Autorentraining von abgemeldet (Übungen...) ================================================================================ Kapitel 2: #6: Abschied für immer --------------------------------- Übung #6: Abschied für immer Wie ihr die Übung umsetzt, ist wiedermal eure Sache. Wichtig ist nur, dass es auch wirklich ein endgültiger Abschied ist - eben ein Abschied für immer. Es gibt kein Zurück. _______________________________________________________________________________ Langsam schlich sie durch das Kellerverlies. Sie musste besonders vorsichtig sein, denn es war ihr verboten worden hier herunter zu gehen. Nein, es war überhaupt verboten, Gefangene in diesem Keller zu besuchen. Sie klammerte ihre vor Aufregung zitternde Hand um den Schlüssel, den sie den Wärtern gestohlen hatte. Geschickt hatte sie das angestellt. Eins musste man ihr lassen: sie war kein dummes Blondchen. Dumm waren die Wärter bei dem Eingang oben, weil sie sich den Schlüssel so leicht hatten abnehmen lassen. Nur noch um diese Ecke und sie würde ihr Ziel erreicht haben. Sie hatte den Plan des Kellers auswendig gelernt und die beste und schnellste Möglichkeit herausgesucht. Bevor sie aber weiterging, lauschte sie in die Stille hinein. Es war vollkommen ruhig, nur die beiden Wärter waren dumpf zu hören. Sie schlich weiter und blieb vor einer Zelle stehen. Sie spähte hinein, konnte aber nichts sehen. Die Zelle war dunkel, der Flur jedoch war hell. Ihre weichen Hände umklammerten die eisernen Gitterstäbe und sie flüsterte in die Dunkelheit: „Stede? Stede! Ich bin es.. Shalin.. ich bin hier um dich zu befreien!“ Ungeschickt steckte sie den Schlüssel in das passende Schloss und öffnete die Tür. Dann schlüpfte Shalin hinein und tapste in die Dunkelheit. „Stede?“ Sie streckte ihre Hände nach vorne aus, da sie immer noch nichts sehen konnte. Sie fühlte sich wie eine Blinde. Plötzlich stießen ihre Hände auf etwas Festes. Stede! Sie packte ihn dort, wo sie seinen Arm vermutete und zog fest an ihm. „Komm schon Stede! Ich kenne den Weg! Ich bringe dich hier heraus. Unten im Hafen steht ein Schiff. Wir fahren einfach weg und niemand wird es merken. Komm schon! Wir werden ein Leben weit weg von hier führen. Keiner wird mehr an dich denken. Komm los“ Sie zog heftig an ihm, doch er bewegte sich nicht. Stede brauchte sich nicht mal gegen sie stemmen. Er blieb einfach reglos stehen. Shalin hatte keine Chance dieses Muskelpaket nach draußen zu ziehen. Sie hatte die Kraft einfach nicht. Trotzdem zog sie weiter, wobei sie immer wieder „Komm schon“ flüsterte. Er bewegte sich kein Stück. Als sie gemerkt hatte, dass er sich nicht von der Stelle rührte, drehte sie sich zu ihm um. Ihre Augen hatten sich Mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt: sie konnte schon viele Details seines Gesichtes erkennen. Die dunklen Augen, die immer so glänzten, wenn er Witze machte, die Hakennase, über die sich Shalin schon so oft lustig gemacht hatte, der Mund, den sonst ein Grinsen zierte; nun war alles anders: die Augen waren glanzlos und sahen besorgt zu ihr herunter, sein Grinsen war verschwunden und er schaute ernst. Fast so ernst wie damals, als er zu ihr gesagt hatte, dass er sie nicht mit auf sein Schiff nehmen würde, weil sie erstens eine Frau und zweitens adelig und reich war. „Stede? Willst du nicht gehen? Sie.. sie werden dich erhängen!“ Verzweifelt blickte sie zu ihm auf und Tränen traten in ihre Augen. Die Vorstellung, dass er gehängt würde, war zu grausam für sie. „Ich weiß..“, meldete sich der Mann zum ersten mal zu Antwort. Er befreite – mit Leichtigkeit- seinen Arm aus ihrem Klammergriff und legte ihn auf ihren Kopf. Das Mädchen konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten und begann mit den Fäusten auf seine Brust zu hämmern: „Aber… wenn du es weißt. Warum? Warum kommst du nicht mit mir? Du kannst leben. .. unten ist ein Schiff.. ich kenn den Weg.. Wieso willst du nicht mit?“ Er streichelte durch ihr Haar. „Shalin.. Ich kann jetzt nicht gehen. Ich bin Pirat. Ich stelle mich meinem Schicksal, das habe ich dir tausendmal erzählt. Ich muss sterben, damit meine Mannschaft weiterleben kann, das bin ich ihnen als Captain schuldig“ Shalin sah auf und schaute ihn unter Tränen an: „Ich weiß, dass du sie mit deinem Tod retten kannst aber.. aber.. Die anderen sind mir egal! Ich will, dass du lebst…“ Sein besorgter Blick wandelte sich in einen ernsten um: „Sag so was nicht! Sei nicht so egoistisch. Ich bin Captain! Ich entscheide, was das Beste für meine Mannschaft ist. Ich darf nicht egoistisch sein. Und ich habe entschieden. Bitte finde dich damit ab“ Stille breitete sich unter den beiden aus, nur unterbrochen durch das Schluchzen des Mädchens. Sie hatte inzwischen aufgegeben gegen seine Brust zu klopfen, sie stand nur noch vor ihm und ließ den Kopf und die Arme hängen. Er streichelte immer noch über ihre Haare. Er hatte dies immer getan, wenn es ihr schlecht gegangen war. Dann hatte er sie immer mit auf sein Schiff genommen, ihr seine Mannschaft vorgestellt oder war mit ihr eine Runde um den Hafen gefahren. Alles, damit sie ihren Kummer vergaß. Aber nie hatte er sich von ihr erweichen lassen. Nie hatte er sie mit sich und seiner Mannschaft genommen. Shalin war immer zurückgeblieben, egal wie sehr sie geweint und gebettelt hatte. ‚Du bist Adelig! Du bleibst lieber hier, ich glaube die See ist nichts für dich’, hatte er immer mit diesem triumphierenden Grinsen gesagt und war auf sein Schiff gestiegen. ‚Was wäre wenn mein Vater dich fangen würde?’ hatte sie tausendmal gefragt und er hatte oft genug geantwortet: ‚Dann stell ich mich meinem Schicksal oder tue, was für meine Crew am Besten ist’ Sie hatte sich jedoch nie träumen lassen, dass es je so weit kommen und dass er dann wirklich so handeln würde. „Stede..“, flüsterte sie, den Kopf zu ihren Füßen gewendet, nachdem sie sich gefasst hatte: „ Was soll ich nur machen, wenn du weg bist?“ „Lebe!“ Ihr ganzer Körper zitterte und sie hielt sich an ihm fest, um nicht einzuknicken. Er legte einen Arm um sie und zog sie zu sich hin. Sie lehnte sich an ihn. „Ich will nicht ohne dich weiterleben“, sagte sie schließlich und Stede sah zu ihr hinunter. „Ich will einfach nicht ohne dich sein…Ich wollte immer mit dir wegfahren. Ich hab mich immer gefreut wenn du wieder gekommen bist… ich wünsche mir so sehr, dass ich immer, jeden Tag, jede Stunde und Minute mit dir zusammen sein kann. Ich.. ich will nicht, dass du stirbst. Ich will, dass du leben kannst. Ich will, dass wir zusammen leben. Ich will immer mit dir zusammen sein! Bitte.. bitte lass dich von mir retten… Stede…Ich..liebe dich!“ Tränen liefen erneut ihre Wangen hinunter und sie klammerte sich an seinem Hemd fest. Stede lächelte kaum merklich und strich mit seiner Hand über Shalins Wange. Mit sanfter Gewalt drückte er ihr Kinn nach oben, sodass sie ihn ansehen musste und dann küsste er sie. Seinen Arm um sie legend zog er sie noch einen Stück näher an sich heran. Das Mädchen schloss ihre Augen, was dazu führte, dass ihr noch mehr Tärnen die Wangen herunter rannen. Er setzte ab, sah sie an und begann ihr ihre Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Dann wendete er sich um und sah aus dem kleinen Fenster, das seine Zelle hatte: „Shalin…du solltest gehen. Es wird schon dunkel und wenn es dunkel ist, hat ein Mädchen wie du nichts auf den Straßen zu suchen.“ Über seine Schulter hinweg konnte sie erkennen, dass die Sonne langsam unterging und der Abend sich über die Stadt legte. Sie blickte zu ihm auf und schaute ihm in seine dunklen Augen. Der Mann nahm ihre Hand und sah sie ernst an: „Versprichst du mir morgen nicht zur Exekution zu kommen. Wenn ich dich in der Menge sehe, bekomme ich vielleicht Gewissenbisse.“ Trotz seines eben noch so ernsten Gesichtsausdrucks grinste er sein berühmtes Grinsen. Shalin riss ihre Augen auf und biss sich auf die Unterlippe um beim Anblick des von ihr so innig geliebten Grinsens nicht zu weinen zu beginnen: „Ich … verspreche es“ Er beugte sich vor und küsste sie erneut. Dann drehte sich Shalin um und verließ die Zelle. Das Licht der Beleuchtung blendete sie für einen Moment, obwohl es schwach war. Sie verschloss die Tür und umfasste mit ihren Händen wieder die Gitterstäbe. „Lebe wohl, Shalin. Ich wünsche dir, dass du einen Mann findest, der dich vor allem Bösen beschützt und immer für dich da ist. Den du so lieben kannst, wie mich“ Erneut begann sie zu weinen und unter Schluchzen antwortete sie: „Ich werde nie so jemanden finden…“ Dann rannte sie los. Es war ihr egal, ob sie erwischt werden würde. Jetzt war alles egal. Sie wollte… sie konnte es nicht glauben. „Leb wohl, Stede“ _______________________________________________________________________ Aaalso das passiert wenn Nisi zu viel One Piece geguckt hat :) So allgemeine Dinge, die ich sagen wollte: Stede ist ein berühmter Pirat (hat Wikipedia zu mir gesagt). Shalin ist ein frei erfundener Name von ner Freundin von mir. Ich weiß nich obs den wirklich gibt, aber er gefällt mir. Das Ende gefällt mir nicht. Und es ist auch nich so traurig, aber die Übung bestand ja nicht darin was trauriges zu schreiben. Und für die Leser, die One Piece kennen ein kleines Rätsel: Wen habe ich mir vorgestellt, als ich Stede beschrieben hab? Würd mich mal interessiern ;) So ich hoffe es hat euch gefallen! Nis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)