Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 96: Sorrow ------------------ YAY! Ich bin zum ersten Mal über 2MB ^.^ Und ich bin bei Kapitel 100 angelangt *feier* Wenn ich so weitermache, könnte das mit den zwei Kapiteln pro Woche noch lange anhalten. Das Gespräch mit Yami wird übrigens insgesamt sieben Kapitel lang. Und eine Menge davon ist fachlich... ich hoffe, ich habe es allerdings so aufgelockert, dass es nicht nur verständlich, sondern auch ein bisschen spannend ist. Das ist das letzte Mal, dass ihr von Yami etwas Fachliches bekommt ^.- Gleichzeitig möchte ich mich aber auch bei den ENS-Schreibern entschuldigen, dass ich sie für DS derzeit etwas zurückstelle. Mir fehlt neben dem Abi einfach die Zeit. Aber da viele mir sagten, dass sie lieber Kapitel als ENS kriegen, werde ich einfach stur weitermachen ^.- Aber keine Sorge, ihr werdet nicht vergessen. Anosonsten sind drei Nebensequenzen fertig, die ich in nächster Zeit abtippen kann. Sie sind zwar nicht so lustig geworden, wie ich es mir gewünscht hätte, aber über all dieses tiefsinnige Zeugs fehlt mir derzeit die Fähigkeit zur Komik etwas... kommt aber wieder ^.- Und jetzt viel Spaß beim Lesen! ___________________________________________________________________________________ „Hast du mich noch lieb?“, fragte eine dünne, zittrige Stimme. Katsuyas Lippen bewegten sich dazu. War das wirklich seine Stimme? Waren das seine Worte? Sie schienen so fremd. „Natürlich habe ich das.“, der Ältere eilte auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und drückte sein Gesicht an dessen Brust, „Bitte denk das nicht. Du hast nichts falsch gemacht. Das ist… das ist etwas zwischen Seto und mir. Eigentlich… eigentlich geht es nur um mich.“, auch seine Stimme war leiser geworden, „Ich bilde mir einfach nur zu viel darauf ein, dass die Leute immer mich um Hilfe fragen. Ich… es tut mir wirklich Leid. Ich will dir nicht wehtun. Ich wollte es für einen kurzen Moment, aber… das tut mir Leid.“ „Okay…“, die Arme des Stärkeren legten sich um die Taille des Stehenden, während er seine Augen schloss. Yami war warm. Diese leicht gebräunte Haut, die doch sehr hell wirkte, die funkelnden Augen und das Lächeln – sie versprachen Sonne und Wärme und Liebe. Es tat gut ihn zu umarmen. Als würden man von einer milden Sonne umhüllt werden. In diese Arme, in diese Wärme hatte Seto sich geflüchtet. Katsuya schluckte. Diesen Körper hatte er berührt. Wieder und wieder. Was sollte er darüber denken? Sollte er sich ekeln? Sollte er Abstand nehmen? Sollte er diese Wärme verdammen? Welchen Sinn hätte es? War es nicht egal, wer diese Wärme teilte, solange er teilhaben durfte? An sich war er auch eifersüchtig. Er war Yamis einziger Freund, seit Jahren. Und jetzt war da Seto. Ein Freund und doch keiner. Eine Person, die so tief in ihre Intimsphäre eingedrungen war und doch kein Teil dessen war. Ab jetzt mussten sie beide teilen. Das würde schwer werden, das war mindestens jetzt klar. Selbst Yami hatte Probleme… „Ist es dir unangenehm, wenn ich bezüglich Seto Fragen stelle und erzähle?“ „Nein…“, der Ältere setzte einen Kuss auf den blonden Schopf, „Das nicht. Ich bitte sogar darum. Ich könnte es mir nicht verzeihen dich auch zu verlieren.“ „Auch?“ „Nicht so wichtig.“, die Umarmung löste sich und Yami begab sich zurück zum Herd. „Sicher?“ „Ja.“, er fuhr mit dem Pfannenheber durch das, was er gerade briet, während Katsuya das Messer wieder aufnahm und sich seiner Aufgabe widmete. „Gut…“ Noch etwas, was ihm verschwiegen wurde. Yamis Vergangenheit. Die Geschichte Atemus. Oder wurde er auch als Yami verlassen? Von Menschen, die ihm wichtig waren? Oder fühlte er sich von Seto verlassen? Zu viele Rätsel. Warum sprachen Leute nicht alles aus? Hatten sie so große Angst? Oder zu große Schuld? „Warum kannst du dir nicht denken, dass Seto vergewaltigt wurde?“ Der Rothaarige atmete tief ein und seufzte. „Falsche Frage?“ „Es gibt keine falschen Fragen. Es gibt höchstens Fragen zum falschen Zeitpunkt.“, er regulierte den Herd, „Wie weit bist du mit dem Gemüse?“ „Fast… fertig.“, der Blonde legte das Messer außer Reichweite und schob das Geschnittene auf dem Brettchen hinterher, wo es von Yami entgegengenommen wurde, der es in die Pfanne warf und das zu Spülende wegräumte. „Setos Anusring ist stark kontraktiert.“ „Was?“, Katsuya, der sich in der Spüle die Hände wusch, wandte seinen Blick zu Seite. „Eine normale oder starke Kontraktion ist normal. Über lange Zeit vergewaltigte Männer haben aber noch über Jahre gedehnte Anusmuskeln. Genauso wie vielfach bei Analsex passive Menschen gedehnte Anusmuskeln haben. Aber Seto hat das nicht.“, wie mechanisch gab der Ältere die Krabben in die Pfanne, „Das ist kein Beweis, aber das sagt zumindest, dass die Vergewaltigung wenn, dann schon sehr lange her sein muss und/oder es nicht oft dazu kam.“ „Oh…“, der Blonde atmete flach, während er die Hände am Küchenhandtuch trocknete, „Also… deswegen kannst du es dir nicht vorstellen?“ „Nicht wirklich.“, Yami hob das Gebratene unter, „Eigentlich… sagen wir so, Seto hat beim Sex eigentlich wenig Hemmung. Ich habe noch nie versucht ihn mal zum passiven Part zu machen, aber ich denke, dass er auch darauf nicht allergisch reagieren würde.“, er seufzte, „Wir haben es nur einfach nie getan. Ich habe auch nie darüber nachgedacht. Ich wusste, dass Seto sehr viel Kontrolle brauchte und die durch Dominanz bekam, also habe ich ihn nie darauf angesprochen.“ Also doch These zwei? Es war nur Ausdruck seines Kontrollbedürfnisses? Hm… es erschien wahrscheinlicher, doch. Vergewaltigungsopfer hatten doch sicher manchmal Berührungsängste, oder? Aber Seto schien keine Angst gehabt zu haben, als er neben ihm aufwachte. Seto hatte sich sogar unten am Sofa zum Schlafen an ihn gekuschelt. Allein in seiner Gegenwart zu schlafen… wenn er vergewaltigt worden war, schien er es gut überwunden zu haben. Und wenn er das hatte, hätte er es auch erzählen können. Schließlich waren sie nicht mehr Schüler und Lehrer. Das hatte Seto ganz allein beendet. „Aber in Sachen Sex ist Seto eigentlich völlig angstfrei. Man kann ihm sogar böse Dinge sagen, die ihn sonst tief verletzen, beim Sex lächelt er drüber. Das tut ihm wirklich unglaublich gut und man merkt es. Wer weiß, was Sex genau für ihn ist… vielleicht ein Bekenntnis von Zuneigung. Das einzige, was er dann nicht als erstes bezweifelt. Es mag ungewöhnlich für einen DESNOS-Kranken sein, aber mir kam es immer so vor, als könnte er dabei alle Probleme vergessen und ganz normal sein.“ Wow… es beugte nicht nur Anfällen vor, es half seinem Selbstbewusstsein. Das Ganze schien eine sehr tiefe Bedeutung zu haben. „Zuerst dachte ich immer, es wäre irgendeine Art von Viktimisierung. Ich hatte mir schon immer gedacht, dass Seto einiges in seiner Kindheit passiert sein muss. Aber es war keine Vergewaltigung. Und dass du mir jetzt sagst, er hat in Wirklichkeit DESNOS, dann bestärkt mich das in meinem Glauben, dass es etwas anderes war. Wobei ich sagen muss, dass es mir sehr helfen würde zu wissen, was ihm eigentlich geschehen ist.“ „Ich spreche mal mit ihm.“, ein müdes Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen, „Dass du dich auch gern um ihn kümmern würdest und alles. Vielleicht kriege ich ja wenigstens den Grund, warum er es nicht will, falls er es nicht tut.“ „Danke…“, dasselbe zeigte sich auf Yamis Gesicht – alles wieder gut zwischen ihnen. Oh Mann… er wollte niemals mit Yami wirklich streiten. „Aber mal etwas anderes…“, meinte der Blonde, der sich genüsslich den Bauch rieb. Yami war einfach grandios in der Küche! „Ja?“, der Ältere räumte die Teller in die Spülmaschine und ließ sich am Tisch nieder. „Wegen Seto…“, Katsuya machte eine schweifende Handbewegung, um zu sagen Du-weißt-schon-wie-der-Satz-weitergeht. „Wie kann ich dir helfen?“ „Na ja… ich bin ein wenig unsicher. Was ich tun soll und so. Ich habe immer noch das Gefühl, dass er mir irgendetwas verschweigt. Er hält wenig Blickkontakt. Macht er das bei dir auch?“ „Ja, oft.“, der Rothaarige nickte zur Unterstreichung seiner Aussage, „Ich denke, er hat sehr große Verlassensängste. Er erwartet Abwehr zu erkennen. Und das könnte er nicht vertragen. Deshalb weicht er unbewusst Blicken aus – zum eigenen Schutz. Aber er sieht dir meistens direkt in die Augen, wenn er sich sicher fühlt. Man kann an seinen Augen daher meistens den Gemütszustand erkennen. Wie oft und lange hält er Blickkontakt? Sehen seine Augen lebhaft oder stumpf aus? Sind sie gerötet? Steht ein Tränenfilm auf ihnen? Seto spricht mit seinen Augen.“ Ah… also hatte es keine so tiefe Bedeutung. Es war nur Unsicherheit. War er jetzt schon zu sensibel im Bezug auf Seto geworden? „Dann ist er bei mir ziemlich wechselhaft sicher und unsicher. Und er ist extrem unsicher, sobald es um seine Psyche und seine Vergangenheit geht. Da guckt er immer die Wand oder den Boden an.“ Yami, dessen Kopf leicht gesenkt war, fixierte den Blonden mit seinen tieffarbenen Augen. Weder der Blick, noch das Schmunzeln auf seinen Lippen sagten Katsuya etwas. Was wollte Yami ihm mitteilen? „Was?“ „Du beobachtest ihn.“, stellte der Ältere fest. „Du etwa nicht?“ „Doch, natürlich.“, das Schmunzeln vertiefte sich, „Ich bemerkte nur einmal wieder, wie sehr du dich in den letzten Wochen geändert hast. Zum positiven, wenn ich das betonen darf.“ „Danke.“, Katsuya warf ihm über den Tisch hinweg ein Lächeln zu, „Ich wünschte nur, Seto würde das auch bemerken…“ „Oh, das tut er.“, der Rothaarige legte den Kopf schief, „Ich bin sicher, dass er das tut.“ Die Brust des Jüngeren hob sich, während sein Blick dem Beispiel nur zögerlich folgte. War das wirklich Yamis Ernst? Bemerkte Seto, wie sehr er sich änderte? Wusste er es vielleicht… zu schätzen? Oder machte es ihm Angst? „Wie, glaubst du, wird es weitergehen?“, fragte der Braunäugige leise. „Wer weiß?“, der Ältere zuckte mit den Schultern, während er einen Schluck trank, „Sagen wir so… es hängt sehr von Seto ab. Wenn er nicht plötzlich irgendetwas Unerwartetes tut – was er doch oft zu tun pflegt in letzter Zeit – wird sich bis zum Ausgehen des Gerichtsverfahrens wahrscheinlich nichts ändern. Außer irgendein äußerer Umstand tritt plötzlich ein.“ „Äußerer Umstand?“, was sollte das heißen? Unfall mit Todesfolge? Das wäre sicher eine Änderung, ganz klar. Katsuya schluckte. „Du wirst von der Schule geworfen oder Setos Bruder taucht auf oder Seto wird versetzt. So was eben.“ Selbstanalyse: Er sollte weniger radikal denken. Es gab auch kleinere Geschehnisse mit großen Auswirkungen. Und… Katsuya schluckte. Er sollte nicht über Setos möglichen Tod nachdenken. Das war… herabziehend? Niederschlagend? Irgendwie schien kein Begriff wirklich beschreiben zu können, welches Gefühl da eben in ihm aufgewallt war. „Ich werde auf jeden Fall nachher ein längeres Gespräch mit Seto führen, wenn er dich abholen kommt. Und ansonsten… konzentrier dich besser auf die Schule als auf Seto. Ganz ernst, auch wenn es für dich wahrscheinlich ungewöhnlich klingt. Aber Bildung ist wichtig, wenn du mal auf eigenen Füßen stehen willst. Du brauchst etwas, auf das du dich verlassen kannst und das ist auf jeden Fall Bildung. Jobs kann man verlieren, Freunde, Familie, aber nur sehr schwer Bildung. Über Bildung bekommst du immer Jobs und darüber meist auch Freunde. Sollte also jemals mit Seto wirklich etwas schief gehen, hättest du immer noch das. Neben mir.“ Wunderbare Ansage. Lass deine Sozialkontakte schleifen, konzentriere dich ganz auf Stoff, den du sowieso nie brauchen wirst. Juhuu! Nun ja, Seto hatte ihn auch gebeten sich auf die Schule zu konzentrieren und eigentlich wollte er es ja auch, so war es ja nicht. Aber wie sollte man sich für irgendwelche chemischen Zusammensetzungen interessieren, wenn einem bei Passformen von Molekülen nur blaue Augen in den Sinn kamen? „Was ist eigentlich mit deiner schulischen Bildung? Was hast du gemacht, dass dein einziger Ausweg die Prostitution war?“, heikles Thema… er sprach Yamis Vergangenheit an. Eine Problematik, die dieser doch eigentlich vermied. „Ich habe die Schule abgebrochen. Bin mitten in der Oberstufe raus. Das wäre an sich nicht das Problem gewesen, damit kriegt man ja viele Jobs, aber ich habe nun mal all meine Unterlagen bei meinen Eltern liegen lassen, weil ich damals natürlich nicht wirklich nachgedacht habe. Heißt soviel wie: Gar kein Nachweis einer schulischen Laufbahn – unqualifiziert.“, der Rothaarige machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich habe aber auch überhaupt keine Unterlagen…“, murmelte der Jüngere. „Dann sieh zu, dass du die kriegst.“, mahnte Yami eindringlich und sah ihm tief in die Augen, „Und wenn du Seto darauf ansetzt, du brauchst das Zeug. Ohne Papiere bist du ein Nichts. Ohne Ausweis verlierst du jegliche Privilegien des Staates. Du bekommst gar nichts. Was glaubst du, warum der größte Wunsch vieler Straßenkinder ein Personalausweis ist?“ Oh… okay, er sollte definitiv Seto um Hilfe bitten. „Hattest du einen Personalausweis, als du abgehauen bist?“ „Nein…“, der Ältere seufzte, „Ich war beim Einwohnermeldeamt und habe einen neuen beantragt. Aber der hat so lange gebraucht, dass ich schon mitten in der Prostitution war, als er ankam. Man hatte ihn versehentlich verschickt. Und ich wusste nicht, dass es da Hilfsorganisationen gab… ich bin einfach haltlos abgerutscht. Und nur, weil ich meinen klaren Kopf verloren habe…“, ein weiterer Seufzer, „Hätte ich damals nur ein bisschen nachgedacht… aber ich war hungrig, ich war arbeitslos, hatte kein Dach über’m Kopf… da bekommt man schon mal etwas Panik.“, ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Vielleicht… sollte er das Thema wechseln. Auch wenn es interessant war, Yami sah ein wenig… geschafft aus. Vielleicht sollte er seine Psyche erstmal ruhen lassen. „Möchtest du das Thema wechseln?“ „Ja, bitte.“, gab der Ältere mit einem erleichterten Ausdruck zu. „Okay… erzähl mir doch was über Abwehrmechanismen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)