Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 15: In the morning sun ------------------------------ Hey, willkommen beim neuen Kapitel ^.^ Und bei einem neuen Abschnitt. Ich habe ja schon eine Anmeldung bekommen: Kaiba wird vermisst - und hier ist er wieder ^.^ Aber seit seinem letzten Auftritt ist eine ganze Menge passiert, meint ihr nicht? Dieses Kapitel ist trotzdem keine Entschuldigung für die seine lange Abwesenheit. Denn wer mir dies schreibt, hat vollkommen Recht: Das Kapitel ist viel zu kurz! Aber hey - es hat vier Seiten in Word. So kurz ist es gar nicht. Nur passiert eben so ungefähr gar nichts. Außer natürlich der Auftritt einer neuen Person, die wirklich vollkommen OOC ist - was mir aber nicht wirklich etwas macht. Kleiner Tipp: Sie redet gerne zweideutig. Für eure ganzen Einschätzungen Yamis will ich mich noch einmal kurz bedanken und auch für eure wundervollen Kommis ^.^ (wenn ich schon wieder in dieser Ecke bin...) Nun, genug gequatscht, hier das neue Kapitel: _______________________________________________________________________________ Katsuya biss die Zähne zusammen und fiepte leise unter dem heißen Wasserstrahl. Schmerzen. Nichts als Schmerzen. Schmerzen! Mit Tränen und Wasser seinen Körper herabperlend stieg der Blonde aus der Dusche und griff nach dem Handtuch. Ganz vorsichtig tupfte er damit über seine lädierten Stellen, bevor er sich ganz abtrocknete. Kindern sagte man, sie sollten sich von spitzen Gegenständen fernhalten. Alten sagte man, sie sollten sich vor steilen Stellen fernhalten. Jugendlichen sollte man sagen, sie sollten sich vor rauen Dingen fernhalten. Erst recht, wenn der Vater mit einem auf sie einschlug. Auf ihn einschlug. Seine Haut war an mehreren Stellen im Brust-, Hals- und Gesichtsbereich so abgewetzt, dass man das Gewebe darunter sehen konnte. Mit einer Nagelschere hatte Katsuya bereits den Rest der Fetzen abgeschnitten, aber die sehr, sehr tiefen Schürfwunden heilten nicht gerade schnell. Und sie schmerzten! Und wie sie schmerzten! Samstagabend hatte sein Vater ihn zusammengeschlagen – okay, das war nicht zu scheußlich, der Alte war ja schließlich ganz schön zu gewesen. Aber am Sonntag! Als Katsuya zurückkam, war sein Vater nüchtern. So nüchtern wie schon seit Jahren nicht mehr. In der einen Hand die Scheidungspapiere, beide Hände in Raufaserhandschuhen. Insgesamt in ordentlichen Klamotten und noch mit Jacke. Er sagte, er wäre soeben beim Gericht gewesen und hätte sich erkundigt – danach sah er glatt auch aus. Er dachte, sie könnten mal reden. Sich über die Scheidung unterhalten. Er dachte, jetzt könnte er ihn in die Realität zurückholen. Aber er hatte es schon mal festgestellt. Hoffnung ist das trügerischste aller Gefühle. Mit ihr wird man immer enttäuscht. Und nun? Jetzt stand er hier, Teile seiner Haut von einem Handschuh zerfetzt, an manchen Stellen blutverkrustet. Und es schmerzte, er könnte schreien! „Mutter, Shizuka…“, murmelte er leise, „Wenn diese Scheidung wirklich stattfindet, dann wird man mich zu euch schicken. Was werdet ihr mit mir machen? Liebst du mich noch, Shizuka? Hasst du mich noch, Mutter?“ Wie müde ließ er den Kopf sinken. Hatten sie noch irgendwo Bandagen? Oder Mullbinden? Irgendetwas? Seufzend wandte er sich ab, verschwand in sein Zimmer und machte sich fertig. Montags morgens, erste Stunde Deutsch. Kaiba… „Herr Lehrer?“ Kaibas blaue Augen richteten sich auf den Blonden. „Dürfte ich die erste Stunde auf der Krankenstation verbringen?“ „Hast du Schmerzen?“, fragte der Ältere zurück. Wie meinte er das jetzt? Was genau meinte er? Warum nahm er dieses harte Wort? Wusste er etwas? Konnte er etwas ahnen? Na gut, die Wunden in seinem Gesicht sprachen sicher Bände. „Ja.“, antwortete Katsuya kurz angebunden. Kaiba hob leicht die Augenbrauen, nickte dennoch. Worüber er sich wohl wunderte? Dass der Punk verletzt war? Dass er nicht lachte? Dass er keine Schulsachen mit hatte? Wo er ihm die schon extra geschenkt hatte… Der Blonde drehte sich wortlos um und verließ den Klassenraum. Seine Füße trugen ihn zur Krankenstation. Ohne die Schwester zu grüßen zog er die Jacke und sein Shirt aus. Sie nahm es hin. Sie fragte nicht. Irgendwie war sie richtig sympathisch. Warum fragte sie nicht? „Interessiert es sie nicht, warum ich hier sitze?“ „Warum sollte es?“, konterte sie mit einem Lächeln, „Es geht mich nichts an. Zumindest würdest du mir das antworten, nicht?“ Ja, das hätte er ihr gesagt. Sie kannte ihn schließlich. War nicht das erste Mal, dass er hier saß… „Aber eigentlich würdest du dich freuen, wenn ich frage, nicht?“ „Wieso sollte ich?“ „Weil du es magst, wenn sich jemand für dich interessiert. Du möchtest einfach nur ein bisschen Aufmerksamkeit und Liebe, nicht?“ „Pah.“ Aufmerksamkeit hatte er genug. Schließlich wurde er täglich geschlagen. Er beobachtete, wie sie eine rote Paste auf seine Haut auftrug. Er biss einfach nur die Zähne zusammen und zog die Luft scharf ein. „Du darfst ruhig weinen.“ Was? Wie meinte sie das denn jetzt? Er blinzelte verwirrt, während sie ihn mit Binden und Bandagen verpackte. „So.“, sagte sie kurz darauf, „Fertig.“, sie strahlte ihn an, „Komm morgen früh wieder vorbei, ja? Dann wechseln wir die Verbände.“ „Und meine morgendliche Dusche?“ „Du überlebst auch mal ohne.“, sie zwinkerte. Katsuya legte die Stirn in Falten. Was war das denn für eine Frau? „Ich dachte, Frauen mögen keine ungepflegten Männer.“, er grinste sie an. Doch, die mochte er. Die war echt komisch. Genau sein Geschmack. „Lieber stinkst du morgen, als dass all deine Wunden aufreißen. Das würde mir viel zu viel Arbeit bereiten.“, sie ging nicht auf seine Anmache ein. Katsuya zog eine Augenbraue hoch. „Und du machst sowieso schon genug. Falls du die Verbände doch abmachst, weil du ja eh nie auf mich hörst, dann wundere dich nicht, wenn deine Haut gelb ist. Das ist normal bei dieser Salbe.“ „Wie seh’ ich denn dann bitte aus?“, murrte der Jüngere. „Gelb.“, sie räumte währenddessen die Utensilien weg und schloss die Tube wieder in den Arzneimittelschrank, „Wie geht es eigentlich deiner Stirn?“ Ach ja, die gab’s ja auch noch… war kaum eine Woche her, dass sie ihm die genäht hatte. Am Wochenende hatte er ein Stirnband darüber getragen. „Könnten sie es sich mal ansehen?“, bat der Punk. „So höflich?“, sie lächelte, „Irgendwie bist du seit letzter Woche anders. Das ganze letzte Jahr kommt kein freundlicher Ton über deine Lippen und plötzlich werde ich sogar gesiezt...“ Katsuya schwieg lieber. „Magst du es deiner lieben Krankenschwester Isis nicht sagen?“ „Nein.“, murmelte er beleidigt. Hatte er sich echt so verändert? „Schade.“, sie seufzte, „In letzter Zeit ist es so ernst hier… als hätten alle plötzlich schlechte Laune.“ „Das könnte an unserem stellvertretenden Direktor liegen.“, meinte Katsuya. „Kaiba? Wieso er?“ „Weil er ganz schön fies sein kann. Und weil er andauernd Schüler von der Schule wirft.“ „War er zu dir auch schon gemein?“, fragte sie mit fürsorglichem Ton. „Er ist mein Klassenlehrer.“, wich der Jüngere aus. „Das beantwortet meine Frage nicht.“ „Nun… er…“, unwillkürlich wurde er leicht rot, „Zu mir war er eigentlich ganz… freundlich.“ „Freundlich?“, hackte sie nach. Verdammt, er hatte doch keine Ahnung, wie er das nennen sollte! Mit positiven Gefühlen kannte er sich nicht so aus. Aber verhielt sich Kaiba wie ein Freund? „Na ja… auf seine Art eben. Hinter dem Eis glüht ein ganz schönes Temperament…“, versuchte Katsuya sich zu erklären. „Was hat er getan?“ „Mich bedroht. Mich gedemütigt. Mich zu dieser Uniform gezwungen.“, fasste er zusammen. Stimmt, er war ja wirklich richtig fies gewesen… „Und?“, in ihren Augen konnte man sehen, dass sie wusste, dass das nicht alles war. „Er hat mir Schulsachen geschenkt. Und diskutiert gerne mit mir…“ „Er schenkt dir eine Menge Aufmerksamkeit, nicht?“ Sie lächelte undeutbar. Die Schulglocke klingelte. Ein paar Türen zum Flur öffneten sich, Schüler kamen und gingen, überall lautes Geplapper und Lachen. Freundinnen hielten Händchen, Freunde klopften sich auf die Schultern. Lehrer baten verzweifelt um Ruhe. „Ich glaube, ich werde die Fäden ziehen.“, eröffnete ihm Isis das Kommende. Katsuya knurrte nur. Noch mehr Schmerzen. Was tat eigentlich mehr weh? Wenn sein Vater ihn schlug oder die Schmerzen danach? Sie griff nach einem Knipser und durchtrennte den ersten Faden. Definitiv die Schmerzen nachher. Nach dem Knipsen begab sie sich daran, ihm die Nylondrähte aus der Stirn zu ziehen. „Haben sie dieses komische Betäubungsspray noch?“, fragte der Blonde hoffnungsvoll. „Ja.“, sie zog am ersten Fadenstück, „Aber nicht für dich.“ Er gab keinen Ton mehr von sich. Sie öffnete den Schrank, holte die Tube wieder raus und tupfte ihm auch auf die Stirn das halbfeste Rot. Es brannte nicht sehr, aber unangenehm war es trotzdem. Hinterher wurde noch ein schön großes, breites Pflaster draufgeklebt und er war endlich fertig. „Na, da kann ich ja mal richtig stolz sein.“, lächelte sie, „Ärztliche Versorgung in Rekordzeit war das.“ Während sie wieder zusammenpackte, betrachtete Katsuya sein Spiegelbild auf der Fensterscheibe. Ob er sein Shirt überhaupt wieder überziehen sollte? Brauchen würde er es sicher nicht. „Ich glaube, da kommt dein Erlöser.“ Der Punk versuchte, die Stirn in Falten zu legen, doch das Pflaster hinderte ihn daran. So traf die lächelnde Isis nur ein verwirrter Blick. Sie nickte Richtung Flur. Katsuya wandte sich um, doch seine Nachfrage blieb ihm auf der Zunge haften. Eine hoch gewachsene Gestalt betrat soeben das Krankenzimmer, nickte der Schwester zu und musterte den Blonden in seinen Bandagen mit seinem kalten Blick eingehend. „Du siehst nicht gerade gut aus…“, entschied Kaiba für sich. „Das tu ich ohne Bandagen auch nicht.“, konterte Katsuya leicht eingeschnappt. „Ach?“, ein fieses Lächeln stahl sich auf die Lippen des Brünetten, „Hast du das denn schon mal gesehen, kleiner Rebell?“ „Was? Mich ohne Bandagen?“, fragte der Jüngere leicht irritiert nach. „Oder einen Spiegel.“ „Hey! Ich besitze sehr wohl einen Spiegel!“, knurrte er. „Na dann.“, Kaiba hob die Klamotten des Verletzten von der Stuhllehne und drückte sie diesem in die Hand, „Scheint dir ja ganz gut zu gehen. Und da du mehr als die Japanischstunde gerade nicht frei hast, solltest du dich mal ganz schnell zur Klasse begeben.“ „Und wenn ich nicht will?“, fragte Katsuya fies. „Dann wird deine eine Stunde Nachsitzen heute um eine weitere verlängert.“ Und Kaibas leichtes Grinsen war glatt noch fieser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)