Es war einmal ... von Edweyrd (... ein Dorf namens Konohagakure) ================================================================================ Kapitel 34: Lieber Kakashi (Kakashi) ------------------------------------ Moinsens. 70 Favortieneinträge sind doch ein wesentlicher Faktor, wenn es um die Motivation geht, eine Geschichtensammlung wieder mit Leben zu füllen ;) Vielen Dank allen, die bisher kommentiert haben. ED Disclaimer & Distribution: Auch wenn 'Naruto' nicht mein Eigentum ist, bitte ich darum, diese Geschichte(n) nicht ohne mein Wissen weiterzuverbreiten. Anmerkungen: Es empfiehlt sich, vor dieser Geschichte die Geschichte Tee mit Salz aus dieser Sammlung zu lesen, da diese Geschichte ungefähr daran anknüpft. Lieber Kakashi oder: Der Duft von Jasmin Das Kästchen bestand aus dunklem, poliertem Holz. Kunstvolle Einlegearbeiten formten das Blattsymbol des Feuerlandes auf dem Deckel. Es passte zu ihr, schlicht und doch elegant. Es wirkte ein wenig fehl am Platz in seiner kleinen, unordentlichen Wohnung. Mit vorsichtigen Fingern öffnete er es. Ein schwacher Geruch von Jasmin stieg ihm in die Nase. Das verdammte Ding roch sogar nach ihr. Behutsam sichtete er den Inhalt. Ihr altes Stirnband mit der gravierten Metallplatte, der schwarze Stoff brüchig nach all den Jahren, das Metall stumpf. Ein welliges Foto von ihrem alten Team. Schwarzes Haar, braunes Haar, silbernes Haar. Eine Schutzbrille, eine Gesichtsmaske, ein ehrliches Lächeln. Auch sie hatte die Vergangenheit wohl nie ganz losgelassen. Zu unterst lagen ein Bündel Briefe und mehrere getrocknete Jasminblüten. Diese zerkrümelten unter seiner Berührung, setzten noch mehr von ihrem melancholischen Duft frei. Das Papier der Briefe war teilweise vergilbt, als seien einige von ihnen älter als andere. Und sie waren alle an ihn adressiert. Er schluckte trocken. Seine Finger zitterten kaum merklich, als er den untersten und vermutlich ältesten Brief auseinanderfaltete. Es war zweifelsohne ihre Handschrift. Sie hatte alle Briefe sorgfältig datiert, fiel ihm später auf. Das Datum auf dem, den er in Händen hielt, stammte aus dem Jahr, als sie fortgegangen war. Fort aus ihrem Land, fort aus ihrem alten Leben, fort aus seinem Leben. Lieber Kakashi stand dort in ihren kleinen, sauberen Schriftzeichen. Sie schilderte ihre Ankunft in dem fremden Land, von fremden Leuten und fremden Bräuchen. Einen Brief nach dem anderen las er. Alles, über das sie anscheinend nie hatte sprechen können, hatte sie diesen Briefen anvertraut. Und alle begannen immer mit diesen zwei Worten: Lieber Kakashi. Der anfänglichen Melancholie ihrer Berichte wichen verhaltene Freude und ehrliche Neugier auf ein neues Leben. Spätere Briefe enthielten Hinweise auf ein schwieriges, aber glückliches Eheleben. Auf dem Brief, der von der Geburt ihres ersten Kindes berichtete, waren Tränenflecken, die schon vor Jahren getrocknet waren. Sie hatten wellige Stellen auf dem Papier hinterlassen. Er tauchte ein in ihre Welt, ihr Leben, das er verpasst hatte. Eingehüllt in ihre Worte, die Erinnerung an ihre Stimme und den Geruch von Jasmin. Die letzten Briefe erzählten von Angst und Bedauern. Angst vor einer Krankheit, die sie zerfraß und deren Heilung sie nicht finden konnte. Bedauern, dass sie sich seit dem Tag, an dem sie fortgegangen war, nicht mehr gesehen hatten, und dass es jetzt zu spät war. Sie hatte den letzten Brief in dem Wissen geschrieben, dass ihre Zeit nur noch knapp bemessen war, dass er dieses Kästchen bald erhalten würde. Ihr Vermächtnis. Zeichen ihrer Verbundenheit, Zeichen ihres Vertrauens. Obwohl sie voneinander getrennt waren, hatte sie ihm immer einen Platz in ihrem Leben eingeräumt, das hatte er jetzt verstanden. Lieber Kakashi. Sie hatte sich nie von ihm getrennt. Das Kästchen hatte eine weite Reise gemacht. Vom Felsenreich ins Feuerland brauchte ein Bote einige Tage. Wahrscheinlich hatte man sie schon längst beerdigt. In fremder Erde. Doch das machte nichts. Ihren wahren Abschied hatte sie jetzt erst genommen. Kakashi lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Seine Augen brannten. Er hatte wohl zu lange gelesen. Lüge. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, durch die Haare. Lieber Kakashi. Er hatte verstanden. Er war nie allein gewesen. Bis jetzt. Behutsam legte er die Briefe, das Foto und ihr Stirnband wieder zurück. Vorsichtig schloss er den Deckel, atmete ein letztes Mal den Duft von vertrocknetem Jasmin. „Ruhe in Frieden, Rin.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)