Blacklist II von Saya_Takahashi (The next event) ================================================================================ Kapitel 4: Telefonat -------------------- 1 „Das schmeckt tatsächlich“, sagte Sasuke, als die vier in der Küche waren. Er hoffte Sakura etwas aufzumuntern, da das Mädchen gedankenverloren vor sich her starrte, seit sie den Abdruck gefunden hatten. Als keine Antwort kam seufzte er leicht. „Sakura, das muss gar nichts bedeuteten. Es kann auch einfach irgendwer dort lang gelaufen sein. Es ist zwar selten, aber es kommt vor.“ „Die Person stand dort eine Weile“, meinte Sakura leise. „Und sie ging rückwärts zurück …“ „Rückwärts?“, fragte Tenten und sah von ihrer vierten Portion auf. „Der Hacken war tiefer. Der Druck lag auf dem hinteren Fuß. Die Person hat sich zurückbewegt und ist nicht weiter gegangen.“ „Aber wenn dort länger jemand gewesen wäre, dann hätten wir doch jemanden bemerken müssen“, überlegte Tenten. „Oder die Person wollte nur wissen, wer hier lebt. Sie hat uns gesehen und ist gegangen.“ „Ein Auskundschafter?“ Tenten sah unheilvoll auf. „Der uns doch irgendwie gefolgt ist? Aber wieso hat er uns dann nicht angegriffen? Sakura und ich waren den ganzen Vormittag alleine, er hätte uns doch einfach überraschen können!“ Neji nickte langsam. „Es wäre das einfachste gewesen. Sie hätten leichtes Spiel wittern müssen, wer auch immer sie sind.“ „Nicht unbedingt“, sagte Sasuke und sah zu seiner Freundin, die längst wieder aus dem Fenster blickte. Vielleicht wurden Tenten und Neji wirklich hier aufgespürt. Vielleicht hatte man entdeckt, wo sie sich versteckten. Und vielleicht hatte man herausgefunden, wem das Haus gehörte. Vielleicht hatten sie Sakura erkannt. Und in dem Fall hätte niemand mehr an ein leichtes Spiel geglaubt. „Aber wie auch immer“, sagte Sasuke und stand auf. „Wir haben Kameras. Ich werde sie einschalten. Und morgen mieten wir uns ein Auto und fahren nach Paris.“ „Nein!“, sagte Neji sofort. „Wir haben genug angerichtet Sasuke! Tenten und ich werden von hier verschwinden, das ist das Beste.“ Er sah zu seiner Partnerin, die ebenso nickte. „Das wollten wir nicht“, meinte sie traurig. „Wir wussten nicht, welche Gefahren das mit sich bringt. Wir …“ „Wir brauchen vier Stunden mit dem Auto“, unterbrach sie Sasuke. „Wenn wir die A11 nehmen sind wir schneller. Wir sehen uns um, und wir kommen so schnell wie möglich zurück, wenn wir keine Spur finden.“ „Sasuke, nein! Wenn sie wissen, dass ihr uns helft, dann werden sie vermutlich noch eurer Haus angreifen, oder was weiß ich!“ „Ich bleibe hier“, sagte Sakura plötzlich. „Niemand wird dem Haus zu nahe kommen. Und ich werde in die Stadt gehen und mit Ino telefonieren …“ Sasuke nickte, doch Neji und Tenten sahen nur verwirrt auf. „Ino?“ „Sie arbeitet auch für die Pega“, erklärte Sasuke. „Wie Hinata und Naruto. Vielleicht wäre es das Beste, wenn …“ Sakura lächelte kaum merklich. „Sie wird sich über etwas Urlaub freuen. Sie war noch nie in Frankreich und liegt mir schon sehr lange in den Ohren.“ „Das ist … Das ist zu viel, was ihr für uns machen wollt!“ Neji schüttelte fassungslos den Kopf. „Wir wissen doch nichts über den Gegner, vielleicht ist es nur eine Bande korrupter Idioten, die wild herumballern!“ „Eine Bande von Idioten hätten Sakura und Tenten heute Morgen angegriffen, Neji. Sie haben es nicht getan, also wissen sie mehr. Sie wissen, wer wir sind. Wieso auch immer, aber sie wissen es. Deswegen besteht die Möglichkeit, dass sie mit den Akatsuki in Zusammenhang stehen. Und die Akatsuki haben nichts mit Idioten am Hut!“ „Du meinst sie wissen, dass du bei den Anbu warst?“, fragte Tenten. „Ja“, sagte Sasuke und sah zu seiner Freundin. „Das vermutlich auch.“ Und sie wussten, wer Sakura war … „Gut, dann ist es beschlossen.“ Sasuke sah Neji fest an. „Morgen früh fahren wir in die Stadt und mieten uns ein Auto. Sobald wir in Paris fertig sind, kommen wir zurück.“ „Ich …“ „Es wird so gemacht, Neji“, sagte Sasuke nachdrücklich. „Sie wissen längst von uns, also ist es besser, wenn wir die Sache so schnell wie möglich erledigen.“ Das hoffte er zumindest … 2 „Ihr macht auch vorsichtig?“, fragte Sakura, kurz nachdem der Wecker am nächsten Morgen geklingelt hatte und Sasuke sich in der Dunkelheit des Schlafzimmers umzog. „Kein Risiko?“ „Keine Sorge, Sakura. Wir hören uns nur um. Sei du mir bitte Vorsichtig.“ „Ich bin immer vorsichtig. Und du solltest wissen, dass ich auf mich aufpassen kann …“ Sakura holte tief Luft und stand ebenfalls aus ihrem gemütlichen Bett auf. Sie ging hinüber zu einem Bild, das an der Wand hing und nahm es ab. Sie öffnete den kleinen Safe, der dahinter lag und sah etwas länger hinein, ehe sie ihre alte Waffe hinausnahm. „Sie ist nicht einmal eingestaubt“, bemerkte sie traurig. Sasuke nahm das Mädchen in die Arme und drückte sie an sich. „Es wird alles gut werden. Vielleicht finden wir Lee, und dann fliegen die drei so schnell es geht nach Japan zurück.“ Sakura nickte und gab Sasuke einen liebevollen Kuss. „Pass gut auf, und Neji … ich glaube seiner Schulter geht es noch immer nicht gut.“ „Ja“, gab Sasuke zurück. „Ich habe es bemerkt. Er hat schon immer den Harten gespielt.“ „Spiel du mir nicht den Harten, Sasuke. Wenn irgendetwas ist, dann …“ „Ich weiß. Aber es wird nichts passieren.“ Sakura nickte und steckte ein volles Magazin in die Desert Eagle. „Es war eigentlich klar, oder? Das wir nicht ewig unseren Frieden haben werden.“ Sie klang deprimiert, als sie das sagte. „Es beginnt wieder. Wir scheinen Ärger anzuziehen.“ „Das ist ein Zufall, mehr nicht. Denkt nicht zuviel darüber nach.“ „Glaubst du wirklich, dass es mit Zufall zu tun hat? Vielleicht ist es auch unsere Bestimmung.“ „Ich bestimmt selbst, was mit mir passiert. An so etwas habe ich noch nie geglaubt.“ „Ich schon“, grinste Sakura plötzlich. „Weil ich dir begegnet bin.“ Lachend nahm Sasuke seine Freundin in die Arme. „Ich bin also deine Bestimmung? Ich glaube, das kann ich hinnehmen.“ „Dann pass auf dich auf, Sasuke. Pass auf dich auf und komm schnell zu mir zurück …“ „Es ist echt schön hier“, sagte Tenten, als sie neben Sakura herlief und sich musternd die Stadt und ihre Menschen ansah. „So`n bisschen Alt, und bisschen modern, und alles irgendwie gemischt und trotzdem passend.“ „Und ganz anders nicht?“, lächelte Sakura leicht. „Anders als irgendwo in Japan. Manche Häuser ähneln sich zwar, aber trotzdem ist alles ganz anders.“ „Das stimmt. Ich glaube, wenn ich eine hier wäre, würde ich Tokio vermissen.“ „Ja“, gab Sakura einfach zu. „Das tut man auch.“ „Warum eigentlich Frankreich?“, fragte Tenten unerwartet. „Warum seid ihr bis nach Europa, mein ich? Wieso nicht ganz in den Norden von Japan, oder auf eine der Inseln?“ Sakura zuckte mit den Schultern. „Frankreich ist schön. Das Meer ist schön, und der Himmel auch.“ „Aber der Himmel über Japan ist auch nicht schlecht“, grinste Tenten. „Und er ist einem doch viel vertrauter, oder nicht?“ „Schon“, antwortete das rosahaarige Mädchen. „Aber eigentlich ist es doch immer der gleiche Himmel, oder?“ Jetzt grinste auch sie. „Es gibt ja nur einen.“ „Stimmt“, nickte Tenten. „Den Himmel findet man überall. Aber was ist mit den anderen Dingen? Das, was man zurücklässt?“ „Die lässt man zurück, ja.“ Sakura lächelte weiterhin, doch war es nur eine Maske, die sie trug. Sie wusste, was für Dinge Tenten meinte. Dinge? Oder Freunde? „Oh sieh mal!“, rief Tenten plötzlich aus und Sakura schrak beinah zusammen. „Da gibt’s Eis!“ „Eis?“ Sakuras Lächeln wurde ehrlich. „Wir haben Minusgrade, und du möchtest Eis?“ „Eis ist cool!“ „Das ist es. Deswegen, ja … Eis isst man im Sommer, aber doch nicht im tiefsten Winter!“ „Das ist doch nur Ansichtssache“, lachte die Braunhaarige und zog Sakura plötzlich mit sich. „Eis schmeckt immer.“ „Aber dann wird einem noch kälter.“ „Ach was, noch kälter geht ja bald gar nicht! Was willst du? Ich lad dich ein.“ „Ähm …“ Sakura wusste nicht recht, ob sie bei diesem Frost wirklich Eis essen wollte, doch da Tenten sie schon ins Innere des kleinen Cafes zog und zwei Portionen Eis und Kakao bestellte, da hatte sie keine Wahl mehr. „Siehst du, lecker oder?“ Tenten verschlang ihre Ration in Rekordzeit. „Und mit dem Kakao wärmt man sich wieder auf.“ Sakura musste bei dem Anblick kichern. „Das ist sehr seltsam, weißt du das?“ „Und wenn schon“, erwiderte Tenten grinsend und spülte ihre Tasse Kakao hinter. „Ah, so ist’s gut!“ Sakura schüttelte amüsiert den Kopf und musste unwillkürlich an Naruto denken. Er hätte gegen Eis im Winter sicher auch nichts. Nach ihrem Eis verließen die beiden Mädchen das Cafe und Sakura führte Tenten zu einer öffentlichen Telefonzelle mitten im Stadtzentrum. „Glaubst du, deine Freundin von der Pega hat ’ne Ahnung, was hier vor sich geht?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Trotzdem müssen wir es versuchen.“ „Hm.“ Sakura griff nach dem Hörer, doch dann hielt sie noch einmal inne. Sie fuhr mit der Hand unter den Telefonkasten und tastete jede erreichbare Stelle ab. „Was suchst du denn?“, fragte Tenten neugierig. „Geld? Ich hab auch paar Münzen, wenn du …“ „Nein, ich wollte nur sehen, ob …“ Sie stoppte ihren Satz und verengte die Augen. Dann ließ sie jedoch von dem Kasten ab und wählte eine Nummer. „Ich möchte eine Pizza bestellen, mit Salami und Käse“, sagte sie, kaum das jemand am anderen Ende abnahm. Sie nannte eine Adresse in St. Brieuc, bedankte sich und legte auf. „Ich dachte, heute gibt’s wieder Nudeln?“, fragte Tenten verwirrt, doch Sakura schob sie schon aus der Telefonzelle. „Was ist mit deiner Freundin?“ „Wir telefonieren beim Cafe“, sagte Sakura ernst. „Wem auch immer ihr auf den Schlips getreten seid, er ist uns einen Schritt voraus.“ „Was meinst du?“ „Das Telefon wird abgehört. Das mein ich …“ 3 „Eigentlich“, sagte Tenten und grinste trotz der unangenehmen Erkenntnis, die Sakura herausgefunden hatte. „Sind sie uns nicht voraus, oder?“ „Sie hören sogar die Telefonzellen ab, ich weiß ja nicht, Tenten …“ „Ja, aber du hast es doch erraten, also sind wir ihnen voraus!“ „Falls sie dieses Telefon nicht auch angezapft haben“, bemerkte Sakura trocken und wählte eine Nummer aus ihrem Handy. Vielleicht sollte sie damit anrufen, aber hier bestand ebenfalls die Möglichkeit, dass das Mobilfunknetz abgehört wurde. Sie wählte rasch und kaum, dass sie Inos Stimme hörte, unterbrach sie ihre Freundin. „Siehst du die Nummer, von der ich anrufe?“, fragte sie schnell. „Kannst du uns hierher eine sicherer Verbindung machen, Ino?“ Tenten sah nur, wie Sakura auflegte, und kaum dass das Telefon ein paar Sekunden später klingelte, wieder ranging. Irgendwie hatte dieses Mädchen was Unheimliches an sich … „Ino?“ Sakura stieß erleichtert die Luft aus, als sie die aufgeregte Freundin hörte, die ihr versicherte, dass jetzt alles sauber sein müsste. „Das mit deinem Freund kannst du mir doch später erzählen“, meinte sie jedoch, als Ino schon von diesem anfing. „Du weißt doch von Neji und Tenten, oder?“ Sie hörte Ino eine Weile zu, als sie lang und breit erklärte, dass sie natürlich von den beiden wusste. Knapp und präzise erklärte ihr Sakura daraufhin, was bisher passiert war, und das sie schnellstens Informationen brauchten. Und vermutlich auch Hilfe … „Sie kommt“, sagte Sakura nach dem auflegen. „Und was ist mit Hinata und Naruto?“, wollte Tenten wissen. „Ich will nicht, dass sie da auch mit reingezogen werden“, erwiderte Sakura nur. „Es ist schlimm genug, dass Ino kommen wird. Aber sie hat ihr ein paar gute Kontakte und kann uns vielleicht ein paar Leute beschaffen, die Antworten haben.“ „also weiß sie auch nichts?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, damit befasst sich die Pega auch nicht. Sie sind allein dafür da, gegen die Akatsuki vorzugehen. Und was hier in Frankreich passiert, scheint mit denen nichts zu tun zu haben. Deswegen kümmert sich die Pega nicht drum.“ „Gibt’s irgendwem, der sich darum kümmern würde? Was ist mit den Anbu oder irgendwelchen anderen Organisationen? Militär oder Polizei oder …“ „Wir sind hier in Frankreich, nicht in Japan. Und ein japanischer Diplomat ist nicht wichtig genug, damit die japanische Regierung ihre Spezialeinheiten schickt. Wir stehen alleine da.“ „Und wenn wir mit den französischen …“ „Nein, wir sollten niemanden trauen, Tenten. Niemanden! Und jetzt lass uns nach Hause gehen, ich habe ein ungutes Gefühl.“ Tenten nickte, und sie war sich nun ganz sicher: Sakura hatte eindeutig etwas Unheimliches an sich. Gegen Sakuras Erwartungen stand das Haus noch, und es schien auch niemand da gewesen zu sein. Sie kontrollierte die Videoaufnahmen von den Außenkameras und prüfte auch alles im Haus selbst. „Wann will Ino hier eintreffen?“, fragte Tenten, als sie am Nachmittag einen Tee tranken und dabei die Nachrichten anschauten. „Sie nimmt den nächsten Flieger. Also ist sie morgen früh, wenn alles klappt, in Paris.“ „Wie alt ist Ino eigentlich?“ „So alt wie ich. Ihre Eltern arbeiten für die Pega, deswegen ist sie schon dabei, wenn du das meinst.“ „Und woher kennt ihr euch?“ „Aus der Schule. Wir sind in eine Klasse gegangen.“ Sakura grinste. „Und sie muss immer noch zur Schule. Ihre Eltern bleiben streng, obwohl sie keine Lust mehr hat.“ „Und nebenbei übernimmt sie noch Aufträge für diese Organisation?“ Sakura nickte. „Ino ist sehr fleißig. Und sehr eigenwillig. Sie hasst die Akatsuki, und niemand könnte sie daran hindern, gegen sie zu kämpfen.“ „Die haben so viele Gegner.“ Tenten seufzte. „Und trotzdem schafft es niemand, sie zu besiegen. Was haben sie ihnen voraus?“ „Sie haben kein Gewissen“, sagte Sakura trocken. „Das haben sie allen voraus. Sie haben keine Moral und fühlen sich einzig ihrem Anführer verpflichtet. Mit Leib und Seele.“ Sakuras Züge wurden hart, und abwesend starrte sie in den Fernseher. „Meinst du, Inos Organisation oder die Anbu oder sonst wer, wird die irgendwann mal klein kriegen können?“ „Klar“, sagte Sakura. „Aber mehr auch nicht. Und wenn sie klein sind, dann richten sie sich wieder auf. Man kann Schlachten gegen sie gewinnen, aber den Krieg? – Das ist ihrer. Und sie werden nicht untergehen. Dafür sind ihre Finger zu lang und ihre Körper zu hart. Man kann sie durchlöchern, aber selbst wenn man einen erwischt hat, wird er einfach ersetzt. Durch einen besseren vermutlich …“ Ob sie auch ersetzt wurde? Sakura schüttelte sich bei dem Gedanken, doch dann bemerkte sie Tentens fragenden Blick. „Tut mir leid“, meinte sie verlegen. „Ich mag die Akatsuki nicht besonders.“ „Die mag wohl keiner“, stimmte ihr die Braunhaarige zu, und trotzdem fand sie Sakuras Art die Akatsuki zu hassen, anders. Irgendwie persönlicher. Aber vermutlich kam das daher, dass sie einst auf ihrer Liste gestanden hatte. „Wollen wir jetzt Essen machen?“, löste sie sich selbst aus ihren Gedanken. „Ich hab Hunger wie ein Tier!“ Der Nachmittag zog sich dahin und langsam wurde es draußen dunkel. Der Schnee von gestern war einem feinen Nieselregen gewichen, und die Mädchen waren froh, dass es etwas wärmer geworden war. „Du solltest schlafen gehen“, bemerkte Sakura, als Tenten auf der Couch hockte und herzhaft gähnte. „Ach was“, gab diese zurück. „Ich bin hellwach.“ „Du siehst aber müde aus.“ „Du täuschst dich.“ „Ich täusche mich sehr selten, Tenten“, grinste Sakura. „Geh etwas schlafen. Na los.“ „Und wenn jemand …“ „Ich bleib unten, ich krieg schon mit, wenn sich hier jemand rumtreibt. Du brauchst dir keinen Kopf machen, wirklich nicht.“ Tenten seufzte, doch als sie zum zweiten Mal gähnen musste, gab sie Sakura Recht. „Gut, aber weck mich in einer Stunde, okay?“ „Na klar. Schlaf gut.“ Tenten schlürfte die Treppen hoch, ließ sich auf ihr Gästebett fallen und schlief ein, noch ehe sie überhaupt darüber nachdenken konnte. 4 Als die Braunhaarige viele Stunden später aufwachte, sah sie erschrocken auf den Wecker. Es war längst nach Mitternacht, und als sie ihr Zimmer verließ, brannte nirgends mehr Licht. Sie lauschte an Sakuras Schlafzimmertür, doch ein Geräusch aus der unteren Etage ließ sie zusammenfahren und sich abrupt umdrehen. Vorsichtig schlich sie den Flur entlang, horchte auf jedes noch so kleine Geräusch und versuchte dabei selbst keine zu machen. Die Treppe nahm sie so zaghaft wie möglich, lugte dabei immer wieder über das Geländer und spürte gleichfalls, wie die Angst in ihr stieg. Hier war jemand … Die Finsternis machte das Mädchen zu schaffen, da sie sich nur langsam vortasten konnte und nicht wusste, auf wen sie plötzlich stoßen könnte. Sie war im Moment für jeden eine offene Zielscheibe, und etwas zum wehren hatte sie sich auch nicht mitgenommen. Als ihr dieser Gedanke kam, griff sie den nächstbesten Gegenstand, den sie fühlen konnte. Ein Briefbeschwerer, klasse … Tenten hörte erneut auf, als sie die Geräusche aus der Küche vernahm. Es war ein leises Klicken, doch als sie aus Versehen gegen den Schirmständer stieß, verstummten es sofort. Verdammt!, schoss es ihr durch den Kopf und sie umfasste den Metallklotz fester. Wer auch immer hier unten war, er hatte sie gehört … „Du kannst dir ruhig Licht anmachen“, sagte plötzlich Sakuras Stimme, und im ersten Moment setzte Tentens Herz fast aus. „Gott!“, stieß sie hervor und knipste den Schalter um. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt!“ „Du bist auch ganz weiß im Gesicht“, kicherte Sakura, die es offensichtlich lustig fand. „Gut geschlafen?“ „Du solltest mich doch wecken, Sakura!“, beschwerte sich Tenten gleich und ließ sich der Rosahaarigen gegenüber auf den Stuhl fallen. „Und warum hockst du hier im Dunkeln?“ „Weil es sich dann besser beobachten lässt und mich niemand sehen kann“, gab Sakura zurück, doch wirkte sie noch immer amüsiert. „Außerdem müssten Sasuke und Neji bald auftauchen.“ „Hast du mit ihnen geredet? Haben sie was …“ Sakura schüttelte schon den Kopf. „Nichts, tut mir leid. In Paris sieht es aus, als wäre nie etwas passiert. Sie haben auch versucht mit der Polizei zu reden, aber es hat sie nicht weitergebracht. Die tappen ebenso im Dunkeln.“ „So’ne Scheiße!“, entfuhr es Tenten wütend. „Lee könnte schon … verdammt, warum finden wir ihn nicht?“ „Dir liegt wohl sehr viel an ihm“, bemerkte Sakura traurig. „Er muss wohl ein guter Freund sein.“ „Das ist er. Der beste, den man haben kann. Und … Gott ey, ich …“ Tenten musste sich über die Augen wischen, als die ersten Tränen kamen. „Er war bisher immer für mich da, weißt du? Und er hat immer auf mich aufgepasst, seit wir im Kindergarten waren. Wir waren … man wir waren immer unzertrennlich. Wenn ihm irgendwas passiert ist, Sakura! Was soll ich dann machen? Was soll ich … was soll ich denn ohne ihn machen?“ Die Tränen liefen der jungen Frau nun ungehindert über die Wangen. Sie kauerte sich auf dem Stuhl zusammen und schüttelte heftig den Kopf. „Verdammt, Lee …“ Sakura biss sich auf die Lippen, doch dann stand sie auf, ging hinüber zu Tenten und nahm sie kurzerhand in die Arme. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Aber wir finden ihn, hm? Ganz bestimmt. Es wird ihm gut gehen, und wir werden ihn finden.“ „Glaubst du das wirklich?“ Tenten schluchzte einmal mehr, doch versuchte sie sich zusammenzureißen. Sie war nicht der Typ, der schnell zu weinen begann, aber der Moment hatte sie einfach überrannt. Der Gedanke an Lee. „Ja, das glaube ich. Das glaube ich ganz fest.“ Sakura sah kurz auf und hinaus zum Fenster. Ein mildes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Sie sind da, Tenten. Das ist doch ein gutes Zeichen, nicht?“ Tenten nickte zaghaft, rieb sich noch einmal übers Gesicht und horchte auf, als die Haustür geöffnet wurde. „Wir sind wieder da, Sakura“, hörten sie Sasuke aus dem Flur rufen und keine Sekunde später erschien er schon in der Küche. „Alles klar?“, fragte Neji, kaum dass er Tenten mit verweinten Augen sah. „Was ist passiert?“ „Nichts weiter“, lächelte Sakura und schüttelte vielsagend den Kopf. „Ist bei euch alles gut gelaufen?“ „Wie man’s nimmt“, erwiderte Sasuke brummend, gab seiner Freundin einen Kuss und ging zum Kaffeeautomaten. „Noch jemand?“ Der Hyuuga nickte, doch sein Blick blieb unverwandt auf Tenten, die hingegen aufmunternd zurücklächelte. „Hör auf so zu gucken“, sagte sie und zuckte leichthin mit der Schulter. „Es ist echt alles okay.“ „Habt ihr das Telefon mitgebracht?“, fragte Sakura, als Sasuke ihr und den anderen Kaffee reichte. „Ja. Was ist mit Ino?“ „Sie wird morgen in Paris sein. Das Telefon ist in jeden Fall sicher?“ Sasuke nickte und holte es aus der Tasche. „Es war nicht leicht, das Ding zu beschaffen. Aber es sollte abhörsicher sein und niemand dürfte die Telefonate zurückverfolgen können. Was ist mit der Telefonzelle in der Stadt?“ „Sie wird abgehört“, sagte Sakura. „Wie hast du das bemerkt?“, wollte Neji wissen, der von Sasuke schon davon erfahren hatte. Auch er fragte sich langsam, woher Sakura solche Sachen wusste. Wie sie den Abdruck finden konnte … „Das sieht man doch immer im Fernsehen“, grinste Sakura nur, wurde aber ernst und griff nach dem Telefon. „Ich kann damit ins Ausland telefonieren?“ „Wenn willst du anrufen?“, fragte Sasuke. „Ino?“ „Nein“, gab Sakura zurück und seufzte leicht. „Ich geh mal schnell …“ „Wen, Sakura?“ Sasuke hielt ihre Hand fest, als sie das Telefon nahm. „Keine Sorge. Nur eine Freundin.“ Sie lächelte kurz, dann ging sie aus der Küche. „Wen meint sie?“, fragte Neji verwirrt über diese Szene. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Das wird sie uns vielleicht sagen, wenn sie zurückkommt …“ Aber er ahnte böses. 5 Sakura blieb einige Minuten weg, doch als sie schließlich zurück in die Küche kam, lächelte sie nur, holte sich ihren Kaffee und stellte sich zu Sasuke ans Fenster. „Wen hast du angerufen?“, wollte der Uchiha mit Nachdruck wissen. „Noch niemanden weiter“, gab Sakura zurück und ihr Lächeln verschwand. „Niemand wichtigen.“ „Wen …“ „Irene.“ Für einen Moment herrschte Stille. Sasuke schien sich jedoch anzuspannen, kaum dass er Sakura den Namen der alten Ärztin aussprechen hörte. „Wer ist das?“, fragte Tenten und sah zum Uchiha, dessen Mimik wütend schien. „Eine Bekannte“, presste er zwischen den Zähnen hervor und sah Sakura kopfschüttelnd an. „Wozu hast du das gemacht? Gott, das geht zu weit, Sakura! Wir haben gesagt, wir gehen nicht weiter, als …“ „Wir haben sie reingelassen, Sasuke“, sagte Sakura unerwartet und sah hinaus in die tiefschwarze Dunkelheit. „Und wenn man jemanden rein lässt, kann man ihm nicht nur ein halbes Brot geben, oder? Man versteckt die andere Hälfte nicht, wenn man eine hat. Entweder man gibt es, oder man lässt es ganz sein …“ „Verdammt“, knurrte Sasuke und stieß sich sauer von der Anrichte ab. „Das reitet uns aber weiter rein, als gut ist! Und was ist, wenn Irene geradewegs zu ihnen geht?“ „Das wird sie“, erwiderte Sakura abweisend und wich Sasukes Blick aus. „Ich habe sie darum gebeten …“ „Was?“ Sasuke sah aus, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. „Verdammte Scheiße, bist du verrückt geworden, Sakura? Das war das Dümmste, was du tun konntest!“ „Von was redet ihr?“ Auch Neji stand auf, da ihm die ganze Situation einen Schauer über den Rücken jagte. Mit wem hatte Sakura telefoniert, dass es Sasuke so aufregte? „Wer ist diese Irene?“ Sasuke wollte schon etwas sagen, doch Sakura kam ihm zuvor. „Sie war früher bei den Akatsuki. Sie hat dort als Ärztin gearbeitet.“ „Sie hat was?“ Tenten glaubte sich verhört zu haben. „Und wieso … Warum geht sie jetzt zu denen, und warum überhaupt und … ich versteh nicht, warum …“ Sakura lächelte schwach. „Ich glaube nicht, dass die Akatsuki hier ihre Finger im Spiel haben. Deswegen … müssen wir mit ihnen sprechen.“ „Fuck!“, entfuhr es Sasuke. Fassungslos fuhr er sich durch die Haare und ließ sich schließlich am Tisch nieder. „Also willst du mit Pain reden?“ Sakura nickte. „Ich glaube, dass einer von seinen Leuten hier war. Die Größe des Fußabdrucks … Es gibt nicht viele, die solche Füße haben. Aber einer von Pains Hauptleuten …“ Sakura sah unwohl zu ihrem Freund. „Kisame Hoshigaki ist groß, verstehst du? Sehr groß. Er hat große Füße. Und er …“ „Ihr glaubt, dass die Akatsuki hinter uns her sind?“ Tenten sah erschrocken auf und eine plötzliche Welle des Zitterns durchfuhr ihren Körper. „Nein, keine Sorge“, lächelte die Rosahaarige. „Das meinte ich damit nicht. Aber wir müssen den Anruf abwarten.“ „Sie rufen hier an?“ Sasuke schnaubte zornig. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch. Irene geht zu ihm. Und er wird sie anhören.“ „Zu Pain? Dem Chef dieser Bande?“ Nejis Augen verengten sich. „Wie kann sie einfach so zu ihm gehen? Wieso sollte so ein Kerl die Ärztin anhören?“ „Er wird es tun“, sagte Sakura einfach. „Gott, verdammt Sasuke, was habt ihr mit denen zu schaffen?“ Sasuke zuckte wütend mit den Schultern, und sein bohrender Blick galt noch immer Sakura. „Du hättest ihn genauso gut auch selbst anrufen können, weißt du das? Warum Irene als Überbringerin? Sag ihm doch gleich: ey wir sind hier. Schick deine Männer und mach uns das Leben zur Hölle!“ Sakura zuckte bei Sasukes heftigem Ton zusammen. „Ich … Sasuke, verstehst du das denn nicht?“ „Nein! Ich versteh es absolut nicht! Wir wollten unseren Frieden, schon vergessen? Und jetzt telefonierst du mit ihm, und …“ „Sie wissen es längst, Sasuke!“ Sakura wurde lauter und klang verzweifelt. „Es hat keinen Sinn mehr, sich vor ihnen zu verstecken, weil Pain seine Leute längst hier hatte! Sie wissen, wo wir sind, und …“ „Das kannst du nicht wissen. Nur wegen einem Abdruck, Sakura!“ „Deswegen Irene“, meinte das Mädchen und versuchte ruhig zu bleiben. „Sie wird dafür sorgen, dass er nichts herausfinden wird, was er nicht schon weiß.“ „Wie will sie das anstellen?“ „Sie macht das schon, Sasuke.“ Sakura holte tief Luft. „Wir können ihr vertrauen. Sollte Pain nicht wissen, wo wir sind, dann wird er es auch nach dem Telefonat nicht wissen. Aber ich bin mir sicher, das ich mich nicht irre.“ „Und wie kannst du dir da so sicher sein?“, schnaubte Sasuke, doch beruhigte auch er sich langsam wieder. „Weil wir … weil wir sonst vermutlich längst angegriffen worden wären.“ „Von den Akatsuki?“, fragte Neji, der nur schwer hinterblicken konnte, von was die beiden die ganze Zeit sprachen. Doch Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, von denen, die das Gebäude in die Luft gejagt haben.“ „Aber … willst du sagen, dass die Akatsuki uns dann …“ Tenten sah Sakura starr an. „Dass sie uns irgendwie … geholfen haben?“ „Geholfen?“ Sasuke blickte auf, doch als er Sakuras bekümmerte Augen sah, da verstand er endlich, was sie mit all dem hatte sagen wollen. „Scheiße, verdammt … Also glaubst du es wirklich?“ „Ja“, nickte sie leicht. „Ich denke, das Kisame dafür gesorgt hat, dass wir hier noch keine unangemeldeten Gäste hatten.“ “Aber … warum sollten die Akatsuki uns nicht selbst umbringen wollen?“ Tenten sah wieder zu den beiden, doch diesmal war es Neji, der antwortete. „Weil sie zu ihnen gehört.“ Er stand auf und wirkte plötzlich wie versteinert. „Nicht wahr, Sakura? Weil du eine von ihnen bist …“ 6 Die Stille in der Küche war unerträglich. Es lag eine Anspannung in der Luft, die einem fast den Atem nahm. Der Wind draußen pfiff, der Regen peitschte gegen die Fensterscheibe und drinnen war es, als würden die Naturgewalten soeben aufeinander geschlagen sein. „Eine von ihnen.“ Neji schüttelte den Kopf und fixierte die Tischplatte, als könne er niemand anderen ansehen. „Das ist einfach nur …“ „Nicht wahr“ sagte Sasuke plötzlich und mit eisiger Stimme. „Sie gehört seit über zwei Jahren nicht mehr zu ihnen.“ „Seit über zwei Jahren?“ Tenten schien gefasster als erwartet. „Aber da … da warst du doch noch ein Kind, oder nicht?“ Verwirrt, als hätte sie etwas missverstanden, sah sie zu Neji. Doch der Hyuuga blickte trotzdem nicht auf. Er saß einfach nur da und wirkte wie gelähmt. „Ich bin bei ihnen aufgewachsen“, gab Sakura ruhig zu. Auch sie machte nicht den Anschein, als würden ihre Nerven jeden Moment den Dienst aufgeben. Sasuke war darüber mehr als erleichtert, da er wusste, wie empfindlich das Mädchen bei diesem Thema reagierte. „Aufgewachsen?“ Tenten fuhr sich erschrocken über den Mund. „Himmel, dass ist … Was hast du …“ Sie schaffte es nicht, ihre Frage auszusprechen, doch als wäre es sein Stichwort sah Neji auf. „Das würde ich auch gerne wissen.“ Er schnaubte verächtlich. „Da gibt’s ja nicht viel Auswahl, oder? Vielleicht hat sie ja im Büro gearbeitet, oder als Sekretärin vom großen Chef …“ Er begann zu grinsen, und es wirkte alles andere als erheitert. Man sah ihm deutlich an, wie enttäuscht der Hyuuga war. Vor allem von Sasuke. „Überleg dir, was du sagst, Neji.“ Die Augen des Uchiha waren bedrohlich auf seinen Gegenüber gerichtet, und Tenten schluckte schwer, als sie Sasukes Wut regelrecht spüren konnte. „Lass es bitte, Sasuke“, sagte Sakura und griff nach seiner Hand. „Es ist sein gutes Recht darüber … zornig zu sein. Ich gehörte nun einmal zu ihnen, und …“ „Das Recht hat er nicht“, zischte Sasuke. „Du hast dich geändert, und du hast dafür oft genug grade gestanden.“ „Grade gestanden?“, höhnte Neji und stand lautstark auf. „Verdammt, Sasuke! Die Akatsuki sind deine Feinde gewesen, und jetzt holst du dir eine von ihnen ins Bett?“ Zu weit … Neji war zu weit gegangen, und als er Sasukes harte Rechte im Gesicht spürte, war ihm das bewusst. Doch anstatt etwas zu sagen, schlug er genauso fest wie der Uchiha zurück. „Hört auf!“, schrie Tenten und sprang zur Seite, als die beiden sich immer mehr prügelten und keine Rücksicht auf die Küche nahmen. „NEJI, HÖR AUF!“ Doch Neji hörte nicht auf seine Partnerin, sondern griff Sasuke immer wieder an. Er warf sich auf ihn, schlug ihm seine Faust in den Magen und drückte ihm sein Knie hinterher. Sasuke krümmte sich, spuckte Blut und schnappte sich den Hyuuga im nächsten Moment, um ihn seinerseits einen derben Stoß in den Bauch zu verpassen. Neji griff wie im Reflex zu seiner Waffe, doch als der laute Knall eines Schusses ertönte, der scheinbar direkt zwischen den Gesichtern der beiden vorbeizischte, sprangen sie ruckartig auseinander. „Zum Teufel“, brüllte Neji und sah Sakura wütend an. „Was hast du dir dabei …“ „Sie hat gesagt, ihr sollt aufhören“, meinte Sakura kalt und zielte mit ihrer Desert Eagle weiterhin auf den jungen Mann. „Also solltet ihr das auch tun.“ „Schon gut“, sagte Sasuke atemlos und wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln. „Es ist okay, Sakura. Nimm die Waffe … bitte runter, ja?“ „Nein“, gab das Mädchen stumpf von sich. „Ihr habt gerade meine Küche zertrümmert. Ich hab keine Lust, dass ihr durchs ganze Haus fegt.“ „Ah, krieg dich ein.“ Neji griff sich an die verletzte Schulter. „Wir haben’s verstanden. Jetzt wissen wir ja bescheid …“ Er schüttelte wieder seinen Kopf. „Jetzt wissen wir ja, was du gemacht hast. Bravo, eine echte Killerin im Haus. Da fühlt man sich gleich sicher.“ „Setz dich“, sagte Sakura plötzlich und niemand hätte vermutet, dass ihre Stimme noch kälter werden konnte. „Ein Scheißdreck werd ich tun, was …“ „Ich habe gesagt, du sollst dich setzten, Neji Hyuuga.“ Sakura entsicherte ihre Waffe ein weiteres Mal. „Sofort.“ Nejis Augen verengten sich zu Schlitzen, doch in Anbetracht der recht großen Pistole, ließ er sich widerwillig auf den Stuhl fallen. „Zieh dein Shirt aus.“ Nicht nur Neji sah Sakura in diesem Moment entsetzt und verwirrt zugleich an. „Bitte“, fügte sie schließlich hinzu und wirkte dabei etwas wohlwollender. „Sie ist wieder aufgerissen, nicht wahr?“ „Aufgerissen?“ Tenten sah ihren Partner unverständlich an. „Was ist aufgerissen?“ „Sie ist okay“, presste Neji wütend hervor. „Wir können auch sofort einen Arzt rufen. Entscheide selbst, Neji.“ Sakura blieb hartnäckig, und schließlich tat der Hyuuga, was sie ihm sagte. Einen Arzt konnten sie nicht gebrauchen, und Sakura hatte noch immer eine Waffe in der Hand. „Gott!“, stieß Tenten aus, als sie Nejis Wunde sah. Das Blut rann längst seinen Arm hinunter und auch im schwarzen T-Shirt was es durchgesickert. „Warum hast du denn nichts gesagt?“ „Es ist nur ein Kratzer“, tat er es ab ohne den zornigen Blick von Sakura zunehmen. „Das muss genäht werden“, sagte diese nur. „Wir können einen Arzt rufen, oder du lässt es mich machen. Ich kann es.“ „Tatsache? Und plötzlich habe ich ein Messer im Rücken, was?“ Sasuke wäre fast wieder darauf angesprungen, doch Sakura senkte schon die Waffe. „Holst du das Verbandszeug, Sasuke?“ Der Uchiha rührte sich nicht, und auch Neji saß einfach nur regungslos da. „Tenten?“ Sakura sah fragend zu der jungen Frau, die im ganzen Gesicht bleich und ermüdet wirkte, aber keine Spur von Angst zeigte. „Ich nehme an, du kannst schießen, oder?“ Tenten nickte verwirrt. „Ja schon, aber warum …“ „Dann erschieß mich, falls ich Neji abstechen sollte.“ Sie gab der Braunhaarigen ihre Waffe, machte einen Schritt zurück und sah noch einmal zu Sasuke. „Das Verbandszeug, bitte.“ „Und du weißt auch wirklich, was du da tust?“ „Sicher“, sagte Sakura und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Neji beim nächsten Stich mit der Nadel zusammen zuckte. „Ich habe schon ganz andere Sachen genäht.“ „Klasse“, brummte der Hyuuga. „Abgetrennte Finger, oder was?“ „Meine Hosen“, korrigierte Sakura, und auch diesmal zuckte der Hyuuga zusammen. Allerdings nicht wegen dem Stich … „Hosen?“ Tenten wirkte besorgt. „Was ist, wenn es sich infiziert?“ „Dann verliert er vermutlich den Arm.“ „Den Arm?“ Sakura kicherte verhalten. „Ich hab das wirklich schon gemacht. Und nicht nur an Hosen. Es wird sich nichts infizieren, und wenn Neji sich in nächster Zeit etwas zurückhält, dann wird es auch bald verheilt sein.“ Tenten atmete erleichtert auf. „Das ist gut.“ Dann wandte sie ihren Blick zu Neji und sah ihn bedeutungsvoll an. „Was ist?“, brummte er nur. „Möchtest du nicht etwas sagen?“, fragte sie überdeutlich. „Was sagen?“ „Wie wäre es mit einer Entschuldigung?“, sagte Tenten spitz. „Und einem Danke?“ „Wie bitte? Sie war … au! … bei den Akatsuki, du glaubst doch nicht wirklich …“ Tenten richtete sich auf, und zum ersten Mal wirkte auch sie wütend. „Weißt du, wie egal mir das ist, ob Sakura bei denen war? Als wir hier angekommen sind, da hat sie uns geholfen! Sie will mit dieser Bande nichts mehr zu tun haben, versteckt sich deswegen am Ende der Welt, musste ihre ganzen Freunde zurücklassen … und wegen uns nimmt sie mit diesen verdammten Arschlöchern wieder Kontakt auf! Bringt sich in Gefahr, und will uns auch weiterhin helfen! Ja, verdammt, ich finde du hast dich zu entschuldigen! Und du hast dich zu bedanken, weil sie uns nicht im Stich lässt, obwohl sie allen Grund dazu hätte! Und weil wir ohne Sakura und Sasuke tot wären! Dafür, okay?“ Neji sah seine Partnerin erstarrt an. „Das ist zu viel“, knurrte er wütend. „Denk mal daran, wie lang ihre Liste ist. Wie viel Leute sie umgebracht … au!“ „Tut mir leid“, sagte Sakura und erhob sich, kaum dass sie fertig war. „Und es ist schon okay. Ich will kein Danke und keine Entschuldigung. Du hast meine Küche verwüstet, du könntest das gar nicht entschuldigen …“ Sie seufzte und sah zu Tenten. „Und er hat recht. Meine Liste ist … lang. Aber ich … bereue es. Niemand hat mir das, was ich getan habe, zu verzeihen, und ich tue es am allerwenigstens, doch … wenn ihr geht, Neji … dann werdet ihr sterben. Ich verlange nicht, dass du mir vertraust. Aber wenn du leben möchtest, dann solltest du dir überlegen, was du als nächstes tun wirst. Wenn du heute Nacht von hier abhaust, dann werden sich dich noch heute Nacht töten, das kann ich dir versprechen.“ Das Mädchen räumte das Verbandszeug zusammen und schmiss die blutigen Wattepads in den Mülleimer. „Und solltest du noch einmal gegen Sasuke deine Waffe richten wollen, dann werde ich dich töten. Auch das verspreche ich dir …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)