Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 61: Invisible --------------------- Bonn war toll ^v^ Und auch nicht allzu schlimm für euch, weil ich auf nicht allzu viele neue Erkenntnisse gekommen bin. Ich kann euch jetzt erzählen, dass Gott 1 und Addition ist und Sohn Gott 2 und der heilige Geist die Harmonie und so weiter, aber ich glaube, das wird ein bisschen zu abgehoben. Ihr bleibt von solchen Ergüssen also verschont ^.- Nur zum Merken: Gott ist alles in allem, die Welt ist ein Prozess an sich und Philosophie ist eine Droge. Bei den Nebensequenzen wird es auch bald weitergehen und hier werde ich Donnerstag das nächste Kapitel hochladen, danach bin ich in Hamburg, also werde ich mich dann wieder nicht melden. Aber dazu im nächsten Vorwort. An dieser Stelle will ich mich erstmal noch für die vielen lieben Kommentare bedanken und ansonsten euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel wünschen ^.^ _________________________________________________________________________________ „Der Ernährungsplan hört sich übrigens gut an.“, setzte Yami irgendwann an und reichte dem Jüngsten das Blatt Papier, was er vorhin schon so interessiert studiert hatte, „Das ist ein guter Arzt, den ihr da ausgesucht habt. Mit Verstand und Kenntnis.“ Immer noch keine Reaktion von Kaiba. „Möchtest du noch einen Kaffee, Seto?“, fragte der Rothaarige und beugte sich zu ihm, „Seto?“ „Nein… danke…“, ohne aufzusehen schob der Älteste ihm den Becher hin, „Wollen wir-“, er brach ab, als er den Schlüssel vor seiner Nase bemerkte, „Ich… lass uns los.“, ohne ein weiteres Wort griff er nach dem Bund, stand auf und ging zur Tür, „Kommst du?“ „Ich muss kurz noch etwas mit Yami besprechen.“ Der Ältere seufzte nur und verschwand. „Was war das denn jetzt?“, flüsterte der Rothaarige. „Ich habe eine Theorie.“, eröffnete ihm Katsuya kurz und schmerzlos, „Kann es nicht sein, dass er sehr viele Spiegelneuronen hat und extrem sensibler Mensch ist, der gerade wegen seiner Sensibilität eine Maske trägt? Mit Minderwertigkeitsgefühlen und Depressionen und allem drum und dran.“ Yami blinzelte überrascht, wurde aber schnell wieder ernst und legte die Hand an sein Kinn. „Was denkst du?“, fragte der Sitzende nach einigen Sekunden. „Es könnte gut sein… wenn ich so darüber nachdenke, zu seinem jetzigen Verhalten würde es passen. Aber da stellen sich tausende Fragen. War das früher auch so? Er war so unglaublich kalt, dass ich das kaum glauben kann. Nein, damals hat er definitiv kaum Spiegelneuronen. Und woher soll er auf einmal so viele haben? Es müssen Dinge geschehen sein, von denen nicht einmal ich weiß. Okay, ich war ja auch acht Jahre nicht bei ihm. Da muss etwas passiert sein…“ „Ist doch egal.“, entschied Katsuya, „Wichtig ist, wie ich mich jetzt verhalten soll. Was macht man mit einem Sensibelchen?“ „Dein Sensibelchen leidet unter Kontrollzwang und Perfektionismus, das sollte man nicht außer Acht lassen. Es ist wichtig, dass er dein Verhalten nachvollziehen kann. Und wenn du etwas sehr Emotionales tust wie ihn anzuschreien oder zu küssen oder sonst etwas, sag ihm das vorher. Mehr fällt mir gerade auch nicht ein. Auf jeden Fall solltest du nichts Unberechenbares tun.“ „Ich soll ihm sagen, dass ich ihn als nächstes anschreien werde?“, fragte der Blonde mit sarkastischem Unterton und zwei hochgezogenen Augenbrauen. „Ganz genau.“, Yami studierte das Fenster mit seinen Blicken, „Außerdem solltest du ihn nur sehr vorsichtig kritisieren. Nicht über ihn lachen, ihn nicht beleidigen und nicht vor anderen demütigen oder blamieren. Und ihm immer wieder sagen, dass er dir wichtig ist und ihm das auch zeigen.“ „Das würde ich doch eh nicht tun.“, mokierte sich der Jüngere. „Wollte es nur gesagt haben.“, der Andere grinste ihn an, „Viel Spaß bei der Drachendressur.“ „Das ist ein Kampf um Leben und Tod.“, erwiderte Katsuya mit einem Seufzen. „Ausgeplaudert?“, fragte Kaiba tonlos, als Katsuya sich setzte und die Tür hinter sich schloss. „Ja.“, er griff nach dem Gurt und befestigte ihn, „Vielen Dank, dass sie so lange gewartet haben. Und dass sie mich abholen.“ „Und was ist mit dir los, dass du plötzlich einfühlsam bist?“ Strike! Katsuya wandte sich dem Fahrer mit funkelnden Augen zu. Seine Theorie war richtig! Kaiba hatte es bemerkt! Er hatte es echt und wirklich bemerkt! „Ich bin glücklich.“, sagte Katsuya frei heraus, „Ich bin ehrlich glücklich.“ Kaiba, der gerade anfahren wollte, stoppte mit einem harten Tritt auf die Bremse und wandte sich dem Jüngeren zu. „Was hast du gesagt?“ Er erhielt nichts als ein Lächeln. „Was heißt das, dass du glücklich bist?“ „Ich habe soeben ein Ziel erreicht, dass ich mir vorgenommen hatte.“, erklärte der Blonde, „Und das macht mich glücklich.“ „Was für ein Ziel?“, fragte Kaiba mit immer noch zusammen gezogenen Augenbrauen nach. „Ihr Verhalten zu verstehen. Wissen sie noch? Sie sagten, damit wir miteinander auskommen, müssten wir einander verstehen. Das glaube ich jetzt auch. Und ich glaube auch sie langsam zu verstehen.“ „Aha…“, der Brünette lehnte sie zurück und seine Gesichtsmuskeln entspannten sich leicht, „Und, als was verstehst du mich?“ „Ich hatte mir ja schon gedacht, dass sie sensibel sind. Aber ich glaube, sie sind noch sensibler als ich eigentlich dachte. Wegen ihrer Maske dachte ich lange das Gegenteil, aber ich denke langsam den Menschen dahinter zu erkennen.“, antwortete der Blonde vollkommen wahrheitsgemäß. „Aha… na, wenn du meinst.“, antwortete der Ältere nur und fuhr an. „Ich habe nicht vor das gegen sie zu verwenden.“, redete der Braunäugige weiter, „Und ich freue mich sehr, dass sie bereit waren mir ein bisschen von dieser Seite an ihnen zu zeigen, obwohl ich wohl sehr auf ihren Nerven rumgetrampelt bin. Und ich danke ihnen, dass ich so wichtig für sie bin, auch wenn ich noch nicht weiß, warum und warum gerade ich. Und dass sie mir verziehen haben… dafür wollte ich mich auch bedanken. Und nach all dem, was geschehen ist, hoffe ich, dass wir ab jetzt friedlich miteinander wohnen können. Und… nein, das war eigentlich alles.“ Was sollte er denn bitte noch sagen? Ach ja, er liebte ihn über alles, sollte er vielleicht auch noch wissen – sehr witzig. Kaiba schwieg. Irgendwie hatte der Blonde ja auch nichts anderes erwartet. Das musste der Ältere jetzt sicher erstmal verarbeiten. Denn wenn er ihn nun annahm, dann würde alles ganz anders werden. Dann würde alles anders werden… „Danke.“ Kalt, mehr gemurmelt als geflüstert, kaum hörbar. Aber definitiv ausgesprochen. Kaiba hatte sich soeben bedankt. Und Katsuyas Herz machte Loopings – würde der Ältere jetzt noch im Auto sitzen, er hätte für nichts garantieren können. Aber das tat der ja nicht mehr. Der Brünette hatte es gesagt, kurz bevor er die Fahrertür zuschlug und zum Kofferraum ging. Und dennoch war es mehr – weit mehr – als Katsuya als Reaktion erwartet hatte. Er hatte vermutet Kaiba würde das Thema ausschweigen. Mit einem breiten Lächeln stieg auch der Blonde aus, bevor er seinem Lehrer beim Auspacken zur Hand ging. Das Leben war schön. Es war einfach nur schön! „Grins’ nicht so.“, grummelte der Drache und drückte seinem Schüler zwei Taschen in die Hände. „Ich bin aber glücklich.“, rief der Jüngere erfreut. „Du nervst.“, moserte der Größere weiter, während er die Haustür aufschloss. „Ich weiß.“, meinte Katsuya weiterhin grinsend, „Ich vertreibe aktiv Depressionen.“ Stahl sich da etwa ein ganz kleines Lächeln auf Kaibas Lippen? „Und jetzt werde ich kochen!“, Katsuya zog den Zettel aus seiner Jackentasche, „Mal sehen… Donnerstagabend, Feldsalat mit Lachsfilet. Mit Croutinos und italienischen Kräutern in Walnussöl.“, er blinzelte kurz und sah zu dem Anderen auf, der gerade die Schränke einräumte, „Was sind denn Croutinos?“ „Das spricht man Krotöngs aus.“, verbesserte Kaiba ihn, „Und das sind getrocknete Brotwürfel. Sind in der zweiten Tüte von links aus deiner Sicht. Die Kräuter habe ich auch als Mischung eingekauft.“ „Danke.“, rief der Jüngere vergnügt und ging zu genannter Tüte. „Du könntest mir auch beim Auspacken helfen.“, knurrte der Andere. „Gleich.“, entschied Katsuya und wühlte lieber in der Tüte. „Bist du sicher?“ „Ich muss mal ganz dringend auf Toilette.“, er grinste seinem Gegenüber entgegen und entwischte durch die Küchentür. „Du machst mich kirre!“ „Ich weiß!“, rief der Blonde zurück und verschwand wirklich ins Bad. „Das schmeckt ja glatt.“, stellte der Lehrer überrascht fest, nachdem er den ersten Bissen erst von allen Seiten gemustert hatte, bevor er ihn zu sich nahm. „Danke.“, flötete Katsuya nur und begann selbst zu essen. „Am Suspektesten war mir ja eigentlich dieses Rezept. Fisch in Walnussöl… warum ist die Sauce eigentlich so gelb?“ „Ich habe Orangensaft reingekippt.“, antwortete der Jüngere fröhlich. Kaiba währenddessen warf seinem Essen einen sehr, sehr kritischen Blick zu. „Orangensaft ist toll. Multivitaminsaft ist allerdings noch besser. Die perfekte Ergänzung zu einer guten Salatsauce.“, plapperte der Blonde weiter, „Man nimmt ja für Fisch eigentlich Zitrone, aber in Orangensaft mariniert schmeckt es auch. Obwohl das natürlich nur mit Fischen mit wenig Eigengeschmack geht, was bei Lachs ja nicht immer gegeben ist.“ In diesem Falle traf dieser sehr, sehr kritische Blick Katsuya. „Letztes Schuljahr hatte ich eine wirklich sehr gute Hauswirtschaftslehrerin.“, erzählte dieser weiter, „Die hat uns wirklich viel beigebracht. Dagegen ist unsere jetzige wirklich ein Witz. Können sie sich vorstellen, dass sie uns lehrt, wie man einen ganz normalen Fisch in Öl brät? Das ist doch wirklich was für Anfänger. Frau Ohara dagegen hat uns alle fast zu Spitzenköchen ausgebildet.“ „Aha.“, war Kaibas einziger Kommentar, bevor er das Thema wechselte, „Du solltest übrigens nach dem Essen noch ein paar Tabletten nehmen, die der Arzt dir verschrieben hat.“ „Mach’ ich.“, erwiderte der Blonde nur und schnappte sich noch ein paar Salatblätter aus der Schüssel, „Und sie interessieren sich nicht für Kochen?“ „Ich kann halt keinen Fisch braten…“, murmelte der Ältere. Katsuya zuckte leicht zusammen. Oh. Verdammter. Mist. Gerade gegen die Minderwertigkeitsgefühle wollte er doch etwas tun. „Müssen sie ja auch nicht. Ich koche schließlich. Dafür können sie vieles anderes, das ich nicht kann.“ Kaiba schwieg einfach nur. „Ich glaube nicht, dass ich zum Beispiel eine Firma führen könnte. Das war doch sicher sehr viel Arbeit. Was muss man als Firmenchef denn so machen?“ „Paar Konferenzen, Bilanzen, bisschen Entscheidungen treffen, Abteilungsleiter einschüchtern… nichts Besonderes.“, meinte der Ältere und widmete sich lieber seiner Schale. „Ich kann nicht glauben, dass das so leicht sein soll. Sonst könnte das ja jeder.“, versuchte der Blonde es ein zweites Mal. „Jeder, der dazu ausgebildet wurde. Ja.“ „Und was war das für eine Ausbildung?“ „Keine, die dich zu interessieren hat.“, erwiderte der Blauäugige kalt und warf Katsuya einen mahnenden Blick zu. Ach, verdammt… wie sollte das jemals etwas werden? Kaiba entschied, wann er sich öffnete und wann nicht. Vielleicht sollte er einfach warten, bis dieser selbst auf ihn zukam. War wahrscheinlich das Beste. Und doch konnte es das fressende Gefühl in seinem Herzen nicht stoppen… Man sollte niemals Menschen therapieren, die einem nahe standen. Es tat zu sehr weh. Yamis Worte trugen eine Menge Wahrheit in sich. Denn was Katsuya spürte, das war Schmerz. Ein Brennen, als würde Säure durch sein Inneres laufen und alles auf seinem Weg einfach wegätzen. Als würde er von innen ausgehöhlt. Und warum? Weil Kaiba ihn ignorierte. Er begann von selbst kein Gespräch. Er antwortete kurz angebunden und sachlich. Und jetzt hatte er sich mit einem Buch ins Wohnzimmer verzogen. Ganz toll. Ja, er hatte sich früher auch immer zurückgezogen, wenn ihm jemand nahe kommen wollte. Aber eigentlich hatte er doch gewollt, dass man ihm nahe kam. Aber wie hätte man ihm damals nahe kommen können? Ließ sich das überhaupt auf Kaiba übertragen? Hach, es war zum Verzweifeln. Was hätte er denn damals gemocht? Katsuya ließ sich vor dem Sessel auf den Boden sinken. „Was willst du?“, fragte der Lehrer barsch, nachdem er ihn einige Sekunden gemustert hatte. „Mir ist aufgefallen, dass sie sehr verspannt aussehen.“, startete der Blonde den nächsten Versuch, „Möchten sie vielleicht massiert werden?“ „Nein.“, zischte der Ältere, drückte sich in den Sessel und hielt sich demonstrativ das Buch vor die Augen. Katsuyas Blick suchte den Boden. Und jetzt? Das brachte doch echt alles nichts. Mit einem Seufzen drehte er sich um und lehnte sich gegen die Sofalehne. Wie konnte man denn bitte zu Kaiba durchdringen? Ihn ein wenig zu drängen war anscheinend der falsche Weg. Ob er sich wirklich von selbst öffnen würde? Woran konnte man das merken? Das war echt schwer… Die Lider sanken schwer über die braunen Augen. Welch eine angenehme Schwärze. Einfach vergessen, einfach nicht drum kümmern, einfach alle Sorgen zur Seite schieben und ewig schlafen… das war so viel einfacher… das wäre so viel einfacher… Die Rückseite eines Fingers fuhr leicht über seinen Hinterkopf, bis sie vom Polster gestoppt wurde und vier Finger in sein blondes Haar an seiner linken Kopfseite glitten. Wie angenehm… Katsuya ließ sich das kleine Stück nach rechts gegen Kaibas Beine fallen und lehnte sich dort an. Das war um so viel angenehmer als Sterben. Einfach hier zu sitzen und diesen Geruch nach Herrenparfüm und Kaiba zu genießen. Und diese zärtliche Hand, die ihm den Kopf kraulte. Einfach so… zu fühlen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)