Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 82: Shopping -------------------- Shopping ist ein wahrlich guter Titel - erinnert mich daran, dass ich am Freitag das Weihnachtsgeschenk für meine Freundin abholen muss. Tja, Weihnachten ist wahrlich ein Datum... und noch über einen Monat hin, aber das geht nicht so wirklich in meinen Kopf. Ich meine, das Fest der Liebe feiert man täglich, oder? Und es ist historisch bewiesen, dass Jesus gar nicht an diesem Datum geboren wurde. Warum also feiern? Um des Feierns willen. Und schon unterstütze ich es wieder ^.^ Wenn man bloß diese Engel und das Glitzerzeugs und all das wegräumen würde... nur die Leuchtketten können bleiben, die sind hübsch ^v^ Äh ja, zurück zu Dead Society *hüstel* Die beiden Hübschen hier haben zwar kein Weihnachten, aber ungefähr die Stimmung. Entspannt euch ein Ründchen ^.^ Und macht euch eine heiße Schokolade, sowas wirkt Wunder - aber nicht das Pulverzeugs, echte Schokolade. Tafel in Milch, heißmachen und trinken ^.^ Viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________ „Ähm, Herr Kaiba…“, Katsuya warf einen Blick auf die beiden Taschen in seiner Hand, „Die passen nicht mehr in den Kofferraum.“ „Wozu hat man eine Rücksitzbank?“, erwiderte der nur und trat neben den Jüngeren, „Außerdem ist da noch massig Platz, man muss nur ein wenig umpacken. Schmeiß’ einfach die Tüte mit dem Rasierwasser zu dem Bademantel und stopf’ die Schlappen noch drauf. Am besten wir bringen alles in den Wageninnenraum, dann haben wir den Kofferraum für die Lebensmittel.“ „Was für Lebensmittel?“ „Supermarkt, Lebensmittel, Essen. Oder wovon wolltest du dich ernähren? Du hast vorgestern einen Einkaufszettel geschrieben, schon vergessen?“ „Klar.“, der Blonde trug die Tüte mit seinen Kunstsachen und den restlichen Schulsachen auf die Rückbank und machte sich danach an die Klamotten und die Badartikel, „Denken sie, so was merke ich mir?“ „Normalerweise erwarte ich das, ja.“, der Brünette zog an seiner Zigarette und sah dem Jüngeren beim Umpacken zu, „Und pass’ mit den Glasflaschen auf.“ „Ja ja… ich weiß, ich habe ihre volle moralische Unterstützung, was?“ „Ich habe gezahlt, schleppen musst du.“, Kaiba sandte ihm ein kaltes Lächeln, „Das nennt man Arbeitsteilung.“ „Teamwork. Toll, ein and’rer macht’s.“ „Du hast das Prinzip verstanden.“, der Ältere zog noch einmal und trat die Zigarette aus, „Soll ich dir vielleicht helfen?“ Katsuya, der gerade die letzte Tasche umgestellt hatte, wandte sich langsam dem Anderen zu und sandte von sich aus einen kalten Blick. „Das nenne ich mal Erziehung.“, stellte Kaiba schmunzelnd fest, „Du hast ja schon richtig etwas gelernt von mir. Das ist eine lebenswichtige Begabung.“ „Es wäre zu empfehlen sich in den Wagen zu setzen und den Motor zu starten, bevor ich auf die Idee komme ihnen an die Kehle zu gehen.“, knurrte der Blonde. „Dein Problemlösungsverhalten verbessert sich auch rapide.“, bemerkte der Ältere weiterhin, „Von Zusammenbrechen sind wir schon auf Aggressionen gekommen.“ „Herr Kaiba!“ „Ja, bitte?“, der Angesprochene lächelte ihn freundlich an. „Sie sind gemein!“ „Warum?“, er öffnete die Fahrertür und setzte sich in den Wagen, während Katsuya einen wütenden Schrei losließ und beim Einsteigen den Kommentar bekam: „Es ist übrigens sehr erfreulich, dass du deine Emotionen gesundheitsschonend verarbeitest.“ Und der zweite Aufschrei… „Katsuya?“ „Komme sofort!“, der Blick der braunen Augen raste förmlich über eine Reihe von Zeitschriftüberschriften, bis er schließlich nach einer griff, sie kurz aufblätterte, nickte und zu dem Älteren zur Kasse sauste. „Was hast du da?“, fragte dieser mit einem Zucken seiner Augenbraue. „Eine Kochzeitschrift für westliches Essen. Das mögen sie doch gern, oder?“ Er blinzelte verwirrt, senkte und hob den Kopf und fuhr fort das Band zu bepacken, was er nur einmal unterbrach, um Katsuya seine Brieftasche zu geben. „Mit Karte?“ „Wenn sie noch nicht geschmolzen ist.“, murmelte er nur und begann am anderen Ende wieder einzupacken. „Eines Tages zahle ich ihnen das zurück.“, flüsterte der Blonde ihm zu. „Da können wir dann drüber reden.“, entschied Kaiba nur und ließ sich nicht beim Packen stören. „Einunddreißigtausendvierhundertzehn, bitte.“, sprach die Verkäuferin sie an, worauf Katsuya ihr die Karte reichte, „Vielen Dank.“, sie buchte den Betrag ab, „Bitte tippen sie ihren Code ein.“, der Brünette lehnte sie vor und berührte einige Tasten des Gerätes, welches sie ihm hinhielt, „Vielen Dank und ein schönen Abend noch.“, sie reichte dem Jüngeren mit einem Lächeln die Karte zurück und die beiden Männer verließen den Laden. „Warum geben sie mir nicht die Taschen?“, verlangte der Blonde zu wissen – die Abmachung war schließlich, dass Kaiba zahlte und er trug. „Gute Idee.“, der Lehrer drückte ihm alle vier in die Hand, „Und pass’ auf die Eier auf.“, er lächelte böse und wandte sich ab, indem er weiter ging. So… war das jetzt eigentlich nicht gemeint gewesen. Katsuya straffte den Rücken. Er hatte schon Schwereres getragen, also bitte. Das würde er doch schaffen. Er bohrte seinen Blick in Kaibas Rücken. Abgesehen davon, dass Mister-unglaublich-höflich die Freundlichkeit in Person war. Da benahm man sich mal nach Vorschrift und dann… das war einfach nur Kaiba. Er schnaubte. Launischer, sadistischer, böser Elendstourist, Falschlächler, Kochniete… „Katsuya.“, der Brünette warf einen Blick über die Schulter, „Wenn du dich nicht wehrst, glauben andere Menschen alles mit dir machen zu können. Früher hättest du los geschrieen, wenn ich dich so behandelt hätte. Nur weil du willst, dass ich dich mag, heißt das nicht, dass du mein persönlicher Sklave sein musst.“ „Aber sie haben gezahlt… also trage ich.“, der Blonde atmete tief durch. „Auch Geld ist kein Grund sich minderwertig behandeln zu lassen. Ansonsten endest du wie Yami.“, Kaiba beugte sich vor und nahm die Taschen aus einer seiner Hände, sodass jeder zwei trug. „Aber wenn ich mich beschwert hätte, wären sie doch böse gewesen, oder?“ „Wenn du mich angemault hättest, ja.“, die blauen Augen richteten sich in die braunen, „Aber du hättest auch freundlich fragen können. Da reagieren eine Menge Menschen sehr positiv drauf. Einige freuen sich helfen zu können, wenn man den Bogen nicht überspannt.“ „O… okay…“, der Blonde ließ den Kopf ein wenig hängen. „Was mache ich denn mit Menschen, die mich bewusst böse behandeln?“ Wenn er schon einen ganzen Nachmittag lang Lektionen bekam, konnte das doch bitte auch drin sein. Vielleicht könnte er Ryou ja einen etwas besseren Vorschlag machen – Kaiba wusste doch schließlich alles, oder? Na ja, fast alles, aber annähernd… „So wie deine Klassenkameraden?“, er nickte, „Bewusst freundlich handeln. Wenn Menschen mit einem nicht umgehen können, dann sind es freundliche Menschen, die sie hassen sollen. Sich über sie lustig machen, ja, aber nicht hassen. Wenn du sie ganz stoppen willst, dann würde ich allerdings den indirekten Angriff empfehlen. Also verletze sie, ohne dass sie dir nachweisen können, dass du sie verletzt hast.“ „Äh, was?“, der Blonde zog die Augenbrauen zusammen, „Beispiel?“ „Was war denn die letzte Beleidigung, die sie gebracht haben?“ „Dass ich geschwänzt habe. Anscheinend hatten sie nicht mitbekommen, dass ich zusammengebrochen bin.“ „Was haben sie ungefähr gesagt?“, wollte Kaiba wissen. „Bereust du dein Schwänzen gestern?“, versuchte der Jüngere den Idioten aus der Jungenbande nachzuäffen. „Nein, überhaupt nicht. Der freie Nachmittag war wahrlich erholungsreich – könnte euch auch gut tun.“, der Brünette setzte sein bestes – falsches – Lächeln auf und blinzelte zweimal, bevor seine Muskeln wieder erschlafften, „Glaube mir, die Leute versuchen es noch ein paar Mal und dann ist Schluss, wenn du das konsequent durchhältst. Mit Schlagfertigkeit kommen solche Idioten nicht zurecht.“ „Dafür muss man nur schlagfertig sein…“, Katsuya spitzte die Lippen, „Aber die Idee hört sich gut an.“ „Man muss sich nur sicher sein, dass das Gegenüber nicht gewalttätig ist, denn sonst wird man recht schnell zusammengeschlagen dafür.“, Kaibas Blick wanderte einmal über seinen Körper, „Aber ich glaube nicht, dass sich das bei dir viele erlauben.“ „Aber bei Ryou.“, der Kleinere sah auf, „Ich frage wegen ihm.“ „Schwer…“, der Brünette legte den Kopf ein wenig schief, „Wenn man schon verprügelt wird, dann ist es ganz hilfreich um mehr zu betteln oder zu schauspielern, wie sehr einem das gefällt, dann kommt man ganz gut davon. Aber Menschen davon abhalten zuzuschlagen?“, er seufzte, „Stärker aussehen. Mehr würde mir da nicht einfallen. Entweder das oder sie wissen lassen, was es für Konsequenzen hätte – und zwar welche, die unzweifelhaft eintreffen und für die anderen nicht hinnehmbar sind. Eine Drohung mit Polizei hilft meistens wenig, außer man kennt die Personen wirklich.“, er zuckte mit den Schultern, „Ich bin überfragt.“ Unbedingt jetzt musste er überfragt sein – toll. Aber was er sagte, half schon stark weiter. Ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen. Diese Tipps reichten, um ihre Klassenkameraden abzuhalten. Für den Rest sollte sich Bakura etwas einfallen lassen – apropos, Bakura als großer Bruder war das perfekte Druckmittel. Ryou sollte ihn beizeiten mal mit in die Schule nehmen. Es würde sicherlich keiner wagen Eigentum des Wolfes anzufassen. „Können wir Bakura mal für einen Tag mitnehmen?“, fragte Katsuya von seiner eigenen Idee begeistert. „Sicher… warnt die Lehrer aber bitte vor.“ „Okay.“, das Lächeln wurde durch ein fettes Grinsen ersetzt. „Soll ich das nicht ausräumen?“, fragte Katsuya mit zusammengezogenen Augenbrauen, während Kaiba die Lebensmittel auspackte und einräumte. „Nein, sollst du nicht. Du sollst dir dein Schulzeug schnappen und Hausaufgaben machen.“ „Aber das Gemüse braucht eine zarte Hand.“ Der Brünette stoppte in der Bewegung, gebeugt über der Tasche auf dem Küchenboden und hob langsam den Kopf – dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wäre seine nächste Frage, ob Katsuya den Verstand verloren habe. „Und jemand muss auf die Eier aufpassen.“, beteuerte der Blonde. „Kleiner, wenn du unbedingt auspacken willst, meinetwegen, aber deine Hausaufgaben wirst du trotzdem machen müssen.“ „Die Pflicht ruft!“, er machte auf dem Absatz kehrt und holte seine Tasche aus dem Flur, um sich ins Wohnzimmer zu setzen. Nicht, dass Kaiba noch auf die Idee käme, er suche nach Arbeit – aber wenn man dafür die Hausaufgaben weglassen könnte, war das doch stark verlockend. Sehr stark, um es genau zu nehmen. Hausaufgaben waren so öde und trocken und… er könnte natürlich auch mit Japanisch anfangen, das war meistens lustig. „Herr Lehrer Kaiba, was haben sie uns in Japanisch aufgegeben?“ „Gedichtanalyse!“, schallte es aus der Küche. „Danke.“, klang es weit weniger enthusiastisch zurück aus dem Wohnzimmer. Analyse… stundenlange Arbeit für nichts und wieder nichts… obwohl die Gedichte, die Kaiba ihnen gab, eigentlich gar nicht so schlecht waren, das heute war schön gewesen. Welches hatte er ihnen denn mitgegeben? Katsuya schlug den Block auf und suchte die Unterrichtsmaterialien. Ein Haiku. Drei Verse und massenweise Verweise. Die Kirschblüte. War es eigentlich auffällig, dass sicherlich die Hälfte ihrer Gedichte von Kirschblüten handeln oder sie als Metapher verwenden? Na, auf geht’s… „Wie kommst du voran?“ „Bescheiden… das ist langweilig.“, Katsuya seufzte tief, „Können sie uns nicht ein interessantes Gedicht geben?“ „Wie zum Beispiel?“ „Weiß nicht… etwas Kritisches. Oder etwas mit vielen Symbolen. Und ohne Kirschblüten.“ „Ich wollte gerade sagen, mehr Symbole und Metaphern als ein Haiku kann kaum ein Gedicht haben.“, der Ältere ließ sich neben dem Jugendlichen nieder, „Und es sieht auch nicht so aus, als könntest du nichts hineininterpretieren.“, sein Blick glitt über die zwei Seiten, die der Blonde bereits verfasst hatte, „Soll ich es lesen, wenn du fertig bist?“ „Okay…“, Katsuya ließ sich zur Seite fallen, sodass er komplett auf dem Boden lag und zu dem Brünetten aufsah, „Spielen wir noch etwas, wenn ich fertig bin?“ „Meinetwegen.“, der Lehrer schenkte ihm noch ein aufbauendes Lächeln, bevor er sein Buch nahm und sich auf das Sofa setzte. „Würden sie vielleicht auch mal über meine Matheaufgaben gucken?“, fragte der Jüngere, während er zur Couch krabbelte und mit weit geöffneten Lidern und vorgeschobener Unterlippe zu Kaiba aufsah, „Bitte.“ „Ich mache das auch ohne Hundeblick.“, er nahm die Blätter entgegen und gab dem auf dem Boden Sitzenden seinen Aufsatz dafür wieder, „Kommentar habe ich dir drunter gesetzt, dann sieht das nicht so inoffiziell aus. Nur falls jemand mal fragt, warum du dich plötzlich so verbesserst.“ „Ist der gut?“, erwiderte Katsuya erstaunt. „Ja, ist er.“, antwortete der Ältere schlicht, sah ihm dabei in die Augen und wandte sich darauf der Mathematik zu, „Ob ich das hiervon auch behaupten kann, werden wir sehen.“ „Wahrscheinlich nicht, ich kann das immer noch nicht. Aber morgen bin ich ja wieder bei Ryou, der wollte mir das erklären.“ Kaiba nickte unmerklich – der war wohl in Mathe vertieft. Auch gut. Also weiter mit Geschichte. Und vorher noch diesen Kommentar. Gute Rechtschreibung, wenig Zeichenfehler, gute Deutungsansätze, zu wenig Struktur, kein formelles Muster, keine Einbeziehung rhetorischer Mittel – was zur Hölle war das? – fehlende Angaben zu Autor, historischen Kontext und formale Einordnung. Ja… genau… und das hieß was? „Und mit so viel Fehlern nennen sie den Aufsatz gut?“, dass das eine Menge war, erkannte sogar er. „Gut heißt, es ist schön bearbeitet und gedeutet, aber dir fehlen massenweise Formalien.“ „Wozu braucht man Formalien?“, er wurde leiser, „Und was sind Formalien?“ „Formalitäten wie den strukturellen Aufbau einer Analyse und die Erfüllung jedes geforderten Strukturbereiches.“, Kaiba sah auf, „Jedes offizielle Dokument wie Analysen, Briefe und Urkunden hat einem bestimmten strukturellen Aufbau zu verfolgen. Wenn du zum Beispiel ein Bewerbungsschreiben nicht nach der richtigen formellen Struktur schreibst, ist das für einen Arbeitgeber schon mal das beste Anzeichen, dass du nicht geeignet bist.“ „Wetten, das hätte ich in der Mittelstufe lernen sollen?“, fragte der Blonde mit hängenden Schultern. „Wette gewonnen. Ich habe ganze Listen über formalen Aufbau, weil das einfach grundlegend ist… ich kopiere dir die Wichtigsten einfach nachher.“, Kaiba wandte sich wieder den Matheaufgaben zu, „Das ist leicht, wenn man es einmal gelernt hat.“ Leicht im Sinne von leicht oder im Sinne von für Kaiba leicht? Dieser Tag hatte mal wieder bewiesen, dass dieser Mann da doch ein wenig andere Maßstäbe setzte als er selbst. Aber vielleicht würde es sein, wie Mai gesagt hatte – wenn er jetzt noch nicht mithalten konnte, würde es nicht lange dauern und er konnte es einigermaßen. „Du solltest mit Ryou am besten noch einmal die Aufleitung für die Integralberechnung mit z wiederholen. Die meisten deiner Aufleitungen sind nicht richtig.“ Oder auch nicht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)