Death Note - Another Note von greenius (L & Liz) ================================================================================ Kapitel 34: Tricked ------------------- Page thirty five: Tricked „Wenn Matsuda Recht hat, steht einer dieser Männer mit Kira in Kontakt oder ist sogar selbst Kira.“, schlussfolgerte Soichiro mit dem Blick auf den großen Monitor vor Ls Arbeitsplatz, auf dem weiterhin die 8 Geschäftsführer des japanischen Konzerns Yotsuba-Group zu sehen waren. Matsuda ballte die Fäuste. „Ich habe deutlich gehört, wie sie »Kira soll töten« gesagt haben!“, betonte er erneut. „Und wir können außerdem davon ausgehen, dass –auch wenn alle acht über Kiras Fähigkeiten verfügen sollten- alle Namen und Gesicht zum töten bräuchten, sonst wäre unser Matsuda wohl längst tot.“, erklärte Liz amüsiert. Matsuda riss erschrocken die Augen auf. „W…Was?! Meine Güte! Da hatte ich wirklich Glück!“ L nahm ein Stück Torte komplett in den Mund. Genussvoll schloss er die Augen. Was für ein wunderbares Gefühl, wenn die Sahne auf der Zunge schmolz und zuletzt nur die Erdbeere mit dem luftigen Mürbeteig übrig blieb. Er schien für kurze Zeit alles zu vergessen. Seine Schwester und der Rest der Kommandozentrale beobachteten ihn eine Weile mehr oder weniger irritiert. Ryugas Gesicht wirkte mehr als verzerrt, da ein überdimensionales Stück Kuchen quer in seiner Mundhöhle lag, er den Mund kaum zubekam und dabei zu grinsen schien… Als Liz die irritierten Blicke ihre Kollegen bemerkte, warf sie ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu. „Schaut da nicht so penetrant hin! Ihr werdet schließlich auch nicht gern beim Sex beobachtet!“ Raito räusperte sich kurz, fuhr sich durchs Haar und beschloss, sich wieder den wichtigen Dingen zuzuwenden. Er sah zu dem großen Bildschirm auf und dachte nach. Schließlich fasste er den Entschluss, seine Gedanken laut auszusprechen. „Es dürfte schwierig sein, ihnen eine persönliche Verbindung zu den Morden nachzuweisen. Wenn sie Kiras Fähigkeiten gemeinsam nutzen, um Yotsuba Vorteile zu verschaffen, warum verfolgt dann keiner ganz private Zwecke damit?“ „Wahrscheinlich kann keiner von ihnen ganz allein über Kiras Fähigkeiten bestimmen.“, warf L schließlich ein. Er schien wieder unter den Lebenden. „Oder sie achten peinlich genau darauf, nicht selbst in die Schusslinie zu geraten, selbst wenn ein Verdacht gegen Yotsuba gehegt wird“, fuhr Raito schließlich fort. Das Netz der Spekulationen schien sich immer weiter zu verdichten. „So oder so, offensichtlich brauchen sie ihre Konferenzen, um ihre Vorgehensweise festzulegen.“ L schnappte sich ein weiteres Stück Torte. Er konnte nicht genug bekommen. Soichiro wandt sich an Matsuda und seinen Sohn. „Die Konferenzen finden freitags statt, die für Yotsuba nützlichen Morde von Freitag Nacht bis Samstag Nachmittag. Wir müssen eine mögliche Verbindung untersuchen.“ Matsuda teile darauf erinnernd mit, dass er bereits hörte, dass diese Verbindung sicher bestünde. „Das wird aber nirgendwo als Beweis anerkannt.“, mahnte sein ehemaliger Chef ihn an. L ließ sich Zeit, bis er den Kuchen schließlich runterschluckte. „Aiber nimmt gerade direkten Kontakt mit einem der acht auf, Wedy überprüft die Sicherheitsvorkehrungen in der Zentrale. Wenn alles gut läuft, wird der nächste Freitag spannend für uns!“ Als L schließlich erneut nach dem Kuchen langte, griff seine Schwester bestimmend ein. Sie ergriff die Tortenplatte und schaffte den Kuchen außer Reichweite. So vollgefressen könnte er sich niemals bewegen. L warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, als hätte sie einem kleinen Kind den Lutscher weggenommen. „Was?! Sonst wirst du noch Torten-Nymphoman!“ •• Zur selben Zeit klingelte schließlich Kidas Mobiltelefon. Er arbeitete gerade in seinem Büro an der Konzeptvorlage des kommenden Geschäftsjahres. Er war überrascht, als er auf das Display seines Handys sah. Unbekannter Teilnehmer? Wer konnte das bloß sein?“ Neugierig nahm er den Anruf entgegen. „Spreche ich mit Kida Masahiko, Abteilungsleiter Rechtemanagement bei Yotsuba?“ Etwas suspekt kam ihm das alles schon vor, jedoch reagierte Kida souverän. „Ja, warum? Wer sind Sie?“ „Ich bin Erald Coil.“ Aiber machte eine theatralische Pause. Er gab Kida einen Moment, um zu relisieren, mit wem er da sprach. Er grinste gehässig. Er liebte seinen Job. Schweißperlen bedeckten nach und nach die Stirn des gelernten Rechtanwalts. //Erald Coil?! Der Detektiv, den ich beauftragt habe? W…wieso nimmt er direkten Kontakt auf…?// „Sind Sie noch dran?“, hakte Aiber nach einigen Sekunden nach. Er hatte ihm genug Bedenkzeit gegeben. „Es geht um den Auftrag, den Sie mit zugewiesen haben.“, erläuterte er ruhig. Er saß entspannt in einem Hotelzimmer in Tokyo in einem roten Ledersessel, Füße auf den Tisch. Locker zurückgelehnt genoss er seinen Champus. //Das hatte ich, aber ich hatte eigentlich darauf geachtet, anonym zu bleiben… Soll ich es jetzt offen zugeben? Ist das wirklich Coil? Aber wer außer den anderen sieben sollte davon Wind bekommen haben?// „Tut mir leid, mein Anruf hat Sie wohl etwas überrumpelt.“, stellte Aiber charmant fest. „Ich kann Ihren Auftrag nur annehmen, wenn Sie ihn mir schriftlich übermitteln. Den Wunsch nach einer vertraglichen Absicherung konnte Kida als Rechtsexperte durchaus nachvollziehen, doch was sollte er nun tun? „Also gut. Sie haben einen Tag Zeit, mir einen offiziellen Auftrag zu übermitteln. Rufen Sie mich morgen um diese Zeit an.“ Aiber gab ihm eine Telefonnummer durch. „Meine Bedingungen lauten wie folgt: Zwei Millionen Dollar im Voraus, bei erfolgreichem Abschluss noch mal acht Millionen Dollar.“ Für ihn musste bei der ganzen Sache schließlich was herausspringen… Doch diese immensen Summen schienen Kida über den Kopf zu schießen. War dieser Coil etwa völlig übergeschnappt?! Doch das war noch nicht alles… „Wenn Sie sich gegen mein Angebot entscheiden, fordere ich zwei Millionen Schweigegeld. Überlegen Sie es sich gut. Ich warte auf Ihren Anruf.“ Aiber legte auf, lehnte sich erneut zurück und nahm einen Großen, genussvollen Schluck seines französischen Champagners. Kida hingegen schien mehr als nur nervös zu sein. Er erlitt einen Schweißausbruch, lehnte sich an die Wand seines Büros und zwang sich letztendlich, Ruhe zu bewahren. Schließlich suchte er Rat bei seinem Kollegen Ooi. Er rief ihn an und erstattete Bericht. „Was? Coil hat sich gemeldet? Hat er was über L herausgefunden?“, fragte der Glatzköpfige unter vorgehaltener Hand. Er befand sich in seinem Büro und manchmal konnten die Wände sehr dünn sein. „Nein“, antwortete Kida etwas kleinlaut, „Ich habe ihn im Unklaren gelassen, ob ich sein Auftraggeber bin. Er fordert zwei Millionen im Voraus und weitere acht Millionen bei erfolgreichen Ermittlungen!“ Ooi wich die Farbe aus dem Gesicht. Acht Millionen waren unmöglich unbemerkt verschaffbar. „Ist das sein Ernst?!“ „Klang nicht nach einem Scherz. Ich muss ihm morgen eine Antwort geben. Wir sollten eine Konferenz einberufen.“ Ooi stimmte mit ein. „Um 21:00 Uhr müssten alle Zeit haben… Ich informiere Namikawa, Takahasi und Hatori, du die anderen drei.“ „Verstanden.“ Bereits am selben Abend trafen die acht Chefs zu einer Konferenz zusammen. „Den Grund für diese außerordentliche Sitzung könnt ihr dem Handout entnehmen.“, erklärte Ooi. Seine Kollegen lasen sich den Sachverhalt darauf genau durch. „Kida hat meiner Meinung nach richtig gehandelt.“, warf Hatori ein. Doch Takahashi war da anderer Meinung… „Ich find, er hat sich durch sein Schweigen am Telefon ziemlich verdächtig gemacht.“ „Idiot!“, rief Higuchi, „Es geht doch hier nicht mehr um’s Verdächtigmachen oder nicht… Die Grenze ist längst überschritten!“ Mido nickte. Er war Higuchis Meinung. Coil musste schon ziemlich viel in Erfahrung gebracht haben. „Wieso sollte er sonst von Schweigegeld reden?“ Takahasi wurde hellhörig. „Aber wie viel weiß er genau?“ „Ich finde es logisch, dass Coil möglichst viel über seinen Auftraggeber in Erfahrung bringt, bevor er den Auftrag annimmt. Wenn er dazu nicht in der Lage wäre, wäre er ein schlechter Detektiv. Nicht ohne Grund hat er einen hervorragenden Ruf. Sobald er wusste, dass kida sein Auftraggeber ist, hat er natürlich Nachforschungen angestellt.“, erläuterte Mido und richtete seine Brille. Namikawa nahm seinen Gedanken auf und führte ihn weiter aus. „Als ihm klar wurde, dass sein Auftraggeber bei Yotsuba sitzt, muss er dahintergekommen sein, dass das Wachstum des Konzerns der letzten Monate nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.“ Nachdenklich faltete Ooi die Hände und sah zur Decke. „Dann weiß Coil wahrscheinlich auch, dass Kida auf irgendeine Art und Weise mit Kira in Kontakt steht.“ Eine kurze Schockminute hüllte den Konferenzraum in Schweigen und es wurde klar, wieso der Detektiv Schweigegeld forderte. „Keine Ahnung, wer von euch Kira ist, aber mir reicht es! Ich habe keine Lust, ins Gefängnis zu wandern!“, machte Hatori lautstark klar. Er hatte keine Nerven mehr dafür. Doch anstatt Hatori davon abzuhalten oder Ähnliches, wurde er nur ausgelacht. „Dir ist schon klar, dass du dann morgen sterben wirst?“ Higuchi sprach aus, was alle anderen dachten. Hatori fiel es wie Schuppen von den Augen. Schweiß brach ihm aus jeder Pore aus und er beteuerte hastig, dass er nur einen Scherz gemacht habe. Namikawa verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Also ist Hatori schon mal nicht Kira.“, schlussfolgerte er. „Meinst du? Vielleicht hat er uns das eben nur vorgespielt, um uns genau das glauben zu machen?“ Ooi strich sich nachdenklich über das Kinn. Shimura wurde langsam sichtlich nervös. „Spielt doch keine Rolle! Hatori darf auf jeden Fall nicht sterben, sonst kriegen wir echte Probleme!“ Nachdem Ooi Hatori schließlich erklärte, dass er bereits viel zu tief drinstecke und es für ihn kein Zurück mehr gebe, sah er es schließlich ein. „Du hast Recht, das stimmt.“ „Und was machen wir jetzt? Unsere Verbindung zu Kira darf keinen Fall auffliegen! Wir sollten ihm sein Schweigegeld zahlen!“, mahnte Kida an. Er richtete sich die Brille und warf einen prüfenden Blick durch die Runde. „Wenn wir ihm schon zwei Millionen in den Rachen werfen, soll er wenigstens auch L für uns finden. Danach können wir ihn töten.“ Higuchi schien besonders gelassen zu sein. „Aber wie sollen wir Coil töten, ohne sein Gesicht zu kennen?“ „Wir müssen eben dafür sorgen, dass er sich uns zeigt und ihn dann fotografieren“, antwortete Higuchi relaxt. Doch Ooi ließ nicht locker. „Woher wissen wir, dass er es wirklich ist?“ „Na, seine Telefonstimme kennen wir doch, oder?“ „Vielleicht war er das ja gar nicht, sondern nur ein Strohmann?“ „Würdest du einen Strohmann mit so einem heiklen Auftrag betrauen? Das wäre doch viel zu riskant!“ Higuchi ging Ooi langsam sichtlich auf die Nerven. Doch auch Mido wurde langsam misstrauisch. „Higuchi?“, fing er an. „Wieso stehst du eigentlich so aufs Töten? Es gibt doch keinen Grund, Coil umzubringen. Er ist clever.“ Er unterzog Higuchi einer skeptischen Musterung. Irgendetwas schien mit dem Kerl nicht zu stimmen. „Auch wenn es Kida war, der ihm den Auftrag gegeben hat, ist an seinen Honorarforderungen offensichtlich, dass er weiß, dass eine ganze Organisation dahinter steckt.“ Namikawa nickte und fügte hinzu: „Er hat auch Kiras Denkweise nachvollzogen.“ „Denkweise?“ Ihn trafen fragende Blicke. „Aber nicht, dass ihr jetzt denk, ich sei Kira, nur weil ich jetzt mal seinen Standpunkt einnehme. Kira geht es vor allem um eines: Wissen. Eben aus diesem Grund hat er die anderen sieben von uns eingeweiht.“ „Das liegt ja wohl auf der Hand. Warum sagst du uns das extra?“ Während alle anderen Teilnehmer der Sondersitzung über das Gesagte nachdachten, hatte Higuchi bereits wieder etwas anzumerken. „Kira hat zuerst den Plan gefasst, das Böse aus der Welt zu tilgen, worin er großen Erfolg hatte- Unsere Welt hat sich bereits verändert- Was könnte also sein nächstes Ziel sein? Geld. Das ist es, wonach die meisten Menschen zuallererst streben würden. Es wäre ein Leichtes für ihn, mit seinen Fähigkeiten immensen Reichtum anzuhäufen. Doch das ist es nicht, was er will. Er will sich mit dem Geld gesellschaftliches Ansehen erkaufen.“ Namikawa machte kurz Pause und nutzte diese, um sich in seinen Stuhl zurückzulehnen und seine Beine übereinander zu schlagen. „Einfacher Reichtum wie durch einen Lottogewinn oder Aktiengeschäfte genügen ihm nicht. Er will gesellschaftlich aufsteigen. Wenn einer von uns Kira ist, wird es ihm gelingen, finanziell und gesellschaftlich gleichermaßen aufzusteigen.“ Kurz herrschte Stille im Konferenzsaal. Ooi faltete die Hände und legte nachdenklich sein Kinn darauf ab. „Durch unsere Konferenzen bringen wir Yotsuba an die Weltspitze. Und allen von uns ist eine glanzvolle Karriere gewiss. Wir machen das hier schließlich nicht zum Spaß.“ Takahasi fasste das Ganze zu seinem eigenen Verständnis nochmal zusammen. „Er sammelt also Wissen, um sein Ziel einer Spitzenposition zu erreichen. Klingt logisch.“ Und langsam wurde allen klar, dass Coil bereits bewiesen hatte, wozu er in der Lage ist und dass er ebenso schon alles durchschaut hatte. „Wäre Coil ein Vollidiot, dem seine Berufsehre mehr wert ist als alles Geld, würde ich sagen, schießen wir ihn ab! Aber jetzt hat er uns unter Beweis gestellt, wie er wirklich tickt.“ Coil konnte von nun an noch so sehr behaupten, er wäre hinter L nur aus beruflichem Interesse her, der Vorstand wusste es nun besser. Aber eine Frage blieb noch offen. „Aber warum sollte er uns dann seine Kooperation anbieten, obwohl er unsere Pläne durchschaut hat?“ Mido fasste sich nachdenklich ans Kinn. „Ihm ist genau bewusst, dass er sich zum Mittäter macht. Durch einen schriftlichen Vertrag haben wir einander gegenseitig in der Hand.“ „Wir können seine Solidarität einfach erkaufen. Ich verstehe…“ Dieser Gedanke schien allen zu gefallen. Mit Korruption geht bekanntlich schließlich fast alles. Nur Shimura blieb weiterhin skeptisch. „Seht ihr das nicht viel zu optimistisch?“, warf er zweifelnd in den Raum, doch ihm wurde sogleich Kontra geboten. „Das denke ich nicht. Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen, Coil zu unserem Verbündeten zu machen.“ Ein zustimmendes Raunen hallte durch den Saal. „Okay. Kaufen wir ihn. Egal, zu welchem Preis!“, schlug Namikawa schließlich vor. Kida sah kurz in seinen unterlagen nach. „Unser operatives Kapital liegt momentan bei sechs Milliarden. Wir können ihn uns leisten. Also, was haltet ihr davon?“ Ein verheißungsvolles Grinsen huschte dem sonst so ernsten Ooi über die Lippen. „Coil wollte zwei Millionen Dollar als Vorauszahlung?“ Er wartete kurz auf Kidas zustimmendes Nicken. „Dann geben wir ihm fünf! Er soll ruhig merken, in welchen Gefilden wir uns bewegen. Und es wird ihm zeigen, wie sehr wir ihn schätzen.“ Seine Idee schien den anderen zu zu sagen. „Du hast Recht. Er hat es auf das Geld abgesehen und wird vor Gier platzen, wenn er merkt, was bei uns zu holen ist. Damit haben wir ihn ein für alle Mal in der Hand.“ Damit war klar: Sie würden ihm fünf Millionen im Voraus zahlen und bei Erfolg noch einmal zehn. So würde Coil – nach den Berechnungen der Geschäftsmänner der Yotsuba-Group- zu Kiras Verbündetem. Und mit diesem Entscheid wurde die Sitzung geschlossen. Alle schienen zufrieden und selbstsicher mit der gefällten Entscheidung, nur einer zweifelte weiterhin. Shimura ging nach der Sitzung noch einmal zu Ooi. „Ooi!“ „Ja, Shimura?“ „Ich verstehe Mido und Namikawa ja, aber was ist mit der Möglichkeit, dass Coil ein Spitzel der Polizei oder von L selbst ist?“ Shimura war dafür bekannt und damit erfolgreich geworden, dass er die Medaille immer von beiden Seiten beleuchtete. Ooi wurde schließlich auf ihn aufmerksam und drehte sich zu ihm um. „Wir mögen ja die japanische Polizei in der Hand haben, aber was ist mit der internationalen Polizei? Kira war schließlich nicht nur ein japanisches Problem. Wer weiß, wer Kira immer noch auf der Spur ist?“ Shimura ging einen Schritt auf Ooi zu, machte eine kurze Pause, um seinen darauffolgenden Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Es könnte doch sein, dass Coil uns an die Polizei oder L verkaufen will?“ Doch Ooi schien er nur zu nerven. Gestresst fuhr der Geschäftsmann sich über die Glatze und runzelte die Stirn. „Shimura, wieso bist du eigentlich immer so negativ eingestellt?“ Sein Tonfall verriet bereits, was er von Shimuras Idee hielt. „I..Ich zeige doch nur die Möglichkeiten auf…“, stammelte Shimura verunsichert. „Aber nur die schlechten! Überhaupt, sei doch mal selbstbewusst und äußere das vor allem!“, mahnte der Ältere ihn an. Ooi wendete sich ab und ging los. „Mach dir keine Sorgen. Im schlimmsten Fall müssen wir eben Coil oder L einen vor den Latz knallen.“ Er sah über die Schulter zu Shimura rüber. „Schließlich sind wir allmächtig.“ •• Aiber legte sich zufrieden in seinen Sessel zurück und genoss seinen roten, griechischen Wein. Nichts geht über einen gemütlichen Schluck nach getaner Arbeit. Schließlich griff er zu seinem Telefon und ließ sich bei Watari zu Ryuzaki durchstellen. „Ich habe es geschafft, als Coil Kontakt mit den acht aufzunehmen. Sie vertrauen mir zwar noch nicht völlig, aber bald! Ich komme morgen nach Japan zurück.“, erklärte er und nippte kurz an seinem Glas. Ryuzaki grinste kurz und warf einen Blick zu seiner Schwester rüber, welche ihm ebenfalls zugrinste. „Ja, bald kommt er wieder!“, murmelte sie freudig. Ryuzaki schüttelte nur den Kopf. „Sie überraschen mich immer wieder, Aiber!“, lobte der Meisterdetektiv sein Helferlein. „Ich denke, sie werden sich gerade besprechen und beschließen, mich persönlich zu treffen.“ L umschloss mit seinen Armen seine Knie und begann, an seinem Daumen zu knabbern. „Wollen Sie dieses Risiko wirklich eingehen?“ „Die Gefahr ist mir bewusst, aber Sie haben mich schon zweimal gerettet. Außerdem haben Sie so eindeutige Beweise für meine Betrügereien, dass Sie mich jederzeit in den Knast bringen können. Ich riskiere lieber mein Leben, als hinter Gittern alt und grau zu werden. Als Trickbetrüger liebe ich die Gefahr ganz einfach.“, erklärte der smarte Europäer am anderen Ende. Liz begann damit sich spontan Luft zu zufächern und lächelte verträumt. „Er ist so toll…“, säuselte sie. Raito räusperte sich unauffällig und trat unmittelbar hinter sie. „Ich habe von Yotsuba bereits fünf Millionen Dollar erhalten. Wir sollten uns einen falschen L ausdenken und ihn für weitere zehn Millionen verkaufen.“, schlug Aiber schließlich vor. „Also gut, ich überlege mir, wie wir weiter vorgehen.“ L beendete das Gespräch und grinste kindlich. Matsuda und Soichiro versammelten sich hinter L und schienen sichtlich schockiert. Schien L etwa einem Trickbetrüger zum Millionärdasein zu verhelfen?! „So geht das also mit dem Trickbetrug!“, sagte Matsuda leicht perplex. „Das ist kein Betrug, das sind Ermittlungen!“, beteuerte L nachdrücklich und biss in seinen Donut. Aber auch Raito war sichtlich beeindruckt. „Mutig von Aiber, sich als Coil bei Yotsuba einzuschleichen.“ „Ja. Auch wenn es mir schwer fällt, mein Pseudonym für derartige Tricksereien herzugeben.“ Watari meldete sich zu Wort, als Wedy ebenfalls bei ihm in der Leitung war. Natürlich nahm Ryuzaki auch dieses Gespräch mit Freude an. Wedy stand zur selben Zeit mitten auf dem Flachdach des Konzerngebäudes und schnaubte genervt. In ihrem Latexdress erinnerte sie sehr an Catwoman. „Ich bin enttäuscht! Dass ein Konzern wie Yotsuba so mickrige Sicherheitsvorkehrungen trifft… hätte ich nicht gedacht.“ Sie stämmte eine Hand in die Hüfte und pustete sich genervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es wird kein Problem sein, Wanzen und Kameras im Konferenzraum anzubringen. Muss mich nur an den Wachleuten vorbeischleichen.“ L beauftragte sie, mit einem Abhörspezialisten am morgigen Tag dort vorbeizuschauen und die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Als Wedy dies schließlich zur Kenntnis nahm, war auch dieses Gespräch beendet. Alles lief wie am Schnürchen, mal was ganz Neues… Raito stützte sich mit einem Arm auf dem Schreibtisch ab, legte den anderen um Yashiros Stuhllehne. „Wenn alles klappt, wird es Freitag wirklich interessant.“ Erneut grinste L und linste zu ihm hoch. „Ja, und wie!“ Am Freitag, dem 15.10, ging es schließlich los. Mit Ton und in Farbe wurde alles in die japanische Ermittlungszentrale übertragen. Die Herren samt Liz sahen gebannt auf den großen Monitor an der Front und warteten aufgeregt ab, was nun passierte. Die Geschäftsmänner traten in den gewohnten Konferenzsaal, jeder einzelne im schwarzen Anzug gehüllt und mir Aktentasche unterm Arm. „Alle da? Dann eröffne ich die Konferenz.“, begann Ooi wie gewohnt. Raito atmete auf. „Na endlich! Ich dachte schon, die fangen nie an.“ „Wie spannend!“, murmelte Matsuda perplex. Ein stolzes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ohne mich wären wir nie hinter diese Geheimkonferenzen gekommen!“ „Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln…“, murmelte L abwesend und räusperte sich. Als die Aufregung sich schließlich legte, fiel dem Ermittlern ein kleines, jedoch entscheidendes Detail auf: Einer der schwarzen Ledersessel blieb leer! Statt acht waren es nun nur noch sieben?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)