Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 18: Zum Leben verurteilt -------------------------------- Ich lade nur so schnell hoch, weil ich mal wieder über drei weitere Kapitel fertig habe! Ich denke nicht, dass das zur Gewohnheit wird, dass es hier alle drei Tage ein neues Kapitel gibt >.< Nein, nein, nein, das muss nicht sein! Aber was soll ich tun, eure ganzen Kommentare geben so viel Inspiration, ich kann nicht anders als zu schreiben. Und heute habe ich schon wieder ein ganzes Kapitel verfasst. Und ich habe es extra nicht bei einem Cliffie enden lassen! Nun, um mal endlich auf dieses Kapitel zu kommen - es ist ein wenig depressiv. Aber dass es Katsuya schlecht geht, das konntet ihr euch ja sicher schon denken. Und während im letzten Kapitel zu wenig Gefühle waren, gibt es hier zu viel - trotzdem viel Spaß ^.^ ______________________________________________________________________________ Katsuya ging leicht nach vorne gebeugt, die Hände in den Hosentaschen, die Straße entlang. Leer. Menschenleer. In diese Gegend kam kein anständiger Bürger, wenn er nicht sterben wollte. Er war kein anständiger Bürger. Er war nie einer gewesen. Würde er einst einer sein? Seine Zukunft lag in Scherben. Seine Vergangenheit ebenso. Seine Mutter hatte ihn gehasst. Warum, das wusste er nicht. Er würde es wohl auch nie erfahren. Seine Schwester hingegen wurde geliebt. Manchmal machte ihn das eifersüchtig. Aber eine Erinnerung an das unschuldige Lächeln der Kleinen ließ ihn das wieder immer wieder vergessen. Und sein Vater… war der überhaupt da gewesen? Er hatte nicht viel Erinnerung an ihn. Ob es überhaupt sein Vater war? Vielleicht war seine Mutter vergewaltigt worden? Das wäre eine Erklärung. Warum sie ihn hasste. Warum sein so genannter Vater ihn hasste. Warum sie ihn zurückgelassen hatte. Aber das war irrsinnig. Seine Mutter war eine anständige Bürgerin. Man vergewaltigte keine anständigen Bürgerinnen. Nein, denen fehlte das Flair. Bei denen fehlte das Risiko. Es fehlte der Touch des Erotischen. War seine Mutter vielleicht keine anständige Bürgerin? Einfach damals keine gewesen? Ja, vielleicht war sie nur eine verdammte Nutte. Sie hatte sich an den am meisten versprechenden Mann geschmissen und ihren Status mit ihren Kindern gesichert. Bis er zu Trinken begonnen hatte. Darauf war sie mit dem Geld abgehauen, das sie durch ihren Anwalt bekommen hatte. Shizuka hatte sie mitgenommen. Vielleicht hatte sie wenigstens sie geliebt. Er war zurückgeblieben. Ihn hatte sie nicht haben wollen. Ihn nicht, der doch seinem Vater so ähnlich sah. Aber wer wusste schon, was damals war? Fakt war, dass er nicht genug wert gewesen war, damit sie ihn mitnahm. Und nun war er hier. Die Gosse, wie die anständigen Bürger so gerne sagten. Der Ort, den er Heimat nannte. Hier hatte er Bestätigung gefunden. Hier hatte man ihn akzeptiert. So gesehen war er ganz schön undankbar. Er tat alles, um von hier weg zu kommen. Der Ort, wo er hinwollte, war die Gesellschaftsschicht, in der die höher Gestellten nicht mehr auf ihn spuckten. Ja, er hatte ein anständiger Bürger werden wollen. Er wollte einer von denen werden, die ihn jetzt quälten. Mit Schulausbildung und Job und allem drum und dran. Eine Woche hatte er diesen Traum gelebt. Sieben Tage lang. Sieben Tage Glück. Was hatte ihn zerstört? Es war ein schleichendes Gift gewesen. Worte, die ihn nicht getroffen hatten. Nein, sie waren ganz langsam unter seine Haut gekrochen, durch seine Adern geflossen und sich in sein Herz genistet. „Ich bin ein Insekt der Gesellschaft, das zertrampelt gehört…“, flüsterte Katsuya. Ja, er hatte es sich gemerkt. Jedes einzelne, verdammte Wort hatte er sich gemerkt. Alles, was Kaiba gesagt hatte ab dem Zeitpunkt, wo zwischen ihnen alles gesagt gewesen war. Hatte es ihn gewundert, dass der Brünette gelogen hatte? Hatte es ihn gewundert, dass er ihm auf die Nerven gegangen war? Hatte es ihn gewundert, dass er als Spielzeug lästig geworden war? Nein. Und hatte es ihn überrascht, dass er wertlos war? Nein. Es war doch eigentlich wie immer. Er war beleidigt worden. Er war belogen worden. Er war betrogen worden. Er war lästig geworden. Er stand noch immer im Regen und schaute dem Wagen hinterher, in dem seine Mutter mit seiner Schwester von ihm gegangen war. „Was suchst du denn hier?“, grollte sein Vater, der im Türrahmen des Wohnzimmers stand. „Ich wohne hier.“, meinte Katsuya und wollte an ihm vorbei gehen. Doch ein Arm hielt ihn zurück. „Was kommst du so spät?“, schlug es dem Jüngeren gepaart mit einer Dunstwolke von Alkoholgestank entgegen. „Ich hatte noch ein Gespräch mit meinem Lehrer.“, er versuchte, sich frei zu winden. „Hast du wieder Scheiße gebaut?“ „Nein!“, schrie Katsuya, „Nein, habe ich nicht! Ich habe nichts falsch gemacht! Ich habe nichts getan!“ „Sei ruhig!“ Eine flache Hand schlug auf seinen Hinterkopf. Sein Kinn schlug an seine Brust und er taumelte vorwärts. Sein Vater packte seinen Ärmel und zog ihn zurück, während er mit der anderen wieder ausholte. Die Schläge prasselten nur so auf ihn nieder. Wenn er fiel, wurde er wieder hoch gezogen, um weiter zusammengeschlagen werden zu können. Wenn er am Boden lag, setzte es Tritte. Wenn er schrie, lachte sein Vater. Manches Mal wurde nur sein Kopf wie eine fliegende Kugel durch die Gegend gescheuert. Manches Mal traf es seinen Magen oder Darm. Manches Mal schlug er gegen die Wand. Sein Atem ging schnell, unterbrochen durch Keuchen und Husten. Seine Augen blieben geschlossen, während Tränen heraus rannen. Seine Arme schlagen sich um seinen Körper, um die Wucht abzufangen. Bis er gegen die Wand gedrückt wurde. Ja, dann war alles aus. Die Wand bedeutete Schmerz. Entweder durch die nicht abzubremsenden Schläge. Oder durch die rohe Gewalt, wenn er hilflos war. Oder durch den Gürtel. Katsuya lehnte an der Wand. Sein Rücken drückte sich dagegen, seine Beine waren angewinkelt, die Arme darum gelegt. Nein, das war nicht irgendeine Wand. Das war eine gute Wand. Mit echter Tapete. Ohne die Reste von toten Tieren, die hässliche Flecken auf der durch den Schimmel einheitlich weißen, grünlichen oder braunen Fläche hinterließen. Wie war er hier gelandet, nachdem sein Vater ihn aus der Wohnung geworfen hatte? Er erinnerte sich nur noch an den Aufprall auf der Treppe. Und das Aufkommen an deren Ende. An endlose Schmerzen. Doch jetzt war da nichts mehr. Alles war leer. Sein Kopf war leer. Frei von all den schlimmen Gedanken, von all den Ängsten und Schmerzen. Warum lebte er noch? Eigentlich stellte er sich diese Frage nicht. Sie hatte sich in sein Unterbewusstsein gegraben und drang nun hervor. Langsam und stetig wie das Gift der Worte schlich sie sich in sein Bewusstsein und begann ihn von innen heraus zu zerfressen. Warum war er so schwach? Warum war er so geschaffen worden? Warum war die Welt wie sie war? Warum all diese Grausamkeit? Warum die Schmerzen? Warum das Leiden? Warum die Qual? Warum der Hass? Warum? Warum? Warum? Nur weil er ein Mensch war? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)