Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 123: Therapy -------------------- Nur noch zwei Kapitel hiernach und ein Nachwort. Endspurt, würde ich sagen ^.- Soll ich nächsten Freitag wirklich das letzte Kapitel hochladen? Fragen über Fragen... Auf jeden Fall überarbeite ich "Tote Gesellschaft" (BUCH!) gerade, bin bei Seite 103 von 568 - und möchte bis morgen Abend fertig werden. Ich werde demnach die komplette Nacht durcharbeiten. Kommentare werden also später beantwortet ^.- Gelesen habe ich aber schon alle und mich sehr gefreut! Ich erhellt meine Tage ^v^ Ich denke, ich kann ohne DS auch nicht leben T.T Danke, dass ihr so treue Leser seid! Zum Kapitel: Dies ist für mich eines der wichtigsten Kapitel von DS. Und es ist schlichtweg DAS Analysekapitel. Demnach bin ich sehr gespannt auf die Kommentare. Viel Spaß beim Lesen ^.- Noch etwas Organisatorisches: Vielleicht haben es einige schon mitbekommen, es gibt beim Japantag ein DS-Cosplay. Ich laufe da als Bakura rum und sammle alle ein, die mitmachen möchten ^.- Wenn ihr also da seid, ich würde mich freuen euch zu sehen. Weiterhin würde ich mich auch freuen zu wissen, dass ihr kommt. Ich bitte demnach alle, die beim Japantag erscheinen entweder in den Zirkel zu schreiben oder mir eine ENS zu senden. Danke! _________________________________________________________________________________ „Die Haustürklingel?“, fragte Katsuya zur Sicherheit noch einmal nach, doch niemand reagierte mit einer Antwort. Yami schien erstarrt. Sein Gesicht war ausdruckslos, die Augen bewegungslos auf die Wohnzimmertür gerichtet. Seto konnte sein Ohr problemlos aus dem Griff lösen, um sich zur Seite zu drehen und ebenso die Tür anzustarren, als würde die Person sich einfach Zugang zum Haus verschaffen können. Die Augenbrauen zogen sich zusammen, während er zittrig ausatmete. „Soll ich öffnen?“, bot Bakura an, den das Theater anscheinend nervte, denn er befand sich schon halb im Aufstehen, Ryou dabei behutsam neben sich setzend. „Nein.“, Katsuya schluckte. Das musste Yugi sein. Yugi und Yami… „Ich… ich werde öffnen.“ Oder sollte er die Tür einfach geschlossen lassen? Ihn gar nicht erst reinlassen? Der Blonde schluckte abermals. Verdammt. An sich gab es nichts zu fürchten. Aber wenn Yami zusammenbrechen würde oder Yugi… was immer der tun würde… Die braunen Augen richteten sich auf den Rothaarigen. „Ich werde jetzt die Tür öffnen.“, bekräftigte er noch einmal. Yami sah stumm zurück, folgte ihm nur mit den Augen, wie er aufstand, auf den Flur trat und das Angekündigte tat. Natürlich hatte er richtig vermutet. Yugi. Es war jedem klar gewesen. Und doch war der Blonde aufs Äußerste geschockt. Yugi. Vor seiner Tür. In seinem Vorflur. In seinem Haus. „Herr Muto.“, Katsuya neigte den Kopf zu einer angedeuteten Verbeugung und trat zur Seite, „Wir hatten nicht erwartet, dass sie noch kommen.“ „Bin ich…“, der Kleinere schloss den Mund und zog den Kopf ein, „Komme ich ungelegen?“, es war nur noch ein Flüstern. Eins stand fest. Der Mann war keine Bedrohung. „Überhaupt nicht.“, der Jüngere lächelte, „Ich bin nur überrascht. Ähnlich wie die anderen Gäste, vermute ich.“ „Die anderen?“, echote der Lehrer und stoppte in seiner Bewegung die Schuhe auszuziehen. „Die Bakuras und ihr Bruder.“, Katsuya versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren. Ruhig. Bloß ruhig. Schonend beide Seiten vorbereiten. Yami hatte ihn nicht gehindert am Öffnen und Yugi konnte jetzt noch umdrehen. Beide hatten genug Chancen gehabt. „Mein… Bruder…“, Yugi dehnte das Wort. Was mochte ihn bloß durch den Kopf gehen? „Er ist… hier?“ „Im Wohnzimmer.“, bestätigte der Jüngere. Ohne die Schuhe auch nur auszuziehen ging der Andere an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Scheiße. Das konnte echt mächtig Ärger geben. Hoffentlich wusste Yami mit der Situation umzugehen. Irgendwie… aber wenn der ausflippen würde? Was sollten sie tun? Beide auseinanderzerren? Verdammt… Der Blonde schmiss die Tür zu und hechtete Yugi nach. „Atemu…“, der Zwilling seines besten Freundes stand ungefähr zwei Meter im Raum, als wäre er beim Gehen gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Eine Wand wie Yamis Aura, der mit dem Rücken zu seinem Bruder am Fenster stand. Weder antwortete er, noch drehte er sich um. „Großer Bruder…“, der Schwarzhaarige schluckte, „Es ist… schön dich zu sehen.“ „Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe.“, die Amethyste des älteren von beiden richteten sich auf Seto, der sich aus der Schusslinie gebracht hatte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Er floh? Vor Yugi? „Nein, bitte…“, danke für die Kooperationsbereitschaft, Yugi, „Bitte… kann ich kurz mit dir reden?“ „Wenn du reden willst, tu es hier.“, meinte der Andere nur kalt und verschränkte die Arme vor der Brust. Oh je… Yami musste extreme Verletzungen erwarten. Yugi sollte bloß vorsichtig sein. „Ich… ähm…“, der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit schluckte und setzte erneut an, „Bist du noch sauer auf mich?“ Der Ältere lehnte sich gegen die Wand, verschränkte auch die Beine und wirkte so lockerer – auf den ersten Blick. Aber die Selbstsicherheit war gespielt, das dürfte jeder in diesem Raum merken. Yami war mehr als unwohl. „Wenn du noch immer das Schoßhündchen unserer Eltern bist, ja.“ „Das Schoßhündchen? Wie meinst du das?“, fragte Yugi nach. Seine Augenbrauen hatten sich zusammen gezogen und seine Stirn lag in tiefen Falten. „Dass du ihnen immer noch hörig bist.“, der Rothaarige seufzte und wurde leiser, „Genau danach hörst du dich an.“ „Was…“, der Lehrer schüttelte den Kopf, „Was habe ich denn falsch gemacht?“ „Nichts.“, Lider schlossen sich über den Amethysten, „Außer das Weltbild zu übernehmen, was unsere Eltern dir gegeben haben. Nichts zu hinterfragen, sondern einfach an das zu glauben, was einfach erscheint.“, sie schossen in die Höhe und durchbohrten den Kleineren, „Und mich damit zu hassen.“ „A… aber… ich hasse dich doch nicht!“, beteuerte Yugi, „Ich… ich weiß, du hast viel Dummes angestellt, aber-“ „Ach, habe ich das?“, unterbrach ihn der Ältere. „Jeder macht Fehler, das ist menschlich.“, der Andere presste die Oberarme an den Körper und senkte den Kopf, „Und du hast nichts getan, was man nicht wieder gut machen könnte-“ „Und was soll ich deiner Meinung nach wieder gut machen?“, Katsuya sah zwischen den beiden hin und her. Holla… das hörte sich mal ganz anders an. Yami, die verletzte Raubkatze und Yugi, der Tierpfleger. Genau so hatte er sie kennen gelernt. Yugi war immer verständnisvoll und aufbauend gewesen, deswegen hatte er ihn gemocht. Und Yami war stets faszinierend gewesen. So wie jetzt. Aber zwischendurch war Yami die starke, aufbauende Persönlichkeit und Yugi das verletzte Es gewesen. Und hatte nicht Seto gesagt, dass Yugi sich mehr hasste als er sich selbst? Es passte so gar nicht in dieses Bild… „Das… das, was dich davon abgebracht hat ein glückliches Leben zu führen.“ „Und wenn ich glücklich wäre?“, was er nicht war, fügte der Blonde im Stillen hinzu. „Das… das kann ich mir nicht vorstellen.“, flüsterte der Jüngere. „Ach, kannst du nicht? Passt es nicht in deine Welt, dass man sein Leben als Stricher mögen kann? Dass man dieses Leben lieber führt als deines?“, nun, dass er lieber Stricher als Lehrer war, das war möglich… aber war dem so? „Nein, das passt nicht in meine Welt. Und ich glaube dir nicht, dass du lieber Stricher bist als ein ehrbares Leben zu führen.“, wow, das erste Mal war Selbstsicherheit in Yugis Stimme. Kannte er seinen Bruder doch gut? „Ein ehrbares Leben? Bin ich so unehrbar in deinen Augen? So widerwärtig als das, was ich bin?“, spie Yami seinem Bruder entgegen. Der war aber auch darauf aus den anderen fertig zu machen… „Natürlich nicht… aber du weißt doch selbst, wie schmutzig dein Beruf ist…“, Yugis Gesicht spiegelte Verzweiflung. Katsuya konnte es ihm nachsehen. Sein bester Freund war gerade ziemlich schwierig. „Ach, weiß ich das? Und was, wenn ich anders denke?“, sah es nur so aus oder stieß er seine lackierten Nägel gerade etwas zu fest in seine Oberarme? „Dann kann man das therapieren. Atemu, du musst dieses Leben nicht führen. Bitte, suche Hilfe und… lebe als das, was du wert bist.“ „Tue ich schon.“, warf Yami ihm mit einer solchen Verachtung in der Stimme entgegen, das Katsuya zitternd nach Setos Hand suchte, um einen Halt zu haben. Bitte nicht… „Atemu…“, Yugi schloss die Arme um seinen Oberkörper. „Atemu, Atemu…“, äffte der Andere nach, „Lass mich kurz nachdenken, der Satz von eben kommt mir so bekannt vor. Ach ja…“, seine Stimme triefte vor Hass und Ablehnung, „Ich glaube, der Satz, man könnte es therapieren und dann würde alles wieder gut werden, war der letzte, bevor ich dich damals zusammengeschlagen habe und das Haus für immer verließ.“ Was? Yugi senkte betroffen den Blick zu Boden. Bevor Yami… Yami? Hatte Yugi damals also die Wahrheit gesagt, dass Yami... Yami, der Gewalt ablehnte wie der Teufel das Weihwasser? Er hatte Yugi zusammengeschlagen? Weil dieser ihm sagte, dass man etwas therapieren könne? Aber… „Und wenn ich mich weiterhin recht entsinne, dann ging es darum, dass ich schwul war. Oh nein!“, er sprach die beiden Worte voller gespieltem Entsetzen aus, „Atemu, das schwarze Schaf, der Schandfleck der ganzen Familie auch noch schwul? Wie abscheulich. Und schon kam der rettende, wunderbare kleine Bruder und erbarmte sich seiner, weil er ja ein so guter Mensch war. Ich bräuchte doch keine Angst zu haben, unsere Eltern würden das schon einsehen, dass es nur eine Krankheit ist, dass man es therapieren kann, dass doch bald alles wieder gut sein wird und wir alle wieder die glückliche Familie sind, die wir ja schon immer waren.“, besonders zum Ende hin war seine Stimme immer höhnischer geworden, „Klingelt es wieder bei dir, kleines Schoßhündchen? Du bist ja so ein braver Sohn, so ein gutes Kind. Und dann bist du auch noch so gnädig zu deinem verkommenen Bruder.“ Wow. Was war denn jetzt los? Yami? Verwirrt schwenkte Katsuya den Kopf zwischen beiden hin und her. „Ich wollte immer nur dein Bestes!“, wehrte sich der Schwarzhaarige, formte eine Hand zur Faust und lehnte sich nach vorne, „Du hast unseren Eltern nun mal eine Menge Kummer bereitet, ja, aber du kannst mich doch nicht dafür hassen, dass ich dich liebe! Du bist mein Bruder, verdammt!“ „Ha.“, der Ältere stieß sich von der Wand ab und warf den Kopf in den Nacken, wobei ein trockenes Lachen erklang, „Flüchte dich weiter in deine kleine, heile Welt. Es ist so…“, seine Augen richteten sich wieder auf Yugi, doch diesmal waren sie tränengefüllt, „Du bist auch mein Bruder und ich habe dich furchtbar lieb. Aber so lange du weiter glaubst, was unsere Eltern dir Tag und Nacht erzählt haben, wirst du mich immer und immer wieder verletzen. Solange du nicht erkennst, dass sie mich misshandelt haben, bin ich gezwungen auch dich zu hassen, wenn ich überleben will.“ Die Puzzlestücke fügten sich zusammen… Yami war misshandelt worden. Yugi nicht. Yami litt darunter, weil er wusste, dass man ihm etwas angetan hatte, was man keinem Kind antun sollte. Yugi hielt es für gerecht, was sie mit ihm gemacht hatten. Was auch immer sie gemacht hatten… „Unsere Eltern waren immer gut zu dir!“, rief der Jüngere, mittlerweile etwas wütend. Anscheinend war es okay ihn zu hassen – nur nicht seine Eltern. Er verstand, was Seto meinte, wenn er sagte, dass Yugi sich zutiefst hasste – und es unterdrückte. „Ja, sie gaben mir nur das, was ich verdiente…“, Yamis Blick glitt zu Boden, „Denn ich bin nichts als ein wertloses Stück Fleisch…“ Was hatten sie ihm angetan? „Das ist doch gar nicht wahr, das hast du falsch verstanden.“, nichts hatte Yami falsch verstanden. Wenn Eltern Kindern das Gefühl gaben wertlos zu sein, dann musste es heftig sein, was sie getan hatten! Katsuya ballte die freie Hand zur Faust. „Unsere Eltern haben dich immer geliebt. Sie hoffen auch jetzt noch, dass auf den richtigen Weg kommst und wieder Teil der Familie wirst.“ „Wozu? Damit sie damit prahlen können, wie ihr Mustersöhnchen sogar seinen Bruder von der schiefen Bahn geholt hat? Damit ich wieder mal ihr Werkzeug werde, damit sie dich in den Himmel preisen können?“, wieder mal? Werkzeug? Katsuya warf einen Blick zur Seite, doch Seto beobachtete nur ebenso erstarrt wie er selbst das Geschehen. „Das würden sie nie tun!“, keifte der Jüngere. Oha… das sah nach Verleugnung aus… heftiger… Yami fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, während er sich wieder gegen die Wand sinken ließ. „Wie viel Realität muss man eigentlich ausschalten, um so wie du denken zu können?“, fragte er wie müde nach. „Was soll das denn schon wieder heißen?“ „Mein komplettes Leben lang war ich deine Messleiste. Yugi kann dies besser, Yugi kann das besser, Yugi, das kleine Wunder. Der kleine Mustersohn. Die ganze Nachbarschaft beneidete uns um dich. Und wehe, ich konnte irgendetwas besser. Ich höre die Stimmen noch heute… „Schreib gefälligst schlechtere Noten, sonst fühlt sich dein Bruder doch minderwertig.“ oder „Wie kannst du nur so viel Sport treiben? Du weißt doch, dass dein Bruder schwächlich ist. Immer muss er daneben sitzen und dir zusehen.“ oder „Warum bist du so selbstsüchtig? Yugi wollte doch nur jemanden zum Spielen. Er hat doch niemanden außer dir.““, ach du heilige… wie krank war das denn? „Ach, der arme, kleine Yugi… aber wehe jemand anderes hörte zu. Wissen sie schon, was unser Yugi alles kann? Welch wunderbare Noten er schreibt? Wie toll er Fußball spielen kann? Und der andere? Wie hieß er gleich… Atemu? Ach nein, der ist leider nicht so gut. Wir wissen gar nicht, woran das liegt. Wir wollen seine Intelligenz testen lassen, wir vermuten, dass er eine Erbkrankheit hat. Ach wirklich? Nein, sie Armen…“ Hallo? Was zur Hölle… was waren das für Eltern? Wie konnte man so… widerwärtig sein? Erst den Sohn dazu bringen schlecht zu sein und ihn dann dafür beschuldigen? Was sollte das denn? „Erzähl’ so etwas doch nicht, das haben sie nie gesagt.“, warf Yugi ein, doch seine Stimme zitterte. „Sicher nicht, wenn du dabei standest.“, konterte der Ältere, „Du hast von Anfang an immer schön die Version geglaubt, die sie dir aufgetischt haben. Dass du so ein wunderbares Kind bist. Dass ich nur der böse Bruder bin, der andauernd austickt und dumm und grob und was immer sie sonst gesagt haben ist. Und welch wunderschöne Beispiele sie anführen konnten, weil ich voller Wut mal wieder irgendetwas kaputt gemacht habe. Und warum habe ich das getan? Weil ich ja so ein dummes, schlechtes Kind bin. Aber das lässt sich ja alles therapieren, nicht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)