Blacklist II von Saya_Takahashi (The next event) ================================================================================ Kapitel 7: Der Fuchs im Hasenbau -------------------------------- „Ihr geht kein Risiko ein“, sagte Sasuke zum zigsten Mal. „Wenn es zu heiß wird, verschwindet ihr von dort.“ „Natürlich“, schmunzelte Sakura. „Und ihr wollt wirklich den Bus nehmen?“ „Natürlich“, grinste nun Ino, währenddessen sie sich ihre dicke Winterjacke überzog. Sie sah aus wie eine junge Frau, die zur Party wollte. Sie trug trotz der eisigen Kälte einen Mini, und Sakura hatte sie nur unverständlich angesehen, als sie so die Treppen hinunter gekommen war. „Man muss immer gut aussehen“, war ihr einziger Kommentar gewesen. „Was macht der Kopf?“ Sasuke war sich überhaupt nicht wohl bei der ganzen Geschichte. Er stand Sakura gegenüber, schloss ihre Jacke wie ein Vater es bei seinem Kind tun würde, und seufzte ununterbrochen. „Der pocht, als wäre ´ne Eisenbahn drüber gefahren“, lachte das Mädchen nur. Das Training mit Tenten hatte sie ziemlich mitgenommen, allerdings fühlte sie sich trotz allem etwas besser als vorher. Einige Tricks hatte sie sich beibringen lassen, und sicher würden sie ihr auch nützlich werden. Tenten kicherte leise, obwohl ihr Gesicht bedrückt wirkte. „Du hättest nur ausweichen müssen“, meinte sie. „Aber wir üben weiter. Wir machen aus dir auch noch einen Tai-Jutsu Champion.“ „Na ich weiß nicht“, grinste Sakura nur. „Aber wer weiß.“ „Du hast sie trotzdem bei?“, fragte Neji unerwartet. Auch wenn er Sakura nach wie vor nicht trauen wollte, so begann er sich doch langsam Sorgen zu machen. Tenten war zweifellos eine starke Kämpferin, aber Sakura hatte dennoch keine gute Figur im Faustkampf gemacht. Und immerhin brachte sie sich jetzt für ihn und seine Partner in Gefahr. „Hat sie“, sagte Sasuke an Sakuras Stelle, da er dafür gesorgt hatte, dass sie ihre Desert Eagle trotz aller Einwände mitnahm. „Und du wirst sie benutzen, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, Sakura. Versprich es mir!“ Die Rosahaarige zögerte einen Moment, doch dann nickte sie. „Gut.“ Sasuke zog Sakura an sich und küsste sie einfach. „Dann passt auf euch auf.“ „Mir kommen gleich die Tränen“, sagte Ino und versteckte ihre Pistole unter der Jacke. „Du bist ja ein sentimentaler Macho geworden, dass du Naruto Konkurrenz machen könntest.“ Sasuke ignorierte die Blonde einfach, doch innerlich sah er sie schon auf dem Scheiterhaufen brennen. Diese herumkommandierende, großklapprige Hexe! „Und jetzt Abmarsch, sonst verpassen wir den Bus.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ In St. Brieuc waren auch zu später Stunde noch viele Menschen unterwegs. Vor allem lag es daran, dass an einem Freitagabend die Jugendlichen zu Diskos und Bars aufbrachen, um sich von der langweiligen Arbeitswoche zu erholen. „Wo ist der genaue Treffpunkt?“, wollte Sakura wissen, kurz bevor der Bus hielt und sie aussteigen mussten. „In der Tanzbar Petit Bateau. In einer Viertelstunde.“ Sakura nickte. „Ich werde draußen bleiben. Wenn etwas passieren sollte, klingelst du mich an.“ „Klar. Aber sagst du nicht die ganze Zeit, dass nichts passieren wird?“ „Ich habe einen Wagen gesehen, Ino. Einen auffälligen Wagen.“ „Auffällig im Sinne von anders als erwartet?“ Die Blonde grinste. In St. Brieuc gab es hunderte von auffälligen Wagen. „Auffällig im Sinne von Panzerglas.“ „Ah“, machte Ino und runzelte die Stirn. „Das erkennst du?“ „Natürlich. Zudem hatte der Wagen eine Gegensprechanlage. Es ist also gut möglich, dass es ein Sicherheitsfahrzeug war.“ „Man“, stöhnte Ino. „Kannst du nicht einmal irgendwo sein und dich wie ein normales Mädchen aufführen?“ Doch grinste sie, denn sie wusste, wie wichtig diese Information für die beiden war. Als Sakura und Ino den Bus verließen, trennten sich ihre Wege. Ino lief geradewegs zu der genannten Bar, derweil Sakura eine andere Richtung einschlug, in die dunklen Gassen verschwand und sich auf diesen Weg zur Petit Bateau aufmachte. Als sie auf ihre Uhr sah, war es Punkt 10 und Sakura holte tief Luft. Ino traf in genau diesem Moment auf ihren Informanten. Noch war alles ruhig, sie blieb im Schatten und beobachtete aus sicherer Entfernung das Lokal, aus dem laute Musik drang. Die Zeit verstrich wie im Flug, und als Sakura ein weiteres Mal zur Uhr blickte, stellte sie fest, dass Ino schon seit einer halben Stunde fort war. Sie besann sich zur Ruhe, blickte auf ihr Handy und ließ es wieder in der Jackentasche verschwinden. Sie hoffte inständig, dass der Informant etwas zu erzählen hatte, ihnen irgendwas geben konnte, damit sie einen Anhaltspunkt finden würden. Umso länger alles dauerte, umso geringer war die Chance, dass Lee noch leben würde. Vermutlich hatten sie ihn längst getötet… Sakura schüttelte sich bei diesen Gedanken. Sie hatte früher viel über den Organhandel gehört, auch wenn Pain und die Akatsuki nie damit geschmuggelt hatten. Sie hatten vorwiegend mit Drogen zu tun, Waffen und auch mit Menschen. Sie hatten japanische Prostituierte in die westliche Welt verkauft, ja selbst Kinder. Doch der Markt für Organhandel war ihnen nicht lukrativ genug. Sakura wusste noch, wie sie einmal eines Auftrages wegen nach Mosambik musste. Sie war dort den Straßenkindern begegnet, die es im ganzen Land gab. Und irgendwann waren ihr die grausamen Geschichten zu Ohren gekommen, denen sie sich noch Jahre später erinnern musste. Kinder, die ermordet wurden, damit ihre Organe verkauft werden konnten. Niemand fragt nach diesen Kindern, niemand kümmerte sich um ihre Leichen. Und auch, als die Entführung einer ganzen Gruppe bekannt wurde, blieb die Kriminalpolizei von Mosambik machtlos. Die Kinder waren Tage später wieder aufgetaucht, und sie lebten. Aber sie waren zur Gewinnung menschlicher Ersatzteile missbraucht worden. Sakura hatte ihr Versteck verlassen und sich etwas näher an die Bar geschlichen. Sie blieb jedoch ausnahmslos im Schutz der Häuserwände, denn sie rechnete mit Angriffen aus jeder Entfernung. Für einen Scharfschützen wäre sie ein leichtes Ziel, sollte sie sich zu öffentlich bewegen. Dass Ino noch immer nicht zurück war, ließ Sakura immer nervöser werden. Eine Stunde war mittlerweile vergangen, und würde es noch lange dauern, würde sie Ino suchen gehen. Ein junges Pärchen in den Zwanzigern lief an ihr vorüber, doch bemerkten sie Sakura nicht. Sie trotteten gemächlich zum Petit Bateau, grüßten den Türsteher und gingen ins Innere. Mit Argusaugen verfolgte Sakura jede ihrer Bewegungen, doch stellte sie nichts Verdächtiges fest. Und das machte sie skeptisch. Es war zu ruhig, fand sie. Bis auf das Pärchen waren kaum Menschen hier in diesem Viertel, als fürchteten sie einen aufkommenden Sturm. Auch wenn das Wetter kalt und nass war, so war dies für Jugendliche selten ein Grund, die Bars und Diskotheken nicht zu besuchen. Allerdings konnte sie sich kaum vorstellen, dass irgendeine Organisation Rücksicht nahm und die Stadtbewohner warnte, wenn sie irgendwo zuschlagen würden. Warum also war es dann so menschenleer in dieser Gegend? Vermutlich, weil diese Gegend nicht besonders beliebt war. Die Straßen hier waren eng und nur schwer erreichbar. Die Beleuchtung war ungenügend und die Gassen tief und weitläufig. Die jungen Leute handelten wahrscheinlich unbewusst aus den richtigen Gründen. Sie meiden die Gegend, weil sie ideal für Kriminelle war. Für Diebe, wie für Mörder gleichfalls. Die Kriminalitätsrate in St- Brieuc war nicht sonderlich hoch, aber es gab Verbrechen. Und hier konnte ihr zentraler Punkt sein… Die Rosahaarige fuhr sich übers Gesicht, zog ihre schwarzen Handschuhe an und rückte den Schal höher. Gezielt verließ sie die Dunkelheit und ging hinüber zur Bar. Sie konnte nicht mehr warten, und sie mussten hier weg. Schnellstens. Sakura imitierte das Verhalten des jungen Pärchen, grüßte den Türsteher und kam unauffällig in die stickige Bar. Der Qualm von Zigaretten stieg in Nase und Augen, ließ sie blinzeln und weitergehen. Zwielichtig war es hier. Finster. Riskant. Sie spürte, wie sie die Leute hier beobachteten. Sie glitt in eine schmale Nische und hielt nach Ino Ausschau. Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Freundin an einem kleinen Tisch unweit des Notausganges saß und sich angeregt mit einem dunkelhaarigen Mann unterhielt. Ohne noch weiter zu zögern lief sie geradewegs zu ihr. „Wir gehen“, sagte sie barsch und hielt ihr Gesicht verdeckt. „Wer ist das?“, fragte der Fremde sofort. „Wir hatten doch ausgemacht, dass …“ „Jetzt Ino!“ Ino grummelte dem Mann eine Entschuldigung entgegen und erhob sich. „Danke Herr Sakaido.“ „Nichts zu danken“, sagte der Fremde und erhob sich ebenfalls. „Bestell deinem Vater schöne Grüße. Und… seid vorsichtig.“ „Machen wir.“ Viel mehr konnte Ino nicht herausbringen, da Sakura sie schon mit sich schleifte. Sie winkte dem japanischen Agenten und alten Freund ihres Vaters noch einmal zu, als plötzlich ein Schuss ertönte. „Scheiße!“, rief Sakura, zog Ino heftiger mit sich und wurde fast von den panisch werdenden Menschen umgerannt. In Massen drängten sie sich kreischend und hetzend zur Tür, derweil Ino erstarrte und kaum mehr einen Schritt machen konnte. „Nein!“, stieß sie aus, wischte sich über die Augen und wollte zurück rennen, doch Sakura packte sie grob und zog sie zu einem hinteren Notausgang, der im Dunklen lag. „Sie haben ihn erschossen, Sakura! Gott, verdammt sie haben ihn umgebracht! Wir müssen zurück und …“ „Lauf gefälligst!“, blaffte die Rosahaarige nur. „Wir können ihm nicht mehr helfen, Ino. Lauf!“ Sakura zerrte Ino nach draußen auf einen Hinterhof, den sie scheinbar als einzige gefunden hatten. Keine Seele schien hier zu sein, doch die Mädchen wussten es besser. „Eine Falle“, keuchte Ino und blieb abrupt stehen. „Verdammt, wir sind in eine Falle getappt!“ Sie sah sich hektisch um, aber niemand schien in der Nähe. „Kannst du…“ „Psst!“, machte Sakura und hielt die Luft an. Sie drückte Ino und sich in eine tiefe Ecke und suchte den ganzen Hinterhof ab. Wo war der Feind? Warum zeigte er sich nicht? „Sie haben Sakaido. Gott …“, weinte Ino leise. „Er wollte sich gar nicht treffen, hätte ich ihn nur nicht…“ „Ino, sei still!“ Sakura verengte die Augen, doch sie griff nicht nach ihrer Waffe. Sie holte kaum noch Luft, doch plötzlich machte sie einen Satz nach vorne und riss die Blondine mit sich. „Was ist?“, entfuhr es Ino, die sich erschrocken umsah. „Willst du hier einfach lang laufen? Wir werden…“ „Sei bitte ruhig, Ino. Komm einfach und bleib leise. Lauf schneller, los …“ „Aber…“ „Ino, vertrau mir!“ Ino schluckte, doch sie nickte und lies sich von Sakura durch den Hinterhof führen. Niemand sprang auf sie zu oder gab einen weiteren Schuss ab, aber Ino wusste ganz genau, dass sie beobachtet wurden. Sie passierten einen hohen Torbogen und kamen zur Straße, die zur Bushaltestelle führte. Sie erreichten auch den Bus, und niemand griff sie an. Der Bus kam und Sakura drehte sich nicht um, als sie ins Innere des Wagens stieg. Sie schubste Ino nach hinten und sagte kein Wort. „Was zum…“ „Nicht hier, Ino. Wir müssen erst nach Hause, dann erklär ich dir alles.“ „Aber warum … Gott, warum hat niemand auf uns geschossen? Der Kerl, der Sakaido umgebracht hat, der hat uns doch verfolgt, oder nicht?“ Ino flüsterte so leise wie möglich, doch das Gefühl des Beobachtens ging nicht vorüber. „Man, was ist da grad passiert?“ „Du hast es doch schon gesagt. Es war eine Falle.“ Sakura öffnete beim Sprechen kaum den Mund. „Aber … wieso hat dann niemand …“ „Sakaido“, sagte Sakura und sah ihre Freundin traurig an. „Er war die Falle, Ino. Er wurde erschossen, weil er uns vorhin erschießen wollte. Er hatte seine Waffe griffbereit, als wir den Tisch verließen.“ „Was? Aber wer…“ „Dieser verdammte Pain“, presste Sakura zwischen den Zähnen hervor. „Ich hab ihm doch gesagt, er soll seine Leute abziehen!“ "Etwa Kisame?" "Ja." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakura fühlte sich schwer, als sie den steilen Pfad zum Haus folgte. Ino lief hinter ihr und schluchzte leise. Sakaido war ein Freund ihres Vaters gewesen, er war ein Verräter und nun war er tot. Sakura sah kurz nach hinten, als schon Sasuke vor ihr stand. „Was ist passiert?“, fragte er gleich, kaum das er die Blonde in der finsteren Nacht erblickte. „Drinnen“, sagte Sakura schlapp, ließ sich von Sasuke stützen und nahm Ino bei der Hand. „Wir haben Besuch?“, entfuhr es der Rosahaarigen, kaum dass sie im Flur stand und ein unbekanntes Paar Schuhe sah. „Wer?“ „Shikamaru?“ Ino blickte verdutzt auf, kaum dass ihr Freund mit Neji und Tenten zu ihnen kam. „Ist was schief gelaufen?“, fragte der Hyuuga, als sie ins Wohnzimmer gingen, wo für alle Platz war. Sakura erzählte ihnen in kurzer Form, was vorgefallen war. „Was machst du hier, Shikamaru?“, fragte Ino dann. Sie schien noch immer verwundert, doch sichtbar froh über diese Überraschung. Shikamaru hingegen wirkte – und einen passenderen Ausdruck gab es nicht – absolut gelangweilt. „Ich sollte nach Malaysia“, meinte er gedehnt. „Aber ich dachte, es wäre besser, wenn ich hier her komme.“ „So?“ „Shikamaru glaubt, dass die Akatsuki falsche Fährten legen“, erklärte Sasuke. „Aber darüber können wir später reden. Hat dieser Sakaido irgendwas gesagt, das uns nützen könnte? Oder bedeutet das, seine ganzen Informationen waren gelogen?“ „Gelogen“, meinte Ino traurig. „Das wusste ich schon während der Unterhaltung, aber… ich dachte er belügt mich nur aus Angst. Ich hätte niemals vermutet, dass er uns ausschalten sollte.“ „Verdammt“, stöhnte Neji und ließ sich schlaff gegen Lehne der Couch fallen. „Wir kommen nicht weiter, verdammte scheiße! Uns rennt die Zeit davon.“ „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass euer Freund noch lebt“, sagte Shikamaru plötzlich. „Was?“ Tenten sah ihn aufgeregt an. „Weißt du etwas?“ „Nur das, was ihr mir vorhin und jetzt gesagt habt. Aber findet ihr nicht, dass er ein wunderbares Druckmittel darstellt?“ Shikamaru klang monoton wie eh und je. „Die Frage ist nur, warum sie ihn euch noch nicht zum Tausch angeboten haben.“ „Zum Tausch?“ „Natürlich zum Tausch“, sagte Shikamaru genervt. „Falls sie ihn nicht gleich zu Anfang getötet haben, dann ist er im Moment für sie von großem Wert.“ „Und warum?“ „Weil ihr die Falschen um Hilfe gebeten habt. Die Falschen in ihren Augen. Ihr habt Sakura und Sasuke ins Boot geholt, und damit auch die Akatsuki. Wir wissen nicht, wer genau der Feind ist, wir können nur vermuten. Aber wie es aussieht, sind unsere momentanen Gegner und die Akatsuki keine guten Freunde. Allerdings wollen sich die Akatsuki nicht einmischen. Wer also die Oberhand hat, können wir nicht genau sagen. Das bedeutet aber trotzdem, dass die Feinde sich gestört fühlen. Sie können nicht agieren, solange Sakura im Boot sitzt, weil sie Pain und seine ausführende Hand hinein zieht. Sie fühlen sich gestört und wollen ihre Ruhe vor uns. Das können sie erreichen, in dem sie Lee am Leben lassen und im richtigen Moment an uns verkaufen werden.“ Alle sahen auf den Braunhaarigen, der sich im Sessel streckte und ausgiebig gähnte. Darauf wäre niemand so einfach gekommen. Aber Shikamaru war nicht einmal zwei Stunden bei ihnen, und schien schon alles vorauszusehen. „Das bedeutet also, dass wir hoffen können“, sagte Neji und wirkte um einiges beruhigter. Er fuhr sich durch die Haare und sah zu Tenten, die Tränen der Erleichterung in den Augen hatte. „Vielleicht“, sagte Sakura plötzlich und blickte zu Shikamaru. „Aber der springende Punkt ist doch, dass Lee ein Druckmittel ist, nicht wahr? Sie würden ihn verkaufen, aber sicher nicht gegen Geld…“ „Nein“, grinste der Angesprochene auf einmal. „Du bist ein schlaues Mädchen, Sakura Haruno. Ino hat mir viel erzählt. Ich war ganz gespannt, dich kennen zulernen. Deine Psyche zu beobachten ist für mich eine Ehre.“ Sakura blieb regungslos, doch Sasuke zuckte unmerklich zusammen und zog die Braue hoch. „Was meinst du damit?“, fragte er scharf. „Shikamaru ist ausgebildet, Täterprofile zu erstellen“, erklärte Ino lächelnd. „Er arbeitet bei der PEGA als Analytiker. Er untersucht auf Basis von Indizien die Muster bei den Verbrechen der Akatsuki. Er ist der Beste, was das erstellen von Täterprofilen angeht“, sagte die Yamanaka stolz. „Täterprofile?“ Sasuke sah alles andere als begeistert aus. Shikamaru nickte unverblümt. „Und Sakura ist ein sehr interessanter Mensch. In erster Linie aufgrund ihrer Eigenschaften als Berufsmörderin, aber auch durch ihren extremen Wandel. Als hätte man den Teufel persönlich bekehrt.“ Tenten öffnete abrupt den Mund, doch Sakura lächelte nur. „Schon gut“, sagte sie, damit sich das Mädchen oder Sasuke nicht aufregten. „Shikamarus Gründe hier zu sein sind vielseitig. Aber ich werde dir nichts sagen“, meinte sie freundlich und gleichsam fest. „Das habe ich mir gedacht.“ „Was meinst du damit?“, fragte Ino erbost. „Wolltest du Sakura aushorchen?“ Shikamarus Grinsen wurde breiter. „Es wäre eine hervorragende Möglichkeit auch mehr über Pain zu erfahren. Aber ich sehe die Gründe deiner Verschwiegenheit ein. Auch mir liegt viel daran, Ino in Sicherheit zu wissen.“ „Über was quatscht ihr denn da?“, brauste die Blonde auf. „Was hat das mit meiner Sicherheit zu tun?“ „Eine ganze Menge, Ino. Und der jüngste Fall beweist es uns.“ Shikamaru räusperte sich, da er ahnte, wieder einmal etwas länger reden zu müssen. Es ging ihm gegen den Strich, solche langwierigen Erklärungen abhalten zu müssen, doch das Verständnis der anderen war im Vergleich zu seinem gering. „Ich höre, Watson.“, brummte die Blonde. „Der Grund, warum du noch am Leben bist, ist Sakuras Entscheidung nichts über die Akatsuki zu sagen. Sie hat die Organisation nicht im Guten verlassen, und soweit mir bekannt ist, ist sie das einzig lebende Ex-Mitglied, dass es sich mit denen verscherzt hat. Und wir können wirklich behaupten, dass die Organisation nicht gut auf Sakura zu sprechen ist.“ „Ja, kapier ich. Und weiter?“ Shikamaru seufzte. „Sakuras System, sich die Akatsuki vom Leib zu halten, ist einer der wichtigsten Punkte dabei. Du hast es versucht mir zu erklären, und ich glaube im Gegensatz zu… den meisten habe ich es verstanden.“ Shikamaru grinste Sakura leicht an. „An sich ist es sehr simpel.“ Sakura nickte schmunzelnd. „Es entspringt dem Hirn einer 13 jährigen, Shikamaru.“ „Ich weiß nicht, was daran einfach sein soll“, knurrte die Yamanaka. „Das ist es aber“, erwiderte Shikamaru. „Das System an sich ist kinderleicht, wie es eben von einem Kind zu erwarten ist. Person eins ruft drei Personen an, die jeweils wieder Personen anrufen. Man braucht keine Intelligenz, um das zu verstehen.“ „Und warum hat es Pain dann nicht längst geknackt?“ Shikamaru lächelte breit. „Weil es unknackbar ist.“ „Da soll jetzt einer hinterherkommen, oder was?“ „Ich versteh´ es aber auch nicht“, meinte Tenten. „Wie kann es beides sein?“ „Das Entscheidende ist, dass man das System versteht – und für Pain ist das mit Sicherheit eines der unverschämtesten Dinge überhaupt – aber man kann es nicht brechen. Am Ende der Kette sind es hunderte von Menschen, die in irgendeiner Weise irgendetwas erfahren haben. Hunderte! Zwischendrin sind es schon hunderte. Die Akatsuki müssten auf einen Schlag hunderte von Leuten umbringen, deren Namen sie erst einmal herausfinden müssten. Und wie verheimlich man den Mord an so vielen Menschen? Es ist einfach nicht zu verheimlich. Und das Beste ist, das niemand weiß, was passiert, wenn einer dieser Menschen sterben sollte. Pain macht das verrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich in seinem ganzen Leben einmal so verarscht vorgekommen ist. Abgesehen von dem Fakt, dass Sakura ein Kind war, als sie ihm den Schlag verpasste. Aber viel größer ist die Schande, dass er eigentlich genau weiß, was ihn aufhält. Es liegt sozusagen direkt vor seiner Nase. Er muss es sich ansehen und kann nichts unternehmen, weil alles was er tut nur noch mehr Menschen auf den Plan rufen könnte. Verstehst du jetzt?“ Ino nickte zögernd. „Das ja. Aber was hat das jetzt mit heute zu tun?“ Der Braunhaarige rieb sich die Schläfen und seufzte schwer. „Durch Sakuras System hat sie einen Schutz gegenüber den Akatsuki. Und in diesem Schutz sind noch weitere Leute einbegriffen. Nämlich du als ihre beste Freundin, und Sasuke, den sie liebt. Ich nehme stark an, dass es auch Hinata und Naruto betrifft, aber zu den beiden komme ich später. Du und Sasuke sind die wichtigsten Personen in Sakuras Leben, und solange sie den Mund hält, seid ihr vor den Akatsuki sicher. Aber…“ Shikamaru holte tief Luft. „vor niemand anderen. Die Feinde können euch nach belieben töten, oder als Organspender nach Amerika schicken. Das ist egal. Fakt ist, sie können euch einfach töten. Und das wiederum würde Sakura jeden Grund nehmen, zu schweigen. Ich kenne sie nicht, aber wenn ich ihr Handeln beurteile und sie einschätzen müsste, würde ich behaupten, dass sie ihr Leben nicht weiterleben würde wollen, wenn es euch nicht mehr gäbe.“ Der junge Mann sah kurz zu Sakura, und obwohl sie nichts sagte, war er sich sicher, dass es stimmte. „Also bedeutet das kurzgefasst: Seid ihr aus dem Weg, verrät Sakura die Geheimnisse der Akatsuki. Pains Geheimnisse und alles was sie weiß. Stirbt Sakura, werden diese Geheimnisse im Falle eines vorsätzlichen Todes ebenso verraten. Hier ist Pains Dilemma und Sakuras genialste Idee, die sie damals hatte. Pain darf euch nichts tun, und zudem – und das ist wahrlich absolut genial – darf er euch in seinem Interesse nicht sterben lassen.“ Ino blinzelte, als sie langsam verstand, was Shikamaru eben gesagt hatte. „Deswegen hat Kisame also Sakaido getötet, als er mich erschießen wollte?“ „Genau, nur deswegen.“ „Wahnsinn“, entfuhr es Ino. „Heftig, ey.“ „Ja, das ist heftig. Pain hat Sakura für sich töten lassen, und nun… lässt Sakura ihn für sich töten.“ Ino hob abrupt den Kopf und sah ihre Freundin entsetzt an. „Du hattest das… von Anfang an so geplant?“ Sie wirkte ungläubig und ehrfürchtig zugleich, doch Sakura lächelte nur. „Pain muss doch Alpträume von dir haben!“, lachte sie und schüttelte den Kopf. „Ich fass das nicht.“ „Nicht nur Pain hat sie die Alpträume verpasst“, gab Shikamaru von sich. „Auch den Anbu und der PEGA. Denen ist ihr Leben… nicht viel Wert, denn sie bleibt eine Killerin der Akatsuki. Aber würden sie versuchen ihr Schweigen zu brechen, dann müssten sie euren Tod verantworten. Sakura hat sich in diesem Sinne gegen jede Form zur Wehr gesetzt, die ihr oder euch etwas tun könnte.“ „Ich krieg´ Kopfschmerzen“, jammerte Ino, grinste aber unentwegt. „Das hättest nicht mal du so hinbekommen, oder Shika?“ Der Angesprochene runzelte beleidigt die Stirn. „Das würde ich nicht behaupten wollen.“ Ino lachte nur. „Dann sind wir also… tja in Sicherheit kann man sagen, oder?“ „Nicht ganz“, sagte Shikamaru unerwartet und alle Augen ruhten wieder auf ihm. „Denn die Medaille hat zwei Seiten. So heißt es doch.“ Er blickte zu Sakura, deren Lächeln nun verschwunden war. „Ja, so heißt es“, sagte sie leise. „Und das bedeutet?“ Diesmal war es Neji, der fragte. Das hörte sich nicht gut an. „Das bedeutet, das Pain noch genau einen Triumph in der Hand hält. Von uns allen ist er derjenige, der Sakura am Besten kennt. Er hat sie trainiert, und er hat aus ihr das gemacht, was sie war und heute noch immer ist.“ „Was meinst du?“, fragte Tenten verwirrt. „Er meint“, sagte Sakura und sah Shikamaru betrübt an, als würde sie durch ihn hindurchsehen. „Dass ich ein Mörder war und es immer sein werde.“ „Das ist doch Schwachsinn!“, brauste Ino auf. „Sakura ist keine…“ „Doch Ino“, sagte Shikamaru fest. „Und das merkt man auch jetzt.“ „Wie soll man das denn merken?“ Shikamaru holte tief Luft und fühlte sich scheinbar nicht mehr besonders wohl. „Man sieht es in ihren Bewegungen, in ihren Augen. Sie beobachtet uns, sie bemerkt jede Veränderung. Sie sieht in einem Fremden zuerst einen Feind und dann einen möglichen Freund. Solche Dinge mein ich. Kein… Verbrecher gleicht dem anderen, und es macht einen erheblichen Unterschied, ob du eine Tat im Affekt ausführst oder ob du darauf trainiert wurdest.“ „Hä?“, kam es nicht gerade geistreich von der Blonden. „Du meinst die Art des Verbrechens? Also ihre Art und Weise?“ „Er meint, dass ein Mensch, der lernte zu töten, die Dinge anders sieht als jemand, der aus Wut zum Beispiel jemanden erschlug“, vereinfachtete es Neji. „Jemand wie… in dem Fall Sakura, betritt einen Raum und sieht zuerst die Fluchtmöglichkeiten oder überprüft, ob der Raum verwanzt ist. Danach realisiert sie erst, dass er im Wartezimmer eines Arztes steht. Sakura bemerkte Shikamaru und überlegte erst, welche Sorte Feind er ist, bevor sie ihn als deinen Freund wahrnehmen konnte.“ „Echt?“, fragte Ino und sah wieder zu Sakura. „In etwa.“ Sie nickte schwach. „Aber ich gehe nicht zu Ärzten“, meinte sie dann schmunzelnd. „Weil Ärzte die Möglichkeit haben sie auf natürliche Weise sterben zu lassen, zumindest dass es so aussieht“, erklärte Shikamaru. „Deswegen, nicht wahr?“ „Ich kenne Pain ebenso“, gab Sakura zurück. „Und er spielt sicherlich öfters mit diesem Gedanken.“ „Aber abgesehen davon: Wo ist Pains Triumph? Was hat er davon, Sakura gut zu kennen? Er kann sie ja scheinbar doch nicht überlisten“, bemerkte Tenten. „Das muss er auch nicht“, sagte Sasuke unheilvoll und mit versteinertem Gesicht. „Denn mit den Auftauchen der neuen Feinde hat er auch gleich eine gänzliche andere Möglichkeit gefunden, stimmt’s?“ Er sah zu Sakura, doch es war Shikamaru, der ihm antwortete. „Die Frage ist offen, ob er selbst schon von dieser Möglichkeit weiß. Ich nehme es an, aber wir wissen es nicht.“ „Man Shika, ich versteh nur Bahnhof! Welche Möglichkeit?“, knurrte Ino unwirsch. „Der Triumph ist mir immer noch ein wenig schleierhaft!“ „Er ist sehr deutlich, Ino“, gab ihr Freund zurück. „Sakura ist und bleibt eine Killerin, und auch wenn sie ins Kloster gehen sollte – sie kann ihre frühere Identität niemals ablegen. Sie wird sie vermutlich sehr gut verstecken können, die Ruhe in Person sein und gottesfürchtig in den Himmel beten…“ Shikamaru grinste bei der absurden Vorstellung. „Aber es gibt immer Dinge, die das innere nach außen kehren. Nehmen wir an, Sakura verliert dich und Sasuke im Kampf gegen den neuen Feind? Hinata und Naruto packen wir auch noch drauf. Auch Kakashi, Tenten und Neji. Sie sieht euch sterben, oder sieht eure Nieren. Was würde eine echte Nonne tun?“ „Beten?“, zischte Ino, die es als beleidigend empfand, dass Shikamaru ein so lächerliches Beispiel erfand. „Genau“, grinste er. „Sie betet. Und was tut ein echter Killer?“ „Töten?“ „Eben. Und jetzt sage mir, Ino. Ist Sakura eine echte Nonne, oder ein echter Killer?“ Ino schwieg und zum ersten Mal schien sie sprachlos. „Und was sollte daran Pains Triumph sein?“, zürnte Sasuke missmutig. „Alle sind tot. Sakura würde ihn verraten. Was hat er davon?“ Shikamarus Grinsen erstarb noch immer nicht. „Würde sie das, Sasuke? Würde ein echter Killer, der jeden, den er liebt, verloren hat, wirklich in erster Linie denken: Okay, dann kann ich ja jetzt die verdammten Akatsuki hops gehen lassen?“ Shikamaru schüttelte den Kopf und sah wieder hinüber zu Sakura. „Sagst du es uns?", bat er ruhig. „Sagst du uns, was ein Killer, der alles verloren hat, tun würde?“ „Was meint er, Saku?“ Sakura sah hinüber zu Ino und es schien, als wären ihre Augen feucht. Sie versuchte ein klägliches Lächeln, doch Shikamarus Worte waren tief gedrungen. Und sie sagten die einzige Wahrheit. „Ihm würde…“, meinte sie zögernd. „würde nur noch eines etwas bedeuten, Ino. Nur noch eines, wenn er sonst nichts mehr hat.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Er würde Rache wollen. Und nichts anderes. Denn er kennt nichts anderes.“ Ino sah erschrocken zu ihrer Freundin, doch sie brachte keinen Ton heraus. „Das ist es“, schloss Shikamaru. „Rache an denen, die einem alles genommen haben, und vielleicht mit Hilfe derer, die einem zwischendurch als Verbündete erschienen.“ Er blickte niemanden mehr an, den er wusste, wie sie ihn alle entgeistert ansahen. „Und so hüpft auch ein entflohene Kaninchen wieder in den Bau, ungeachtet dessen, dass dort der Fuchs wartet." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)