Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 27: Return ------------------ Vorsätze bröckeln schnell, was? Ich bin schon wieder unter der 2000-Wörter-Grenze. Aber vielleicht entschädigen euch zwei neue FFs von mir? Nun, ich habe jede Menge Kitsch verzapft. Abgefüllt und eingekorkt unter den Namen "Die Kunst des Küssens" und "Back to us". Ich wünsche auch dort viel Spaß beim Lesen ^.- Ansonsten möchte ich mich noch mal herzlich bei den Lesern bedanken, die beim letzten Kapitel ihre Gedanken zum Text aufgeschrieben und mir geschickt haben. Ich danke euch wirklich, das bringt mich weiter. Und auf die vielfache Frge hin, ob das meine eigene Meinung war: Jein. Es ist eine Meinung, die mit meiner viel zu tun hat. Aber ich vertrete verschiedene Meinungen. Viel Spaß beim Lesen dieses Kapitels ^.- _______________________________________________________________________________ „Sollte ich jetzt eifersüchtig werden?“, fragte eine tiefe Stimme von der Tür aus. Ryous Kopf schnellte herum, er sprang auf, schlug beim Laufen fast gegen die Tischkante und warf sich seinem Bruder in die Arme. Ob das wohl seine alltägliche Begrüßung war? Irgendwie rührend… Ein Kuss, ein zweiter, Bakura konnte sich nur noch mit seiner Ryou-Klette am und um den Hals fortbewegen. Ob es einen Unterschied machen würde, wenn man die beiden einfach zusammenklebte? Halt mal, was dachte er hier eigentlich? Ach, die Rede hatte ihn aufgewühlt… „Na, Blondi, wie steht’s so?“ „Nix steht wie du siehst. Ich kann nicht sagen, dass ich von deinem Bruder die Finger lasse, aber zumindest reichen meine Finger nicht so weit.“ „Gegen Langfinger habe ich auch ganz entschieden was.“ „Ich dachte, du hättest eine diebische Freude am Leben.“, feixte Katsuya zurück. „Ich gehöre aber zu den Meisterdieben. Das hat nichts mit langen Fingern mehr zu tun.“, Bakura schloss die Augen und warf den Kopf in den Nacken und lachte kurz, „Aber ich erwarte nicht, dass du das verstehst, Blondi.“ „Wenn ich ’ne Blondine bin, bist du eine Perloxidperle, Wölfchen.“ Dafür fing er sich glatt einen bösen Blick ein. „Nicht jeder hat den Mut, über die Normen hinauszugehen.“ „Verdammt noch mal, das ist meine natürliche Haarfarbe!“, der Blonde sprang auf. „Meine auch.“, erwiderte das so genannte Wölfchen ruhig. Katsuya zwinkerte zweimal und legte den Kopf schief. „Das soll Natur sein?“ „Glaubst du denn, Ryou würde seine Haare färben?“ „Nein, aber seine Farbe kann ich mir mit einem extrem hellen Blond erklären. Deine aber nicht. Ich dachte, der Silberglanz wäre dazugefärbt…“, er trat auf die beiden zu und schnappte sich jeweils eine Strähne zum Vergleichen, „So eine Haarfarbe kann doch nicht normal sein…“ „Würde mein Bruder meine Arme nicht beschlagnahmen, du hättest meine Faust schon in der Fresse…“, knurrte Bakura. „Hm?“, die braunen Augen schnellten wieder nach oben und trafen eiskalte blaue mit schwarzen, sehr tief schwarzen Pupillen, die unter Feuer zu stehen schienen, „Ähm…“, er ließ die Strähnen wieder los, „’Tschuldigung?“, fragte er kleinlaut. „Nicht. Angenommen.“, die Lider um die Gletscher zuckten zusammen, sodass nur die endlose Schwärze zurückblieb. Katsuya machte einen Schritt zurück und warf einen Blick zu Ryou. Er wollte sich ganz sicher nicht mit dem Wolf anlegen! Wolf gegen Hund war keine gute Idee! Und dabei aß man Hundegulasch nur in China! Der Silberhaarige grinste plötzlich. „Ich denke…“, begann er mit einem Unglück verheißenden Unterton in der Stimme, „Wir sollten darum spielen.“ Hilfe! Wabberten da gerade geisterhafte Schatten um den schwarz Gekleideten? Der Eingeschüchterte schluckte. „Toll!“, Ryou lächelte zwischen beiden hin und her, „Wir wollten Karten spielen. Jetzt haben wir endlich unseren dritten Mann. Danke, Kura.“ Das sah nicht so aus, als täte er das für seinen Bruder! Hilfe! „Trumpf, mein Stich.“, Bakura nahm die Karten an sich und legte sie auf seinen Stapel, bevor er einen weiteren Buben aufs Feld schmetterte. Seit einer geschlagenen Stunde hatte Bakura jeden – wirklich jeden! – Stich gewonnen und selbst Ryou hatte mittlerweile schon nachgefragt, ob er ihn nur manchmal hatte gewinnen lassen. Der Silberne hatte ein unglaubliches Spieltalent und eine Taktik, die Katsuya definitiv zu hoch war. Und sein Partner sah auch nicht so aus, als würde er sie allzu bald knacken. Bakura erhielt denn auch diesen Stich wieder. Ein Ass, eine Dame, ein weiterer Bube und sogar eine Pik acht! Er gewann mit wirklich jeder Karte. Aber auch nur, weil er den Trumpf bestimmen konnte – zumindest fand der Blonde diese Ausrede passend. „Hundertzwanzig, sieben.“, verkündete der Wolf für die Wertung, die ja eigentlich gar nicht nötig wäre. Ihn konnte man eh nie im Leben wieder einholen. Katsuya seufzte und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. „Ich gebe mich geschlagen.“ „Wurd’ auch Zeit, Verlierer.“, Bakura grinste ihn an. „Bin ich auch ein Verlierer?“, fragte Ryou dagegen, während seine Augen zu einem wirklich gelungenen Hundeblick ansetzten. War das jetzt ernst gemeint oder gespielt? Egal, auf jeden Fall funktionierte es. Der ältere Bruder war beschäftigt, seinen Spatz im Arm zu halten und zu küssen und dieser bekam, was ihm gefiel. Nur Katsuya saß daneben und war nicht glücklich. Mann, er wollte auch! Selbst wenn er sich Kaiba schnappen konnte, der würde ihn doch nie im Leben vor den Augen anderer küssen… ob er ihn überhaupt küssen würde? Er machte ja nicht den Anschein eines sehr gefühlsbetonten Menschen – außer natürlich es ging ums Diskutieren. Der Mann konnte auch wirklich keine Gegenmeinungen akzeptieren. Wie sollte man mit dem bloß eine Beziehung führen? Wieso dachte er darüber eigentlich nach? Er würde Kaiba eh nie kriegen. „Na?“ Katsuya zuckte, schoss hoch und warf beinahe Bakura um, der vor ihm stand und sich vorgebeugt hatte. Seine Hand schnellte an sein Herz und im Takt des gestockten Atems blinzelte er mit den braunen Augen. Währenddessen musste sich der Silberne an seinem Freund festhalten, weil sein eigener Lachkrampf ihn fast von den Beinen gerissen hatte. „Das ist nicht lustig!“, schmetterte der Blonde ihm entgegen. Bakura ließ sich davon nicht stören. „Hey! Wolf! Silberhaar! Grinsekatze! Spielfanatiker!“, doch dem Schreienden fiel noch eine bessere Ryou-gerechte Beleidigung ein, „Langfinger!“ Stille. Der Wolf richtete sich zu voller Größe auf, drehte den Kopf langsam – sehr langsam – in Richtung des Älteren und warf ihm einen tödlichen – sehr tödlichen – Blick zu. Und das bevor, Betonung auf bevor, er einen Stahlgriff aus der Hosentasche zog und mit einem leisen Klicken das Messer aufschwang. „Ähm… Bakura?“, der Fixierte hob die Hände und machte einige Schritte rückwärts, um Abstand zu dem Heranschleichenden zu halten, „Du willst hier nicht wirklich eine Messerstecherei beginnen, oder?“ Okay, das war sein Fach, aber nicht in der Wohnung eines Freundes mit dessen Bruder! Aber sagte Ryou nicht, dass er keine Scherze macht? Bakuras Blick wurde nur noch härter. Katsuya spürte, dass die Wand nicht mehr weit lag. Ein Blick zu Ryou – verwirrt, eingeschüchtert, ängstlich. Keine Hilfe zu erwarten. Seine Gesichtsmuskeln erschlafften. Mit einer flüssigen Bewegung hielt er sein Messer in der Hand. Das linke Bein schob sich ein Stück nach vorne, seinem Feind wandte er die Seite zu, die Waffe wurde auf einen schnellen Stich von unten zurückgezogen. Sein Blick fixierte den Herannahenden. Zwei Schritte. Einer. Der Blonde schnellte vor. Bakuras linke Hand packte seine, dessen Körper drehte sich in der Bewegung, die rechte Hand mit dem Messer schoss auf Katsuyas Schlagader zu. Der blockte. Der Silberne führte sein Messer wie ein Schwert! Etwas mehr Körperkraft und er hätte sich eher den Arm gebrochen als den des anderen halten zu können. Katsuyas Mundwinkel zuckten. Pat. In einem Turnier würde hier abgebrochen und neu begonnen. Im echten Leben nicht. Das war der Kick! Er spürte das Adrenalin durch seine Adern rauschen. Bakura stand mit einer zweiten Drehung fast in der Ausgangsposition, schoss unter seinem Arm her und zielte auf seine verwundbarste Stelle. Direkt zwischen Rippen und Becken. Der Blonde riss dafür den Arm hoch, vollbrachte eine Drehung auf Kuras waffenloser Seite, zog der Arm herab und sprang hinter dessen Rücken, sodass dieser ihn loslassen musste. Frei, Rückenposition, Vorteil. Katsuyas Messer schoss von hinten auf die Schlagader seines Gegners zu. Irgendetwas packte seinen Hosenbund und Bakura verschwand nach hinten. Mitten durch seine Beine! Nein! Ein Arm packte ihn im Fallen an der Brust, zog ihn zurück, bis er gegen einen Körper schlug und sich eine Klinge an seine pulsierende Halsader drückte. Der Blonde ließ sein Messer fallen. Niederlage. Ob Bakura auch das verstand und respektierte? Der Stunt war unfraglich gewagt und genial gewesen. Zwischen seinen Beinen hindurch, hinter ihm wieder hoch und Angriff von hinten. Starker Gegner. Stolzer Feind. Hätte er den Stolz einen Wehrlosen freizugeben? „Bakura!“, schritt Ryou endlich ein. Angeschrienen konnte Katsuya in seinem Nacken knurren hören und fühlen. Es jagte ihm einen Schauer herab. Es schüttelte ihn. Es ließ ihn aufkeuchen. Der Griff lockerte sich leicht, das Messer nahm gut einen Zentimeter Abstand. Genug um sich zu befreien. Zu wenig zur Flucht. Er musste auf Ryou vertrauen. „Bakura, lass ihn los!“ Er ließ wirklich von ihm ab. Allen Göttern sei Dank! „Pass auf, was du sagst.“, zischte der Wolf ihm ins Ohr und brachte ihn mit einem plötzlichen Stoß von hinten zu Boden. Katsuya griff sein Messer, rollte zur Seite und kam wieder zu Stehen. Doch sein Feind fuhr seelenruhig seine Waffe wieder ein und ließ sie in seiner Hosentasche verschwinden. Der Ältere tat es ihm gleich, während er tief durchatmete und versuchte seinem Kreislauf zu sagen, dass der seinen Blutdruck jetzt wieder normalisieren konnte. „Ich musste ihm nur mal Manieren beibringen.“, meinte Bakura schlicht, küsste seinen Bruder auf die Wange und verließ den Raum. Stille… Was war denn das jetzt bitte? Eine nett gemeinte Messerstecherei unter Freunden? Die lustige Abendunterhaltung zwei Neunzehnjähriger? Versteckte Kamera? Katsuya sah sich vorsichtshalber mal um. Der letzte Gedanke war wohl noch am realistischsten. Aber entdecken tat er nix. „Ähm… Ryou?“, wandte er sich nach einigen Momenten an den Erstarrten. „Hm?“, dieser drehte sich zu ihm. „Sag mal… was war das gerade?“ „Tja…“, er atmete tief durch, „Bakuras Antwort auf eine Beleidigung, schätze ich.“ „Äh…“, Katsuya blieb der Mund leicht offen stehen, während sich seine Augenbrauen zusammenzogen, „Ist das nicht etwas… extrem?“ Den Weißhaarigen brachte die Frage nur zum Kichern. „Was?“ „Ach, das… das hast du mich schon mal gefragt.“, erwiderte er mit einem Lächeln, „Und wieder muss ich antworten: Er ist nun einmal so.“ „Aber…“, der Blonde warf einen Blick zur Tür, „So schlimm war die Beleidigung ja wirklich nicht.“ Ryou schwenkte den Zeigefinger vor dessen Gesicht. „Bedenke, dass du es mit Bakura zu tun hast. Er versteht sich selbst als Meisterdieb. Versuche ja nicht an seinem Stolz zu kratzen. Er zahlt dir jede Schramme heim.“ Katsuya nickte nur bedächtig. „Ja… ich merk’s.“ „Man sollte wohl niemals die Arbeit von Leuten schlecht machen, auf die diese stolz sind. Allgemein wohl nichts, was von persönlichem Wert ist. Wahrscheinlich ist alles nur eine Frage der Wertschätzung. Wahrscheinlich würde die ganze Menschheit gut miteinander auskommen, wenn nur jeder immer an die Werteinschätzungen des Gegenübers denkt.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ryou, du sprichst in Rätseln.“ „Na ja, du wärst doch auch sauer, wenn ich über Kaiba herziehen würde, oder? Und er hat eine hohe persönliche Bedeutung für dich.“ „Aber wenn es stimmt…“ „So du das auch denkst. Denk dir mal, du würdest denken, dass er freundlich ist und ich behaupte, er sei kalt. Da ist es ganz egal, ob er nun freundlich oder kalt wäre, du wärst böse, dass ich so denke. Wahrnehmung ist schließlich etwas ganz Subjektives.“ „Wahrheit ist das, was ein Mensch denkt, sei Wahrheit…“, Katsuya seufzte, „Hat Kaiba gesagt.“ „Kann man wohl so stehen lassen.“ Erneutes Seufzen. „Menno… da höre ich mir deinen ganzen Vortrag über die Einstellung zum Leben an und es hilft mir nicht weiter, außer dass ich mich selbst ein bisschen besser verstehe.“ „Frag doch noch ein paar mehr Leute zu dem Thema aus. Wie gesagt, es gibt ein paar Milliarden guter Meinungen, aus denen sich jeder seine eigene bilden sollte.“ Der Blonde grinste den Lächelnden an. „Du bist ganz schön altklug, Jungspund.“ Aber Recht hatte er trotz allem. Und Katsuya brannte darauf einer Person all diese Sachen zu erzählen und sie nach der eigenen Meinung zu fragen. Denn wer könnte mehr zu diesem Thema sagen als Yami? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)