Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 31: Dimension skip -------------------------- So, das nächste Kapitel ^.^ Nur eine einzige hat richtig geraten, wo Katsuya ist. Nun, ich habe überlegt, dass Kapitel ab jetzt eine Mindestzahl von 1500 Wörtern haben müssen. Kleines Entgegenkommen ^.- Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Kleines Geschenk: Kaiba is back ^.- ________________________________________________________________________________ Frau und Herr Jonouchi standen in der Balkontür, sie rauchend, er sich gegen den Rahmen lehnend. Katsuya lag auf dem Sofa, beobachtete die beiden. Wo war Shizuka? Wenn alle beisammen waren, dann war der fünfjährige Wusel doch nie weit. Sie waren schließlich fast nie zusammen. „Halten sie einen Krankenwagen nicht für angemessen?“, fragte der blonde Mann. „Er hatte schon Schlimmeres. Wir sollten warten, bis er aufwacht.“, erwiderte die Rauchende. Seine Eltern siezten sich? Und warum einen Krankenwagen? War etwas mit seiner Schwester? Oder… wer war „er“? „Meinen sie, er hat sich geprügelt?“ Oh… er selbst war gemeint. Wieso sollten seine Eltern einen Krankenwagen rufen? Er versuchte sich aufzurichten, doch sein Körper bewegte sich nicht. Was war denn nun los? „Oh, er scheint wach zu werden.“ Sein Vater sah ihn an. Und alles wurde schwarz. Katsuya blinzelte. Da lag eine Decke über ihm und jemand saß an der Erhöhung, auf der er lag. Und weiter hinten stand eine weitere Person. Das war definitiv nicht das Wohnzimmer. Außerdem waren seine Eltern doch geschieden. So etwas musste Jahre her sein. Nein, er war… in der Krankenstation. Er riss die Augen auf und wollte aufstehen. Kaiba. Eine Hand drückte ihn hart in die Kissen. Katsuya wimmerte, worauf sich die Hand sofort löste. Ganz waren diese Schürfwunden wohl auf noch nicht verheilt. Er wollte die Stirn in Falten legen, doch es fühlte sich an, als wäre er geradewegs gegen eine Mauer gerannt. Schön war es, wenn der Schmerz zurückkehrte… „Hey, ganz ruhig…“ Was machte Kaiba hier? „Lassen sie mich das machen.“, bestimmte eine weibliche Stimme, der Brünette wurde aus seinem Sichtfeld gezogen und eine Person beugte sich über sich. Das musste Isis sein. Ja, jetzt erkannte er sie auch. „Kannst du sprechen?“ Katsuya murmelte mit geschlossenen Lippen eine Bestätigung. „Weißt du, wo du bist?“ „Hm…“ „Weißt du, wer ich bin?“ „Hm…“ „Nenn mir deinen Namen.“ „Kaschya…“ „Sollen wir gehen und dich in Ruhe schlafen lassen?“ Warum? Weil sein Kopf dröhnte? Weil allein das Liegen schmerzte, dass er eigentlich schreien könnte? Weil erst jetzt langsam alles wirklich Konturen annahm? „Moment…“, sprach er etwas klarer und deutete an sich aufrichten zu wollen. Isis gab ihm eine Hand zum Halt und ordnete sein Kissen, sodass er sich zumindest im Halbliegen befand. Was machte Kaiba hier? „Bist du jetzt geistig anwesend?“ „Ja.“, antwortete Katsuya zwar leise, aber bestimmt. „Soll ich leiser sprechen?“ „Bitte…“ Sie senkte die Stimme so weit, dass er sie noch gerade verstehen konnte. „Bevor ich dir alles erkläre, muss ich kurz ein paar Tests machen, ja?“ Er schloss einmal kurz die Augen als Bestätigung. Es war als würde jemand stetig mit einem Hammer auf seinen Kopf einschlagen. „Okay.“, sie hob ihre Hand, „Wie viele Finger siehst du?“ „Was soll’n das?“, murmelte er statt einer Antwort. „Mit dem scheint alles in Ordnung.“, stellte Kaiba trocken aus dem Hintergrund fest. Isis warf einen Blick zur Seite – sah er falsch oder waren ihre Augen gerade sehr eisig? „Ich weiß, dass das komisch wirkt, aber ich muss eben ein paar Dinge überprüfen. Wir können eine Gehirnerschütterung nicht ausschließen, also mach bitte mit. Ich werde jetzt einige Punkte deines Körpers berühren und du sagst mir bitte, wo das ist.“ Na, solange Kaiba das nicht tat… Sie drückte erst in seine Seite, kniff ihm dann ins Bein, quetschte seine Haut zwischen Daumen und Zeigefinger, zwickte einen Zeh und legte zuletzt ihre kalten Hände in seinen Nacken – das einzige, was irgendwie gut tat. „Ich sollte jetzt traditionell auch deine Reaktionszeiten überprüfen, aber es hört sich sehr danach an, als wäre dir nichts allzu Schlimmes passiert.“, Isis nahm ihre Hände wieder fort und zog sich einen Stuhl heran, „Ich werde jetzt noch Puls und Blutdruck messen und dir in die Pupillen schauen und dann bist du erlöst.“ Musste das alles vor Kaiba sein? Sie griff sich seinen Arm, legte einiges an ihn an und wieder ab, schrieb einige Dinge auf ein Blatt Papier auf einem kleinem Tisch neben dem Bett, überprüfte seine Augen und schien die Untersuchung damit zu beenden. „Ich will ja nicht unhöflich sein…“, begann Katsuya irgendwann, „Aber was macht Herr Kaiba hier?“ „Stehen.“, antwortete jener kühl, „Weil alle anderen Stühle hier festgeschraubt sind.“ „Ich habe ihn geholt.“, erklärte Isis, „Du kamst ja wie aus dem Nichts hier herein und bist mir direkt in die Arme gekippt. Ich muss sagen, ich war geschockt im ersten Moment. Ich hatte erst Angst, du hättest innere Blutungen oder schwere Gehirnschäden. Nachdem ich aber durch kurze Untersuchungen feststellte, dass keine gravierenden Schäden vorliegen, habe ich dich notdürftig versorgt. Normalerweise würde ich danach sofort die Familie rufen, aber…“, sie stockte, „Nun, zumindest habe ich Kaiba geholt.“ Aha… war Kaiba schon Familienmitglied… na, Prost auf. „Und jetzt?“, fragte der Blonde. „Wir überlegten, ob wir dich ins Krankenhaus bringen sollten. Dich dort professionell untersuchen zu lassen, wäre weit besser.“ „Nein.“, antwortete er schlicht, „Das wird keiner zahlen.“ „Normalerweise dürftest du dich hier auch nicht behandeln lassen.“, warf Kaiba ein, „Die Krankenstation ist für Schulunfälle da.“ „Eine Krankenstation ist da, um Kranken und verwundeten Schülern zu helfen. Und mir ist egal, woher er seine Verletzungen hat.“, hielt Isis dagegen und stand auf, um Katsuya zur Not verteidigen zu können, „Und ich bin mir sicher, dass er sie nicht freiwillig hat.“ „Das kann sie ihren Job kosten.“, reagierte der Blauäugige sofort, „Das habe ich ihnen bereits beim letzten Mal gesagt.“ „Was soll ich denn bitte tun? Ihn abweisen?“ „Nein, aber wir können ihn nicht auf Kosten der Schule behandeln lassen.“ „Und wer soll es zahlen? Eine Spendenorganisation für die vom Staat allein Gelassenen? Für Katsuya müsste selbst die Welt-Hunger-Hilfe noch zahlen! Er kann sich ja nicht mal etwas zu Essen leisten. Wenigstens seine Wunden sollte man versorgen.“, Katsuya griff nach ihrer Hand und zog sie nach unten – sie sollte aufhören. „Er fällt doch eh nur zur Last. Dem Staat und meinen Nerven am schwersten.“ „Wie können sie so etwas sagen!“, zischte die Schwarzhaarige scharf. „Bitte…“, ging Katsuya dazwischen, „Mein Kopf platzt…“ „Entschuldige…“, sie strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht ohne seinen Kopf zu berühren, „Ich kann dir leider keine Medizin geben, das würde dein Kopf jetzt nicht vertragen. Und Schmerzmittel will ich dir nur ungern verabreichen.“ „Was ihnen nebenbei auch gar nicht erlaubt ist.“, mischte sich Kaiba wieder ein. Isis richtete ihren Blick langsam von Katsuya zu dem Lehrer, kniff die Lippen erst zusammen und flüsterte dann – eisig wie Blauauge es nur schwer konnte – zu ihm: „Sie würden auch noch einem fast Erfrorenem die Tür vor der Nase zuschlagen, nicht wahr?“ „Natürlich.“, erwiderte der Brünette, „Wenn jemand in der Kälte frieren muss, dann hat er es eh zu nichts gebracht und wird es auch in Zukunft nicht. Da kann er mir meinetwegen draußen bleiben. Wer nichts wert ist, der gehört auch nicht in dieses Land. Ist etwas kaputt, dann sollte man es auch wegschmeißen. In jedem Supermarkt kann man ein neueres Modell kaufen. Mit Menschen ist es da bei weitem nicht anders.“ „Sie sind ein Unmensch.“, warf die Frau ihm vor. „Mag sein.“, er zuckte mit den Schultern, „Ich habe sie nicht gebeten mich zu mögen.“, er dreht sich zur Tür und ging, „Außerdem hat mich das jetzt bereits eine ganze Stunde gekostet. Das ist völlig unverantwortlich den Schülern gegenüber. Guten Tag.“ Isis starrte ihm mit hasserfülltem Blick hinterher. „Er hat keinen Respekt vor dem Leben…“, murmelte sie. Katsuyas Pochen im Kopf wurde weniger und die ersten klaren Gedanken ließen sich wieder schmerzfrei führen. „Vielleicht ist er menschlicher als viele… er hat schon Recht. Wer nichts kann, aus dem wird auch nichts und er fällt allen anderen nur zur Last. Vielleicht ist das nicht unbedingt eine humane und soziale Einstellung… aber eine menschliche. Vernunftbezogen und ökonomisch gesehen wohl auch eine weit Bessere als die humane… wenn man das mit seinen Gefühlen in Einklang bringen kann – dann ist es eine sinnvolle Einstellung.“ „Du willst ihm doch wohl nicht Recht geben, oder?“, fragte ihn die Ältere fast entsetzt. „Ich weiß zurzeit gar nix…“, er schloss die Augen, „Könnte ich ein Kühlpaket in den Nacken haben?“ „Natürlich.“, sie ging zu dem kleinen Kühlschrank, in dem die Pakete und weitere Medikamente lagerten, „Du hast sicher starke Kopfschmerzen, nicht wahr?“ „Ja.“ „Wie geht es dir ansonsten? Ist dir übel? Hast du Schmerzen in deinen Gliedmaßen?“ „Nur die Haut tut weh… und Magen, da hab ich einen Schlag hinbekommen. Aber Übelkeit is’ nich’.“ „Na, das hört sich ja schon wieder ganz nach meinem Lieblingspatienten an.“, sie lächelte ihn an, „Gibt es sonst irgendwelche Verletzungen, die ich noch nicht kenne?“ Sogar Katsuya rang sich ein Lächeln ab. „Wäre das hier ein Kitschfilm, würde ich sagen, mein Herz schmerzt.“ „Das sagt man aber, wenn man Frau Doktor verführen will. Außerdem ist das ein ganz schlechter Spruch.“, witzelte sie. „Echt? Ich habe ein paar solcher Filme als Kind gesehen. Fiel mir nur gerade ein.“ „Katsuya…“, sie setzte sich wieder, „Sag mal… war es eine gute Idee deine Eltern nicht anzurufen?“ „Wir haben eh kein Telefon.“, erwiderte der Blonde. „Entschuldige, dass ich Kaiba geholt habe. Ich war nur ein wenig verzweifelt, ich war noch nie in so einer Situation… und das, obwohl ich schon so lange im Beruf bin.“, sie drückte seine Hand kurz. „Schon okay… ich weiß eh nicht weiter. Er hasst mich. Daran wird sich wohl eh nichts ändern.“ „Letzte Woche konnten wir noch scherzen.“, stellte sie etwas traurig fest. Ja, letzte Woche hatten sie wirklich scherzen können. Bevor Kaiba ihn zerschmetterte. Was war denn auf einmal los mit ihm? Er wollte doch Kaibas Anerkennung zurückgewinnen… wenn er sie je hatte. Aber es war alles so sinnlos. Vielleicht sollte er wirklich aufgeben. Kaiba war einfach nicht der Typ… Was dachte er da? Hatte Ryou ihm nicht lang und breit genug einen Vortrag gehalten, dass man seine Ziele nicht einfach aufgeben und resignieren darf? Dass man mit aller Härte alles versuchen musste, bis man wirklich alles getan hatte? Er hatte diese Einstellung gemocht. Ja, sie hatte ihn bewegt. Und das war einer dieser Punkte gewesen, die er behalten wollte. Er gab doch sonst nie auf! Seit Jahren kämpfte er, egal, wie utopisch das Ziel war. Und jetzt bei Kaiba aufgeben? Nur weil es schwer war und es tausend Hürden gab? Nie und nimmer! Seinen Schlachtplan hatte er doch erstellt. Daran sollte er festhalten. Und diese marginalen Blessuren würden ihn ja wohl auch nicht davon abhalten. Was waren schon Kopfschmerzen? Er hatte Größeres zu erledigen. Er blickte Isis tief in die Augen und sprach mit fester Stimme: „Das werden wir morgen auch schon wieder können.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)