Wie Schwarz und Weiß von schmoergelmotte ================================================================================ Kapitel 12: Gebrochene Wut -------------------------- Moin moin ^_^ So, da ich über die Feiertage ein wenig mehr Zeit hatte, kann ich euch nun Kapitel 12 präsentieren *lol* Viel Spaß beim Lesen ^^ Kapitel 12: Gebrochene Wut Die folgenden Tage in der Schule wurden für Michael nicht besser. Weiterhin ignorierte Thomas ihn und versuchte so zu tun, als würde Michael gar nicht existieren. Am Mittwoch überging er Frau Meyers Aufforderung, die Aufgaben in Partnerarbeit zu lösen und ließ Michael eiskalt neben sich sitzen, während er den Text über Kindermisshandlung und der Stellung des Jugendamtes alleine bearbeitete und erstaunlich viel dazu schrieb. Normalerweise war Michael jemand, der in solchen Situationen gerne bei anderen abschrieb – oder wie er es nannte: sich von anderen inspirieren lassen. Doch er wagte es kein einiges Mal, länger als einen flüchtigen Augenblick auf Thomas’ Blatt zu starren und kaute stattdessen unruhig an seinem Kugelschreiber herum, bis er merkte, dass sich der grüne Kunststoff der Hülle an seinen Zähnen absetzte und einen unangenehmen Geschmack in seinem Mund hinterließ. Doch auch der Mittwochmorgen und -vormittag gingen zu Michaels Erleichterung vorüber. Er sah, wie Thomas schnell seine Sachen zusammenpackte und eilig den Klassenraum verließ. Ein leises Seufzen rang über seine Lippen. So eilig hatte der andere es also schon, von ihm wegzukommen. Mit hängendem Kopf stopfte er schließlich seine Colaflasche in seinen Rucksack und band diesen lustlos zu, ehe er die Schnallen verschloss. Aus den Augenwinkeln sah er Nils der linken Tischreihe vorbeigehen und fragte sich, warum dieser nicht wie sonst mit Thomas fuhr. Für einen kurzen Moment schien sein Herz einen kleinen Sprung zu machen, als sich der Gedanke in seinen Kopf schlich, dass Thomas vielleicht einen anderen Grund zur Eile hatte. Doch dann schüttelte er, sich selbst entmutigend, den Kopf. Egal, aus welchem Grund Thomas so schnell die Klasse verlassen hatte, es würde nichts an der Einstellung des Neonazis zu ihm und seinen Gefühlen ändern. Doch Thomas hatte tatsächlich einen anderen Grund, schnell das Gebäude zu verlassen und nach Hause zu kommen. Auf dem Weg hatte er noch seine kleine Schwester Jana vom Kindergarten abgeholt, (ab da war er dann gesitteter gefahren) und diese schließlich auf ihren eigenen Wunsch und den seiner Mutter bei einer Freundin von Jana abgeliefert. „Ah, wir haben gerade das Essen fertig. Ich hoffe, du magst Nudeln, Jana“, hatte die Mutter von Janas Freundin fröhlich gesagt und Thomas ein Lächeln zugeworfen. „Ich hol sie heute Abend gegen 18 Uhr wieder ab“, hatte Thomas daraufhin nur erwidert und war schließlich dann nach Hause gefahren. Kaum hatte er die Haustür geöffnet, war er auch schon die Treppen nach oben gelaufen und in das Zimmer seines kleinen Bruders gegangen. Seine Augen brauchten etwas, bis sie sich an das gedämmte Licht in dem Raum gewöhnt hatten, doch schließlich ging Thomas auf das Bett seines Bruders zu und zog die Decke, die Benjamin fast bis über den Kopf gezogen hatte, ein Stück runter. „Hey, du Schlafmütze“, flüsterte er leise und piekte seinen Bruder grinsend in die Seite. Ein lautes Husten war zu vernehmen, während Benni sich zu ihm umdrehte. Seine Augen waren von dunklen Schatten umrandet und doch fand Thomas, dass er schon besser aussah als Montag, wo er mit ihm zum Arzt gefahren war. „Sei nicht so gemein, Tommi. Mama hat gesagt, Schlafen sei die beste Medizin“, erwiderte der Kleinere mit rauer Stimme und richtete sich ein wenig auf, nur um gleich wieder geschwächt auf die Matratze zurückzusinken. Thomas lachte leise auf. „Seit wann hörst du denn wieder auf das, was unsere Mutter dir sagt?“ Benni versuchte es ebenfalls mit einem Grinsen. „Seitdem ich nicht mehr auf das höre, was du mir sagst“, sagte er und schloss für einen Moment müde die Augen. Thomas’ Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. „Kluges Kind“, meinte er leise und fühlte nach der Stirn seines Bruders. „Na, Fieber hast du anscheinend nicht mehr. Allerhöchstens noch etwas Temperatur. Hast du noch mal gemessen?“ Benni schüttelte mit weiterhin geschlossenen Augen den Kopf. „Dann mach mal den Mund auf“, sagte Thomas bestimmt und griff nach dem Fieberthermometer, das auf Benjamins Nachtschränkchen lag. Vorsichtig führte er es in den Mund von seinem Bruder, welcher ihn nun aus leicht verklärten Augen ansah. „Wie war’s denn in der Schule?“, fragte Benni und Thomas hatte wirklich Mühe, ihn zu verstehen, da er durch das Fieberthermometer unverständlich nuschelte. „Du sollst nicht reden, wenn du das Ding da im Mund hast“, ermahnte Thomas ihn, hörte sich dabei aber nicht halb so hart an, wie er manchmal gegenüber anderen Personen sprach. „Und Schule war im Übrigen wie immer.“ Für kurze Zeit schwiegen sie, bis schließlich Thomas das Messgerät aus Bennis Mund nahm und der Jüngere wieder anfing zu reden. „Hast du Nils jetzt mal gefragt, ob ich mein Autorennspiel zurück haben kann?“ Thomas hörte ihm nur halbherzig zu, da er versuchte in der Dämmerung die schwarzen Zahlen auf der Anzeige erkennen zu können. „Hm, 37,5… das sieht doch schon mal nicht schlecht aus“, murmelte er leise und machte das Gerät aus. Dann blickte er wieder zu seinem kleinen Bruder und rief sich noch mal dessen Worte ins Gedächtnis. „Ja, ja, hab ich. Er meint, er versucht dran zu denken, was bei ihm dann so viel heißt, dass es in zwei Wochen klappen könnte.“ „Ich will es aber jetzt wieder haben. Hol es doch bei ihm ab!“, entrüstete Benni sich und seine Stimme klang nicht mehr ganz so heiser. Thomas schüttelte den Kopf. „Ich fahr doch deswegen nicht extra zu Nils. Ich bring es mit, wenn ich das nächste Mal bei ihm bin.“ Benni zog eine Schnute und war anscheinend nicht ganz zufrieden mit der Antwort seines Bruders. „Zu dem Punk aus deiner Klasse bist du aber letztens auch gefahren, um dein Spiel wiederzuholen“, sagte er nun herausfordernd und verschränkte im Liegen die Arme vor seiner Brust. Thomas’ Gesicht verzog sich ein wenig. „Ja, und ich habe es auch bereits bereut“, antwortete er betont ruhig und zog die Arme seines Bruders auseinander. „Warum? Magst du ihn nicht?“, fragte sein kleiner Bruder in kindlich-jugendlicher Manier und grinste breit. Der kahl rasierte Junge rollte die Augen. „Willst du nicht wieder weiter schlafen, Benni?“, fragte er ein wenig genervt und stupste dem Kleineren spielerisch gegen die Nase. Benni schüttelte den Kopf und wischte sich kurz über die leicht feuchte Stirn. „Du hast mir noch keine Gute-Nacht-Geschichte erzählt“, sagte er provozierend. Thomas lachte leise und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich denke, aus dem Alter solltest du raus sein.“ „Nein, erzähl mir was. Über die Schule. Über alles“, verlangte der Kleinere, doch Thomas schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. „Nichts da“, blieb er bei seiner Einstellung und hob den Zeigefinger, als sein Bruder erneut den Mund aufmachte. „Und jetzt sei still, oder ich erzähl all deinen coolen, kleinen Freunden, dass der ach-so-coole Benni abends von Mama noch Geschichten vorgelesen bekommt!“ Triumphierend grinsend erhob Thomas sich vom Bett. Benni plusterte die Wangen auf. „Das stimmt doch gar nicht!“ „Na und?“ – Thomas’ Grinsen wurde breiter – „Das wissen sie ja nicht.“ Eine Schnute ziehend zog Benni die Bettdecke wieder hoch, bis sein Kopf verdeckt war. Thomas sah ihm dabei zu und zog belustigt die Augenbrauen hoch. Er griff nach der Fernbedienung des Fernsehers, die neben ihm auf dem Regal an der Tür lag und schmiss sie zu Benni auf das Bett. „Kannst ja ein wenig durch das Kinderprogramm zappen. Vielleicht findest du ja eine Sendung, die auch für Vierjährige ist.“ Zu schade, dass ich sein Gesicht nicht sehen kann!, feixte Thomas innerlich. „Tommi, du bist scheiße!“, hörte er es gedämpft unter der Bettdecke brummeln. Ohne ein weiteres Wort, aber mit einem noch breiteren Grinsen verließ er das Zimmer seines Bruders und begab sich in sein Eigenes. Seit er eine Stunde später noch einmal nach seinem schlafenden Bruder gesehen hatte, lag Thomas nun auf seinem eigenen Bett und starrte an die Decke. Unruhig kauten seine geraden, weißen Zähne auf den blassrosa Lippen, während seine grauen Augen über die mit Holz verkleidete Zimmerdecke huschten, als würden sie dort etwas suchen. Vielleicht eine Antwort, auf die Fragen, die sich in Thomas’ Kopf festsetzten, sobald er sich durch nichts mehr ablenken konnte. Kurz hörte er auf, seine Lippen zu schädigen, um ein leises Seufzen aus seinem Mund entfliehen zu lassen. Auch wenn er es nicht gerne zugab: Seit Samstag musste er unwillkürlich an Michael denken. Es waren gemischte Gefühle, die dabei in ihm entstanden. Zum einen war er immer noch wütend aufgrund des Kusses. Wütend, verwirrt und irgendwie fühlte er sich ein wenig missbraucht, auch wenn ihm durchaus bewusst war, dass es Michael mittlerweile sehr Leid tat. Zum anderen hatte er inzwischen selber Mitleid mit dem jüngeren Punk. Auch wenn er es sich nicht hatte anmerken lassen, war ihm durchaus bewusst geworden, dass dieser Kuss kein „Versuch“ oder keine fixe Idee Michaels gewesen war, sondern ihm persönlich gegolten hatte. Ihm war schleierhaft, ob und warum sein Klassenkamerad sich zu ihm hingezogen fühlte. Sie hatten nie sonderlich viel miteinander zu tun gehabt. Bevor sie von Frau Vogt zusammengesetzt wurden, hatten sie einander sogar verabscheut. Auch wenn Thomas zugeben musste, dass diese Abscheu eher förmlich als persönlich war. Er war Neonazi; Michael war Punk. Deswegen hatten sie sich nicht leiden können. Oberflächlicher Hass, ohne die andere Person wirklich zu kennen; das hatte sie in der Vergangenheit verbunden. Doch nun schienen Michaels Gefühle ihm gegenüber ins komplette Gegenteil geschwankt zu sein. Ob diese Zuneigung ebenso oberflächlich war, wie der einstige Hass, wusste Thomas nicht, doch er bezweifelte es. Sein Magen verkrampfte sich etwas und gab ein jähes Zucken von sich. Er wusste nicht recht, wie er über diese Zuneigung denken sollte; wusste nicht, wie er darüber urteilen sollte und was er selber dabei empfand. Er konnte nicht leugnen, dass er Michael in der Zeit, wo sie jetzt zusammen saßen, besser kennen gelernt hatte und den Punk gar nicht mal so übel fand. Tatsächlich hatte er sogar eine Art Vertrauen zu ihm aufgebaut, nachdem er ihm die Geschichte mit seinem Vater erzählt hatte. Zwar bereute er immer noch zutiefst, dass er Michael sozusagen sein Inneres, seine verletzliche Seite, gezeigt hatte, doch er hatte sich selbst eingestehen müssen, dass dieses Gespräch eine befreiende Wirkung auf ihn gehabt hatte. Sonst hatte er nur mit Nils darüber geredet und nur vor diesem zugegeben, dass das Verlassen seines Vaters ihn damals sehr getroffen hatte. Doch Nils war nicht sehr begabt im Trösten. Auch damals nicht, wo sie schon Freunde gewesen waren und Thomas noch nicht verstehen wollte, dass sein Vater einfach weg gegangen war. Mit zittrigen Fingern fuhr er sich über die blasse Haut seines Gesichtes, weiter über die rauen Stoppel auf seinem Kopf. Noch immer wühlte das Thema ihn auf, verschaffte ihm ein Gefühl der Wut und der Hilflosigkeit zugleich. Er schloss die Augen und atmete tief ein; versuchte die Gedanken an seinen Vater wieder in die hinterste Kammer seines Gedächtnisses zu verbannen. Nach wenigen Minuten war es ihm auch gelungen und der schwarze Wimpernvorhang hob sich wieder. Erneut starrte das kalte Grau auf den warmen Holzton, während Thomas’ Gedanken wieder zu Michael schweiften. Erneut traf ihn ein Gefühl von Mitleid, aber auch Reue. Ihm war durchaus bewusst, dass er sich am Montag mehr als falsch verhalten hatte. Aber wie schon so häufig war einfach eine Sicherung bei ihm durchgebrannt, hatte seinen Aggressionen Freiraum gegeben und ihn Dinge sagen lassen, die er eigentlich gar nicht so gemeint hatte. Dass er David indirekt einbezogen hatte, nur um Michael weiter zu verletzen, war nicht richtig von ihm gewesen. Das wusste er selber. Auch wenn er oder viel mehr Nils schon häufiger dumme Witze über David gerissen hatte, sei es, weil er homosexuell war oder weil seine Schwester recht asozial rum lief und aus eigenem Wunsch arbeitslos war, so fand Thomas sein Kommentar letztendlich doch sehr billig und schmutzig. Er fuhr sich mit den Fingernägeln über die bloße Kopfhaut. Leicht rosa Striemen zeichneten sich auf der blassen Haut ab; brannten ein wenig, doch Thomas ignorierte es. Er dachte darüber nach, was er Michael alles an den Kopf geworfen hatte und fühlte sich mit jeder Sekunde schuldiger. Ah, Thomas. Was schert es dich überhaupt? Das ist nur Michael Pleske!, versuchte er sich selbst zu beruhigen und ein reines Gewissen einzureden. Doch es nützte nichts. Es gab nichts, was er sich schön reden konnte. Sollte er etwa sagen, dass Michael selber Schuld war, nur weil er doch anscheinend schwul war? Thomas wusste genau, dass diese Menschen selber nichts dafür konnten und im Gegensatz zu einigen seiner Kameraden redete er sich auch nicht ein, dass es anders wäre. Er war gebildet genug, zu wissen, dass es genetisch veranlagt war, auch wenn er sich da eigentlich nie wirklich Gedanken drüber gemacht hatte. Langsam setzte er sich auf und strich sich nachdenklich über die Stirn. Er sollte aufhören, darüber nachzudenken, doch irgendwie fanden die Gedanken immer wieder einen Weg in seinen Kopf. Vielleicht wäre es richtig, sich bei Michael zu entschuldigen, doch diese Idee war so unangenehm, dass er beschloss, sie schnell zu verwerfen. Das letzte Mal, als er sich bei dem anderen Jungen hatte entschuldigen wollen, hatte er ihm mehr erzählt, als er wollte und auch das wollte Thomas in näherer Zukunft vermeiden. Und außerdem – redete er sich zu seiner Beruhigung ein – erwartete Michael von jemandem wie ihm wahrscheinlich eh keine Entschuldigung. Unruhig ließ er sich wieder mit dem Rücken auf die Matratze gleiten und griff nach der Fernbedienung seines Fernsehers. Sich ablenkend zappte er durch das Programm; vorbei an Soaps wie „Unter Uns“, Zeichentricksendungen für Kinder, Musikvideos von irgendwelchen bedeutungslosen HipHop-Acts bis er schließlich bei einer Quizsendung landete und den Fernseher wieder ausschaltete. Plötzlich merkwürdig müde drehte er sich auf die andere Seite, starrte noch an die helle Wandtapete, bevor er schläfrig die Augen schloss. Ebenso schläfrig rieb er sich die Augen, als er die Beifahrertür seines Autos aufgehen hörte und merkte, wie sich jemand neben ihn setzte. Auch ohne einen rein instinktiven Seitenblick hätte er gewusst, dass es Nils war, der zu ihm in den Wagen gestiegen war. Immerhin nahm er den großen, muskulösen, jungen Mann jeden Morgen mit zur Schule, seit er den Führerschein und ein eigenes Auto hatte. „Morgen“, begrüßte Nils ihn und stellte seinen Rucksack zwischen seine Füße. „Du siehst müde aus.“ „Bin ich auch. Hab die Nacht nicht viel geschlafen“, antwortete Thomas und startete den Wagen, bevor er schnell aus der Einfahrt setzte und die Straße entlang fuhr. Seine Lippen kräuselten sich ein wenig. Er hatte wirklich fast die ganze Nacht wach gelegen und über dasselbe Thema gegrübelt, das ihn schon den Nachmittag über beschäftigt hatte. Doch Michael Pleske hatte es immer wieder geschafft, sich in seine Gedanken zu schleichen und weiter Schuldgefühle in ihm aufkommen zu lassen. Als dann schließlich der Wecker ihn um 6.50 Uhr aus dem leichten Dämmerschlaf, den er dennoch gefunden hatte, gerissen hatte, waren seine Schuldgefühle hinter einer kalten Fassade verschwunden, welche er beim Rasieren entwickelt hatte. Wortlos saß er nun neben Nils, welcher ihm erzählte, dass er gestern noch mit den Jungs aus ihrer Clique unterwegs gewesen war und eine Gruppe von Türken aufgemischt hatte. „Echt, dieses Schmarotzer-Pack!“, polterte er aufgereizt und haute mit der Faust auf das Armaturenbrett. Thomas, der ihm nicht wirklich zugehört hatte, gab nur ein „Hm-hm“ von sich. „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Hey, die haben Markus mit einem Messer bedroht, als er letztens alleine unterwegs war.“ Nils sah ihn ungläubig an. Aber Thomas zuckte nur mit den Schultern. „Klar, das ist scheiße. Aber was soll ich denn da jetzt großartig zu sagen, Mann? Soll ich zu dem Türkenpack gehen und ’ne Bombe rein werfen, oder was?“, murrte Thomas verdrossen und bremste stark vor der roten Ampel, die er zu spät gesehen hatte. Nils lachte dröhnend auf und schlug Thomas kumpelhaft auf die Schulter. „Du bist doch kein Rucksackterrorist!“, sagte er und grinste breit. Die Ampel schaltete wieder auf Grün und Thomas schaltete in den ersten Gang und fuhr weiter. „Seien du sicher?“, fragte er mit einem absichtlich akzentbelastetem Deutsch. „Ische mache disch platt, du Zau, ey, und dann isch hole meine Brüder, die auch Bombe lege tun. Pass auf, Alder! Wir mache disch Erdboden gleisch!“ Nils kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus und auch Thomas’ Mundwinkel hoben sich, bis sich tiefe Grübchen bildeten. Doch Lachen tat er nicht. Ihm war einfach nicht danach zumute. „Du bist göttlich, Thomas“, lobte Nils ihn mit leicht erstickter Stimme, während er sich die Lachtränen aus den Augen strich. „Matthias hätte das sicher auch amüsiert. Der hat sich gestern sehr aufgeregt über diese Attentäter. Ein bisschen Spaß hätte ihn sicher wieder aufgelockert.“ „Aha“, sagte Thomas nur trocken und schwieg für einen Moment, ehe er kühl fortfuhr. „Ich hatte nicht vor, seiner Belustigung zu dienen.“ „Du magst ihn nicht, oder?“, stellte Nils fest, auch wenn ihm das schon häufiger aufgefallen war. Thomas reagierte selten positiv auf Matthias. Sein Blick schwenkte kurz aus dem Fenster, als er einem Mädchen mit recht kurzem Rock hinterher starrte, bis sie außer Sichtweite war. „Nein, ich mag ihn nicht“, beantwortete Thomas die Frage seines Kumpels, während er sich auf der Linksabbiegerspur einordnete. Nils nickte wissend. „Na, das ist keine Überraschung. Du hasst es, rumkommandiert zu werden. Das ist doch der Grund, oder?“ „Wahrscheinlich“, sagte Thomas knapp, auch wenn er wusste, dass dies nicht der einzige Grund war, warum Matthias Scherer sicherlich nie sein bester Freund werden würde. Matthias war ihm in vielen Dingen zuwider, auch wenn der blonde Anführer nach Außen hin ganz ordentlich wirkte. Er war Thomas einfach zu extrem. In seiner Einstellung, in seiner Art und in seinen Vorstellungen für die Zukunft. Matthias wollte nicht nur diese Gruppe in ihrer Stadt haben. Nein, er wollte etwas ganz Großes. Er hatte Verbindungen zu den Leuten der NPD und war ebenfalls politisch sehr engagiert. Matthias wollte die Dinge nach seinen Vorstellungen verändern; das Land so gestalten, wie er und seine Gesinnungsgenossen es gerne hätten. Mattias hatte Ziele. Thomas dagegen reichte es, solange er seine Einstellung hatte. Allein das war ihm wichtig. Er lebte seine Meinung und seinen Stil und das war gut so. Doch er fand die Politiker der NPD nicht weniger korrupt als alle anderen auch. Er fand viele Leute aus ihren Reihen nicht weniger hinterhältig und schleimerisch, als Leute aus anderen Gruppen mit solchen Charakterzügen. Wenn es nach ihm ginge, würden sie bei ihren wochenendlichen Treffen in einer Kneipe der Stadt weniger über Politik reden und einfach nur Spaß haben. Je länger er drüber nachdachte, desto mehr fiel ihm auf, wie lange er schon nicht mehr bei diesen Treffen gewesen war. Ob sie überhaupt noch stattfanden? Diese Frage stellte er laut an Nils und dieser sah ihn für einen Moment erstaunt an. „Nein, schon seit drei oder vier Wochen nicht mehr. Matthias meinte, es hätte keinen Sinn mehr, denn wir würden ja eh nicht weiterkommen und er hätte das Gefühl, die meisten aus unserer Runde würden das nicht ernst genug nehmen. Irgendwann saß er dann bei ein paar gammeligen Kerlen von der NPD rum und nach und nach hatten sich die Treffen dann erledigt“, berichtete Nils und zuckte teilnahmslos mit den Schultern. „Seit du nicht mehr gekommen bist, war es eh zunehmend langweiliger für mich, Markus und Christoph geworden.“ Thomas nickte nur und bog schließlich auf den Parkplatz ihrer Schule. „Haben denn noch andere außer mir gefehlt?“ „Klar, da kamen und gingen die Leute. Du kennst das ja. Am Ende war ich auch nicht jedes Mal dabei“, gab der hoch gewachsene Neonazi und öffnete die Tür, nachdem das Auto in einer Parklücke zum Stehen gekommen war. Der Religionsunterricht war am Donnerstag die vierte und damit letzte Stunde für diesen Tag und zog sie wie jede Woche auch diesmal lang wie ein Kaugummi. Genervt trippelte Thomas mit seinen Fingern auf der abgenutzten Plastikholzplatte. Als wäre ihr über Nacht eine Einleuchtung gekommen, hatte Frau Heinrichs heute die seltsame Idee gehabt, nicht weiter über das Dies- und Jenseits zu reden, sondern das Thema „Familie“ anzuschneiden. Ein Thema, wo Thomas fand, dass er dort schlecht mitreden konnte. Natürlich, er hatte seine Mutter, seinen Bruder und seine Schwester, aber er fand, seine Familie war seit dem Verschwinden seines Vaters keine gewöhnliche Familie mehr und Thomas hatte nicht die geringste Lust, die seiner Meinung nach kriselnde Situation der Klasse mitzuteilen. Es ging die Leute in dieser Klasse, mit denen er nichts zu tun hatte und größtenteils auch nichts zu tun haben wollte, einfach nichts an. Punkt. Aus. Basta. „Nils, möchten Sie uns nichts über Ihre Familie mitteilen?“, richtete sich Frau Heinrichs nun an seinen Kumpel und das erste Mal seit Beginn der Stunde folgte Thomas dem Unterricht mit voller Aufmerksamkeit. „Haben Sie auch ein so gutes Verhältnis zu Ihrer Mutter wie Lena? Oder vielleicht eher zu Ihrem Vater?“ Nils ließ ein kleines Schnauben verlauten. „Ehrlich gesagt hab ich nicht wirklich zugehört, wie Lena zu ihrer Mutter steht“, versuchte Nils seine Aussage zu dem Thema zu verweigern. Lena grinste ein wenig heimtückisch. „Soll ich es dir noch mal erzählen?“, fragte sie gespielt freundlich und hoffte anscheinend damit, Pluspunkte bei Frau Heinrichs einzuheimsen. „Nee, lass mal stecken. So sehr interessiert es mich nicht, was du und deine Mami so alles belabert, während sie dir die Haare flechtet“, gab Nils spitz zurück und starrte dabei ebenso hämisch grinsend auf Lenas leicht schief geflochtenen Haare. Thomas hatte unwillkürlich das Bild einer Barbie-Puppe vor sich, musste aber zugeben, dass dies wesentlich besser zu Isabelle passte als zu Lena. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Klasse, wo hier und da sich einige Lacher für Nils’ Kommentar eröffneten, ehe Frau Heinrichs sich ihre Brille zurechtrückte und räuspernd fortfuhr. „Nun, wenn Sie uns anscheinend nichts zu Ihrer Mutter sagen wollen, Nils, so beschreiben Sie uns doch mal Ihren Vater.“ Anscheinend hatte sie beschlossen, nicht locker zu lassen und forderte den sehr maskulinen Jungen erneut auf, etwas über seine Familienverhältnisse preiszugeben. „Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Mein Vater arbeitet in der Produktion einer Firma, säuft sich immer, wenn er Zeit hat, den Schädel voll und hängt ansonsten faul vor der Kiste.“ Nils’ Antwort war so klar und distanziert gewesen, dass die meisten aus der Klasse einfach nur mit stummem Gesicht auf ihren Plätzen saßen. Frau Heinrichs schien ein wenig über die Aussage geschockt zu sein und überhaupt nicht gelockt, weiter nachzuhaken. Thomas jedoch ließ ein breites Schmunzeln auf seinen Lippen erkennen. Er kannte Nils’ Vater schon lange und wusste, dass die Beschreibung sehr genau passte. Ebenso wusste er, dass dem etwas älteren Herren vor einigen Jahren noch so manches Mal im Suff die Hand ausgerutscht war. Warum er nun nicht mehr so aggressiv war, wusste Thomas auch nicht. Vielleicht hatte er sich geändert oder er hatte einfach bemerkt, dass sein eigener Sohn mittlerweile viel stärker war als er selbst. Warum Nils’ Mutter immer noch bei diesem Idioten von Mann geblieben war, war ihm immer schon schleierhaft geblieben. Ob es Liebe war, wegen der Kinder oder einfach nur die Angst vor dem Alleinsein, die Frau Lehmann an ihren Mann gebunden hatte – Thomas wusste es nicht. Er hatte sich immer nur gewünscht, dass er nicht nur äußerlich sondern auch innerlich genauso stark und distanziert wie Nils mit dem umgehen konnte, was sein Vater angerichtet hatte. Der Gedanke ließ ihn einen kurzen Seitenblick nach rechts werfen, wo er feststellte, dass Michael gelangweilt seinen Kopf in seine Hand gestützt hatte und einen sehnsüchtigen Blick auf die Uhr warf, die neben der Tafel an der weißen Wand hing. „Nun ja… gut, Nils, dann vertiefen wir das nicht weiter“, schloss Frau Heinrichs das Thema ab und holte einen Stapel Blätter hinaus. „Auf diesen Kopien sind zitierte Aussagen von Menschen aufgelistet, die ihre Vorstellungen und Meinungen zum Thema Familie beschrieben haben. Ich möchte, dass Sie sich das als Hausaufgabe durchlesen und Stellung zu einer Aussage Ihrer Wahl nehmen.“ Damit reichte sie die Kopien zu David, welcher sich ein Blatt nahm und es ohne aufzusehen an Isabelle weitergab. Diese steuerte schon direkt auf Thomas zu, doch dieser sah, dass Michael es ihr einfach aus der Hand nahm. Er war weiter vorgebeugt gewesen und hatte es anscheinend als schwachsinnig empfunden, dass Isabelle Thomas die Blätter reichen wollte und nicht ihm. Mit einem schnellen Griff nahm er sich das oberste Papier und reichte den Stapel an Thomas weiter. „Danke“, murmelte dieser leise, eher aus Instinkt als aus purer Höflichkeit. Doch es war das erste, normale und neutrale Wort, das er seit ihrem Streit am Montag und ihrer Sendepause von Dienstag bis heute gesagt hatte. Michael schien darüber ebenso erstaunt zu sein, denn er blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Als Thomas seinen Kopf leicht drehte und zurückblickte, senkte der junge Punk sein Augenmerk wieder auf die schwarzen Zeilen auf dem weißen Blatt vor ihm. Ein leicht amüsiertes Schmunzeln schlich sich auf Thomas’ Lippen, da er vermutete, Michael dachte, er würde ihm sonst unterstellen zu starren. Entspannt lehnte er sich zurück und blickte nun ebenfalls zu der Uhr, deren Ziffernblatt nur noch fünf Minuten bis zum Unterrichtsende anzeigte. Zischend wurden einige Bierflaschen geöffnet, welche darauf klirrend aneinander gestoßen wurden. Die Männer und wenigen Frauen in dem Raum prosteten sich amüsiert zu, ehe sie wieder in ihre Gespräche verfielen. Es war Freitagabend und Tobias, ein recht dünner und kahl rasierter, junger Mann, hatte beschlossen, einen gemütlichen Abend mit Alkohol (vornehmlich Bier), Chips und anderen Knabbereien zu veranstalten. Zehn Männer und Jungen und drei weibliche Personen hatten in dem traditionell eingerichteten Wohnzimmer Platz gefunden. „Echt geil, dass deine Eltern verreist sind“, meinte Markus, ein Neonazi mit ähnlicher Statur wie Thomas, zu Tobias und schlug dem Angesprochenen kumpelhaft auf die Schulter, während er mit der anderen Hand über den Oberschenkel seiner Freundin strich. Diese spielte mit ihrem kurzen Pony, der ebenso wie die Haare auf dem oberen Teil ihres Schädels nur circa fünf Zentimeter lang war. Die restlichen Haare waren nicht schwarz, sondern blond und fielen ausgefranst auf ihre Schultern. Ihre dunklen, grünen Augen schauten kurz zu ihrem Freund und ein kleines Strahlen schien ihre Iris zu erleuchten. Dann wandte sie sich wieder Jasmin, der neuen Freundin von Matthias Scherer zu, und redete mit ihr wie die meisten anderen Frauen auch über das Thema Männer und deren unausstehliche Verhaltensweisen. „Ah, Matthias’ Schnecke is’ schon geil, was, Tommi?“, sagte Nils plötzlich gedämpft zu Thomas, der am Ende des Tisches an seinem Bier nippte, und versetzte dem Kleineren einen leichten Seitenhieb. Thomas verschluckte sich und hustete kurz. Sein Blick hob sich von der Tischplatte und haftete sich an das Mädchen ihm gegenüber. Sie war allerhöchstens 20 Jahre alt, dementsprechend etwas jünger als Matthias, und wirkte noch sehr jugendlich. Ihre blassroten Lippen formten ein offenes, liebliches Lachen, als Markus’ Freundin ihr etwas Lustiges erzählte. Die hellblauen Augen glänzten im Licht und ihr langes, blondes Jahr fiel wellig über ihren Rücken. Thomas musste zugeben, dass Matthias anscheinend einen richtigen „Goldgriff“ gelandet hatte. Jasmin war hübsch, hatte einen wohlgeformten Hintern und weder zu großen noch zu kleinen Busen. Sie schien schlichtweg perfekt zu sein. Doch irgendwie auch ein wenig… dümmlich. Er wusste, dass das für Nils und anscheinend auch für Matthias keine wirkliche Rolle spielte. Wahrscheinlich war sie für Matthias eh nur ein Betthäschen und eine Vorzeigefreundin. Doch das schien sie nicht zu stören. „Geil, oder?“, begann Nils erneut, als Thomas Jasmin gemustert hatte. Thomas zuckte mit den Schultern. „Stimmt schon. Sieht ganz geil aus, aber für mehr als die Kiste taugt die doch auch nicht, oder?“ Nils lachte laut auf. „Klar, dafür will man sie doch! Oder denkste, mit Isabelle oder Tatjana könnte man mehr anfangen?“, brachte er nun die Sprache auf die beiden „Sexbomben“ ihrer Klasse. Kritisch zog der Jüngere die Augenbrauen zusammen. „Natürlich nicht, aber die beiden sind doch eh flach in der Birne!“ Ein schmutziges Grinsen machte sich auf Nils’ schmalen Lippen breit. „Andere Dinge sind bei den beiden überhaupt nicht flach! Ey, die Titten von den beiden sind doch echt geil, oder?“ – Erneut stupste er Thomas in die Seite. Dieser nahm einen weiteren Schluck der goldgelben, gebrauten Flüssigkeit und nickte. „Klar, da geht schon einiges!“, meinte er nun ebenfalls machohaft, ehe er sich die Schüssel Paprikachips angelte und sich eine Hand voll nahm. Im Hintergrund dudelte auf einmal der Fernseher, wie ihm auffiel und merkwürdige Musik drang an seine Ohren. „Ey, wer hat denn diese Buschmusik angemacht?“, dröhnte einer der Neonazis, als auf einem TV-Sender ein afrikanisch klingendes Lied angespielt wurde. „Hab keinen Bock, so ein Schokobübchen da durch die Scheibe hüpfen zu sehen!“ Er sprach damit auf den dunkelhäutigen Sänger an, welcher nun in seiner Muttersprache etwas zu singen begann. Was für eine Sprache das war, konnte Thomas nicht sagen, doch es hörte sich sehr fremd an. „Was labert der denn da? Eh, ist der behindert oder was?!“, motzte der andere weiter und lachte laut auf, als der Mann neben ihm die Sprache verarschend nachäffte. Hastig suchte Tobias, der anscheinend peinlich berührt war, nach der Fernbedienung. „Hey, Tobias, stehst du auf so Bongotrommeln?“, fragte der Neonazi weiter, um Tobias ein wenig vorzuführen, da er dachte, dieser hätte das Musikprogramm angeschaltet. „Lass den Scheiß“, fuhr Thomas nun dazwischen und spürte eindeutig die Blicke einiger anderer Nazis, auch die von Nils, Tobias und Matthias auf sich. „Du willst doch keinem Kameraden unterstellen, so was toll zu finden, oder? Sonst könnten wir uns ja auch mal auf die Suche nach deinen kleinen, schmutzigen Geheimnissen begeben.“ Er sah den anderen herausfordernd an, doch dieser wandte sich nur abweisend von ihm. Nanu? Hast du Penner wirklich was zu verstecken? – Neugierig funkelten Thomas’ Augen auf. Doch dann wandte er sich wieder an Tobias. „Mach den Fernseher einfach aus“, sagte er und Tobias nickte ihm dankbar zu. Der Abend ging fortan schneller vorbei als gedacht und ehe Thomas sich versah, war es bereits nach 3 Uhr. Einige hatten sich schon vorher verabschiedet, aber gut 6 Leute waren noch da. Doch auch sie wandten sich nun zum Gehen. „Und warum kannst du mich nicht mitnehmen?“, fragte Jasmin wiederholt ihren Freund, doch Matthias wurde sichtlich genervter. „Bist du taub oder was? Ich hab keine Zeit erst an das andere Ende der Stadt zu fahren, um dich da abzusetzen. Ich muss noch was ausarbeiten!“ Jasmin schien nicht überzeugt. „Ah, mitten in der Nacht, oder was?“ Ihre Stimme klang gereizt, was sie ein wenig zickig wirken ließ. „Ja, mitten in der Nacht. Manche Leute arbeiten eben mehr, wenn sie was erreichen wollen“, sagte Matthias schlicht und knöpfte seine leichte Jacke zu. „Aus der Diskussion. Jungs, ich bin dann weg. Dass mir keiner von euch irgendeine Scheiße anstellt.“ Ja, Papa, dachte Thomas genervt und rollte mit den Augen, quetschte aber ein „Tschö“ hervor und sah zu, wie die Haustür hinter Matthias zufiel. „Toll, und wie komm ich jetzt nach Hause?“, fragte Jasmin pikiert und bevor Thomas eingreifen konnte, hatte Nils sich schon an Jasmin gewandt und ihr ihren Sommermantel gereicht. „Du wohnt doch in meiner Nähe“, stellte er mit merkwürdig freundlicher Stimme fest. „Thomas und ich nehmen dich mit.“ Thomas hätte am liebsten laut „Was?“ geschrieen, doch Jasmin hatte sich Nils schon an den Hals geworfen. „Wow, echt? Danke“, sagte sie und ihre Stimme klang auf einmal hell und aufgedreht. „Also los, Jungs. Tschüssi, Tobias!“ Nils und Thomas konnten sich gerade noch verabschieden, da hatte Jasmin auch schon ihre Handgelenke gegriffen und in mädchenhafter Manier hinter sich hergezogen. Natürlich hätte sie nicht die geringste Chance gehabt, wenn Thomas sich gewehrt hätte, doch er war zu überrumpelt gewesen, als dass er hatte reagieren können. Nils dagegen ließ sich anscheinend freiwillig mitschleifen. Und so kurvte er mitten in der Nacht noch zu Jasmins Zuhause. „Ah, das war so lieb von dir, Tommi. Ich darf dich doch Tommi nennen, oder?“ Sie kicherte mädchenhaft. „Äh… ja…“, antwortete Thomas vollkommen perplex, ehe sie sich vorbeugte und ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange drückte. „Du bist ein echt süßer Kerl. Nicht so süß wie Matthias, aber fast“, sagte sie und winkte Nils nur zu. „Bis demnächst, Jungs. Schlaft schön und träumt was Schönes.“ Mit einem breiten Lächeln schlug sie die Beifahrertür zu und lief zu ihrem Haus. „Ah, ich hätte auch gerne so einen Kuss gehabt“, sagte Nils neidvoll, als Thomas weiterfuhr. Dieser zuckte mit den Schultern. „Hättest du gerne haben können.“ Der Lippenstift klebte leicht an seiner Haut. Mit einer schnellen Handbewegung strich er den Großteil des Lippenabdrucks weg. Den Rest der Fahrt sprachen sie kein Wort mehr und Thomas war heilfroh, als er endlich in sein Bett fallen und schlafen konnte. TBC So, hier gibt es dann mal ein Kapitel, dass durchgehend um Thomas handelt. Ich fand, es war mal an der Zeit, ihn näher zu beleuchten, wo Michi für die meisten schon ein offenes Buch sein sollte *lol* Bevor hier irgendwelche Kritiken kommen: Wir haben selber Neonazis hier und auch wenn das bei uns alles Waschlappen sind (sorry, Jungs, aber ihr SEID erbärmlich), so weiß ich, dass selbst die viel beschissenere, dümmere Sprüche ablassen können, als es "meine" Glatzen hier getan haben. Aber mir fiel es schon schwer, so was "Leichtes" niederzutippen und so wollte ich richtig rechtsextreme Sprüche gar nicht erst zu Papier bringen. Aber ich denke, anhand einer Worte wie "Buschmusik" ist durchaus klar geworden, auf was ich hinaus wollte. Ich hoffe, das Kapitel hat gefallen. Das 13. wird dann im neuen Jahr kommen ^_~ Euch allen wünsche ich einen guten Rutsch, aber da ich denke, das Kapitel wird erst nach Silvester online gehen, wünsche ich euch eher ein "Frohes Neues". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)