Wie Schwarz und Weiß von schmoergelmotte ================================================================================ Kapitel 1: Neue Sitzordnung (oder auch: Schlimmer geht's nicht) --------------------------------------------------------------- Moin moin allerseits ^^ So, hier ist mal wieder eine Story von mir ^^ Keine Ahnung, wie ich auf die Idee hierzu gekommen bin. Ich glaub, es war durch einen Film, von dem eine Freundin mir erzählte, wo sich ein Neonazi in einen Punk verliebt und umgekehrt. Von einer anderen Freundin wurde ich dann zu der Fanfic überredet, wobei mir zu guter Letzt, meine Sims den Rest gegeben haben *lol* Nun, lange Rede, kurzer Sinn: Auch wenn das Thema vielleicht ein wenig schräg ist, hoffe ich, dass ihr diese Fiktion lest und Spaß dabei habt. Kapitel 1 : Neue Sitzordnung (oder auch: Schlimmer geht's nicht) Ungeniert kitzelte die strahlend helle Sonne in Michaels Augen, als er kurz nach oben in den wolkenlosen, blauen Himmel sah. Unter seinen schwarz-roten Doccers knirschten die Kieselsteine auf dem Schotterweg, den er wie jeden Morgen als Abkürzung zur Schule ging. Normalerweise fuhr er mit dem Bus, aber wenn er wie heute erst zur dritten Stunde hatte, ging er einfach früher los und lief das doch beträchtliche Stück bis zur Schule. Wenn er schon ansonsten recht faul war, so konnte man zumindest nicht behaupten, er würde sich nicht genug bewegen. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch gut zehn Minuten Zeit hatte, bis die dritte Unterrichtsstunde um 10.00 Uhr beginnen würde. Die grelle Sonne spiegelte sich auf dem zerkratzten Gehäuse seiner Armbanduhr und brachte sein linkes, geschwollenes Auge zum Tränen. Verdammt, Rosner, das wirst du mir noch büßen… elender Glatzen-Wichser… Gut, eigentlich hatte er sich das Veilchen selber eingebrockt, als er sich mal wieder mit einem dieser beschissenen Neonazis angelegt hatte. Dass die auch immer so schnell zuschlagen mussten. Na ja, er selber und seine Punk-Freunde waren im Gegenzug nicht unbedingt immer besser, aber das ließ Michael nur allzu gerne außer Acht. Wie auch immer; sein Auge war jedenfalls hübsch blau-violett ummalt und tat tierisch weh. Er war sich, davon abgesehen, unheimlich sicher, dass sich diese hässliche Bluterguss-Farbe ziemlich mit seinem momentan grün-dunkellilafarbigen Iro schnitt. Seufzend fummelte er eine Zigarette aus der Brusttasche seines karierten, leicht verschlissenen Hemdes und kramte nach seinem Feuerzeug, während er leise einige Zeilen von „Problems“ der Sex Pistols mitsang. Immerhin dröhnte das Lied ihm schon die ganze Zeit in den Ohren. Einen tiefen Zug nehmend zappte er an seinem MP3-Player weiter, bis er bei „Deutschland im Herbst“ von den Onkelz ankam. Sein Blick glitt wieder geradeaus und er konnte schon den Schulhof in weiter Ferne sehen. Die Schüler bewegten sich langsam zum Gebäude hin und Michael stutzte kurz. Ah, die Penner bescheißen uns schon wieder um Minuten unserer Pause und ich komm zu spät, scheiße. Er beeilte sich und ging einen Schritt schneller. Gelangweiltes Schweigen herrschte in der Klasse. Nur hier und da unterhielten sich ein paar Mädchen über das lange Wochenende, was sie gehabt hatten. Heute war Dienstag; der Montag war frei gewesen. Ein wenig genervt sah die junge, brünette Lehrerin zu den jungen Mädchen rechts mittig und bat sie um Ruhe, doch diese winkten nur ab. Ein leises Seufzen entfloh dem dezent rot gefärbten Mund der Lehrerin, als sie fortfuhr, die Klassenliste nach Anwesenheit zu kontrollieren. „Pleske, Michael?“ Suchend sah sie sich um und blickte dann fragend in die Ecke hinten rechts, wo zwei Punks mit recht gelangweiltem und leicht verschlafenem Blick saßen. „Patrick, Jan, wisst ihr, wo Michael ist?“ Der Linke und Größere der beiden zuckte mit den nietenbesetzten Schultern. „Keine Ahnung. Der wollte laufen; hat bestimmt getrödelt…“, antwortete er ruhig und sah seine Lehrerin gleichgültig an. „Gut, dann lassen wir das noch mal offen, bis er-“, begann sie, als sich gerade in diesem Moment die Tür öffnete und Michael den Raum betrat. „Sorry, ich bin zu spät losgelaufen!“, entschuldigte er sich und ging nach hinten, um sich zwischen Patrick und Jan zu setzen. „Und ich dachte schon, du ersparst uns deinen Anblick!“, kam es von der linken, hintersten Ecke der Klasse. Genervt beugte Michael sich vor und betrachtete den kahlrasierten Jungen am anderen Ende der Klasse skeptisch. „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, Glatzkopf!“ Der andere Junge grinste hämisch. „Na ja, so kann ich wenigstens mein Werk bewundern. Das Veilchen steht dir ausgezeichnet, Pleske…“, gab er spottend zurück und sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter. „Thomas Rosner!“, unterbrach die Lehrerin das alltägliche Geplänkel der beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Michael und seine Freunde waren Punks. Politisch gesehen linksextrem. Thomas und sein Kumpel Nils gehörten einer Gruppe von Neonazis hier in der Stadt an und waren dementsprechend rechtsextrem. Der Konflikt und die Rivalität waren schon vorherzusehen. „Es ist ja wunderbar, dass du zu dem Zuspätkommen von Michael auch noch dein Kommentar geben musst, aber solltest du noch mal so ein großes Mitteilungsbedürfnis haben, dann lebe es doch lieber im Unterricht aus, als gegenüber deinen Klassenkameraden“, richtete sich die Lehrerin weiter an Thomas. „Würde deinen Noten ganz gut tun…“ Sie betrachtete ihn ein wenig überlegen und guckte wieder auf ihre Liste. „Na, wenigstens muss ich nicht mehr fragen, ob du da bist…“, murmelte sie leise vor sich hin und machte auch hinter den Namen „Rosner, Thomas“ einen Punkt. „Und Michael, solltest du wieder mal Lust haben, dich sportlich zu betätigen, dann steh gefälligst früher auf, damit du auch rechtzeitig herfindest“, richtete sie auch noch einen Kommentar an besagten Punk, welcher daraufhin allerdings nur ein „Okay“ erwiderte. Er war noch zu sehr damit beschäftigt, über die Standpauke an Thomas Rosner zu grinsen. „Hach, manchmal kann Frau Lechner richtig klasse sein“, murmelte er leise vor sich hin, was ihm einen fragenden Blick von Patrick einbrachte. Patrick war ein recht hoch gewachsener Junge, dessen zu Spikes gedrehtes Haar in vielen Blaunuancen erstrahlte. Sein wettergegerbtes Gesicht war von einigen Sommersprossen um die Nase gezeichnet, ebenso wie bei Michael selbst. Die dunkelblauen Augen lagen nun immer noch fragend blickend auf Michael, welcher nun ein wenig grinste. „Na, ihre Predigt gegen Rosner!“, meinte er und nickte kräftig. „Ach so“, antwortete Patrick und blickte kurz an Michael vorbei zu Jan, welcher allerdings mit dem Kopf auf den verschränkten Armen lag und zu dösen schien. „Na ja, Unrecht hat sie ja nicht. Allerdings steht er genauso auf dem Abstieg wie wir. Wir sollten also nicht so tönen.“ Einen leichten Schmollmund ziehend, stupste Michael Patrick in die Seite. „Ach, Pat, es ist Rosner, der so was gesagt bekommt“, meinte er dann breit grinsend. „Da muss man sich freuen!“ Das Grinsen des Grünhaarigen schien ansteckend und auch Patrick konnte es sich nicht mehr verkneifen. „Ja, hast ja Recht, Michi“, gab er zu und klopfte dem anderen auf die Schulter. „Jungs, könntet ihr bitte mal dem Unterricht folgen und Seite 135 im Buch aufschlagen?“, holte Frau Lechner sie aus ihren Verspottungen und Michi beschloss, nun doch mal sein Buch aus der seinem tarngrünen, mit Aufnähern und Buttons versehenen Army-Rucksack zu ziehen. Der Englischunterricht zog sich wie so oft schon wie Kaugummi. Mal wieder hatten sie einen Text aus dem Buch bearbeitet und mussten nun Fragen dazu beantworten. Michi fragte sich ernsthaft, wozu das nützlich sein sollte und was ihn die globale Erwärmung interessieren musste. „Bis sich das zur Erdzerstörung ausgewirkt hat, bin ich schon längst tot“, meinte Jan seufzend, der vor knapp fünfzehn Minuten doch aus seinem Schlummerchen aufgewacht war und sich ans Arbeiten begeben hatte. Michael konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Na, das kannst du ja bei Frage 3 schreiben“, sagte er zwinkernd und tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Block, wo er die Fragen notiert hatte. „Huh? Ja?“, fragte Jan nach und sah auf seinen eigenen Block, um nachzuschauen, was denn überhaupt bei Frage 3 verlangt wurde. „Was ist ihr persönliches Gefühl gegenüber dem Treibhauseffekt? Hm, ja, da könnt ich wirklich schreiben: Is mir doch scheißegal, bin dann eh tot.“ „Ja, verbuddelt bei Patrick im Hintergarten!“, sagte Michael lachend. Patrick, der sich als anscheinend wirklich ernsthaft mit dem Text beschäftigt hatte, schrak bei der Nennung seines Namens auf. „Was ist mit meinem Hintergarten?“, fragte er und runzelte die Stirn. „Ich hab doch gar keinen…“ „Nicht so wichtig, ging um Frage 3“, antwortete Jan abwehrend und schrieb nun wirklich: It doesn’t matter to me because I will be dead. Dabei strich er sich immer wieder eine seiner langen, orangefarbenen Ponysträhnen aus dem Gesicht und versuchte sie vergebens hinter sein linkes Ohr zu klemmen. Jan war ein wenig kleiner als Michael, was allerdings vor allem daran lag, dass der Grünhaarige durch seinen Iro um einiges größer wirkte. Bei Jan selber könnte man behaupten, er würde einen Rechtsscheitel tragen, nur dass rechts neben dem Scheitel gut ein Drittel seiner Haarpracht fehlte. Der Großteil der momentan orange glühenden Haare war jedoch noch vorhanden und ging dem 18-Jährigen bis zu den Schultern. „Ach so, Frage 3“, wiederholte Patrick Jans Worte und lehnte sich zurück. „Das einzige, was mir zum Treibhauseffekt aus persönlicher Sicht einfällt ist, dass es in einem Treibhaus stickig ist und man dort besser keinen Sex haben sollte.“ Er schien ein wenig in Erinnerung zu schwelgen, während Michael und Jan ihn leicht schief grinsend ansahen. Wie genau die Story mit dem Sex im Treibhaus abgelaufen war, wollten sie lieber gar nicht erst wissen. „Nun, wer liest freiwillig vor?“, holte Frau Lechner sie wieder in die Wirklichkeit. „Freiwillig? Nie im Leben…“, murmelte Michael als Antwort und sah ein wenig zweifelnd auf sein Blatt, wo gerade mal zu 4 der 6 Fragen je ein Satz geschrieben war. Da sich abgesehen von zwei-drei Strebern der Klasse niemand meldete, ließ die brünette Englischlehrerin ihren Blick bedrohlich über die hinteren Reihen der Klasse schweifen. Für einen kurzen Moment blieb sie an dem Punk-Trio hängen, sah dann aber zur entgegen gesetzten Seite. „Thomas, willst du uns nicht die Ehre erweisen? Oder Nils vielleicht?“, forderte Frau Lechner einen von beiden zum Vortragen seiner Antworten auf und schmunzelte verhalten. Es war nicht zu übersehen, dass ihr das in gewisser Weise Freude bereitete. Nils war ein großer, muskulös gebauter Junge mit recht erwachsenen Gesichtszügen und – wie könnte es auch anders sein – einer Glatze. Wie viele Neonazis trug er eine enge hellblaue Jeans und saß ziemlich breitbeinig da. Sein Blick schweifte auffordernd zu Thomas und signalisierte diesem damit, dass er ganz sicher nicht bereit war, seine Antworten vorzulesen und dass Thomas dies gefälligst tun sollte. Man könnte diesem das Seufzen schon beinahe ansehen, als seine Augenbrauen ein wenig genervt in die Höhe schossen. Er nahm seinen Block in die Hand und setzte an, etwas zu sagen, sah dann aber zu Frau Lechner und biss sich auf die blassen Lippen. „Muss ich alle Fragen vorlesen?“, fragte er beinah schon ein wenig flehend und wirkte dabei ziemlich hilflos. Die Lehrerin schüttelte den Kopf. „Nur die Erste, Thomas.“ Diesem war die Erleichterung buchstäblich anzusehen. „Also, Frage 1, ne. Why is global warming also called ’The Greenhouse Effect’?“, las er die Frage noch mal vor und räusperte sich dann. „It’s called Greenhouse Effect because the temperatures rise and it gets hotter. So the climate becomes like the climate in a greenhouse.“ „Gut, Thomas“, lobte Frau Lechner den kahlköpfigen Jungen, welcher daraufhin einfach nur nickte. „Nun, die Antwort war vollkommen richtig. Haben das alle so?“ Der Großteil der Klasse nickte und Thomas schien froh zu sein, dass er seine Antwort nicht noch einmal wiederholen musste. „Wer das nicht so hat, notiert sich das bitte“, merkte Frau Lechner an und sah dabei besonders zu Michael. Thomas, der ihrem Blick anscheinend gefolgt war, lachte laut auf. „Oh, Pleske, hast du das etwa nicht?“, fragte er spöttisch nach. „Soll ich es dir noch mal diktieren? Würd ich doch so gern für dich tun.“ Seine Stimme war übertrieben zuckersüß. Man merkte nur allzu deutlich, wie sehr Thomas es genoss, dass er etwas wusste, was Michael entweder nicht aufgeschrieben hatte oder eben nicht erklären konnte. „Nein, danke. Bevor ich mir von dir helfen lasse, sterb ich lieber dumm!“, gab Michi gereizt zurück und sah seinen Rivalen aus dunklen, grüngrauen Augen beinah schon mordend an. „Das tust du auch so, Pleske, das tust du auch so!“, konterte Thomas spottend und kräuselte seine Lippen. „Wahrscheinlich bist du zu dumm zu lernen, da könnte selbst ich dir nichts beibringen.“ Michael spürte wie ihm heißer wurde. Seine Hände formten sich zu Fäusten und er zog scharf Luft ein, um nicht vollkommen losbrüllen zu müssen. „Ich wüsste nicht, was ich von einem Penner wie dir lernen sollte, abgesehen von hirnlosen Parolen, an die nur Idioten wie ihr glauben könnt!“, keifte Michael zurück. Seine Augen funkelten fast vor Wut, als er in die dunklen Augen seines Gegenübers blickte. Er konnte förmlich spüren, wie auch dieser immer gereizter wurde. Die Augenbrauen des glatzköpfigen Jungen zuckten gefährlich. Wären sie nicht in der Klasse, wäre er wahrscheinlich schon längst auf Michael losgegangen. „Ich würde sagen, das fällt wohl unter politische Meinungsfreiheit“, mischte sich nun auch Nils ein und seine dunkle Stimme hallte durch den Raum. Spöttisch lachte Michael auf. „Ja, schon klar“, meinte Jan grinsend. „Nur weil sich eure NPD kuschtig verhält, als wären sie der Wiener Gesangsverein, heißt das ja nicht, dass jeder Scheiß von euch erlaubt ist. Euch hält doch eh jeder für die letzten Penner!“ „Hey!“, brüllte Thomas auf einmal dazwischen, jedoch ohne dabei hysterisch zu klingen. „Halt dein Scheißmaul, oder ich verpass dir auch so nen schönes Veilchen. Dann kannst du mit Pleske im Partnerlook gehen!“ „Rosner!“, griff Frau Lechner nun endlich ein. „Keine Drohungen in meinem Unterricht oder ich schleppe Sie zum Schulleiter!“ Geringschätzig lachte Michael auf. „Da war der doch eh schon oft genug!“, gab er seine Meinung kund und kassierte von Frau Lechner daraufhin gleich eine Konter: „Ja, genau wie du, Pleske.“ Auf einmal herrschte Stille in der Klasse. Mit enttäuschtem Blick sah die junge Englischlehrerin sich um und schüttelte ungläubig den Kopf. Erst der Schulgong, der signalisierte, dass nun schon zwei Stunden Englisch vergangen waren und damit die zweite Pause anstand, löste die bedrückende Stimmung. Die vorderen Reihen erhoben sich schnell und verließen eiligst die Klasse. Immer mehr leerte sich der mittelgroße Raum, bis nur noch Michael, Patrick und Jan sowie Thomas und Nils übrig waren. „So langsam reicht es mir mit euch allen“, meinte Frau Lechner ruhig, klang aber bekümmert. „Was ihr in eurer Freizeit macht, kann mir ja egal sein, aber hört wenigstens in meinem Unterricht auf, euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Und nun raus mit euch.“ Langsam ausatmend ging Michael neben Jan und Patrick her, als die fünf Jungen die Klasse verließen. „Scheiße, war die sauer“, meinte Jan und spielte mit einer seiner Strähnen, während sie gemächlich den Weg nach draußen gingen. Wohin die beiden Neonazis verschwunden waren, hatten sie nicht mehr bemerkt. „Wohl eher enttäuscht“, korrigierte Michael ihn und lehnte sich an eine Mauer. „Scheiße, es ging heute aber auch wieder zur Sache… diese verdammten Nazi-Schweine…“ Die Pause verging im Flug und schon bald hatten sich alle wieder in der Klasse eingefunden. Dort erwartete sie schon ihre Klassenlehrerin, Frau Vogt. Eine Dame mittleren Alters mit blonden, kurzen Haaren, die im Moment sehr gereizt wirkte. „Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben unsere beiden politischen Minderheiten mal wieder Frau Lechners Unterricht terrorisiert“, begann sie langsam, als alle ihre Plätze eingenommen hatten und blickte in die hintere Reihe. „Florian und Marco sowie Alexandra und Jessica tun mir wirklich Leid, dass sie zwischen solchen Leuten wie euch sitzen müssen. Ich bin zutiefst enttäuscht von fünf gewissen Schülern und ich denke, jeder hier in der Klasse weiß nur allzu gut, welche fünf ich meine.“ Die Stimmung in der Klasse wurde wieder bedrückt. Auch Michael fühlte sich ein wenig schuldig. Normalerweise war Frau Vogt unheimlich locker drauf und nahm nur wenig ernst. Predigten waren bei ihr wirklich selten, aber wenn sie dann doch mal vorkamen, verfehlten sie ihre Wirkung meistens nicht. Nicht mal Thomas oder Nils sahen auf, als Frau Vogt weiter sprach. „Es kann nicht so weitergehen, dass wegen politischen Meinungsverschiedenheiten eine ganze Klasse vom Unterricht abgehalten wird“, merkte sie weiter an und blickte durch den Raum. „Allerdings muss ich fair bleiben. Ihr seid vielleicht der Hauptstörfaktor, aber noch lange nicht der Einzige. Es gibt so einige Mädchen“ – sie warf einen bedeutsamen Blick ins Mittelfeld zu zwei besonders chic aufgemachten Mädchen – „die meinen, sie könnten hier besser ein Plauschchen halten, als dem Unterricht zu folgen.“ Sie entfernte sich von ihrem Pult und ging kurz durch die Klasse; ließ ihren Blick über die einzelnen Schüler schweifen. „Ihr wisst, dass wir eigentlich vorhatten eine Klassenfahrt zu veranstalten“, fuhr sie fort. „Doch wenn das Klassenklima weiterhin so miserabel ist, denke ich nicht, dass ich bereit bin für euch meine Nachmittage zu opfern. Deshalb ist die Klassenfahrt vorerst gestrichen.“ Ein allgemein gemurmeltes „Nein“ ging durch die Klasse, welche daraufhin hektisch zu diskutieren begann. Michael war das so ziemlich gleichgültig, auch wenn eine Klassenfahrt sicher amüsant hätte werden können. „Ruhe!“, unterbrach Frau Vogt die aufkommende Diskussion und den Protest gegen ihre Entscheidung. „Dann gibt es noch einen Tagesausflug in ein Museum mit anschließendem Besuch in einem Kino. Dieser ist noch nicht gestrichen. Sollte sich euer Benehmen allerdings nicht ändern, werde ich auch diese Unternehmung abblasen. Um euch aber ein wenig unter die Arme zu greifen, ändere ich einiges an der Sitzordnung.“ Die Augen der Schüler weiteten sich, als sie die Nachricht vernahmen. Sie sollten auseinander gesetzt werden? Ein kleiner Tumult entfachte; hier und da jammerten welche, dass sie auf keinen Fall auseinander wollten, während andere diskutierten, mit wem sie schon mal gar nicht zusammensitzen wollten. „Isabelle“, rief Frau Vogt nach einem der beiden chicen Mädchen, die daraufhin geschockt ihre überaus prall geschminkten Augen aufriss. „Du setzt dich hier vorne zu Carsten.“ Sie zeigte auf einen blonden, schmächtigen Jungen, der weiter vorne saß. Die Tische waren in U-Form ausgerichtet und hatten einige Tische, die parallel zu der hinteren Tischreihe in der Mitte des U standen. „Jan, du setzt sich zwischen Jessica und Marco. Rückt bitte alle einen auf“, forderte sie nun auch die hintere Reihe zu einem Wechsel auf. „Thomas, du tauscht bitte den Platz mit Niclas. Jonas, du gehst bitte nach hinten auf Michaels Platz, der dann für dich nach vorne geht.“ Leise zischte Michael, als er seinen Namen vernahm. War ja klar, dass er nicht bei Patrick bleiben durfte. Gerade als er dabei war, sein verblichenes, zerfleddertes Mäppchen in seinen Army-Rucksack zu stopfen, stockte er und sah geschockt auf, um sicher zu gehen, ob sich sein Verdacht auch bestätigte. Neben Niclas hatte immer Jonas gesessen, an zwei zusammengestellten Einzeltischen in der U-Mitte. Wenn Thomas Rosner also mit Niclas tauschen musste und er selber mit Jonas… dann… „Oh nein, ich sitz neben Rosner…“, entfuhr es ihm keuchend und seine Augen weiteten sich gleich noch ein wenig mehr, sodass sich die verwundete Haut an seinem linken Augen schmerzhaft spannte. „Klug erkannt, Schätzchen“, murmelte Patrick, der anscheinend genauso geschockt war, dass sein Kumpel sich nun neben einen der verhassten Neonazis setzten musste. „Aber Frau Vogt…“, merkte nun auch Thomas an, der ebenso wenig wie Michael davon begeistert zu sein schien, neben besagtem Punk sitzen zu müssen. „Nichts da“, verbot die Lehrerin ihm das Wort. „Ich habe genug von diesem Unfug. Das seh ich mir nicht länger an. Und wer weiß, vielleicht verstehen Sie beide sich am Ende ja prächtig.“ Sie wirkte sehr gereizt und wandte sich schnell von Thomas und Michael hab. „Tze, klar, wir werden richtige Freunde…“, murmelte Michael verdrossen, als er die letzten Sachen gepackt hatte und zu Thomas schaute, welcher Frau Vogt gleichzeitig flehend als auch feindselig anguckte. „Den Blick muss ihm erst mal jemand nachmachen.“ „Stimmt, das ist eben der einmalige Rosner-Blick, wenn er zu seinem Glück gezwungen werden muss“, meinte Alexandra, die weiterhin neben Patrick saß. „Pah, Glück… das alles ist die größte Schande meines Lebens“, meinte Michael laut genug, damit Thomas Rosner es auch bloß hörte. Und wie erwartet, reagierte dieser auch darauf, indem er sich umdrehte. Der flehende Bestandteil seines Blickes schien nun vollkommen verschwunden und übrig blieb nur der Hass. „Pleske, bild dir bloß nicht ein, ich würde mich freuen, so ne Flohschleuder wie dich neben mir sitzen haben zu müssen!“ Grummelnd schnappte Michael sich seinen Army-Rucksack und stapfte zu dem haarlosen Jungen rüber. Widerstrebend ließ er sich neben ihm nieder. „Flohschleuder?“, wiederholte er das Wort des Neonazis missgelaunt. „Ich bin doch kein Hund!“ „Du siehst aber aus wie ein dreckiger Straßenköter!“, konterte Thomas nicht weniger schlecht gelaunt und drehte sich zu Michael. „Na, besser ein Straßenköter als eine hässliche weiße Made!“, zischte Michael ihm zu und knallte wütend seine Mathesachen auf den Tisch. Frau Vogt trat grinsend an ihren Tisch. „Na, wie ich sehe, versteht ihr euch bereits prächtig“, meinte sie gespielt zuversichtlich und kehrte zurück zu ihrem Pult. „Nun, wir vergleichen dann die Hausaufgaben vom letzten Freitag.“ Der Rest des Schultages verging komplett anders, als Michael es beim Aufstehen am Morgen jemals gedacht hätte. In den beiden Stunden, die sie noch gehabt hatten, hatte sich dieser Rosner wie das letzte Arschloch verhalten. Gesprochen hatten sie wirklich nicht viel miteinander; eigentlich gar nicht. Aber als Michael heute Morgen in „weiser Voraussicht“, dass Patrick ihm so oder so seinen Taschenrechner leihen würde, seinen eigenen nicht eingepackt hatte; hätte er ja nie damit gerechnet, dass ihm das im Matheunterricht Kopf und Kragen kosten könnte. Immerhin hatte Rosner ihm seinen Taschenrechner natürlich nicht mal eine Sekunde lang ausgeliehen. So hatte Michael entweder alles im Kopf rechnen können (und darin war er nicht sonderlich gut) oder eben gar nicht. Denn wer wusste schon die dritte Wurzel aus 89? Mies gelaunt hatte Michael sich auf dem Heimweg gemacht und fragte sich, ob es eigentlich noch schlimmer kommen konnte. Auf den morgigen Schultag war er jedenfalls gespannt… TBC So, das war's erst mal. Ich hoffe, es hat gefallen xD Nun ja, bevor mir hier irgendwer, der mich nicht kennt, mit Fragen zu meiner politischen Orientierung kommt, kann ich sagen, dass ich keine hab. Ich bin alternativ und kein Punk und schon mal gar kein Nazi, wenn aber, würde ich wohl eher links werden. Ein paar Punks gehören zu meinem Freundes- und Bekanntenkreis, während ich mit dem Nazis hier vor Ort zu meinem Glück nichts weiter zu tun hab. Die Infos über die rechte Szene hab ich entweder aus dem Internet oder aus Fernsehreportagen und Büchern oder von diesem einen Glatzenidioten, mit dem ich mich doch mal über seine Verfassung unterhalten hab. Sei es wie es ist, wenn hier jemals in dieser Fanfic nähere Infos der Neonazi-Szene auftauchen sollten (! --> ich bezweifle es), dann hab ich die ganz sicher nicht aus persönlichem Erfahrungsschatz. Denn sich einem solchen Gedankengut anzuschließen (wobei die meisten von denen nicht mal wissen, worum es geht) ist mich für einfach... hm... nicht nachvollziehbar. Zweites Kapitel ist schon in Arbeit, um mal zur Fanfic zurückzukehren. Greets, Schmörgelmotte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)