Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 19: Tenderness ---------------------- Also doch Dreitagestakt... ich gebe mich geschlagen. Aber nur solange ich mit dem Schreiben mitkomme ^.- Ich bin jetzt bei Kapitel 22, das wäre hier Nr.23 (remember? Eins gibts zweimal ^.-) So mal abgesehen davon, gerade mal eine wusste, wer als nächstes auftauchen könnte ^.- Haltet euch mit euren Vermutungen nicht zurück, ich nehme alle gerne ^.^ Die Vermutung war übrigens richtig. Hier kommt der Star: Yami! Okay, angesichts der Situation sollte ich hier nicht so fröhliche Kommentare schreiben, aber wie erwartet soll es Kats ja hier gleich besser gehen ^.- Viel Spaß mit dem Kapitel ^.^ ______________________________________________________________________________ „Katsuya?“, fragte eine freundliche Stimme neben ihm. Die Person kannte er doch! Yami! Aber wie kam der denn plötzlich in seinen Alptraum? „Hey, Katsuya…“ Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, zog der Blonde scharf die Luft ein. Schmerzen! Verdammte Schmerzen! Tausend Dolche, die durch seine Brust wirbelten! „Entschuldige.“, die Hand wurde zurückgezogen, „Sieh mich doch bitte an.“ Mit Tränen in den Augen hob der Jüngere seinen Blick. „Autsch.“, war der einzige Kommentar darauf. Fünf Minuten später saß er in einer modern eingerichteten Küche mit einem Becher warmer Milch in der Hand, den er lautlos trank. Yami wirbelte einen Meter entfernt vom Kühlschrank zur Spüle, zur Ablage, zum Herd und in beliebiger Reihenfolge wieder zurück. Der Blonde musste auch gar nicht mal lange warten, da hatte er schon einen Teller mit einem dicken Pfannkuchen vor sich stehen, der himmlisch duftete. „Zucker? Zimt? Nussnougatcreme? Ahornsirup?“, fragte Yami nach. Der mittlerweile nicht mehr weinende junge Mann schüttelte nur den Kopf und machte sich über die Leckerei her. ... „Was ist geschehen, Kats?“ Der Angesprochene, der gerade fertig gegessen hatte, kauerte sich auf seinem Stuhl ein wenig zusammen. „Du brauchst es mir nicht sagen.“, der andere lächelte ihm entgegen, „Soll ich dich neu verbinden?“ „Unsere Krankenschwester hat gesagt, ich soll da bis morgen nicht drangehen…“ „Aber dein Vater hat drauf geschlagen, oder?“ Katsuya wandte seinen Blick ab. „Dann sollte man eigentlich neu verbinden. Weißt du, was für eine Wundheilsalbe sie benutzt hat?“ „Ähm… eine rote. Und sie sagte, dass ich danach gelb aussehe, wenn sie den Verband abmacht.“ „Dann war es eine Iodsalbe. Kein Problem, so was habe ich auch da.“, sein Blick verfinsterte sich ein wenig, „Wenigstens von Wundsalben habe ich eine Ahnung…“ „Yami…“ „Und waschen können wir dich dann gleich auch. Mit der richtigen Technik klappt das fast schmerzfrei und es entspannt hinterher ungemein.“, er lächelte dem Blonden entgegen. „Danke…“ Katsuya fragte sich wirklich, warum er so selten bei Yami vorbeischaute. Es waren immer nur schlimmste Umstände, die ihn hertrieben. Aber der Ältere konnte einen wirklich alles vergessen lassen. Himmlisches Essen, himmlische Pflege, himmlische Lebensart. Die Wohnung war wunderschön, stilvoll eingerichtet, sauber und hygienisch. Mit seinem kleinen Vermögen hatte der Stricher wirklich etwas Gutes angefangen. Kochen konnte er wie kein anderer, auch wenn es meist nur ganz einfache Gerichte gab. Bei Katsuya war sowieso immer Not am Mann, da scherte er sich nicht um ein kunstvoll variiertes Essen und das wusste auch Yami. Er hatte sich da schon perfekt drauf eingestellt, obwohl der Blonde fast nie in seiner Wohnung auftauchte. Und die Zärtlichkeit, mit der der Ältere ihn pflegte, war einfach umwerfend. Er hatte den Größeren mit Umsorgtheit aus seinen Klamotten und vor allem aus den Bandagen geschält, die teilweise auf dessen Haut klebten. Es war schmerzhaft gewesen, ohne Frage, aber Yami hatte dagegen schon Mittel gewusst. Waren die Stofffetzen einmal ab, war ja schon alles viel besser gewesen. Mit Sanftheit hatte der Violetthaarige Katsuyas Körper mit einem weichgespülten, grob gewebten Baumwolltuch abgetupft und diesen somit vom Schmutz wie auch von der kränklich gelben Färbung befreit. Von Yami wieder neu eingecremt zu werden war ebenso schön. Gegen den besorgten Freund war Isis richtig grob gewesen. Und mit frischen Bandagen sah die Welt doch gleich viel anders aus! Gesprochen hatten sie jedoch keinen Ton. „Danke…“, flüsterte Katsuya. Er lag auf der Couch, eingewickelt in eine leichte Sommerdecke, mit dem Kopf in Yamis Schoß. Wie gemütlich das alles war, konnte er einfach nicht beschreiben. Wie viele Jahre schon hatte er einen solchen Luxus nicht mehr erlebt? So weit konnte er sicher noch nicht einmal zählen. Hatte er so was denn überhaupt schon mal gehabt? „Darf ich hier bleiben?“, fragte er hoffnungsvoll. „Klar.“, antwortete Yami sofort, „Aber ich für meinen Teil muss heute Nacht arbeiten. Da gibt es ein paar Termine, die kann ich wirklich nicht verlegen. Aber nach Mitternacht bin ich wieder da.“ „Versprochen?“ „Versprochen.“ „Dann schlafe ich bis dahin…“, murmelte der Blonde noch, bevor sein Bewusstsein langsam in die Dunkelheit davon glitt. „Schlaf gut.“, ein Kuss wurde ihm auf die Stirn gesetzt. „Mhm…“, Katsuya verzog leicht das Gesicht und drehte sich weg von der Hand, die ihm über die Wange gestreichelt hatte, „Grmbl…“ „Aufwachen…“, jemand pustete in sein Ohr. „Wah!“, er schreckte zusammen und wandte sich zu der Person, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. „Na, du?“, Yami lächelte ihm entgegen, „Ich weiß ja nicht, wann du in die Schule musst, aber ich glaube, dass jeder nach zwölf Stunden Schlaf mal aus den Federn sollte.“ „Zwölf Stunden?“, nuschelte der Blonde noch ganz verschlafen. „Ja. Es ist jetzt sieben Uhr morgens.“ Katsuya schloss nur die Augen wieder und drehte sich zurück in die Decke. „Muss ich den Waschlappen holen?“, scherzte der Ältere. „Noch fünf Minuten, Mama…“ „Na komm, ich habe Essen gemacht.“ „Frühstück!“, sogleich war der Neunzehnjährige hellwach, „Komme!“ „Erstmal gehst du dich waschen. Apropos, ich habe deine Klamotten gewaschen. Sie liegen im Badezimmer.“ „Danke!“, er drückte Yami einen Kuss auf die Wange und verschwand im Badezimmer. Fröhlich pfeifend hüpfte er förmlich kurz darauf auch in die Küche. Wow! Yami war ein Genie! Eine hübsche Küche, einfallendes Sonnenlicht und ein mit Essen bepackter Tisch. Was gab es Schöneres? Croissants, Muffins, Amerikaner, Brötchen, Graubrot, Vollkornbrot, Stuten, Körnerbrot, Schwarzbrot, ja, selbst Brezeln! Und das hier in Japan! Ein Traum, ein einst in unendliche Ferne gerückter Traum erwachte zu neuem Leben. „Yami…“, flüsterte der Blonde voller Rührung. „Ich hab’ doch keine Ahnung, was du so magst. Gefrühstückt haben wir noch nie zusammen.“ „Du hast das nur für mich eingekauft?“, fragte er überrascht. „’Türlich.“ „Oh, Yami!“, Katsuya umarmte seinen Freund stürmisch, „Ich hab’ seit Jahren nix anderes als Reis mehr gegessen. Das ist der Wahnsinn!“ Und ab dem Moment gab es kein Halten mehr. Der Blonde futterte, bis er glaubte, zu platzen. „Musst du nicht zur Schule?“, fragte Yami irgendwann mal. Er hatte kaum mehr als eine Schnitte gegessen und stattdessen lächelnd den Blonden beobachtet. Ob er auf Diät war? Ach nein, er musste ja vorher schon etwas gegessen haben. Gegen vier Uhr ungefähr, wenn er sich richtig erinnerte. „Ich hab’ erst zur dritten Stunde.“, Katsuya lehnte sich zurück, „Und wenn ich ehrlich bin… ich weiß nicht, ob ich überhaupt hingehe.“ Der Ältere verlor sein Lächeln und wurde ernst. „Was hat der Typ dir angetan?“ „Wer?“ „Dein Lehrer.“ „Ach…“, der Braunäugige lenkte seinen Blick zu Boden, „Na ja…“ Yami kannte ihn wirklich gut. Wenigstens einer, der ihn verstand… „Weißt du, er… also gestern…“ „Ja?“, fragte dieser sanft. „Er hat… gelogen.“ „Wobei?“ „Bei allem, was er letzte Woche gesagt hat… er meinte gestern, ich wäre als Spielzeug lästig geworden. Und dass ich ihm auf die Nerven gehe… und… dass ich wie ein Insekt für die Gesellschaft bin… und zertreten gehöre.“ Katsuyas Arme schlagen sich um seinen Körper und ein leichtes Zittern befiel ihn. Mit den Augen geschlossen und den Lippen aufeinander gepresst konnte er die Tränen auch nur schwer zurückhalten. Er hörte einen Stuhl über den Boden schaben und spürte, wie Yami um den Tisch kam. Dieser setzte sich breitbeinig auf seine Beine und legte ihm die Arme auf die Schultern. „Hey.“, er pustete mitten in Katsuyas Gesicht, „Guck mal.“ Dessen Augen öffneten sich und blickten direkt in Yamis schöne Amethyste. „Wein’ ruhig. Liebeskummer ist eine böse Sache.“ „Aber ich liebe ihn nicht!“, nörgelte Katsuya, während ihm schon die Tränen über die Wangen liefen, „…oder?“ „Weiß ich nicht, ich kann nicht in dich hineinsehen. Aber es hörte sich danach an.“ „Warum immer ich?“, jammerte er weiter. „Tja, das Glück hat bei dir wirklich noch nicht zugeschlagen… aber vielleicht wurde es nur für einen ganz bestimmten Moment aufgehoben.“ „Wirklich?“ „Ich denke schon. Da lohnt es sich doch richtig weiter zu leben. Irgendwann schaut das Glück auch bei dir vorbei.“, der Ältere zwinkerte ihm zu. „Okay…“, murmelte der Blonde und lehnte sich an Yamis Schulter, um da stumm weiter zu weinen. „Und was soll ich jetzt tun?“, fragte Katsuya eine Ewigkeit später, während er sich wieder aufrichtete. „Auf jeden Fall nicht wegen einem Idioten deine ganze Schullaufbahn in den Müll werfen.“ „Aber er ist mein Klassenlehrer!“ „Dann überzeuge ihn davon, dass du mehr als ein Spielzeug bist.“, meinte Yami voller Ernst, blickte Katsuya tief in die Augen und bewies einmal mehr, dass er einer der willensstärksten Menschen dieser Welt war. Seine Amethyste funkelten vor Entschlossenheit, Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein. Eben so, wie Katsuya ihn seit Jahren kannte. Das war der Blick, der zeigte, wie stark Yami in Wirklichkeit war. Derselbe Blick, den er auch bei ihrem ersten Treffen hatte. Damals, als er in einer der unzähligen dunklen Gassen auf dem kalten Beton gelegen hatte, drei Männer hinter sich, einer davon über ihm, der immer und immer wieder in ihn eindrang und ihm dabei ein Messer an die Kehle hielt. Eine Vergewaltigung wie sie hier täglich geschah. Doch Yami hatte nicht geschrieen. Er hatte nicht um sich geschlagen oder sich sonst wie gewehrt. Er hatte nicht einmal den hohlen, stumpfen Blick gehabt, den die meisten aufsetzten, wenn sie in eine andere Dimension abglitten, um der Realität zu entkommen. Er hatte nur da gelegen und Katsuya angesehen, der mehr zufällig um die Ecke gekommen war. Mit eben diesen Augen. Diesen starken, ausdrucksvollen Augen, die in diesem Moment nur eins sagten: Ihr könnt mich nicht brechen. Katsuya lächelte. Auch seine Augen begannen zu funkeln. „Das wird er früher merken als ihm lieb ist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)