Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 124: Der Schein trügt ----------------------------- Nein, das hier ist nicht das letzte Kapitel, es ist das vorletzte. Es kommt noch ein Kapitel und danach ein Nachwort, das ist als "Epilog" kennzeichnen werde, weil ich keine Funktion für Nachwörter entdeckt habe. Vermutlich schreiben auch nicht viele Leute welche und wenn doch, dann direkt unter das Kapitel. Mache ich nunmal ungern, auch weil es recht lang ist ^.^ Nun gut, zum Kapitel. Ich will nicht lange aufhalten. Viel Spaß beim Lesen. _________________________________________________________________________________ „A… aber…“, Yugi schüttelte den Kopf. „Was denn? Wusstest du das nicht?“, der Rothaarige stieß die Luft aus, „Komm, ich warte auf die nächste Ausrede. Hast du nichts mehr, um unsere heiligen Eltern zu verteidigen?“ Aller Blicke richteten sich auf den Schwarzhaarigen, der, die Arme um sich geschlossen, den Kopf schüttelte. „Warum kannst du dich nicht damit abfinden, dass ich in manchem nun mal besser war? Warum musst du so eine Geschichte erfinden?“, ob es richtig war keine Gewalt anzuwenden? Katsuya hatte derbe Lust Yugi eine rein zu schlagen. Das war zu verständlich, dass selbst ein friedliebendes Wesen wie Yami nach achtzehn Jahren solch einer Missachtung ausgetickt war. „Wir scheinen beide ziemlich masochistisch geworden zu sein.“, meinte der Größere trocken, „Du, dass du dir weiter meine Aggressionen antun willst und ich, dass ich deiner Ignoranz weiter zuhöre. Aber bitte, mache ich halt weiter, auch wenn ich weiß, dass es völlig sinnlos ist.“, Yamis Lider erschlafften, sodass er wieder einen müden Ausdruck annahm – oder anders gesagt jenen, der zeigte, dass er seine Wut dissoziierte. „Geschichten erfinde ich also… wie sieht es damit aus, dass du immer so begeistert warst, dass ich dich getröstet habe, wenn bei dir mal was nicht geklappt hat und unsere Eltern erzählten, dass das nur ein Ausrutscher war, wobei du ganz genau wusstest, dass du es einfach nicht konntest. Dass ich dir immer Nachhilfe gegeben habe und dich verteidigt habe, wenn einer deiner so genannten Freunde merkte, dass du in Wirklichkeit gar nicht so toll bist, wie alle sagen? Wer war immer für dich da? Dein behinderter, geistig zurückgebliebener Bruder. Und wer prahlte mit den tollen Ergebnissen, die das alles brachte? War ich das?“ Der Kleinere versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. „Und wie war das mit den Hobbys? Ich hatte an irgendetwas Spaß und kurze Zeit später gefiel es dir. Was kam von unseren Eltern? Nun hilf ihm doch, du kannst das doch. Und schon verlor ich die Lust daran, weil sie es mir systematisch zur Hölle machten. Erinnerst du dich, wie sehr ich Magic&Wizards geliebt habe? Ich habe den amtierenden Weltmeister geschlagen. Und was kommt? Mein toller Bruder beginnt sich dafür zu interessieren und ich habe ihm meine Karten zu geben, das sind schließlich so gute und ich habe doch eh erreicht, was man erreichen kann. Na ganz toll.“, ja, das Puzzle fügte sich wirklich zusammen… genau das hatte Seto doch gesagt. Yami war der Beste, aber er hatte aufgehört, hatte nie offiziell gespielt… jetzt war klar, warum. Aber sein Deck hatte er doch behalten? „Ich musste dich anbetteln um meine Lieblingskarten zurückzukriegen. Damit ich nicht immer und immer wieder alles verliere, was ich mag. Und wieder ging es los. Wie gnädig mein Bruder doch ist, dass er mir Karten geschenkt hat. Und wird irgendwo erwähnt, dass sie mir alles weggenommen haben, was ich liebte? Alles?“, das letzte Wort war geschrieen. Okay, das klärte die Frage völlig… „Aber… das waren doch nur Erziehungsmaßnahmen. So etwas muss sein.“, gab der Jüngere schwach von sich. „Wach endlich auf, verdammt! Wach auf und hör dir selbst zu! Einen Menschen nicht zu schlagen heißt nicht, dass man gut mit seinen Kindern umgeht. Und weißt du was?“, Yami schrie noch immer, „Ich wäre froh gewesen, sie hätten es getan, damit ich ihre verdammten Ärsche in den Knast stecken kann!“ Bei allen Göttern… Yami… Katsuya drückte sich gegen Seto, der beschützend seine Arme um ihn legte. Sich wünschen geschlagen zu werden? Sich wünschen… er schloss die Augen. Was war das? Gewalt? Missbrauch? Vernachlässigung? Psychische Folter. Einem immer wieder vorhalten, was man haben konnte und es jemandem nie geben. Ihm dabei die Möglichkeit auf Rache, auf Genugtuung verschließen. Wie konnte man jemanden so quälen? Einfach in dem man an eine Realität glaubte, die… anders war? Oder was war das? Wieso hatten seine Eltern das getan? Warum? Es war so… unverständlich. Es war einfach nur sinnlos. Folter ohne auch nur den kleinsten Sinn dahinter. Warum, verdammt? „Du… du bist krank.“, murmelte der Schwarzhaarige, „Du… du phantasierst. Du musst dringend in Therapie. Das hat die Prostitution aus dir gemacht.“, er sah auf und ließ die Hände sinken, „Bitte, Atemu, sieh doch ein, wie schlecht es dir geht. Man kann sich doch nicht wünschen geschlagen zu werden. Das ist unsinnig. Es gibt sicher Medizin, die dir-“ „Halt endlich deine verdammte Fresse!“, schritt Bakura plötzlich ein. Katsuyas Kopf schnellte zur Seite, die Lider weit aufgerissen, die Gesicht ausdruckslos. Wie? Was? Wieso mischte er sich da ein? Und warum hielt Ryou, der hinter dem Aufgestandenen saß, einen Kamm in der Hand? Hä? „Dein gottverdammter Egotrip ist langsam nicht mehr auszuhalten. Wenn du die Realität nicht sehen willst, dann geh’ zurück nach Hause und spiel’ bei Mami und Papi mit deinen Puppen. Aber verschon’ uns mit dieser gequirlten Scheiße.“, ach du… Vorsicht, erhöhtes Aggressionspotential. Aber gut, vielleicht war es richtig, dass mal jemand einschritt. „Das… das muss ich mir nicht sagen lassen…“, flüsterte der Lehrer, zog den Kopf ein, die Schultern hoch und trat einen Schritt zurück Richtung Tür, „O… oder… ? Seto?“, ein Blick mit verengten Pupillen traf den Mann hinter Katsuya. „Ich gebe zu, dass sich Atemus Verständnis der Sache einleuchtender anhört. Derzeit würde ich zustimmen, dass du einer Wahrnehmungstäuschung unterliegst.“, urteilte dieser in einer ruhigen, sanften, aber tiefen Stimme. Der Kleine schüttelte verständnislos den Kopf mit den Worten: „Ihr… ihr seid doch alle krank…“ – ungefähr vier Sekunden, bevor die Haustür ins Schloss fiel und Yugi verschwunden war. „Ich hoffe, er stellt keinen Blödsinn an…“, murmelte der Stricher leise, bevor er zitternd wieder in Richtung des Tisches ging, an dem die anderen saßen – bis auf Bakura, der sich gerade wieder niederließ. „Da er uns alle für verrückt hält, wird er zumindest sich selbst nichts antun.“, erklärte Seto in seiner Urteilsstimme von eben, während Katsuya fasziniert beobachtete, wie Ryou nach einer der silberweißen Strähnen Bakuras griff und sie kämmte. Das passierte allerdings, bevor er sich völlig auf seinen besten Freund konzentrierte und diesem seine Arme entgegen streckte, da er wellenartig von heftigem Zittern überfallen wurde. „Danke…“, hauchte er nur, während er sein Gesicht gegen die Schulter den Blonden drückte, seine Nägel in dessen Shirt krallte und auch seine Schulter zu zucken begannen, bis Katsuya seine Arme um ihn legte und ihn fest an sich drückte. Seto platzierte sein Kinn von hinten auf der anderen Schulter des Jüngeren und schloss beide in seine muskulösen, langen, starken Arme. Bei allen Göttern, war das beruhigend… der Blonde lauschte still dem Schluchzen des zerbrechlich wirkenden Geschöpfes in seinen Armen. Sein Yami. Sein starker, stolzer Yami. Wie ein Grashalm, den man immer weiter gebogen hatte, auf dem man rumgetrampelt war, den man abgeknickt und abgeschnitten hatte und der sich doch immer wieder aufrichtete und nachwuchs. Er weinte keine blutigen Tränen, seine Tränen waren so unglaublich real, dass es einem mitten ins Herz schnitt. Sein Idol. Ja, auch wenn er manchmal auf ihn herabgesehen hatte, er hatte ihn gleichzeitig immer bewundert. Selbst jetzt, wo er weinend in seinen Armen lag, bewunderte er ihn. Er selbst hatte es so gut gehabt. Er hatte sich nie verkaufen müssen. Er hätte seinen Vater jederzeit wegsperren lassen können. Er hatte irgendwo eine Schwester, deren Liebe völlig selbstlos war. Er hatte so viel Gutes und war nie dankbar dafür gewesen. Und jetzt hatte er Freunde, hatte bald einen Schulabschluss, hatte Seto – und Yami war immer noch allein und fürchtete das letzte bisschen zu verlieren, dass er noch hatte. Und niemand hätte seinen Schmerz je verstanden, wäre nicht genau das hier direkt vor ihren Augen geschehen. Was hätte er denn damals getan? Wenn Yami gesagt hätte, dass seine Eltern ihm das angetan hatten? Hätte er gelacht und ihm vorgehalten, dass er jeden Tag fast tot geprügelt wurde? Ob das nicht viel schlimmer war? Es war nur Schmerz und das Wissen, dass es nun mal war, wie es war und dass es nicht besser werden würde. Aber immer sehen, wie es sein konnte, wenn man die heile Welt jeden Tag vor Augen hatte und wusste, dass sie nicht mehr war als Dreck und Lügen war… hätte er damit leben können? Waren nicht der körperliche Schmerz und die Demütigung um so viel schöner? Weil man… verstanden wurde? Weil die Menschen sich vorstellen konnten, dass das weh tat? Auch in der Seele? „Wir sind hier, Yami… wir sind hier…“, flüsterte der Blonde, während Tränen seine Wangen benetzten. „Habt ihr jemals über eine Dreierbeziehung nachgedacht?“, fragte Bakura in die bis auf das leise Schluchzen bestehende Stille, während er gekämmt wurde. Katsuya blinzelte, sah kurz nach links und rechts – so weit es eben ging in seiner Position – und wischte sich mit der Hand die Tränen fort. Was hatte der Wolf gerade erzählt? Dreierbeziehung? Seto, er und… Yami? „Führen wir die nicht schon?“, meinte der Brünette schließlich amüsiert. „Platonisch…“, die Stimme des Sechsundzwanzigjährigen war ein wenig heiser und gedämpft durch Katsuyas Shirt, darum legte er sein Kinn auf dessen Schulter, um freier sprechen zu können, „Aber bleibt mal lieber so zusammen, ich wäre nur das dritte Rad am Fahrrad.“ „Als Freund hingegen bist du unersetzbar.“, fügte der Blonde an und drückte seine Wange gegen Yamis. Er konnte nicht verneinen, dass Yami das wirklich wäre. Für Seto wäre er nur ein Stück Fleisch, was beizeiten Intelligentes von sich gab und für ihn Intelligenz, die beizeiten Fleisch war – nebst der Tatsache, dass Eifersucht sie alle vermutlich zerfressen würde. Aber ein gutes Thema zur Ablenkung. „Danke… hab’ dich auch lieb.“, der Rothaarige küsste ihn auf die Wange, löste seinen Griff und zog sich aus den zwei Umarmungen zurück auf das Kissen, auf dem er vorhin gesessen hatte, „Ihr seid echt süß zusammen, wenn ihr euch nicht gerade versucht umzubringen.“ „Würden wir doch nie tun.“, gab Seto in seinem altbekannten Sarkasmus an, bevor er sich zurückfallen ließ und Katsuya mit sich zog. „Hey! Ah… ha! Hör- hör auf!“, er versuchte die Hände des Älteren zu fassen, doch sie entglitten ihm. Sie hatten Gäste, verdammt! „Mit was?“, fragte Seto provokant nach. „Damit!“, der Kleinere biss die Zähne zusammen. Bloß nicht lachen. Er durfte ihm nicht das Vergnügen geben zu lachen, egal, wie sehr er ihn kitzelte. „Ist dir das etwa unangenehm?“, erkundigte sich der Brünette unschuldig – ohne seine Hände auch nur Millimeter von Katsuyas Seiten zu bewegen. „Ja!“, die Bewegungen stoppten noch im selben Moment. „Wenn das so ist, werde ich es natürlich sofortig unterlassen, mein Prinzesschen.“ „Hallo?“, dieser Idiot! Jetzt prustete der auch noch los! Es war doch nicht wahr! „Hörst du wohl auf!“ „Sonst was?“, stichelte der Ältere. „Sonst zeigt er dir das Gedicht, was er heute für dich geschrieben hat.“ „Bakura!“, war denn die ganze Welt gegen ihn? Na, wenigstens lächelte Yami wieder… „Ich gebe zu, ich kann mich darin wieder finden…“, gab Katsuyas Geliebter nach einiger Bedenkzeit zu, während er noch immer auf das Gedicht starrte, dass der Blonde ihn mit einiger Überredung doch übergeben hatte, „Yami? Hat man in Beziehungen anders Sex als sonst?“ „Ist das ein jugendfreies Gespräch?“, schritt der Silberhaarige ein, bevor der Angesprochene eine Antwort geben konnte. „Äh…“, die Amethyste wandten sich zu ihm, „Ich denke… sag mal… hat es eine bestimmte Bedeutung, dass dein Bruder dir gerade die Haare kämmt?“, was er mittlerweile sicher seit einer Viertelstunden tat… „Kaiba hat dir eine Frage gestellt.“, wehrte der Neunzehnjährige nur ab. Anscheinend hatte er keine Lust über die Psyche seines Bruders zu plaudern. Wenn es damit zusammen hing, was Katsuya aber stark annahm. „Nun, Sex mit einem Geliebten ist nicht auf Lustpotenzierung ausgelegt.“, Yami warf noch einen unsicheren Blick zu den beiden Brüdern, wandte seine geröteten Augen aber schließlich doch dem Brünetten ganz zu, „Meistens nicht. Manchmal geschieht es natürlich auch aus Trieb, aber meistens soll es eher ein Mittel sein Gefühle zu vermitteln.“ „Bloß nicht.“, zischte der Blauäugige nur. „Was soll das denn heißen?“, murrte Katsuya und stach mit dem Finger in dessen Seite. Anscheinend hatte er Yamis Erklärung besser verstanden als seine. „Ich… ich…“, der Älteste warf einen Blick zur Seite, zurück zu Yami, zurück zu Seite, „Wie… wie macht man so etwas?“ „Mit Vertrauen.“, der Rothaarige zuckte mit den Schultern, „Man darf nicht versuchen eine gute Figur zu machen oder den besten Orgasmus überhaupt zu kriegen. Man tut einfach das, was beide tun wollen. Was immer das sei.“ „Die größte Hure der Stadt hat keine Ahnung?“, fragte Bakura belustigt nach. „Ja.“, der Stricher sandte ihm ein Lächeln, „Ich habe noch nie geliebt und mit der betreffenden Person auch geschlafen…“, Katsuya traf ein kurzer Seitenblick, bevor er wie gezwungen wieder den Wolf ansah, „Also weiß ich es auch nicht.“ Setos durchdringender Blick lag währenddessen auf Katsuya, bevor er unhörbar für die anderen flüsterte: „Morgen?“ Der Blonde nickte nur und versuchte die Röte auf seinen Wangen niederzukämpfen. Auf dem Gebiet der Liebe waren sie beide noch unberührt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)