Blacklist II von Saya_Takahashi (The next event) ================================================================================ Kapitel 5: Ein halbes Brot -------------------------- 1 Es war fast drei Uhr morgens, als Sakura mit Tenten in der Küche saß und heißen Kakao trank. Neji hatte sich hinlegen müssen, nachdem Sakura ihn verarztet hatte, und Sasuke hing im Wohnzimmer herum und döste ebenfalls vor sich her. Der Streit mit seinem Freund hatte ihn mitgenommen, auch wenn er es nicht zugab. Nejis Reaktion war heftig gewesen, doch hatte er es fast erwartet. Seine Enttäuschung war nachvollziehbar, denn was Sakuras Vergangenheit betraf, so hatte er ihn belogen. Der junge Mann brummte ungemütlich vor sich her, schaltete den Fernseher aus und entschloss sich in den Keller zu gehen. Er hatte das Gefühl jetzt etwas Ablenkung zu gebrauchen, und besser als beim Training konnte er sich nicht abreagieren. Neji im Keller zu finden, hatte er jedoch nicht vermutet, und für einen Augenblick überlegte er sich, umzudrehen. „Was machst du hier?“, fragte er dann aber und blieb in der Tür stehen, währenddessen der Hyuuga auf den Geräten saß und zermürbt vor sich her starrte. „Hab nachgedacht“, war die simple Antwort. „Und hast du dich entschieden?“ Neji nickte kaum merklich. „Die Alternative ist keine Möglichkeit.“ Sasuke seufzte, ließ sich an der Wand hinunter und schüttelte den Kopf. „Ich hätte es dir sagen müssen. Aber Sakura ist für niemanden eine Gefahr.“ „Ach nein?“ „Nein“, sagte Sasuke fest. „Zumindest für keinen von uns.“ Eine Weile blieb es ruhig zwischen den beiden, bis Neji wieder aufsah und durch das Kellerfenster blickte. Es hatte zu schneien begonnen. „Dann ist es also wahr. Die Akatsuki haben Kinder ausgebildet.“ Sasuke folgte Nejis Blick, nickte aber. „Ja, Sakura war damals die erste …“ „Was ist mit ihrer Familie?“ „Verkauft“, sagte Sasuke schlicht, musste aber jeglichen aufwallenden Zorn unterdrücken. „Pain hat sie später adoptiert.“ „Adoptiert?“ Neji runzelte die Stirn und schüttelte er den Kopf. „Er war wohl kein angenehmer Stiefvater.“ „Nein.“ „Warum stand sie auf der Blacklist?“, wollte Neji dann wissen, und in kurzer Ausführung versuchte Sasuke es dem Hyuuga zu erklären. Er erzählte ihm, was vor einem halben Jahr passiert war … „Deswegen habt ihr alle die Anbu verlassen“, meinte Neji und grinste leicht. „Hinata hat sich zu einer guten Lügnerin entwickelt. Sie scheint Sakura sehr zu mögen.“ Sasuke blieb stumm, nickte aber etwas. „Und ihr könnt niemals zurück nach Japan …“ „Nein, das können wir nicht. Der Vertrag schützt Sakura. Aber das sie nun wissen, wo wir uns aufhalten, ist trotz allem ein Problem. Sie könnten irgendwann ihre Meinung ändern, oder hinter Sakuras System kommen. Ich bezweifle es zwar, aber möglich ist alles.“ „Ja, es ist alles möglich. Also aktualisiert sie alle paar Wochen eine Seite, und wenn sie das nicht tut, gehen Briefe raus mit den Geheimnissen der Akatsuki?“ „So in etwa.“ „Und wenn sie auf anderen Wege stirbt? Autounfall oder so etwas?“ „Es gibt irgendwo in der Kette eine Zwischenperson, die das erfahren sollte. Sakura hat mir dazu nicht viel gesagt. Aber die Briefe gehen nur raus, wenn sie durch unnatürliche Umstände ums Leben kommt. Mord, Anschlag … verstehst du?“ Neji schnaubte. „Sie könnte die ganze Bande hops nehmen, Sasuke. Sie könnte ihrem ganzen Treiben ein für allemal ein Ende setzen, mit dem was sie weiß! Und sie war seine Adoptivtochter, ich zweifle nicht, dass sie sehr viel erfahren hat.“ „Das ist wahr“, gab Sasuke zu. „Aber die Akatsuki haben ihre Finger überall, und jeder Kleinkriminelle leckt dich die Hände, etwas für sie zu tun … die Akatsuki sind weg, aber jeder Verbrecher würde aus seinem Loch gekrochen kommen und jagt auf dich machen.“ „Ich nehme an, dass sie gut ist. Was fürchtet sie sich vor kleine Fische?“ „Die kleinen Fische kommen in Schwärme, Neji. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich in erster Linie nicht mit Sakura anlegen wollen. Aber sie werden ihre Freunde töten. Naruto und Hinata, Ino. Was würdest du tun?“ Eine dumme Frage, dachte Neji, sprach es aber nicht laut aus. Wenn er die Möglichkeit hätte, einen organisierten Ring von Mördern zu zerschlagen … würde er da wirklich auch nur eine Sekunde zögern? Doch dann fiel ihm Lee ein. Und Tenten. Sakura schützte in erster Linie nicht sich, sondern ihre Freunde. Sasuke und Hinata, und Naruto und Ino. Aber sie nahm in Kauf, dass viele weitere Menschen starben. Was würde er tun … Neji gab Sasuke keine Antwort, er hatte einfach keine auf seine Frage. Aber er besaß nun etwas mehr Verständnis gegenüber einem Killer. Doch vertrauen würde er ihr trotzdem nicht können. Sakura befasste sich gerade mit dem Abwasch, als ihr Telefon klingelte. Sie schrak heftig zusammen und ließ einen Teller fallen, ehe sie sich abrupt umdrehte und auf ihr Handy starrte. „Das ist er“, sagte Sasuke rau, als er mit Neji zur Küche hinein kam. Der Hyuuga warf enen Blick zu Tenten, die wie eine Salzsäule auf dem Stuhl saß und voller Sorge zu der Rosahaarigen sah. „Das ist er …“, wiederholte Sakura, trocknete sich die Hände und griff nach ihrem Telefon. Sie biss sich auf die Lippen und musste tief durchatmen. Ihr Herz setzte fast aus, und ihr Gesicht war aschfahl geworden. Es war blanke die blanke Angst, die ihr nun jeder zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ansehen konnte. Einfach nur Angst … Sakura nahm ab und erstarrte, als sie das Gesicht erblickte. Es war ein Videoanruf, und Pains wilde Augen sahen sie amüsiert und durchdringend zugleich an. „Du sagst ja gar nichts“, lachte seine Stimme durch das Handy. „Kein Hallo? Kein: wie geht es dir? Sakura, habe ich dir keine Manieren beigebracht?“ In der ganzen Küche war es still. Es schien, als traute sich keiner der Anwesenden zu atmen. Auch Sakura nicht, die mit geweiteten Augen auf die Person in ihrem Bildschirm blickte. Keinen Ton brachte sie über ihre Lippen, keinen Mucks. Sie konnte nur den Schwindel fühlen, der sie zu übermannen drohte. Der von ihren Erinnerungen hervorgerufen wurde, die Pains Erscheinen auslösten. „Wenigstens Sasuke könnte mich begrüßen“, grinste der Anführer der Akatsuki nun, und plötzlich versteifte sich Sakura und erwachte aus ihrer Starre. „Wir müssen reden“, sagte sie heiser. „Sasuke hat damit nichts zu tun.“ „Ich weiß, dass du reden möchtest, aber du redest ja nicht.“ Pain lachte auf. „Du bist ein kleiner Angsthase geworden, Sakura. Dein Urlaub scheint dir nicht gut zu tun.“ Das Mädchen zuckte zusammen. Urlaub? „Hätte ich diese Zeit, ich würde mir auch Urlaub gönnen“, seufzte Pain, und nicht nur Sakura hielt in diesem Moment die Luft an. „Aber die habe ich leider nicht“, fügte der Mann hinzu und schien plötzlich betrübt. „Ich will wissen, ob du Kisame hergeschickt hast!“ Sakuras Stimme wurde fester. Und wütender. „Du willst? Befielst du mir, Sakura?“ Er klang eisig. „Sag es mir!“ Tenten wurde übel, als sie Sakura so reden hörte. Und auch Neji jagte es einen Schauer über den Rücken. Verdammt, das Mädchen sprach mit Pain! Er war einer der Obersten in allen kriminellen Angelegenheiten, die es gab. Sie hatte ihn nicht zu provozieren, wenn sie damit die Gefahr auch auf andere zog! „Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn jemand so mit mir spricht, Sakura.“ Pains Gesicht glich einer Statue, einem der gefürchteten Wasserspeier auf den großen Bauten vergangener Zeiten. Bedrohlich sah er zu Sakura, und obwohl es nur eine Videoaufnahme war, so glaubte Sasuke, dass er fast vor ihnen stand und jeden Moment zum Hieb ausholen könnte. Sakura atmete tief durch, doch ihre Miene wurde nicht milder. Fast glich sie der kalten Fratze des Mannes auf dem Bildschirm. „Ich bin nicht irgendjemand Pain!“, sagte sie ruhig, aber sehr wohl ebenso gefährlich. „Und du verstößt gegen den Vertrag, wenn du uns Kisame auf den Hals hetzt. Nimm ihn von uns weg, oder ich schicke dir seine Einzelteile nach Hause!“ Pains Gesicht verzog sich ein weiteres Mal und Sasuke gefror das Blut in den Adern, als er ihn immer zorniger werden sah. „Du reißt den Mund sehr weit auf, meine kleine Sakura. Weiter als gut für dich ist. Und für deine Freunde. Du kannst mir nicht drohen.“ „Nichts, Pain“, sagte Sakura und unerwartet begann sie zu grinsen. „liegt mir ferner, als dir zu drohen. Ich werde Kisame töten, und ich werde ihn dir schicken.“ Stille. Tenten hatte Nejis Arm gegriffen und sich in sein Shirt gekrallt. Es war nicht nur die Situation, die ihr in diesem Moment Panik machte. Auch wenn sie sich fühlte, als würde jeden Moment irgendwer durchs Fenster stürmen und sie alle erschießen, das war es nicht. Es war nicht einmal Pains Stimme, die so grausam klang, wie sie noch keine Stimme zuvor hatte reden hören. Es war Sakura. Es war einfach nur Sakura, die hier mit ihr in der Küche stand und mit einem der schlimmsten Mörder ihrer Zeit sprach, als wäre er ein dummer Junge, ein Knabe der ihr zu gehorchen hatte und der aufmüpfig geworden war. Und nicht eine Sekunde zweifelte sie daran, dass Sakura diesen Kisame wirklich zerstückelt nach Japan schicken würde. Dann hörte sie das Lachen aus dem Telefon, und sie wusste, dass sie es noch viele Nächte in ihren Träumen wieder hören würde. „Ah, meine kleine Sakura“, grinste Pain und schüttelte den Kopf. „Ich habe wirklich geglaubt, du wärest ein Feigling geworden, aber … Ich freue mich, dass du nichts eingebüßt hast. Ich habe mir wirklich schon sorgen gemacht, aber du bist immer noch mein kleiner Liebling …“ Sakura sagte nichts, und auch in ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung. Ihr Herz jedoch schlug wild und unregelmäßig, und fast meinte sie, den Schweiß auf ihrer Stirn zu spüren. Pain seufzte, als das Mädchen keine Antwort gab, und schüttelte einmal mehr den Kopf. „Schön, schön. Du willst scheinbar nicht über alte Zeiten reden … Warum also behelligst du mich?“ Wie aus dem Nichts klang er mit einmal ernst, als stünde er einem Geschäftspartner gegenüber, auf den er keine Lust hatte. „Du weißt doch selbst, warum Kisame bei euch rumstreunert. Dieser Trottel, wenn du ihn mir im Paket schicken würdest, müsste ich dir noch danken. Das er es in all den Jahren nicht lernte, unauffällig zu bleiben …“ „Ich will, dass du ihn zurückholst, Pain. Wir brauchen ihn nicht!“ „Was ihr braucht oder nicht, ist mir egal, kleine Sakura. Ich habe in Frankreich etwas sehr wichtiges, und ich sorge nur dafür, dass es nicht unerwartet verschwindet.“ „Verdammt Pain!“, wütete Sakura nun. „Ich will keine Hilfe!“ „Es ist keine Hilfe, Sakura. Es ist nur meine Versicherung, dass dein hübscher Körper nicht in einer Mülltonne landet. Ihr habt euch da mit etwas angelegt, dem ihr nicht gewachsen seid. Lasst diese so genannten Freunde sterben, und seht zu dass ihr aus Frankreich verschwindet! Mein Wort in Gottes Ohr, dass ihr überall hinkönnt und euch niemand folgen wird, aber … Sakura, wenn du dich mit diesen Leibwächtern von Tosa einlässt … und denk nur an Sasuke! Er hat sicher kräftige Nieren, er gäbe einen vorzüglichen Organspender ab, findest du nicht auch?“ Sakura zuckte zusammen, als hätte sie ein heftiger Schlag ins Gesicht getroffen. Das durfte nicht sein, schrie sie innerlich, und gleichfalls spürte sie schon die Tränen hinauf steigen. Das konnte einfach nicht sein! „Dann weißt du … wer sie sind?“ Plötzlich zitterte ihre Stimme, und Pain begann zu lachen. „Da bekommst du Angst, nicht wahr? Die Vorstellung ist auch zu grässlich. Ein zerhakter junge Mann der in einem Koffer …“ „Wer sind sie Pain!“, schrie Sakura und ihre Hand bebte so stark, dass sie das Telefon kaum noch halten konnte. „Was habt ihr mit ihnen …“ „Nichts!“, unterbrach sie Pain sofort. „Das verwechsle nicht, Sakura! Die Akatsuki haben mit solchen Spinnern nichts am Hut, verstanden? Aber wir mischen uns nicht ein. Und du hast dich auch nicht einzumischen! Wir haben einen Vertrag, Sakura! Keiner von rührt dich an, aber du hast dich verdammt noch mal nicht in solche Scheiße zu reiten!“ Er spuckte vor Zorn und seine wilden Augen fixierten Sakura Unheilvoll. „Kisame bleibt, bis ihr Frankreich verlassen habt! Und dir sollte etwas daran liegen, kapiert? Du kannst ihnen nicht helfen, und ich verstehe auch nicht, woher du diesen idiotischen Hilfe-Komplex bekommen hast! Sie sind schon so gut wie Tod, wenn es dir nicht um dich geht, dann denke an diesen idiotischen Kerl, für den du soviel übrig hast!“ Sakuras Agen waren weit aufgerissen, als Pain das sagte. Sie spürte Sasukes entsetzten Blick auf sich ruhen, und für einen Moment sah sie ihn, festgebunden auf einem Operationstisch … sie hatte davon gehört, schon vor vielen Jahren … „Gott“, entfuhr es ihr und sie musste sich übers Gesicht fahren. Ihr Blick glitt zu Tenten und Neji, die beide dasaßen, als wären sie längst Leichen. Sie konnte ihnen nicht helfen, Pain hatte Recht! Sie brachte Sasuke und sich nur in Gefahr, und Ino nun genauso. Sie hatte keine Wahl, sonst würden alle sterben … „Schick sie weg, Sakura“, flüsterte Pain durchs Telefon, und das Mädchen sah die Tränen in Tentens Augen steigen. Sie sah ihre Angst um sich, und um Neji. Und um Lee, der vermutlich längst zerstümmelt war … „Du musste sie wegschicken und das Land verlassen, kleine Sakura. Du bist ihnen nicht gewachsen, und ich kann dich nicht ewig vor ihnen beschützen. Niemand darf wissen, dass es zwischen uns eine Verbindung gibt …“ Sakuras Lippen bebten. Sie konnte ihren Blick nicht von den beiden nehmen, die sie hier aufgenommen hatten. Aber sie musste sich entscheiden, ob sie Leben oder sterben wollte. Und eigentlich wollte sie doch leben, mit Sasuke. Wir haben sie reingelassen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte das zu Sasuke gesagt gehabt. Und wenn man jemanden rein lässt, kann man ihm nicht nur ein halbes Brot geben, oder? Man versteckt die andere Hälfte nicht, wenn man eine hat. Entweder man gibt es, oder man lässt es ganz sein … Und dann fiel ihr ein, dass das schon mal jemand gesagt hatte. Nicht sie, aber über sie. Ino hatte es zu ihren Eltern geflüstert, damals im Krankenhaus. Sie hatte den Unfall gehabt, und Ino hatte ihre Eltern davon überzeugt, sie vor den Anbu und den Akatsuki zu beschützen. Ino war ihre beste Freundin gewesen. Und als diese hatte sie sie nicht im Stich gelassen. Sakura erzitterte, sah wieder zum Bildschirm und schüttelte den Kopf. „Zieh deinen Mann zurück, Pain. Wir brauchen keine Hilfe.“ Der Anführer lachte, doch schien er überrascht. „Du wirst verlieren, Sakura. Und das weißt du. Du wirst dein Herz verlieren.“ Flüchtig blickte Sakura zu Sasuke, denn sie verstand genau, was Pain sagen wollte. Er würde sie vermutlich überall freikaufen können, allein um den Vertrag zu schützen. Aber für Sasuke oder jemand anderen würde er keinen Finger rühren. Sakura lächelte, obwohl sie bedrückt wirkte. „Ich werde aber nicht verlieren …“ Doch sicher war sie sich diesmal nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)