Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 51: Daytime and nightfall --------------------------------- Fünfzig Kapitel!!! *feierngeh* Die Hälfte ist rum, der Höhepunkt ist überschritten, wir neigen uns der Katastrophe zu. Und das mit einem für diese FF wohl sehr charakteristischen Kapitel. Ich habe übrigens eine neue FF ("Kerzenlicht") on und heute Abend werde ich wahrscheinlich eine neue Nebensequenz hochladen. Das nächste Kapitel von Dead Society gibt es wieder Mittwoch ^.^ Viel Spaß beim Lesen ^.- ________________________________________________________________________________ Katsuya röchelte, strampelte, schlug seine Finger in das Fleisch der Hand, die seine Kehle umschloss. Eine Träne rann seine Wange hinab. Oh, bitte nicht… „Was willst du mir noch wegnehmen?“, schrie Kaiba ihn an, „Was noch, verdammt?“ Sein Blick schwand langsam, seine Arme verloren ihren Druck. Kein Tritt konnte den Größeren von ihm abhalten. „Mein Bruder, dann Yugi, dann Yami – wie oft willst du mir das Leben noch zerstören?“ Das war sein Tod… Kaibas Geschrei erreichte ihn wie durch eine Nebelwand. Nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen… Seine Pupillen drehten sich nach innen. Warum… Der Blonde riss die Augen auf und schreckte hoch. Wo war die Hand? Er zog hektisch Luft in seine Lungen und stürzte aus dem Bett. Er musste weg! Schnell! Er schlug gegen die Tür, riss an der Klinke, zog mit seinem ganzen Körpergewicht daran – vergebens. Er war eingesperrt! Wie ein nervöses Tier blickte er durch den Raum. Sein Atem verebbte langsam, bis er nur noch unhörbar und stockend die Luft einzog. Ruhig Blut… ruhig… Kein Kaiba da. Katsuya sackte zusammen und leerte seine Lungen. Oh Himmel… Ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen. Seine zitternden Arme legten sich um seine Beine, während er sich an die Tür lehnte. Ein verdammt realer Traum! Aber nicht geschehen… Fahrig strich er sich den Hals entlang. Alles in Ordnung… Aber warum war die Tür abgesperrt? „Kaiba?“, flüsterte er in die Stille des mondbelichteten Zimmers hinein. Natürlich erhielt er keine Antwort. Aber eines war sicher: Yami hatte nicht gelogen. Und das hieß, dass Kaiba ihn umbringen würde. Der Blonde rollte sich zur Seite. Scheiße! Das war hart. Da war irgendetwas in seine Seite geschlagen. Während sich alles drehte, richtete er sich von seiner auf dem Boden liegenden Position etwas auf. „Katsuya?“, fragte eine eher verwirrte Stimme, „Was machst du auf dem Fußboden?“ Die Tür, die sich eben geöffnet wurde. Schwarze Schuhe. Dunkelblauer Anzug. Er robbte von der Person weg. „Katsuya, was zur-“, zwei Schritte, eine Hand packte ihn im Nacken und zog ihn nach oben, „Was machst du da?“ „Es tut mir Leid!“, schrie er auf und versuchte sich loszureißen, „Es tut mir Leid!“ Kaiba ließ ihn entkommen. Der Blonde kauerte sich hinter dem Bett zusammen. „Was soll das werden?“, fragte die kalte Stimme barsch. Er kannte diesen Ton. Er kannte diesen verdammten Ton. Nicht wieder! Nicht noch einmal! „Hast du Angst vor mir?“ Katsuya zog die Arme hoch, als Kaiba das Möbelstück umrundet hatte. Stille. Er öffnete die Augen einen Spalt. Kaiba war regungslos. Zwei Schritte entfernt. Er spürte seine Arme zittern. „Es tut mir Leid…“, flüsterte er noch einmal. „Ich schlage dich nicht.“, bemerkte Kaiba tonlos. Die Anspannung seiner Arme ließ nach, weshalb Katsuya sie sich um den Kopf schlang. „Ich habe nur eine Mordswut. Das heißt trotzdem nicht, dass ich dir was antue.“ „Bringen sie mich nicht um…“, flüsterte der Blonde flehend. Keine Antwort. Katsuya suchte nach einigem Zögern doch Kaibas Augen. Ausdruckslos. Kalt. Eiskalt. „Bitte nicht…“ „Ich will dich in neuer Uniform, mit weißem T-Shirt und den blauen Turnschuhen in fünfzehn Minuten in der Küche sehen. Und wehe dir, du kommst zu spät.“ „Es tut mir Leid…“, wiederholte Katsuya noch einmal. Kaiba wandte sich um, ging zur Tür zurück und schlug diese hinter sich ins Schloss, sodass der Blonde zusammenzuckte. Bei allen Göttern… Katsuya versuchte seinen Atem zu beruhigen. Göttern und Heiligen… Mit wackeligen Beinen erhob er sich, indem er sich am Bett hoch zog. Jetzt wäre mal wieder einer dieser Zeitpunkte… Er setzte sich darauf und vergrub den Kopf in seinen Händen. Zeitpunkte, an denen sie mal beweisen konnten, dass es sie gab… „Ich weiß nicht, ob es euch gibt…“, flüsterte er, „Und ich habe immer gedacht euch könnte es nicht geben. Aber wenn doch…“, er warf einen Blick zur Tür und hauchte, „Bitte rettet mich.“ Kaiba würde ihn umbringen. Ganz sicher. Wenn nicht heute, dann morgen. Er legte eine Hand um seinen Hals. Genau so. An seinen Fingerkuppen spürte er seinen Puls rasen. Na, Himmel, warum schlug es denn, dieses Organ? Er war verachtenswert. Sein Tod stand bevor und sein Herz sprang ihm fast aus der Brust. Und warum? Verzweiflung. Eine verzweifelte Liebe. Er war krank. Er war so verdammt krank… „Du kommst also auch mal.“ Sieben Minuten, neununddreißig Sekunden. Mehr als die Hälfte der Zeit. „Tut mir Leid…“ „Halt endlich die Klappe, setz’ dich hin und iss.“ Katsuya ließ sich auf einen Stuhl sinken. „Iss.“, befahl der Ältere noch einmal. „Danke, kein Appetit…“, flüsterte der Blonde tonlos. „Iss.“, zischte Kaiba. Der Kleinere regte sich nicht. Der Lehrer sprang auf, trat eilig neben Katsuya, riss eine Scheibe Brot aus dem Brotkorb und schmetterte sie auf das Holzbrett. „Iss. Sonst vergesse ich mich doch noch.“ Ein Wimmern drang über Katsuyas Lippen. Der Blauäugige trat einen Schritt zurück, seufzte und fuhr sich durch die Haare. Der Blonde griff nach seinem Messer und schmierte unter Tränen Frischkäse auf sein Brot. Kaiba hatte sich seinen Kaffee gegriffen und lehnte an der Küchentheke. „Es tut mir Leid…“, versuchte Katsuya noch einmal. „Fresse!“, fauchte der Ältere ihn an. Der Kleinere zuckte zusammen. Irgendetwas… Hilfe… Er würde ihn umbringen. Er würde ihn umbringen… Kraftlos biss er in sein Brot, kaute kaum und schluckte schwer. „Das tut er wegen dir, richtig?“, fragte der Ältere ruhiger, doch nicht weniger kalt. Der Blonde sank tiefer in seinen Sitz. Egal, was er jetzt tat – es wäre falsch. Irgendetwas musste man doch tun können… „Was kann ich tun, damit sie mir vergeben?“ Einen Versuch war es wert. War doch nun egal, ob er ihn jetzt oder gleich… Katsuyas Blick legte sich auf sein Brot. Ob er ihn jetzt oder später raus warf. Es war doch egal… „Katsuya?“ Er ging an dem Sprechenden vorbei. „Katsuya, was ist denn?“ Ryou schnellte um ihn herum und hielt ihn an den Oberarmen fest. „Nichts…“, murmelte der Blonde. Der Kleinere schüttelte langsam den Kopf, seufzte und ließ die Arme sinken. „Nichts…“, wiederholte der Ältere für sich selbst und setzte sich auf seinen Platz. „Katsuya, bitte sag’ mir, was-“ Die Tür des Klassenzimmers wurde geschlossen und Ryou schnellte herum. „Mist…“, flüsterte er, durchbohrte den Englischlehrer mit einem bösen Blick und ließ sich auf seinen Stuhl sinken, „Wir reden nachher.“ Nachher? Gab es ein Nachher? Er könnte jede Sekunde tot sein. Ernst gemeint… Wenn Kaiba ihn rausschmiss, war das mit dem Tod gleichzusetzen. Er wollte nicht zurück! Was sollte er denn tun? Er müsste mehr arbeiten. Ob sein Chef ihm wohl einen richtigen Job gab? Halt, noch hatte Kaiba ihn nicht rausgeworfen. Vielleicht konnten sie sich auch wieder vertragen? Ach, verdammt… Kaiba müsste ihn verzeihen… Aber wie sollte er? Wenn man seine Worte von gestern trotz allem für voll nahm, dann müsste er zum Verzeihen nur verstehen, warum Yami das getan hatte. Und dafür müsste er selbst… Nun – sein Gesicht, sein Stolz und sein Zuhause oder nur sein Zuhause? Er würde Kaiba nie im Leben sagen, was er für ihn empfand. Der würde ihn hochkant rausschmeißen. Vielleicht sollte er sich jemanden suchen, wenn das durch gestanden war? Wenn Kaiba sich beruhigte, dann musste er endlich seine Gefühle vergessen. Die waren schließlich Wahnsinn, Kaiba würde sie eh nie erwidern – diese Schwärmereien sollte er sich wirklich aus dem Kopf schlagen. Ja, er sollte sich jemanden suchen… ein Mädchen, am besten… ja, das würde davon ablenken, dass er schwul war. Aber… war das nicht dem Mädchen gegenüber unfair? Außerdem – wer sollte ihn schon haben wollen? Irgendwie standen ja nur Männer auf ihn. Yugi… Yami vielleicht? Oder Marik… Nur nicht Kaiba. Katsuya und Ryou begaben sich in Richtung des Chemiesaales. Der Weißhaarige schwieg, was den Älteren doch sehr verwunderte. Wollte er es nicht so genau wissen? Oder waren seine Probleme jetzt nicht mehr wichtig? War er nicht einmal Ryou mehr wichtig? „Kaiba hasst mich…“, murmelte er. Der Kleinere sah zu ihm auf, doch sagte nichts. „Sein Freund hat ihn wegen mir verlassen. Gestern.“ Er zog scharf die Luft ein, blieb aber ansonsten leise. „Und jetzt…“ Eine Hand legte sich auf Katsuyas Schulter. „Hast du ihn heute schon gesehen?“ Er nickte kaum merklich. „Hat er dich rausgeschmissen?“ Sein verschwommener Blick suchte die blauen Augen. Kopfschütteln. „Dann wird er dir vergeben. Lass ihm Zeit.“ Heftiges Kopfschütteln. „Warum nicht?“ „Er wird mich noch rauswerfen…“ „Wenn er das wollte, hätte er es schon getan, oder?“ Der Blonde zuckte kraftlos mit den Schultern. „Weißt du nun, warum er dich aufgenommen hat?“ „Ich weiß nicht, ob er gelogen hat…“, murmelte er. „Klang es absurd?“ Wieder ein Nicken. „Dann hat er nicht gelogen und du darfst bleiben.“ „Und wenn er nur Zeit braucht um ein passendes Heim für mich zu finden?“, rief Katsuya lauter als gewollt, weswegen sich einige im Flur nach ihnen umdrehten. „Katsuya…“, der Weißhaarige drückte leicht mit seiner Hand und ließ den Älteren so anhalten, „Soll ich dich einfach mal in den Arm nehmen?“ Einige Sekunden herrschte Schweigen. Katsuyas Blick war tränennass, seine Lippen bebten und seine Arme hingen schlaff herunter. Doch ganz langsam hob er sie, lehnte sich vor und schloss mit ihnen Ryou ein. Dieser strich ihm mit seiner Hand über den Rücken und summte leise eine Melodie an seinem Ohr. Und Katsuyas Hände krallten sich langsam in die Jacke, auf die auch eine verirrte Träne tropfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)