Blacklist II von Saya_Takahashi (The next event) ================================================================================ Kapitel 12: Des Teufels rechte Hand ----------------------------------- Tenten hatte aufgehört zu weinen, als Ino sie in die Küche brachte und sich schlaff neben sie fallen ließ. „Es ist alles unsere Schuld“, sagte die Brünette wehmütig. Ihre verweinten Augen blickten zu Ino, die jedoch nichts erwiderte. „Wären wir nicht aufgetaucht, dann wäre alles anders gekommen. Wir hätten euch nicht in Gefahr gebracht, und die ganze Scheiße wäre nicht ausgeartet. Nun sind selbst die Akatsuki ins Spiel gekommen, und …“ „Hör auf, das bringt nichts!“ Ino erhob sich abrupt und blickte zum Fenster hinaus. Es hatte wieder zu schneien begonnen. „Was hast du vor? Ino!“ Ino hatte sich ihre Jacke geschnappt, ihre Pistole geladen und war in den Flur gegangen. „Bleib hier!“, raunte sie Tenten an, deren Gesicht jegliche Farbe verloren hatte. „Kakashi hat gesagt, wir sollen hier bleiben“, versuchte sie Ino aufzuhalten. „Wenn sie sich melden, sag mir sofort Bescheid.“ Während Ino ihre Jacke schloss und in den immer dichter werden Schnee trat, blickte sie noch einmal hinüber zum Strand. Es war kaum noch etwas auszumachen, doch sie wusste, dass es dort war – das Meer, das ihrer besten Freundin so viel bedeutete. „Ino!“, rief Tenten erneut, doch prallten ihre Worte einfach ab. Ino ging, und sie blickte nicht ein einziges Mal zurück. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakura blieb für etliche Sekunden regungslos. Die Zeit verstrich weiter, doch sie rührte sich keinen Zentimeter. Zu ihren Füßen lag die Leiche des Zahnarztes. Sein Kittel war am Kragen blutgetränkt, seine Beine standen im unnatürlichen Winkel zueinander. Hinter ihm lag der bewusstlose Neji und ein weiterer junger Mann. Lee? Sakura atmete tief ein, doch außer dem Geruch einer Zahnarztpraxis konnte sie nicht riechen. Ihre Augen suchten nach jedem noch so winzigen Anhaltszeichen, nahmen jedoch nichts wahr. Die Zeit rann, doch Sakura rührte sich nicht. „Sakura!“ Sasukes Ruf riss sie aus ihrer Starre. Sie drehte sich jedoch nicht um, sondern blickte weiter ins Leere. „Was ist passiert?“ Sie reagierte nicht, doch ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und ihre Gedanken versuchten jeden Faden neu zu spinnen. „Was ist mit der Bombe? Neji!“ Kakashi trat hektisch über die Leiche und kniete sich zum Hyuuga. Er fühlte erst seinen, dann Lees Puls. „Sie leben. Beide. Sakura, was ist hier passiert?“ Flüchtig sah er zu Sasuke, der Sakura ebenso fassungslos anblickte. „Sakura, was ist mit der Bombe?“, fragte er ruhig, als hoffe er so, zu ihr vorzudringen. „Es gibt keine Bombe, oder?“ Shikamaru trat neben Sakura und blickte sich im Raum um, wie sie es zuvor getan hatte. „Hier läuft etwas falsch.“ „Ich verstehs nicht.“ Die leise Stimme Sakuras durchhalte den Raum wie ein Echo. „Neji und Lee leben, der Arzt wurde gefoltert … Ich versteh es nicht.“ Sasuke wechselte mit Kakashi einen irritierten Blick. „Bist du dir sicher, Shikamaru? Es ist keine Bombe hier?“ „Keine Bombe“, sagte Sakura an seiner statt. Langsam bewegte sie sich wieder und kniete sich zu dem ermordeten Zahnarzt. „Nur warum?“ „Es ist keine Falle?“ Kakashi traute sich kaum, erleichtert aufzuatmen, doch als er zu Sakura sah, erstarb sein leichtes Schmunzeln. „Was ist, Sakura?“ „Doch“, keuchte sie und fuhr sich erschrocken über den Mund. Sie sprang auf, sah zum Arzt und dann zu Shikamaru. Entsetzen lag in seinem Gesicht. Auch er hatte begriffen. „Die Falle galt nicht uns.“ Seine Stimme erbebte. „Nicht hier ...“ „Was?“ Bei Sasuke machte es Klick. „Das Haus!“ „Ino und Tenten sind dort!“ Shikamaru drehte auf dem Absatz um und rannte voraus. „Ich bringe Neji und Lee außer Gefahr.“ Kakashi ballte die Fäuste. „Geht ihr mir Shikamaru. Ich komme nach.“ Sasuke und Sakura nickten. Keine Minute später saßen sie wieder im Wagen und fuhren Richtung Meer. Der gestohlene BMW rauschte mit 250 kmh über die Landstraße. Sasuke saß am Steuer, neben ihm Sakura. Beide sagten kein Wort, genauso wie Shikamaru. Doch seine gelangweilte Haltung hatte sich in eine überaus gespannte verändert. „Ich hätte Ino nicht alleine lassen dürfen“, flüsterte er irgendwann. Sasuke blickte in den Rückspiegel und schüttelte den Kopf. „Keine Vorwürfe, Shikamaru. Das konnte niemand ahnen.“ „Ich hätte es ahnen müssen“, sagte Shikamaru monoton, ganz so, als habe er schon aufgegeben. „Sie geht nicht an ihr Telefon. Das würde sie nie tun.“ Sakura starrte aus dem Fenster. Das Herz schlug ihr heftig gegen die Brust. Die gefühlskalte Mörderin war in ihrem tiefsten Innern verschwunden, und zurückgeblieben war nur die sorgenvolle Freundin. Shikamaru hatte recht – Ino wäre immer ans Telefon gegangen. „Wie ist der Plan?“ Sasuke, der sonst den Ton angab, blickte fragend zu Sakura. Er wusste, wie es in ihr aussah, kannte sie mittlerweile ganz genau – wusste von den zwei Seiten, die in ihr waren. Der Kampf, der in Sakura tobte, belastete auch ihn, änderte aber nichts an seinen Gefühlen zu ihr. Doch manchmal fürchtete er, dass die sanfte, gutmütige Sakura nicht gewinnen würde. „Ich weiß nicht“, erwiderte Sakura nun. Ihre Stimme klang rau, als würde sie ihr gleich versagen. „Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht ... wieso.“ „Shikamaru? Hast du dir einem Reim gemacht? Ich will nicht unbedingt blind in die nächste Falle tappen.“ Shikamaru zuckte mit den Schultern. Die Gedanken an Ino vernebelten seinen scharfen Verstand. „In eurem Haus“, sagte er zögernd, als würde er alle Kraft brauchen, um sich zu konzentrieren. „Was ist in eurem Haus?“ „Du meinst, ihr Ziel sind nicht Ino und Tenten?“ Sasuke blickte starr auf die Straße, doch auch seine Gedanken kreisten immer wieder um diese Frage. Warum hatte man sie vom Haus weggelockt? „Es macht keinen Sinn“, überlegte Shikamaru. „Sie hatten Neji und Lee. Warum die Geiseln tauschen? Es sind nicht Ino und Tenten. Es muss euer Haus sein. Was ist in dem Haus?“ „Es ist ein normales Haus“, antwortete Sakura matt. „Dort ist nichts.“ Shikamaru schüttelte den Kopf „Das ergibt keinen Sinn.“ „Aber wir haben nichts, was ihnen von Bedeutung sein könnte. Sasuke?“ Sakura blinzelte, als Sasuke nicht gleich antwortete. „Nein“, sagte er schließlich. „Dort ist nichts.“ Shikamaru nahm es wortlos hin. Seine Augen schweiften zum Meer, das zu seiner rechten lag. Er versuchte in Gedanken, andere Lösungen zu finden. Auch Sakura blickte aus dem Fenster, doch bemerkte sie das Meer gar nicht mehr. Sie fragte sich nur, warum Sasuke eben gelogen hatte. Sie fragte sich, was er ihr verschwieg. Schlitternd kam der BMW zum Stehen. Sasuke war der erste, der ausstieg und nicht glauben konnte, was für ein Anblick sich ihm bot. „Gott, nein ...“ Sakura tauchte neben ihm auf, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. In ihnen spiegelte sich das Feuer, dessen lodernde Flammen ihr Haus niederbrannten. „Was haben die getan? Warum tun die das, Sasuke?“ Sasuke schüttelte lautlos seinen Kopf. „Ich weiß es nicht ... Sakura, warte!“ Sakura war losgelaufen, hielt aber inne. „Wir müssen Ino suchen, Sasuke! Wir dürfen keine Zeit vergeuden!“ Sasukes Blick wurde starr, als er sein brennendes Haus in den Flammen verschwinden sah. Der Pfad dorthin betrug noch ein paar hundert Meter, doch die Hitze spürte man selbst hier. „Sakura … wenn sie dort waren, dann ...“ Er wollte es nicht aussprechen, doch es gab keine andere Möglichkeit. Langsam näherte er sich seiner Freundin und nahm sie tröstend in die Arme. „Es tut mir leid, Sakura. Doch wir dürfen nicht näher, es wäre zu gefährlich.“ Sakura biss sich auf die Lippen, aber die Tränen liefen ihr ungehindert übers Gesicht. Grausame Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge, und qualvoll klammerte sie sich an Sasuke. „Nicht Ino!“, wimmerte sie. „Gott, nicht Ino!“ Plötzlich rauschte Shikamaru an ihnen vorbei. Sakura schreckte auf, wollte noch nach ihm greifen – doch er rannte weiter, ohne auch nur an die Gefahren zu denken. „Warte hier!“ Sasuke schnellte ihm nach, fing ihn ab und stürzte sich mit ihm in den Schnee. „Lass mich los!“, brüllte Shikamaru wutentbrannt. „Ich muss zu ihr, ich muss sie retten!“ Er schlug auf Sasuke ein, doch dessen Griff lockerte sich kein bisschen. Stattdessen drückte ihn der Uchiha erneut zu Boden und nagelte ihn fest. „Du kannst ihr nicht mehr helfen!“, rief er kalt zurück, die eigene Trauer unterdrückend. „Du würdest sterben!“ „Lass mich los!“ „Nein!“ Shikamaru hatte keine Chance gegen Sasuke. Er wehrte sich mit aller Kraft, doch war sie nichts im Vergleich zu der, die Sasuke besaß. „Ino!“, schrie Shikamaru nun und riss seinen Kopf nach oben. „Ino, hörst du mich?“ Seine Sicht war durch die Tränen bedeckt, und der starke Rauch nahm ihm jede Orientierung. Er wurde von Minute zu Minute dichter. „Wir müssen von hier verschwinden“, sagte Sasuke bitter. Er zog den erschlafften Shikamaru auf die Beine, ohne ihn aber loszulassen. „Wir können hier nicht bleiben.“ „Ich gehe nicht ohne Ino.“ Shikamarus Stimme verlor sich, und es waren kaum mehr als die Laute eines gebrochenen Mannes. „Bitte, Ino. Bitte komm doch ...“ „Es tut mir leid.“ Sasuke senkte den Blick und wandte sich von den erschreckenden Ausmaßen der Zerstörung ab. Sein eiserner Griff zog Shikamaru mit sich, doch ebenso graute es ihm davor, nun Sakura anzusehen. „Sakura?“ Sasuke und Shikamaru fanden den BMW verlassen vor. Im Bruchteil einer Sekunde überflogen Sasukes scharfe Augen die Gegend, suchten nach Spuren eines Angriffs oder nach Abdrücken, die ihm zeigten, wohin Sakura gegangen sein musste. „Sakura!“, rief er, lauter als zuvor. Der Schweiß lief ihm trotz eisigen Temperaturen über die Stirn und erneut sah er in alle Richtungen. Das durfte nicht wahr sein! Sasuke rief ein weiteres Mal, immer und immer wieder. Er rannte den Pfad zurück zum Haus entlang, soweit wie er es trotz dichtem Rauch schaffte. Er rannte in die andere Richtung, rannte zurück zum Wagen und Shikamaru. Er wählte ihre Nummer, noch einmal und noch einmal. Niemand meldete sich. „Verdammt!“, fluchte der junge Uchiha und schlug gegen die Tür des BMWs. Seine Miene verzog sich kein bisschen, obwohl der Wagen nun eine tiefe Delle hatte. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Immer wieder dreschte er gegen die Tür. „Sasuke ...“ Es war Shikamarus gebrochene Stimme, die ihn zurück ins Jetzt holte. Schlagartig sah Sasuke auf und erblickte noch im gleichen Moment die sich ihm nähernde Gestalt. Seine Augen weiteten sich, sein ganzer Körper wurde starr. Voller Hass sah er den Mann auf sich zukommen, der ein wissendes Lächeln im Gesicht trug. Sasuke spuckte den Namen, als sie sich gegenüberstanden. „Kisame ...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Shikamaru glaubte, es müssen Minuten vergangen sein, doch in Wahrheit waren es nur Sekunden. Er lehnte noch immer gegen den Wagen, zu kraftlos, um sich hochzuhieven. Er erkannte die schreckliche Gefahr, doch war er ihr nicht mehr gewachsen. Ino war tot, und nichts anderes interessierte ihn. Seine klugen Augen wanderten zum Feind, den er heute das erste Mal vor sich hatte. Die ausführende Hand Pains, die zuschlug, ohne je gesehen zu werden. Kisame war ein Hüne, und allein sein Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Doch dann blickte Shikamaru zu Sasuke, und unwillkürlich zuckte er zusammen. Noch nie in seiner gesamten Laufbahn als Agent hatte er so viel abgrundtiefen Hass gesehen. Obwohl Sasuke um einiges kleiner war und obwohl er sich keinen Zentimeter rührte, fürchtete sich Shikamaru in diesem Augenblick mehr vor Sasuke, als vor dem Feind. Er war unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, doch alles in ihm schrie danach, von hier fortzulaufen. „Was ist denn mit dem los?“, hörte er Kisame lachen. Shikamaru wusste, dass er ihn meinte, doch konnte er seinen Blick nicht von Sasuke nehmen. „Ist ja ne traurige Party, die ihr hier feiert. Was ist mit dem Rest von euch passiert?“ „Was willst du ...“, zischte Sasuke voller Abscheu. „Auf jeden Fall nicht mitfeiern. Da vergeht einem ja die Laune.“ Shikamaru bemühte sich, seine Augen von Sasuke zu lösen. Er musste wieder zu sich kommen, sagte er sich. Er durfte die Angst nicht siegen lassen. Auch nicht die Trauer. „Was suchst du hier?“ Sasuke hatte offensichtlich Mühe, Herr über seine Taten zu bleiben. Shikamaru spürte, wie Sasukes Wut regelrecht um sich schlug. Ein falsches Wort des Feindes, und er würde losspringen, ohne Sinn und Verstand. Kisame zeigte seine hervorstehenden Zähne und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Ihr macht ein so deprimiertes Gesicht. Mich zieht das an.“ Es vergingen einige Sekunden, ehe Sasuke wieder sprach. „Was willst du ...“, zischte er eisig. „Wo ist Sakura?“ Kisames Lächeln wurde breiter. „Was ich will und wo sie ist … das hängt vielleicht zusammen.“ Shikamaru bemerkte, dass Sasuke zusammenfuhr. Trotzdem begann sein scharfer Verstand wieder zu arbeiten, und er konzentrierte sich auf jeden Zug in Kisames Gesicht. „Hast du das Feuer gelegt?“, fragte er kühl kalkuliert. „Sicher nicht“, erwiderte Kisame leichterhand, ohne sich Shikamaru jedoch zuzuwenden. „Wo ist Sakura?“, knurrte Sasuke, für den nichts anderes mehr zählte. „Nicht mehr bei uns ...“ Sasukes Hände, längst zu Fäusten geballt, erzitterten unter dem Druck, sich kontrollieren zu wollen. „Was willst du damit sagen?“ „Genau das, was ich gesagt habe, Uchiha. Pain hat dieses Spiel satt. Ich habe Sakura getötet, und nun bin ich hier, um euch zu töten ...“ Dann zog er seine Waffe, zielte auf Sasuke und drückte ab. Hosted by Animexx e.V. 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