiert. „Ist ein ziemlicher Scheißjob, oder?“ „Wenn du es so ausdrücken willst, ja.“ „Pech gehabt.“, auch er lehnte sich vor, „Und jetzt müssen sie mich eliminieren, oder was?“ „Entweder wir einigen uns auf etwas, sodass du nicht mehr als Störfaktor giltst oder ich muss dich von der Schule werfen.“ Der Braunäugige legte einen zweifelnden Ausdruck in seinen Blick, lehnte sich wieder zurück und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Das war’s also. Er würde es nie hinkriegen, sich zurückzunehmen und für jedes verdammte Arschloch Liebkind zu spielen. So also sah ein Rausschmiss aus... „Und wie wollen sie das hinkriegen?“ Kaiba legte den Kopf schief und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Was? Dich von der Schule zu schmeißen?“ „Nein, verdammt, mich zu einem beschissenen Streber zu machen.“, antwortete der Blonde mit einem Seufzen. „Will ich gar nicht.“ Na toll. Hatte er also doch Recht gehabt. Der Typ hatte die Hoffnung auch schon aufgegeben, aus ihm irgendetwas zu machen. Warum war die ganze Lehrerschaft gegen ihn? Warum war die ganze Welt gegen ihn? Nur weil er ein Rebell war? Nur weil er etwas ändern wollte? Ach was... das war doch nur aus ihm geworden, weil er gehasst werden wollte. Weil er Abschaum sein wollte. War da überhaupt irgendein Unterschied zwischen Yami und ihm? „Bleib einfach, wie du bist. Ich mag deine Art.“ Katsuya riss die Augen auf. Er starrte seinen Lehrer an, als käme dieser von einem fernen Planeten. Seine letzten Worte wollten einfach nicht in seinen Kopf. Was hatte der Typ gesagt? Dass er ihn mochte? Hatte er einen Totalschaden? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Kein Mensch mochte ihn. Lehrer noch am wenigsten. Er kannte ihn nicht einmal. Wie konnte der Typ so einen Quatsch behaupten? Seine Augen wurden zu Schlitzen. Er funkelte seinen Lehrer an. Versuchte ihn zu erstechen mit einem Blick irgendwo zischen Hass und Verachtung. „Sie lügen.“ „Und woher willst du wissen, was ich denke?“, der Braunhaarige lächelte. „Ich habe keine Ahnung, was sie denken. Ich weiß nicht, warum sie so eine gequirlte Scheiße erzählen. Aber ich kann sicher sagen, dass sie mich nicht mögen. Mich mag niemand! Ich bin Abschaum und das wird niemand ändern. Und sie werden mich nie verstehen, wenn sie nicht selbst am Arsch der Gesellschaft leben! Man kann mich nicht mögen!“ „Warum? Nur weil du nicht zu den ganzen kleinen Scheißern gehörst, die sich auf Pfiff in einer Reihe aufstellen und mit den Schwänzen wackeln? Weil du eine eigene Meinung hast? Und weil du genug Mut hast, dafür zu kämpfen?“ Katsuya wandte den Blick ab. Seine Arme schlangen sich um seinen Körper, erst leicht, dann immer stärker. Er biss sich auf die Unterlippe. „Warum... ? Warum sagen sie so was? Sie sind doch verdammt noch mal hier, um meinen Willen zu brechen. Wie all die anderen Scheißkerle hier. Schule ist nicht dazu da, uns mit Wissen voll zu stopfen oder uns aufs Leben vorzubereiten. Schule ist da, um uns Ordnung beizubringen. Und Disziplin. Und Gehorsam ohne Nachzufragen. Man macht uns zu willenlosen Puppen. Nur damit wir danach unser ganzes Leben arbeiten und die Beine breit machen, um uns täglich von der Gesellschaft vergewaltigen zu lassen. Dafür ist Schule da! Und weil sich ein paar dagegen wehren, gibt es Leute wie sie. Sie gehören zu den verdammten Arschlöchern, die ihr ganzes Leben damit verbringen Leute wie mich niederzumachen. Und wenn das nicht klappt uns dahin zu bringen, wo wir keinen Schaden mehr anrichten können. Als Alkoholleichen in den Gassen oder Stricher auf den Straßen. Das ist es doch, was sie machen, oder?“ Er war immer lauter geworden. Er hatte geschrieen. Er war aufgesprungen und hatte seinen Lehrer angeschrieen. Seinen Lehrer! War er denn verrückt geworden? Jetzt würde er ihn doch erst recht von der Schule schmeißen! Er hatte ihm ja gerade einen Freischein vorgelegt. Und so wie er diesen Typen einschätzte, war es genau das gewesen, was er wollte. Er hatte ihn manipuliert! Mit diesen eiskalten Augen und dem gottverdammten Lächeln auf den Lippen. Es war schon besser zu erkennen. Der Typ lachte ihn förmlich aus! Wie konnte er nur so bescheuert sein? Jetzt hatte dieser Kaiba ja auch allen Grund zu lachen. Er hatte gewonnen. So eine Scheiße! „Ja.“, antwortete Kaiba weiterhin lächelnd, „Das ist genau das, was wir machen. Ein Scheißjob, wie du schon sagtest.“ Katsuyas Gesichtsausdruck entgleiste wieder. Dasselbe Entsetzen wie nur einige Minuten vorher schlich sich wieder auf sein Gesicht. Kaiba musste einfach ein Alien sein. Anders war sein Verhalten nicht zu erklären. Welche Schraube hatte der denn bitte locker? Der war ja total abgedreht! Nein, abgebrüht! Wie konnte er einfach so kalt bleiben? So ruhig? Wie konnte er so etwas einfach so mit einem Lächeln auf den Lippen sagen? War der denn aus Eis, oder was? „Und ich liebe diesen Job.“, Kaiba lächelte auf einmal fast freundlich, „Willst du wissen, warum?“ Der Blonde ließ sich auf den Stuhl zurücksinken und stützte den Kopf mit den Händen ab. Zu etwas anderem war er einfach nicht mehr fähig. Der Typ machte ihn fertig. Was zur Hölle ging in dessen Kopf vor? „Weil dieser Job einfach unglaublich interessant ist.“, plauderte Kaiba munter weiter, „Du lernst jede Menge solcher Freigeister kennen. Und bis auf ein paar Ausnahmen sind es alles hochintelligente Menschen, die die Irrsinnigkeit unserer Welt verstanden haben. Und die meistens nicht wissen, was sie dagegen tun sollen. Und fast immer sind es nebenher unglaublich einsame Menschen, die in ihrem Leben auch unheimlich viel durchgemacht haben. Sie sind daran gewachsen, doch eins bleiben sie auf diese Art immer: Einsame, hoffnungslose Kinder. Die meisten, die einen Job wie ich machen, können das nicht verstehen. Sie versuchen die Menschen wirklich zu brechen und ihnen die letzte Hoffnung zu nehmen, an die sich noch halten. Und sie enden dann, wie du gesagt hast. Sie liegen vor dem Zug, mit dem ich in den Urlaub fahre. Oder vor meinem Auto, wenn ich zur Arbeit muss. Oder ich sehe sie sich von einer Brücke stürzen, wenn ich spazieren gehe. Und ich weiß, dass das nicht nötig wäre. Dass man allen diesem Menschen helfen kann. Und ich versuche so viele zu retten, wie ich nur kann.“ Katsuya konnte sich nicht regen. Alle seine Muskeln schienen plötzlich schlaff, die ganze Kraft war aus ihm verschwunden. Sein Gesicht war nur noch ausdruckslos. Was sollte er davon halten? Was zur Hölle ging in diesem braunhaarigen Kopf vor? Was für eine Absicht lag hinter diesen saphirblauen Augen? Was wollte dieser Typ bloß? Meinte er diese Predigt etwa ernst? Er war Lehrer geworden, weil er jungen Menschen helfen wollte? Was für ein Mensch hatte so einen Totalschaden? Dieser Typ und Menschen helfen? Keine zehn Pferde würden ihn das glauben lassen. Der Typ war doch kalt wie ein Fisch. Ach was, wie ein Eisblock! Menschen helfen – was für ein Quatsch! Sein ganzes Leben für andere aufopfern, wer tat so was schon? Und selbst wenn, wer käme da auf die Idee, das als Lehrer zu tun? Kein Schwein. Entweder der Typ war verrückt oder hatte einfach nur einen Totalschaden. Oder er log. „Ich sehe schon, du glaubst mir nicht.“, Kaiba hatte seine Gedanken erraten, „Brauchst du auch nicht. Du sollst nur wissen, dass ich nicht dein Feind sein will.“ „Wäre auch besser für ihre Gesundheit.“, knurrte der Blonde. Er wusste nicht warum, aber das leichte Lächeln dieses Idioten machte ihn wahnsinnig. Wahnsinnig sauer. Aber diese Forderung konnte man akzeptieren. Er verstand ihn zwar immer noch nicht, aber einen Feind weniger zu haben war auch mal etwas Gutes. Halt, wollte er nicht die ganze Welt zum Feind? Scheiße, der Typ verwirrte einen aber auch. Er wollte die Schule schaffen, darauf sollte er sich erstmal konzentrieren. Und da wäre ein netter Lehrer nichts Schlechtes. Seine Ideologiekrise sollte er wann anders austragen. Der Braunhaarige lächelte noch immer. Er schien auf etwas zu warten. Er saß völlig locker auf seinem Stuhl, die Beine übereinander geschlagen, die Arme lässig auf den Stuhllehnen liegend. Er trank einen Schluck Kaffee. Es klingelte. „Ihr Fünf dürft gehen, genug rum gesessen für heute. Und stellt bis morgen nicht zuviel Blödsinn an.“, meinte er mit einem kurzen Blick zur Klasse. Katsuya errötete leicht. Scheiße! Die hatte er total vergessen. Die hatten ja die ganze Zeit zugehört. Himmel, war das peinlich... aber auch egal. Würden sie halt lästern. War ja schließlich nicht so, als wäre er das nicht gewohnt. Doch sie blieben sitzen. Sie wollten scheinbar wissen, wie das hier enden würde. Kaiba wartete noch immer. Er warf einen Blick auf die Uhr. „Wisst ihr...“, er richtete sich auf und blickte wieder in die Klasse. Sein Blick war kalt. Eiskalt. Er fixierte einen jeden der Fünf damit. „Wenn ich sage, ihr sollt gehen, dann solltet ihr auch gehen. Es könnte sonst sein, dass ich sehr, sehr ruhig werde. Und das wollt ihr sicher nicht erleben.“ Die Schüler sahen sich unruhig an, griffen ihre Taschen und versuchten möglichst nicht mehr zum Pult zu sehen. Nur wenige Sekunden später waren sie verschwunden. Katsuya schluckte. Und dieser Typ wollte sich aufopfern, andere Leute zu retten? Guter Witz! Der brauchte ja wohl selbst eine Therapie! Der Blick war tödlich. Mehr als tödlich. Ein Schauer rann seinen Rücken herab. Die Predigt von eben konnte ja wohl kaum sein Ernst gewesen sein, oder? Kaiba wandte sich wieder zu ihm. Und er lächelte. „Sie machen mir Angst.“, entgegnete Katsuya sarkastisch. „Die Freude ist ganz meinerseits.“, konterte der Braunhaarige. „Und jetzt? Sind wir meinetwegen keine Feinde. Aber wie wollen sie aus mir einen annehmbaren Schüler machen, ohne meinen Willen zu brechen?“ Er setzte sich wieder, trank einen Schluck Kaffee, schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. „Was hast du dir denn so vorgestellt für deine Zukunft?“ „Ich dachte, ich mach’ einen Schulabschluss.“, murmelte der Blonde. „Du willst regelmäßig zur Schule kommen und dich dafür anstrengen?“, hackte der Blauäugige nach. „Ja...“ „Das ist doch schon mal ein wunderbarer Anfang.“, meinte er mit einem plötzlichen Funkeln im Blick, „Normalerweise muss man den meisten Freigeistern erstmal beibiegen, dass sie zurzeit ihr Leben wegwerfen.“ „Ich kenne genug abschreckende Beispiele.“ „Gut. Dann weißt du, was der wahre Abgrund der Gesellschaft ist. Aber obwohl du erscheinst und vielleicht mitarbeitest, wird man dich nicht tolerieren. Es gibt ein paar Regeln, über die kann auch ich mich nicht hinweg setzen.“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch. „Zum Beispiel, dass du eine Schuluniform tragen musst.“ „Vergessen sie’s.“, konterte der Blonde ohne Umschweife. „Lass mich ausreden. Ich denke, wir können einen Kompromiss finden, meinst du nicht?“ „Der da wäre?“, fragte er leicht genervt. „Du trägst die Jacke und die Hose. Genauso wie jeder andere. Nicht zerrissen, nicht umgenäht, nicht umgekrempelt, eben wie die anderen auch. Dafür kannst du dir den Rest aussuchen. Schuhe, T-Shirt, Schmuck – das sei alles dir überlassen. Du darfst nur nichts tragen, was die zwei wichtigsten Uniformteile verdeckt.“ Katsuya knurrte wieder. „Hab ich überhaupt eine Wahl?“ „Nein, das ist schon das Beste, was ich dir bieten kann.“ „Verdammte-“ „Und du darfst nicht mehr fluchen.“, unterbrach der Lehrer ihn, „Und du musst clean sein. Keine Alk und keine Drogen, ist das soweit klar?“ „Super, vorhin schwingen sie Reden von Freigeistern, jetzt setzen sie mir Regeln vor...“, der Blonde verdrehte die Augen. „Das ist nun mal mein Job.“, meinte der Ältere mit einem Lächeln. „Und sie lieben ihn, ich hab’s kapiert. Leute quälen ist immer ein guter Job. Also, was noch?“ Kaiba griff nach seinem leeren Becher und seiner Tasche und ging zur Tür. „Das war es schon, mehr will ich vorerst nicht. Nur eins noch.“, er öffnete die Tür, „Für deine Frechheit heute morgen wirst du die Tafelschwämme ausklopfen. Schönen Tag noch, Hündchen.“ Die Tür fiel ins Schloss. Katsuyas Kinnlade war nach unten gekippt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)