More than friendship von abgemeldet (Taito-Wichtel FF für Lucky) ================================================================================ Kapitel 1: More than friendship ------------------------------- Aus dem Wohnzimmer der Yagamis drang lautes, amüsiertes Lachen. Verantwortlich dafür war kein anderer, als Joe, der mit einer kleinen Showeinlage die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es war mehr, als offensichtlich, dass er an diesem Abend definitiv eine Tasse Glühwein zu viel getrunken hatte. Nachdem er auf dem Sofa tanzend ein kleines Ständchen – es sollte wohl Jingle Bells sein – zum Besten gegeben hatte, hatte er wohl das Gleichgewicht verloren und war über die Sofalehne nach hinten gestürzt. Wie durch ein Wunder hatte er sich nicht verletzt, aber dafür war es ihm gelungen sich in der Lichterkette des Weihnachtsbaumes zu verfangen, von der er sich gerade mehr als kläglich und alles andere als erfolgreich zu befreien versuchte. Alle außer Joe fanden das natürlich wahnsinnig lustig und standen lachend und kichernd um ihn herum. Mimi hatte sofort ihr Handy gezückt und eifrig und vergnügt begonnen, Joe aus allen Möglichen Blickwinkeln zu fotografieren. „Joe, du bist einfach genial!“, lobte Mimi. „Ich will unbedingt Abzüge von den Bildern, Mimi“, sagte Tai. „Klar. Ich finde übrigens, dass das die perfekte Weihnachtskarte wäre“, meinte Mimi. „Stimmt“, kam es von Sora. Letztendlich waren es Izzy und Takeru, die Mitleid mit Joe bekamen und versuchten ihm aus der Lichterkette raus zu helfen. Joes Gezappel erschwerte ihnen das jedoch ungemein. Tai lächelte. Er genoss diesen Abend mit seinen Freunden sehr. Die kleine Vorweihnachtsfeier war wohl doch eine gute Idee gewesen. Auf diese Weise kamen sie wenigstens alle mal wieder zusammen. Er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann das das letzte Mal der Fall gewesen war. Kari, Mimi, Izzy, Joe, Sora, Takeru... Moment mal... wo war den Matt? Tai sah sich ein wenig verwirrt im Wohnzimmer um. Hatte Matt nicht gerade vorhin noch direkt neben ihm gestanden? „Sag mal Kari, weißt du zufällig, wo Matt hin ist?“, fragte er seine kleine Schwester. „Nein, ich hab ehrlich gesagt nicht mal mitbekommen, dass er weg ist“, entgegnete sie. Dann wandte sie sich wieder den anderen zu. Tai seufzte und verließ das Wohnzimmer. So gut wie die anderen sich gerade amüsierten, würden sie ihn sicher nicht vermissen, wenn er sich auf die Suche nach Matt machte. Er fragte sich nur, warum Matt überhaupt gegangen war. Gleichzeitig fiel Tai ein, dass Matt schon den ganzen Abend ziemlich still gewesen war. Die meiste Zeit hatte er unbeteiligt auf dem Sofa gesessen oder irgendwo gestanden. Tai fand Matt schließlich in seinem Zimmer. Er stand am Fenster und sah ziemlich gedankenverloren hinaus. Tai blieb eine Weile im Türrahmen stehen und beobachtete ihn. Wie Matt da am Fenster stand, im fahlen Licht des Mondes... das ergab schon ein interessantes Bild. Er war so in Gedanken versunken, dass er Tai nicht bemerkte, obwohl er an die Tür klopfte. Tai nutzte diese Gelegenheit aus, sich an seinen besten Freund heranzuschleichen und ihn von hinten zu umarmen. Matt erschrak natürlich und Tai musste unwillkürlich grinsen. „Bleib ruhig, ich bin es nur; der Traum deiner schlaflosen Nächte“, hauchte Tai lasziv gegen Matts Ohr. Er zuckte merklich zusammen. „Musst du mich so erschrecken?“, fragte Matt. Okay, irgendetwas beschäftigte ihn definitiv. So viel war für Tai nun klar. Normalerweise hätte Matt jetzt entweder einen bissigen Kommentar abgeben oder wäre auf sein Spielchen eingegangen. Die Tatsache, dass er so gar nicht darauf reagierte, veranlassten Tai wirklich zur Sorge. „Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich hier bin“, sagte Matt unsicher. „Ich wollte nur... ein wenig dem Trubel entkommen. Und dann bin ich irgendwie hier gelandet.“ Tai zwang Matt sanft sich zu ihm umzudrehen, damit er ihn besser betrachten konnte. Irgendwas stimmte nicht. Er wirkte so anders. Besonders der traurige Ausdruck in den blauen Augen seines Freundes, beunruhigte Tai. „Winterdepressionen?“, fragte Tai. Matt sah ihn nachdenklich an, bevor er sich zu einem kleinen Lächelnd durchrang und den Blick von ihm abwandte. „Nein. Eher... Weihnachtsdepressionen.“ „Verstehe“, sagte Tai ruhig. Ja, er wusste, wie Matt zu Weihnachten stand – dass er es mehr oder weniger hasste. Das lag teils daran, dass seine Eltern geschieden waren und sein Vater, bei dem er lebte, selbst an Weihnachten arbeitete – und Teils aber auch an Weihnachten selbst und allem, was so damit verbunden war. Und irgendwie konnte Tai das auch verstehen. Diese ganze falsche Nettigkeit, die sich die Menschen in dieser Zeit entgegenbrachten und dieses ganze Trara um das `Fest der Liebe´, das `Fest der Familie´. Tai zog Matt an sich. „Wir verbringen Weihnachten zusammen, ja?“ „Aber Tai...“ „Keine Widerworte“, sagte Tai gespielt streng. „Idiot“, entgegnete Matt sanft und lächelte seinen besten Freund an. „Danke.“ Tai war einfach... Tai. Unmöglich, aber auch liebenswert. Matt wünschte nur, er würde aufhören ihn zu umarmen. Nein, eigentlich wollte er gar nicht, dass er aufhörte. Aber... warum musste es nur so schwierig sein? „Es tut mir Leid“, sagte Tai plötzlich. Matt sah ihn verwirrt an. „Was tut dir Leid?“ „Dass ich mir die ganzen letzten Wochen so wenig Zeit für dich genommen hab. Und vorhin... da hab ich dich auch links liegen lassen – ich bin so ein Arsch.“ „Stimmt doch gar nicht“, widersprach Matt. „Doch. Aber... ich mach das wieder gut. Versprochen. Wir verbringen wieder viel mehr Zeit miteinander. Denk einfach schon mal an unseren kleinen Ausflug morgen.“ Ihr ´kleiner´ Ausflug morgen... Matt seufzte. Er dachte schon seit drei Wochen an nichts anderes mehr. Ein ganzes Wochenende mit Tai in dieser Skihütte... Wie war er da eigentlich noch mal reingeraten? Ach ja. Tai war mit einem Prospekt zu ihm gekommen, hatte erklärt, dass sie sich nur noch so selten sehen und ihn mit diesem Dackelblick angesehen, bei dem Matt einfach nicht ´nein´ sagen konnte. Es war ja gar nicht so, dass Matt nicht gerne mit Tai wegfahren wollte. Es würde nur alles noch schwieriger für ihn machen, als es sowieso schon war. Die Gefühle die er Tai seit einiger Zeit entgegenbrachte... sie waren einfach zu heftig, zu stark. Sie gingen längst über Freundschaft hinaus. Wie sollte er nur drei Tage mit Tai alleine überleben? „Hey, alles in Ordnung?“ „Ja“, antwortete Matt hastig. „Alles in Ordnung.“ Tai musterte ihn ein wenig skeptisch, gab sich aber vorerst damit zufrieden. „Kommst du wieder mit zu den anderen? Du hast da vorhin echt was Tolles verpasst. Joe hat Jingle Bells gesungen – glaub ich zumindest. Und dann ist er rückwärts vom Sofa gefallen und hat sich im Weihnachtsbaumschmuck verheddert.“ „Scheint da ja ganz lustig zuzugehen.“ „Also, kommst du wieder mit?“, fragte Tai Und schon wieder die großen Dackelaugen. Matt war sich fast sicher, dass Tai sich seiner Wirkung ganz genau bewusst war und das schamlos ausnutzte. Aber wie sollte man diesen Augen auch widerstehen können? Matt seufzte. Eigentlich wäre er jetzt viel lieber alleine. Aber so wie Tai ihn ansah, wie sollte er ihm den Wunsch da noch abschlagen können? „Na schön“, gab Matt sich schließlich geschlagen. Als sie wieder im Wohnzimmer ankamen, war Joe von der Lichterkette befreit und saß mit bereiten Grinsen und Izzy mit unsinnigen Dingen zuplappernd auf der Couch. „Zu viel Weihnachtspunsch?“, fragte Matt an Tai gewandt. „Nein, der Glühwein hat es ihm angetan.“ „Und er hat gesungen? Jingle Bells?“ „Ja. Auch wenn ich mir mit dem Lied immer noch nicht sicher bin.“ Tai lachte und Matt lachte auch. Für den Moment schien alles wieder normal. So wie früher. ******* „Ciao. Und fröhliche Weihnachten“, sagte Mimi, umarmte zuerst Tai, dann Matt und verschwand schließlich nachdem sich noch hundert Mal verabschiedet hatte. Die anderen waren alle schon vor zehn Minuten gegangen, obwohl sie alle zeitgleich zru Tür sind. „Endlich sind wir die los“, seufzte Tai erleichtert, als er die Haustür schloss. Matt stand grinsend auf dem Flur. „Ich dachte du freust dich so, dass alle da waren?“ „Ja, ja. Stimmt schon irgendwie. Aber wir müssen morgen relativ früh losfahren, da können wir schlecht bis spät in die Nacht feiern“, rechtfertigte sich Tai und ging dann, dicht gefolgt von Matt, wieder ins Wohnzimmer. Der ´Schaden´ hielt sich zum Glück in Grenzen. Ein wenig Lametta und Tannennadeln waren auf dem Boden, neben dem Weihnachtsbaum verstreut, was Joes Showeinlage zu verdanken war. Und hier und da standen noch Becher und Gläser herum. Den Teppich hatte Tai zur Sicherheit entfernt, aber es war diesmal zum Glück nichts verschüttet worden. Nur zu gerne hätte Tai Kari dazu verdonnert die Gläser und Becher einzusammeln und in die Spülmaschine zu räumen – mit der Ausrede, dass er und Matt es nicht tun konnten, da sie morgen wegfahren würden und schlafen gehen mussten – aber Kari war leider so clever gewesen sich an Takeru zu heften und hatte kurzerhand beschlossen die Nacht bei ihm zu verbringen. „Na dann mal los“, meinte Tai und versuchte ein optimistisches Lächeln aufzusetzen. „Wenigstens habt ihr ´ne Spülmaschine“, sagte Matt und brachte ein paar der Gläser in die Küche. „Schlimmer wäre es die alle per Handwäsche zu säubern.“ „Ist trotzdem doof. Vor allem wo die ihre Gläser über all hingestellt haben“, kam es genervt von Tai, als er die Küche betrat. „Für das hier musste ich unter den Tisch krabbeln! Ich meine, welcher Idiot stellt sein Glas unter den Tisch?!“ „Joe im Vollrausch?“, schlug Matt vor. „Kann sein.“ Nachdem sie das Geschirr weggeräumt und die Becher weggeschmissen hatten, saugte Tai noch kurz durch, bevor er sich völlig erledigt auf das Sofa fallen ließ. Ein paar Strähnen, der ohnehin schon wirren, braunen Mähne fielen ihm dabei wild ins Gesicht. Matt war sich nicht sicher warum, aber dieser Anblick gefiel ihm. Er hatte etwas unheimlich... Anziehendes. Matt musste wirklich zugeben, dass Tai echt sexy aussah, wie er da so lässig auf dem Sofa lag. Und als Tai ihn dann auch noch ganz direkt ansah und ihn so ... zuckersüß anlächelte, setzte Matts Herzschlag gefühlte Stunden lang aus. Er war sich fast hundertprozentig sicher, dass er Tai gerade total dämlich anstarrte, rot wie eine Tomate war und im schlimmsten Fall auch noch sabberte. „Hilfst du mir auf?“, holte Tais Stimme ihn aus seinem Schock heraus. Matt reichte ihm unbeholfen eine Hand, die Tai lächelnd annahm und sich von Matt wieder auf die Beine ziehen ließ. „Danke“, hauchte er. Er stand so dicht an Matt, dass er seinen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Matt wurde ganz komisch. Wie, wie verdammt sollte er diesen Urlaub überleben? „Lass uns schlafen gehen, ja?“, sagte Tai und nahm Matt auch schon bei der hand, um ihn mit sich in sein Zimmer zu ziehen. Die erste Hürde. Es war ja nicht mal so, dass sie zum ersten Mal gemeinsam in Tais Bett schlafen würden. Eigentlich taten sie das ständig. Aber gerade die letzen Male war es... schwierig für Matt. Und gerade heute wo er doch sowieso schon so aufgewühlt war. Und dann zog Tai auch noch direkt vor ihm seinen Pulli aus und präsentierte seinen attraktiven Oberkörper. Und Tai schlief grundsätzlich in Shorts – zumindest wenn Matt da war, ansonsten schlief er ganz nackt. Um Tai nicht weiter so anzustarren und sich von dem Gedanken abzulenken, dicht an Tais nackten Körper gekuschelt zu schlafen, begann er sich selbst seiner Kleider zu entledigen. Als sich dann plötzlich zwei kalte Hände auf seine Hüften legten, fuhr er erschrocken zusammen. Er spürte Tais Atem an seinem Hals und hörte sein süßes Lachen an seinem Ohr. „Du bist heute ganz schön schreckhaft, Yama“, wisperte Tai. „Du musst dich ja auch immer von hinten an mich ranschleichen!“ „Kann ich denn was dafür, dass du so eine anziehende Rückseite hast?“ Er konnte Tais Grinsen fast schon spüren. Und Matt war sich sicher, gerade rot zu werden. Zum Glück konnte Tai sein Gesicht nicht sehen. Was würde er wohl denken? Andererseits war es schließlich der so... so verdammt zweideutige Sachen von sich gab! Und sich von hinten an ihn schmiegte... Wenn Matt es nicht besser wüsste, würde er fast glauben, Tai mache das mit Absicht, um ihn zu ärgern, in Verlegenheit zu bringen oder einfach weil... weil er wusste, was er damit in Matt verursachte. „Ich bin müde“, sagte Tai. Er schloss die Augen und schmiegte sich an Matts Schulter. Und die Röte in Matts Gesicht verdunkelte sich noch um ein paar Nuancen. „Tai...“ „Lass uns schlafen gehen“, Tai ließ ihn so plötzlich los, dass Matt fast nach hinten gefallen wäre. Ohne es zu bemerken, hatte er sich an Tai angelehnt, der es zum Glück rechtzeitig bemerkte und ihn auffing. Und dann spürte er auch schon wieder Tais Hand an seinem Arm, die ihn mit sich auf das Bett zog. Matt konnte kaum reagieren, da lag er auch schon mehr oder weniger, auf Tai. Für einen Moment blieb Matt, wie paralysiert so auf Tai liegen und sah ihm einfach nur in die Augen. Halb geschockt, halb verlegen. Ihm war plötzlich irre heiß. Ein wenig unbeholfen kletterte er von Tai runter und legte sich mit dem Rücken zu Tai neben ihn. Taichi beobachtete ihn irritiert. „Stimmt was nicht? Hab – hab ich was Falsches gemacht?“ „... nein. Alles bestens. Ich bin nur müde“, log Matt. „Ach so. Okay, dann schlaf gut“, sagte Tai. Matt schloss die Augen, in dem Glauben, dass damit alles gut wäre. Aber da hatte er falsch gedacht. Tais Hand berührte seine Schulter, er beugte sich über ihn und... hauchte ihm einen `Gute Nacht Kuss´ auf die Wange! Matt vergaß fast zu atmen. War das gerade wirklich passiert?! . ******************************* Die Halle bei der Rezeption war recht groß und passend rustikal eingerichtet. In der Mitte befanden sich Sitzgelegenheiten, die Rezeption war rechts vom Eingang, an den Wänden hingen Elchs und Bärenköpfe, außerdem Auszeichnungen und Fotos von Urlaubern. Links neben dem Eingang stand eine Vitrine mit Pokalen von Wintersportturnieren. Nachdem Tai sich davon losreißen konnte, ging er mit Matt zusammen zur Rezeption, hinter der eine ältere, ziemlich kleine Frau saß und Socken strickte. „Guten Tag“, begrüßte sie die beiden freundlich. „Haben Sie eine Reservierung?“ „Ja, auf den Namen Yagami“, erklärte Tai. Die kleine Frau legte ihre Stricksachen weg und schlug ein Buch auf, in dem wohl die Reservierungen standen, zu. Sie blätterte ein paar Seiten vor, bis sie wohl gefunden hatte, was sie suchte. „Hütte 8“, sagte sie und angelte den Schlüssel für Hütte acht von einem großen Schlüsselbrett hinter dem Tresen. „Bitte schön. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt“, sagte sie, als sie Tai den Schlüssel reichte. „Danke.“ Dank ausreichender Beschilderung hatten sie ihre Hütte zum Glück recht schnell gefunden. Der Schnee lag hier so hoch, dass es definitiv kein Vergnügen gewesen wäre, erst alle Hütten abklappern zu müssen. Vor der Hütte stellte Tai kurz seinen Koffer ab, um die Tür aufschließen und hinein zu gehen. „Wow“, sagte Matt als er nach Tai eintrat und die Tür schloss. Die kleine Hütte wirkte von innen gleich viel größer, als es von außen den Anschein hatte. Links von ihnen, war die Tür zum Bad. Rechts eine Küchennische. Außerdem gab es einen großen Kamin vor dem ein Bärenfell lag – das, wie Matt nur hoffen konnte, unecht war – und ein kleines Sofa. Links, abgetrennt durch ein langes Bücherregal, befand sich der Schlafbereich, wo zwei einladende Betten standen. „So gemütlich hätte ich es gar nicht erwartet“, gab Tai zu, als er seinen Koffer in Richtung Schlafbereich trug und an der Seite abstellte. „Ich glaube hier kann ich es drei Tage lang aushalten“, stimmte Matt zu. In Gedanken saß er bereits vor dem Kamin und las irgendein Buch aus dem Bücherregal oder entspannte einfach nur. „Hey, du hast doch wohl nicht ernsthaft vor hier drei Tage lang nur in der Hütte rumzuhocken?“, fragte Tai gespielt empört. Matts Blick auf das Bücherregal war ihm keinesfalls entgangen. Zudem wusste er genau, was für ein Winter- und vor allem Sportmuffel Matt war. „Nein, eine kleine Wanderung zum Souvenirshop, habe ich bereits eingeplant“, entgegnete Matt und ließ sich auf eines der Betten fallen. Er schloss die Augen. Das Bett war echt gemütlich. Eine Tasse Kakao, ein gutes Buch – schade nur, dass er seine Gitarre nicht mit hatte – und alles war perfekt. Als Matt die Augen wieder öffnete, sah er direkt in Taichis. Er beugte sich über ihn und stützte sich rechts und links neben ihm auf dem Bett ab. „Du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes, dass du mir so davon kommst, oder?“ „Was?“ „Wir werden rausgehen, zusammen. Und wenn ich dich an den Beinen nach draußen schleifen muss.“ Matt sah ihn aus großen Augen an. Dann grinste Tai plötzlich. „Wir gehen Snowboard fahren!“, verkündete er stolz. „Ist nicht dein Ernst!“, sagte Matt erschrocken. „Oh doch. Und wie das mein Ernst ist“, erwiderte Tai. „Ich wollte eigentlich in einem Stück wieder nach Hause kommen“, entgegnete Matt und richtete sich etwas auf. Leider hatte er nicht daran gedacht, wie nahe Tai ihm war. Ihre Gesichter berührten sich fast! Nur einen Zentimeter mehr und ihre Lippen würden sich treffen... Es war dämlich von ihm so was zu denken, da es ihre Freundschaft kaputt machen würde – Aber am liebsten hätte Matt diese kleine Distanz zwischen ihnen überwunden und Tai geküsst. „Ich passe auf dich auf“, riss Tai ihn aus seinen Gedanken. „Was?“ „Ich passe schon auf dich auf“, wiederholte Tai. Matt starrte ihn immer noch ein wenig verwirrt an, bis er begriff, dass Tai vom Snowboarden sprach. „Äh... gut“, erwiderte er schließlich. Tai war immer noch so dicht bei ihm. Und er machte auch keine Anstalten wegzugehen. Er sah ihn einfach nur an und war so verdammt nah bei ihm... Es vergingen gefühlte Stunden, in denen keiner der beiden ein Wort sagte. Matt konnte nicht einmal sagen, ob ihn das wirklich störte. Irgendwie war es sogar schön. Aber wenn sie sich weiter so ansehen würden, wenn ER ihn weiter so ansehen würde – Wahrscheinlich würde Matt dann doch noch der Versuchung nachgeben und die Distanz zwischen ihnen brechen. „Tai...“, sagte er schließlich. Zu mehr war er momentan nicht im Stande. Sein Kopf war wie leer gefegt. Tais Name war so ziemlich das einzige, was er noch wusste. „Ja?“ „Lässt – lässt du mich bitte aufstehen?“ Tai kam fast ein bisschen erschrocken seiner Bitte nach und ließ von Matt ab. „Es tut mir Leid. Ich hab irgendwie nicht... egal.“ Matt beobachtete ihn interessiert. War Tai etwa nervös oder sogar verlegen? Die leicht rosa schimmernden Wangen seines besten Freundes deuteten fast daraufhin. Aber wieso? „Hab ich was Falsches gemacht?“, fragte Matt unsicher. Tai sah ihn überrascht an. Dann lächelte er. „Ach was, nein.“ „...“ „Lass uns was Essen und dann unsere Sachen auspacken“, schlug Tai vor. „Okay“, sagte Matt. Tai wirkte wieder, wie immer. Vielleicht hatte er sich ja auch nru eingebildet, dass Tai plötzlich irgendwie anders war. *********** „Okay Matt, es ist ganz einfach. Stell dich einfach auf das Snowboard und befestige die Bindung an deinen Stiefeln.“ Matt betrachtete skeptisch das blaue Snowboard vor ihm. Verdammt, er war unsportlich! Mehr als das, er war die Unsportlichkeit in Person. Wahrscheinlich war im Lexikon neben dem Wort „Unsportlichkeit“ sogar sein Bild abgedruckt. Und mit diesem Brett würde er ganz sicher keinen Berg herunter fahren – falls er überhaupt soweit kam und nicht direkt im Schnee landete. „Na los, steig drauf“, drängte ihn Tai. „Kann ich dir nicht einfach lieber nur zusehen?“, fragte Matt. Er versuchte sich an Tais Dackelblick, war aber wahrscheinlich nicht sehr erfolgreich damit. Er hatte einfach nicht das richtige Gesicht dafür und konnte auch nicht so herzzerreißend gucken, wie Tai. „Ach komm schon. Probier es doch wenigstens mal!“ „Tai...“ „Tu es für mich!“ Dackelblick. Na super. Bei Tai klappte das natürlich. Und obwohl ihn dieser flehende Blick weich kochte, hätte er Tai dafür am liebste eine runtergehauen. Ziemlich widerwillig stieg Matt das Snowboard und machte die `Bindungen` fest. Dann sah er Tai fragend an. „Und wie geht es weiter?“ Tai lächelte glücklich. „Du musst dein Gewicht verlagern. Geh ganz leicht in die Knie und lehne dich ein klein wenig zurück.“ Matt seufzte und tat was Tai ihm gesagt hatte. Allerdings war das schwieriger, als es sich anhörte. Vor allem mit dem Gleichgewicht haperte es etwas. „Komm, ich helfe dir“, sagte Tai lachend. Als er seine Hände ausstreckte, sah Matt ihn fragend an. „Na los.“ Erst da begriff Matt, was Tai wollte. Er sollte seine Hände nehmen. Ein wenig zögerlich und mit hochroten Wangen, griff Matt nach Tais Händen. Er kam sich irgendwie komisch dabei vor. Auch wenn es gleichzeitig schön war, irgendwie zumindest. Sie hielten hier schließlich Händchen in Gewisserweise. „Nach hinten lehnen“, ordnete Tai an. Als Matt es tat, zog er ihn zusammen mit dem Snowboard ein Stück vorwärts. „Wenn du einen Berg runter fährst, ist es natürlich leichter“, erklärte Tai. „Du ´steuerst` in dem du dich zur Seite lehnst. Ist ein bisschen wie Skifahren.“ Das würde definitiv nicht zu seinem Lieblingssport werden. So viel stand fest. Trotzdem tat Matt, was Tai ihm sagte und ließ diese Prozedur über sich ergehen. Aber auch nur, weil Tai ihn immer so süß anlächelte, wenn er ihm erklärte, was er zu tun hatte. Wenn Matt nicht so ein unfähiger Schüler wäre, wäre Tai sicher ein toller Skilehrer. Jedenfalls schien er zu verstehen, wovon er sprach und war richtig geduldig mit ihm. „Großartig, du machst das super“, lobte Tai. Matt wurde rot. Und er wusste, dass Tai log. Er sagte das bestimmt nur, um ihn aufzuheitern. „Ich denke du bist jetzt soweit.“ Matt sah ihn fragend an. „Bereit wofür?“ „Um den Level 1 Berg runter zu fahren.“ Wenn Matt jemals im Leben wirklich geschockt ausgesehen hatte, dann jetzt! Er sollte was machen?! Dieses hin und her Lehnen, auf dem Snowboard stehen und von Tai gehalten werden, war eine Sache. Das war in Ordnung. Und es hatte durch aus seine Reize, auch wenn es ihm dabei definitiv nicht, um die sportlichen Reize ging. Aber so einen Berg herunter zu fahren... Das kam nicht in Frage! Nie im Leben! Nur über seine Leiche – und die würde es wahrscheinlich kosten, wenn er das tatsächlich tun würde. „Das mach ich nicht!“, protestierte Matt schließlich. „Wieso nicht? Du machst das so toll. Und ich bin doch bei dir. Wenn du willst fahr ich neben dir her.“ „Nein, vergiss es. Nicht für eine Milliarde Yen fahr ich da runter!“ „Na schön“, sagte Tai. „Ich will dich ja auch nicht dazu zwingen. Ich dachte nur, dass es dir ja vielleicht gefallen könnte.“ „Nicht wirklich.“ „Okay, das respektiere ich. Und danke“, sagte Tai und lächelte ihn strahlend an. „Wofür?“, fragte Matt verwirrt. „Dafür, dass du es zumindest mal probiert und dich auf das Board gestellt hast.“ „Ach... kein Problem“, Matt versuchte möglichst lässig zu klingen, aber es gelang ihm nicht wirklich. Aber wie auch? Er stand immer noch auf diesem Killerbrett. Er beugte sich ein wenig runter, um sich dieses dämliche Teil abzuschnallen. Als er es geöffnet hatte und abstieg, blieb er hängen und stolperte über die Bindung. Bevor Matt überhaupt richtig realisieren konnte, was eigentlich passierte, stürzte er und riss Tai mit sich zu Boden, sodass sie zusammen im Schnee landeten. „Tut mir Leid Tai, alles okay?“ Tai lachte. „Bei mir ist alles okay. Ich bin ja weich gelandet; auf dir.“ Erst da wurde Matt wirklich bewusst, dass Tai mehr oder weniger auf ihm drauf lag. „Tai...“ „Ja bitte?“ Wieder dieses Lächeln, das einen trotz der eisigen Kälte fast dahin schmelzen ließ. Und wieder waren sie sich so verdammt nah. Wieder waren es nur wenige Zentimeter, nein Millimeter, die ihre Gesichter voneinander trennten. Und wieder war der Wunsch da, diesmal sogar noch stärker, diese süßen Lippen zu berühren, einfach einzunehmen. Verdammt, musste er ihn so ansehen? Musste er ihn so anlächeln? Sie waren sich so verdammt nahe. Jeden Atemzug, jede kleine Bewegung, jeden Herzschlag von Tai konnte er deutlich spüren. Ob Tai bemerkte wie wild Matts Herz gegen seine Brust schlug? Vielleicht konnte er es sogar hören. Matt kam es jedenfalls unglaublich laut vor, so laut dass das Pochen in seiner Brust seine Gedanken übertönte. So laut und so stark, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Wie von selbst legte sich seine Hand an Tais Wange, streichelte zärtlich mit dem Daumen darüber. Und dann tiefer, zu den leicht geöffneten Lippen, die ihn so faszinierten. Er wollte ihn küssen. Er wollte es so sehr und er wollte es jetzt. Unbewusst legte sich seine andere Hand in Tais Nacken und zog ihn noch ein bisschen dichter an sich, verkleinerte die Distanz zwischen ihnen. Matt schloss die Augen und- Scheiße, was tat er hier eigentlich?! Sofort riss er die Augen wieder auf und starrte in Tais leicht verwirrtes Gesicht. Verdammt, verdammt, verdammt! Er hatte es fast getan. Fast hätte er ihn geküsst! Wieso, wieso nur? Wie verdammt blöde musste er nur sein, so etwas zu tun und ihre Freundschaft zu gefährden?! „Es – es tut mir so Leid. Ich wollte nicht... ich weiß nicht... Ich hab nicht... Ich...“, stammelte Matt verzweifelt. Es war nahezu unmöglich sich da rauszureden. Das war doch alles verrückt. Dann bemerkte er, dass Tai aufstand. Matt fragte sich, ob Tai wusste, dass Matt ihn küssen wollte und er deshalb sauer war. Aber als er Tai dann ansah, sah er nur ein Lächeln auf seinen Lippen und seine Hand, die er ihm reichte. Ein wenig zögerlich griff Matt danach und ließ sich aufhelfen. Er konnte nicht anders, als Tai erstaunt anzusehen. Hatte er nicht begriffen, was Matt vorgehabt hatte? Und wenn er es doch wusste, warum war er dann nicht sauer? „Willst du wirklich nicht mit Snowboarden gehen?“, fragte Tai. „Ähm... nein. Ich geh lieber zurück zur Hütte.“ „Okay, ich bring schnell das Snowboard weg und dann können wir zurück gehen.“ „Nein, geh du deinen Berg runter boarden. Du musst nicht wegen mir auf das alles verzichten“, entgegnete Matt. „Bist du sicher? Ich will nicht, dass du alleine in der Hütte rumsitzen musst.“ „Das ist in Ordnung. Und vielleicht mache ich ja noch meine Wanderung zum Souvenirladen. Danach hab ich dann aber definitiv genug sportliche Betätigung für heute gehabt.“ Tai lächelte ihn lieb an. „Du bist echt unmöglich – und genial.“ „Du doch auch“, erwiderte Matt. „Ich wünsch dir viel Spaß.“ „Danke, ich dir auch“, sagte Tai. Dann trennten sich ihre Wege. Matt schaute noch einmal zurück und beobachtete Tai, wie er zu ´seinem Berg´ ging. Irgendwie würde er ihn ja schon ganz gerne Mal auf dem Snowboard sehen. Tai machte sicher eine gute Figur darauf. Trotzdem wandte Matt sich wieder ab. Ihm war kalt, eisig kalt. Und wegen dem Sturz in den Schnee war seine Jacke auch noch nass geworden. Er wollte jetzt wirklich nur noch ins Warme. Er würde Tais Snowboardkünste lieber ein anderes Mal bewundern. Als Matt endlich wieder in der Hütte war – es kam ihm fast vor, als sei er eine halbe Ewigkeit lang durch den Schnee gewandert – schlug er erleichtert die Tür hinter sich zu. Die Stiefel zig er gleich am Eingang aus und stellte sich neben die Tür. Dann entledigte er sich rasch von der nassen Jacke und seiner Schneehose, die er in die nähe der Heizung legte, damit die Sachen trocknen konnten. Er hasste Winter. Und wie er ihn hasste. Verdammte Kälte. Na ja, wenigstens hatten sie in dieser Hütte einen Kamin. Das hatte doch was für sich. Ein wenig besser gelaunt schnappte Matt sich seine Bettdecke und wickelte sie um seinen Körper, ehe er zum Kamin ging und dort ein Feuer entfachte. Er beschloss es sich auf dem Sofa gemütlich zu machen. Die Beine zog er dicht an seinen Körper und hüllte sich noch ein wenig mehr in die Decke ein. Obwohl ihm immer noch kalt war, fühlte er sich besser. Sogar richtig gut. Dieser Kamin war wirklich toll. Und eigentlich die ganze Atmosphäre hier. Es war richtig gemütlich. Nur dieses dämliche Bärenfell störte Matt etwas. Es war irgendwie... gruselig. Matt versuchte es nicht zu beachten. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf den Kamin. Auf die Flammen, die zu tanzen schienen. Und auf das Knistern, was auf seine Art udn weise richtig schön klang und den Raum erfüllte. Matt gähnte müde. Dann fiel sein Blick auf das Regal mit den Büchern. Vielleicht sollte er was lesen. Die Decke um ihn geschlungen, tapste er rüber zum Bücherregal und besah sich die Auswahl. Er entschied sich letztendlich für einen Holmes Roman und machte es sich damit auf der Couch gemütlich, während er weiterhin das Kaminfeuer auf sich wirken ließ und nach einiger Zeit einschlief. Als Matt wieder aufwachte, war das erste, was er wahrnahm dieser angenehme Tomatenduft. Blinzelnd öffnete er die Augen. Wenn er nicht noch immer träumte, stand Tai da tatsächlich im Küchenbereich und... kochte? Verwirrt richtete Matt sich ein wenig auf. Dabei rutsche sein Buch von der Decke und fiel mit einem Dumpfen Geräusch zu Boden. Tai wandte sich lächelnd zu ihm um. „Na, aufgewacht?“ „Ja... Kochst du etwa?“ „Ja – na ja, eigentlich habe ich gekocht – und sag das nicht so, als ob es eines der sieben Weltwunder wäre. Ab und zu verirre selbst ich mich mal an einen Herd.“ Matt lachte. Tai war wirklich süß. „Ich hoffe du hast Hunger“, sagte Tai und reichte Matt einen Teller Spaghetti. „Danke.“ Tai setzte sich zu Matt aufs Sofa und begann ebenfalls zu Essen. „Hat dich deine sportliche Betätigung heute so müde gemacht, dass du schon auf der Couch einschläfst?“, fragte Tai schmunzelnd. „Ja, du ahnst nicht, wie anstrengend das war.“ Tai lachte und verschluckte sich fast an den Spaghetti. „Du bist einfach... wunderbar“, sagte Tai, nachdem er es doch noch geschafft hatte, die Spaghetti runterzuschlucken, ohne daran zu ersticken. Matt sah verlegen zur Seite. „Wunderbar?“ „Wunderbar“, bestätigte Tai. Matt stocherte gedankenverloren in seinen Spaghetti. Wunderbar... Tai fand ihn wunderbar... Dabei war er doch alles andere, als wunderbar. Nachdenklich kaute Matt auf seinen Spaghetti. Fast zeitgleich mit Tai stellte er seinen leeren Teller auf den Boden. „Darf ich dich mal was fragen?“ Matt sah ihn überrascht an. „Ja, natürlich.“ „Also vorhin, da im Schnee...“, Tais Wangen färbten sich rötlich. „Was wolltest du da tun?“ Matt vermied es Tai anzusehen. „Das weiß ich selbst nicht mehr so genau. War bestimmt auch nicht wichtig.“ „Okay... ich dachte nur – na ja, ich kann mich auch irren, ich hatte nur das Gefühl, dass du... mich küssen wolltest.“ Matt sah Tai geschockt an. Er hatte es also doch bemerkt. „Tut mir Leid“, sagte Tai und Matt sah ihn überrascht an. „Dann hab ich mir das wohl doch nur eingebildet.“ „Das hast du dir nicht nur eingebildet“, sagte Matt. Es erschreckte ihn selbst, dass er es aussprach. Aber es war ihm einfach so über die Lippen gekommen, ohne dass er an die Konsequenzen des Ganzen gedacht hatte. „Du wolltest also wirklich? Wieso?“ „Keine Ahnung. Das ist mir in dem Moment einfach so in den Sinn gekommen. Tut mir Leid. Ich weiß, auch nicht, was da gerade mit mir los war. Vielleicht war mein Gehirn von der Kälte eingefroren oder es hat wegen der dünnen Luft hier oben nicht genug Sauerstoff bekommen, ich weiß es nicht.“ „Es muss dir nicht Leid tun“, sagte Tai ruhig. Matt sah ihn sprachlos an. Tai blickte ihm völlig offen in die Augen. „Ich hätte es auch nicht schlimm gefunden, wenn du mich tatsächlich geküsst hättest“, sagte er. Als Matt ihn überrascht ansah fügte er schnell noch hinzu: „Ist doch nichts dabei. Schließlich sind wir beste Freunde und... ja.“ Matt betrachtete ihn nachdenklich. Wie meinte er das jetzt nur? So, wie er es sagte oder war das eine Andeutung, dass er ihn mochte? Mehr als nur als besten Freund. Oder war das nur wieder ein Witz? „Lass uns schlafen gehen“, sagte Tai. Er stand auf, schnappte sich die Teller und stellte sie in die Spüle. Matt beobachtete ihn, wie er durch den Raum ging, sich seinen Pulli auszog und seine Hose, beides achtlos, wie immer in die Ecke warf und sich dann in sein Bett fallen ließ und das Licht ausschaltete und die kleine Wandlampe anmachte. Ein wenig verwirrt stand Matt vom Sofa auf und ging ebenfalls zu den Betten. Er betrachtete Tai noch eine Weile. Er hatte ihm den Rücken zugekehrt und wirkte irgendwie... eingeschnappt. Was war bloß los mit ihm? Wahrscheinlich ist er doch sauer, wegen der Kusssache, dachte Matt. Dann ging er zu seinem Bett, war die Decke darauf, die er immer noch um hatte und kuschelte sich hinein, schloss die Augen. Aber seine Gedanken waren noch bei Tai. Er sah zu ihm rüber, aber Tai hatte ihm immer noch den Rücken zugedreht. Matt seufzte, stand auf und ging rüber zu Tais Bett. „Schläfst du schon?“ Tai fuhr erschrocken herum. „Matt?!“ Er setzte sich ein wenig auf und sah ihn nachdenklich an. „Was ist? Ich meine warum...?“ „Ich möchte gerne noch mal mit dir reden, über... diese Kusssache.“ Tai sah ihn lange schweigend an. „Okay...“, sagte er schließlich. „Also... Hätte ich es tun sollen?“ „Was tun?“ „Dich küssen“, sagte Matt. „Warum fragst du?“ „Weil ich es gerne wüsste“, erklärte Matt. „Als du vorhin gemeint hast, dass du es nicht schlimm gefunden hättest – ich weiß einfach nicht, wie ich das verstehen soll.“ „Na, so wie ich es gesagt habe.“ „Aber das verstehe ich nicht.“ „Verstehst du dann wenigstens das?!“ Bevor Matt eine Chance hatte, zu reagieren, fand sich Tais Hand in seinem Nacken wieder. Er zog ihn an sich und presste seine Lippen auf Matts. Matt schloss reflexartig die Augen. Dieses Gefühl... Es kam ihm fast vor, wie ein Traum. So verdammt unwillkürlich. Und gleichzeitig so real – wie Tais Lippen sich auf seine legten, sanft und fordernd zugleich. Und viel zu schnell trennten sie sich wieder und Matt wurde zurück in die Realität geholt. „Verstanden?“ „Nicht wirklich. Ich bin... verwirrt. Du sagst jedes Mal diese zweideutigen Dinge, wir albern herum und... ich weiß einfach nicht, wann du es ernst meinst. Ob du es überhaupt ernst meinst. Ich...“ Tai seufzte und setzte sich auf. „Ich hab es immer ernst gemeint.“ Matt sah ihn fragend an. „Hör zu Matt, ich versuche dir schon lange etwas zu sagen, etwas anzudeuten. Aber irgendwie verstehst du es einfach nicht. Vielleicht willst du es auch einfach nicht verstehen. Und ich bin zu feige es dir einfach zu sagen. Ich hab Angst, dass ich dich dann verlieren könnte. Als wir da im Schnee lagen und... du mich küssen wolltest – da hatte ich irgendwie den Mut gefunden es dir doch zu sagen, weil ich dadurch irgendwie dachte, dass du vielleicht was für mich fühlst. Mehr als... Aber als ich dich dann vorhin darauf angesprochen und dir gesagt habe, dass es für mich in Ordnung gewesen wäre, da hast du mich so geschockt angesehen.“ „Idiot! Ich hab dich nur deshalb so geschockt angesehen, weil ich nicht mit so einer Reaktion gerechnet hatte. Ich dachte du hasst mich oder bist wenigstens sauer.“ „Yama... dann tut es dir nicht Leid, dass du mich fast geküsst hättest?“ „Doch – weil ich es nicht getan hab.“ Tai lächelte. „Das können wir ja jetzt alles nachholen.“ Er zog Matt dicht an sich. „Ich liebe dich“, hauchte er, bevor er Matt in einen leidenschaftlichen Küss verwickelte. Vielleicht würde der Winter ja doch nicht so schlecht werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)