Blacklist II von Saya_Takahashi (The next event) ================================================================================ Kapitel 8: Ein Fehler und der Schatten -------------------------------------- Es war ein ziemlich trister Morgen, als Sakura aufwachte und zum Wecker sah. Es war gerade einmal sieben Uhr, doch konnte sie nicht mehr schlafen und stand schließlich auf. Sasuke war nicht im Schlafzimmer, aber sie konnte sich denken, wo er steckte. Sie zog sich ihren Morgenmantel über und ging hinunter in den Keller. „Du bist früh auf“, lächelte sie ihn an und unterbrach damit sein Training. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er, nahm sein Handtuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Die Leere im Bett hat mich geweckt“, grinste Sakura und gab ihrem Freund einen Kuss. „Aber ich konnte auch so nicht mehr schlafen.“ „Es war sehr aufschlussreich gestern“, meinte Sasuke und seine Miene verhärtete sich. „Aber es muss nicht alles stimmen, was Shikamaru gesagt hat.“ „Deswegen konnte ich nicht nicht mehr schlafen.“ Sakura schlang ihre Arme um Sasuke und zog ihn zu sich hinunter. „Dann war dir das Bett zu leer?“, grinste er amüsiert und ließ sich seine schlechte Laune vertreiben. „Nein, auch deswegen nicht. Ich wollte eigentlich zum Strand runter.“ „Heute? Das Wetter ist nicht gerade geeignet.“ „Das Wetter“, schmunzelte Sakura. „Ist absolut geeignet. Kommst du mit?“ Sasuke zog die Braue hoch, doch schließlich nickte er. Er fühlte sich wohler, wenn er Sakura nicht alleine durch die Gegend laufen ließ. ~~~~~~~~~~~~~~~ „Hast du mit Shikamaru über Naruto und Hinata gesprochen?“, fragte Sakura, als sie mit Sasuke den asphaltierten Fußweg entlang ging, der parallel zum Strand verlief. „Er hat gestern Abend nichts mehr erzählt.“ Sasuke nickte knapp. „Die beiden sind in Malaysia. In Kuala Lumpur gab es angeblich Informanten, die dort den Drogenschmuggel der Akatsuki aufgedeckt hätten. Sie sollen das ganze untersuchen.“ „Angeblich?“ „Shikamaru glaubt nicht, dass es stimmt. Er hält es für eine Inszenierung der Akatsuki, damit die beiden rausgehalten werden.“ „Und nicht auf den Gedanken kommen, nach Frankreich zu fliegen?“ „Das glaubt er, ja. Es würde zu seiner Theorie passen, dass Pain auf alle ein Auge wirft und niemanden in die Fänge der neuen Gegner wissen will.“ „Ich sollte Pain eine Dankeskarte schicken.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Shikamarus Ausführungen sind zwar logisch, aber …“ „Aber wir reden über Pain.“ Sasuke nickte, denn dieser Gedanke beschäftigte auch ihn. „Und Pain als der stille Beschützer?“ Sakra seufzte. „Shikamaru hat einen entscheidenden Faktor vergessen, obwohl er ihn genannt hat.“ „Der wäre?“ „Sein Hass“, lächelte Sakura. „Ich glaube, dass er mich bis ins Letzte dafür hasst, was ich mit dem Vertrag angerichtet habe. Er wird uns vielleicht für eine Weile des Abkommens wegen helfen, aber … ich glaube, das mit jeder Minute und mit allem, was er wegen uns in Kauf nehmen muss, sein Hass steigen wird.“ „Und irgendwann tickt er aus.“ Sakura griff sich Sasukes Hand und nickte. „Und dann macht er vielleicht einen Fehler.“ „Der für uns alle den Untergang bedeuten kann“, beendete Sasuke den Satz. „Wolltest du deswegen raus?“ „Wände haben Ohren“, grinste Sakura. „Mauern haben Löcher, und Türen sind nicht immer geschlossen.“ „Du glaubst, dass jemand unter uns…“ „Nein“, sagte Sakura schnell. „Aber ich glaube, dass Angst den Verstand benebelt und den treusten Verbündeten in einen gefährlichen Spion der anderen Seite verwandeln kann, bewusst oder unbewusst.“ „Hmm.“ Sasuke legte seinen Arm um Sakuras Schultern und zog sie im Gehen näher zu sich. „Was ist mit deiner Angst?“ „Ich habe keine“, grinste Sakura, doch wurde sie noch im gleichen Moment ernst. „Angst ist ein unbestimmtes Gefühl, weißt du? Soviel hat mich Pain gelernt. Wenn ich nicht weiß, was mich erwartet, wenn sich dieses Gefühl nicht auf etwas Bestimmtes bezieht, dann empfinde ich Angst. Er sagte immer, dass ich die Angst aus mir verbannen soll, weil sie unnötig ist. Und das ist das einzige, worin ich ihm Recht gebe. Angst zu haben vor etwas, das ich nicht kenne – das ist nur nutzloser Ballast. Pain handelt danach. Er empfindet niemals Angst. Ich tu mich etwas schwerer.“ „Er fürchtet den Vertrag“, gab Sasuke zu bedenken. „Natürlich“, nickte Sakura. „Er kennt die Gefahr, seine Angst bezieht sich auf eine Sache. Wenn ich genau weiß, wovor ich Angst habe, dann ist es eigentlich keine Angst mehr. Objektbezogene Angst nennt man Furcht. Er fürchtet sich vor dem Vertrag, und er fürchtet sich vor den Gegnern.“ „Er fürchtet sich vor ihnen?“ „Ich glaube, das tut er. Er weiß, wer sie sind, da bin ich mir sicher. Er fürchtet sicher nicht um sein Leben, aber er kann andere Dinge fürchten. Verlust von Kontakten, Verlust von Partnern und Kontrollverlust, oder Verlust von Macht. Deswegen meine ich, dass Pain keine Angst kennt. Aber sehr wohl kann er sich fürchten. Das macht ihn zu einem gefährlichen Menschen, weil er es schaffte, seine unbestimmte Angst vor unbestimmten Dingen zu zerstören. Hätte er meinen Vertrag nicht verstanden, dieses System mit den ganzen Leuten, hätte es ihn vermutlich nicht gekratzt. Aber gerade weil er genau weiß, was ihn bedroht, empfindet er vor dem Vertrag Furcht.“ Trotz des unangenehmen Gesprächsthemas musste Sasuke grinsen. „Wer kennt wen besser?“, fragte er. „Pain dich, oder du Pain? Shikamaru würde in die Luft springen, wenn er deine Ausführung über Pains Denkweise gehört hätte. Er könnte ein genaueres Profil erstellen.“ „Ich weiß. Auch deswegen sind wir nicht im Haus.“ Sasuke nickte. „Aber jetzt lass uns zurückgehen. Es scheint bald wieder zu regnen.“ „Sasuke?“ „Hm?“ „Was hat Neji für dich getan, dass du in seiner Schuld stehst?“ Sakura sah zu dem Schwarzhaarigen, dessen Gesicht wieder ernsthaft und düster wurde. „Schon gut“, sagte sie hastig, als sie merkte, dass Sasuke mit sich ringen musste, etwas zu sagen. „Du kannst es mir ja irgendwann einmal erzählen“, lächelte sie ihn an, lief etwas schneller und zog ihn mit sich. „Jetzt hab ich Hunger.“ Der Uchiha nickte, doch seine Miene wurde nicht milder. „Sakura?“ „Ja?“ „Was ist mit deiner Furcht?“ Sie stoppte abrupt, als hätte er ihr eine undenkliche Frage gestellt. „Meiner?“ „Du sagtest, du hast keine Angst. Aber du sagtest auch, dass Angst und Furcht etwas anderes ist. Wenn du dich nicht vor etwas Unbestimmtes ängstigst, heißt das also nicht, dass du dich nicht vor etwas Bestimmten fürchten könntest, oder?“ Sakura grinste, doch wirkte es aufgesetzt. „Ich fühle mich durchschaut“, witzelte sie. „Das ist keine befriedigende Antwort.“ „Nein“, gab Sakura zu und ging voran, als sie schon den Pfad zu ihrem Haus erreichten. „Wie ist deine Antwort, Sakura?“ Das Mädchen hielt noch einmal inne. „Es ist immer die Gleiche“, meinte sie leise. „Pain hat mich gelehrt, Angst zu verdrängen. Und er hat mir beigebracht, dass es für mich nur eine Furcht gibt.“ „Welche?“ Sakura zog sich die Handschuhe aus, als sie ihre Veranda erreichten. „Pain selbst“, sagte sie und lächelte kümmerlich. „Und kein Vertrag könnte das jemals ändern. Egal, wer im Moment unsere Feinde sind und was für widerliche Dinge sie mit den Menschen machen… Und selbst, wenn es so scheint, als wäre Pain auf unserer Seite – er wollte, dass ich ihn genau kenne, denn er wollte, dass ich nur ihn fürchte. Er wird immer der gefährlichste aller Feinde bleiben.“ Sasuke sah Sakura prüfend an. „Es gibt noch mehr Dinge, die er getan hat, oder?“, erriet er. „Der Vertrag schützt ihn nicht nur davor, dass seine Waffengeschäfte scheitern, oder sein Drogenhandel aufliegt, nicht wahr?“ „Nein“, gab Sakura heiser zu. „Das würde ihn nicht wirklich kümmern.“ Sasuke zuckte bei ihrer Antwort unbewusst zusammen. „Was ist es dann?“, wollte er wissen, doch Sakura schüttelte nur den Kopf. „Sag es mir!“ „Tut mir leid“, meinte sie und biss sich auf die Lippen. „Aber ich… kann es nicht sagen. Und du würdest es… nicht wissen wollen, Sasuke.“ „Hat es etwas mit dir zu tun? Du weißt, dass ich dir nicht…“ „Nein!“, sagte Sakura schlagartig. „Ich habe niemals… Aber es betrifft mich auch. Deswegen… geht es nicht. Bitte, Sasuke.“ Sasuke seufzte. „Du wirst es mir irgendwann sagen müssen, Sakura.“ „Vielleicht tue ich das, ja. Aber dann… würde einer von uns sterben.“ Sie grinste, obwohl Sasuke die Gesichtszüge entglitten waren. „Und ich habe nicht vor, in nächster Zeit diese Welt zu verlassen. Du solltest das auch nicht. Und jetzt hab ich Hunger.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Pfannkuchen!“, klatschte Ino in die Hände, als Sakura ihr einen Teller hinstellte. „Seit wann kannst du die denn?“ „Hinata hat mir das Rezept gegeben“, gab die Rosahaarige zurück. „Und tu mal nicht, als wären Pfannkuchen besonders schwer.“ „Wie auch immer“, kicherte die Yamanaka nur und biss genüsslich in ihr Frühstück. „Die sind sogar lecker…“ „Sehr gut“, bestätigte Tenten, die neben Ino saß. In der Küche war nicht genug Platz für die Sechs, und so verschob man das gemeinsame Frühstück ins Wohnzimmer. „Wir werde heute einkaufen gehen müssen“, seufzte Sakura, als sie auch den Jungs die Teller voll packte. „Es ist nichts mehr da.“ „Shikamaru und ich könnten gehen“, schlug Ino vor. „Dann könnte ich gleich noch etwas Persönliches für mich besorgen. Oder Shika?“ „Hmm“, brummte der Angesprochene und nickte recht widerwillig. „Wenn’s sein muss.“ „Persönliches?“, fragte Sakura. „Du willst doch nicht etwa shoppen?“ „Nur ein bisschen“, grinste Ino. „Dann können wir trainieren“, schlug Tenten vor und sah zu Sakura, die auch nur widerwillig nickte. „Meinetwegen.“ „Ich werde auch trainieren“, sagte Neji. „Das Rumsitzen macht einen noch wahnsinnig.“ „Und du?“, schmunzelte Sakura und sah zu Sasuke. „Ich muss arbeiten“, schnaubte der Uchiha genervt. „Ich hab noch einiges für die Firma zu erledigen.“ Nach dem Essen verabschiedeten sich Ino und Shikamaru und fuhren mit dem Bus in die Stadt, derweil Sakura, Tenten und Neji sich warm anzogen und nach Draußen gingen. Die beiden Mädchen trainierten zusammen, währenddessen Neji Abstand nahm und für sich blieb. Trotzdem schaute er ab und an zu ihnen hinüber, doch versuchte er konzentriert an sich selbst zu arbeiten. „Deine Deckung, Sakura“, mahnte Tenten zum zigsten Mal. „Du darfst sie nicht ständig vernachlässigen!“ „Mach ich ja gar nicht“, schnaufte Sakura und hob die Arme, als die Braunhaarige erneut angriff. Tenten setzte Sakura stark zu, sprang dann rückwärts und wischte sich über die Stirn. „Zumindest ist nichts verloren“, grinste sie. „Dafür, dass wir heute erst zum zweiten Mal üben, ist es ehrlich nicht schlecht. Aber du gibst dir manchmal keine Mühe“, sagte sie strafend. „Du lässt dich regelrecht von mir verprügeln, Sakura. Woran liegt’s?“ „Stimmt doch gar nicht“, verteidigte sich das Mädchen. Sie zog eine Schnute und ließ sich auf einen Stein fallen. „Vielleicht nimmt sie dich nicht ernst“, bemerkte Neji, der zu ihnen herüber gekommen war und das Gespräch mitbekommen hat. „Und du machst nicht ernst genug, Tenten. Das bereitet sie nicht auf eine reale Begegnung vor!“ „Ich mach ernst genug, Neji“, gab Tenten verdrießlich zurück. „Zudem geht es in erster Linie um die Technik. Sie muss die Grundzüge verstehen, damit sie die richtig anwenden kann.“ „Niemand kann etwas lernen, wenn er es auf die sanfte Tour beigebracht bekommt. Findest du nicht auch… Sakura?“ „Ähm“, die Rosahaarige schnappte unsicher nach Luft. „Nicht unbedingt…“ „Wie hast du gelernt zu schießen?“ „Was?“ Sakura fuhr zusammen und sah Neji entgeistert an. „Haben sie es dir auf die sanfte Art beigebracht?“ Neji sah das Mädchen herausfordern an. „Wie werden Killer ausgebildet, hm?“ „Neji!“, empörte sich Tenten. „Fängst du schon wieder damit an? Ich dachte…“ „Ich frage nur, Tenten. Reine Neugierde. Also was ist? Als du das erste mal schießen solltest, was war dein Ziel?“ Sakura sah Neji noch immer an, als wäre er ein Geist. Einer der bösen Geister aus ihrer Vergangenheit, der die verdammten Erinnerungen hervor holte und sie ihr vor Augen führte. Ein Geist, der tief in ihrem innersten bohrte, und sie nach wie vor zu verurteilen schien. Zu Recht… „Ein Apfel“, sagte Sakura schließlich. „Pain empfand das als witzig.“ „Du solltest auf einen Apfel schießen?“ Tenten grinste. „Hast du ihn getroffen?“ „Nein“, sagte Sakura leise, und noch immer sah sie zu Neji. Er blickte zurück, und seine weißen Augen sahen sie durchdringend an. „Nein, das habe ich nicht. Es waren fünf Äpfel, und fünfmal schoss ich daneben.“ „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, lachte Tenten. „Üben, üben, üben! Jawohl. Wie lang hast du gebraucht, um besser schießen zu können?“ „Fünf Äpfel“, gab Sakura trocken zurück. „Danach habe ich nie wieder vorbeigeschossen.“ Ihre Stimme war noch immer leise, und auch ihr Blick zu Neji blieb. „Echt nicht?“ Sakura sagte nichts, doch Neji schüttelte den Kopf. „Fünf Äpfel, und nicht einmal getroffen.“ Seine Augen verengten sich. „Wie alt warst du?“ „Sieben“, sagte Sakura. „Na dann ist das doch vollkommen normal“, nickte Tenten. „Mit sieben hat man sowieso eine unruhige Hand, und wenn man vorher nie geschossen hat? Und außerdem braucht man auch eine gewisse Kraft für die Pistole, eine Kinderhand…“ „Fünf Äpfel“, unterbrach Neji sie und schien sich zu versteifen. „Und was fand Pain daran witzig?“ „Man kennt das doch aus dem Fernsehen“, belehrte Tenten. „Wenn man die Äpfel jemanden auf den Kopf…“ Sie stockte abrupt und ihre Augen weiteten sich. „Oh Gott“, stieß sie atemlos aus und sah Sakura fassungslos an. „Er hat den Apfel jemanden…“ Sakura nickte, doch war ihre Bewegung kaum mehr als ein schwaches Beugen des Kopfes. „Ja“, sagte sie rau und löste ihren Blick von Neji, der sie nicht minder entsetzt ansah. „So bringen es einem die Akatsuki bei.“ „Hast du ihn…“ Tenten schluckte. „Hast du ihn getroffen?“ Sie schüttelte sich unwillkürlich, als sie sich ein siebenjähriges Mädchen vorstellte, mit zittriger Hand und sich dessen bewusst, was passiert, wenn sie nicht trifft. Wie hatte ein Kind damit umgehen können? Das Mädchen, das aus dem Kind wurde? Und wie musste es für den Menschen sein, der den Apfel trug? Das kam Folter gleich! Einer grausamen, bestialischen Folter! „Du hast ihn erschossen, nicht wahr?“, sagte Neji hart. Im Gegensatz zu Tenten schien er Sakura nur als Mörderin zu sehen, nicht als siebenjähriges Kind, das dazu gezwungen wurde. „Nein“, sagte Sakura und erhob sich von dem Stein. „Ihn traf ich in der Schulter.“ Ihr Blick wurde finster. „Dem zweiten durchschoss ich die Kehle. Willst du auch wissen, was mit den anderen dreien passierte?“ Ihre Stimme war unerwartet zynisch und auch ihre Haltung wurde steifer. Sie ähnelte wieder mehr dem Killer, als dem Mädchen, dass sie war. Doch jedes Mal wenn Sakura sich bedroht fühlte – in diesem Moment ging die Bedrohung von Neji aus – schien sie zu ihrem Alten selbst zu werden, welches mit den grausamen Erinnerungen und Gefühlen besser umgehen konnte. Es war wie eine Art Schutz vor der Realität. Der Killer, der das Mädchen schützte „Oder möchtest du vielleicht wissen, wie alt sie waren?“ Sakuras Augen blickten Neji gefährlich an. „Was ist, wenn ich dir den Glauben nehme, es wären allesamt erwachsene Männer gewesen? Soll ich dir von einer Gruppe Siebenjähriger erzählen, Neji Hyuuga? Die bewusst dafür sorgen mussten, dass sich ihre Anzahl minimiert? Ich war damals nicht das einzige Kind bei den Akatsuki. Ich war nur die Erste, doch Pain hatte gefallen an mordenden Kindern. Er fand die Idee amüsant. Und willst du wissen, wie viele Kinder nach seiner Ausbildung noch übrig waren? Zwei, Neji! Aber nur der Stärkste überlebt, nicht wahr? Ich habe bei den Akatsuki nicht auf die sanfte Tour gelernt zu schießen, und ich habe auch nicht auf die sanfte Tour gelernt, überleben zu können. So wird man zu einem Killer ausgebildet.“ Sakura schloss erschöpft die Augen, als hätte sie diese Erinnerung angestrengt. „Und ich finde nicht, dass es die richtige Tour war. Die harte Tour… ist nicht immer die Richtige.“ Neji brauchte etwas, um sich aus seinen Gedanken zu lösen. „Hast du mal daran gedacht, wegzulaufen?“ Seine Worte waren voller Abscheu. „Oder Pain eine Kugel ins Herz zu jagen?“ „Natürlich“, grinste Sakura amüsiert, doch weiterhin wirkte es gefährlich. „Ich habe oft daran gedacht. Ich bin auch einmal weggerannt. Sie haben mir danach auf die härtere Art gezeigt, dass mein Verhalten inakzeptabel war. Und sie haben dafür gesorgt, dass ich einige Zeit lang nicht mehr ans Weglaufen denken brauchte, als sie mir die Beine brachen. Und Pains Herz…“ Sakura lachte bitter. „Ja, auch das habe ich versucht. Und ich habe festgestellt, dass er kein Herz hat. Aber er vertritt die harte Tour genauso wie du. Möchtest du wissen, was er mit einem Kind macht, das ihm in die Brust schießt?“ Sakuras Lachen erstarb. „Ich glaube kaum, nicht wahr? Wenn du ihn siehst, dann schieß in seine herzlose Brust, Neji Hyuuga. Und dann hoffe, dass du beide Beine zum Weglaufen hast. Oder hoffe wenigstens, dass er dich für nutzlos genug hält und tötet. Renn weg, oder stirb. Aber bete, dass du nicht überleben musst.“ Neji sah Sakura starr an und wusste nicht, was er erwidern sollte. Er spürte den Ekel, den die vielen Bilder in seinem Kopf heraufbeschworen. Er verdrängte seine abartigen Vorstellungen von mordenden Kindern, von Folter und Strafe. Er fühlte sich erschüttert, und er fühlte dennoch seinen eigenen Trotz. Was auch immer Sakura erlebt hatte, er durfte damit nicht entschuldigen, was sie später getan hatte. Ein Mörder war er Mörder. Er war der Täter, und nicht das Opfer. Er durfte Sakura trotz allem nicht als Opfer sehen. Sie mochte sich geändert haben, und sie mochte für ihn und Tenten eine Menge in Kauf nehmen, doch er durfte dennoch nicht entschuldigen, was sie alles getan hatte. „Na los“, sagte Sakura plötzlich. „Zeig mir deine Art zu kämpfen. Bring mir bei, in einer realen Situation zu bestehen.“ Sie stellte sich ihm gegenüber und sah ihn herausfordernd an. „Das muss jetzt nicht sein“, sagte Tenten, die kreidebleich im Gesicht war. „Wir sollten Schluss machen, wir haben genug…“ „Gut“, sagte Neji und ging schon in Position. „Ich werde dich angreifen, und du wirst versuchen, mich aufzuhalten. Halte dich nicht zurück, Sakura, denn ich werde es auch nicht tun.“ Sakura nickte. „Ich habe verstanden.“ Dann griff Neji an, und Sakura wusste genau, dass sie der erste Treffer schon ausknocken würde. Sie schaffte es ihn zwar auszuweichen, doch zögerte er zwischen den Schlägen nicht, wie es Tenten getan hatte. Neji griff unentwegt an, und Sakura hatte Mühe, seine Bewegungen überhaupt verfolgen zu können. Einmal versetzte er ihr einen ordentlichen Hieb in die Seite, doch Sakura konnte sich rasch abwenden, so dass sie nicht mit voller Kraft getroffen wurde. Sie sprang nach hinten und duckte sich unter einem weiteren Schlag hinweg. Mit schneller Drehung konnte sie seinem Fuß entkommen, doch die folgende Faust hatte sie nicht bemerkt. Sakura flog zu Boden, richtete ihren Oberkörper auf und hielt die Luft an. Sie hatte keine Kraft auszuweichen, sie hatte nicht einmal die Kraft es zu versuchen. Sie sah Neji kommen, als vergingen Sekunden. Kein Muskel schien ihr zu gehorchen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als den Schlag abzuwarten, denn sie wusste nicht einmal, warum sie nicht regieren konnte. Sie sah alles so genau, und dennoch rührte sich nicht eine Faser ihres Körpers, als würde ihr eigenes Ich gegen sie arbeiten. Als würde es denken, es verdient zu haben, diesen Schlag einzustecken. Und Neji dachte genauso, als er seine Kraft mobilisierte und auf Sakura zu schoss. Er hörte Tenten rufen, doch er ignorierte es. Er ignorierte auch den Schatten, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte. Und als dieser Schatten seinen Angriff stoppte, ihn heftig in den Magen schlug und nach hinten feuerte, da erkannte er seinen Fehler. Nur, dass es zu spät war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)