Autorentraining von abgemeldet (Übungen...) ================================================================================ Kapitel 1: #5: Sucht -------------------- Schreibübung #5: Sucht Aufgabe: Wie ihr das Thema verarbeitet, bleibt ganz euch überlassen. Wichtig ist, dass die Sucht im Mittelpunkt der Geschichte steht - ob sie nun das tägliche Leben bestimmt, zu heilen versucht wird, etc. Sucht „Möchtest du nicht noch was von der Hütte erzählen?“ „Nein. Ich geh hoch“ „Du gehst setzt dich jetzt nicht schon wieder vor den PC! Du bleibst jetzt mal da, du bist immer nur da oben!“ Das Mädchen funkelt ihre Mutter böse an. Wieso soll sie jetzt da unten mit ihr herumstehen? Sie hat ein Recht darauf, jetzt vor ihren PC zu sitzen. Immerhin war sie 3 Tage weggewesen und auf der Hütte hatte es kein Internet gegeben. „Du sitzt nur noch vor dem PC! Den ganzen langen Tag. Kannst du nicht mal rausgehen? Dich mit Freunden treffen?“ Jetzt ging die Leier wieder los. Sie verdrehte die Augen: „Ich würde mich ja mit meinen RICHTIGEN Freunden treffen, aber du lässt mich ja nicht!“ Ihre Mutter seufzt: „Das Thema hatten wir doch schon mal. Du kennst sie nicht. Du weißt nicht, ob sie wirklich die sind, für die sie sich ausgeben“ „Doch ich weiß es! Sie sind nett, du kennst sie nur nicht, du weißt nicht, wie viel ich mit ihnen teile! Nur weil sie weiter weg wohnen, machst du so ein Aufstand! Du nervst.“ Mit Tränen in den Augen dreht das Mädchen ab und verschwindet mit knallender Tür in ihrem Zimmer. Natürlich versteht sie nicht! Ihre Mutter hat ihr ja auch nie richtig zugehört. Wenn sie das nämlich getan hätte, würde sie ihre Tochter verstehen. Das Internet ist immerhin ihr zweites Zuhause. Oder ihr richtiges. Hier hat sie ihre wirklichen Freunde. Die Freunde, die sie in der Schule hat, verstehen sie nicht so gut, wie die vielen in ihrem Lieblingsforum. Regelmäßig chattet sie mit ihren neuen Freundinnen und sie spinnen zusammen Pläne aus, wann und wo sie sich treffen könnten. Sie kann ihnen alles erzählen, diese kennen sie so wie sie ist, ohne sich ein Bild von ihr zumachen. Jeden Abend telefoniert sie bis spät in die Nacht mit ihrer „besten Freundin“. Es muss Seelenverwandtschaft sein. Warum versteht ihre Mutter das nicht? Die beiden wollen sich jetzt heimlich treffen, da ihre Eltern dagegen sind. Sie starrt auf das Poster ihres Lieblingsstars an der Wand. Er würde sie verstehen, das wusste sie. Wenn sie ihn doch nur kennenlernen könnte! Nein, sie kennt ihn. Sie hat 30 Fanfictions über ihn geschrieben und tausende gelesen. Er wusste, wie sie sich fühlte. Er würde ihr Liebe schenken, so wie er es in den Geschichten tat. Die dämlichen Jungs aus ihrer Klasse konnten das nicht. Draußen in der richtigen Welt ist sie nur traurig, wird enttäuscht und ist ungeliebt. Aber die Welt des Internets ist ganz anders. Sie ist niemals traurig dort. Ihre eigene kleine Welt hat sie dort geschaffen und es ist viel leichter, sich keinen Problemen zu stellen. Will ihre Mutter etwa nicht, dass sie glücklich ist? Hier, in ihrer Welt, hat sie Freunde, die niemals sauer sind und einen Freund, der sich immer um sie kümmert. Hier in ihren Geschichten. Hier im Internet. Ihre Welt ist so viel schöner, als die Realität. Nein, ihre Welt ist die Realität. Und dann redet ihre Mutter immer von ihrer Computer- Sucht. Sucht! Was für ein Schwachsinn. Sie hat sich schon gut unter Kontrolle, glaubt sie. Sie kann Fiktion und Realität sehr gut unterscheiden, sitzt nicht zu lange an ihrem PC und kann auch aufs Internet verzichten, wenn es sein muss. Sonst wäre sie ja wohl kaum am Wochenende auf einer Hütte gewesen oder? Also warum dann die Internetzeit auf eine Stunde verkürzen? Macht doch gar keinen Sinn! Sie ist nicht süchtig. Nein. Es ist einfach schön Leute zu haben, die ihr zuhören, das ist alles. Ist das so schwer zu verstehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)